Deutschlandradio Kultur Länderreport Landgang Berlin - Moderator : Claus Stephan Rehfeld - Autor Jens Rosbach Beitrag 1 (2?33?) Klaus Pokatzky Beitrag 2 (2?46?) + 4 (2?30?) CS Rehfeld Beitrag 3 (2?31?) + 5 (2?58?) Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 31.08.2011 - 13.07 Uhr Länge 18.27 Minuten Spr. Gunter Schoß (Beitrag 5) LIZENZ MUSIK Haindling LC 00116 Vivaldi & vier Jahreszeiten BMG 8276 61219 2 daraus: Haindlings Frühlingsthema 2?48? Moderation (in vorproduzierter Sendung) -folgt Script Sendung- Script Sendung M 01 Haindling REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen Herzlich willkommen zum Landgang. Die Wahl fiel auf Berlin, wegen der Wahl und anderer Angebote. Als Reiseleiter vom Dienst begrüßt Sie Claus Stephan Rehfeld. REGIE Musik kurz & Frei & unter Moderator ausspielen Wahlen in Berlin. Das wird was werden! Also, ran an' Sarch und mitjeweent. Die Oppositionsparteien scharren mit den Samtpfötchen, kommen also nicht vom Fleck. In die Opposition hatten sie es auch nur geschafft, weil sonst keine Partei für die Opposition kandidierte. Der Regierende sitzt fest - weniger seefahrtstechnisch gemeint, da würde er aufgelaufen sein, sondern mehr reitsportmäßig: so ?fest im Sattel sitzen". Und die andere noch im Senat residierende Partei schaut sich schon mal nach neuer Besohlung um, es läuft nicht gut für sie. Wahlen in Berlin - na schönen Tach ooch! E 01 ?Das ist auf jeden Fall ? Mein Gott, da ? da glühen die Synapsen.? (3?) Damit haben heute irgendwie alle Beiträge zu tun. Landgang Berlin, da jehts lang. M 02 Haindling Z: 9? Politische Spitznamen ?Damals wars. Geschichten aus dem alten Berlin.? Lange ist es her ? das alte Berlin, die Sendereihe auch. Das war noch in einer Zeit, da hatte der Berliner für jeden Pflasterstein einen Spruch übrig. Und man kannte sich mit dem Spitznamen, der Familienname war irgendwie unwichtig, weil nichtssagend. Und für die Obrigkeit hatte der Berliner sowieso immer einen Spruch parat und einen Spitznamen bereit. Sind die da Oben heute wirklich so blaß, dass dem Berliner da die Spucke wegbleibt? Politische Spitznamen / Rosbach ? 2.33 E 01 (Stahl) Die Berliner haben es nicht so mit großer Heldenverehrung. AUT W-o-w-i. E 02 (Stahl) Und dementsprechend verkleinern sie insbesondere sehr mächtige Menschen, die sie mögen, um mit ihnen einfach auf Augenhöhe agieren zu können. AUT Und schon wird aus dem Regierenden Bürgermeister von Berlin ? Klaus Wowereit - ein knuffig-knuddeliger Typ. E 03 (Stahl) Das ist im Prinzip mein Kumpel Wowi. AUT Wowi ? als Spitzname für einen gesellig-charmanten SPD-Promi - ist ein Adelstitel der Berliner Schnauze. Weiß Johannes Stahl von der PR-Agentur Werk 21. Der Politikexperte erinnert daran, dass die Hauptstädter auch anders können. Das hat etwa der einstige CDU-Landeschef Ingo Schmitt zu spüren bekommen: ein blasser Mann mit kurzem Hals und fleischigem Gesicht. E 04 (Stahl) Ingo Schmitt ? das grinsende Eisbein, wie man so hört, das ist natürlich alles andere als freundlich AUT Ansonsten herrscht an Spree aber ein Spitznamen-Mangel. So können weder die grüne Spitzenkandidatin Renate Künast noch CDU-Konkurrent Frank Henkel einen Kose- oder Spottnamen vorweisen. Ganz zu schweigen vom Linkspartei-Frontmann, dem Wirtschaftssenator Harald Wolf. E 05 (Stahl) Würde ja wunderbare Ansatzpunkte bieten: Er und sein Bruder, beide wichtige Menschen in der Berliner Landespolitik: das Wolfsrudel. Oder Harald Wolf, auch genannt der Fuchs. Aber er ist einfach so ein kompetenter, vielleicht etwas farbloser Typ. Insofern will da einfach niemand einen Spitznamen vergeben. AUT Der Volksmund macht nicht einfach an der Bannmeile des Abgeordnetenhauses halt: Es ist wohl eher so, dass die Berliner Schnauze hier einfach nichts ?zu fressen? findet. In Parlamentskreisen gesteht man selbstkritisch ein, dass die meisten Landespolitiker zu profillos sind für einen eigenen ?Markennamen?. Dementsprechend bemüht wirken parlamentsinterne Spitznamen-Versuche, die etwa auf den Grünen Benedikt Lux gemünzt sind: Benelux. Oder auf die Liberale Mieke Senftleben: Mostrichtod. Oder auf die SPD-Finanzstaatssekretärin Iris Spranger: Blondi aus Marzahn. Viele Politiker würden sich ein Bein ausreißen für eine wirklich populäre Etikettierung. Selbst wenn sie nach Eisbein riecht. E 06 (Stahl) Selbst der schlimmste Spitzname bedeutet natürlich, dass man es geschafft hat, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu bekommen AUT Warum kreieren nicht wenigstens die Kandidaten im Wahlkampf witzige oder unverschämte Titulierungen, um dem politischen Gegner eins auszuwischen? Der Berliner PR-Profi Johannes Stahl sieht den Grund im Neidfaktor: Kein Landes-Politiker gönne seinem Konkurrenten einen prägnanten Spitznamen. -ENDE Beitrag 1 / Rosbach- M 02 Haindling Z: 9? Schlagzeilen, auf die wir warten Wahlkampf in Berlin. Die CDU kämpft nur im Westteil der Stadt mit Großplakaten gegen Fluglärm über der geeinten Stadt. Fluglärm ist Ostsache. Nun, auf dem Einheitswappen der Stadt ist ja auch heute noch ein Mauerwerk mit einem geschlossenen Tor verewigt. Die Spitzenkandidatin der Grünen sieht bei einem gemeinsamen Auftritt mit MP Kretschmann nur blaß aus. Die NPD kann sich nicht mehr erinnern wie Adolf mit Vornamen hieß und fragt in einer Broschüre danach. Fängt mit A an. War er ja auch. Und die FDP? Sie verspricht, sie sei ?effektiver als Weichspülen?. Toll! Schlagzeilen, auf die wir warten, Schlagzeilen, auf die wir warten / Pokatzky ? 2.46 AUT Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, hat Vorwürfe zurückgewiesen, nach denen er eine Freundin in Westdeutschland habe. Damit reagierte er auf Medienberichte, nach denen sein Schwulen-Outing im Juni 2001 ausschließlich wahlkampftaktischen Gründen entsprochen habe ? um die für einen Wahlsieg entscheidenden schwulen und lesbischen Wählerstimmen zu bekommen. Angeblich soll Wowereit seit mehr als 15 Jahren mit einer Ministerialdirigentin aus dem Bonner Verteidigungsministerium eine gemeinsame Wohnung in Meckenheim und eine inzwischen 13jährige Tochter haben. Wowereit bezeichnete die Berichte als frei erfunden und kündigte rechtliche Schritte an. G 01 (Publikum) ?Yeah? AUT Der CDU-Spitzenkandidat für die Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus Frank Henkel hat Meldungen dementiert, nach denen er im Falle eines Wahlsieges den früheren Vorsitzenden der schleswig-holsteinischen CDU, Christian von Boetticher, zum Familien- und Jugendsenator in Berlin ernennen wolle. G 02 (Publikum) seufzt erleichtert AUT Der Vatikan hat Berichte zurückgewiesen, nach denen die Berlin-Visite des Papstes aus wahlkampftaktischen Gründen erst in der Woche nach den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus stattfinde. Ursprünglich, so hieß es in mehreren Medienberichten, sei der Besuch des Papstes für die Woche vor dem 18. September geplant gewesen. Da seit Monaten Proteste gegen die "menschenfeindliche Geschlechter- und Sexualpolitik" des Papstes geplant werden ? inklusive eines öffentliches Kiss-In am Brandenburger Tor ? habe die Berliner CDU auf diplomatischen Kanälen den Vatikan dringend ersucht, seine Berlin-Reise erst nach den Wahlen zu gestalten. Ein Auftritt des Papstes an der Spree vor dem Wahltermin sei eine gefährliche Wahlkampfhilfe für rot-grün. G 03 (Publikum) schnappt überrascht nach Luft AUT Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat Vorwürfe zurückgewiesen, nach denen die Berliner FDP in ihrem Wahlkampf eindeutig auf Distanz zu ihm gehe. Hintergrund ist ein Flyer der Berliner FDP mit dem Motto: ?Wir nennen die Dinge beim Namen? ? und darüber steht groß: ?Effektiver als Weichspülen?. Vielmehr stamme der Spruch ?Effektiver als Weichspülen? von einem Berliner Prominentenfriseur, der zwar eine Spitzenkandidatur für die Liberalen bei den Wahlen zum Abgeordnetenhaus zurückgewiesen, sich aber dankenswerterweise bereit erklärt habe, die Partei bei der Erstellung ihres Wahlkampfmaterials zu unterstützen. Westerwelle erklärte wörtlich: ?Und die Sprache eines Friseurs verstehen die Leute eben?. -ENDE Beitrag 2/ Pokatzky- M 02 Haindling Z: 9? Politik und Wurst Pommes Frites sind bekanntlich eine Erfindung des Alten Fritz. Das sagt ja schon der Name: Pommes Fritz. Fritz seine Pommes - die übliche Beilage zu einer anderen Berliner Spezialität: der Currywurst. Dies leuchtet ein, geht es doch in Berlin häufig um die Wurst. Und da die Politik gelegentlich dem Volke nahe tut, sonst ist es ihr ja wurscht, signalisieren Politik-Darsteller gelegentlich und öffentlich ihre plötzliche und heftige Neigung auf eine mit oder ohne Darm. Politik und Wurst / Rehfeld ? 2.31 G 01 Biß in Bockwurst Spr. Das ist eine Bockwurst. G 02 Biß in Weiswurst Spr. Das ist eine Weiswurst. Wie die hierher kommt, wissen wir nicht. G 03 Schluckauf Spr. Die kommt also aus Bayern. G 04 Biß in Currywurst Spr. Das ist eine Currywurst. Die kommt aus Berlin. G 05 ?Hhm.? Spr. Und das ist ein Hans Wurst. G 06 Fotoapparat (3 x) Spr. Und das ist der Herr Suhr. Der war mal Regierender Bürgermeister und demonstriert gerade in West-Berlin Volksnähe. So wird das genannt, wenn sich ein Politiker als ?Wurst-Maxe verkleidet. Das hat er getan. G 01 Biß in Bockwurst Spr. Mit Bockwürsten, ist also lange her. Die essen heute nur noch die Touristen. Die glauben nämlich, dass die Wurst wie die Stadt ist ? knackig. Und der Berliner überall seinen Senf dazu gibt. Ja, und hinter dem Herrn Suhr ist auf dem Foto ein Schild zu sehen. Da steht drauf, wo die Toiletten stehen. Die braucht man nämlich, wenn die Wurst nicht aus Berlin isst. G 06 Fotoapparat (3 x) Spr. Das ist der Willy mit y, also der Brandt mit dt. Der verließ mal eben schnell das Rathaus und eilte zum Wurststand rüber. Das ist auch schon lange her, denn da parlamentierte man noch in Schöneberg. G 07 Fotoapparat (1 x) Spr. Auf den Bildern ist der Willy mit y und dt nicht mehr drauf, denn das ist später und alles sind Nachzügler. Die beißen gerne in die Wurst, wenn einer von der Presse dabei war und die vorher beim Zahnarzt waren. Manche bissen dann noch politisch ins Gras. G 07 Fotoapparat (1 x) Spr. Das ist der Eberhard, der war so einer. Der war damals mit der Wurst, G 04 Currywurst Spr. mit der Currywurst und dem Wähler ganz eng verbunden. Das war nämlich seine ?Lieblingsspeise?. Hat er selber gesagt. G 07 Fotoapparat (1 x) Spr. Das ist der Walter, G 07 dito Spr. das ist der Richard von, G 07 dito Spr. das ist der Roman, G 07 dito Spr. und das ist der Waltz. Aber der ist Friseur und drängelt sich immer ins Bild. Und dem Volk schaut er auch nicht aufs Maul ? so wie der Scheel und der Weizsäcker und der Herzog. G 04 Biß in Currywurst Spr. Das ist die Currywurst. G 07 Fotoapparat (1 x) Spr. Und das ist der Herr ?gut so?, also der Wowi. E 01 ?Wo?? Spr. Den hat noch keiner am Wurststand fotografiert. Nur beinahe! Das war, als Schröders Gerhard noch Chef von alles war und mit dem alten Bush im feinen Restaurant ?Tucher? an der Currywurst zehrte. Und weil der Bush den Wowi nicht auf dem Andenkenfoto haben wollte, wurde der Wowi aus dem Bild gedrängt. G 03 Fotoapparat (3 x) Spr. Und das hier haben wir noch nicht gesehen. Also ?unsere Angie? mit Darm oder ohne Darm. So heißen die nämlich hier ? die armen Würste. G 03 dito -ENDE Beitrag 3/ Rehfeld- M 02 Haindling Z: 9? Die Coiffeurisierung der Politik Am 02. Dezember 1997 war es, da schreckte die Politik in Berlin auf. Wegen einer Anzeige in einem berliner Blatt. Angeboten wurde da, Zitat, ?!Vogelschreck ? Restposten! 300 Stück für 270,- DM oder 50 Stück für 60,- DM.? Man sei doch nicht verkäuflich, erklärte die Politik, nein, und wenn die Politik schon nicht gut aussehe, dann gelte doch weiterhin: Weniger Inhalt, mehr Outfit. Und so kam es, dass Figaro in die Politik einzog. Wir warfen einen Blick in sein Tagebüchlein. Die Coiffeurisierung der Politik / Pokatzky ? 2.30 AUT 1. April: Die FDP hat mich angerufen. Sie will mich als ihren Spitzenkandidaten für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus. Ich bin damit in einer Zwickmühle. Natürlich bin ich für die FDP. Das ist die einzige Partei, die die Steuern abschaffen will ? und das ist auch das einzige, was sie will. Ich könnte mir ihr Programm also problemlos merken und käme da nicht durcheinander. Aber, das kann ich Angela doch nicht antun. Bevor Angela sich meinen Händen anvertraut hat, war sie die Frisur, die aus dem Osten kam. Jetzt hat sie einen Kopf. Und meine Frisur! Ich muss mir überlegen, wie ich die FDP unterstützen kann ? ohne für sie anzutreten. 3. Mai: Wir hatten heute das erste Treffen mit der Marketingagentur, die die Plakate und die Wahlkampf-Flyer für die FDP entwickelt. Die Herren haben unsägliche Frisuren. Ich kann mich nicht durchsetzen mit meinen Vorschlägen. Ich rate dringend, eine eingängige, bildhafte, lockere Sprache zu verwenden. So ein Moto wie ?Radikaler Trendschnitt? oder ?Spitzen nachschneiden? oder ?Klare Linien statt Fransenschnitt?. Die Herren mit den schlechten Frisuren bezeichnen das als typische Friseursprache. Es sind zwei Juristen, ein Medienwissenschaftler, zwei Politikwissenschaftler und ein Sozialwissenschaftler. 20. Juni: Klaus-Rüdiger Landowsky war da und hat sich eine neue Frisur machen lassen. Ich habe ihm einen radikalen Trendschnitt verpasst. Er war seit Jahren nicht da. Seitdem er wegen der Bankenaffäre und der damit verbundenen Gerichtsverfahren zurücktreten musste. Jetzt ist er ja frei gesprochen worden. Ich glaube, er will politisch wieder mitmischen. Deshalb braucht er die neue Frisur. 2. August: Eberhard Diepgen war da. Seit ewigen Jahren das erste Mal. Er will die gleiche Frisur haben wie Landowsky. Ist so eine Mischung aus Angie- und Volker-Schnitt. Volker aus Hessen, der Bouffier, der Ministerpräsident. Der Koch-Nachfolger. Als er das wurde, sprach ich gleich mit seiner Frau, die dann mit ihm, er dann mit mir: Ja, der Mittelscheitel muß weg. Es gibt keinen Mittelweg und keine politische Mitte. Meinen radikalen ?Trendschnitt? wollte er nicht. 17. August: Diepgen und Landowsky sind auf der Straße verwechselt worden. Angela hat jeden Tag einen anderen Haarzustand. Und ich raufe mir meine letzten Haare wegen des Zustandes der FDP in Berlin. -ENDE Beitrag 4/ Pokatzky- M 02 Haindling Z: 9? Kleine Wappenkunde. Berlin Der Berliner Bär. Es dauerte, bis er sich einen und dann seinen Platz erkämpft hatte. Mal war er dem einen Lager zu magersüchtig, mal dem anderen Lager zu aggressiv. Mal lief er auf allen Vieren, mal stand es mannhaft. Mal steckte Bär die Zunge raus, mal halt auch nicht. Die Kleine Wappenkunde. Berlin. Wappenkunde BE / Rehfeld ? 2?58? M 01 Musik REGIE Musik kurz hoch & unter Sprecher SPR Wir schreiben das Jahr 1253. Der rote Adler, das Zeichen der askanischen, also brandenburgischen Markgrafen ziert das älteste erhaltene Stadtsiegel von Berlin. ?SIGILLVM DE BERLIN BURGENSIUM? vermerkt die Umschrift ? ?Siegel der Bürger von Berlin?. Und anno 1280 prangt der Bär auf dem Gildebrief-Siegel der Berliner Kürschner: ?SIGILLVM BURGENSIUM DE BERLIN SUM? ? ?Das Siegel der Bürger von Berlin bin ich?. Zwei Bären flankieren den askanischen Adler, die Tatze erhoben - als Zeichen der Eigenständigkeit. REGIE Musik kurz hoch & unter Sprecher SPR 50 Jahre später, auf einem Geheimsiegel der Stadt Berlin, geht der berliner Bär an einem Band des brandenburgischen Adlers. Und um 1450 schließlich läuft der Bär mit einem Halsband herum, der Adler krallt sich in sein Fell. Halsband, Halsring oder Halskette, ein Adler oder zwei, ein Bär oder zwei - erst nach 1800 nimmt der Bär auf einem Siegel des Magistrats einen dominanten Platz ein. Aber den Halsring kann er noch nicht ablegen. ?Gängelband? nennt es der Berliner Mitte des 19. Jahrhunderts. REGIE Musik kurz hoch & unter Sprecher SPR Am 1. Oktober 1875 befreit der Magistrat den Bären vom ?Zeichen der Knechtschaft?, dem Halsband, dafür bekommt er den schwarzen preußischen und den roten brandenburgischen Adler zur Seite gestellt. Berlin ist Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches geworden. Im Großen Wappen von 1883 steht der Berliner Bär mit roter Zunge. Doch befreit vom Adler wird er erst durch die Novemberrevolution 1918. Die Monarchie hat ausgedient, der Bär ist seitdem das einzige Wappentier der Stadt Berlin. REGIE Musik kurz hoch & unter Sprecher SPR Im ersten Verfassungsentwurf des von der Sowjetischen Militäradministration eingesetzten Magistrats heißt es: ?Berlin führt Wappen, Siegel und Flagge mit dem Bären. Die Einzelheiten werden in einer Verordnung bestimmt.? Doch den Einzelheiten der Verordnung kommt die Teilung der Stadt zuvor. REGIE Musik kurz hoch & unter Sprecher langsam weg SPR Als die Stadt wieder vereinigt ist, übernimmt Berlin das Wappen in der am 13. Mai 1954 vom westberliner Senat beschlossenen Form: In silbernem (weißen) Schilde schreitet aufrecht ein schwarzer Bär mit roter Zunge und roten Krallen. Auf dem Schild eine goldene, fünfblättrige Laubkrone, die Volkskrone. Deren Stirnreif zeigt ? auch heute noch - ein Mauerwerk mit einem geschlossenen Tor in der Mitte. -ENDE Beitrag 5 / Rehfeld- M 01 Haindling Das war der Landgang. Kurz vor Wahl zum Abgeordnetenhaus machten wir in Berlin Station. Ran an' Sarch und mitjeweent haben autorenmäßig Klaus Pokatzky, Jens Rosbach und Claus Stephan Rehfeld, der sich auch als Reisebegleiter durch die Sendung moderierte. Den nächsten Landgang können Sie für den 30. September buchen. Ein Landgang extra ist im Angebot und macht uns landauf, landab mit irgendwie sehr eigenartigen Ortsnamen bekannt. Schön? Tacho ooch. REGIE Musik hoch & ausspielen -ENDE SENDUNG- 13