Deutschlandradio Kultur Länderreport 21.12.10 Wo Majestix herrscht - Vier Vereine haben in Niederhelden das Sagen - Autor Michael Frantzen Red. Claus Stephan Sdg. 21.12.2010 - 13.07 Uhr Länge 18.43 Minuten HINWEIS ZUR VERWENDETEN MUSIK IM ANHANG DES SCRIPTS Moderation (siehe Ablaufplan) -folgt Script Sendung Script Sendung M 01 ErkMu REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen MOD Da, wo Majestix herrscht. Vier Vereine haben in Niederhelden das Sagen. Am Mikrofon begrüßt Sie Claus Stephan Rehfeld. REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen MOD Im sauerländischen Niederhelden ist die Sache klar. „Wir fackeln halt nicht lange“, sagt Herr Jürgens, der im Dorf nur „Majestix“ genannt wird. Er ist Tischler, Ortsvorsitzender der CDU, im Aufsichtsrat der örtlichen Volksbank und mischt natürlich kräftig mit im wichtigsten Verein – in der „Dorfgemeinschaft Niederhelden“. Zusammen mit 13 Mitdörflern gründete Majestix 1971 den „Feierabendclub“. Dann gibt es da noch den „Kapellenverein Niederhelden“ und den Verein „Kümmerfrauen“. Ja, ohne die Vereine läuft wenig im Ort, privat und auch geschäftlich, von wegen Aufträge und so. Michael Frantzen suchte die Nähe von Majestix und anderen Würdenträgern im sauerländischen 300 Seelen Dorf. Hier nun sein Protokoll der Dienstreise in den Ort, in dem „Majestix“ herrscht und wo vier Vereine das Sagen haben.. LR Wo Majestix herrscht / Frantzen – 18’43“ A 01 (Laufgeräusche auf Kiez) Regie Kurz frei stehen lassen und dann unter O-Ton blenden E 01 (Goebel-Pflug) „Halt! Stop!“ AUT Oh! Schuldigung! E 02 (M. Jürgens) „Was möchten sie? Wo möchten sie hin?“ AUT Gute Frage. Soll hier irgendwo ein „Golddorf“ geben. E 03 (Struck) „Ja! Jetzt Bundesgolddorf Niederhelden. Im schönen Repetal. Im Süd-Sauerland.“ AUT Na, geht doch. E 04 (S. Behlke) „Niederhelden hat einen sehr guten Ruf. Muss man schon sagen.“ E 05 (J. Jürgens) „Sehr solide. Grundsolide. Stocksolide. Ich würde sagen: Machen se sich ihr eigenes Bild!“ AUT Tun wir. M 01 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Es geht uns gut, so soll es bleiben. Ein ganzes Leben lang. Bei uns im Ort geht einfach alles. Dann singen wir immer zusammen:“ Regie Frei stehen lassen und nach Textende Lied unter O-Ton blenden E 06 (J. Jürgens) „Wir sind kein Dax-orientiertes Unternehmen, was sich in irgendwelchen Seminaren zu Kompromissbehafteten Ergebnissen quält. Wenn jemand eine Idee hat: Dann wird angerufen, man fährt hin, man teilt sich mit, man setzt es um.“ AUT In Niederhelden. Dem Musterdorf. 310 Menschen leben hier, 58 sind über 65, 68 unter 18. Er hier liegt irgendwo dazwischen: E07 (J. Jürgens) „Ich bin der Johannes Jürgens.“ AUT Jürgens ist „Majestix“. So zumindest nennen ihn manche im Ort. E 08 (J. Jürgens) „Ja, was mache ich in diesem Ort? Ich sage schon mal schelmischerweise: Erster Knecht des Ortes. Man nennt mich hier Ortssprecher.“ AUT Ist aber noch lange nicht alles. E 09 (J. Jürgens) „Was soll ich ihnen sagen? Man ist politisch tätig. Und hat das eine oder andere Ehrenamt.“ AUT Man. E 10 (J. Jürgens) „Ich bin Vorsitzender der CDU Attendorn. Seit einigen Jahren. Bin seit zehn Jahren Vorsitzender der CDU in Helden. Im Rat der Stadt Attendorn. Es gibt das Ehrenamt des Aufsichtsratsvorsitzenden der hiesigen Volksbank. Aber damit hör ich jetzt einfach mal auf. Das is ja schon einiges, näh?“ AUT Kann man wohl sagen. M 02 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Und hast du einmal schlechte Laune, gehst du raus vor deine Tür. Dort findest du all deine Freunde.“ Regie Frei stehen lassen und hart an Autor AUT Vorzugsweise in den Vereinen. Davon gibt es eine Menge im Ort. E 11 (J. Jürgens) „In diesem Ort sind natürlich alles wichtige Vereine.“ AUT Klar. E 12 (Struck) „Der größte Verein is der Kapellenverein. Weil: Die Kirche hier im Ort – die gehört uns letzendlich.“ E 13 (Kapellenvereinsmitglieder) „(Behlke) „Komm hin! (C. Behlke) Setz dich mit dabei! (Besting) Ich? (lacht) (Lachen von allen) (C. Behlke) Je mehr Leute, desto besser. (S. Behlke) Du redest doch sonst auch immer. (Lachen) AUT Erst mal redet nur einer hier: E 14 (S. Behlke) „Ich bin Stephan Behlke, ich bin erster Vorsitzender im Kapellenverein. In dem Kapellenverein is eigentlich jede Familie hier im Dorf. Jede Familie zahlt einen Jahresbeitrag von 25 Euro. Dadurch wird die Kapelle unterhalten. Das ist freiwillig. Es wird keiner gezwungen mitzumachen. Aber: Die Niederheldener fühlen sich verpflichtet, eigentlich in dem Verein mitzumachen.“ AUT 1371 wurde die Kapelle das erste Mal urkundlich erwähnt. Seitdem steht sie mitten im Dorf. Und trotzt allen Unbillen. M 03 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „So war es. So ist es. So wird es immer sein.“ Regie Frei stehen lassen und nach Textende Lied unter O-Ton blenden E 15 (C. Behlke) Ja, was soll man dazu sagen? (Goebel-Pflug) (Klopfen) (Goebel-Pflug) „Oh! Tschuldigung! (C. Behlke) „Nein! Komm rein! (Besting) Das is noch eine, die gehört zum Kapellenverein. (Goebel-Pflug) Ja. Guten Tag! Marion Goebel-Pflug. (S. Behlke) Und du bist Schriftführerin... (Goebel-Pflug) Und? (S. Behlke) Schriftführerin! (Goebel-Pflug) Ach so. Jaja. Schriftführerin. Und was möchten sie sonst noch wissen? (lacht) Ich könnte jede Menge erzählen. (lacht) AUT Kann sie tatsächlich. Über die „Kümmerfrauen“ beispielsweise. Noch so ein Verein. Da mischt Marion Goebel-Pflug auch mit. Ist quasi auf ihrem Mist gewachsen. Das mit dem Kümmern. Genau genommen hat sich die Hausfrau erst einmal zusammen mit ein paar Freundinnen um ihren Mann gekümmert. E 16 (Goebel-Pflug) „Dann klappt das schon, woll?!“ AUT Fünfzig wurde der Gemahl vor ein paar Jahren. Und wollte partout nicht feiern. Eine Mischung aus verspäteter Midlifecrisis und den Folgen des Orkans Kyril, der in seinem Nutzwald Tabula Rasa gemacht hatte. Riesen-Verluste seien das gewesen, erinnert sich seine Frau. Drückt schon mal aufs Gemüt. Aber deswegen gleich die Geburtstagsfeier sausen lassen?! Da hatte Herr Goebel die Rechnung ohne Frau Goebel gemacht. Frau Goebel-Pflug. Still und heimlich organisierte die hinter seinem Rücken eine Überraschungsparty. Haben sie es richtig krachen lassen. Die „Kümmerfrauen“. E 17 (Goebel-Pflug) „Da haben wa gesacht: Das könnten wa eigentlich öfters machen. Wir haben dann ein paar ganz lustige Statuten aufgestellt: Paragraph Eins: Wir kümmern uns um uns (Lachen) (Besting) Ja! (lacht) (Goebel-Pflug) Das hat sich dann nen bisschen geändert, das sich nen bisschen ausgeweitet. (lacht) (Besting) Ja! (C. Behlke) Ja! (Goebel-Pflug) Ja! (Alle lachen) AUT Haben jetzt einiges am Hals. Die Kümmerfrauen. Das traditionelle Kapellenfrühstück beispielsweise. Oder. Gerade im November: Die „Sketch-Wanderung“. Da sind sie durchs Dorf gezogen, erzählt Kümmerfrau Christina Besting, um an verschiedenen „Haltestellen“ Sketche aufzuführen. Eine reine Frauen-Angelegenheit. So etwas weckt Begehrlichkeiten. E 18 (Besting) „Mein Mann, der sachte gestern schon: Können wir dann abends kommen? Näh! Datt willst du gar nich. (lacht) Ich sach: Diss Gegackere...datt willste dir gar nicht antun.“ (lacht) M 04 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „So vieles fand hier seinen Anfang und ist auch heute nicht vorbei: Ob Schützenfest, Wein- oder Dorffest, im Karneval ist jeder mit dabei.“ Regie Frei stehen lassen und hart an O-Ton E 19 (Besting) „Diese Gemeinschaft – wenn man auf nem Fest is, diese Gemeinschaft von ganz Niederhelden – das ist schon so ne geballte Ladung irgendwo.“ AUT In Niederhelden reden sie Klartext. Franz Müntefering, das SPD- Urgestein, stammt nicht weit von hier. Kurze Sätze, klare Ansage – da ist „Majestix“ nicht weit. E 20 (J. Jürgens) „Dieser Ort hat ein großartiges Gemeinschaftsgefüge. Lebt das auch. Fühlt viel Verantwortung füreinander. In diesem Ort und an diesem Ort hat man viel Freude. Und irgendwann – das ist einfach ne ganz logische Konsequenz – irgendwann sind sie förderlich für diesen Lebensraum, den sie mögen, tätig.“ M 05 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Vielen von damals wurden Freunde. Genau wie wir heute hier. Wer hier war, der vergisst eines nie mehr.“ Regie Frei stehen lassen und hart an O-Ton E 21 (J. Jürgens) „Der ausschlaggebende Punkt ist sicherlich der Zusammenschluss einer Gemeinschaft, die sich mal nannte „Fierobendclub“ - Feierabendclub. Die haben sich irgendwann einmal just zu dem Moment, wo sich die Erwerbsstruktur in diesem Ort nennenswert änderte, zusammengefunden. Und haben einfach die Weichen neu gestellt.“ AUT 1971 war das, als es mit der Landwirtschaft langsam bergab ging. E 22 (J. Jürgens) „ Und wenn man der Wahrheit das Wort redet, dann muss man sicherlich auch sagen: Der Zusammenschluss dieses Clubs hatte den Hintergrund, dass der auf gut Deutsch gesagt eigentlich erst mal aufgeräumt hat. Der hat viel an optischer Verbesserung in diesem Ort geschaffen.“ AUT Früher, erzählen sie im Dorf, gab es noch Höfe, die vor sich hin gammelten. Und Misthaufen auf der Straße. Die sind verschwunden. Heute ist alles wie geleckt hier. Der Fuß- und Radweg entlang der Repe; das Heiligenhäuschen auf dem Weg in die Nachbargemeinde Helden; die weißen Häuser mit dem schwarzen Fachwerk – pikobello. E 23 (J. Jürgens) „Und es hat noch mal einen Schub gegeben: Irgendwann hat dieser Dorfwettbewerb ne Umwidmung erfahren: Von „Unser Dorf soll schöner werden“ hin zu „Unser Dorf hat Zukunft“. Das ist natürlich eine ganz reizvolle Angelegenheit, an der Zukunft zu arbeiten.“ AUT An der Zukunft „arbeiten“ - bei dem Stichwort kommt „Majestix“ richtig in Fahrt. E 24 (J. Jürgens) „Wir müssen dem Kennedy-Gedanken wieder näher kommen. Dann beginn ich immer leidenschaftlich zu werden. Sie wissen: Er hat gesagt: Fragt nicht den Staat, was er für dich tun kann. Frag dich, was du für den Staat tun kannst? Man erwartet ja immer von dem Dritten, von der anonymen Größe, von der Stadt, etwas. Aber vielleicht denkt man zu wenig darüber nach: Wer soll es erledigen? Wer soll es bezahlen?“ AUT Ist er ganz auf einer Wellenlänge mit dem anderen bekannten Sauerländer: Friedrich Merz, dem CDU-Zampano, der zwar fähig war, eine Steuererklärung auf einem Bierdeckel abzugeben, aber nicht, sich gegen Angela Merkel durchzusetzen. Weniger Staat, mehr Eigenverantwortung – in Niederhelden wird das Merz’sche neoliberale Credo mit Leben gefüllt. E 25 (J. Jürgens) „So geht es auch mit den Brücken über unseren Bach. Unsere jungen Leute haben fünf Brücken über diesen Bach gebaut. Da zählt natürlich immer das Gemeinschaftserlebnis dazu. Wenn sie son kleines Richtfest feiern: Brücke 2 und 3 und 4 mal fertig is, das sind natürlich auch immer Dinge, die mit einem sogenannten Gemütlichen enden. Wir warten nicht darauf, bis uns irgendjemand diese Brücke bezahlt. Dann bauen wir die selber. Geht es an wichtige Dinge: Straßenbau, Radwegebau, Flächenfreigabe für selbige Aktivitäten – dann gibt es Informationen. Dann kommen wir zusammen. Dann finden wir ne Lösung. Dann sind wir beteiligt. Dann sind wir dementsprechend engagiert.“ M 06 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Hey. Was geht? Einfach nur geil, hier zu sein. Hey, was geht? Und im Falle eines Falles, steht der eine für den anderen ein.“ Regie Kurz frei stehen lassen und dann unter O-Ton blenden E 26 (Struck) „Es hat sich schon sehr vieles geändert. (Bagger rollt im Hintergrund an) Da wir uns als Dorfgemeinschaft auch in viele Dinge einmischen. Und jetzt wird gerade...jetzt kommt gerade der Bagger. Die Straße is ja hier gemacht worden. Wir haben seit 14 Monaten Vollsperrung hier im Ort.“ AUT Musste er sich auch erst ein Mal an den Gedanken gewöhnen; dass direkt vor einer Haustür mächtig viel Staub aufgewirbelt wurde – Stefan Struck. E 27 (Struck) „Wir befinden uns hier in der Repetalstraße 245; in einem Hotel: Im Landhotel Struck.“ AUT Das Hotel ist eines von zwei Viersterne-Häusern im Ort. Die Gäste kommen aus dem nahen Ruhrgebiet, dem Rheinland oder Frankfurt am Main. Geschäftsleute, die vorzugsweise in schwarzen Audi- Limousinen und grauen Nadelstreifenanzügen auftauchen, um an Schulungen oder Konferenzen teilzunehmen. Oder Wochenendgäste, die im Schwimmbad ihre Runden ziehen und in der Sauna vor sich hin schwitzen. Neuerdings steigen auch Leute aus der Bionade-Fraktion hier ab. Strucks Hotel, das in vierter Generation in Familienbesitz ist, wurde unlängst zum ersten klimaneutralen Hotel Nordrheinwestfalens gekürt. Das Wasser stammt aus dem Dorfbrunnen, die Energie aus den vier hauseigenen Blockheißkraftwerken, das Essen möglichst aus der Region. Tradition und Moderne – für Stefan Struck gehört das zusammen. E 28 (S. Struck) „Ich bin eigentlich da in den ganzen Vereinen Mitglied. Der Kapellenverein bindet sicherlich auch sehr stark die Dorfgemeinschaft. Durch Veranstaltungen, die stattfinden. Und es ist oft so, wenn wir unsere Kapellenvereinstreffen haben, is das quasi ne Dorfversammlung, weil wir einfach noch andere Themen mit besprechen. Weil wir einfach zusammen sind. Da kommt halt auch vielleicht nen bisschen der Westfale durch. Diese direkte, konkrete Art, so eine verbindliche Art – das is sicherlich typisch für unseren Sauerländer Menschenschlag. „ M 07 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Nun steht jetzt auf und erhebt die Gläser. Wir wollen nun fröhlich sein. Wir trinken auf die Freundschaft und stimmen alle ein.“ Regie Frei stehen lassen und dann hart an O-Ton E 31 (S. Behlke) „Auch feiern tun wir zusammen. Eigentlich alles. Da is auch son Schulten-Georg dabei. Da is so ne Klens-Ulla dabei. Da sind diese Kümmerfrauen, von den Kümmerfrauen, mehrere dabei. Ich bin da son bisschen mit an arbeiten.“ E 30 (Goebel-Pflug) „Da sind ja (pfeift) Männlein und Weiblein bunt gemischt, näh. (lacht)“ E 31 (Struck) „Amore. Amore.“ E 32 (J. Jürgens) „Ich spreche nicht wie der Blinde von der Farbe: Wo wir die Goldmedaille gefeiert haben: Das hätte ich ihnen mal gegönnt! Das ist eigentlich ein Ereignis der besonderen Art. Wir haben mit, na...rund 200 Personen aus diesem Ort dieses Erlebnis gefeiert. Aber wie gefeiert! Morgens um fünf Uhr waren noch 40 Leute da. Die letzten sind um 7.15 Uhr gegangen.“ M 08 CD: Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „So war es, so ist es, so wird es immer sein.“ Regie Frei stehen lassen und dann unter O-Ton blenden E 33 (Besting) „Und?! Anderen Verein? Haben wir noch nen Verein?“ E 34 (Struck) „Dann haben wir unsere Wasserbeschaffungsvereine oder Verbände, die sich um das Wasser kümmern.“ AUT Hoch über der Fachwerkidylle liegt er: Der Wasserspeicher, ein unscheinbarer, grauer Klotz. Herman-Josef Goebel , ein knorriger Mann mit festem Händedruck, das kann sich noch gut daran erinnern, wie sie aus allen Wolken fielen, als sie herausfanden, dass der alte, mit Wasser vollgelaufene Schwefelstollen gutes Trinkwasser enthielt. Haben sie nicht lange gefackelt – und flugs eine Wasserleitung in Betrieb genommen. E 35 (Goebel) „Wir sind hier 14 Mitglieder. Und haben dann darauf geachtet, dass wir regelmäßig investiert und modernisiert haben: Das Leitungsnetz; die Quellfassung; wir haben eine Tiefenbohrung gemacht. Wir haben zu 14 Leuten vor zwei Jahren 300.000 Euro investiert. Die Finanzierung ist gesund. Wir haben zum Beispiel ein automatisches Alarmierungsystem. Wenn irgendetwas nicht funktioniert, da kriegen drei Leute ne SMS. Wissen sofort, was Bescheid is. Irgendeiner kümmert sich. Und wenn irgendetwas zu regeln is: Die Leute sind einfach da. Das ist also schon Ausdruck einer starken Gemeinschaft.“ E 36 (J. Jürgens) „Das ist eine aktive, förderliche Gemeinschaft. Dieser Gedanke, den Raiffeisen da rein gebracht hat: Das Geld des Dorfes dem Dorfe – das ist ein kluger Gedanke.“ AUT Besonders, wenn es sich für einen auszahlt. „Majestix“ kann da nicht klagen. A 02 (Schreinerei) (Jürgens) „Jetzt gehen wir mal eben in die Werkstatt. Damit se was sehen.“ (lacht), (Tür auf) (Bretter werden gesägt) Regie Frei stehen lassen und dann unter nächsten O-Ton blenden AUT Zehn Angestellte beschäftigt Johannes Jürgens in seiner Schreinerei. E 37 (J. Jürgens) „Wir leben in diesem Ort eindeutig nach diesem Gedanken: Das Geld des Ortes dem Dorfe. Wir haben sicherlich 90 Prozent unserer Aufträge im Duz-Bereich.“ E 38 (Struck) „Also, wenn se sich umsehen – dann gibt es also nicht viele Bereiche, außer eben diesem alten Teil, was der Herr Jürgens nicht erstellt hat im Haus. Also wir sind auch immer da, ja...für die kurzen Wege. Das sehen wir immer sehr positiv. Und auch die kurze Kommunikation. Und versuchen schon alle möglichen Produkte, die wir hier haben können, bis eben zur Einrichtung oder in Handwerksarbeiten hier aus der Region und, wenn möglich, aus dem Ort zu beziehen.“ E 39 (J. Jürgens) „Ganz ungewöhnlich! Wir fahren wenig Kilometer. Wenn wir dreißig Kilometer abgreifen, haben wir hundert Prozent abgegriffen.“ M 09 CD, Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „So war es, so ist es, so wird es immer sein.“ Regie Frei stehen lassen und dann unter O-Ton blenden E 40 (S. Behlke) „Der Herr Jürgens is eine Führungsperson – das muss man einfach sagen. Er hat gute Kontakte zur Stadt Attendorn, weil er auch im Stadtrat is. Das is eine Person, die Führungsqualitäten hat.“ E 41 (J. Jürgens) (lacht) „Was soll man zu so etwas sagen? Wenn die das so sehen, dann nehm ich das mal ganz gerne hin.“ (M. Jürgens) „Es ist schon wichtig, dass jemand da ist, der das so nen bisschen zusammenfasst. Du sagst ja auch immer: „Der die Kappe auf hat.“ Der einfach sagt: So! Wir machen jetzt!“ AUT Findet die Frau von „Majestix“. E 42 (M. Jürgens) „Ich heiße Margarete Jürgens und werde aber von allen immer Marga gerufen.“ AUT Mögen sich Alt-Emanzen wie Alice Schwarzer und junge Karrierefrauen wie Familienministerin Kristina Schröder auch noch so sehr über das Einmal-Eins des Feminismus streiten – in Niederhelden sind die Rollen klar verteilt. E 43 (M. Jürgens) „Ich hab son bisschen mehr im Hintergrund gearbeitet. Ich bin sowieso eher die Frau so für die zweite Reihe. Hab dann auch meinen Mann und alle unterstützt. Wir haben uns vor dem Wettbewerb jeden Abend bei uns getroffen – bis nach Mitternacht. Und haben Konzepte erarbeitet. Und jeder hat so seine Rolle bekommen. Und meine Aufgabe war es, dieses dann auch zu sagen und auch niederzuschreiben.“ AUT Ist ihr ganz gut gelungen. Ohne „die Marga“, sagen sie im Dorf, hätte das mit dem Wettbewerb nur halb so gut geklappt. Dabei ist die „Frau aus der zweiten Reihe“ noch nicht mal eine von hier. Geboren und aufgewachsen ist sie in Elspe. Das liegt zwar auch im Sauerland, ist aber eine ganze Spur größer als Niederhelden. War anfangs nicht immer einfach, sich in der 300-Seelengemeinde einzuleben. E 44 „Mich natürlich auch in diese kleine Gemeinschaft einzufügen. Das kommt ihnen am Anfang nen bisschen eng vor. Man kennt sich. Man redet sich mit „Du“ an. Ist dann, wenn man von anderswo hierhin kommt...man muss sich erst dran gewöhnen.“ E 45 (Goebel) „Neuzugänge sind uns willkommen. Wir haben einige sehr gute Beispiele, die hier hinkommen. Bis hin zu ein... stockt)... einem Italiener, der hier gebaut hat. Und hat ein Fotobuch herausgegeben: „Mein Dorf Niederhelden.“ AUT Sachen gibt’s – in Niederhelden. M 10 CD, Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Vor vielen hundert Jahren kamen Menschen hier ins Tal. Sie bauten Häuser, Höfe, Straßen. Es wurden mehr Jahr für Jahr.“ Regie Kurz frei stehen lassen und hart an O-Ton E 46 (Goebel) „Wir haben wieder Baugelände. Sodass Leute, die hier bauen wollen, bauen können. Dass also die Niederheldener hier bleiben können.“ AUT So wie die Tochter von Hermann-Josef Goebel, dem Mann vom Wasserbeschaffungsverband. E 47 (Goebel) „Baut hier zurzeit nen Haus. Mein Schwiegersohn is aus Helden. Sie wohnen seit sechs Jahren in Olpe. Haben lange gesucht, wo man dann bauen konnte. In Helden war Baugelände, aber sie wollten bewusst nach Niederhelden. Haben’s dann dank Einsatz der Politik geschafft, hier dann Baugelände zu bekommen.“ AUT Man kennt sich – in Niederhelden. E 48 (M. Jürgens) „Hier ist: Jedes zweite Haus, da, wo sich das so ergab, da leben Jung und Alt zusammen. Und beide profitieren davon. Nich mehr so, wie es früher war; dass es ein Haushalt is. Aber schon, dass die Generationen sich gegenseitig unterstützen. Wir haben im Dorf vielleicht ein, zwei Personen, die im Altenheim sind. Mehr nicht!“ E 49 (Goebel-Pflug) „Meine Mutter, die wohnt auch noch bei uns.“ AUT Die von Marion Goebel-Pflug. E 50 (Goebel-Pflug) „ Also, so gesehen sind wir von der Familie, von der engen Familie, leben wir so zusammen. Es ist ja von vor hinein erst Mal nen bisschen praktisch orientiert. Es is natürlich auch nich einfach, mit mehreren Generationen in einem Haushalt! Da ergeben sich schon oft Reibungspunkte. Schon mal verfluch ich es auch. (lacht) Muss ich ehrlich sagen. Dann schimpfe ich. Aber: Alles in allem: Wenn meine Mutter jetzt woanders leben würde, dann machte ich mir Sorgen.“ M 11 CD, Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Hey, was geht? Bei uns geht einfach alles, einfach nur geil hier zu sein. Regie Kurz frei stehen lassen und dann unter O-Ton blenden AUT Verdammt heile Welt – dieses Niederhelden. Ende Januar werden sich „Majestix“ und sein Stamm auf den Weg in den tiefen Osten machen, nach Berlin, um auf der Grünen Woche aus den Händen von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner die Goldmedaille in Empfang zu nehmen. E 51 (J. Jürgens) „So sieht’s im Moment aus.“ AUT So. Und nicht anders. E 52 (S. Behlke) „Dass die Dorfgemeinschaft zusammenhält – auch in Zukunft noch - ich bin da fest von überzeugt:“ M 12 CD, Band Wir aus dem Repetal, Track 4: „Hey, was geht?“ „Hey, was geht? Einfach nur geil hier zu sein. Und im Falle eines Falles, steht der eine für den anderen ein. (Instrumentalende) Regie Frei stehen lassen und langsam ausblenden -Ende Beitrag- MOD Da, wo Majestix herrscht. Im sauerländischen Niederhelden, das zu den Gewinnern des bundesweiten Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ gehört, war Michael Frantzen unterwegs. Morgen dann im Länderreport gibt es die Sendung zum Riechen. Sie kommt aus dem niedersächsischen Holzminden, wo die Parfümeure offenbar ihr Handwerk verstehen. Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Claus Stephan Rehfeld. -ENDE Sendung- HINWEIS ZUR VERWENDETEN MUSIK: 1. CD: „Hey, was geht?“, Tr. 4: „Hey, was geht?“ K.+ T.: Thomas Ostermann, Int: Band „Wir aus dem Repertal“: Thomas Orde, Thomas Ostermann, Stefan Struck (Gesang), Dirk Steinberg (Sax.), Markus Wienstroer (Git.), Bernd Klüser, Thomas Frevel, Thomas Ostermann (Keyboards); Label: Fux, keine LC, Best. bzw. EAN-Nr. vrohanden, Synchronisiert, gemischt und gemastert von Bernd Klüser im Fux-Tonstudio Attendorn www.fuxmusic.de Ges.-Länge des Tr.: 4’ 09“ verw. Spielzeit: 3’ 00“ Laut Inf. vom Autor ist die CD eine Eigenproduktion der Dorfband „Wir aus dem Repertal“ und es gibt Genehmigung der Band, ihre Musik kostenfrei zu verwenden.