COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur, Länderreport, 28.12.2010 WahlAusblick 2011 - Das Jahr der Landtagswahlen - Autor Michael Brandt Beitrag 1 2'27" Susanne Arlt Beitrag 2 2'24" Ludger Fittkau Beitrag 3 2'38" Christina Selzer Beitrag 4 2'33" Peter Marx Beitrag 5 2'48" Günter Helmich Beitrag 6 2'33" Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 28.12.2010 - 13.07 Uhr Länge 20.57 Minuten Moderation M 01 ErkMu REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen MOD Ausblick 2011. Kein Blick in die Glaskugel, sondern auf das Jahr der Landtagswahlen. Am Mikrofon begrüßt Sie Claus Stephan Rehfeld. REGIE Musik kurz frei & unter Moderator weg MOD Dem Herbst der Entscheidungen folgen die Jahre der Wirkungen und 2011 das Jahr der Landtagswahlen, also der Abstimmung des Souveräns. Schon im Februar beginnt Hamburg - vorzeitig - mit dem Wahlreigen. Gleich in drei Bundesländern - in Sachsen-Anhalt, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz - wird im März über landes- und bundespolitische Konstellationen sowie Entwicklungen abgestimmt. Bremen, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern stehen dann als nächste Wahlkandidaten im Wahlterminkalender 2011. Die Bürger, die Politik und die Aussichten. Der Länderreport erkundet den Stand der Dinge. REGIE Effekt MOD Die vorgezogene Neuwahl Februar 2011 in Hamburg war heute früh um 6.17 Uhr schon ein Thema, fahren wir also mit der wohl wichtigsten Landtagswahl in den nächsten 12 Monaten fort, mit Baden-Württemberg. Am 27. März soll sie stattfinden, aber der Wahlkampf im Musterländle tobt schon eine ganze Weile, fand mit Stuttgart 21 seinen überraschenden Auftakt. Und schon sehr früh erklärte die Bundeskanzlerin unmißverständlich, diese Landtagswahl sei von großer bundes- und parteipolitischer Bedeutung und sie werde massiv vor Ort mitwirken. Michael Brandt berichtet. Beitrag BW AUT Auch wenn es in Baden-Württemberg bei Lichte betrachtet wichtigere Themen gibt als die Frage, ob der Stuttgarter Bahnhof über oder unter der Erde liegen muss, so ändert das nichts daran, dass Stuttgart 21 das wichtigste Wahlkampfthema sein wird. Wir brauchen und wir wollen den Bahnhof, sagt auf der einen Seite Ministerpräsident Stefan Mappus E 01 (Mappus) Wenn man etwas 15 Jahre lang geplant hat, wenn man 400 Millionen Euro nur für Planung bereits ausgegeben hat, wenn man schon 100 Millionen verbaut hat, dann kann es doch nicht wahr sein, dass in dem Moment, wenn 60.000 Menschen auf der Straße protestieren, das ganze wegekippt wird. Ich möchte nicht in einem Staat leben müssen, in dem ein gegebenes Wort, ein geschlossener Vertrag über Nacht keinen Wert mehr haben. In solch einem Land möchte ich nicht leben. (Applaus) AUT Die Kreisbereisung des Ministerpräsidenten ist zwar noch kein Wahlkampf, aber sie gibt doch bereits einen Vorgeschmack darauf. Die Regierungspartei zeigt auf, was sie geleistet hat; der Ministerpräsident wird nicht müde zu betonen, dass Baden-Württemberg eines der bestaufgestellten und wirtschaftsstärksten Bundesländer ist. Und wenn das so bleiben soll, habe der Wähler nur eine Chance. So ist es kein Zufall, dass die Grünen, die - nach den aktuellen Umfragen - die wichtigste Oppositionspartei sind und nach dem 27. März den ersten grünen Ministerpräsidenten stellen könnten, sich genau auf dieses Thema stürzen. Die Wirtschaft in Baden-Württemberg sei rückwärts gewandt, so Grünen-Parteichefin Silke Krebs, dem Land gehe es nur deshalb gut, weil viele Autos nach China verkauft würden, aber auch das sei irgendwann zuende. E 02 (Krebs) Lasst uns zeigen, was Baden-Württemberg zum Klimaschutz beitragen kann, wie Wirtschaft ohne Ressourcenverschwendung brummt und was eine solidarische und starke und eigenwillige Bürgergesellschaft möglich macht. AUT Was Stuttgart 21 angeht, so ist der Kurs der Opposition nach der Schlichtung klar. Sie wollen eine Volksbefragung und deren Ergebnis soll dann verbindlich sein. Das Besondere an der Situation in Baden-Württemberg ist bei all dem die Gesamtkonstellation drei Monate vor der Landtagswahl. Als Gegner werden fast ausschließlich CDU und Grüne wahrgenommen. Die SPD hingegen hat Mühe, ihre Positionen deutlich zu machen, zumal sie sich in der wichtigen Frage Stuttgart 21 lange neben die Landesregierung gestellt hatte. Und die FDP ist in den vergangenen Monaten schlicht unsichtbar. -ENDE BW- MODERATION Am 20. März steht die Wahl des Landtages in Sachsen-Anhalt an, im Land der Nichtwähler. Bei der letzten Wahl zum Landesparlament nutzten nur 44 Prozent der Wahlberechtigten ihr Bestimmungsrecht, gingen zur Wahl. In keinem anderen Bundesland war bislang die Wahlbeteiligung derart niedrig. Und so wird wohl auch diesmal jene Partei die Nase vorne haben, welche die meisten Wähler mobilisieren kann. Zurzeit liefern sich CDU und Linkspartei noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bei der Herbstumfrage lagen beide Parteien bei 30 Prozent, also wird eine von beiden stärkste Oppositionskraft werden. Susanne Arlt zur Gemengelage. Beitrag ST E 01 (Haseloff, CDU-Spitzenkandidat) Wir als CDU stehen dafür, dass wir die Arbeitslosigkeit weiter deutlich senken, verbunden mit einer guten Lohnentwicklung. E 02 (Budde, SPD-Landesvorsitzende) Für die SPD gibt es zwei große Themen. Das eine Thema ist gute Arbeit, verbunden mit richtig guten Löhnen. AUT Was auf den ersten Blick ganz ähnlich klingt, muss nicht immer das Gleiche bedeuten. E 03 (Wolpert, FDP-Spitzenkandidat) Wir von der FDP stehen für eine intelligente Wirtschaftspolitik, die den Menschen in Arbeitsplätze bringt, die ihren Mann und ihre Frau ernähren. E 04 (Gallert, Spitzenkandidat Die Linke) Wir von der Linkspartei stehen für Arbeitsplätze, von denen man in Würde leben kann und in denen die Arbeit würdevoll gestaltet wird. AUT Während SPD und Die Linke in Sachsen-Anhalt für den flächendeckenden Mindestlohn plädieren, wollen CDU und FDP nur branchenabhängige. Auch in Bildungsfragen sind sich SPD und Linke einig, favorisieren an den Schulen das längere gemeinsame Lernen, was CDU und FDP kategorisch ablehnen. Obwohl sich CDU und SPD bei den wichtigsten Wahlkampfthemen nicht einig sind, sprechen sich beide Parteien trotzdem für die Fortsetzung der großen Koalition aus. Die vergangenen fünf Jahre hätten sich bewährt, heißt es unisono - sehr zum Ärger der Linkspartei. Die kann sich nämlich eine Koalition mit der SPD gut vorstellen. Die Sozialdemokraten aber wiederum können sich ein Bündnis mit der Linkspartei nur dann vorstellen, wenn die SPD auch den Ministerpräsidenten stellt. Bei Umfragewerten um die 20 Prozent ist dieses Modell eher unwahrscheinlich. Vermutlich wird das schwarz-rote Bündnis auch im kommenden Jahr fortgeführt. Unter der Führung von Ministerpräsident Wolfgang Böhmer hat es sich auch bewährt. Die Arbeitslosenquote in Sachsen-Anhalt ist so niedrig wie nie zuvor. Das ostdeutsche Bundesland gilt als eines der wirtschaftlich dynamischsten Länder. Echte Flops gab es unter schwarz-rot nicht. Allerdings tritt Wolfgang Böhmer nicht noch einmal an. Stattdessen schickt die CDU den jetzigen Wirtschaftsminister Reiner Haseloff ins Rennen. Der Wittenberger ist längst nicht so bekannt wie Böhmer und muss in große Fußstapfen treten. Bleibt also die Frage der Wählermobilisierung. Bündnis90/Die Grünen schaffen es nach neun Jahren außerparlamentarischer Opposition vermutlich wieder in den Landtag. Auch die Prognosen für die rechtsextreme NPD stehen nicht schlecht. Sollten wirklich sechs Parteien in den Magdeburger Landtag einziehen, müssten sich CDU und SPD nach einem dritten Partner umschauen. -ENDE ST- MODERATION Zwischen Baden-Württemberg und Sachsen-Anhalt liegt Rheinland-Pfalz, geographisch gesehen. Politisch scheint die Lage in Mainz zwar recht klar zu sein, aber dennoch ist noch nicht alles schon gelaufen. Auch die SPD wird einen intensiven Wahlkampf führen müssen, die CDU sowieso. Die Christdemokraten scheiterten in den vergangenen Jahren immer wieder an Kurt Beck. Außerdem hat die CDU noch eine Finanzaffäre am Hals, die Kreise zieht. Ein Untersuchungsausschuß ist installiert, die Staatsanwaltschaft ermittelt. Den Wahlkampf berührt das nicht, noch nicht, gewählt wird am 27. März. Ludger Fittkau zu Stimmen, Stimmungen und Aussichten in Rheinland-Pfalz. BEITRAG RP E 01 (Merkel) Liebe Julia Klöckner, wir werden gemeinsam diesen Wahlkampf gestalten, denn Rheinland-Pfalz ist ein gutes Stück Deutschland und Rheinland- Pfalz wird unter Wert regiert. AUT Meint die Bundeskanzlerin und gibt gleich noch die Richtung vor für die rheinland- pfälzische CDU. Diese wirkt momentan geschlossener als in den Jahren zuvor, die Spitzenkandidatin Julia Klöckner hat es geschafft, dass die tiefen Gräben, in die sich verschiedene verfeindete Parteizirkel in jahrelanger Arbeit eingegraben hatten, zur Zeit etwas zugeschüttet sind. E 02 (Merkel) Ich komme jetzt immer so gerne hier her, weil hier son schöner Frieden ist, es ist wunderbar. AUT In den letzten Umfragen liegen Union und SPD Kopf an Kopf. Verpflichtende Sprachtests für alle Kinder mit vier Jahren, eine sparsamere Finanzpolitik und die Kritik des Nürburgring-Skandals, bei dem der regierende Ministerpräsident Kurt Beck und seine SPD-Ministerriege rund 300 Millionen Steuergelder in der rauen Eifellandschaft verbaut haben - das sind die Themen, mit denen die Spitzenkandidatin Julia Klöckner punkten will. Zum Zwecke der Zuspitzung hat sie Rheinland-Pfalz kurzerhand in "Rheinland-Filz" umgetauft. E 03 (Beck) Wenn der Wurm drin ist, ist er halt drin. AUT Kurt Beck meint den nicht funktionierenden Freizeitpark am Nürburgring, in den seine Regierung 300 Millionen Euro versenkt hat. Dieser Skandal belastet Beck nach wie vor. Doch ansonsten ist der seit 16 Jahren regierende Sozialdemokrat wieder gut in Form. Kurt Beck hat seinen frustrierenden Ausflug in die Berliner Bundespolitik endgültig verarbeitet. Mit offenen Armen geht er auf Gewerkschaften und Betriebsräte zu. Und er versucht mit Bildungspolitik zu punkten: Gebührenfreiheit für Kitas, mehr Gesamtschulen, Abschaffung der Hauptschule und Freiheit von Studiengebühren - das sind die Bildungspfunde, mit denen die Sozialdemokraten wuchern wollen. Sein erklärter Lieblingskoalitionspartner, die FDP, droht Kurt Beck allerdings von der Fahne zu gehen. In Umfragen dümpelt sie bei 5 Prozent. Das reicht zurzeit nicht für Rot-Gelb. E 04 (Beck) Wenn der Wurm drin ist, ist er halt drin. AUT Also Rot-Grün? Die rheinland-pfälzischen Grünen können momentan vor Kraft nicht laufen. 16 Prozent sagen die Umfragen. Gigantisch für eine Partei, die momentan noch nicht einmal im Parlament sitzt. Dennoch: Man wolle sich von der großen Umarmung durch Kurt Beck nicht zu Tode drücken lassen, heißt es. Die Grünen kritisieren deshalb munter die SPD- Großprojekte. Den Linken trauen die Demoskopen auch rund 5 Prozent zu. Eigentlich erstaunlich für eine Partei, die sich bis vor wenigen Wochen intern geschlagen hat wie die Kesselflicker. Fazit: Vieles spricht für Rot-Grün, manches für Schwarz-Grün. Linke und FDP könnten mit ein bisschen Glück und einem engagierten Wahlkampfendspurt die Zahl der Oppositionsparteien im Landtag von zwei auf vier erhöhen. Damit hielte das Fünf-Parteiensystem auch in Rheinland-Pfalz Einzug. -ENDE RP- MODERATION Wahlen in Bremen am 22. Mai - sind die denn überhaupt notwendig? Könnte das verschuldete Bundesland das Wahlkampfgeld nicht einfach für andere Sachen ausgeben? Die Hausmacht jedenfalls scheint von der SPD besetzt, also in fester Hand. Eine CDU gibt es in Bremen zwar auch, aber mehr kann sie offenbar nicht hermachen. Aber für die Zusammensetzung des Bundesrates ist auch diese Wahl an der Weser wichtig. Christina Selzer aus Bremen. BEITRAG HB AUT Fünf Monate vor der Bürgerschaftswahl ist die rot-grüne Landesregierung siegessicher. Das Kuriose: Obwohl Bremen völlig überschuldet ist und dem kleinen Bundesland schon die Sozialausgaben über den Kopf wachsen, hat sie allen Grund dazu. In großer Ruhe und nahezu ohne Kontroversen haben die Koalitionspartner ihre Listen zur Wahl am 22. Mai aufgestellt. Sogar mit 100 Prozent Zustimmung wurde Bürgermeister Jens Böhrnsen vom Landesparteitag der SPD wieder zum Spitzenkandidaten nominiert. Die SPD tritt unter anderem mit ihrem ureigenen Thema an: der Überwindung der sozialen Ungleichheit. E 01 (Böhrnsen) Denn es ist unsere Aufgabe, diese soziale Spaltung zu überwinden. AUT Ähnlich einmütig geht es bei den Grünen zu. Mit 97 Prozent der Stimmen wurde die amtierende Finanzsenatorin Karoline Linnert zur Spitzenkandidatin gewählt: E 02 (Linnert) Darüber freue ich mich sehr, das ist ein super Vertrauensbeweis und ein Ansporn, in der nächsten Legislaturperiode noch mal einen Zacken zuzulegen. AUT Rot-grün funktioniert prima und wird weiterregieren - so schallt die selbstbewusste Botschaft aus dem Rathaus. Obwohl die Probleme des Landes wahrlich groß genug sind: Wechselstimmung gibt es nicht - vor allem, weil die Opposition ein jämmerliches Bild abgibt und sich systematisch selbst zerlegt. Zum Beispiel die CDU: Wochenlange Querelen inklusive wechselseitiger Denunziationen, die bis zu Beschimpfungen wie "politische Nutte" gingen, begleiteten die Listenaufstellung der christlichen Partei. Sogar eine CDU- Abgeordnete der Bürgerschaft trat aus und lief direkt zur SPD-Fraktion über. Die freut sich in diesen Tagen, denn sie bekam auch von den Grünen und der Linkspartei Zuwachs. Noch schlechter geht es der FDP. Überraschend trat Uwe Woltemath, der Vorsitzende der 5-köpfigen Fraktion aus der Partei aus. Die Fraktion hat dadurch den Fraktions-Status in der Bürgerschaft eingebüßt. E 03 (Wolthemat) Ich mache das jetzt nicht aus Spaß und Tollerei. Wir brauchen eine bürgerliche Opposition, die ganz breit aufgestellt ist. AUT Stattdessen will er mit einer bürgerlichen Liste antreten, die sich im Januar gründen soll. Damit machen dann zwei bürgerliche Listen sowohl der FDP als auch der Union Konkurrenz. Zwar werden ihnen wenig Chancen eingeräumt ins Parlament einzuziehen, auf jeden Fall aber könnten sie die zerstrittene Opposition in Bremen zusätzlich schwächen. Noch nie war die Alternative zur Landesregierung so schwach und so gespalten wie aktuell. Die Regierenden freut es. Sie müssen bloß abwarten und nichts tun. -ENDE HB- MODERATION Mecklenburg-Vorpommern. Wer die Tageszeitungen im Land regelmäßig verfolgt, der weiß, jedes Jahr tauchen diese Themen auf: Tourismus, Schiffbau und Fischerei, Windenergie, HighTech und Landstrich der Gesundung. In diesem Jahr wird mit der Wahlkampf-Berichterstattung ein weiters Thema dazu kommen. Landtagswahl, voraussichtlich am 04. September. Dort, wo die Kanzlerin ihren Wahlkreis hat, sitzt die SPD der Landesregierung vor. Sicher ist der Dreikampf zwischen SPD, Linke und CDU. Peter Marx faßt zusammen. BEITRAG MV AUT Helmut Holter, Fraktionschef der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, strotzt vor Selbstbewusstsein. Zehn Monate vor den nächsten Landtagswahlen gibt er sich nicht mehr bescheiden, sondern nennt so oft es geht sein politisches Ziel bei den nächsten Landtagswahlen. E 01 (Holter) Ministerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern. Das ist mein Ziel, das will ich werden. AUT Sein Ziel ist realistisch. Im Dreikampf zwischen Linke, SPD und CDU ist Holter mit seiner Partei derzeit dabei, verlorenen Boden gutzumachen. Der notwendige Koalitionspartner, so die Planer in der Linken-Parteizentrale, findet sich dann "relativ schnell", wobei die SPD allen am liebsten wäre, nur nicht dem Spitzenkandidaten, der lieber mit einer Partei koalieren würde, die nicht die gleichen Themen besetzt wie die Linken. Doch weder die anvisierte CDU, noch die Parteibasis der Linken sind für derartige Konstellationen zu begeistern. E 02 (Holter) Meine liebste Koalition wäre eine Koalition der Vernunft, aber die Parteien sind noch nicht ganz so vernünftig. Und deshalb ist mein Lieblingspartner die SPD. (Lachen) AUT Eine breite Brust hat derzeit noch SPD-Spitzenkandidat Erwin Sellerring, der sich erst gar nicht vorstellen will, dass seine Partei auf dem zweiten oder möglicherweise dritten Platz nach der Wahlnacht landet. Und schon gar nicht sieht er die SPD als Juniorpartner der Linken; von solchen Plänen hat sich der Ministerpräsident des Landes bereits frühzeitig distanziert. Höchstens umgekehrt, aber nicht unter einem Ministerpräsidenten Holter. So fasst Mathias Brodkorb, stellvertretender SPD-Fraktionschef, die Stimmung bei den Sozialdemokraten zusammen. E 03 (Brodkorb) Dann bleibe ich bei meiner Position. Ich habe da kein Interesse daran und auch keine Lust, mich an Spekulationen zu beteiligen, die sich mit den individuellen Karrierebiografien von Helmut Holter beschäftigen. AUT 30 Prozent! Damit wurde die SPD bei den letzten Wahlen stärkste Partei. Und 30 Prozent erreichen will auch die CDU, die bereits die Kandidaten für alle Wahlkreise zusammen hat, sonst überhaupt nicht auffällt. Parteivorsitzender und Spitzenkandidat Lorenz Caffier, einer der munteren Minister im Kabinett der großen Koalition, leidet heute unter dem jahrelangen Kuschelkurs seiner Partei. Das Ergebnis: Die CDU ist in der öffentlichen Wahrnehmung fast verschwunden und die Parteiziele sind nicht einmal den Mitgliedern wirklich bekannt. E 04 (Gajek) Bündinis90/Die Grünen haben jetzt das Stimmungshoch im Bund. Wir haben Bodenhaftung. Und dann bin ich gewiss, dass wir 5 plus X haben werden. AUT Sehr kleine Brötchen backt Grünen-Chefin Silke Gajek. Sie wäre schon mit dem Minimalziel - das Überspringen der 5 Prozenthürde - zufrieden, denn bislang scheiterte daran die Partei bei jeder Wahl seit 1990. Das soll sich diesmal ändern. Bleiben noch zwei kleine Oppositionsparteien, die noch im Landtag sind: Die Liberalen und die NPD. Letztere wird es vermutlich wieder ins Parlament schaffen, während die Liberalen kaum noch Chancen haben, den Erfolg der letzten Wahlen mit 9,6 Prozent zu wiederholen. -ENDE MV- MODERATION Bleibt noch Berlin in dieser Sendung, bleibt noch der 18. September 2011. In der Bundeshauptstadt mit den sehr verschiedenen Hälften zeichnen sich derzeit wenig Wahlüberraschungen ab. Die Nummer 1 sagt selbstbewußt dieser Tage, sie bleibe die Nummer 1 und das sei gut so. Die Herausforderin ist eine Herausforderin. Und die CDU hat sich vom letzten Wahlgang und diversen innerparteilichen Auseinandersetzungen offenbar immer noch nicht erholt. Und der Wahlkampf läuft schon. Günter Hellmich faßt zusammen BEITRAG BE AUT Ein Wahlkampf, der schon im letzten Frühjahr begonnen hat, als die Hauptstadtmedien aus dem Umfragehoch der Grünen und ihrem Überdruß an Wowereit die Konsequenz zogen, dann könnte die Grüne Partei im Herbst 2011 ja auch stärkste Partei und Renate Künast Regierende Bürgermeisterin werden. Bis Anfang November wurde die Spannung gehalten, wenn nicht überstrapaziert. Dann gipfelte die Inszenierung dieser Kandidatur in einer Art Krönungsmesse im Museum für Kommunikation, wo zeitgleich eine Ausstellung über Gerüchte stattfand. E 01 (Künast) In den letzten Monaten ist mir ja irgendwie immer die gleiche Frage gestellt worden (Beifall) und ich will sie heute beantworten: Ich bin bereit, ich kandidiere für das Amt der Regierenden Bürgermeisterin von Berlin (Jubel) "Eine Stadt für alle!" E 02 (Wowereit) Wir könnten uns darüber freuen, wenn Renate Künast die Bundesebene verlässt und sagt: Ja, sie will hier in Berlin ihre Kraft einsetzen, damit die Grünen eine vernünftige Politik machen, liebe Genossinnen und Genossen. Darüber kann man sich freuen, das ist keine Gefahr für uns, das ist eine Bereicherung, weil diese Grünen in Berlin brauchen Verstärkung. (Beifall) AUT Was Wowereit im Juni auf einem Landesparteitag beschwor, ist jetzt in gewisser Weise eingetroffen. Seitdem Renate Künast ihre neue Rolle zelebriert und von Medientermin zu Medientermin eilt, ist ihr Umfragestern im Sinken begriffen. Bei der Sonntagsfrage liegen SPD und Grüne mit 27% wieder gleichauf, bei der Kadidatenfrage steht es 50 zu 31% für Wowereit. Keine Gefahr ist Künast für die SPD - das stimmt derzeit schon - und eine Bereicherung. Aber weniger für die Grünen als für die SPD. weil sie als ernstzunehmende Konkurrentin Wowereit sichtlich aus der Bürgermeisterroutine gerissen hat und außerdem vermutlich dafür sorgt, dass er sein Wählerpotential ausschöpft. Nach dem Scheitern von Schwarz-Grün in Hamburg kann Renate Künast auch kaum noch darauf hoffen, in Berlin mit der CDU das erste grün-schwarze Regierungsprojekt anzuschieben, wenn es für grün-rot nicht reicht. CDU und Linkspartei sind, wenn es bei der Paarung Künast gegen Wowereit bleibt, in diesem Wahlkampf eher Randgestalten, die drauf achten müssen, ihren Wählerstamm zu halten. Bei der FDP wäre man nach einem Personalwechsel höchst zufrieden, über die 5% Hürde zu springen. -ENDE BE- MODERATION Ausblick 2011. Kein Blick in die Glaskugel, sondern auf das Jahr der Landtagswahlen. Den Stand der Dinge und was sich zur Stunde abzeichnet, dies teilten mit: Michael Brandt, Susanne Arlt, Ludger Fittkau, Christina Selzer, Peter Marx und Günter Hellmich. Was sie nicht voraussagen sagen können: die Wahlbeteiligung und die Wechselwähler. Morgen dann im Länderreport ab 13.07 Uhr wenden wir uns wieder der Kleinen Sprachgeschichte zu. Und erfahren auf vergnügliche Art und Weise, warum die da so anders sprechen. Diesmal in Mainz, es geht also um Meenezerisch, gemeinhin auch als Rheinhessisch bekannt. Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Claus Stephan Rehfeld. 1