COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport 12.10.2010 Ähnlichkeiten sind rein zufällig Halle in Westfalen und Halle an der Saale Autoren: Tim Hannes Schauen und Susanne Arlt Redaktion Claudia Perez O-Ton 1 Frau und Mann Halle Westfalen kenne ich nicht, ich war leider noch nie dort. ? Ich kenne Halle Westfalen auch nicht, nicht mal vom Hören. O-Ton 2 Mann Halle? DDR? Kenn ich nicht, keine Ahnung! O-Ton 3 Frau und Mann Bielefeld, Ostwestfalen! ? Gehört ja, aber ich war noch nie da. O-Ton 5 Frau und Mann Halle Westfalen kenne ich von Tennis. Und Halle Saale, was ist bei uns hier? Ohh ich weeß es gar nicht. Na ja Kultur. ? Halle an der Saale ist die wichtigste Stadt, weil hier der Händel geboren ist. O-Ton 6 Stadtführer Kosubek Halle ist erstmals erwähnt worden in einer Urkunde des Osnabrücker Bischofs Engelbert ... das Datum ist der achte Mai 1246. Sprecher: Halle an der Saale hat sich viel früher gegründet, genau genommen um 440 Jahre. Statistisch gesehen hat der Osten diesmal dem Westen so einiges voraus. In der Fläche ist Halle an der Saale doppelt so groß wie Halle in Westfalen, hat elf Mal so viele Einwohner, ist sechs Mal dichter besiedelt, doppelt so hoch gebaut, doppelt so viel asphaltiert. Kurzum: Halle an der Saale ist eine Großstadt, Halle in Westfalen ein Dorf. O-Ton 7 Stadtführer Kosubek Die Bürger dieser Stadt heißen jedenfalls nicht Hallenser, sondern sie heißen Haller! Und jedes Mal, wenn jemand " Hallenser? sagt, dann zupfe ich so leicht an seinem Ärmel und sag: Ähem - wir sind allerdings die Haller! O-Ton 8 Steffen Kohlert Man unterscheidet eigentlich bei uns in Halloren, Hallenser und Hallunken. Man sagt die Halloren sind die Salzsieder, die Hallenser, die hier geborenen, und unsere Zugezogenen, die werden schon mal als Halunken bezeichnet. Sprecher: Doch egal ob Hallenser oder Haller ? über Besucher freuen sie sich in beiden Städten. O-Ton 9 Werbetext Halle/Westf In HalleWestfalen, am Südhang des Teutoburger Waldes gelegen, lässt es sich vortrefflich leben und zu Gast sein. Nicht nur die historische Altstadt, das Wasserschloss Tatenhausen oder der Aussichtspunkt Kaffeemühle, sondern auch mehr als 200 Kilometer Rad- und Wanderwege sowie die kulturellen und sportlichen Angebote tragen dazu bei, dass sich hier Haller und Gäste wohlfühlen. Sprecher: Dagegen Halle an der Saale - eine Stadt der Superlative. Und mit einem super Dialekt. O-Ton 10 Werbetext Halle/Saale, vorgetragen von Wolfram Föhse Halle sein lebendiger Mittelpunkt, der Marktplatz, ist geprägt von dem Bronzestandbild des berühmtesten Sohnes der Stadt, das Georg-Friedrich- Händel-Denkmal. Das schönste Wasserspiel östlich vom Rhein das ist der Göbelbrunnen auf dem Hallmarkt. Die weltbekannten Frankeschen Stiftungen sind eine lebendige Kultur- und Wissenschaftseinrichtung von europäischem Rang. Salz, das weiße Gold ? hat Halle groß und berühmt gemacht. Sprecher: Stefan Voss, Stadtmarketing-Chef, hat sein Eckbüro in einem schmucken Fachwerkhaus am Markt direkt gegenüber vom Roten Turm. Dort erklingt zur vollen Stunde ? wie sollte es anders sein in dieser Stadt der Superlative ? der Klang des größten Glockenspiels der Welt. Atmo 1 Glockenspiel O-Ton 11 Stefan Voss Halle hat eine unendlich große Vielzahl von Alleinstellungsmerkmalen. Vor dem Hintergrund Georg Friedrich Händel, von August-Hermann Francke, von der Martin-Luther-Universität, der ältesten deutschsprachigen Universität, vom Landesmuseum für Vor- und Frühgeschichte, der ältesten nicht mystifizierten Himmelsdarstellung der Himmelscheibe von Nebra. Also hier ist soviel, dass man gar nicht weiß, wo man an der Fülle von Alleinstellungsmerkmalen beginnen sollte. In Halle Westfalen ist es eigentlich nur eine Hausmarke, die Gerry-Weber-Open, ein Rasentennisturnier. Und in diese Hausmarke wird soviel reingepulvert, dass diese Hausmarke die eigentliche Stadtmarke bei Weitem überblendet. Sprecher: Der Mann muss es wissen. In den 90er Jahren war Stefan Voss Stuhlschiedsrichter in Halle Westfalen. So nennt man die Schiedsmänner auf dem Tennisrasen. Außer der Gerry-Weber-Halle habe er aber nicht viel von der Kleinstadt gesehen, gibt er zu. Aber er hat von dort eine Idee mitgebracht: Aus dem größten steinernen Marktplatz kreierte er eine grüne Oase. Jetzt sprießen dort verteilt über den Platz kleine, grüne, Rasenflächen ? insgesamt so groß wie zwei Tennisplätze. Hätte Halle an der Saale einen Sponsor wie Gerry Weber, dann wären es garantiert grüne Oasen in Fußballfeldformat geworden. O-Ton 12 Stefan Voss Der fehlt uns (lacht), der fehlt uns. Also als Tennisschiedsrichter hatte ich ja selber die Gelegenheit ihn kennenzulernen. Und mit Sicherheit könnten wir ihn hier gut gebrauchen, also dass wäre mal ein guter Wink an Gerry-Weber, dass er hier mal ein bisschen Geld für Halle an der Saale an die Hand nimmt. Dann machen wir auch viele Partnerschaftsprojekte. Sprecher: Darum steht die wichtigere Halle auch im westfälischen Halle. Sie war Spielort der Handballweltmeisterschaft, Handball-Bundesligist TBV Lemgo wird hier demnächst Heimspiele austragen. Und dann ist da eben noch die Sache mit den grünen Filzkugeln auf akkurat kurzgeschnittenem Rasen... Atmo 2 Schlüssel, Tür, Schritte O-Ton 13 Sascha Detlefsen Wir sind jetzt in der Mitte des Gerry Weber-Stadions, auf dem Zementboden, normalerweise liegt hier sonst der Rasen. Es ist das einzige ATP-Tennisturnier auf Rasen, was in Deutschland ist. Wir haben alljährlich mehr als 100.000 Zuschauer auf der Anlage, heißt: nach den großen Grand Slam-Turnieren, zum einen Wimbledon beziehungsweise den French Open, ist es das zuschauerstärkste Turnier in Europa mittlerweile geworden. Sprecher: Zwei Städte - ein Name. Das macht Zusätze nötig: ?an der Saale? und ?Westfalen?. Dort die Stadt, hier das Dorf. Das westfälische ist das weitaus kleinere Halle. 21.500 Menschen leben hier. O-Ton 14 Anne Rodenbrock-Wesselmann BM Halle/W Sie sind hier in Halle/Westfalen im Teutoburger Wald. Es ist wirklich eine besonders schöne Stadt, mit einem sehr schönen Stadtkern und einer wunderbaren, ländlich strukturierten Landschaft rundherum. Meine Name ist Anne Rodenbrock-Wesselmann, ich bin die Bürgermeisterin dieser schönen Stadt. Atmo 3 Saale rauscht Sprecher: Was schert den Halloren, Hallenser, Hallunken denn der Teutoburger Wald? Halle hat die Saale. Ein wunderschöner Fluss, der sich durch sattgrüne Auen und Weinberge schlänget, vorbei an Burgen, Schlössern und eben Halle. Atmo 3 Saale rauscht noch mal hoch Sprecher: Viele Jahrzehnte lang aber wollten die Bewohner lieber keinen Fuß in diesen Fluss setzen. In Buna und Leuna leitete man ohne Rücksicht auf Verluste Industrieabfälle ein. Die Saale war einer der schmutzigsten Ströme Europas. Vor dem Zweiten Weltkrieg gab es noch 23 Flussbäder, erinnert sich Klaus-Dieter Gerlang, Ende der 50er wurde das letzte Bad geschlossen. O-Ton 15 Klaus-Dieter Gerlang Die ganze Industrie, die hat die Saale verunreinigt. Und man hat das dann auch gesehen, in den 60er Jahren vor allen Dingen, die Saale war schwarz, Schaumkronen und stank nach Phenol. So ist man einfach an der Saale vorbeigegangen und es war grässlich. Sprecher: Klaus-Dieter Gerlang denkt nicht gern an diese dreckigen Zeiten zurück. Er schaut lieber nach vorn. Noch in diesem Monat will er den Saale-Schwimmverein gründen. Zehn Anwärter stehen schon Schlange. O-Ton 16 Klaus-Dieter Gerlang Für mich ist das Schwimmen jetzt eine ganz neue Erfahrung, vor allen Dingen Schwimmen im offenen Gewässer. Nicht nur draußen in den Seen, das macht natürlich auch Spaß. Aber im Fluss, da fühlt man sich richtig frei, das kann man sich gar nicht vorstellen. Sprecher: Bei gutem Wetter habe man eine Sichttiefe von einem Meter, schwärmt Gerlang. Nach 20 Jahren Einheit ist der Fluss kaum wiederzuerkennen. Und man kann in der Saale noch gegen den Strom schwimmen. Bei einer Geschwindigkeit von einem halben Meter pro Sekunde ein Kinderspiel. Nur einen Neoprenanzug sollte man tragen. Die Wassertemperatur ist gewöhnungsbedürftig. Auch im Sommer liegt sie bei nur zehn Grad. Klaus-Dieter Gerlang hofft trotzdem, dass im kommenden Sommer viele Menschen beim Saaleschwimmen mitmachen. O-Ton 17 Klaus-Dieter Gerlang Die Hallenser wollen wir eigentlich an die Saale locken. Die sollen sehen, wie schön ihre Saale ist, und die Schaumkronen in den Köpfen, die wollen wir beseitigen. Atmo 4 Wald mit Vogelstimmen O-Ton 18 Stadtführer Kosubek auch hier gibt es ein Bächlein, einen Fluss, einen Quellfluss, der offensichtlich den Anfang der Besiedlung für Halle begründet hat, wie immer an Flussläufen die Gründungen stattgefunden haben, wobei wir die Quelle auch haben und nicht nur den Fluss. Die Stadt Halle an der Saale hat nur die Saale und nicht die Quelle. Sprecher: Dazu haben die Ostwestfalen noch den Teutoburger Wald als Trumpf ? in ihrem Rücken. Atmo 5 Schritte bergauf Autor: Wolfgang Kosubek ist Stadtführer in Halle. Schnellen Schrittes geht der drahtige 69jährige den Waldweg zur Kaffeemühle hinauf. Dort oben gibt es zwar keinen Kaffee, aber einen beliebten Aussichtspunkt auf einem der ersten Berge des südlichen Teutoburger Waldes. Der dichte Wald und seine paar Höhenzüge bieten der kleinen Stadt Schutz nach Osten, bewahrt die Haller vor Unbilden aus nachbarlichen Dörfern wie Ascheloh, Walkenhorst, Dünhöltersheide. Atmo 5 Schritte bergauf Sprecher: Von der Kaffeemühle am Waldrand lässt sich das Westfalenstädtchen gut und fast komplett überblicken: Felder, Wälder, dann die ersten Häuser. In der Mitte die Kirche, rechts das große weiße Dach eines Stadions. Hier oben: nichts als Wald. Die Kaffeemühle, der Teutoburger Wald, das Wasserschlösschen Tatenhausen ? was die Natur drumherum betrifft, haben die westfälischen Haller damit ihre Asse schon gespielt. Aber in der Saale schwimmen? In HalleWestfalen geht man dazu in?s Lindenbad. Doch das Haller Hallenbad wird bald umgebaut, sagt die Haller Bürgermeisterin. O-Ton 19 Anne Rodenbrock-Wesselmann BM Halle/W Es gibt ein Hallenbad, auch ein ganz schönes, aber es ist stark sanierungsbedürftig, und wir haben eben hohe Folgekosten, und müssen wir runter. Wir haben natürlich auch, wie alle Kommunen immer Sorge, dass uns zuviel Kosten davonlaufen, und wir müssen schauen, ob wir auf Dauer uns diesen Standard, den wir halten, leisten können. Sprecher: Sonst aber sei man in Westfalen gut und durchaus breit aufgestellt, könne verhältnismäßig viele Arbeitsplätze anbieten. O-Ton 20 Anne Rodenbrock-Wesselmann BM Halle/W Insgesamt sind wir knapp bei 10.000, wir haben einen ziemlichen Branchenmix - natürlich gibt es bei Storck die meisten Arbeitsplätze von 2.200 cirka... Sprecher: Süßwaren aus HalleWestfalen sind in aller Munde. Der Hersteller Storck hat im nahgelegenen Dorf Werther angefangen, Deutschlands erstes echtes Markenbonbon zu produzieren, nach dem zweiten Weltkrieg verlegte er die Produktion nach Halle, und wurde hier in den Wirtschaftswunderjahren zu Deutschlands Marktführer für Bonbons. Atmo 6 Hallorenkugel auspacken... O-Ton 21 Klaus Lellé: Ja die Hallorenkugel ist schon was Einzigartiges und Gott sei dank gibt es nichts Vergleichbares auf der Welt wie die Hallorenkugel. Sprecher: Trotz Einzigartigkeit. Ein Global Player ist die Halloren AG in Halle an der Saale nicht. Storck in Westfalen setzt Milliarden um, die Halloren aus dem Osten nur einen Bruchteil davon, erklärt Geschäftsführer Klaus Lellé. O-Ton 22 Klaus Lellé: Das ist also schon ein andere Liga. Aber so ist nun mal der Süßwarenmarkt in Deutschland aufgestellt, dass die großen acht Milliardenunternehmen mehr als 80 Prozent vom Gesamtmarkt für sich beanspruchen und die restlichen 680 Millionen Euro die teilen sich dann die restlichen 150 Unternehmen. Sprecher: Aber immerhin ist die Halloren AG Deutschlands älteste Schokoladenfabrik. Seit mehr als 200 Jahren werden in Halle an der Saale exklusive Schokoladen gefertigt. Zu einem echten Renner entpuppte sich in der DDR die Hallorenkugel: O-Ton 23 Klaus Lellé: Durch die beiden Hälften, in dem Fall ist es Kakao und Sahne und diese dunkle Zartbitterschokoladenhülle haben wir für und ein Nischenprodukt, aber das macht auch den Reiz der Hallorenkugel aus. Sprecher: Die Hallorenkugel ? eine Erfolgsgeschichte? Manchen ist die Masse zu süß und zu klebrig, zu kaufen gibt es sie inzwischen in diversen Geschmacksrichtungen: Limette- Mint, Stracciatella, Schwarzwälder-Kirsch. Das Unternehmen expandiert, erweitert sein Sortiment, kauft Konkurrenten aus dem Osten und Westen auf. Steigert seinen Umsatz von zehn Millionen auf 60 Millionen. O-Ton 24 Klaus Lellé: In den letzten Jahren haben wir sehr sehr viel geleistet, sind stark gewachsen. Wenn wir uns jetzt wiederum mit Storck vergleichen, da hat man kein Wachstum verspürt und bei uns haben wir eben zweistellige Zuwachsraten gehabt. Sprecher: Im Osten steht das Unternehmen mit seinen Produkten in fast allen Verkaufsregalen, nur im Westen zögert man noch. Und im Ausland? Aufgrund einer besonderen Technik, der Frozen-Shell-Maschine, kann die Schokoladenfabrik hauchdünne Schokotöpfchen im Sekundentakt produzieren. Das hat das schwedische Königshaus so beeindruckt, dass die hallische Firma der Kronprinzessin die Hochzeitspralinen kreieren durften. Atmo 7 Hallorenkugel auspacken ? ?mhhh? Sprecher: Die Halloren ? Klasse statt Masse eben. Atmo 7 noch mal ! Hallorenkugel auspacken ? ?mhhh? O-Ton 26 Jutta Wittenbecher: Halle Westfalen hat uns einfach gereizt, weil, wir haben oft gehört Halle an der Saale? Wo liegt denn das und wir haben ganz einfach frech gesagt, Halle Westfalen, wo liegt denn das? Sprecher: Die Galeristin Jutta Wittenbecher war es leid, dass ignorante Westdeutsche mit dem Namen ihrer Stadt nichts anzufangen wussten. Viele hatten von der Hallenser Kunsthochschule Burg Giebichestein noch nie etwas gehört. Jutta Wittenbecher suchte darum den künstlerischen Austausch. Und wurde fündig. Fünf Künstlerinnen aus Halle stellten im vergangenen Jahr erstmals ihre Kunst in Halle aus: Ölbilder, Keramik und Schmuck. Halle in Halle, lautete der künstlerische Auftrag. O-Ton 27 Jutta Wittenbecher: Die haben sich drei Tage in Halle aufgehalten, haben Halle lieben gelernt, dieses Halle hier, waren völlig begeistert, die kannten natürlich Halle an der Saale überhaupt nicht und wussten nicht, dass Halle an der Saale zehn Mal größer ist als Halle Westfalen. Sprecher: Im Gegenzug stellten anschließend 20 Künstler aus Halle an der Saale ihre Kunst in Westfalen aus. Der interkulturelle Austausch, sagt Jutta Wittenbecher, sei vielleicht das Beste gewesen. In Gesprächen kam man sich gegenseitig näher. Kunst verbindet, Kunst versteht, Kunst lässt entstehen. Weil die Haller in Westfalen bis dahin noch keine eigene städtische Galerie hatten, ließen sie kurzerhand für die Hallenser eine alte Lederfabrik umbauen und renovieren. Seitdem ist die Lederfabrik die Kunstgalerie der Haller. O-Ton 28 Jutta Wittenbecher: Ja HalleWestfalen ist ne kleine schöne, na ja, wie die Städte halt aussehen in den alten Bundesländern. Die sind alle durchsaniert, klein und fein, aber das, was wir an unserem Halle so lieben ist ja diese Unterschiedlichkeit von Menschen. Jung, alt, kreuz, quer. Das spürt man irgendwie gar nicht. Atmo 8 Dohlen, Autos Sprecher: Auffällig an kleineren Städten ist, dass sie stark auf ihre Alleinstellungsmerkmale bedacht sind. Superlative haben in der Weite der Provinz eine besonders magische Wirkung. O-Ton 29 Ursula-Ruth Blaschke Ich leite das einzige Museum der Welt, und die Welt ist groß, für die Kindheits- , Jugend-, Früh- und Erwachsenenwerke der berühmtesten Künstler! Ich heiße Ursula-Ruth Blaschke und mache das schon 23 Jahre und das ist sehr spannend, weil es kein Museum gibt, wo sie Paul Klee dreijährig sehen, Picasso fünfjährig und Chagall zehnjährig, oder hier Otto Piene 10jährig oder Ücker, und dann können Sie immer die Weiterentwicklung wie ein roter Faden sehen, und die Menschen kommen aus aller Welt hierher. Sprecher: Zur Hochkultur leisten die Ostwestfalen jedes Jahr ihren Beitrag...und brauchen sich dabei einmal mehr nicht hinter der großen Barockstadt zu verstecken. Atmo 9 Kirchentür auf, Orgelmusik (wird lauter) O-Ton 31 Martin Rieker Mein Name ist Martin Rieker, ich bin seit 22 Jahren in Halle/Westfalen, leite die Musikschule und dann leite ich die Johanniskantorei, die einmal im Jahr ihre Bachtage durchführt, mit drei Kinderchören, zwei Erwachsenenchören und Orchester. Sprecher: Hinter dem ostwestfälischen Beitrag zur Hochkultur steckt ? ein Schwabe! Seit 48 Jahren steht während der Haller Bachtage das Werk des Komponisten im Mittelpunkt. Die aktive Teilnahme an den Bachtagen, sagt Martin Rieker, ist tief in der Haller Bevölkerung verwurzelt. O-Ton 32 Martin Rieker Die Kinder, die in der Musikschule sind, haben alle die Möglichkeit, in der Johanneskantorei mitzusingen von klein auf, und die, die bis dahin dann durchgehalten haben, stehen dann eben im Chor, wenn h-moll-Messe aufgeführt wird, und das ist schon ne tolle Sache. Also die große Kunst bei der wir mitwirken und an der wir teilhaben bei den Bachtagen, entsteht eigentlich von uns von unten nach oben. Sprecher: Martin Rieker ist als Schwabe vielleicht ein wenig neutraler in der Bewertung. Aber ein Vergleich der beiden Städte? O-Ton 33 Martin Rieker Das will ich gar nicht, also eine Stadt, aus der Georg Friedrich Händel kommt und die eine wirkliche Stadt ist, die eine seriöse große würdige Stadt ist, mit würdigen großen Kirchen, eine Altstadt da kann ein Dorf wie HalleWestfalen nicht mit. HalleWestfalen lag ja nie an großen Handelswegen und hat deshalb immer einen bäuerlichen Charakter behalten und Halle an der Saale ist eben eine Metropole auch im Mittelalter gewesen. Das können wir nicht und das wollen wir nicht, und manchmal schaue ich schon etwas neidisch auf so?ne große Marktkirche, aber das sind eben zwei Paar Stiefel, und die haben ja auch dort ne Hochschule für Kirchenmusik und ist ja ne ganz tolle Sache. Vielleicht könnten wir mal bisschen anfangen, was zusammen zu machen.... Ähnlichkeiten sind zufällig! Atmo 10 Spiel auf Kirchenorgel, Mikro entfernt sich 4 Deutschlandradio Kultur ? Länderreport Ähnlichkeiten sind rein zufällig? HalleWestfalen und Halle an der Saale