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ATMO Fluss, Stromschnellen ERZÄHLER Ich fahre seit dem Morgengrauen vom Nicaragua-See stromabwärts Richtung Atlantikküste, vorbei an einer üppigen tropischen Vegetation. Mein Ziel ist das Städtchen San Juan de Nicaragua an der Mündung des Flusses. San Juan ist eine legendenumwobene Ortschaft und nur auf dem Wasserweg zu erreichen. Einst war sie Ausgangspunkt des berühmten "Gran Tránsito", der "großen Durchfahrt" vom Atlantik zum Pazifik. ATMO Boot, schnell ERZÄHLER Mittlerweile gibt es nur noch zwei Mal in der Woche eine Schiffsverbindung von San Carlos am Nicaragua-See nach San Juan. Statt mächtiger Dampfer wie einst verkehren heute kleine schmucklose Motorboote auf dem Fluss. "Pipantes" werden sie genannt. Sie sind knapp zwei Meter breit, mit 66 Sitzplätzen. Die schmalen Schalensitze sind auf die Dauer recht ungemütlich, zumal ich meine Beine nicht ausstrecken kann. Wenigstens gibt es eine Markise zum Schutz vor der tropischen Sonne. Je näher wir der Flussmündung kommen, desto langsamer wird die Fahrt. Schon bevor das ausufernde Delta des Río San Juan beginnt, stößt das Boot auf die ersten Sandbänke. Einige Male setzt es auf dem Grund des Flusses auf, und alle männlichen Passagiere müssen helfen, es wieder frei zu bekommen. ATMO Boot, leiser ATMO Muelle ERZÄHLER Es ist schon dunkel, als wir nach 15 langen Stunden am Kai von San Juan anlegen. Der erste, dem ich hier begegne, ist Edgar Coulson Molina, ein gemütlicher dunkelhäutiger Rastafari mit langen Dreadlocks. Edgar lädt mich ein, bei ihm zu wohnen. Und obwohl ich müde bin, fesselt mich die bewegte Lebensgeschichte des 53-Jährigen auf Anhieb. Ursprünglich aus San Juan del Norte, dem alten San Juan de Nicaragua, stammend, beschloss er als junger Mann, sein Glück im Ausland zu versuchen. O-TON Edgar SPRECHER 1 Ich wollte die Welt kennenlernen. Darum habe ich mich mit 19 im Hafen von Corinto auf einem Schiff als blinder Passagier versteckt. Es war meine erste Reise ins Ausland. Wir haben den Panamakanal durchquert, wo ich mich erneut verstecken musste, denn ich war ja nicht legal auf dem Schiff. Das Schiff hieß "Agapi", das ist das griechische Wort für Liebe. Am Ende habe ich zweieinhalb Jahre auf diesem Schiff gearbeitet. ERZÄHLER Natürlich hatte die griechische Besatzung den blinden Passagier bald entdeckt. O-TON Edgar SPRECHER 1 Es wäre eine hohe Strafe für die Schiffsgesellschaft fällig gewesen, darum musste ich mich ungefähr drei Monate lang versteckt halten. Dann kamen wir in Puerto Barrios, Guatemala, an, und ich wurde bei der Einreise legalisiert. In Guatemala hat man mir dann auch gleich die drei Monate bezahlt, die ich an Bord war. Ich habe mich sehr gefreut, als ich dafür 1200 US- Dollar bekam. Denn sobald wir auf hoher See waren, hatte ich als Matrose gearbeitet, wie die anderen auch. ERZÄHLER Auf Frachtschiffen, Yachten und Segelbooten bereiste Edgar nun ganz Lateinamerika. Er lebte in der Dominikanischen Republik, in El Salvador und den USA. Nach elf Jahren ließ er sich in Costa Rica nieder. Vorher hatte er schon als Küchengehilfe in den Schiffskombüsen gearbeitet, jetzt machte er eine Ausbildung und wurde "cocinero jefe", Chefkoch. Rund 15 Jahre blieb Edgar in Nicaraguas Nachbarland Costa Rica, dann hatte er genug vom Leben fernab der Heimat: O-TON Edgar SPRECHER 1 Nachdem ich insgesamt 27 Jahre außerhalb Nicaraguas gelebt hatte, besuchte ich meine Familie in Managua. Dort sah ich im Fernsehen eine Reportage über San Juan del Norte, und ich fragte meinen Vater: ?Ist das die Ortschaft, in der ich geboren wurde?? Er antwortete: ?Nein, nicht ganz, das ist eine neue Stadt.? Doch ich sagte mir, diesen Ort will ich kennenlernen. So kam ich 1995 hierher. Es gab weder Elektrizität noch fließend Wasser, nur ein paar Häuser und sonst nichts außer Dschungel. Ich schlief in meinem Zelt, und es gefiel mir so gut, dass ich beschloss hier zu bleiben. Hier bin ich immer noch und auch sehr glücklich darüber, in der Nähe des Ortes zu leben, wo ich geboren wurde. Denn geboren wurde ich in der alten Stadt San Juan del Norte. ATMO Fluss am Hafen ERZÄHLER Das legendäre San Juan del Norte, später in Greytown umbenannt und einst wichtigster Hafen des Landes, wurde Mitte der 1980er Jahre im Krieg zwischen den Sandinisten und den "Contras" völlig zerstört und 1990 unter dem neuen Namen San Juan de Nicaragua in der Nähe wieder aufgebaut. Darum liegt das heutige San Juan auch nicht mehr direkt am Río San Juan, sondern am Nachbarfluss Río Indio. ATMO Fluss am Hafen MUSIK Dimensión Costeña, Bluefield Express ATMO Natur bei Edgar ERZÄHLER Am nächsten Morgen bestaune ich den kleinen botanischen Garten, den Edgar angelegt hat, und laufe ein Stück in den tropischen Regenwald hinein. Schon einige Meter hinter Edgars Grundstück beginnt die "Reserva Biosfera de Río San Juan". Es ist das zweitgrößte Naturschutzgebiet Nicaraguas. O-TON Edgar SPRECHER 1 Du kannst sehen, dass hier fast schon Klein-Amazonien ist. Es gibt im Urwald unglaublich schöne Orchideen. Man findet wertvolle Bäume wie Mahagoni, Zedern, Mandelbäume, Mispeln. Das ist eine Vielfalt, wie man sie vielleicht nur noch hier findet. ERZÄHLER Ähnlich abwechslungsreich wie die Flora ist auch die Tierwelt: O-TON Edgar SPRECHER 1 Wir haben im Regenwald Jaguare, Wildschweine, Faultiere, wilde Truthähne, Tapire... Es ist eine unglaubliche Fauna. ERZÄHLER Allerdings hat die Ernennung des Tropenwaldes zum UNESCO- Biosphären-Reservat im Jahr 2003 für die Bewohner San Juans auch eine Umstellung ihrer Lebensgewohnheiten mit sich gebracht. Seither dürfen sie nur noch in beschränktem Umfang auf Jagd gehen. 2006 wurde dann per Notstandsdekret das Fällen von Bäumen landesweit unter Strafe gestellt. Der Grund: Nach Schätzungen ist der Baumbestand bereits um mehr als die Hälfte reduziert. O-TON Edgar SPRECHER 1 Wenn das Abholzen verboten wird, um den Verkauf von Holz zu unterbinden, dann bin ich mit einem solchen Verbot einverstanden. Aber wenn das Fällen von Bäumen dem Eigenbedarf der Anwohner dient - das ist gerade ein großes Problem hier in San Juan - bin ich gegen ein Verbot. Wir zerstören den Regenwald nicht, wir fällen ein, zwei Bäume, um unsere Häuser zu errichten. Du siehst ja, ich kann meine Holzhütte nicht zu Ende bauen, weil mir das Baumfällen untersagt wurde. ERZÄHLER Dass man den Regenwald schützen muss, ist für Edgar keine Frage. O-TON Edgar SPRECHER 1 Ich habe davon gehört, dass es auf der anderen Seite des Reservats, in der Provinz Chontales, außerhalb des Schutzgebietes, viele Emigranten gibt, die Viehzucht betreiben. Mit ihren großen Farmen zerstören sie den Regenwald. Das ist auch der Grund, warum ich im Moment kein Kalbfleisch esse. Sie haben dort schon alle Bäume gefällt, und jetzt dringen sie in das Reservat ein. ATMO Spaziergang ERZÄHLER Am Nachmittag mache ich mit Edgar einen Spaziergang durch San Juan de Nicaragua. Es ist angenehm ruhig, denn es gibt hier keine Autos. Doch obwohl die Ortschaft mit rund 2000 Einwohnern durchaus überschaubar ist, dauert unsere Erkundungstour eine Weile. Fast jeder, den wir treffen, hat Edgar irgendetwas zu erzählen. ATMO Gespräch ERZÄHLER Alle nennen Edgar nur "el Rasta", den Rasta. Fast jeder in San Juan scheint einen Spitznamen zu tragen. Während meines Aufenthalts werde ich noch Leute kennenlernen, die auf kurze Namen wie "Patí" oder "Chambó" hören. ATMO Spaziergang ERZÄHLER Im Unterschied zur unbändigen Natur ringsum sieht San Juan ein bisschen so aus, als sei hier der Traum einer Musterstadt in den Tropen verwirklicht worden; alles ist wohlgeordnet und rechtwinklig angelegt. Quer durch den Ort laufen vier zementierte Hauptwege. Sie sind auf kleinen Pfosten verlegt worden, damit man sie auch bei Regen benutzen kann. Während viele der Wohnhäuser traditionelle Pfahlbauten aus Holz sind, scheinen Zement und Beton die wichtigsten Baumaterialien bei der Errichtung der öffentlichen Gebäude gewesen zu sein; selbst der Spielplatz wurde aus diesen spröden Materialien gebaut. Edgar stört das wenig. O-TON Edgar SPRECHER 1 Seit ich hier lebe, hat es eine gewaltige Entwicklung gegeben: Inzwischen haben wir Telefonverbindungen, auch wenn es nur Satellitenverbindungen sein mögen; es gibt Strom, den es früher nicht gab, und fließend Wasser, es gibt ein Gericht, und die Schule ist wesentlich größer als früher. Das ist doch ein Fortschritt, und alle Familien hier helfen mit. Wir haben einen Platz, wo der Müll gesammelt wird. Meine Cousine Beatriz Beckford und ich waren die ersten, die sich für die Sauberkeit in unserer Stadt eingesetzt haben. Jetzt haben wir eine kleine Müllkippe, wo wir den Müll nicht nur sammeln, sondern auch trennen. ATMO Spaziergang ERZÄHLER Links vor der "Alcaldía", dem Rathaus, wurde derweil das abgebrochene Heckteil einer Cessna platziert. Zur Abschreckung, wird mir erzählt. Es sollen die Reste einer kolumbianischen Maschine sein, die mit Kokain an Bord am Strand abstürzte. Das blau weiß gestreifte Heck des Drogenflugzeugs passt fraglos gut in das städtische Arrangement. Denn seine Farbtöne - marineblau und ein strahlendes Weiß - zieren auch die Nationalflagge Nicaraguas. ATMO Soda Muelle ERZÄHLER Viel zu tun gibt es in San Juan nicht. Das Leben folgt den Zyklen der Natur und bietet daneben wenig Abwechslung. Wer keine feste Arbeit hat, wie die große Mehrheit der San Juaneños, der schaut im Laufe des Tages mindestens einmal bei seinen Nachbarn vorbei - oder kehrt vielleicht auch kurz bei Merlene im "Soda de Muelle" ein, dem Café am Hafenkai. Oder aber man stattet auf einem der täglichen Spaziergänge William Sandoval in seiner "pulpería", einem von drei Gemischtwarenläden, einen kurzen Besuch ab. William ist meistens gut gelaunt und trägt gern ein Lied aus seiner Heimatstadt Granada vor. ATMO Pulpería William, Gesang ERZÄHLER Ich muss weiter. Edgars Cousine "Patí" hat mich zu sich nach Hause eingeladen. Eigentlich heißt sie Beatriz Beckford Dearing, doch so nennt sie hier keiner. Patí wohnt in der Sozialbausiedlung "El proyecto" im hinteren Ortsteil. Als ich ankomme, ist sie gerade dabei, das Abendessen vorzubereiten. ATMO Patí kocht und singt ERZÄHLER Patís Familie ist jamaikanischer Abstammung und hält beim Essen auf Tradition. O-TON Patí SPRECHERIN Das stimmt. Wir sind die jamaikanische Küche gewöhnt, sowohl was die Speisen als auch die Getränke, zum Beispiel den Tee, betrifft. Wir essen Reis und Bohnen, Run Down, Steam Beans, Johnny Cake oder Pattys. Ein Patty ist eine Art Pastete mit Fleischfüllung und sehr viel Chili. ERZÄHLER Patí ist im alten San Juan del Norte aufgewachsen und erinnert sich gern an diese Zeit: O-TON Patí SPRECHERIN Obwohl wir nicht so viele Dinge hatten wie heute, war es eine sehr, sehr schöne Kindheit, vor allem war sie gesund. San Juan war eine Ortschaft, wo alle einander kannten und gern hatten. Ich kann mich noch gut an die Architektur erinnern. Es waren Kolonialhäuser englischen Typs, sie waren sehr hübsch und hatten schöne Veranden. Die Häuser waren aus Kiefernholz und wurden zum Teil aus den Vereinigten Staaten hierher gebracht. Die Bewohner waren Weiße und Schwarze. Es ging harmonisch zu. Die Weißen lernten Englisch von uns. Eine schöne Kultur hatten wir. ERZÄHLER Patí arbeitet als Krankenschwester im kleinen Hospital von San Juan, aber viele Frauen, sagt sie, sind bis heute an Heim und Herd gebunden. O-TON Patí SPRECHERIN Wir leben in einer machistischen Gesellschaft, Nicaragua ist ein machistisches Land, wo der Mann der Frau sagt, sie soll zu Hause bleiben, während er arbeiten geht. Ich glaube fest an Gott und dass Gott den Menschen gesagt hat, dass auch die Frauen mithelfen sollen, dass sie ihren Teil zum Familieneinkommen beitragen müssen. Doch viele Frauen ziehen es vor, zu Hause zu bleiben, auch wenn sie dadurch in finanzielle Schwierigkeiten geraten. ERZÄHLER Um das zu ändern, engagiert sich Patí in der Bürgerschaft des Ortes. O-TON Patí SPRECHERIN Sorgen machen mir die Gewalt in der Familie, der sexuelle Missbrauch Minderjähriger und die Drogenabhängigkeit. Wenn es hier Versammlungen der Bürgerschaft gibt, spreche ich stets über das Thema Drogen, aber keiner steht mir bei. Ich sage immer wieder, dass wir diesen Jugendlichen helfen müssen, denn es gibt hier viele, die Drogen nehmen, auch Erwachsene. ERZÄHLER Anders als Edgar spricht Patí relativ offen über die Probleme San Juans. Ich hatte schon vorher davon gehört, dass der Ort eine wichtige Zwischenstation für den kolumbianischen Drogenschmuggel sei. Einige Wochen zuvor war erneut ein kolumbianisches Flugzeug in der Nähe abgestürzt. Wie die Drogen nach San Juan kommen, darüber spricht Patí nicht. O-TON Patí SPRECHERIN Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass hier Drogen verkauft werden: Marihuana, Crack, Kokain. ERZÄHLER Patí wirkt sehr selbstbewusst. Das war aber nicht immer so, erzählt sie. O-TON Patí SPRECHERIN In Managua zum Beispiel, wenn da einer kommt und sagt: ?Hey Mulattin!? Dann antwortete ich: ?Ich bin keine Mulattin, ich bin eine Schwarze, darauf bin ich stolz.? Ich weiß, dass es Rassendiskriminierung gibt, und früher hatte ich auch kaum Selbstachtung, aber dank meines Glaubens an Gott habe ich gelernt, dass auch wir einen besonderen Wert haben - wie alle Menschen. Afrika, das ist das Mutterland. MUSIK Dimensión Costeña, Bluefield Express ATMO Regen ERZÄHLER Am nächsten Morgen regnet es in Strömen. Der Wetterumschwung hatte sich bereits in der Nacht angekündigt: Der Wind war derart heftig, dass direkt neben meiner Holzhütte ein mächtiger Baum umfiel. Es sei eine "Onda Tropical", nichts Ungewöhnliches, eine "tropische Welle", die einige Tage andauern werde, sagt Edgar. ATMO Kneipengespräch bei Regen ERZÄHLER Ich bin klatschnass, als ich am Hafen ankomme, wo ich bei Merlene einen Kaffee trinken will. Neben mir sitzt "Lopito?. Ihm scheint das schlechte Wetter nichts auszumachen. O-TON Lopito SPRECHER 2 Bei diesem Regen kann man nicht viel machen, so ist die Natur hier. Wir sind eben in den feuchten Tropen. Doch mir gefällt dieses Klima. ERZÄHLER Als der Regen nachlässt, hört man vom Hafenkai die schwere Brandung des aufgewühlten Meeres, obwohl noch eine schmale Landzunge dazwischenliegt. ATMO Hafen mit Fluss, Regen, Fluss, träge ERZÄHLER Jahrhunderte lang war der Río San Juan Zankapfel mächtiger Handelsnationen und Mittelpunkt unternehmerischer Ambitionen. 1539 hatte der spanische Konquistador Diego Machuca die Wasserstraße zwischen Karibik und Nicaragua- See entdeckt. Von dort aus sind es über Land nur noch knapp 30 Kilometer bis zum Pazifik. Seitdem existiert die Idee vom "Gran Tránsito". Man wollte den Fluss nicht mehr nur als Verbindungsweg zwischen Atlantik und Pazifik nutzen, sondern zu einem Kanal ausbauen. Den iberischen Eroberern folgten englische Piraten und lieferten sich um die Flusshoheit mit der spanischen Krone heftige Gefechte. Dann kamen die US- Amerikaner - und es begann das "Goldene Zeitalter" San Juan del Nortes. Ich frage Edgar, was er über diese glorreiche Zeit weiß. O-TON Edgar SPRECHER 1 Die Stadt hatte im 19. Jahrhundert einen der wichtigsten Häfen. Von hier aus fuhren Schiffe über den Fluss und den Nicaragua- See bis zum Pazifik. Die Amerikaner kamen und wollten einen interozeanischen Kanal bauen, aber daraus wurde dann doch nichts. Sie gingen nach Panama und bauten den Kanal dort, weil die Landenge schmaler ist. Die Entwicklung der Stadt wurde damals vom so genannten ?Goldfieber? bestimmt, das Gold wurde über den Fluss in die USA und sonst wohin gebracht. San Juan war die wichtigste Hafenstadt Nicaraguas. Hier lebten Menschen aus aller Welt. ERZÄHLER Nachdem 1848 in Kalifornien der Goldrausch ausgebrochen war, und große Menschenströme von der Ostküste in den Westen der USA zogen, sicherte sich ein pfiffiger Unternehmer exklusiv die Transitrechte auf der Atlantik-Pazifik-Strecke über den Río San Juan. Allein zwischen 1851 und 1868 zählte man mehr als 155 000 Passagiere. Doch dann wurde eine Eisenbahnlinie zwischen New York und San Francisco gebaut, und der Niedergang der "Ruta del Tránsito" begann. Das endgültige Aus kam mit dem Bau des Panamakanals. ATMO Fluss ERZÄHLER Die Idee eines Nicaragua-Kanals hat erst jüngst wieder Auftrieb erhalten. Prognosen besagen, dass der Panamakanal auch nach seiner 2006 beschlossenen Erweiterung den wachsenden Schiffsverkehr bald nicht mehr bewältigen kann. Darum hat die nicaraguanische Regierung eine Kommission für das Projekt Nicaragua-Kanal eingesetzt. Edgar hält davon nicht viel. O-TON Edgar SPRECHER 1 Das würde dem Regenwald großen Schaden zufügen. Darum bin ich dagegen. Es hätte zwar auch Vorteile, würde aber einen großen Teil unser natürlichen Schönheiten zerstören. MUSIK Dimensión Costeña, ?Sabroso Palo de Mayo? ERZÄHLER Sicher ist: Solange es den Kanal nicht gibt, wird sich an der gemächlichen Gangart im abgeschiedenen San Juan wenig ändern. Hier leben "Mestizen" aus dem dichtbesiedelten Westen mit "Kreolen", den Nachkommen jamaikanischer Sklaven, zusammen. Die ganze Atlantikküste Nicaraguas wurde von den dunkelhäutigen "Criollos" besiedelt. Das spiegelt sich auch in der Musik wider. Die karibischen Einflüsse sind nicht zu überhören. Getanzt wird an der nicaraguanischen Karibikküste der "Palo de Mayo?, bei dem Hüfte und Füße in atemberaubender Geschwindigkeit bewegt werden. Neben zugewanderten "Mestizen" und "Criollos" leben in San Juan aber auch einige "Ticos", Emigranten aus dem benachbarten Costa Rica. Das Leben der San Juaneños wird ohnehin vom reichen Nachbarn geprägt, sagt Edgar. O-TON Edgar SPRECHER 1 San Juan gilt in Nicaragua als einer der teuersten Orte überhaupt, weil wir sehr weit von der nächsten Stadt entfernt liegen. Deshalb kommen fast alle Produkte aus Costa Rica. Einige Waren kommen auch mit dem Schiff aus San Carlos. Aber das meiste stammt aus Costa Rica, und die Preise sind sehr hoch. Ein Zwei-Kilo-Sack Reis kostet in Costa Rica beispielsweise anderthalb US-Dollar, hier in San Juan aber dreieinhalb. Diese Zigaretten hier kosten mich in Costa Rica einen Dollar, in San Juan anderthalb. ATMO Fluss ERZÄHLER Mitte des 19. Jahrhunderts musste Nicaragua den südlichen Uferstreifen des Río San Juan an Costa Rica abtreten. Seither nehmen die Streitigkeiten um den Fluss kein Ende. Costa Rica hat sogar vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag ein freies Nutzungsrecht eingeklagt. Von all dem seien die Bewohner San Juans jedoch kaum betroffen, meint Edgar. O-TON Edgar SPRECHER 1 Der Streit um den Río San Juan ist ein Problem der Regierungen. Die Menschen, die auf der anderen Seite der Grenze leben, sind zu 60 bis 70 Prozent nicaraguanischer Herkunft. Die Väter - oder zumindest die Großväter - sind Nicaraguaner, und wir leben in Frieden mit ihnen. Die Regierungen, die haben ihre Probleme, aber wir hier - und die Costa Ricaner auch ? wir passieren jederzeit ohne Probleme die Grenze. MUSIK Dimensión Costeña, ?Maricañamo? ERZÄHLER Die vierte wichtige Volksgruppe, die sich in San Juan niedergelassen hat, sind die Rama, die Ureinwohner der Region. Edgar schickt mich zu Juan Alvorado Mc Ray, der von allen nur "Chambó" genannt wird. Chambó sagt aber von sich selbst, dass er kein "typischer" Rama sei. O-TON Chambó (englisch) SPRECHER 2 Ich habe etwas andere Gewohnheiten und eine andere Lebensweise als die Rama sonst. Ich bin viel gereist. Ich habe viele Dinge gelernt, zum Beispiel Ruderboote zu konstruieren. Acht Jahre habe ich in einer Fabrik gearbeitet und Ruderboote gebaut, auch große Boote, ich kann auch tischlern. Ich habe viel gesehen und viel gelernt, ich spreche auch mehrere Sprachen. Die Mehrheit der Rama wohnt ein Leben lang zurückgezogen an ein und demselben Ort. Viele können auch nicht lesen und schreiben. ERZÄHLER Chambó hat sich mit seiner Familie in San Juan direkt am Río Indio ein Haus gebaut. Er führt ein anderes Leben, aber die Sprache der Rama hat er nicht vergessen. O-TON Chambó spricht Rama O-TON Chambó SPRECHER 2 Ich spreche Rama, Englisch, Spanisch und auch ein bisschen Misquito, vier Sprachen insgesamt. Die meisten Menschen, die an der Atlantikküste leben, in Nicaragua, aber auch in Costa Rica, sind Schwarze, die Englisch sprechen. Das ist zwar kein ganz korrektes Englisch, aber wir sprechen es so, wie wir es gelernt haben. Die Rama-Sprache beherrschen heute nur noch wenige. ATMO Fluss ERZÄHLER Chambó lebt vom Bootsbau und vom Fischen, vor allem vom Langustenfang. Der ist lukrativ, weil eine Kooperative aus Costa Rica die Delikatesse einkauft und in der Währung des Nachbarlandes bezahlt. O-TON Chambó SPRECHER 2 Es gibt 5000 Colones für ein Kilo Langusten, das sind ungefähr 160 Cordoba. ERZÄHLER Und 160 Cordoba sind knapp 10 US-Dollar, gutes Geld in einem Land, das nach Haiti als zweitärmstes in Zentral- und Südamerika gilt. Allerdings ist der Langustenfang nur ein Saisongeschäft: O-TON Chambó SPRECHER 2 Die Langusten, die wir hier fangen, nennen wir "travelling lobster". Es sind Langusten, die von Nord nach Süd schwimmen. Weiter nördlich, in Bluefields, bei den Corn Islands und Richtung Honduras, findet man Langusten das ganze Jahr über, aber hier im Süden, an der Grenze zu Costa Rica nur, wenn sie vorbeikommen. Jetzt ist gerade keine Saison. Die ist im November und Dezember, bis in den Januar hinein. Danach gibt es nicht mehr viel zu tun. Mit Langusten macht man zwar gutes Geld, aber wenn sie weg sind, ist es schwierig, noch irgendetwas zu verdienen. ERZÄHLER Chambó sagt, arm dran seien vor allem die Rama, die in San Juan leben. Mitverantwortlich für ihre prekäre Situation macht er die strikten Vorschriften des nicaraguanischen Umweltministeriums Marena. O-TON Chambó SPRECHER 2 Ich habe ein kleines Boot, aber wer das nicht hat, den trifft es hart, der hat nicht mal was zu essen. Ich kann mit meinem Boot fischen gehen und habe etwas zu tun, aber einige der Rama haben nichts, und ihnen wird nicht erlaubt, in das Reservat zu gehen, in ihr Dorf. Dort könnten sie Gemüse und Getreide anbauen, Bananen pflanzen und Hühner züchten. Marena lässt sie aber nicht in das Reservat, deshalb haben viele von ihnen nichts zu essen, denn hier gibt es keine Arbeit. ERZÄHLER Ob es daher nicht naheliegend sei, dass viele mit dem Kokainhandel ihren Lebensunterhalt verdienen, frage ich. Chambó bestreitet, dass das eine große Rolle spielt. O-TON Chambó SPRECHER 2 Es gibt Leute, die von Schiffen abgeworfene Drogen im Meer finden. Die werden dann irgendwie verkauft, ich weiß auch nicht genau wie. Das passiert aber nur selten, alle ein, zwei Jahre, dass jemand mal ein Päckchen findet. MUSIK Dimensión Costeña, ?Maricañamo? ERZÄHLER Am folgenden Tag besuche ich Chambó noch einmal. Er hatte mir versprochen, mich in seinem Motorboot zu den Überresten des alten San Juan del Norte mitzunehmen. Nur das Benzin für den Ausflug müsste ich bezahlen. Als ich bei seinem Haus ankomme, beenden Chambó und seine Freunde gerade eine Partie Domino. ATMO Domino ERZÄHLER Chambó beginnt, das Regenwasser aus seinem Boot zu schöpfen. Mich schickt er mit dem elfjährigen Alberto Benzin kaufen. ATMO Benzin einfüllen ERZÄHLER Alberto ist nicht Chambós leibliches Kind sondern eine Art Ziehsohn. Er hat sich seiner angenommen, weil der Vater sich nicht um ihn kümmert und die Mutter nicht genügend Geld hat, um die hier obligatorische Schulkleidung zu kaufen. Dafür macht sich Alberto mit allerlei Dienstgängen nützlich. Jetzt soll er mit mir beim Nachbarn Mariano einen Kanister mit vier Gallonen Benzin füllen. Die beiden streiten sich ein wenig, aber es ist eher Spaß. ATMO Benzin einfüllen, Mariano und Alberto ERZÄHLER ?Du hast mir schon einen Centavo verschüttet?, sagt Mariano. ?Nein, nicht ein Tropfen ist auf dem Boden?, antwortet Alberto. Aber Mariano lässt nicht locker: ?Das ist schwarzes Gold, weißt du das nicht.? Auch Marianos Familie stammt aus San Juan del Norte, erfahre ich. O-TON Mariano SPRECHER 1 Das Leben im alten San Juan war anders. Es gab weniger Einwohner, weniger Ablenkung und Korruption, weniger Abhängige, die Leute tranken weniger. Es waren einfache Leute mit wenig Bildung. Heute ist eine andere Zeit. Die Jugend ist ein bisschen verrückter. Früher hatten wir ein sehr ruhiges Leben, wir tranken ein paar Schluck und gingen zu Bett. Heute übertreiben die Jungen es manchmal, wenn auch nicht extrem, es ist immer noch äußerst ruhig hier. Aber heute wird schon mehr Schnaps als früher getrunken. ERZÄHLER Als Mariano in San Juan aufwuchs, waren die ruhmreichen Tage des Ortes allerdings schon vorbei: O-TON Mariano SPRECHER 1 Die Stadt war im Niedergang. Die Passage über den Fluss wurde nicht mehr genutzt. Die Straße nach Rama hat San Juan das Genick gebrochen. Seit sie existiert, fahren keine Frachtschiffe mehr auf dem Río San Juan. Sie fahren nach Bluefields. Es war das Ende der berühmten Durchfahrt. 1983 war San Juan nur noch ein kleines Dorf und am Verfallen. ERZÄHLER Bluefields im Norden, mit seiner Straßenanbindung an die Hauptstadt Managua, lief San Juan spätestens in den 70er Jahren den Rang als wichtigste Hafenstadt ab. Und 1983 erreichte der Bürgerkrieg zwischen den Sandinisten und den von den US-Amerikanern unterstützten Guerillas auch die Region des Río San Juan. O-TON Mariano SPRECHER 1 Die Guerillagruppe ARDE von Edén Pastora kam 1983 über den Fluss. In San Juan waren wir zu der Zeit nur noch wenige, denn hier war die sandinistische Armee stationiert. Wir beschlossen, nach Costa Rica auszuwandern, 300 waren wir insgesamt. Am 4. April 1984 wurde San Juan dann niedergebrannt, an jenem Tag, als Edén Pastora die Stadt einnahm. Da waren aber nur noch Soldaten im Ort. Die letzten Bewohner hatte man evakuiert, entweder ebenfalls nach Costa Rica oder nach San Carlos. Ich war ja damals beim Kampf nicht dabei und auch nicht mehr in der Nähe, aber mein Bruder hat mir erzählt, dass während der letzten Schlacht um San Juan insgesamt 26 Menschen starben, 13 auf jeder Seite. ERZÄHLER Der frühere Sandinist Edén Pastora hatte nach der Revolution die Fronten gewechselt und den Kampf gegen seine ehemaligen Gefährten aufgenommen. Doch ich komme nicht mehr dazu, Mariano danach zu fragen. Chambó fährt mit seinem Boot vor. ATMO Boot ERZÄHLER Kurz nachdem wir in den Río San Juan eingebogen sind, ragt vor uns aus dem Wasser plötzlich ein stählernes Gerüst heraus. Das seien die Überreste einer "draga", eines Schaufelbaggers, erzählt Chambó. Damit sei hier Ende des 19. Jahrhunderts der Río San Juan ausgehoben worden. Es war der bisher letzte Versuch, den alten Traum vom Kanal zwischen Atlantik und Pazifik zu verwirklichen. ATMO Boot, leiser ERZÄHLER Nur einige hundert Meter weiter zeigt Chambó Richtung Uferböschung. Dort liegt ein anderes historisches Monument im Wasser, umschlungen von wild wuchernden Pflanzen. O-TON Chambó SPRECHER 2 Ein altes Dampfschiff. Mit Sicherheit älter als 100 Jahre. Ich vermute, es lag schon hier, als mit den Kanalarbeiten begonnen wurde. ERZÄHLER Dann gehen wir an Land. Wir laufen über einen schmalen Urwaldpfad bis zu einer großen Lichtung. ATMO Greytown ERZÄHLER Von "Greytown", dem alten San Juan del Norte, sind nur einige Grabsteine übriggeblieben. O-TON Chambó SPRECHER 2 Hier liegen einige Matrosen einer US-Fregatte. Ich weiß nicht, ob sie umgebracht wurden oder bei einem Unfall gestorben sind, sie sind jedenfalls hier begraben. Dort drüben liegt auch ein Deutscher. ERZÄHLER Die meisten der Grabsteine sind von der Witterung zerfressen und unleserlich geworden. Alberto hilft mir, einen Stein freizulegen: John Burgess, Mitglied der US-Fregatte Sabine, 23. September 1859. "Gestorben beim Sturz vom Hauptmast", steht auf dem Stein. Er wurde nur 22 Jahre alt. Und sein Tod war nicht die letzte Tragödie, die sich hier abgespielt hat. ATMO Greytown ERZÄHLER Dass Eden Pastora zumindest einen Teil der Schuld an der Zerstörung von San Juan del Norte trägt, scheint ihm hier kaum jemand übel zu nehmen - auch Chambó nicht. Wesentlich kritischer beurteilt er die Rolle der Sandinisten. Sie hätten Gewalt und Tod überhaupt erst nach San Juan gebracht. O-TON Chambó SPRECHER 2 Sie haben dir Waffen gegeben, um den eigenen Bruder oder Vater zu töten, der vielleicht auf der anderen Seite kämpfte. Aber ich habe nein gesagt: ?Du hast mir nichts getan, warum sollte ich dich töten?? Bevor ich jemand umbringen musste, bin ich nach Costa Rica gegangen. ATMO Fluss ERZÄHLER Als am Abend Edgars Freund "Chalí" zu Besuch kommt, frage ich ihn, was er von Edén Pastora und den Sandinisten hält: O-TON Chalí SPRECHER 2 Es war Krieg, und Edén wollte San Juan einnehmen, darum legte er Feuer. Er musste gegen die Sandinisten kämpfen, wenn er den Ort erobern wollte. Vielleicht wollte der San Juan nicht vollständig niederbrennen, aber im Krieg gibt es immer Zerstörungen. Wir im alten San Juan, die große Mehrheit, waren traditionell stets Liberale oder Konservative. Hier gab es keinen Sandinismus. Den brachten die Leute mit, die von der Pazifikseite kamen. Wir hatten mit dem Sandinismus nichts zu tun. ERZÄHLER Auch Edgar ist kein ausgesprochener Freund der Sandinisten. Sie haben es nicht geschafft, die Nicaraguaner dazu zu erziehen, dass sie Verantwortung für sich selbst übernehmen, sagt er. O-TON Edgar SPRECHER 1 Ich bin in der Zeit der Regierung Somoza aufgewachsen. Als er gestürzt wurde und die Sandinisten die Macht übernahmen, gab es in Nicaragua ein großes Fest, weil man dachte, nun würde sich unser Leben verbessern. Aber leider brachten die Sandinisten den Leuten nicht bei, wie man vernünftig arbeitet. Der Sandinismus hatte zwar auch gute Seiten, versteh? mich nicht falsch, ich will nicht sagen, dass die Sandinisten nur Schlechtes getan haben, aber wenn ich ihnen etwas vorwerfe, dann, dass sie dem Volk alles schenken wollen so in der Art: ?Nimm das und geh!? Jetzt aber können sie nicht mehr so viel verteilen, weil wir nicht mehr so viel aus dem Ausland bekommen. Und was machen die Menschen? Sie warten weiter darauf, dass man ihnen irgendetwas gibt. MUSIK Dimensión Costeña, ?Bluefield Express? ERZÄHLER Am vierten und letzten Tag meines Aufenthalts verabschiede ich mich von all meinen neuen Bekannten. Während Chambó noch immer darüber klagt, dass es in San Juan nicht genügend Arbeit und zuviel Armut gebe, sieht Edgar das anders. O-TON Edgar SPRECHER 1 Du hast es selbst erlebt: Hier in San Juan gibt es kein Kind, das um Geld oder Essen bettelt, keiner ist schlecht angezogen. Wenn du in die Gesichter der Menschen schaust, siehst du, dass sie glücklich sind. In diesem Teil Nicaraguas gibt es keine große Armut. Wir haben doch einen reichen Fischbestand. Wenn du nichts hast, musst du eben fischen gehen. Jeder Bewohner besitzt zudem ein kleines Grundstück. Wer auf diesem Land nicht nur sein Haus errichtet, sondern wer schlau ist und arbeitsam, der kann auf seinem Grund und Boden auch Yuca, Bananen oder Malanga anpflanzen. Der wird weder in Armut leben noch unter Hunger leiden. ATMO Rancho-Musik, Bob Marley ERZÄHLER Zum Abschied lade ich Edgar am Abend auf ein paar Bier in das "Rancho Brisas del Mar" ein, die einzige Kneipe im Ort. ATMO Rancho-Musik, Bob Marley, Edgar ?Bob Marley and the Wailers, coming from San Juan de Nicaragua to the World. At the Rancho Brisa del Mar en San Juan del Norte." ATMO Natur morgens, Aufbruch ERZÄHLER Mein Wecker klingelt morgens um vier. Mir bleibt nicht mehr viel Zeit. Halb fünf muss ich am Hafen sein. Wieder werden 15 lange Stunden in einer eher ungemütlichen "Pipante" vergehen, bis wir im Hafen von San Carlos einlaufen. 1