KULTUR UND GESELLSCHAFT Reihe : LITERATUR 00.05 Titel: Duell in Baden-Baden - Die innige Feindschaft zwischen Dostojewski und Turgenjew Autor : Tom Peuckert Redaktion: : Sigried Wesener Sendetermin : 06.05.2012 Aufnahmetermin: : Stimmen: : Sprecher 1 : Sprecher 2 : Dostojewski : Turgenjew Regie : Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig DUELL IN BADEN-BADEN Die innige Feindschaft zwischen Turgenjew und Dostojewski Literaturfeature von Tom Peuckert Anmerkung: Dostojewski und Turgenjew sind in zwei deutlich unterschiedenen Sprechsituationen zu hören: Als Zitatoren ihrer eigenen Texte sprechen sie in einem akustisch neutralen Raum, sachlich und monologisch. In den Dialog-Szenen sind sie Spieler, eingebettet in die Atmosphäre der Turgenjewschen Wohnung. * Musikalisches Motiv Dostojewski (Vorschlag: Schostakowitsch, 10. Sinfonie, 2. Satz, Allegro) Sprecher 1: "Nichts ist mehr angetan, die biologischen Begriffe zu verwirren, als das Leben dieses Menschen Dostojewski, der, ein zuckendes, alle Augenblicke in Krämpfe verfallendes Nervenbündel ... es immerhin auf volle sechzig Jahre brachte und in den vier der Produktion gehörenden Jahrzehnten davon ein kolossales Lebenswerk von unerhörter Neuheit und Kühnheit, von wogender Fülle der Leidenschaften und Gesichte auftürmte" - (Thomas Mann) Überblendung zu Musik. Motiv Turgenjew (Vorschlag: Tschaikowski, "Dornröschenwalzer") Sprecher 2: "Eine Tür ging auf. Ein Riese erschien. Ein Riese mit Silberkopf, wie es im Märchen heißen würde. Iwan Turgenjew. Er hatte lange weiße Haare, dichte weiße Brauen und einen großen weißen Bart - wirklich ein leuchtendes, durchfunkeltes Silberweiß; und in diesem Weiß ein gutes, ruhiges Gesicht mit etwas groben Zügen; einen Kopf richtig wie ein Fluss, der seine Wogen vergießt, oder sogar einen Kopf wie der Ewige Vater" - (Ludwig Pietsch) Überblendung Motiv Dostojewski Sprecher 1: "Dostojewski war mager, klein, blond, mit einer krankhaften Gesichtsfarbe; seine winzigen grauen Augen wanderten ständig in etwas beängstigender Weise von einem Gegenstand zum anderen, und seine blassen Lippen zuckten nervös" - Überblendung Motiv Turgenjew Sprecher 2: "Turgenjew sprach mit ganz sanfter, ein wenig kraftloser Stimme, als hätte sich die zu dicke Zunge nur mühsam bewegt. Manchmal zögerte er bei seiner Suche nach dem exakten französischen Wort, um seine Gedanken auszudrücken, aber immer traf er es überraschend genau, und dieses leichte Zaudern gab seiner Rede einen besonderen Charme" - Überblendung Motiv Dostojewski Sprecher 1: "Ein schrecklich nervöser, sensibler Mann ... Fast in jedem Wort, das ohne böse Absicht gesagt wurde, vermutete Dostojewski den Wunsch, sein Werk herabzusetzen, ihn zu beleidigen" - Beide Musikstücke vermischen sich, schrilles Durcheinander, dann aus Sprecher 1: Baden-Baden, Sommer 1867. Iwan Turgenjew befindet sich im Exil. Er ist auf der Flucht vorm russischen Bären, diesem Ungeheuer mit seiner entsetzlichen Neigung zur Gewalt. In Russland herrscht der Zar mit "väterlicher Strenge": mit Kettenstrafen und Geheimpolizei, mit einer Justiz, die der Obrigkeit alle Wünsche erfüllt. Individuelle Freiheit gilt als nicht machbar unter russischen Verhältnissen, Freiheit, heißt es, passe nicht zum slawischen Menschenschlag, der seit je einer harten Knute bedarf. Sprecher 2: Als der Schriftsteller Turgenjew noch in Russland lebt, hat er jeden seiner Texte zum Zensor tragen müssen. Die Zensurbehörde ist traditionell die größte Behörde im Land. Man sagt, es gibt mehr Zensoren als Bücher im Reich des Zaren - Turgenjew: Möge der Leser selbst urteilen: Morgens bekam man beispielsweise seinen Korrekturbogen zurück, mit roter Tinte übel zugerichtet und entstellt, gleichsam blutverschmiert; vielleicht musste man sogar selbst zum Zensor fahren und sein kategorisches oftmals höhnisches Urteil vernehmen, nachdem man vergeblich erniedrigende Erläuterungen und Rechtfertigungen vorgebracht hatte... Durch eigenartigen Humor zeichnete sich bei solchen Begegnungen der Zensor F. aus. Einmal blickte er mir gefühlvoll in die Augen und meinte: "Sie möchten, dass ich nichts streiche. Doch urteilen Sie selbst: Wenn ich nichts streiche, bringe ich mich um dreitausend Rubel im Jahr, wenn ich streiche, tut es niemandem weh. Da standen ein paar Wörter, jetzt sind sie weg, was ist schon dabei? Warum sollte ich nicht streichen?! Gott sei mit Ihnen!" Sprecher 1: Wie liebenswert wirkt dagegen das Leben in Westeuropa. Die freie Luft von London. Der bürgerliche Glanz in Paris. Oder eben eine wohlgeordnete süddeutsche Kleinstadt, anmutig gelegen zwischen Mittelgebirgshügeln. Baden- Baden, zehntausend Einwohner damals, berühmt geworden durch gehobenen Fremdenverkehr. Kurpark, Trinkhalle mit schwefligem Wasser, gleich daneben ein prachtvoll ausgestattetes Spielcasino. Magenkranke und Suchtkranke kommen in Baden-Baden gleichermaßen auf ihre Kosten. Sprecher 2: Turgenjew, dieser distinguiert aussehende Herr mit den beeindruckend slawischen Gesichtszügen, darf sich hier willkommen fühlen. Er hat Geld, beträchtliche Mittel, besitzt in Russland ein Landgut und erbte von seiner Mutter ein Vermögen. So einer bringt Kaufkraft in die Stadt, das weiß man zu schätzen. Das ist nicht Nikolai, der auf dem Ofen hockt, nicht Aljoscha, der die Ikonen küsst. Kultur heißt die Religion des neuen Mitbürgers - Sprecher 1: Seit 1863 lebt Turgenjew in Baden-Baden. Er hat in der Stadt ein Grundstück gekauft und lässt sich von einem Pariser Architekten eine Villa bauen. "Hier ist es gut: grün, sonnig, frisch und schön" schreibt er an Freunde, die in Russland zurückgeblieben sind. Sprecher 2: Dabei ist er doch berühmt geworden mit seinen Porträts der russischen Landschaft. Sein literarischer Erstling, die "Aufzeichnungen eines Jägers", haben nicht nur den persönlichen Ruhm des Autors begründet, sondern auch eine spezielle Variante der russischen Mythologie: Russland - das Land der endlosen Wälder und der intensiven Jahreszeiten, der lichten Birkenalleen und sandigen Wege, der träumenden Dörfer, mit ihren kauzig- liebenswürdigen Bewohnern: Tschaikowski unterlegen Turgenjew: Aber nun ein Morgen im Sommer, im Juli. Wer außer dem Jäger hat erfahren, was für eine Freude es ist, im Morgenrot durch die Büsche zu streifen? Als grünes Band legt sich die Spur ihrer Füße auf das tauige, weiß schimmernde Gras. Sie biegen einen nassen Strauch auseinander - und schon umgibt Sie der aufgespeicherte warme Duft der Nacht; die Luft ist ganz durchtränkt mit der frischen Bitterkeit des Wermuts, mit dem Honig des Buchweizens und des Wiesenklees; in der Ferne steht wie eine Mauer der Eichenwald und glänzt und rötet sich in der Sonne. Was für ein Wald! Gewaltige schwarze Stämme über dem durchsichtigen Grün der Haselnussbüsche. In seinem Inneren ist noch tiefe Nacht. Eine Stille, die - Das Zitat wird unterbrochen durch Klopfen an einer Tür - Turgenjew: Eine Stille, die - Das Klopfen ist sehr energisch geworden. Turgenjew: Eine Stille - Sprecher 2: Aber nun - wir schreiben den 10. Juli 1867 - klopft es in Baden-Baden an Turgenjews Tür. Der Hausherr will eben aufbrechen zu einer Matinee. Eine kleine Operette soll im Liebhabertheater aufgeführt werden, Turgenjew selbst hat das Libretto geschrieben, eine satirische Petitesse über einen Menschenfresser, der dem französischen Kaiser Napoleon III. ähnelt, in Szene gesetzt von Turgenjews Freundin, der berühmten Sängerin Pauline Viardot-Garcia. Im Publikum wird internationale Gesellschaft erwartet, Deutsche, Franzosen, Engländer, aufgeschlossen, gebildet, wach. Man wird Kultur genießen und sich danach am Buffet zum Smalltalk versammeln - Klopfen Sprecher 1: Aber nun klopft es an Turgenjews Tür - Sprecher 2: Draußen steht ein Mann, den er gut kennt. Ein alter Bekannter aus Petersburger Tagen. Drei Jahre jünger, die Gesichtszüge von Neurasthenie, Schlaflosigkeit und langer Krankheit gezeichnet. Kleine, unruhige Augen, schütterer Bart, billige, lang schon gebrauchte Kleidung. Ein russisches Gespenst, das diesen heiteren Sommertag im Exil von Baden-Baden jetzt wie eine dunkle Wolke überschattet - Überblendung: Atmosphäre in Turgenjews Wohnung. Das Ticken eines Regulators. Turgenjew: Dostojewski - ? Dostojewski: Turgenjew! Turgenjew: Sie sind es?! Dostojewki: Ja. Turgenjew: Was wollen Sie? Dostojewski: Ich habe Hunger. Turgenjew: Was ist Ihr Problem, Dostojewski? Dostojewski: Hunger! Turgenjew: Hunger - ? Dostojewski: Ja, Hunger! Turgenjew: Sehen Sie, das ist typisch für Sie. Hunger! Sie übertreiben. Sie reden maßlos. Sie schreien herum. Hunger! Hunger! Das ist ihr Trick. Große Worte. In all ihren Büchern. Dostojewski: Ich habe Hunger. Turgenjew: Sie lieben das Pathos - Dostojewski: Ich habe zwei Tage nicht gegessen. Turgenjew: Wie - ? Dostojewski: Nur Tee. Seit zwei Tagen nichts als Tee. Turgenjew: Sie lügen! Dostojewski: Nein! Turgenjew: Nichts gegessen? Seit zwei Tagen? Dostojewski: Tee habe ich getrunken. Turgenjew: Seit zwei Tagen? Dostojewski: Ja. Turgenjew: Mein Gott! Sie müssen furchtbaren Hunger haben. Dostojewski: Ja. Turgenjew: Zwei Tage ohne Essen. Das hält kein Mensch aus. Dostojewski: Ja. Turgenjew: Sie brauchen ein Frühstück - Dostojewski: Ja. Turgenjew: Kommen Sie! Ich lasse sofort servieren - Sprecher 1: Im Juli 1867 ist Dostojewski sechsundvierzig Jahre alt. Er sieht älter aus, wofür es gute Gründe gibt. Aufgewachsen in einer zerrütteten Familie, die Mutter starb früh, der Vater ein Säufer und Gewalttäter, der von seinen leibeigenen Bauern erschlagen wird. Als Mittzwanziger ist Dostojewski in eine literarische Karriere gestartet, er hat großen Erfolg mit seinem Debüt, dem sozialrealistischen Briefroman "Arme Leute". Eine Saison lang ist er der Liebling in den Petersburger Salons, die Kritiker loben ihn, die adlige Welt schmückt sich mit dem jungen Talent aus kleinen Verhältnissen. Sprecher 2: In der Intimität der Salons diskutiert man damals die neuen sozialrevolutionären Ideen, die aus dem Westen Europas kommen - den Sozialismus als Utopie und Wissenschaft, die Anarchie, den Nihilismus - Ideen, die sich mühelos gegen das Regiment des Zaren Nikolai wenden lassen. Dostojewski ist in diesen Zirkeln als Wortführer dabei. Er ist berauscht von sich und seiner neuen Rolle, das Leben verspricht viel, er wird schreiben und das Publikum mit seinen Talenten verblüffen, man wird ihm zuhören, er wird den Erfolg genießen, das Geld, auch die Frauen, die sich plötzlich für den unscheinbaren jungen Mann interessieren. Das Leben verspricht viel - Sprecher 1: Bis ihn eines Tages der Blitzschlag trifft, aus heiterem Himmel. Eine Strafe à la russe für einen unbotmäßigen Intellektuellen, der nun das Pech hat, von der Obrigkeit ausgewählt zu werden für eine exemplarische Züchtigung, die andere seines Schlages gründlich abschrecken soll - Sprecher 2: Weil der junge Dostojewski in einer privaten Gesellschaft aus der Schrift eines Staatsfeindes vorgelesen hat, wird er Anfang 1849 verhaftet, angeklagt und wenig später zum Tode verurteilt. Am 22. Dezember ist es soweit - Dostojewski: Heute, am 22. Dezember, wurden wir alle auf den Semjonowschen Platz gebracht. Dort wurde uns das Todesurteil verlesen, man gab uns das Kreuz zum Kuss, über unseren Häuptern wurde das Schwert gebrochen und wir wurden fürs Begräbnis in weiße Hemden eingekleidet. Dann stellte man drei von uns vor die Pfähle, wo die Exekutionen stattfinden sollten. Ich war der sechste in der Reihe, wir wurden in Gruppen zu drei aufgerufen, und so war ich in der zweiten Gruppe und hatte nicht mehr als eine Minute zu leben - Sprecher 2: In diesem Moment stockt der Ablauf der Hinrichtung. Den Verurteilten wird erklärt, der Zar lasse diesmal Gnade vor Recht ergehen. Statt Tod wartet mehrjährige Festungshaft auf die Delinquenten, anschließend Verbannung und Strafdienst beim Militär. Einer der Verurteilten ist da schon dauerhaft wahnsinnig geworden. Die Spannung dieser Minuten wird Dostojewski in lebenslangen epileptischen Anfällen entladen. Russland, die Heimat, hat ihn gezeichnet. Sie hat sich in seinen Leib eingebrannt. Sprecher 1: Vier Jahre hat er in einem sibirischen Gefängnis verbracht, angeschmiedet an eine fünf Kilo schwere Eisenkette. Ein stinkendes Holzverlies, drückende Enge, unter hunderten Kriminellen aller Art, Betrüger, Roheitsverbrecher, Mörder, der wegen eines Gedankenverbrechens inhaftierte Kleinadlige Dostojewski steht ganz am Ende der Hackordnung. Sprecher 2: Sechsundvierzig Jahre alt ist Dostojewski, als er in Baden- Baden vor Turgenjews Tür steht. Nach seiner Zeit im Gefängnis hat er weitere vier Jahre in Sibirien beim Militär gedient. Er hat in Sibirien eine schwindsüchtige Frau geheiratet, die ihn von Anfang an betrog und die einen Sohn mit in die Ehe brachte, der zum Trinker und Kriminellen wurde. Nach zehn Jahren aus der Verbannung heimgekehrt, hat er zwei Zeitschriften gegründet, finanziert mit dem Vermögen seines Bruders. Beide Unternehmen wurden kurz nach erfolgreichem Start von der Zensur verboten, was jedesmal den Verlust der eingesetzten Mittel nach sich zog und Dostojewski in Schulden stürzte. Nach dem frühen Tod des Bruders fühlt er sich verpflichtet, auch für dessen Familie finanzielI zu sorgen - obwohl er selbst Frau und Kinder hat. Sprecher 1: Getrieben von seiner materiellen Not, aber auch von einer Gier nach Grenzerfahrung und Rausch, hat er eines Tages angefangen, Roulette zu spielen. Seiner Sucht folgend, ist er durch die Casinos von Westeuropa gezogen, hat verloren und verloren und verloren, borgte bei sämtlichen Freunden und Bekannten, wurde Stammgast bei Pfandleihern, denen er seine jeweils letzten Hemden überließ, hatte oft kein Geld für ein Frühstück und in Hotels und Wirtschaften stets die Zechprellerei als letzten Ausweg vor Augen. Sechsundvierzig Jahre ist er alt, und er hat eine Menge gute Gründe, viel älter auszusehen. Sprecher 2: Knapp zwei Stunden bleibt Dostojewski am Mittag des 10. Juli 1867 in Turgenjews Wohnung. Die beiden Schriftsteller reden miteinander - und trennen sich als Feinde. Noch Jahre später wird Dostojewski in seine Romane böse Satiren einfügen, deren Hauptfigur ein lächerlich arroganter, geistig und künstlerisch impotenter Schriftsteller ist, der in äußerlichen Zügen und biografischen Details auf Turgenjew verweist. Sprecher 1: Turgenjew schreibt nur einige melancholische Briefe, in denen er Dostojewski einen Lügner, schlechten Menschen und Geisteskranken nennt - Tschaikowski unterlegen. Kaum hörbar. Turgenjew: Ich habe erfahren, dass an Ihre Bibliothek ein Brief mit der Unterschrift von Herrn F.M. Dostojewski gesandt worden ist, und dass in diesem Brief von ihm empörende und unsinnige Ansichten über Russland und die Russen dargelegt werden, die er mir zuschreibt - Gerade noch wahrnehmbar mischen sich in Tschaikowskis Musik Schostakowitschs Dissonanzen. Im folgenden als Collage unterlegen. Dostojewski: Ich ging um 12 Uhr mittags zu Turgenjew und traf ihn beim Frühstück an. Ich sage Ihnen offen: persönlich habe ich diesen Menschen schon früher nicht gemocht - Turgenjew: Diese Ansichten, die meinen innersten Überzeugungen darstellen sollen, wurden von mir, wie Herr Dostojewski beteuert, in seiner Gegenwart in diesem Sommer in Baden-Baden ausgesprochen, während des einzigen Besuches, mit dem er mich beehrt hat - Dostojewski: Ich mag Turgenjews affektierte aristokratische Umarmung nicht, wenn er einen küssen will, jedoch nur seine Wange hinhält. Eine entsetzliche Angeberei - Turgenjew: Ich bin gezwungen, hier meinerseits zu erklären, dass ich es schon deshalb für unangebracht hielte, meine innersten Überzeugungen vor Herrn Dostojewski auszudrücken, da ich ihn - infolge krankhafter Anfälle und anderer Gründe - für einen Menschen halte, der seine eigenen Geisteskräfte nicht völlig unter Kontrolle hat, eine Meinung, die übrigens von vielen anderen Personen geteilt wird - Dostojewski: Er selbst sagte mir, die Hauptidee, der grundlegende Gedanke seines neuesten Buches bestehe in dem Satz: "Wenn Russland vom Erdboden verschwände, bedeute das weder einen Verlust, noch würde es die Menschheit erregen" - Turgenjew: Ich habe mich mit Herrn Dostojewski, wie schon gesagt, nur einmal getroffen. Er hat nicht mehr als eine Stunde bei mir gesessen und ist, nachdem er sein Herz mit schrecklichem Geschimpfe über die Deutschen, über mich und mein letztes Buch erleichtert hat, wieder gegangen - Dostojewski: Turgenjew äußerte, wir müssten vor den Deutschen im Staube kriechen, für alle gäbe es einen einzigen und unumgänglichen Weg - die Zivilisation, und alle Versuche von Russismus und Selbständigkeit bedeuteten eine Schweinerei und Dummheit - Turgenjew: Ich wiederhole, ich bin mit ihm wie mit einem Kranken umgegangen. Sicherlich haben sich die Argumente, die er von mir gehört zu haben glaubt, seiner zerrütteten Einbildungskraft so dargestellt - Dostojewski: Turgenjew erklärte mir, er sei ein entschiedener Atheist. Doch mein Gott: der Deismus hat uns Christus geschenkt, das heißt eine so erhabene Vorstellung vom Menschen, dass man sie nicht ohne Andacht erfassen kann und einfach glauben muss, dass dieses Menschheitsideal für ewig geschaffen ist! Was aber haben uns diese Turgenjews, Herzens, Utins und Tschernyschewskis gegeben? Als Ersatz für diese höchste göttliche Schönheit, auf die sie spucken, haben sie eine so ekelhafte Eigenliebe, derart schamlose Gereiztheit und einen so leichtsinnigen Stolz, das man einfach nicht begreift: Worauf hoffen sie, und wer soll ihnen folgen? Turgenjew: Sicherlich haben sich die Argumente, die er von mir gehört zu haben glaubt, seiner zerrütteten Einbildungskraft so dargestellt und er hat seine ... Denunziation gegen mich an die Nachkommen geschrieben - Tschaikowski und Schostakowitsch wild durcheinander. Musik aus. Stille. Das Ticken des Regulators in Turgenjews Wohnung. Veränderte Sprechsituation. Dostojewski: Wovor haben Sie Angst, Turgenjew - ? Turgenjew: Angst? Was meinen Sie? Dostojewski: Sie verstecken sich in Baden-Baden. Bei Ihren Deutschen. Als wüssten Sie nicht, was draußen passiert. Turgenjew: Was passiert denn "draußen"? Dostojewski: Es brennt! Überall brennt es! Turgenjew: Finden Sie? Dostojewski: Ein paar Schritte weiter, und wir sind verloren. Turgenjew: Ich brenne nicht. Tut mir leid. Ich brenne nicht. Ich weiß, dass es besser wäre, zu brennen. Für das Leben. Für die Geschichte. Für Russland, meinetwegen. Ich verstehe Sie ja. Aber ich brenne einfach nicht! Dostojewski: Sie brennen für etwas anderes. Ihre Villa hier. Die Bilder. Ihre Möbel. Das Porzellan. Turgenjew: Alles Plunder. Dostojewski: Sie besitzen Aktien. Schatzbriefe. Fonds in Übersee. Turgenjew: Ich brenne nicht - damit basta! Die Kälte steckt im Kopf. Man sieht das Leben, wie es ist. Sinnloses Gewimmel. Ab und zu ein bisschen Zivilisation. Das ist das Höchste. Man nimmt ein Taschentuch zur Hand, bevor man niest. Man kündigt seinen Besuch an, wenn man irgendwo zum Frühstück erscheint. Dostojewski: Sie reden wie ein Zahnarzt, Turgenjew. Turgenjew: Andere Meinungen sind erlaubt. Dostojewski: Ich habe keine Meinungen. Das Leben zerreißt mich. Mein Körper erträgt es kaum. Das Herz tut mir weh - Turgenjew: Treiben Sie Sport! Dostojewski: Ich bin Epileptiker. Das ist Sport genug - Sprecher 1: Kleiner Exkurs über die russische Geschichte im 19. Jahrhundert: Sprecher 2: Das Jahrhundert der bürgerlichen Revolutionen. 1830, 1848 - überall in Europa drängt der Dritte Stand machtvoll nach oben. Seit in Frankreich ein Monarch seinen Kopf verloren hat, scheint nichts mehr unumstößlich. Kein gekröntes Haupt ist noch sicher, keine ständische Ordnung unantastbar. Aus Diskussionen und Debatten wird soziale Gärung, aus allgemeiner Gärung werden bürgerliche Unruhen, aus Unruhen allmählich Revolutionen - Sprecher 1: In St. Petersburg beobachtet man aufmerksam, was weiter westlich geschieht. Mit einer Welle vorsorglicher Repressionen versucht Zar Nikolai in seinem Reich die europäische Krankheit einzudämmen. In den dreißiger und vierziger Jahren wuchert überall selbstherrliche Bürokratie, besonders die Zensoren neigen zu grotesker Amtsführung. In diese Zeit fällt auch das Todesurteil gegen Dostojewski wegen oppositioneller Gedanken. Sprecher 2: Trotz alledem wird nun auch in Russland - in Salons und bürgerlichen Wohnzimmern - die Zukunft als prinzipiell offen betrachtet. Autokratie, Leibeigenschaft Millionen russischer Bauern, Gedankenterror - so wie es ist, wird es nicht bleiben. Auch unter den russischen Intellektuellen ist ein Prozess des Zweifelns und Infragestellens, Kritisierens und Entwerfens neuer, besserer Gesellschaftsmodelle in Gang gekommen. Ein Prozess, der in den folgenden Jahrzehnten ständig größere soziale Gruppen erfasst. Sprecher 1: Aber welcher Weg führt für Russland in eine bessere Zukunft? Auf welche Kräfte im Land und außerhalb kann man sich stützen? Welche Ideen sollen maßgeblich sein? Mitte des 19. Jahrhunderts zerfällt die russische Intelligenz in zwei große weltanschauliche Gruppen, die genau darüber erbittert streiten - Sprecher 2: Allein der Import westeuropäischer Gedanken, Prinzipien und Ideale könne Russland aus seiner asiatischen Lethargie befreien - sagen jene, die im Land als "Westler" bezeichnet werden. Nur der Anschluss an den breiten Strom der europäischen Aufklärung, an das in Frankreich, England oder Deutschland allgemein gewordene Streben nach Recht und Gerechtigkeit, nur der Kampf um die freie Entfaltung der menschlichen Individualität, nur die Existenz einer rationalen Wissenschaft und nicht zuletzt die Trennung von Staat und Kirche können aus Russland ein normales und funktionierendes Gemeinwesen machen - Sprecher 1: Ihre Gegner, die "Slawophilen", wie sie genannt werden, sind überzeugt davon, dass Russland einen eigenen Weg finden muss. Keine Imitation der westeuropäischen Auf- und Umbrüche, keine Assimilation an die vermeintlich universale Kultur des Westens. Einen russischen Weg müsse das Land suchen, um glücklich und friedlich zu leben. Den Weg einer kulturellen Renaissance, gestützt auf die eingeborenen Tugenden der slawischen Seele, auf orthodoxes Christentum und nicht zuletzt auf väterlich- autoritäre Zarenmacht. Sprecher 2: Die Slawophilen bestreiten ja nicht, dass ihr Land Reformen nötig hat. Doch der neue Zar Alexander, der nach Nikolais Tod 1855 die Herrschaft übernimmt, scheint um vieles zugänglicher, vernünftiger und auch gütiger als sein Vorgänger. Schon hat er - zumindest auf dem Papier - das Ende der Leibeigenschaft verkündet, schon gründet er Komitees, die auf allerhöchste Anordnung über Reformen nachdenken, schon lässt er in manchen Fällen politischer Dissidenz Gnade vor Recht ergehen - Turgenjew: Wissenschaft, Fortschritt, Humanität, Zivilisation - Sprecher 1: Iwan Turgenjew in seiner Schrift "Erinnerungen an Belinski" - in der er seinen väterlichen Freund, den verstorbenen Kritiker Belinski - mit deutlicher Zustimmung - als Prototyp eines "Westlers" porträtiert: Turgenjew: Wissenschaft, Fortschritt, Humanität, Zivilisation - und schließlich auch Westen. Belinski hatte sich ganz dem Dienst an diesem Ideal verschrieben; mit all seinen Sympathien, seinem ganzen Wirken gehörte er zum Lager der "Westler". Er war nicht allein deshalb Westler, weil er die Überlegenheit der westlichen Wissenschaft, der westlichen Kunst, der westlichen Gesellschaftsordnung anerkannte, sondern weil er auch zutiefst von der Notwendigkeit überzeugt war, Russland müsse all das vom Westen Geschaffene für die Entfaltung seiner eigenen Kräfte, seiner eigenen Bedeutung übernehmen. Er glaubte, dass es für uns keine andere Rettung gäbe, als in der von Peter dem Großen gewiesenen Richtung zu gehen, gegen den damals die Slawophilen ihre mächtigsten Donnergötter ausschickten - Dostojewski: Wir glauben, dass die russische Nation eine ungewöhnliche Erscheinung in der Geschichte der ganzen Menschheit ist. Der Charakter des russischen Volkes hat so wenig Ähnlichkeit mit dem Charakter aller europäischen Völker unserer Zeit, dass ihn die Europäer bis heute nicht begreifen ... Wir, der gebildete Stand, kehren zu unserem Boden zurück mit der bewusst am Lebens gehaltenen und von uns angenommenen Idee unserer allmenschlichen Bestimmung. Zu dieser Idee hat uns die Zivilisation selbst gebracht, die wir in ihrer ausschließlich europäischen Form ablehnen. Sprecher 2: - schreibt Dostojewski in einem Aufsatz für die Zeitschrift "Wremja". In den sechziger Jahren ist er zu einem Wortführer der slawophilen Bewegung in Russland geworden. Nicht nur als Schriftsteller, der in seinen nun entstehenden großen Romanen die russische Seele ergründen und in vielen seiner Hauptfiguren auch heiligsprechen wird, sondern ebenso als Publizist, der mit eigenen Zeitschriften auf die ideologischen Debatten im Land beträchtlichen Einfluss hat. Sprecher 1: Seine Erfahrungen mit der russischen Justiz, die Erlebnisse in Gefängnis und Verbannung haben ihn überraschenderweise nicht ins Lager der Westler getrieben. In einem paradoxen Sprung, der Biografen und Interpreten seit je beschäftigt, findet Dostojewski gerade während der sibirischen Jahre zum Glauben an ein eigentliches, dem Westen geistig und sittlich überlegenes Russland. Erst nach seinem Durchgang durch die existentiellen Abgründe des russischen Lebens wird er zum Propagandisten der spirituellen Traditionen des orthodoxen Christentums, erst jetzt sieht er aus der historisch erprobten Glaubens- und Leidensbereitschaft des russischen Volkes eine Mission erwachsen: der Welt eine Lehre zu geben. Sie abzubringen von den großen und blutigen sozialen Kämpfen und Spaltungen, die im Westen heraufdämmern, abzubringen vom Irrglauben an die menschliche Vernunft, mit der allein man keines der grundlegenden Lebensprobleme in den Griff bekommt, und nicht zuletzt abzubringen von einem Atheismus, der sich in Westeuropa immer militanter gebärdet und immer weitere Kreise der Gesellschaft erfasst. Sprecher 2: Dostojewskis Buch "Aufzeichnungen aus einem Totenhaus", an dem er kurz nach seiner Rückkehr aus der sibirischen Verbannung zu arbeiten beginnt, kann als Chronik einer geistigen Wandlung gelesen werden. Einer Wandlung, die direkt in den Text eingeschrieben ist - Sprecher 1: Das Alter ego des Erzählers, der zu zehn Jahren Festungshaft verurteilte russische Kleinadlige Alexander Petrowitsch Gorjántschikoff, nimmt seine bäuerlich- proletarischen Mitgefangenen zunächst nur als graue, abstoßende Masse wahr, ohne Individualität, ohne seelische Tugenden, ohne charakterliche Schönheit. Im Verlauf seiner Aufzeichnungen, das heißt im Verlauf seiner Haftzeit, ändert sich das radikal. Immer differenzierter erkennt er seine Umwelt, immer stärker wird er beeindruckt von einzelnen Persönlichkeiten, immer öfter findet er schwärmerische Attribute, um bestimmte Mithäftlinge zu beschreiben. Ohne die grundsätzlich rohe, abgestumpfte Atmosphäre des Zuchthauses zu unterschlagen, entdeckt er hinter den Überlebensmaskeraden mancher Gefährten nun starke, zu allem entschlossene Charaktere, reine, gutmütige, selbstlose, gerechtigkeitsbesessene oder tapere Menschen. Immer öfter begeistern ihn Verhaltensweisen, fühlt er sich von Gedanken und Handlungen angezogen. Er lernt Biografien kennen, nimmt Anteil, gewinnt Freunde. Sprecher 2: So werden die "Aufzeichnungen aus dem Totenhaus" zum Dokument einer Entdeckung. Ihr Autor hat im sibirischen Zuchthaus einen Gegenstand gefunden, der zum zentralen Thema seiner Literatur werden soll, zum Objekt einer unermüdlichen Vermessungs- und Interpretationsarbeit. Nennen wir diesen Gegenstand, den sprachlichen Klischees folgend, die "russische Seele". Sprecher 1: Das geistige Russland, so bilanziert Dostojewski in seiner slawophilen Publizistik, ist Europa überlegen, weil es nicht auf abstrakt-rationale Prinzipien, sondern auf eine ganzheitliche Weltanschauung gegründet ist, auf Geschlossenheit statt Zergliederung, auf eine Vereinigung aller höheren Prinzipien in einem allerhöchsten. Sprecher 2: Und zweitens - weil die sozial-politische Ordnung in Russland nicht auf der Trennung und Feindschaft der Stände beruht, sondern auf deren durch die orthodoxe Religion garantierten Zusammenhalt, womit Reformen aus natürlichem Wachstum möglich werden und blutige Revolutionen unnötig. Sprecher 1: Und schließlich drittens - weil der westliche Mensch von Luxus und Künstlichkeit, von Egozentrik, Träumerei und geistiger Unruhe getrieben wird, während der russische Mensch durch Einfachheit der Lebensverhältnisse, Familien- und Gemeinschaftssinn, sowie Demut und innere Stille geprägt ist und sich damit insgesamt in einer gesünderen Geistesverfassung befindet - Dostojewski: Man muss sich so opfern, dass man alles hingibt und sogar wünscht, dass einem dafür nichts wiedergegeben werde, - damit niemand durch dich auch nur irgendwelche Unkosten habe. Wie ist das nun zu machen? Ja, zu machen ist es überhaupt nicht, sondern es ist nötig, dass es sich von selbst mache, dass es in der Natur sei, dass es unbewusst in der Natur der ganzen Rasse liege, mit einem Wort: damit es Brüderlichkeit gebe, das Liebesprinzip, muss man - lieben. Es muss einen instinktiv zur Brüderlichkeit hinziehen, zu Gemeinsamkeit und Eintracht, und es muss einen hinziehen, trotz aller vielhundertjährigen Leiden des Volkes, trotz barbarischer Roheit und Unwissenheit, die sich in der Nation verwurzelt haben. Das Bedürfnis nach brüderlicher Gemeinschaft muss in der Natur des Menschen liegen, er muss damit geboren werden oder sich ein solches Bedürfnis schon seit uralten Zeiten einverleibt haben. Sprecher 1: Im Sommer 1867 streiten Turgenjew und Dostojewski in Baden-Baden über Gegenwart und Zukunft ihres Landes. Der Westler und der Slawophile. Ihre Auseinandersetzung und die nachfolgende öffentlich zelebrierte Feindschaft erregt Aufmerksamkeit unter den russischen Beobachtern, sie geht in die Literaturgeschichte ein, als Modell für jene Kontroversen, die das ganze Land ergriffen haben. Kontroversen, die bald zunehmend aktionistisch und gewalttätig geführt werden, mit Streiks und Aufständen, Verschwörungen und Attentaten. Bis die Frage nach Russlands Weg in die Zukunft im Jahr 1917 radikal entschieden wird - zumindest für die Dauer einiger unglücklicher Jahrzehnte. Sprecher 2: Verschärft wird der Konflikt in Baden-Baden durch den Zusammenstoß extrem gegensätzlicher Charaktere. Zwei Mentalitäten, Lebensstile, Erfahrungshintergründe prallen aufeinander, die widersprüchlicher nicht sein könnten. Sprecher 1: Der aristokratische Kosmopolit und der ehemalige Zuchthäusler - Sprecher 2: Turgenjew ist ein parkettsicherer Charmeur, der sechs Sprachen spricht, ein homme galant, ein Welt- und Lebemann. Er ist mit prominenten Künstlern und Intellektuellen in Deutschland und Frankreich eng befreundet. Das Fremde ist ihm nicht fremd, es ist für ihn Inspirationsquelle und Genussobjekt, ein klares Wasser, in dem er sich tummelt wie ein ansehnlicher Fisch. Sprecher 1: Dostojewski hat auf seinen europäischen Reisen keinerlei freundschaftlichen Kontakt zu Ausländern. Er beherrscht die Fremdsprachen schlecht, liest auch im Ausland nur russische Zeitungen. Permanent steht er im Bann einer Gereiztheit, die aus Minderwertigkeitsgefühlen erwächst, und sich gegen Kellner, Hotelwirte, Bahnhofs- und Postbeamte entlädt, die den mittellosen russischen Reisenden zu missachten scheinen. Wie einen Schutzschild wendet er das Eigene gegen das Fremde, das ihn beunruhigt, abstößt, provoziert. Sprecher 2: Die brutalste Trennlinie zwischen den beiden Schriftstellern bildet an jenem Sommertag in Baden-Baden das Geld. Eine Sache, der Dostojewski in seinen Romanen, gleich nach - oder vielleicht sogar noch vor der Liebe die größte Aufmerksamkeit widmet. In Baden-Baden stehen sich Millionär und Habenichts gegenüber, Villenbesitzer und abgebrannter Spieler, ein durch Immobilien, Landbesitz und Aktiendepots abgesicherter Künstler und ein bettelarmer Bohemien - Atmo: Turgenjews Wohnung. Regulator. Turgenjew: Was wollen Sie von mir, Dostojewski? Dostojewski: Geld. Turgenjew: Sie wollen Geld? Deshalb sind Sie gekommen? Dostojewski: Ich brauche es dringend. Grässlich dringend. Turgenjew: Warum sollte ich Ihnen Geld geben? Dostojewski: Ich zahle es zurück. Turgenjew: Das sagen Sie jedes Mal. Dostojewski: Diesmal zahle ich. Turgenjew: Sie laufen ins Casino. Blicklose Augen. Schweiß auf der Stirn. Dostojewski: Geben Sie mir Fünfzig, Turgenjew! Fünfzig sind genug - Turgenjew: Warum ausgerechnet ich? Dostojewski: Weil Sie mein Bruder sind. Sie sind Slawe, wie ich. Turgenjew: Das fällt Ihnen jetzt ein - Dostojewski: Die Liebe ist unsere Mission! Eine Liebe, die nicht nach Gründen fragt. Das Nutzlose - wenn es nur im Namen der Liebe geschieht. Turgenjew: Ich gebe zehn Prozent meiner Einkünfte an eine wohltätige Organisation. Jahr für Jahr. Zehn Prozent von allem. Eine sehr berechnende Organisation. Ich vertraue ihr. Dostojewski: Sie sind ein guter Mensch. Turgenjew: Genau deshalb werde ich Ihre Sucht nicht fördern. Dostojewski: Sie sollen mich retten! Turgenjew: Ich gebe Ihnen Geld für eine Fahrkarte. Fahren Sie zurück, Dostojewski. Das hier ist kein Land für Sie. Dostojewski: Fünfzig - und ich lege Ihnen die Welt zu Füßen! Turgenjew: Nein! Dostojewski: Hören Sie, Turgenjew! Ich werde gewinnen. Ich kenne das Geheimnis. Diesmal werde ich gewinnen - Sprecher 2: Im Sommer 1862 - vor genau 150 Jahren - kommt Dostojewski zum ersten Mal nach Westeuropa. Mit Vierzig sieht er endlich Paris, London, Berlin, die Schweiz und Italien. Als ganz junger Mann hat er, wie fast alle intellektuellen Russen seiner Generation, die Kultur des Westens in sich aufgesogen, Literatur, Philosophie, politisches Denken, wie alle anderen hat auch er vom Westen geschwärmt. Es folgten die Jahre in Gefängnis und Verbannung. Die erzwungene Fühlungnahme mit dem russischen Volk, das intensive Studium seiner Seele. Die Teilhabe an seinen Leiden, aber auch an seinem Trost und den Hoffnungen, die von der Religion gespendet werden. Die Zeit des großen Bruchs, der Überschreitung. Der Läuterung, wie es Dostojewski wohl genannt hätte - Sprecher 1: Als Dostojewski vor anderthalb Jahrhunderten die machtvoll heraufdrängende bürgerlich-kapitalistische Zivilisation Europas mit eigenen Augen besichtigt, das Leben in den Metropolen, die Physiognomien und den Alltag ihrer Bewohner, da scheint er vollkommen immun gegen die Verheißungen und Lockungen des westlichen way of life. Gegen die materiellen Segnungen, all die Erfindungen und Techniken, die bürgerliche Pracht und auch die politische Kultur des Westens. Sprecher 2: Sein Reisebuch des Jahres 1862 mit dem Titel "Winteraufzeichnungen über Sommereindrücke" ist das ebenso scharfsinnige wie übellaunige Dokument einer Verweigerung. Der Mann aus dem Osten entdeckt im Westen nicht befreite Individuen, sondern allein Leibeigene des Kapitals. Physisch und psychisch angeschmiedet an die große Maschinerie des Produzierens und Konsumierens, wie einst die sibirischen Sträflinge an ihre Ketten. Eine Zivilisation, in der die Menschen ohne Gott auskommen wollen und sich stattdessen mit heiligem Ernst dem allgemeinen Gewinn- und Besitzstreben widmen, scheint ihm nur ein wimmelnder Ameisenhaufen. Voll von eifrigen Ameisen, die sich ihrer Fortschrittlichkeit und ihrer Vernunft rühmen - Dostojewski: Ein Vermögen aufzuspeichern und möglichst viel Sachen zu besitzen, das ist zum Hauptgesetz der Sittlichkeit, ja, zum Katechismus des Parisers geworden. Das war allerdings auch früher schon so, jetzt aber, jetzt hat das ein gewisses, sozusagen heiliges Ansehen bekommen. Früher hatte außer dem Gelde immerhin auch noch manches andere Geltung, so dass auch ein Mensch ohne Geld, wenn er statt des Geldes andere Eigenschaften besaß, noch auf eine gewisse Achtung rechnen konnte; jetzt aber ist das einfach ausgeschlossen - Sprecher 1: Was haben uns diese Turgenjews gegeben als Ersatz für die Schönheit des russischen Christus, klagt Dostojewski nach dem Treffen in Baden-Baden. Gott ist die Hauptfigur im Streit der beiden Schriftsteller. Genauer gesagt: der Tod Gottes, den auch Nietzsche zum wichtigsten Ereignis seiner Philosophie gemacht hat. Man kann Dostojewskis späte Romane als eine Chronik der atheistischen Weltbewegung lesen, die im Westen so erfolgreich ist und nun auch Russland erreicht. Als meisterliche Schilderung der psychologischen Dynamik hinter dem epochalen Ereignis der Säkularisierung, als Sammlung eindrücklicher Porträts ihrer Aktivisten auf beiden Seiten der Front. Sprecher 2: Dostojewskis große Romane - "Die Dämonen", "Der Idiot", "Die Brüder Karamasow" - sind schwarze Fantasien über die Auflösung aller sozialen Bindungsenergien nach dem Tod Gottes. Wenn die menschlichen Ideen von Sünde, Schuld und Vergebung, Strafe und Erlösung nicht mehr in einer transzendenten Heilsgeschichte aufgehen, wenn das Ideal einer allumfassenden christlichen Liebe aus dem Bewusstsein der Menschen schwindet, wenn all ihre Hoffnungen sich allein auf die diesseitigen politischen Konstruktionen richten - dann, so prophezeit Dostojewski, werden politische Feindschaft und Gewalt maß- und grenzenlos - nicht nur in Russland, sondern in ganz Europa. Dann schlägt die Stunde zynischer Hasardeure, dann werden Volksführer auftauchen, die in Wahrheit grausame Volksverführer sind, Gewalttäter von mythischem Zuschnitt. Sprecher 1: Dostojewski schaut voraus auf den ideologisch motivierten Weltbürgerkrieg des 20. Jahrhunderts, dessen Opfer nach Millionen gezählt werden. In ihren schwärzesten Momenten sind seine Geschichten auf Augenhöhe mit den kommenden Nachtszenen in GPU-Kellern und an den Rampen der Konzentrationslager. Gegenwehr und Rettung, so scheint es, bietet allein die Gestalt des russischen Christus. Weltlicher gesprochen: eine Sammlung unter dem Banner der Slawophilen - Sprecher 2: Der französische Soziologe Roland Barthes hat über den Revolutionshistoriker Michelet geschrieben, er habe an und in seinem Körper alle Schmerzen, alle Leiden, alle Leidenschaften der Geschichte nachvollzogen. Ähnliches gilt für Dostojewski. Gott ist ihm der nächste Verwandte, dessen Tod in seelische Nöte und Verzweiflung stürzt. Dabei leidet er nicht als naiver Gläubiger, für den Gott ohnehin nur in der individuellen seelischen Gewissheit existiert, sondern eher als eine Art Völkerpsychologe, als christlicher Existenzphilosoph, als leidenschaftlicher homo politicus - als ein historisch Sensitiver, als Medium. Dostojewski: Meiner Meinung nach ist der römische Katholizismus nicht einmal eine Religion - Sprecher 2: Fürst Myschkin, die Hauptfigur in Dostojewskis Roman "Der Idiot" - ein Alter ego seines Autors, wo immer es um die russische Idee geht Dostojewski: Meiner Meinung nach ist der römische Katholizismus nicht einmal eine Religion, sondern ganz entschieden eine Fortführung des Heiligen Römischen Reiches, und alles ist dieser Idee untergeordnet, voran der Glaube... Auch der Sozialismus ist ein Kind des Katholizismus und der wahren katholischen Natur! Auch er ist, wie sein Bruder Atheismus, aus Verzweiflung in Opposition zum Katholizismus als moralischer Macht gezeugt, um die verlorene moralische Macht der Religion zu ersetzen, um den geistigen Durst der verdorrten Menschheit zu löschen und sie nicht durch Christus, sondern durch Gewalt zu retten! Auch dies ist ein Bund durch Schwert und Blut ... Und glauben Sie nicht, dass dies alles so unschuldig und für uns ohne Gefahr sei. Oh, wir müssen unseren Widerstand organisieren, und zwar sofort! Christus muss als Gegenpol der westlichen Idee erscheinen - unser Christus, den wir bewahrt und den die dort niemals gekannt haben! Turgenjew: Um auf meine Sterne zurückzukommen - Sprecher 1: Turgenjew in einem Brief an seine Freundin und lebenslange Muse, die Sängerin Pauline Viardot-Garcia: Turgenjew: Um auf meine Sterne zurückzukommen, so wissen Sie, dass es nicht Alltäglicheres gibt, als zu sehen, wie sie religiöse Gefühle einflößen; so wenigstens findet man es in allen Erziehungsbüchern. Nun gut! Ich versichere Ihnen, dass das nicht die Wirkung ist, die sie auf jemanden ausüben, der sie einfach und ohne Vorurteile anschaut. Die Tausende von verschwenderisch bis in die entferntesten Tiefen des Raums ausgebreiteten Welten sind nichts anderes als die unendliche Expansion des Lebens, dieses Lebens, das alles einnimmt, überall eindringt, ohne Zweck und Notwendigkeit in einem Wassertropfen eine ganze Pflanzen- und Insektenwelt entstehen lässt ... Dieses gleichgültige, gebieterische, gefräßige, egoistische, überwältigende Etwas ist das Leben, die Natur, ist Gott; nennen Sie es, wie Sie wollen, aber beten Sie es nicht an! Sprecher 1: In einer Tagebuchnotiz aus dem Jahr 1878 hat Leo Tolstoi seinem Schriftstellerkollegen Turgenjew ein denkwürdiges Zeugnis ausgestellt. Bei allem persönlichen Charme, bei aller charakterlichen Annehmbarkeit, sei Turgenjew doch ein zutiefst banaler Mensch. Ein Russe, der wie aufgrund eines seelischen Defektes nicht in der Lage ist, russische Leidenschaften in sich zu fühlen. Ihm fehle die Begeisterung für den russischen Christus ebenso wie der Glaube an die geschichtliche Sendung seines Volkes. Sprecher 2: "Turgenjew ist zweifelsüchtig und schwach bis zur Schwermut" - Sprecher 1: so Tolstoi Sprecher 2: "Er ist zu verurteilen wegen seiner Kälte und Nutzlosigkeit, besitzt aber großen künstlerischen Verstand und fügt niemandem Schaden zu. Er redet schon nicht mehr, sondern schwätzt nur; glaubt weder an den Verstand noch an die Menschen oder an sonst irgend etwas." Sprecher 1: Turgenjew ist einer, der im Grunde nicht dazu gehört. Zwar versucht er in seinen Romanen, die politischen und geistigen Kämpfe der Epoche soziologisch zu erfassen und durch seine russischen Figuren verkörpern zu lassen - aber ohne das Fieber des Engagements, ohne Bekenntnis zu einem Glauben. Er ist zweifelsüchtig, begeisterungsunfähig, schwach in seinen Instinkten. Er ist nur ein Beobachter des welthistorischen Dramas. Ein abgekühlter bürgerlicher Kopf. Ein Westler eben - Turgenjew: Nicht aus Epikureismus, nicht aus Müdigkeit und Faulheit begab ich mich, wie Gogol sagt, unter "das Obdach der Strömungen" der europäischen Prinzipien und Institutionen. Wär' ich fünfundzwanzig Jahre alt - ich würde nicht anders handeln - nicht so sehr zu meinem eigenen Nutzen als zu dem des Volkes. Dem Volke die Zivilisation zu übermitteln, damit es dann selbst entscheide, was davon zu verwerfen und was anzunehmen ist, das ist die Rolle der gebildeten Klassen in Russland... Ich bin ein "Europaeus", ich liebe das Banner, unter welchem ich seit meiner Jugend stehe, und glaube an dasselbe. Atmo Turgenjews Wohnung. Regulator. Dostojewski: Es ist einsam bei Ihnen, Turgenjew. Leben Sie allein? Turgenjew: Natürlich lebe ich allein. Ich muss alleine leben. Sie wissen das. Dostojewski: Sie brauchen Menschen um sich. Sie müssen etwas fühlen. Sie müssen das Volk kennenlernen. Turgenjew: Ich kenne das Volk! Dostojewski: Sie kennen die Zeitung! Turgenjew: Als ich jung war, Dostojewski, habe ich Ihr Volk studiert. In die tiefsten Abgründe Ihres Volkes bin ich gestiegen. Was habe ich da gefunden? Nichts habe ich gefunden! Ihr Volk war eine einzige Enttäuschung. Dostojewski: Für die Zeitung ist das Volk bloß eine Zirkusattraktion. Turgenjew: Ich glaube, was ich sehe. Dostojewski: Sie sehen ja nichts! Turgenjew: Das Volk ist ein geistiger Krampf von Ihnen. Ihre persönliche Erfindung. Das Volk ist Schnaps für Sie! Sie besaufen sich und dann fangen Sie Streit an. Ein besoffener Volksversteher - Dostojewski: Was hat Sie nur so feige gemacht - ?! Sprecher 1: Als 1991 das sowjetische Imperium zusammenbrach, geriet Russland unverzüglich in den Sog alter Fragen. Soll man versuchen, jetzt endlich ein Teil des Westens zu werden? Soll man westliche Institutionen, Praktiken und Werte vorbehaltlos übernehmen - Demokratie, Gewaltenteilung, kritische Öffentlichkeit? Oder verkörpert Russland doch eine so eigene, vom Westen grundsätzlich verschiedene Zivilisation, dass ein Übermaß an westlichen Lebensformen von der Gesellschaft abgestoßen wird wie ein krankmachender Fremdkörper? Welche ist die wahre Identität der Russen? In welcher Art Staat können und wollen sie leben, mit welcher Kultur werden sie glücklich? Sprecher 2: Während Präsident Jelzin in den frühen Neunziger Jahren sein Land in das Abenteuer rigider westlicher Reformen stürzte, beraten von jungen Leuten, wie dem später zu tragischer Berühmtheit gelangenden Ölunternehmer Chodorkowski, schlüpften zwei prominente Intellektuelle auf den Diskursbühnen des Landes in die alten Kostüme. Die eben noch in antibolschewistischer Dissidenz vereinten Andréj Sacharov und Alexander Solschenizyn entzweiten sich öffentlich über Russlands Weg in die Zukunft. Solschenizyn trat das Erbe der Slawophilen an, indem er das Funktionieren einer Demokratie nach westlichem Muster für Russland bezweifelte und einen gemäßigt autoritären Staat forderte, national, konservativ, idealistisch, auch die Todesstrafe sei in diesem Zusammenhang nicht zu verachten. So wie Russland einst das Tatarenjoch abgeschüttelt habe, müsse es nun das Joch der Europäer abschütteln. Sprecher 1: Andréj Sacharov dagegen nannte als wichtigste Aufgabe der neuen russischen Politik, den in Jahrhunderten geformten und gefestigten Untertanengeist im Land zu bekämpfen, und mit ihm die Verachtung alles Fremden und Andersgläubigen. Nur eine Demokratie nach westlichem Muster könne so etwas leisten, verbunden mit einem intakten Rechtsstaat und einer funktionierenden kritischen Öffentlichkeit. Sprecher 2: Bekanntlich führte Jelzins Kurs der Verwestlichung in ein ökonomisches Desaster. Wie betäubt musste das Land erleben, dass eine kleine Schicht tatkräftiger Männer binnen weniger Jahre märchenhafte Reichtümer zusammenraffte, während immer größere Teile des Volkes hungerten. Der demokratische gewählte Präsident kämpfte unterdessen sichtbar mit einem Problem, das viele Beobachter stets für ein echt russisches gehalten haben: seiner unbezähmbaren Leidenschaft für den Wodka. Sprecher 1: Beendet wurde das westliche Intermezzo nach wenigen Jahren von einer Figur, die sich der Seele des Volkes als neuer Zar empfahl. Der gelernte Geheimdienstbeamte Putin eliminierte nach und nach alle demokratischen Kontrollinstanzen, sorgte mit viel Gewalt für etwas mehr soziale Gerechtigkeit, verstand Justiz und Medien als Erfüllungsgehilfen seiner neuen Autokratie, manch hartnäckiger Dissident wurde bei Nacht und Nebel von unerkannt fliehenden Kriminellen totgeschlagen. Auch die neue Milliardärselite des Landes sah sich rasch von den Bühnen der Politik vertrieben, wer Widerstand leistete, dem wurde der Schauprozess gemacht. Heute blockiert Putins Russland in der UNO und anderen internationalen Organisationen zuverlässig die westeuropäisch- amerikanischen Machtinteressen, fühlt sich asiatischen Partner wie China meist seelenverwandter, riskiert im Notfall auch Bündnisse mit politischen Erzschurken, um die Macht des Westens einzudämmen. Sprecher 2: Und so hört man Dostojewski und Turgenjew bis in die Gegenwart ihren Streit fortspinnen. Was ist das für ein Land, unser Russland? Welchen Weg in die Zukunft müssen wir gehen? Gehören wir zu Europa? Nach Asien? Oder sind wir uns selbst in unserer kulturellen Einzigartigkeit genug? Halten wir Freiheit aus oder leben wir am leichtesten unter der Knute, wenn sie nur mit väterlichem Wohlwollen gehandhabt wird? Sprecher 1: Ein Streit um Ideen und Ideale, hinter denen sich oft nüchterne Lebensbedürfnisse verbergen. Lebensbedürfnisse, mit denen sich die großen Schriftsteller meist ebenso gut auskennen wie wir Normalsterblichen - Atmo Turgenjews Wohnung. Regulator. Turgenjew: Was tun Sie, Dostojewski? Dostojewski: Ihr Gewehr. Ich nehme ihr Gewehr von der Wand. Turgenjew: Mein Jagdgewehr. Es ist geladen! Seien Sie vorsichtig! Dostojewski: Man kann Seelen damit erwecken. Turgenjew: Mit einem Gewehr? Dostojewski: Jemand hat Geld. Viel Geld. Ein anderer braucht es dringend. Entsetzlich dringend. Aber die Seele scheint verstockt. Man zeigt ihr einen Weg - Turgenjew: Es gibt Grenzen, Dostojewski! Dostojewski: Ich habe sie hinter mir. Turgenjew: Ein Scherz unter Freunden - Dostojewski: Ich denke, Sie haben einen Safe. Bis obenhin gefüllt mit diesem widerwärtigen Geld. Sie werden ihn aufschließen. Turgenjew: Nein! Dostojewski: Dann werde ich ihn aufschließen. Turgenjew: Nein! - Dostojewski!! - Sie sind wahnsinnig! Das Gewehr! Zielen Sie nicht auf mich! Dostojewski: Ich mag Wunden. Wenn sie heilen, fühlt man Gott. Turgenjew: Erzählen Sie das Ihrem Beichtvater! Dostojewski: Geben Sie mir Fünfzig, Turgenjew! So geben Sie mir doch! Fünfzig sind genug - Turgenjew: Warum gerade ich - Ausblenden --- ENDE --- 3