Deutschlandradio Kultur Länderreport COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Der Alte und der Wald - Wie das Nationalpark-Vorhaben Steigerwald die Bewohner entzweit - Autor Heiner Kiesel Red. Claus-Stephan Rehfeld Sdg. 17.12.2012 - 13.07 Uhr Länge 18.09 Minuten Moderation Buchenwälder sind schön und notwendig, also schön notwendig. Doch sie nehmen stark ab, obwohl sie heimische Gewächse sind. Sie sind gefährdet. Erstaunlich daher die folgende Nachricht, die uns erreichte : Der Steigerwald in Franken gehört zu den größten intakten zusammenhängenden Buchenwäldern in Mitteleuropa. Er ist größtenteils in Staatsbesitz und soll zum Nationalpark deklariert werden. Gegner des Projekts machen mobil und schrecken nicht vor Drohungen gegen Befürworter zurück. Und : Der Mastermind hinter der Nationalparkidee, Georg Sperber, hat auch schon den Bayerischen Wald den Kettensägen entrissen. Viel Stoff also für eine Geschichte zur Nachricht, die uns Heiner Kiesel nun ausführlich erzählen wird. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag A1 Atmo Im Wald OT1 (Georg Sperber) Ein Hitzegewitter, wie eine Sichel hat das hier in diesen Bestand hineingeschlagen und hat dann Buchen aller Größenordnungen hier abgebrochen und hat manche mitsamt dem Wurzelteller rausgekippt. Autor: Georg Sperber steht inmitten eines Chaos von Ästen, aufgesplitterten Riesenstämmen, torhoch umgekippten Wurzelknäueln, verklebt mit rotbraunen Lehm. Zerstörung im Buchenwald. Der fast 80-jährige Forstmann reckt seinen hageren Körper, blickt über den Hang und lächelt zufrieden. Keine Motorsäge hat hier aufgeräumt, in diesem Teil des nördlichen Steigerwaldes, zwischen Bamberg und Würzburg. Alles bleibt sich selbst überlassen. OT2 (Georg Sperber) Das würdige, natürliche Ende eines alten Baumes und da stehe ich mit mehr Gelassenheit daneben, als wie wenn da unten die Motorsägen gerasselt haben. Autor: Sperber setzt den rechten Fuß auf einen der gestürzten Giganten und legt die Hand auf das Knie. Früher hat er in diesem Wald selbst die Kettensägen dirigiert. Fast ein Vierteljahrhundert. Forstdirektor bis 1998. Aber schon immer mit einem Hang für das Wuchern-lassen. Wie hier in dem 50 Hektar Naturwaldreservat. Moderndes Totholz als Lebenquelle für seltene Pilze. Rare Spechtarten bearbeiten greise Buchen und der Juchtenkäfer mag die auch. OT3 (Georg Sperber) Da war gerade ein Kolkrabe. Da! Klonkh, klonkh. [Krähen] Der Kolkrabe ist nach 100 Jahren Abwesenheit, was heißt Abw... - er ist einfach ausgerottet gewesen, ist er 97 wieder zurückgekehrt in den Steigerwald. Autor: Teile der Buchenwälder des Steigerwaldes gelten national als auch international als besonders schutzwürdig. Platz fünf auf einer deutschen Rangliste. Hier wurde viel für eine möglichst ursprüngliche Natur getan. Sperber ist stolz darauf, aber er will mehr. Seit fünf Jahren kämpft er für einen Nationalpark Steigerwald. OT4 (Georg Sperber) Man sollte überhaupt, um sehen und erleben zu können, was Wald ist, auf einer begrenzten Fläche von Naturwaldreservaten und Nationalparken den Wald sich selber überlassen. Und nur dann können wir die ganze Fülle der Artenvielfalt garantieren.] Autor: Der alte Forstwissenschaftler hat Unterstützer: Bambergs Landrat Günther Denzler gehört dazu, Umweltverbände wie der Bund für Umwelt und Naturschutz BUND. Aber er hat sich auch Feinde gemacht. OT5 (Georg Sperber) Da unten auf der Straße hat einer Mal versucht mich mit seinem Traktor, wie er mein Auto erkannt hat, über die Böschung zu schieben. Man hat uns ja öffentlich aufgehängt, den Dr. Denzler und mich! Große Demonstration der Nationalparkgegner und der Traktor der ganz vornedran war, der hatte an seinem Frontlader rote Galgenstricke und untendrunter zwei schwarze Eimer in denen mit weißer Farbe reingespritzt war: Dr. Denzler, Dr. Sperber. Autor: Er winkt ab. Alte Geschichten. Aber die Stimmung in den Orten ringsum ist immer noch genau so angespannt. Vor jedem Dorf ein Schild: Nationalpark Nein!, Hände Weg! Unser Steigerwald! Schon jetzt wurmt viele, dass zuviel Holz ungenutzt im Wald verrottet. Und dann dann auch noch ein Nationalpark! A2 Atmo Straße OT6 Voxpop: (Mann) Ja, Ärger, verärgert bin ich darüber. Derartig übertrieben, das schaut auch nicht gut aus. Wir wollen keinen Urwald nicht. Wir waren vor zwei Jahren im Bayerischen Wald und haben diesen Totwald gesehen. Der Wald soll leben, der soll nicht tot sein. (Frau) Ich möchte nicht, dass es ein Nationalpark wird. Ich bin hier aufgewachsen und man sollte den Kindern auch noch die Möglichkeit geben im Wald zu toben, wie wir getobt haben. (Mann) Ich kenne weiter keinen der dafür ist - vielleicht trauen sie sich nicht, weil so viele dagegen sind. (Mann) Unsere Vorfahren haben Wald so aufgebaut wie er jetzt dasteht und nicht der BUND. A3 Atmo Büro OT7 (Oskar Ebert) Mein Name ist Oskar Ebert. Ich bin seit fast 23 Jahren Bürgermeister der Gemeinde Rauhenebrach. Das ist eine Flächengemeinde mitten im Steigerwald. Circa 3000 Einwohner wohnen hier. Autor: 96 Prozent der Stimmen der Bürger Rauhenebrachs weiß der Kommunalpolitiker mit dem kräftigen Schnauzer hinter sich. Mit ihm, daraus hat Ebert nie einen Hehl gemacht, haben sie einen glühenden Gegner der Nationalparkidee gewählt. Er hat sich gründlich informiert, sagt Ebert, aber er sieht zu viele Gefahren damit verbunden. OT8 (Oskar Ebert) Viele Arbeitsplätze hängen vom Holz ab. Wir haben kleine Sägewerke, Holzarbeiter, Holzrücker - die würden ihre Arbeit verlieren. Wir haben im Wald die Freizügigkeit. Wir können überall frei rumlaufen und beim Nationalpark ist die Freizügigkeit in der Kernzone nicht realisierbar. Das ist ein Problem. Das nächste wäre, dass jeder einen Ofen zuhause in der Wohnung stehen hat und heizt mit Holz. Das ist ja nicht so schlecht. Das ist ein Argument für unsere Region. Die Energie wird immer teurer und wenn sie für einen vernünftigen Preis ihr Holz noch kaufen können, dann bewegt das junge Leute, bei uns zu bauen. Autor: Der Bürgermeister ist 2. Vorsitzender des Vereins "Unser Steigerwald". Er bündelt die Kräfte der Nationalparkgegner zu Informationskampagnen, Demonstrationen und politischer Lobbyarbeit. Er ist zu einem machtvollen Instrument der Meinungsbildung und Mobilisierung geworden. Ebert beugt sich vor. OT10 (Oskar Ebert) Am Gründungsabend hatten wir schon 300 Mitglieder und es ist dann stetig bergauf gegangen und wir haben jetzt nach vier Jahren 3600 Mitglieder und 56 Kommunen, Verbände und Organisationen, die uns unterstützen. [...] Unser Motto ist schützen und nützen. Wir wollen den Wald weiterhin nützen für unsere Region, wir wollen aber das Schutzziel nicht außer acht lassen. Autor: Das Credo der Leute um Ebert: Sie haben den Wald zu dem gemacht, was er ist. Nur will das außerhalb ihres Tales keiner so richtig wahrnehmen. OT11 (Oskar Ebert) Die Medien sind in der Regel nicht sehr positiv zu uns eingestellt, weil sie mehr den Nationalparkgedanken favorisieren und vor allem von den Umweltverbänden werden wir nicht als gleichwertige Verhandlungspartner wahrgenommen und behandelt. Das stört uns schon sehr. Und wenn man die ganzen Werbeaktionen sieht, wie mit dem Steiger-man, dann werden die Steigerwälder beleidigt und verunglimpft. Wir fühlen uns nicht respektiert in unserer Leistung, die wir für die Region gebracht haben.] Autor: Wenn Oskar Ebert von seinem Schreibtisch aufblickt, dann fällt sein Blick auf einen Wappenschild, über dem "Königreich Bayern" steht. Die Bayerische Staatsregierung hat versprochen, nichts gegen den Willen der Bevölkerung in dem fränkischen Waldgebiet anzuordnen. Solange sich in München die Machtverhältnisse nicht ändern, wird wohl auch im Steigerwald alles beim Alten bleiben. Darauf hoffen die Nationalparkgegner. OT12 (Oskar Ebert) Die Steigerwälder sind seit Jahrhunderten mit ihrem Wald verwurzelt. Die Leben im Wald, vom Wald und mit dem Wald. Sie sind stolz auf ihre Region. Und was uns vor allem stört, ist, dass Leute, die nicht aus der Region kommen, plötzlich kommen und wollen uns vorschreiben, wie wir künftig zu leben haben. Das hat ein bisschen mit Selbstbestimmung zu tun. A4 Atmo: Hobeln A5 Atmo Werkstatt OT13 (Martin Mößlein) Schöne milde Eiche. [Hobel] Vermutlich aus dem Steigerwald, ganz sicher kann ich das nicht sagen, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie aus dem Steigerwald ist. Autor: Martin Mößlein ist auch so einer, der am und vom Wald lebt. Er hat eine kleine Schreinerei am Westrand des Steigerwaldes, verarbeitet mit Vorliebe regionales Holz. Gerade arbeitet er an einem Kinderbett. Er lebt hier, aber er ist auch einer von den Anderen, von denen auf die so viele Alteingesessene sauer sind. Zugezogen, Nationalpark-Befürworter. OT14 (Martin Mößlein) Ich wünsche mir das, weil ich eine ganz persönliche Beziehung zu diesem Wald habe. Wir sind eigentlich deswegen hierhergezogen vor 12 Jahren, weil ich den Wald sehr schön fand, schon immer und ich mir Wünsche, dass wir uns den Luxus, ich sage das mal in Anführungszeichen, leisten, Natur sein zu lassen, denn Forst wie wir ihn kennen ist keine Natur. Autor: Der drahtige Handwerker glaubt, dass immer noch genug Holz zum Verarbeiten und Heizen da ist, wenn von den 51.000 Hektar Wald des jetzigen Naturparks Steigerwald ein Teil zum Nationalpark wird. Staatswald gibt es hier, der zum Urwald wucher könnte. Aber Mößleins Mitbürger wollen davon meist nichts wissen. Er trifft auf Ablehnung. Spürbar. OT15 (Martin Mößlein) Naja, das kann dann doch schonmal vorkommen, dass man beim Dorffest erstmal mit seiner Familie dann alleine sitzt, und die anderen einen - sag' ich mal - etwas meiden. Weil es natürlich eine schwierige Position ist, die im vollen Kontrast steht, zur Position der anderen. [Autor: Und es ist ihm nur einmal passiert, dass er sich auf eine Informationsveranstaltung der Gegner verirrt hat. Bis zur Zigarettenpause: OT16 (Martin Mößlein) Und dann wähnte ich mich da in einer Runde von Gleichgesinnten und meinte, Mensch das ist doch eine tolle Idee, Nationalpark und so, da können endlich die Bäume in Ruhe alt werden. Plötzlich, totale Stille um mich herum und dann wurden mir halt binnen einiger Augenblicke Schläge angedroht, wenn ich nicht gleich den Mund halte. Also das war das erste Mal, dass ich gemerkt habe, dass das im Grunde ein wahnsinnig ernstes und gefährliches Thema im Grunde. Autor: Die Fronten zwischen den beiden Lagern im Streit um den Nationalpark Steigerwald sind verhärtet. Ein bisschen Nationalpark geht eben nicht. Und 10.000 ha schreibt das Bayerische Naturschutzgesetz als Mindestfläche vor, in Artikel 8. Mößlein ärgert, dass inzwischen die forstwirtschaftliche Nutzung weitergeht und das Waldgebiet in seinen Augen dadurch stetig abgewertet wird, verjüngt. OT17 (Martin Mößlein) Wenn ich sowas sehe, dass so ein Baum da liegt, so ein richtig dicker, dann tut mir das weh, weil ich sehe, eine Buche die ist nicht am Ende, weil mit 150, 180 Jahren sind die noch in der Blüte ihres Lebens. Die können ja 3 - 400 Jahre alt werden. Man weiß es gar nicht genau, denn es gibt in Deutschland kaum Buchen, die ihr natürliches Alter erreichen. A6 Atmo Motorsägen im Wald OT18 (Ulrich Mergner) Ja wir sind hier im Staatswald, dem Wald des Freistaats Bayern und die Bayerischen Staatsforsten sind diejenigen, die diesen Wald bewirtschaften. Hier in Ebrach haben wir die Besonderheit, dass wir sehr viel Laubholz haben, deswegen nutzen wir auch Buche und Eiche, die hier von den örtlichen Sägewerken in erster Linie gekauft wird. Autor: Ulrich Mergner ist Betriebsleiter des Forstbetriebs Ebrach und Schwiegersohn des alten Forstmannes Georg Sperber. Der Wald ist hier viel übersichtlicher. Ordentlicher würden die Leute im Dorf drüben sagen. Mergner ist bei einem seiner Leute angekommen. Unter einer 30 Meter hohen Buche. A7 Atmo Schritte im Schnee "3 frei OT19 Szene: Buche fällt ("31), darin: Ulrich Mergner: Der Baum ist ungefähr 120 - 130 Jahre alt. (Wie lange braucht es, den zu fällen) Waldarbeiter: Keine fünf Minuten. [Säge, Rufe, Klopfen, Stille, ansteigendes Krachen] Autor: Der Mittfünfziger im langen Lodenmantel nickt anerkennend. Sein Waldarbeiter hat die mächtige Buche fachgerecht gefällt. Mergner verwaltet die 17.000 Hektar von denen die Nationalparkfreunde den schönsten Teil abknapsen möchten. Eine Schlüsselstellung im Dauerstreit um den Steigerwald. Irgendwie würde es Mergner gerne allen Recht machen. OT20 (Ulrich Mergner) Der Baum wird jetzt aufgeteilt in verschiedene Segmente - je nachdem welcher Käufer welchen Teil kauft. Der dickere Teil geht zu einer örtlichen Firma, die starke Buchen einschneidet und Bretter macht und der obere Teil da wird noch ein Stück Brennholz oder Industrieholz rausgehen. (Kommt alles raus?). Nein beim ersten starken Ast wird abgeschnitten und die Krone bleibt im Wald liegen. Wir wollen ja einmal für die Artenvielfalt mehr Totholz im Wald und zum zweiten wollen wir auch, dass wieder ein Teil des Holzes in den Nährstoffkreislauf zurückgeht, weil nur dadurch das gute Wachstum in den Wäldern möglich ist. Autor: Ein Forstbetriebsleiter versucht den Spagat: Holz für alle - Sägewerke, Kaminfeuer, Biodiversität und Rendite für den Waldbesitzer, den bayerischen Staat. Neben den Naturwaldreservaten baut er einen Flickenteppich aus Biotopflächen auf. Schutz trotz Nutzung, sagt er. Kleine Rückzugs- und Regenerationsflächen für die Natur. OT21 (Ulrich Mergner) Wir nennen das sogenannte Trittsteine für die Artenvielfalt, die sich über die gesamte Waldfläche verteilen und zwischen diesen Trittsteinen ist Wirtschaftswald, den wir bewirtschaften, allerdings auch mit hohen Naturschutzauflagen. Wir wollen zehn Biotopbäume pro Hektar stehen lassen und wollen die Totholzmengen in den älteren Wäldern deutlich steigern - sowohl liegendes als auch stehendes. Autor: Mergner findet das besser als einen Nationalpark, bei dem der Naturschutz auf ein enges Gebiet konzentriert würde. In jedem anderen Waldgebiet hätte er die uneingeschränkte Sympathie der Naturschützer. Nur hier sitzt er zwischen den Stühlen mit seinem Konzept. Einheimische finden, dass er den Wald verwahrlosen lässt. Totholz klingt einfach schlecht. Die Nationalparkfreunde wollen viel mehr Wildnis. Sie werfen dem Forstbewirtschafter sogar vor, dass er ihren Gegnern Argumente liefert. Georg Sperber und Mergner reden nicht mehr miteinander. Und Mergners Arbeitgeber, die bayerischen Staatsforsten, möchten rund 10 Prozent mehr Festmeter ernten als ihr Mann in Ebrach vorschlägt. Mergner ganz professionell. OT22 (Ulrich Mergner) Gut, Wir haben eine interne Diskussion geführt, ob wir die Holzvorräte in diesem Forstbetrieb schneller oder langsamer ansteigen lassen. Diese interne Diskussion ist in die Öffentlichkeit gekommen. Wir sind in beiden Fällen einig, dass der Vorrat ansteigen soll und wir sind uns auch völlig einig, dass wir diese Naturschutzziele nicht gefährden dürfen. Dazu kann ich auch persönlich stehen. Autor: Mergner weiß, dass er die maximale Artenvielfalt nur in naturbelassenen Gebieten erreichen könnte. Aber das ist nicht sein Ziel für den Steigerwald. Er betreibt Waldwirtschaft und stellt sicher, dass der Forstbetrieb Ebrach seine 300 - 400.000 Euro im Jahr Gewinn macht. Und wenn der bayerische Landtag eines Tages doch noch bestimmen sollte einen Nationalpark Steigerwald einzurichten? Mergner macht den Rücken steif. Wir sind hier nur Knechte, sagt er einmal. A8 Blende Atmo Motorsägen/ A9 Atmo Schritte im Wald Autor: Nationalpark Steigerwald? Das kann noch lange dauern, bis der bayerische Staat diesen Schritt vollzieht. Der Waldforscher Georg Sperber hofft deshalb nicht auf München, sondern eher auf Berlin. OT23 (Georg Sperber) Wir haben uns ja verpflichtet, durch das Unterzeichnen der Biodiversitätsresolution der UN, dass wir die für unser Land typischen Lebensräume und Lebensgemeinschaften erhalten im vollen Umfang. Und dazu hat das Bundeskabinett schon 2007 eine richtungsweisende Erklärung abgegeben, dass bis zum Jahr 2020 fünf Prozent, der deutschen Wälder sich selbst überlassen bleiben, sich also ungenutzt selbst entwickeln dürfen. Autor: Sperber ist bei seinem Rundgang durch das Naturwaldreservat bei einer Buche angekommen, die hier vielleicht schon 250 Jahre steht. Er streicht mit den Fingerkuppen über die silbergraue Rinde, ganz liebevoll. Er hat den ersten deutschen Umweltpreis für sein Lebenswerk bekommen, den ersten deutschen Nationalpark im Bayerischen Wald als Stellvertretender Direktor mit aufgebaut und zwei Umweltminister im Steigerwald herumgeführt. Er sagt, es geht hier nicht nur um die Buchen im fränkischen Norden Bayerns. Es geht um die Glaubwürdigkeit Deutschlands. OT24 (Georg Sperber) Wir verlangen ja von anderen Ländern - von den Russen in Ussurien, von den Brasilianern im Amazonasbecken, dass sie dort etwas für die Erhaltung dieser Wälder tun. Und wir müssen uns dann immer wieder fragen lassen: Was macht den ihr für die Erhaltung eurer Wälder? Und unsere Naturwälder waren Buchenwälder. Die haben wir durch Rodung und durch die Umwandlung in Nadelholzforste zurückgedrängt auf gerade einmal sieben Prozent ihres Areals - und da stehen wir in der Pflicht. Autor: Aber die skeptische Bevölkerung, die zögernde Staatsregierung? Seit fünf Jahren tut sich nichts, werden die Gräben zwischen den Pro und Contra-Verfechtern immer tiefer. Sperber dreht sich von der Buche weg und macht eine weit ausholende Bewegung mit dem Arm über den Hang. Die Bäume, Käfer und Vögel hier sind ihm eigentlich Argument genug. OT25 (Georg Sperber) Wir haben eben nur eine begrenzte Zahl von hochwertigen Buchenwäldern im staatlichen Gelände und der Steigerwald ist einer der besten und deshalb wird das Nationalpark werden. -ENDE Script-