Deutschlandradio Kultur, Länderreport Eine Region mit einer ungewissen Zukunft Solar Valley in Sachsen-Anhalt Von Katrin Weller ___________________________________________________________ Anmoderation (Vorschlag) Die Kürzung der Solarförderung - darüber wurde lange Zeit gestritten bis das neue "Erneuerbare-Energien-Gesetz" schließlich Ende Juni beschlossen wurde. Vor allem die neuen Bundesländer hatten ein Interesse an einem Kompromiss, da viele Solarfirmen hier ihren Sitz haben. In Bitterfeld-Wolfen zum Beispiel: Zu DDR-Zeiten wurde die Region von der Chemie- und Braunkohleindustrie dominiert und später als Beispiel für rücksichtslose Umweltverschmutzung gehandelt. Nach der Wiedervereinigung ist die Stadt grün geworden, und zwar in doppelter Hinsicht: Die Solarbranche siedelte sich hier erfolgreich an und es entstand das sogenannte "Solar Valley". Allen voran: das Unternehmen Q-Cells, einst der größte Hersteller von Solarzellen weltweit. Doch mittlerweile ist Q-Cells insolvent und das ist nicht die einzige Pleite: die Solarbranche im Ganzen scheint trotz Energiewende in einer Krise. Was bedeutet diese Entwicklung für "Solar Valley", was für die Menschen in Bitterfeld-Wolfen? Katrin Weller war vor Ort und sucht Erklärungen in der Industrie- Geschichte der Region. ... Atmo_Wind_Bitterfelder Bogen_1 Der Wind pfeift durch die Stahlkonstruktion und schiebt die Wolken schnell über den blauen Himmel. Das gute Wetter erlaubt heute eine Sicht bis nach Leipzig. Der "Bitterfelder Bogen" ist ein Kunstwerk, das als Aussichtsplattform dient. Schwere Stahlträger schwingen sich ineinander, sodass ein Bogen entsteht, der innen über Rampen begehbar ist. Die über 500 Tonnen schwere Stahlkonstruktion ragt 28 Meter in Höhe. O-Ton Uwe Holz_Noch zwei Etagen Und jetzt gucken wir schon ein Stück ins Industriegebiet von Bitterfeld-Wolfen rein (Wind bläst, Holz atmet schwer beim Aufstieg) So, und da tut sich jetzt schon der Horizont auf und da gucken wir schon über die Industrie von Bitterfeld, den Chemiepark, da sehen wir den Zörbiger Überbau, über den wir rüber gefahren sind. Aber noch nicht gut genug! Wir haben noch zwei Etagen und dann breitet sich das alles vor uns aus wie eine Landkarte. Der "Bitterfelder Bogen" ist ein Lieblingsplatz von Uwe Holz. Er leitet das Industrie- und Filmmuseum Wolfen. Wenn er Besuchergruppen hat, führt er sie gerne hier hoch, auf den Bitterfelder Berg. (Atmo Ende) Ende der 30er Jahre wurde der Hügel aus Erde aufgeschüttet, die im Braunkohleabbau abgetragen wurde. Rund 30 Gruben, schätzt Uwe Holz, gab es einst um Bitterfeld-Wolfen herum. Von der zerfurchten Mondlandschaft von damals - keine Spur: Überall grünt es und südöstlich von Bitterfeld schimmert es in sattem Blau: Dort erstreckt sich die Goitzsche, ein gefluteter Tagebau. Das Ufer des riesigen Sees ist etwa 60km lang. Die Narben der langen Industriegeschichte sind zumindest von hier oben kaum noch zu sehen. O-Ton Uwe Holz_Geschichte / Atmo unterlegt Für viele Leute erschließt sich das, die von außen kommen, nicht mehr, ob dieser See, den wir da oben haben, ein See ist, der eine eiszeitliche Entstehungsgeschichte hat wie viele der Seen um Berlin, oder, ob das nur eine geflutete Tagebaugrube ist. Wir müssen langsam die Geschichte erzählen, weil sie "aus den Augen aus dem Sinn". Die Schornsteinwälder rund um Bitterfeld-Wolfen sind weg, diese Landschaft erklärt sich nicht mehr von selbst. Atmo_Wind Fade Out Musik_1/ Hundreds/ I Love my Harbour Atmo_Thalheim: Autos fahren, Vögel zwitschern Statt verdreckter Schornsteine gehören blau glänzende Solaranlagen zum neuen Gesicht der Region. Rund 3500 Menschen arbeiten im sogenannten "Solar Valley". Das Gewerbegebiet hat eine hohe Dichte an Unternehmen der Photovoltaikindustrie. Standort ist der Ortsteil Thalheim. O-Ton Manfred Kressin_dass sich das so entwickelt hat Die Photovoltaik-Industrie galt ja damals, als wir versucht hatten, sie hierher zu bringen, auch bloß als ein kleines Mosaik-Bausteinchen mit 40 bis 70 Beschäftigten, das war ja die Grenze. Das sich das natürlich so entwickelt, hatten die Herrschaften selbst auch nicht gedacht und nicht damit gerechnet. Manfred Kressin sitzt an einem Tisch im Ortsgemeindebüro. Der 69-Jährige hat rosige Wangen und eine zupackende Art. Kressin ist Bürgermeister von Thalheim und hat schon viele Interviews zur Solarindustrie gegeben. Denn es gilt auch als sein Verdienst, dass die Solarfirmen sich hier ansiedelten, allen voran Q-Cells. Im Juli 2001 läuft bei Q- Cells die erste funktionierende Solarzelle vom Band. Eine gute Infrastruktur, genügend Expansionsfläche, schnelle Entscheidungen der Behörden und viele Fachkräfte - damit konnte der Standort punkten, heißt es auf der Webseite von Q-Cells. Nach eigenen Angaben hat das Unternehmen auch Investitionsbeihilfen in Millionenhöhe von Land, Bund und EU bekommen. Attraktiv für Firmen waren außerdem günstige Steuersätze. Das kleine Start-Up mit anfangs 19 Mitarbeitern mausert sich zu einem Solarkonzern mit weltweit 2300 Beschäftigten. Davon profitierte auch Thalheim: In den Jahren 2006 und 2007 hatte die kleine Gemeinde Steuereinnahmen von insgesamt 28 Millionen Euro, erzählt Manfred Kressin. Zwei Jahre später sei so gut wie nichts mehr reingekommen. O-Ton Manfred Kressin_Finanzen Von einer Kommune, die visionär hier sehr, sehr gut ausgestattet war im Jahre 2005, 2006, 2007, 2008, dann in eine Situation zu kommen, dass man dann eine relativ hochgradige Verschuldung hat, ist schon eine schwierige Situation und damit kämpft die Stadt jetzt auch. Die aktuelle Schuldenlast von Bitterfeld-Wolfen liegt nach Angaben der Stadt bei rund 63 Millionen Euro. Bis zum Jahresende rechne man mit zirka 80 Millionen. Bei Q-Cells ist mittlerweile das Insolvenzverfahren eröffnet worden, es laufen Gespräche mit Investoren. Entlassungen sind zurzeit nicht geplant, erklärt der Sprecher des Insolvenzverwalters. Uwe Schmorl ist Chef des Betriebsrates. Etwa 1200 Mitarbeiter arbeiten bei Q-Cells in Thalheim. Uwe Schmorl war einer der ersten drei. O-Ton Uwe Schmorl_Solar Valley Ich denke, die Solar-Industrie für die Region ist wahnsinnig wichtig, also ich rede da nicht nur von Q-Cells, sondern vom kompletten Solar Valley. Wenn wir da in Zahlen redet, arbeiten über 3000 Menschen hier drin, direkte Arbeitsplätze. Das können Sie mal zwei rechnen, mal drei rechnen, wie sie das auch immer wollen. Das wäre schon für die Region nicht schön... Man hat auch in der Region gemerkt, wo Q-Cells, wo das Solar-Valley entstanden ist, haben die Leute Arbeit gehabt und die Kaufkraft hat sich natürlich erhöht. Menschen konnten sich einfach wieder was leisten,ja. Das haben Sie an so einfachen Beispielen wie Gaststätten, Hotels waren voll, weil viele Montagearbeiter hier übernachtet haben, das haben Sie schon gemerkt, wie das angestiegen ist und wie die Kaufkraft sich erhöht hat in der Region. Bis zur Wende war Uwe Schmorl in der Filmfabrik Wolfen beschäftigt, damals einer der größten Arbeitgeber der Region neben dem Chemiekombinat und der Braunkohleindustrie. Als Jüngster im Team war er damals der Erste, der gehen musste. Einer, von Tausenden. O-Ton Uwe Schmorl_Mentalität Die Leute, die hier leben und arbeiten, sind sehr anpassungsfähig und sehr flexibel. Diese Region hat schon viel mitgemacht. 1990 den Zusammenbruch, diese ganze Region Bitterfeld-Wolfen hat mit einem Schlag 50.000 Arbeitslose gehabt. Ich weiß nicht, welche Region so etwas überhaupt schafft da wieder aufzustehen in 20 Jahren und ich bin heute stolz, wenn ich durch Bitterfeld-Wolfen fahre, wie die Stadt, wie die Gegend sich hier entwickelt hat, muss ich nur den Hut ziehen und bin stolz auf die Menschen, die hier wohnen, die das alles mit bewerkstelligt haben. Atmo_Wind Sprecherin_2: "Diese Schornsteine, die wie Kanonenrohre in den Himmel zielen und ihre Dreckladung Tag für Tag und Nacht für Nacht auf die Stadt schießen, nicht mit Gedröhn, nein, sachte wie Schnee, der langsam und sanft fällt, der die Regenrinnen verstopft die Dächer bedeckt, in den der Wind kleine Wellen weht." Quelle: "Flugasche", Roman von Monika Maron Atmo_Wind/ fade out Atmo_Eisentür schlägt mit lautem Knall zu O-Ton Uwe Holz_Filmfabrik Das ist das Licht, das wir hier drin haben. Diese kleinen grünen Punkte, die Ihnen im Sommer vielleicht vorkommen würden wie Glühwürmchen: Das ist das Licht an dem sich die Filmwerker hier im Dunkeln orientiert haben. Sie dürfen nicht vergessen, hier wird fotografischer Film, lichtempfindliches Material, hergestellt. Erst nach einigen Minuten gewöhnt sich das Auge an die Dunkelheit. (Atmo_Schritte) In den gefliesten Gängen der Filmfabrik reflektiert sich der Hall der Schritte. Museumsleiter Uwe Holz führt durch den 45 Meter langen Gang bis zur nächsten Lichtschleuse. Links und rechts gehen die Arbeitsräume ab, wo unter anderem eine lichtempfindliche Emulsion hergestellt wurde. Diese wurde dann auf eine Unterlage aufgetragen und so entstanden 1,20 Meter breite Filmbahnen. Hier, im ursprünglichen Produktionsgebäude der Filmfabrik, befindet sich heute das Industrie- und Filmmuseum Wolfen. Das gesamte Gelände war einige Dutzend Fußballfelder groß. Im Norden wurde Film produziert, im Südteil Kunstfaser. Die Filmfabrik war einst die größte in Europa und die zweitgrößte der Welt. O-Ton Uwe Holz_Kosmos Ja, war also ein riesiger Betrieb, der im Prinzip eine eigene Welt für sich war mit mehreren Kraftwerken, Wasserwerken, es gab Kantinen, es gab Wäschereien, Kindergärten, Krippen, Schulen, Berufsschule, das war ein Kosmos für sich, ( ... ) ja eine Stadt für sich. Eine Ressource befördert das schnelle Wachstum der Industrie: die Kohle. 1839 beginnt der industrielle Abbau. Der Tagebau ist jetzt ganzjährig möglich, da Wasser abgepumpt wird. Zur Kohle kommt dann die Chemie, denn diese benötigt viel Energie, erklärt Uwe Holz. Ende des 19. Jahrhunderts errichtet die Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation, AGFA, ein Farbenwerk. Das ist der Ursprung der Filmfabrik. O-Ton Uwe Holz_Entstehung Filmfabrik Die AGFA, die eigentlich ein Hersteller für künstliche, synthetische Farben gewesen ist, hatte noch eine Abteilung für Fotochemie und da wollte man jetzt größer Einsteigen. (...) Standortvorteil: Billiges Bauland. In Berlin war das Bauland fast nicht mehr zu erschwingen, die AGFA konnte sich auf ihrem angestammten Fabrikgelände nicht mehr vergrößern. Dann, ausreichend Wasser für die Prozesse, Grundwasser aus der Muldeaue. Sehr günstige Energieversorgung: Die großen Braunkohlefelder hier haben das einfach sichergestellt. Und jetzt kommt der Treppenwitz: saubere Luft. Der Bau der Filmfabrik beginnt 1910. In den 30er Jahren wird in Wolfen der erste "praktikable" Farbfilm weltweit hergestellt. Farbfotografie gab es zwar schon vorher. Aber nun wird der Film in groß-industriellem Maßstab produziert und kann mit bereits vorhandenen Kameras verwendet werden. Zu Spitzenzeiten arbeiten in der Filmfabrik 13.000 Menschen. In der Chemie sind es etwa 18.000, in der Kohle weitere 5000. Es qualmt und dampft in der Region. Es ist der Schauplatz von Monika Marons Roman "Flugasche", der 1981 erscheint. Musik_2/ Hundreds/ Walking on Rails Sprecherin 2: "Und diese Dünste, die als Wegweiser dienen könnten. Bitte gehen Sie geradeaus bis zum Ammoniak, dann links bis zur Salpetersäure. Wenn Sie einen stechenden Schmerz in Hals und Bronchien verspüren, kehren Sie um und rufen den Arzt, das war dann Schwefeldioxyd. Die Umweltverschmutzung hat für die Region bis heute Folgen: Zum Beispiel ist das Grundwasser teilweise belastet. Der Umweltdezernent des Landkreises spricht von zehntausenden chemischen Verbindungen, zum Teil unbekannten Verbindungen. Zu den größten Altlasten gehört die "Grube Antonie" mit fast 70.000 Tonnen Abfallprodukten. Musik_2/ Hundreds/ Walking on Rails/ Fade Out Nach der Wiedervereinigung geht es für 80 Prozent der Mitarbeiter in der Filmfabrik nicht weiter, erzählt Museumsleiter Holz. Viele helfen beim Rückbau des eigenen Betriebs. Arbeitsmaßnahmen werden geschaffen. O-Ton Uwe Holz_soziale Probleme Es ging einfach darum diese Leute still und ruhig zu halten, also die mussten ja ein Einkommen haben, die mussten ja von irgendwas leben, und im Nachhinein gesehen, war das eine der großartigsten Leistungen, hier sozusagen den Deckel drauf zu halten und dafür zu sorgen, dass es hier nicht zu sozialen Unruhen gekommen ist und zu großen Problemen. Was da an Umwälzungen stattgefunden hat ist einfach unglaublich. Seit 1990 ist die Einwohnerzahl von Bitterfeld-Wolfen von rund 72.000 auf etwa 45.000 im vergangenen Jahr geschrumpft. Wirtschaftlich hat sich seit der Wende viel getan: Über 360 Firmen haben sich angesiedelt, etwa 11.000 Menschen sind heute im Chemiepark beschäftigt. Im Jahr 2001 kam dann das zweite wirtschaftliche Standbein hinzu: Die Photovoltaik-Industrie. O-Ton Armin Schenk_Phönix aus der Asche_1 Das ist ja so ein wenig die Geschichte wie Phönix aus der Asche. Armin Schenk. Der Ingenieur hat zeitweise auch in der Filmfabrik Wolfen gearbeitet. Heute ist er Geschäftsführer der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft Anhalt-Bitterfeld. Die EWG wird vom gleichnamigen Landkreis getragen und vermarktet den Wirtschaftsstandort. O-Ton Armin Schenk_Phönix_2 Dass noch einmal etwas vollkommen Neues könnte, das war sicherlich ein Wunsch, aber eine Realität war zum damaligen Zeitpunkt zumindest nicht in dem Maße erkennbar.(...) Und es entstand ein enormes Wachstum innerhalb kürzester Zeit, also das musste unendlich schnell gehen, jede neue Anlage, jede neue Fabrikationsstätte. Und das war so begeisternd, dass da auf einmal so etwas passierte und machte den Menschen so viel Mut. Da ist wieder eine richtige Vorwärts- Entwicklung, die erinnert uns so an die Geschichte von damals! Und von daher ist natürlich die Entwicklung wie sie jetzt ist für viele sehr traurig. Aber nicht hoffnungslos! Das muss ich immer dazu sagen, weil ich möchte den Eindruck auch bei diesem Gespräch nicht vermitteln, dass wir deshalb den Kopf in den Sand stecken oder, dass das etwas ist, was der Region, sicherlich was der Region zwar schwer fällt, aber was die Region vernichten wird. Die Situation sei ernst, sagt Armin Schenk mit Blick auf die beiden insolventen Unternehmen Q-Cells und Sovello. Dennoch: Er glaubt an den Standort in Thalheim. O-Ton Armin Schenk_ Situation ist schon akut Insolvenzen sind immer eine schwierige Angelegenheit, ist ganz klar. Ich hoffe inständig, dass beide Unternehmen bestehen bleiben können. Auch unter Umständen mit verminderter Mannschaft. Ich glaube persönlich an diese Photovoltaik, an die Solar-Energie. Letzten Endes ist es aber ein Wettbewerb in internationalem Maßstab. Und entweder aus Deutschland und Europa werden Standortverbesserungen vorgenommen, die zu einem Wettbewerbsgleichgewicht führen gegenüber den chinesischen Herstellern, oder die Photovoltaik-Industrie wird große Schwierigkeiten haben, auch in der nächsten Zeit. Armin Schenk zählt die Vorteile von Bitterfeld-Wolfen auf: die Infrastruktur, die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und Universitäten und die vielen Fachkräfte. Darauf verweist auch Kurt Lausch, der im gleichen Gebäude hier am Rande des Chemieparks arbeitet. Lausch leitet das Technologie- und Gründerzentrum. Das TGZ stellt Kontakte zur regionalen Wirtschaft her, informiert und fördert den wissenschaftlichen Austausch. Dafür organisiert Kurt Lausch Symposien im Bereich der Chemie und auch der Photovoltaik - der PV, wie er es nennt. Für den Nachwuchs gibt es seit 2006 ein Schülerlabor. Auf dem Dach ist eine Solaranlagen zu Demonstrationszwecken installiert. Auf dem Weltmarkt hätten andere Hersteller inzwischen in der Größe der Produktion überholt. Aber: Die Kompetenz und der Wissensvorsprung seien noch vorhanden. Und der Bedarf an erneuerbaren Energien sei ohnehin groß. O-Ton Kurt Lausch_Fazit Wir haben das Zeitalter der Photovoltaik erst betreten. Wir sind erst am Anfang. Unabhängig davon, wie die Entscheidungen noch kommen werden hier, auf welche Art und Weise mit der Branche umgegangen wird, es wird Photovoltaik geben - die Frage ist, ob sie in Deutschland produziert wird. Musik_1_Hundreds/ I love my harbour Bitterfeld-Wolfen. Über 150 Jahre Industriegeschichte. Motor einer ganzen Region. Aufschwung, Rückschlag, Wandel. Was hält die Unternehmen hier im globalen Wettbewerb? O-Ton Kurt Lausch_was hält die Unternehmen hier Die Kompetenz der Region in Sachen PV ist nicht nur die Industrie geprägt, sondern unter anderem eben durch Fraunhofer, durch die Universitäten am Standort und da muss man schon Mitteldeutschland betrachten, also Thalheim alleine zu sehen, wäre zu klein gedacht. Spannend wird, wie sich das Cluster insgesamt positioniert, inwieweit sie die Zusammenarbeit verstärken, vielleicht auch unternehmensverbündet ( ... ). Wir sind an einem Standort, der ja in Sachen Chemie auch als IG Farben mal Weltruf erlangt hat, und das waren halt Industriegemeinschaften, die sehr eng miteinander verzahnt und zusammengearbeitet hat. Vielleicht gelingt das der PV auch. Musik__1/ Hundreds: I love my harbour/ Fade out Atmo_Wind Aufstieg zum Bitterfelder Bogen - Geschichtswissenschaftler Uwe Holz geht voran. Die Rampe hoch, die letzte Kurve, dann erreichen wir den höchsten Aussichtspunkt. Uwe Holz schaut über die Landschaft: Rote Dächer, grüne Baumwipfel und die geflutete Goitzsche. O-Ton Uwe Holz_nomadisierende Industrie Das ist, glaube ich, auch was, was wir neu lernen müssen, dass... so etwas gibt wie eine nomadisierende Industrie. Sie geht hin, nutzt die Vorteile an einem ganz bestimmten Ort und zieht dann weiter. Und der Ort, der übrig bleibt, muss halt gucken, wie er klar kommt. In der wüstesten Form sehen wir das in den Geisterstädten der Goldgräberstädte irgendwo, die hatten ein paar Jahre ihr großes High gehabt und dann ist es vorbei. Und so müssen wir auch gucken, wie schnell wir jeweils mit dem Wandel fertig werden. Was früher vielleicht alle ein oder zwei Generationen vielleicht einmal passiert hat, hat mittlerweile hier in einem Menschenleben die Region schon zweimal mitgemacht und ich glaube, das ist einfach was, woran wir uns gewöhnen müssen, dass das alles in viel schnellerer und größerer Schlagzahl abgeht und wir müssen flexibler sein, auch in den Köpfen, im Denken. Ich glaube, wer da an festen Strukturen festhält, an festen Schemata, der wird es schwer haben. Musik_1_Hundreds/ I love my harbour 1