COPYRIGHT: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von DeutschlandRadio / Funkhaus Berlin benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Die Reportage vom 7.8.2011 Hoffnungsträger Die Windparks vor der deutschen Küste Von Axel Schröder Nach dem energiepolitischen Kurswechsel der Bundesregierung ruhen große Hoffnungen auf der Offshore-Windkraft: weit draußen, außer Sichtweite sollen schon in zehn Jahren gigantische Windparks rund 10.000 Megawatt Strom produzieren. Soviel wie 10 Atomkraftwerke. Aber bisher geht der Aufbau nur schleppend voran, noch kämpfen die Windkraftbauer gegen Wind und Wellen und Wissenschaftler untersuchen, wie die Offshore-Parks die Flora und Fauna der Meere beeinflussen. Die Reportage führt raus zum ersten deutschen Windpark und berichtet von den Widrigkeiten, Chancen und Risiken einer neuen Technologie. Atmo 1 Wellenrauschen Die Nordsee: 45 Kilometer vor Borkum. Schwarzblau und fast zwei Meter hoch schwappen die Wellen. Sind trotzdem kaum spürbar auf der WEGA. 50 Meter misst das Forschungsschiff: schwarzer Rumpf, weiße Aufbauten, ganz oben ragen grellorange Antennen in den klaren Himmel. Die WEGA gehört dem Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie, kurz: BSH. Die 16 Mann starke Besatzung ist auf dem Weg zum Offshore-Windpark Alpha Ventus. Atmo 2 Brücke Oben auf der Brücke beugt sich Kapitän Brunn über den Kartentisch. In der Hand hält er einen Metallzirkel mit abgerundeten Spitzen, zeigt die Ausdehnung des Windparks: OT 1 Brunn: Dieses Alpha-Ventus-Gebiet ist, wenn man hier so in die Karte guckt, so klein, dass man es eigentlich kaum sieht. Das ist ein Gebiet mit zwölf Mühlen, das sieht man hier so als... naja, ein bisschen mehr als ein Fliegenschiss. Aber wenn man dann sieht, auf welchen Flächen da was passiert... Das sind gewaltige Ausmaße! Atmo 2 Brücke Gewaltig ist auch der Anblick der zwölf Windmühlen: die weißgrauen Rotorblätter mit ihren roten Spitzen drehen sich gleichmäßig und unbeeindruckt vom Wellengang. In drei Reihen arbeiten je vier Mühlen hintereinander, ragen 150 Meter in den Himmel. Das Forschungsschiff wirkt plötzlich winzig klein. Ein paar hundert Meter Sicherheitsabstand hält Kapitän Brunn zu den Windmühlen. Dann gibt er das Kommando zum Ankern. Atmo 3 Ankerkette Die Crew der WEGA soll neue Messgeräte auf dem Meeresgrund absetzen, damit in einigen Jahren klar wird, wie Windräder auf hoher See ins Leben von Fischen, Vögel, Krabben und Kleinstlebewesen eingreifen. Atmo 2 Brücke Atmo 4 Brücke / Funk Bisher drehen sich erst drei Dutzend Windräder in der deutschen Nordsee. Bis zum Jahr 2030 sollen es 8.000 werden - die ökologischen Untersuchungen laufen deshalb schon seit fünf Jahren und die Messfühler im Wasser und auf den Windmühlen werden ständig überprüft, justiert und verfeinert, erklärt Kapitän Brunn: OT 2 Brunn: Die armen Fische, die haben alle schon Störungen, weil hier andauernd die Forschungsschiffe hin und her fahren ... und da ist in diesem Gebiet unheimlich viel gemacht wurde. In jeder Hinsicht: geologisch, biologisch, alle Abteilungen sind hier ja unterwegs. Die Vogelzähler sind hier ständig unterwegs und als dieses Projekt geplant wurde ging das schon los mit Vorfeldmessungen, um dann eben Vergleichsdaten zu haben. Atmo 5 Achterdeck Hinten auf dem Achterdeck stehen rostrote, zusammengeschweißte Metall-Gestänge in Pyramidenform, sie sollen messen, wie viel Lärm die Windmühlen unter Wasser machen. OT 3 Ronny Hahn: Das sind Hydrophon-Gestelle, die werden auf dem Meeresboden abgesetzt. Circa 3 Meter hoch. Da werden Hydrophone angebracht und die messen dann den Betriebsschall von den Anlagen. Im Betrieb, beim Einschalten und auch, wenn die Anlagen nicht laufen. Atmo 5 Achterdeck Ronny Hahn ist Projektingenieur beim Bundesamt. Kurzer Bürstenschnitt, schwarze Sonnenbrille montiert er die hochsensiblen Messgeräte an die Spitze der Stahlpyramide. Mittlerweile ist der Meeresgrund hier von etlichen Sensoren durchzogen, nun sollen mit den Hydrophonen, also: Unterwassermikrofonen, zwei weitere hinzukommen. Gleich werden die Gestelle mit dem bordeigenen Kran auf dem 30 Meter tiefen Grund abgesetzt, zusammen mit einem 170 Meter langen Übertragungskabel ... OT 4 Ronny Hahn: ... und der Taucher nimmt dann die Kabel entgegen und wird die dann unter Wasser an die Anlage stecken. Atmo 6 Motor Seilwinde Per Handzeichen startet Ronny Hahn die Aktion: an einem schweren Eisenhaken schwebt das erste Gestell über die breiten verwitterten Planken, vier Mann bugsieren es übers Wasser. Schon senkt sich das Gestell in die dunkle See. Atmo 6 Motor Seilwinde Kein anderer Fleck Nordsee ist so gut verdrahtet wie das Gebiet rund um den Forschungspark Alpha Ventus, fünf Millionen Euro fließen aus dem Topf des Umweltministeriums in die ökologische Begleitforschung. Atmo 7 Achterdeck, Besprechung Dann kommt der schwierigste Teil der Mission beginnt: der Taucher Martin Sulanke muss runter ans Fundament einer Mühle. In 30 Meter Tiefe soll er die Kabel vom Unterwassermikrofon mit denen am Messcomputer am Windrad verbinden. Atmo 7 Achterdeck, Besprechung Sulanke ist ein hagerer, muskulöser Typ. Vor dem Tauchgang zündet er sich im Halbstundentakt Zigaretten an, als müsse er auf Vorrat rauchen. Braungebrannte, gegerbte Haut, tiefe Lachfalten, graublonde Bartstoppeln. Damit es beim Einsatz keine Missverständnisse gibt, bespricht er sich mit seinem dreiköpfigen Team: OT 5 Sulanke: Als erstes, wenn wir da sind, gucken wir erstmal, wie sich die Boote hinlegen. Wir gehen dann an das südliche Bein mit dem V-Boot ran, da, wo der blaue Container drauf steht. Und ihr geht mit dem Schlauchboot an das westliche Bein ran. Nee, nicht das gegenüber, sondern das links daneben. OK. [läuft weiter als Atmo] Jeden Handgriff plant der Taucher. Denn unten, bei schlechter Sicht, kalter See und hohem Wasserdruck darf er sich keine Fehler erlauben. Erst im Sommer 2010 verunglückte ein Taucher bei Bauarbeiten in einem Offshore-Park. Ein sofort nach unten geschickter Rettungstaucher konnte seinen Kollegen nur noch tot aus der Tiefe bergen. Atmo 8 Boot wird zu Wasser gelassen Nach dem Briefing besteigen Sulanke und sein Team ein kleines, blassrotes Motorboot, das am Haken seitlich an der Bordwand hängt. Langsam hievt es der Kran aufs Wasser. Es geht raus zum Windrad. Atmo 9 Motor Atmo 10 Taucher geht ins Wasser Atmo 11 Taucher atmet Eine viertel Stunde später taucht Sulanke in die kalte Nordsee, hangelt sich hinunter in die Dunkelheit. Seine Helmkamera liefert Bilder zum Monitor auf dem Versorgungsschiff. Davor sitzen zwei Bootsmänner von der WEGA und ein Kollege, der im Ernstfall hinterher tauchen und Sulanke retten könnte. Auf dem Bildschirm vor den Männern: muschelbesetzte gelbe Metallrohre, kleine Krebse schwimmen umher. Behindern die Sicht. OT 6 Sulanke: Ich versuche, die Stecker zusammenzustecken. Ich habe ihn raufbekommen, aber ich glaube, nicht weit genug. Ich schätze, der wird nicht richtig halten ... Atmo 11 Taucher atmet Im Bild zu sehen sind Sulankes dicke Handschuhe. Er steckt Kabel zusammen, hantiert mit Zange und Schraubenzieher, kämpft mit der schlechten Sicht. Sieben Grad kalt ist das Wasser und nach einer halben Stunde ist Schluss: dann setzt die Flut ein, macht das Arbeiten unter Wasser unmöglich. Atmo 12 Geklapper an Bord Atmo 13 Nordsee Zurück an Bord hebt ein Kollege dem Taucher den Helm vom Kopf, löst die Schläuche. Martin Sulanke wischt sich Dutzende winziger Krebse vom schwarzen Neopren-Anzug. OT 7 Sulanke: Das Problem ist auch an der Anlage, dass man beim Runtergehen nichts hat zum Festhalten. Atmo 13 Nordsee Ganz zufrieden ist er nicht mit dem Tauchgang: die Stecker sitzen nicht so fest wie geplant. Neben Wind und Wellengang bestimmen die Gezeiten das Arbeitstempo auf See. Nur bei Stauwasser, in den 30, maximal 40 Minuten, in denen sich Ebbe und Flut abwechseln, nur in diesem Zeitfenster ist die Arbeit in der Nordsee möglich. Denn gegen die Strömung von Ebbe und Flut sind die Taucher machtlos, erklärt Martin Sulanke. OT 8 Sulanke: Da muss noch mal einer runter, die nachsetzen die Stecker und noch mal sichern die Kabelbahn. Aber es war schon ganz gut erfolgreich diese Geschichte. Atmo 14 Motor Erst in sechs Stunden herrscht wieder Stauwasser. Dann kann Sulanke wieder runter. Erst einmal steckt er sich eine Zigarette an, erholt sich und bereitet den nächsten Einsatz am Nachmittag vor. Atmo 14 Motor Spezialisten wie Sulanke sind derzeit sehr gefragt in der Offshore-Wirtschaft. Und die Nachfrage wird weiter wachsen: allein in den nächsten drei Jahren starten die Bauarbeiten für vier neue Parks, und in jedem davon drehen sich dann nicht nur zwölf Anlagen - wie in Alpha Ventus - sondern 80 Rotoren. Gesucht werden Bauarbeiter und Wartungspersonal, die zurechtkommen auf dem Meer. Zeitgleich zum Aufbau der Wind-Parks auf dem Wasser entstehen deshalb überall an der Küste neue Trainingsanlagen für das Offshore-Personal. Atmo 15 Schritte, Geraschel Atmo 16 Hafen Zum Beispiel bei der Firma BARD im ostfriesischen Emden. Die Firma baut schlüsselfertige Windparks, produziert Rotorblätter, Turmsegmente und die Gondeln, an denen sich später die Rotoren drehen. Und errichtet die Anlagen mit eigenen Schiffen. BARD Offshore I soll im Frühjahr 2013 fertig sein und wird dann mit 400 Megawatt Leistung der größte deutsche Windpark sein. Hinter den gigantischen Produktionshallen, zwischen denen Gabelstapler Holzkisten und Bauteile für die Windräder hin und herfahren, steigt Unternehmenssprecher Andreas Kölling die Stahlstufen hoch zu einem riesigen Wasserbecken, drei Meter tief, zehn Meter Durchmesser. Darüber - an einem Kranhaken - hängt ein viereckiger Edelstahlkasten. Vier Sitzplätze mit Gurten, Plexiglasscheiben zum Herausnehmen, vorn sind Helikopterarmaturen aufgemalt: OT 9 Kölling: Hier sehen sie die Attrappe der Kabine des Helikopters. Und dies ist das Becken. Und da werden sie dann eingetaucht, dann dreht sich das Teil über Kopf. Und dann müssen sie aus den Fenstern raus. Atmo 17 Anziehen, Geplapper Unten am Beckenrand versammeln sich die zwanzig Kursteilnehmer. Allesamt junge Männer von den Norddeutschen Seekabelwerken. Sie sollen mit Spezialschiffen die Stromkabel von den Windparks bis an die Küste verlegen. Und weil die Einsatzorte weit draußen liegen und die Anfahrt mit kleinen Shuttle-Booten viel zu lange dauert, besorgen Helikopter den Schichtwechsel von Wartungs- und Reparaturtrupps auf Bauplattformen oder Windrädern. Bevor Kölling sich verabschiedet, schüttelt er Jan Pedersen die Hand. Der Däne leitet den Kurs, verteilt leuchtend orange Überlebensanzüge, dunkelblaue Fleece-Overalls zum Drunterziehen und Turnschuhe. Er selbst streift sich seinen eigenen schwarzen Neopren-Anzug über, hilft den anderen beim Anziehen: OT 10 Pedersen: Reißverschluss schließen, den Kopf raus ... Die Kursteilnehmer werden still, einer schaut hinauf zum Beckenrand, kraust die Stirn: OT 11 Teilnehmer: Bisschen aufgeregt schon. Ich gehe da richtig mit Respekt ran. Aber ich hoffe, das wird ... Und das wird auch!! Klar ... ! Atmo 18 Treppe hoch Über die Stahltreppe geht es hoch auf die Plattform neben dem Beckenrand: Pedersens Helfer steht am Schaltpult für den Kran. Atmo 19 Wasserplatschen, Kommandos Die ersten drei Prüflinge klettern die Leiter hinunter ins Wasser, schwimmen zum Hubschrauber. Begleitet von Pedersen und zwei weiteren Instruktoren, am Rand halten sich zwei Rettungstaucher bereit. Atmo 20 Wasserplatschen, Kommandos II Eigentlich kann nichts passieren. Alle haben gelernt, wie sie den Ernstfall unter Wasser beherrschen können: Luftholen, Ruhe bewahren, bis Drei zählen. Am Sitz festhalten, Hände auf die Knie. Dann mit links das Fenster rausdrücken, sich mit rechts weiter festhalten. Und raus tauchen - Die ersten drei sitzen festgeschnallt auf hellblauen Plastiksitzen, Jan Pedersen startet den Praxistest: OT 12 Pedersen: Taucher bereit! Es geht zur Oberfläche! Brace, Brace, Brace! Und runterfahren! Tief Luftanhalten! Atmo OT läuft weiter Blitzartig steht die Hubschrauberkabine unter Wasser, zu sehen sind nur noch die verschwommenen, orangen Silhouetten der Prüflinge, aufsteigende Luftblasen. Keine zehn Sekunden später tauchen alle drei auf, schnappen nach Luft, atmen durch: OT 13 Teilnehmer: Bisschen Wasser geschluckt ... Aber sonst: nicht schlecht ... Ist OK. Puh ... ! Atmo 21 Seilwinde, Geplapper Sechs Mal müssen sich die Männer unter Wasser befreien. Erst aufrecht sitzend, dann um 180 Grad gedreht, Kopf nach unten. Wer hier versagt, verliert jede Aussicht auf einen Job draußen auf See. Denn die meisten Helikopter kentern beim Notwassern und ohne das Sicherheitstraining darf niemand mitfliegen. Überall an der Küste entstehen die Trainingsanlagen für neues Offshore-Personal, bieten Sea-Survival-Kurse an, um auf Notfälle vorzubereiten. Atmo 22 Absenken, Seilwinde, Blubbern Am Ende des Kurses steht eine letzte Herausforderung für die Männer: dann üben sie das Abseilen aus einem gecharterten, echten Hubschrauber. Denn auch das gehört schon bald zum Arbeitsalltag: 100 Meter über dem Meeresspiegel steigen sie raus aus dem dröhnenden Helikopter und werden mit der Winde am dünnen Drahtseil auf den Windmühlen abgesetzt. Und später wieder abgeholt, bei bis zu acht Windstärken. Atmo 23 startender Hubschraubermotor Ein paar Kilometer entfernt liegt der kleine Flugplatz von Emden. Von hier aus starten und landen die Hubschrauber mit dem Personal für die Offshore-Windmühlen. Noch müssen erst 40 Windmühlen im deutschen Teil der Nordsee betreut werden, in zwanzig Jahren sollen es aber bereits mehrere Tausend sein. Atmo 23 startender Hubschraubermotor Im Hubschrauber: Ein Drei-Mann-Team vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrografie. Sie haben ihr Training längst absolviert und bestanden und fliegen zu einem Einsatz auf die Forschungsplattform der Behörde. Auf die FINO 1. Die liegt 45 Kilometer vor den ostfriesischen Inseln, in direkter Nachbarschaft zu den 12 Windmühlen des Forschungsparks Alpha Ventus. Atmo 24 Hubschrauberflug Zehn Minuten später schwebt der Helikopter vierhundert Meter über der Nordsee: die riesigen Containerfrachter in der Deutschen Bucht wirken winzig. Hinten im Hubschrauber sitzen Kai Herklotz, Ronny Hahn und Hans Schmidt. Atmo 24 Hubschrauberflug Am Horizont tauchen die zwölf mächtigen, rund 150 Meter hohen Windräder von Alpha Ventus aus dem hellblauen Dunst über der See. Gleich daneben: die Plattform. Atmo 25 Treppensteigen Atmo 26 Plattform / Dieselaggregat Fünf Minuten später: Landung auf dem Hubschrauber-Deck der FINO 1. Die Mannschaft steigt aus, klettert über Stahltreppen runter aufs Arbeitsdeck. 16 mal 16 Meter misst die Grundfläche der Anlage. Sie steht auf vier dicken, gelben Stahlrohren. - Alle zwei Wochen besuchen Wissenschaftler, Techniker und Monteure die Plattform. Heute sind schon zwei weitere Teams vor Ort, die Dieselgeneratoren laufen, liefern Strom. Kai Herklotz legt den Kopf in den Nacken, schaut nach oben zum Stahlmast von FINO 1: OT 14 Herklotz: Das ist der eigentliche Windmessmast. Die Spitze ist 101 Meter über Seekartennull. Der ganze Mast ist 81 Meter hoch, weil wir so auf 20, 21 Meter stehen. Und an verschiedenen Stationen, angefangen bei 33 Meter werden meteorologische Daten gemessen, Wind, Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Lufttemperatur. Das sind so die wesentlichen Sachen. Atmo 27 Dieselaggregat leise Bei Sonnenschein und perfekter Sicht auf die gleichmäßig rotierenden Windmühlenflügel steht Kai Herklotz in Jeans und Windjacke neben einem grauen Schiffscontainer, oben auf dem Dach zwei weiße Kuppeln: OT 15 Herklotz: Das ist von den Vogelforschern. Zwei verschiedene Radarsysteme. Und damit wird eigentlich Vogelzug genauer analysiert. Registriert und analysiert. Atmo 27 Dieselaggregat leise ... denn, sagt Herklotz, Umweltschützer befürchten Kollisionen von Zugvögeln mit den Rotorblättern der Windräder. Atmo 29 Luke / Abstieg Atmo 30 Plattform unten, Wasser platscht leise Kai Herklotz öffnet eine Luke im Gitterboden, klettert die Leitersprossen eine Etage tiefer nach unten. Dort setzt er den Rundgang fort, 17 Meter über dem Meeresspiegel. Viele Dutzend Kabel führen von hier aus ins Meer, runter bis in 30 Meter Tiefe: untersucht wird die Strömung zwischen den Stahlbeinen der Mühlen, der Einfluss auf Fische, Krebse, Krabben und Schweinswale. Gerade diese Säuger sind bei den Rammarbeiten der Offshore-Parks gefährdet. Der Lärm schädigt die Organe der Tiere. 50 Millionen Euro kostet diese Forschung im Windpark insgesamt, ein Zehntel davon fließt in die Untersuchung der Ökologie vor Ort. Atmo 31 lautes Knatschen Mit einem Ruck setzt sich ein paar Meter entfernt eine schwere Apparatur in Bewegung. Gleitet an einer Führungsschiene senkrecht nach unten in Richtung Nordsee. OT 17 Herklotz: Das ist eine Kamera, die von Land aus gesteuert werden kann und an einem Schlitten bis knapp über den Meeresboden fahren kann. Und mit den Bildern kann man doch auch sehen, wie viele Fische sich hier aufhalten und rumwabbern. Atmo 31 lautes Knatschen Herklotz schaut dem Kameraschlitten hinterher. Irgendwo auf dem Festland empfangen in diesem Moment Wissenschaftler die Aufnahmen fast ohne Verzögerung. Zählen Fische, bewerten den Muschel- und Algenwuchs. Atmo 27 Dieselaggregat leise Zurück auf dem Arbeitsdeck schüttelt der Mann vom Seeschifffahrtsamt Detlef Kindler die Hand. Der Ozeanograf geht davon aus, dass die Offshore-Parks zwar Risiken für Zugvögel bergen, aber dafür zum Beispiel Vorteile für Fische bieten: OT 18 Kindler: Das ist finde ich eines der schlagendsten Argumente auch für so einen Windpark, weil explizit ausgeschlossen ist, dass hier zwischen gefischt werden darf. Weil eine Bodenfischerei einfach nicht erlaubt ist wegen der hier verlegten Kabel hier zum Beispiel. Atmo 27 Dieselaggregat leise ... und deshalb müssen kommerzielle Fischkutter mindestens 500 Meter vor dem Park abdrehen, betont Detlef Kindler. Atmo 32 Treppensteigen Nach fünf Stunden heißt es: Auftrag erledigt. - Die Mannschaft steigt wieder nach oben aufs Helikopterdeck. Atmo 33 Hubschrauberstart Der Pilot startet den Motor, fliegt zurück nach Emden. Vorbei an den mächtigen Windrädern, über das am besten erforschte Areal in der deutschen See. Atmo 34 Hubschrauberflug Atmo 35 Kutter-Diesel Ein kleiner Kutter tuckert durchs Hafenbecken im ostfriesischen Hooksiel, bei frischen sechs Windstärken. Der Emdener Windradbauer BARD lädt zur Pressefahrt zum firmeneigenen Testwindrad, 500 Meter von der Mole entfernt. Die steife Brise und das mächtige 150-Meter- Windrad lassen erahnen, wie seefest und wie schwindelfrei die Monteure und Wartungstrupps für die Anlagen sein müssen. Über dem Schiff durchschneiden die Rotorblätter die frische Seeluft. Zischen vorbei mit rund 200 Kilometern pro Stunde. Darunter, mit hochgeschlagenem Mantelkragen steht Andreas Kölling: OT 20 Andreas Kölling: Das ist unsere BARD Nearshore Hooksiel. Eine Test- und Demonstrationsanlage, die wir schon im August 2008 hier aufgebaut haben. Jetzt haben wir mal die Gondel getauscht. Um prüfen zu können: wie sind die Belastungen für diese Anlage. Die Anlage ist 152 Meter hoch, inklusive des Rotorkreises. Die Nabenhöhe beträgt 90 Meter und die Leistung sind 5 Megawatt. Das entspricht dem Verbrauch von 5.000 Haushalten. Atmo 36 Kutter-Diesel II Andreas Kölling erklärt den Journalisten das derzeit wichtigste Projekt: den Windpark "BARD Offshore 1": 80 Anlagen sollen ab dem Frühjahr 2013 zusammen 400 Megawatt über ein Seekabel ans Festland schicken. Neben Kölling steht der BARD-Geschäftsführer Bernd Ranneberg. Mit einer Hand hält er sein Jackett geschlossen, der Wind zerzaust die blonden Haare. Wie schnell und wie gut die Arbeit vorangeht? Ranneberg zuckt mit den Schultern, lächelt. Das hängt vom Wetter ab, sagt der Manager: OT 21 Ranneberg: Natürlich haben wir da draußen eine Plattform, wo unsere Mitarbeiter auch übernachten, die ja dort 14 Tage draußen sind, in 12-Stunden-Schichten arbeiten. Aber es ist ein erhöhter logistischer Aufwand, der immer von einer Komponente abhängt, die auch nur begrenzt planbar ist. Es ist ein Day-to-Day-Geschäft. Atmo 35 Kutter-Diesel Und binnen Stunden kann das Wetter umschlagen und alle Planungen zunichtemachen, so Ranneberg. Er freut sich über den energiepolitischen Schwenk der Bundesregierung. Endlich kommt wieder Bewegung in den Offshore-Markt. Der durch die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke schnell an Dynamik verloren hatte: OT 22 Ranneberg: Ja, das ist sicherlich so! Wir haben wesentlich mehr Nachfragen hier in diesem Bereich. Es gibt zahlreiche Investoren, die sich für Parks dort draußen interessieren. Und gerade die großen Unternehmen treten an uns heran und fragen: Welche Möglichkeiten der Zusammenarbeit gibt es hier? Atmo 37 Hafenmole, Wind Ranneberg kneift die Augen zusammen, versucht vergeblich Ordnung in seine wehenden Haare zu bringen. 1,5 Milliarden Euro, inklusive Zinsen, kostet ein 400-Megawatt-Park. Viel Geld, vor allem in Zeiten von Rettungsschirmen, Bad-Banks und drohenden Staatspleiten. Aber das Geld ist gut angelegt, beteuert Ranneberg: OT 23 Ranneberg: Dieser Weg wird viele Milliarden kosten. Aber ich erinnere auch mal daran, was es bedeutet: es wird riesige Investitionen nicht nur in die Parks, es wird sie in die Häfen geben, es wird sie in die Netze geben. Und wenn sie unser Unternehmen ansehen: wir haben Zulieferketten bis nach Süddeutschland. Also, das ist auch ein Riesen-Konjunkturprogramm! Atmo 37 Hafenmole, Wind Der kleine Kutter dreht ab, fährt zurück zur Hafenmole. Der Wind frischt noch mehr auf, treibt den Rotor am Horizont noch stärker an. Gleichmäßig und ruhig drehen sich die Flügel, liefern Strom an die ostfriesischen Haushalte. Gute Zeiten für Offshore. Atmo 37 Hafenmole, Wind 16 1