Deutschlandradio Kultur Länderreport "Ab nach Schwedt" 21.11.2012 Autor: Axel Flemming, Red: Heidrun Wimmersberg Anmoderation: Was weiß man von Schwedt? Die Stadt liegt an der Oder, im Nordosten Brandenburgs, es gibt dort eine Raffinerie und es gab ein großes Gefängnis. 'Ab nach Schwedt!' war der Ruf, den viele bei der Nationalen Volksarmee fürchteten. Nicht zuletzt der Roman "Der Turm" machte klar, die Stadt war zu DDR-Zeiten ein Synonym für den Militärknast. Wie geht die Stadt mit ihrer Vergangenheit um? Erst schien das Rezept: Vergessen! Jetzt geht es doch langsam Richtung: Erinnern! Brandenburg-Korrespondent Axel Flemming: Atmo Gebäude, darauf Autor: Ein Mann um die 50 blickt im vierten Stock eines lang gezogenen, grauen Plattenbaus aus dem Fenster. Detlev - seinen vollen Namen möchte er nicht nennen - hatte 1983 aus Heimweh beim Militärdienst einen Armee-LKW geklaut, um sich damit in den Norden der Republik abzusetzen. Strafe: ab nach Schwedt, ein Vierteljahr Disziplinarstrafeinheit. Er ist nun nach fast 30 Jahren zurück gekommen, versucht sich an die Zeit zu erinnern. "Mein Schutzmechanismus war damals so: eben abzustumpfen. Und da ist in mir alles nur vorbeigerauscht, was hier passiert ist. Hab zwar alles mitgemacht, war zwar physisch hier vom Körper, aber mit den Gedanken nicht." Autor: Detlev ist einer von vielen, die von 1982 bis zum Ende der DDR 1990 hier saßen. Der Militärknast, ein schweres Erbe für die Stadt, die damit lange nur verschämt umging. Jürgen Polzehl, der Bürgermeister versucht zu erklären: "Ich denke, wir haben uns gar nicht so schwer getan, er war da, er spielt in der Geschichte eine Rolle, aber es gab auch gar keine Leute, die sich geöffnet haben, die Fragen gestellt haben oder die erzählt haben. Es war doch so'n bisschen in Dornröschenschlaf verfallen." Atmo Schwedt draußen, darauf Autor: Aber mittlerweile sind einige aufgewacht. Schwedt, Breite Allee 31, etwas außerhalb der Stadt. Ein ewig langer Maschendrahtzaun, rechts ein graues, lang gezogenes viergeschossiges Haus. Ab und zu bietet das Stadtmuseum eine Führung über das Gelände an, bzw. das, was davon noch übrig ist. An diesem kalten Herbsttag sind über 70 Leute hierher gekommen: "Arbeitskollege war hier." "Der war beim Dienst, der hat hier gestanden." "Ja. Der meint, so schlimm wie dit jemacht wird, sollet wohl nicht gewesen sein." "Na doch, doch!" "Vielleicht ist er auch ein bisschen befangen, bei seinem Vater." "Mein Kumpel ist ja Wehrdienstverweigerer gewesen, und der war hier richtig drinne." Autor: Es sind vor allem Bewohner von Schwedt oder Umgebung, die sich hier mit der Vergangenheit der Stadt auseinander setzen wollen; im Schnitt eher 60 als 50 Jahre alt. "Türlich, gehört dazu. Das war eben so. Kann man ja nicht mehr negieren oder so, das war eben da." "Wir haben mal ein Buch gelesen von jemand, der hier eingesessen hat. Und das war sehr interessant, und deswegen wollten wir uns das mal vor Ort angucken." Autor: Auch Autor Uwe Tellkamp widmete den Zuständen in Schwedt ein Kapitel in seinem Buch "Der Turm". "Die Idee, dass er nun im Innersten des Systems angekommen sein musste, ließ Christian eine lange Zeit in der noch längeren Dunkelheit der Zelle nicht los." Autor: Es liest Ulrike Poppe, Bürgerrechtlerin in der DDR, heute "Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur" in Brandenburg: "Er war in der DDR, die hatte befestigte Grenzen und eine Mauer. Er war bei der Nationalen Volksarmee, die hatte Kasernenmauern und Kontrolldurchlässe. Er war Insasse der Militärstrafvollzugsanstalt Schwedt, hinter einer Mauer und Stacheldraht. Und in der Militärstrafvollzugsanstalt Schwedt hockte er im U-Boot hinter Mauern ohne Fenster. Jetzt war er also ganz da, jetzt musste er angekommen sein" Autor: Vielleicht sind es solche Erzählungen wie die von Tellkamp, vielleicht brauchte es erst einen gewissen zeitlichen Abstand. Anke Grodon, die Leiterin des Stadtmuseums Schwedt ist überwältigt, dass inzwischen so Viele Interesse zeigen. Das war 2008, bei der ersten Führung noch anders:ch nicht hier, und hat sich dafür noch nicht groß interessiert. Und ich bin froh, dass es jetzt anders ist. Dass es ganz viele sind, die vielleicht gar nicht unbedingt eine Berührung damit hatten, aber trotzdem sich dafür interessieren. Was war dort hinter den Mauern los? Man hat nur immer gehört, dass es ihn gibt, man hat Soldaten vielleicht am Zug gesehen, bzw. auf dem Weg hierher, oder ist mit dem Fahrrad auf dem Weg im PCK hier dran vorbeigefahren. Und fragte sich: was ist denn da?" Autor: PCK ist das ehemalige 'Petrol-Chemische Kombinat' der DDR. Jetzt eine GmbH, nach Eigenwerbung eine der erfolgreichsten Raffinerien Europas. Jährlich werden hier etwa 12 Millionen Tonnen Rohöl zu Mineralöl und anderen Produkten verarbeitet: Diesel, Benzin, Kerosin, Flüssiggas, Heizöle und Bitumen. Direkt gegenüber liegt das Gelände des ehemaligen Militärstrafgefängnisses. Viel ist davon nicht mehr zu sehen. Die alten Backsteinbauten sind inzwischen abgerissen. Anke Grodon hält einen Plan in die Höhe und deutet abwechselnd auf das Papier und in die Landschaft: "Wir befinden uns gerade hier vorne, an der Stelle. Eingang PCK, findet man dort, und direkt hier ist die Zufahrtstraße zum Militärstrafgefängnis. Das Militärstrafgefängnis ist erst 1968 nach Schwedt verlegt worden, also auch die Insassen sind nach Schwedt verlegt worden. Hier an der Stelle, wo sie jetzt das Solarfeld sehen, standen Baracken und da war ein Arbeitslager." Autor: Rechterhand vom Solarfeld liegt ein Areal, das jetzt als Schrottplatz genutzt wird. Dort steht der einzig verbliebene Wachturm des Militärknastes, zum Bedauern der meisten Besucher auf Privatgelände: 'Betreten Verboten!' Die Gruppe marschiert von der Breiten Allee zurück zu den Betonbauten. Der vordere Häuserriegel wird nun als städtisches Wohnheim genutzt. Dahinter ein weiteres Gebäude, das jetzt unter Denkmalschutz steht: die ehemalige 'Disziplinareinheit der NVA der DDR'. Im Erdgeschoss sind noch die Arrestzellen vorhanden, quasi der Knast im Knast. "Also wenn man sich zum Beispiel geweigert hat Frühsport mitzumachen, dann ist man da rein gekommen." Autor: ... erinnert sich der ehemalige Insasse Detlev. Ansonsten Arbeit. Und verschärfter Militärdienst mit politischer Ausbildung. Die Armee wollte die Persönlichkeit der Menschen brechen, damit sie blinden Gehorsam leisteten. Die in Schwedt verbrachte Zeit wurde nicht auf den Wehrdienst angerechnet, musste "nachgedient" werden. Normaler Tagesablauf: "Also zu meiner Zeit war um vier Uhr wecken, Frühsport, dann Waschen, Frühstück und dann ging's schon los zum Lampenbau. Dann Mittagessen, dann nach dem Mittagessen weiter Lampenbau, danach dann militärische Ausbildung: Exerzieren oder draußen irgendwie Rumrobben, Löcher buddeln oder irgendwas. Abends zurück dann wieder, dann Waschen, Abendbrot, Waschen und dann ab ins Bett. Dadurch, dass man gearbeitet hat die acht Stunden und dann noch die Ausbildung dazu hatte, also man ist wirklich rein ins Bett und war weg - so knülle, weg!" Autor: Sechs Leute waren in einem Schlafraum untergebracht, in Doppelstockbetten. An besondere Schikanen kann er sich nicht erinnern, der Alltag war ja hart genug, in die Arrestzelle musste er nicht, bis auf einmal: "Am Tag der Entlassung musste man seine Sachen packen, hat dann die Nacht da unten verbracht, ist dann entlassen worden. Also die letzte Nacht hat man nicht mehr hier oben verbracht, das war das einzige, dass man darunter gekommen ist." Autor: Das historische Bewusstsein fehlte anfangs für den Ort, das Gebäude diente nach der Wende als Asylbewerberheim. Aus der Zeit stammen auch die mittlerweile verblichenen Tapeten. Das Museum nutzt den Viergeschosser nun als Depot für Gegenstände aus der alten Zeit, um so für die Nachwelt wenigstens etwas davon zu bewahren, wie es damals zu DDR-Zeiten hier war. Museumsmitarbeiterin Ursula Dittberner: "Das sind die Türen, die wir noch gerettet haben, die also vom hinteren Bereich sind. Als es hieß, da wird abgerissen, sind wir gleich hin da haben wir bloß per Buschfunk gehört so, und haben gesagt, wir müssen doch sehen, dass wir irgendwas finden, wenn man mal ne Ausstellung macht oder so." Autor: Da der Name "Schwedt" unter NVA-Soldaten hauptsächlich Angst auslöste, machen immer noch viele Gerüchte die Runde, wie Menschen gebrochen wurden, da die Beteiligten ja angeblich nicht über ihre Zeit redeten. Tatsächlich geben aber neben den historischen Gegenständen, die gerettet wurden, Zeitzeugenberichte wenigstens subjektive Auskunft über die Vergangenheit. Musik Lindenquartier, darauf Autor: Fast 40 Interessierte treffen sich im Saal des Mehrgenerationenhauses Lindenquartier in Schwedt. Zwei Musiker spielen: "Als ich wie ein Vogel war" von Renft. Das Stück war wegen des Refrains sehr beliebt - nicht nur im Knast, sondern bei allen, die sich in der DDR eingesperrt fühlten. Gerulf Pannach hatte gedichtet: "Irgendwann will jedermann raus aus seiner Haut. Irgendwann denkt er dran, wenn auch nicht laut. Musik wieder hoch und weg "Spür die Angst" ist der Titel eines Buches, in dem acht Betroffene ihre eigene Geschichte im Gefängnis aufgeschrieben haben. Zum Beispiel Kai: "Stillgestanden, Blick zur Flamme. Im Laufschritt Marsch. Das waren die ersten beiden befehle, die mir entgegen geschmettert wurden. Und die art der ansage wurde mit der Zeit nicht besser. Die langsamste Fortbewegungsart in Schwedt war: Laufschritt. Das wurde mir schnell klar. Und beim Ansehen des Tagesdienstablaufplanes dachte ich nur: Das wird eine Scheiß-Zeit. Das werden verdammt lange und harte 30 Tage." Autor: Gösta Knothe, der Schauspieldirektor an den Uckermärkischen Bühnen Schwedt liest Passagen aus der Publikation. Mark Wendrich erinnert sich: "Zum einen war das gesamte Areal der Militärstrafeinrichtung von einer Mauer umgeben, in die auch die äußere Wache integriert war. Danach gab es einen hochspannungsgesicherten Doppelzaun, der oben zusätzlich mit Stacheldraht versehen war, so wie alle Zäune hier. Innerhalb dieses Doppelzaunes gab es einen weiteren hochspannungsgesicherten Doppelzaun, der das Gelände des eigentlichen Militärstrafgefängnisses vom Gelände der Disziplinareinheit trennte." Autor: Das Militärgefängnis Schwedt war Teil des Repressionsapparates der DDR-Diktatur. Wer dort war schweigt, heißt es; teilweise bis heute. "Ich habe nie über Schwedt gesprochen. Warum? Das kann ich nicht einmal sagen. Auch nach der Wende nicht. Es war verdrängt, und ist es immer noch." Autor: Aber das Schweigen bricht nun langsam auf. Ilja Hübner, der zusammen mit Paul Brauhnert das Buch herausgegeben hat, schrieb: "Die Disziplinareinheit Schwedt hat ihren angestrebten Sinn verfehlt. Menschen wurden verängstigt und traumatisiert, aber die Abneigung gegen den Staat DDR in unseren Herzen und Köpfen wuchs mit jedem Tag der Gefangenschaft, und hat schließlich und endlich im Herbst 1989 den lange ersehnten Ausdruck nach außen: Ihr habt verloren, ihr Wächter, wenn es auch kein Spiel war. Ihr habt verloren, einfach nur verloren." Autor: Auch Roland Jahn, der Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik, ist zur Buchvorstellung gekommen. Er lobt den Mut der Zeitzeugen, die sich nun öffentlich erinnern: "Es ist auch nicht einfach zuzugeben, dass es oft kleine banale Anlässe waren, weswegen die Leute hierher gekommen sind. Wer will schon offen legen, dass es eigentlich der Suff war, der dazu geführt hat, dass man hier per Befehl eingesperrt war. Wer will schon zugeben, dass man sich geschlagen hat, irgendwo in der Kaserne? Aber auch das ist ein Verhalten gewesen, was geprägt war von den Verhältnissen in der DDR. Das ist ein Verhalten gewesen, das durchaus auch etwas war, wo man im Widerspruch zu dem getreten ist, was man erlebt hat in der Armee." Autor: Er weist darauf hin, dass es für die Betroffenen immer noch schwierig ist, rehabilitiert zu werden: "Bis heute ist es so, dass jemand, der Fahnenflucht von einer Armee begangen hat, die darauf ausgerichtet war, die Demokratie des Westens nicht zu akzeptieren, teilweise auch mit Plänen des Überfalls, mit Plänen des Vormarsches nach Westeuropa, eine Armee, die dazu da war eine Diktatur zu stabilisieren. Wer von dieser Armee geflüchtet ist, wird bis heute nicht anerkannt als politischer Häftling." Autor: Zwei Fragen tauchen immer wieder auf: wo sind eigentlich die Unterlagen aus der Zeit und welchen Einfluss hatte die DDR-Staatssicherheit auf das Geschehen in Schwedt? Dem geht Arno Polzin nach, er arbeitet in der Jahn-Behörde und forscht dort in den Akten über Schwedt. Allerdings sind die Unterlagen sehr unvollständig bzw. es ist ein Großteil seiner Arbeit, sie aus verschiedenen Bereichen zusammen zu führen: "Die Aktenüberlieferung zum Gesamtkomplex, die ist mehr als bescheiden. Das muss man ganz deutlich sagen. Wir haben keine geschlossene Überlieferung zu den Akten aus Schwedt. Wir haben keinen Zugang zu Personalakten, wir wissen nicht, wo die Gefangenenakten verschollen sind, und auch das allgemeine Verwaltungsschriftgut ist nur in Bruchstücken überliefert. Und das auch noch verteilt auf unterschiedliche Standorte. Wir haben ein paar Akten im brandenburgischen Landeshauptarchiv, wir haben ein paar im Bundesarchiv in Berlin-Lichterfelde, und ein paar Akteneinheiten im Militärarchiv in Freiburg." Autor: Eine Puzzlearbeit. Der letzte Gefangene wurde am 26. April 1990 entlassen, Ende Mai 1990 erfolgte erst die Auflösung der Disziplinareinheit, aber bis zum August waren noch mindestens 70 Bedienstete in Schwedt beschäftigt. Offiziell hat es keine gezielte Vernichtungsaktion gegeben, aber Polzin weiß auch nicht, wo der Bestand geblieben ist. "Am markantesten ist es bei den Personalakten. Da gibt es vom Sommer 1990 ein Übergabeprotokoll, wo der Abwickler von Schwedt gegenzeichnet die Übergabe von 800 Gefangenenakten, an einen Vertreter vom Ministerium für Abrüstung und Verteidigung aus Straussberg. Und der hat auch gegengezeichnet. Aber in Straussberg sind diese Akten nie gefunden worden." Autor: Klar ist nur, dass die Zahl der Gefangenen wesentlich höher als die 800 war, über die es Aufzeichnungen gibt, vermutlich eher das Zehnfache; insgesamt über 8000 dürften realistisch sein. In den 80er Jahren gab es drei verschiedene Gruppen von Insassen in Schwedt: "Da sind zum einen die tatsächlich militärgerichtlich Verurteilten, mit Strafmaß bis zu zwei Jahren, dann gab es ja in der NVA die besondere Form des Strafarrestes der auch durch Militärgerichte ausgesprochen wurde und bis zu 6 Monate betragen konnte. Interessanterweise galten diese Personen aber nicht als vorbestraft. Und dann gab es ja ab 1982 die Sonderform von disziplinarischer Bestrafung als Dienst in der Disziplinareinheit, wo die Kommandeure der größeren NVA-Standorte diese Strafe aussprechen konnten, und die betrug maximal drei Monate." Autor: Und das ohne Verhandlung, ohne Prozess, ohne Urteil. Insgesamt zeichnet sich nach der Forschung aber ab, dass die Stasi ein Interesse hatte zu wissen, was in Schwedt passiert. Atmo Schwedt draußen, darauf Autor: Die Führung über das ehemalige Knast-Gelände ist zu Ende, die Teilnehmer sind voller Eindrücke. "Man möchte ja schon wissen, wenn man hier wohnt, was hier so passiert ist. Aber da ich selber Soldat auch bin, interessiert mich das schon. Also ich find das schon recht interessant." "Wo das hier eigentlich gewesen ist, das wusste ja kaum jemand. Hätte man viel eher machen müssen." "Jeder, der zu DDR-Zeit gedient hat, kennt das. Zumindest vom Hörensagen. Und von denen, die hergekommen sind, die man aus der eigenen Einheit kennt. Ich hab mal einen Prozess mitgemacht, als Zwangszeuge, wie einer aus unserer Kompanie für längere Zeit eingesperrt wurde hier. Son kleiner Dreckspatz, der in der Küche gearbeitet hat, den hat er erniedrigt, dadurch dass er ihn abgeduscht hat mit nem Wasserschlauch. Und dafür ist er hierher gekommen." Autor: Die Mitarbeiterinnen des Stadtmuseums sammeln und forschen weiter, sprechen mit Zeitzeugen, die Erinnerungen zeichnen sie auf. So wollen sie auch der Legendenbildung entgegen wirken. Museumsleiterin Anke Grodon: "Deshalb auch mein Aufruf an alle, die jemanden kennen, der damit zu tun hatte, mit diesem ganzen Objekt: Bitte - ja, das ist doof - Bitte melden Sie sich! (Lachen) Ja, sprechen Sie mit uns. Das ist nicht wichtig, dass wir den Namen aufnehmen, das ist nicht wichtig, dass sie sich persönlich outen, das ist nicht wichtig. Uns ist wichtig, dass wir die ganzen Fakten aufnehmen. Und dass wir daraus ein so umfassendes Bild wie möglich machen können." Autor: Auch Schwedts Bürgermeister Jürgen Polzehl weiß, dass es noch eine Menge über diese Seite seiner Stadt aufzuarbeiten gibt. "Da denke ich, sind wir in den letzten 3, 4, 5 Jahren ganz gut in der Aufarbeitung gestartet, und haben jetzt, wie die Lage mal war der Objekte, haben über künstlerische Mittel mit den Uckermärkischen Bühnen, nachgespielte Szenen, haben die Buchveröffentlichung, und jetzt ist so eine Art Kommunikationsstil entbrannt, Und da sind wir eigentlich auf einem guten weg, dass wir das aufarbeiten." Autor: Am 31. Mai 1990 wurde das Militärgefängnis geschlossen. Jetzt, nach über 22 Jahren beginnt die Auseinandersetzung erst richtig, bislang gibt es in Schwedt nicht mal Hinweisschilder auf das historische Gelände: "Ja, wir haben einen Fördermittelantrag gestellt, und der ist schon länger in der Verarbeitung, diese Erinnerungskultur mit Tafel und vielleicht ne Außenanlage und die Schilder ja die werden in Kürze - denke ich - unterstützt und denn machen wir die auch."