Deutschlandradio Kultur Länderreport Landgang extra. Politik(er)Urlaub - Moderation : Claus Stephan Rehfeld - Autor Peter Zudeick Beitrag 1 : 2?38? Beitrag 6 : 2?37? Klaus Pokatzky Beitrag 2 : 2?50? Matthias Biskupek Beitrag 3 : 2?30? Wolfgang Zöller Beitrag 4 : 2?18? Hans Peter Betz Beitrag 5 : 3?02? Spr. Frank Stöckle Beitrag 4 Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 12.07.2011 - 13.07 Uhr Länge 21.36 Minuten LIZENZ MUSIK Haindling LC 00116 Vivaldi & vier Jahreszeiten BMG 8276 61219 2 daraus: Haindlings Frühlingsthema 2?48? Moderation (in vorproduzierter Sendung) -folgt Script Sendung- Script Sendung- M 01 Haindling REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen Moderator Herzlich willkommen zum Landgang extra. Die Parlamentsferien sind ausgebrochen. Wir begleiten die Politiker in den Urlaub. Als Reiseleiter vom Dienst begrüßt Sie Claus Stephan Rehfeld. REGIE Musik kurz frei & unter Moderator ausspielen Parlamentsferien also. Endlich kann der Politiker wieder seinem Gewissen gehorchen, stimmt frei und munter in der Familie darüber ab, wohin er möchte oder auch nicht, mit wem er möchte oder auch nicht. Er muß nicht mehr freundlich zu XYZ sein, bloß weil der auch in der Partei ist. Und er kann mal so richtig wieder das Gefühl genießen, nicht parteipolitische Lasten tragen zu müssen, also richtig zu finden, was die eigene Parteiführung sagt. Und nicht á priori doof zu finden, was die da von der anderen Partei ? ja, endlich mal wieder Bürger in Gewissensfreiheit sein. Nun, wir weisen lieber gleich und aus Erfahrung darauf hin, dies fällt nicht allen leicht. E 01 (MERKEL) ?Ronald Pofalla ist nun wirklich ? ich würde jetzt sagen ? das Versöhnungswerk auf Rädern.? (ZUDEICK) Und wo hat er die Räder? Unter den Schuhsohlen, an den Knien, am Kopf? Man weiß so wenig. (MERKEL) ?Mit Ihrer, mit Ihrer, mit Ihrer, falls Sie irgendwie, aber lassen wir?s mal.? Reif für den Urtaub. Damit haben heute irgendwie alle Beiträge zu tun beim Landgang extra. PolitikerUrlaub. Da geht?s zum Bahnhof. M 02 Haindling Die Stunde der Hinterbänkler Moderator Die Stunde der Hinterbänkler. Wird sie tatsächlich in den nächsten Wochen über uns hereinbrechen? Tolle Vorschläge etwa der Art wie erst Abstimmung, dann Nachdenkung. Oder Abschaffung kinderloser Ehen. Oder Veröffentlichung von Wetterberichten erst nach Zustimmung durch das Kanzleramt? Das erste Sommerthema haben wir schon: Kanzlerin will wieder regieren, kandidieren kann man ja schlecht sagen in der Partei. Aber kann auch gut sein, dass dies keinen so richtig interessiert. Die Erklärung. Hinterbänkler / Zudeick ? 2?38? AUT Das sieht nicht gut aus in dieser Saison. Wirklich gar nicht gut. Irgendwie will die Politik nicht so richtig in Urlaub gehen, sondern in Tag- und Nachtschichten immer weiter und immer schöner Griechenland retten. Und gleichzeitig aus dem Atom aussteigen. Und Frauenfußballbegeisterung demonstrieren. Und das heißt: Das Sommerloch kann gar nicht so richtig ausbrechen. Ja, gut, eigentlich ist es sowieso schon lange abgeschafft. Weil Politiker nicht wollten, dass die Journalisten vor lauter Langeweile auf die Idee kommen könnten, mal so richtig zu recherchieren. Deshalb wird das Sommerloch seit vielen Jahren gefüllt mit schönen Dingen. Helmut Kohl plantschte jeden Sommer ausgiebig im Wolfgangsee, streichelte für Fotografen und Fernsehkameraleute Kühe, Schafe und seine Frau, und das war meist schon die halbe Miete. Als das einigen Journalisten nicht mehr reichte, bekamen die Hinterbänkler den Auftrag, für Stimmung zu sorgen. Den haben sie gerne angenommen und haben munter Forderungen aufgestellt. Eine Pizza-Steuer zum Schutz der deutschen Küche, Schoko-Steuer auf ungesunde Lebensmittel, Personalausweise für Haustiere, Sonnencreme auf Krankenschein, Autoaufkleber verbieten, 50 Mark Brustgeld für stillende Mütter, Ausgehverbot für Jugendliche nach 21 Uhr, Auslandsurlaub nur alle fünf Jahre. Zugegeben: Das waren die glorreichen 90er Jahre, in denen solche Schlagzeilen die Sommerstimmung hochpeitschten. Der nicht wieder erreichte Höhepunkt war ohne Zweifel der Vorschlag des CSU-Abgeordneten Dionys Jobst, Mallorca für 50 Milliarden Mark zu kaufen und zum 17. Bundesland zu machen. Irgendwann war dann aber für die Hinterbänkler die Luft raus. Weil die Vortänzer gemerkt hatten, was man mit dem Sommerloch alles machen kann. Allmählich löste ein sorgfältig durchorganisiertes Sommertheater die schlagzeilenträchtigen Einzelaktionen ab. Da ging?s dann nur noch ums Großeganze. Um Krieg und Frieden, Steuererhöhung und Steuersenkung, geschummelte Flugmeilen und geklaute Dienstautos, Kanzlerkandidatur und Spendenaffäre - immer war was los, immer wurde im Sommer durchregiert, keine Spur von Sommerpause oder gar Sommerloch. Und jetzt? Jetzt riecht es wieder verdächtig nach Loch. Kein Hinterbänkler meldet sich, um höhere Krankenkassenbeiträge für dicke Menschen zu fordern, keiner schlägt Rudolf Scharping als SPD-Kanzlerkandidat vor, kein CSU-Politiker fordert den Rücktritt von Angela Merkel. Ganz schwache Performance. Ja, gut, der Streit um Steuersenkungen wird den Sommer über durchgezogen, auch über Panzer für Saudi-Arabien dürfen wir uns weiter aufregen - herzhaftes Gähnen ist angesagt. Fällt das Sommertheater gar völlig aus? Ach bitte, geliebte Obrigkeit nebst angeschlossenen Volksvertretern, das könnt ihr uns nicht antun. Kommt mal langsam in die Gänge! Zum Beispiel mit einem Minister, der mit ner Bundeswehrmaschine aus dem Urlaub zurückfliegt, um das Bügeleisen auszuschalten. Und dann natürlich wieder zurück. Danach der Rücktritt von Bundespräsident Wulff, heftiges Gerangel um die Nachfolge, Entscheidung für Edmund Stoiber. Es muss endlich was passieren, sonst ist der Sommer rum, bevor das Theater richtig angefangen hat. Frau Merkel, übernehmen Sie! -ENDE Beitrag1- M 02 Haindling Wohin wir sie schicken würden Moderator Die Schlagzeilen schauen schon aus den Schubladen, griffbereit. Ja, Volk will wissen, wohin wer mit wem wie lange fahren wird. Und was er da so treiben wird. Der Politiker im Urlaub. Zum Mitschreiben für Alice Schwarzer ?innen, PolitikerInnen. Weil: Frauen sind nicht besser, nur anders ? in der Politik. Also: Empfehlungen für den Politikerurlaub. Sage keiner, wir hätten es nicht gesagt. Empfehlungen / Pokatzky ? 2?50? ATMO AUT Frau Bundeskanzlerin Merkel? Deutsche Verlagsanstalt hier. Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Frau Bundeskanzlerin, ich wollte Ihnen nur sagen, wir haben Ihnen gerade an Ihre Privatanschrift ein Exemplar des Buches von Herrn Sarrazin geschickt, das, wo Deutschland sich abschafft. Sie erinnern sich noch an den Streit im letzten Herbst? Der Absatz stockt seit einiger Zeit und Sie hatten das Buch ja noch nicht gelesen. Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie das jetzt in Ihren Ferien nachholen könnten. Und dann nur einen Satz dazu sagen. Was ist egal. Können Sie ja einbauen in Ihre CDU-Sozialdemokratisierungs-Atomkraftabschaffen-Grünenanbaggern-Strategie. Nur irgendwas sagen. Ein Satz. ?Bild?, ?Zeit? und ?Spiegel? stehen schon Schlagzeile bei Fuß. ATMO AUT Ja, Herr Baron zu Guttenberg? Hier spricht die Volkshochschule Bayreuth. Wir wollten Sie auf unsere Sommerkurse hinweisen. Wir haben einiges im Angebot, da ist bestimmt was für Sie dabei. Vielleicht der Kurs: ?Wie schreibe ich einen Lebenslauf?? oder: ?Der Wiedereinstieg ins Berufsleben?, mit dem Schwerpunkt ?Wie bewältige ich einen Karriereknick?? Dazu würde unser Livestyle-Angebot sehr gut passen: ?Feng Shui ? finde die Harmonie in Dir selber und mache Dir die Geister der Medien und der Partei geneigt?. Da haben wir aber schon übermorgen den Anmeldeschluss. Im nächsten Sommer 2012 dann, können Sie sich ja schon mal vormerken, haben wir im Angebot: ?Wie gestalte ich meine akademische Karriere ? vom Großen Latinum zum Doktortitel?. Wenn Sie heute schon buchen, bekommen Sie zwanzig Prozent Rabatt. ATMO AUT Ist da die FDP-Bundestagsfraktion? Hier ist der Reiseanbieter ?Entenhausen-Adventure-Tours?. Wir haben eine Super-Sommer-Spitzen-Offerte für die FDP-Mitglieder des Finanzausschusses. Und zwar eine Abenteuerreise nach Entenhausen. Besuch des Geldspeichers von Dagobert Duck inklusive, Sie wissen ja, das ist der berühmte Entenhausener Bankier und Fantastilliardär. Der Mann, der keinen einzigen Taler Steuern zahlt. Gegen einen kleinen Aufschlag dürfen Sie sich auch einzeln in die Badewanne von Dagobert Duck legen und dann die Taler so richtig nach Herzenslust auf die Glatze prasseln lassen? Aber bitte melden Sie sich bald, sonst machen wir dieses Super-Spitzen-Special-Offer an die griechische Regierung. ATMO -ENDE Beitrag 2- M 02 Haindling Was machen ohne Politik? Moderator Keine Sprechblasen mehr aus dem Spiegelsaal der Eitelkeiten. Keine Statements, Widerrufe, Verkündigungen; 24 Stunden Sendepause ? unser Ohr ist eingeschlafen, weil uns kein Politiker mehr gebetsmühlenartig mitteilt ?ich denke ??, ?nach meiner tiefsten Überzeugung ?? ?ich bin der festen Überzeugung ??, ?ich glaube ??. Ja, woran soll man da noch glauben? Man möchte doch, schon um sich vom Zoff mit der eigenen Familie oder der miesen Bedienung ablenken zu können. Politikfrei / Biskupek ? 2?30? AUT Schlimme Zeiten sind ausgebrochen. Finstere Zeiten. Grausame Zeiten. Nicht dass wir zu viel Regen oder zu volle Strände haben werden. Weitaus Grässlicheres werden wir erleben: Politiker im Urlaub! Kein FDP-Parteitag tobt mehr über die erste Zeitungsseite. Kein Spitzenbild im Fernsehen mit Angela im grünen Blouson. Die SPD fährt keinem ihrer Führungsfahrzeuge an den Karren, nicht mal die LINKE sorgt für rechtslastige Umfrageergebnisse ihrer Mitglieder. Kein Landesfürst fordert fürstliche Privilegien für sein Land; keine neue Maut, keine ganz neue Steuer, kein uraltes Gesetz wird plötzlich entdeckt werden. Die Politiker sind dann mal weg. Wir finden bestenfalls unter Vermischtes ganz hinten die Ferienziele unserer Regierungsvertreter. Umweltminister Röttgen erfreut sich an den kulturellen Besonderheiten Japans, der Außenminister hält allein für sich und seine drei Freunde eine Rede im leeren UNO-Hauptquartier, unsere Arbeitsministerin macht Ferien auf dem Bauernhof mit Kindern und Mindestlohn und der Verteidigungsminister erholt sich an verträumten nordafrikanischen Stränden oder beim Gebirgswandern unter Hullerbusch & Hindukusch. Unser täglicher Ärger über die da oben wird uns fehlen, wenn sie alle weit ab sind vom Schuss. Keinerlei Dienstwagen- oder Billigflugaffären. Keine Bundestags-Versprecher: ?Ich bin mit mir keiner Meinung?, kein Oettinger-Englisch, ?SSe Deutsche Bank iss aua Fjutscher?, keine neu enthüllten Doktorarbeiten - wir werden uns langweilen, wir werden keine Beruhigungstabletten brauchen, die Pharma-Industrie wird pleite gehen und die Fernsehsender gleich mit, wegen abstürzender Einschaltquoten; nur noch leere Stühle in den Talk-Shows. Deutschland schafft sich ab, weil niemand mehr am Rad dreht. Doch Hoffnung grünt. Sie grünt zeitnah. Es wird kommen ein Ende des Schreckens; es wird kommen das Urlaubsende und wir werden erleichtert singen: Alle schrägen Vögel sind wieder da, alle Typen, alle. -ENDE Beitrag 3- M 02 Haindling Der Wetterminister Moderator Wie bleibt man im Gespräch? Viele Ehepaare haben die Suche nach der Antwort auf diese schlichte Frage schon aufgegeben. Politiker nicht. Sie sind mit der Politik verheiratet, da ist klar, wer der Entscheider ist. Da signalisiert ausfallender Widerspruch höchsten Grad an Zustimmung. Ja, wie bleibt man im Gespräch? Eine kleine Handreichung. Wetterminister / Zöller ? 2?18? Journalist ?Herr Prof. Oskar Metz-Scheiffele, Sie gelten als profunder Kenner der Politik Baden-Württembergs. Der neuen grün-roten Regierung attestieren Sie nun, dass diese einen Anfängerfehler nach dem anderen begeht. Was meinen Sie damit?? Professor ?Beispielsweise wird ein neues Ministerium geschaffen ...? J ?Das Ministerium für Integration.? P ?Wen interessiert denn Integration.? J ?Das ist doch ein wichtiges Thema.? P ?Nur Politik-Anfänger glauben, dass man wichtige Themen anpacken muss. In Wahrheit ist es aber nicht so wichtig, ob etwas wichtig ist, sondern ob es interessant ist! J ?Das habe ich jetzt ? ehrlich gesagt ? nicht so richtig verstanden.? P ?Angenommen : das Ministerium für Integration lädt zu einer Pressekonferenz, weiter angenommen: gleichzeitig findet eine Pressekonferenz im Ministerium für Wetter und Klima statt, an welcher Veranstaltung würden Sie teilnehmen?? J ?Wie hieß das zweite? Ministerium für Wetter? Habe ich das richtig gehört?? P ?Genau. Ein Wetterminister könnte jeden Tag eine Pressekonferenz halten, ohne den Grund dazu an den Haaren herbeiziehen zu müssen. Medial gesehen ist so jemand einem Integrationsminister haushoch überlegen. Auch wenn es eine Ministerin ist. ? und wäre sie noch so hübsch.? J ?Ja, aber Wetter machen könnte so jemand doch auch nicht, das weiß doch jeder!? P ?Wäre das wirklich schlimm? In einem Gesundheitsministerium werden ja auch keine Patienten behandelt. Ein Familienministerium stiftet keine Ehe, scheidet sie nicht und zeugt auch nicht von Amts wegen Kinder. Das Landwirtschaftsministerium sät nicht und erntet nicht. Der Arbeitsminister schafft keine Lehrstellen. (Abgesehen davon ist Minister ja auch kein ordentlicher , also ich meine kein Lehrberuf..) Wenn also das Ministerium für Wetter und Klima weder das eine noch das andere beeinflusst, so ist das ? politisch gesehen ? ganz normal.? J ?Also, ich weiß nicht. Es mag ja sein, dass ein Ministerium für Soziales auch kaum etwas bewegen kann. Das fällt dann aber nicht so auf wie beim Wetter.? P ?Medial gesehen hat das Ministerium eine Riesenchance, wenn es die Bevölkerung darüber aufklärt, wie Politik das Wetter und das Klima beeinflusst.? J ?Die Politik?? P ?Denken Sie nur mal an die Energiewende.? J ?Dann müsste gerade ein grüner Ministerpräsident ein Wetterministerium einrichten.? P ?... aber kein Integrationsministerium. Sage ich doch: Lauter Anfängerfehler.? -ENDE Beitrag 4- M 02 Haindling Marsch auf Wiesbaden Moderator Den täglichen Wetterbericht suchen wir in der Zeitung, irgendwo muß er doch sein. Irgendwo ist zwischen Berichten, die rechtzeitig zum Urlaubsbeginn den Mauerbau zum großen Thema machen. Die Mauer zum Nachbarn ist nicht gemeint, also ein historisches Ereignis gemeint. Die Teilung in zwei Staaten, etwa so wie die Teilung in zwei Urlaubsgruppen, die nicht miteinander können oder wollen. Oder die Teilung von Mainz, damals, nach dem zweiten Weltkrieg. Marsch / Betz ? 3?02? AUT 22 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer stellt man in Mainz mit Ernüchterung fest, dass die goldene Stadt am Rhein wahrscheinlich auf unabsehbare Zeit die letzte geteilte deutsche Stadt bleiben wird, weil der politische Wille, unrechtmäßig Erworbenes herauszurücken, in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden total fehlt und bisher alle Rückholversuche herablassend zurückgewiesen werden. Es scheint deshalb notwendig, auch einmal über unkonventionelle Methoden nachzudenken, um der borniert-überheblichen Bäderstadt beizukommen, und um die berechtigten Mainzer Ansprüche deutlich zu machen. Ich hätte da eine ausgefallene Idee. Jetzt im Juli, in der Ferienzeit, wenn die Gazetten dünner werden, erscheint die Gelegenheit zu einer spektakulären Attacke günstig. In generalstabsmäßiger Untergrundarbeit und organisierter Mobilmachung gut vorbereitet, versammeln sich tausende Mainzer Bürger in den frühen Morgenstunden am Rheinufer. Bewaffnet mit schweren Gutenbergbibeln und Mainzer Handkäse als Wurfgeschossen, preschen diese Mainzer Mutbürger über die nach Wiesbaden führenden Brücken auf ein geheimes Kommando gleichzeitig vor. Unterstützt von zahlreichen berittenen Fastnachtsgarden und riesigen Festwagen des letzten Rosenmontagszuges marschieren sie in die verschlafene Bäderstadt. Die Ortsverwaltungen, die Büros der Wiesbadener Stadtratsfraktionen und der hessische Landtag werden durch spezielle Kommandotrupps im Handstreich eingenommen. Eventuell vorhandene Stallwachen werden dingfest gemacht und in den Umkleidekabinen der zahlreichen Bäder-, Termen- und Wellnessanlagen eingesperrt. Schülerinnen der Mainzer Gymnasien legen gleichzeitig mit unzähligen SMSn alle Handynetze lahm, die Ranzengarde blockiert mit körperlichem Einsatz die wichtigsten Straßenkreuzungen. Die regionalen Radio- und Fernsehsender werden von einem Stoßtrutpp der Mainzelmännchen okkupiert. In allen Wiesbadener Kirchen wird stündlich ein Hirtenbrief des Mainzer Bischofs Karl Kardinal Lehmann verlesen, in dem er die Rückholung der ehemaligen Mainzer Vororte von Wiesbaden als Akt der Humanität bezeichnet. Gleichzeitig veranstaltet der Bundesligaverein Mainz 05 vor der Wiesbadener Spielbank ein öffentliches Training. Mit anschließender Autogrammstunde für die Einheimischen. Gegen Mittag ziehen die Fraktionen des Mainzer Stadtrates unter Absingen der Hymne ?Mainz bleibt Mainz? im hessischen Landtag ein und erklären Ministerpräsident Bouffier für abgesetzt. Der Wiesbadener Oberbürgermeister Dr. Müller wird über den Rhein deportiert und in der Sakristei des Mainzer Doms eingebuchtet. Dort wird ihm das berühmte Lied der Mainzer Hofsänger ?So ein Tag, so wunderschön wie heute? so lange vorgespielt, bis er freiwillig zurücktritt. Und am Ende des Tages verbreitet der Hessische Rundfunk die Meldung: ?Mainz und Wiesbaden sind nicht mehr verfeindet, Mainz hat Wiesbaden eingemeindet!? Tja, so könnte sich das abspielen. Allerdings ist dieses Szenario bisher nur eine versponnene Idee und muss noch besser durchdacht werden. Erzählen Sie es deshalb auf keinen Fall weiter, der Mainzer Marsch auf Wiesbaden sollte unbedingt noch geheim bleiben. -Ende Beitrag 5- M 02 Haindling Sprüche, die uns fehlen werden Moderator Der Unterhaltungswert der Politik ist groß zu nennen, vor allem wenn einer tief Luft holt und dann geistig seltsames aushaucht. In der Urlaubszeit, aber auch jenseits dieser. Da ist die Entfernung zwischen Sprechblase und Dummheit genauso groß wie die zwischen der Dummheit und der Sprechblase. Aber im Urlaub haben wir endlich die Muße, dies zu kapieren. Sprüche / Zudeick ? 2?37? AUT Wir müssen es zugeben: Der schönste Spruch dieser Legislaturperiode wurde nicht in Berlin produziert, sondern in Düsseldorf. E 01 (REMMEL) ?Wenn man im Glashaus sitzt, sollte man die Kirche auch im Dorf lassen.? AUT Jawoll. Der Mann heißt Johannes Remmel, ist bei den Grünen und Umweltminister in Nordrhein-Westfalen. Mit dem Talent wird er sicher bald in der Bundespolitik landen. Wo wir natürlich auch auf eine stattliche Anzahl allerfeinster Politiker-Sprüche zurückblicken können. Wir werden sie gerade in der Sommerpause schmerzlich vermissen. E 02 (KÖHLER) ?Ob Eltern Zeit für ihre Kinder haben, das ist alles eine Frage der Zeit.? AUT Zeit ist eine Frage der Zeit ? darauf wäre außer Frau Köhler niemand gekommen. Aber dafür ist sie ja auch Ministerin. E 03 (LAFONTAINE) ?Es gibt nicht nur ein Lohnabstandsgebot, sondern auch ein Hirnabstandsgebot, denn Politiker müssen zu einem Spatzenhirn etwas Abstand haben, damit man sie ernst nimmt.? AUT Oskar Lafontaine, immer voll der Diplomat, da kommt der Gregor Gysi gar nicht richtig mit. E 04 (GYSI) ?Ich sag Ihnen jetzt einen Satz, den Sie leider herausschneiden werden. AUT Mit Sicherheit. Deshalb wollen wir ihn auch gar nicht erst hören. Lieber hören wir, wie die Kanzlerin ihren Kanzleramtschef gegen Kritik verteidigt. E 05 (MERKEL) ?Ronald Pofalla ist nun wirklich ? ich würde jetzt sagen ? das Versöhnungswerk auf Rädern.? AUT Und wo hat er die Räder? Unter den Schuhsohlen, an den Knien, am Kopf? Man weiß so wenig. E 06 (MERKEL) ?Mit Ihrer, mit Ihrer F ?, mit Ihrer, falls Sie irgendwie, aber lassen wir?s mal.? AUT Okay, das war nicht so gelungen. Noch ein Versuch? E 07 (MERKEL) ?Ich tu nur was, was nicht durch Gesetz, ich tu nur das, was nicht durch Gesetz verboten oder was, ich tu nur dann was, wenn es durch Gesetz verboten ist, oder nicht, jetzt hab ich aber ein Problem, also, fang jetzt noch mal an, das wird, das wird schön für die Satire-Sendungen, aber die müssen ja auch mal was davon haben.? AUT Ja, danke, das hören wir natürlich besonders gern. Das hier auch. E 08 (MERKEL) ?Ein frommer Muslim in der Moschee ist mir lieber als ein besoffener Atheist im Freudenhaus.? AUT Volltreffer. Aber leider geklaut: Von Norbert Blüm. Ganz auf ihrem Mist gewachsen ist allerdings die halb gesungene Christen-Ermunterung. E 09 (MERKEL) ?Lasst uns doch über das Christentum mal wieder reden. Lasst uns das doch mit fröhlichem Herzen verkünden. Wie oft machen wir denn das. AUT Viel zu selten. E 10 (MERKEL) ?Und ? ehrlich gesagt ? weiß ich nicht, was es da zu lachen gibt.? AUT Wirklich nicht? Wir schon. Aber wir sagen es nicht weiter. Nur so viel sei verraten. E 11 (GABRIEL) ?Sie sind ne Staatsschauspielerin.? AUT Oder sowas: E 12 (KOLB) ?Sie sind heute morgen hier als Heißluftmaschine aufgetreten.? AUT Oder das hier: E 13 (KÜNAST) ?Aufgeblasen wie ein Ochsenfrosch.? AUT Na gut, das ist parlamentarischer Alltag, aus dem hin und wieder ein Sprüchlein wie dieses hervorsticht. E 14 (KÜNAST) ?Frau von der Leyen, Ihr Name ist ja Röschen. Heute sag ich mal, das sieht eher aus wie der eiskalte Engel der CDU.? AUT Dieses Lob kann man ohne allzu viel Phantasie auch auf andere christdemokratische Actricen ausweiten. Was für die zweite Hälfte der Legislatur zu größten Hoffnungen Anlass gibt. -ENDE Beitrag 6- M 01 Haindling REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen Moderator Das war der Landgang extra. Politikerurlaub. Rechtzeitig zu Beginn der Parlamentsferien lieferten ihre Redebeiträge ab Peter Zudeick, Klaus Pokatzky, Matthias Biskupek und Wolfgang Zöller sowie Hans Peter Beetz. Als Reiseleiter vom Dienst moderierte sich Claus Stephan Rehfeld durch die Sendung. Natürlich steht der Fahrplan für den nächsten Landgang schon fest. 29. Juli : Mecklenburg-Vorpommern ruft. Landtagswahlen stehen ins Haus, wenn die Reisequartiere geräumt worden sind. Schönen Tach noch. REGIE Musik hoch & ausspielen -ENDE Sendung- 1