COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschandradio Kultur Die Reportage vom 18.04.2010 Literarische Plätze ERICH KÄSTNER: EMIL UND DIE DETEKTIVE IN BERLIN Von Eberhard Schade Script Beitrag Atmo 1; Bahnhof Zoo / Text auf Atmo Sprecher: Der Dieb ging langsam über die Straße, sah noch einmal rückwärts und spazierte ziemlich beruhigt weiter. Dann kam eine Straßenbahn mit der Nummer 177, von links angefahren und hielt. Der Mann überlegte einen Augenblick , steig auf den Vorderwagen und setzte sich an einen Fenster platz. Emil packte wieder seinen Koffer an, lief geduckt an der Tür vorbei, die Halle entlang, fand eine andere Tür, rannte auf die Straße und erreichte, von hinten her, den Anhängerwagen gerade, als die Bahn losfuhr. Atmo 1; Bahnhof Zoo / Text auf Atmo Sprecher: Diese Autos! Sie drängten sich hastig an der Straßenbahn vorbei; hupten, quiekten, steckten rote Zeiger links und rechts heraus, bogen um die Ecke; andere Autos schoben sich nach. So ein Krach! Und die vielen Menschen auf den Fußsteigen! Und von allen Seiten Straßenbahnen, Fuhrwerke, zweistöckige Autobusse! Zeitungsverkäufer an allen Ecken. Wunderbare Schaufenster mit Blumen, Früchten, Büchern, goldenen Uhren, Kleidern und seidener Wäsche. Und hohe, hohe Häuser. Das war also Berlin. O-Ton Bahlow; take 1: Ein Stück weiter heißt es dann: und die Straßenbahn fuhr und sie hielt und sie fuhr weiter. Emil las den Namen der schönen breiten Straße, Kaiserallee hieß sie. Literarische Plätze ERICH KÄSTNER: EMIL UND DIE DETEKTIVE IN BERLIN Von Eberhard Schade O-Ton Bahlow; take 2: Also wir wissen zwei wichtige Dinge. Straßenbahn 177 und sie fährt Richtung Kaiserallee. Wenn wir jetzt heute hier die Straßenbahn suchen, wüsstet ihr gleich, wo die hier fährt? Autor: Keine Antwort. Hendrik und Nicki - an diesem Nachmittag in der Rolle von Emil und den Detektiven - gucken den Kästner- Führer Reinhard Bahlow nur mit großen Augen an. Bis der ihnen hilft. Vorschlägt, dass die beiden sich ganz einfach umdrehen, an der Information fragen - die heute neudeutsch längst Service Point heißt. Atmo 2; Jungs fragen / Text auf Atmo Hallo, wir heißen Emil und wir suchen die Straßenbahn 177 in Richtung Kaiserallee. Mensch, da hab ich doch Post für euch. Bitte schön. Autor: Die drei haben Glück. Die Dame am Service Point hat einen Briefumschlag für sie. Hendrik öffnet ihn, liest vor. O-Ton Hendrik; take 3: Lieber Emil, die Kaiserallee gibt es noch, aber sie heißt schon lange ganz anders, nämlich Bundesallee. Und auch die Straßenbahn fährt dort nicht mehr hin. Schon seit über 30 Jahren gibt es in dieser Gegend nur noch Busse und U-Bahnen. Aber wenn du ganz schnell zur U-Bahn-Linie 9 gehst in Richtung Rathaus Steglitz fährst und an der Günzelstraße aussteigst, dann bist du dem Mann mit dem schwarzen Hut dicht auf den Fersen. Viel Glück! Autor: Die Jagd auf den Dieb kann beginnen. Auf den Mann mit dem steifen Hut und den abstehenden Ohren. Der sich im Zug als ´Herr Grundeis´ vorstellt und Emil von Anfang an nicht geheuer ist. Der ihm dann im Schlaf das Geld raubt. Die 140 Mark von seiner Mutter, für seine Großmutter. Atmo 3; Bahlow & U-Bahn / Text auf Atmo Auf geht's. Ihr sucht und wir folgen euch. Guckt mal mehr in die Richtung und dann die Adleraugen bitte auf. U 9, die da. Gut. Autor: Die Jungs haben die Stationen im Blick. Draußen: keine wunderbaren Schaufenster mit Blumen, Früchten, goldenen Uhren und seidener Wäsche. Nur endlose schwarze Tunnel. Drinnen: eine Reklame gegen Haarausfall. Einen Zeitungsverkäufer - den gibt es auch heute noch. Es ist ein Obdachloser, der sich ein paar Cent dazu verdient. Atmo 5; Fahrt & Obdachloser / Text auf Atmo Schönen Tag, liebe Fahrgäste ... Autor: Zwei Stationen noch bis zum Ziel. Atmo 6; Ankunft / Text auf Atmo Zug nach Rathaus Steglitz. Einsteigen bitte, ... Danke ihr Emils, ihr habt uns gut hierher gebracht. Wie geht's weiter? Was macht Herr Grundeis?. Sprecher: In der Trautenaustraße, Ecke Kaiserallee, verließ der Mann im steifen Hut die Straßenbahn. Emil sah´s, nahm Koffer und Blumenstrauß und kletterte vom Wagen. ... Dann fuhr die Bahn weiter, gab den Blick frei, und Emil bemerkte, dass der Mann zunächst unschlüssig stehenblieb und dann die Stufen zu einer Kaffee-Terrasse hinaufschritt. Atmo 7; Rolltreppe / Text auf Atmo Wenn wir jetzt hier oben noch mal hingucken, Trautenaustraße steht hier oben links, also ist diese Richtung richtig ... Autor: Also hoch, mit der Rolltreppe. Vorne weg Bahlow in seiner dreiviertellangen Shorts, barfuß, in Latschen mit Kreppverschluss. Einen Rucksack lässig über der Schulter. Dahinter die beiden Emils: Hendrik und Nicki. Hendrik mit Wilde Kerle Halstuch, sieht eher aus wie einer von den kleinen Strolchen. Er trägt raspelkurze Haare, Nickelbrille, ist fast einen Kopf größer als Nicki. Der erinnert schon eher an einen der Wilden Kerle. Die hellblonden Haare schulterlang, weiß-blau geringeltes Langarm-Shirt, Turnschuhe. Dann ist da noch der 6jährige Max. An der Hand seiner Oma wirkt er eher schüchtern. Genau wie Lukas. Zusammen mit Max übernimmt er auf der Tour die Rolle von Gustav, im Roman der Platzhirsch im Kiez von Berliner-Wilmersdorf. Die 5 Erwachsenen - drei Mütter, eine Oma und eine Patentante - sind bei der nachgestellten Jagd auf Herrn Grundeis lediglich Statisten. Im Zwischengeschoss bleibt Bahlow plötzlich stehen, deutet auf die Umschlagsseite des Kinderklassikers. Darauf sind Herr Grundeins und Emil zu sehen - und auch noch ein zweites Kind. Gustav. Atmo 8; Bahlow & Max / Text auf Atmo Also ganz wichtig, Emil ist nicht mehr alleine, wo kommt denn Gustav plötzlich her? Der hupt einfach so. Autor: ... . Der hupt einfach so. Und heißt deshalb im Buch auch Gustav mit der Hupe. Genau so eine hat Bahlow nicht ganz zufällig in seinem Rucksack. Er holt sie raus, drückt sie Max in die Hand. Jetzt kommt sein Auftritt. O-Ton Bahlow; take 4: Und das wird jetzt die Aufgabe unserer Gustavs sein, eine Litfasssäule hier heute an der Straßenecke oben an der Straße zu suchen und zu finden. Atmo 9; Bahlow / Text auf Atmo Die Gustavs in die Richtung, die anderen warten an der Treppe, bis wir von euch das Signal mit der Hupe hören, wenn ihr die Litfass-Säule seht. Autor: 30 Sekunden später ist es soweit. Atmo 9; Hupe / Text auf Atmo Das war deutlich. Es hat geklappt. Stufen. Sprecher: Er sprang erschrocken zur Seite, fuhr herum und sah einen Jungen stehen, der ihn auslachte. Na Mensch, fall nur nicht gleich vom Stühlchen, sagte der Junge. Wer hat denn eben hinter mir gehupt, fragte Emil. Na Mensch, ich natürlich. Du bist wohl nicht aus Wilmersdorf, wie? Sonst wüsstest du längst, dass ich ´ne Hupe in der Hosentasche habe. Ich bin hier nämlich bekannt wie ´ne Missgeburt. Autor: Grundeis im Café Josty, Emil lauernd hinterm Kiosk. Gerade als er nicht mehr weiter weiß, ist plötzlich Gustav da und posaunt alle Jungen der umliegenden Höfe zusammen. O-Ton Bahlow; take 5: Für uns ist jetzt wichtig: wo ist der Kiosk und noch wichtiger wo ist das Café, in dem Herr Grundeis gesessen hat? ... Seht ihr einen Kiosk, seht ihr ein Café? Beides nicht mehr da. Autor: Erich Kästner schreibt das Buch 1928, also vor mehr als 80 Jahren. Warum sehen die Häuser heute anders aus? fragt Bahlow, haben sie den Leuten irgendwann nicht mehr gefallen ... ? O-Ton Bahlow; take 6: ... oder sind sie zusammengebrochen weil sie alt und baufällig waren? Autor: Die Emils und Gustavs sind still, kommen nicht gleich drauf. Bis Nickis Mutter nachhilft. Atmo 10; Mutter > Blende in Atmo 11; Bahlow / Text auf Atmo Nicki was war denn mit Omas Granatsplitter, was war denn da? Wegen Krieg? Genau. Der zweite Weltkrieg. ... Autor: Bahlow erzählt. Von Bomben und kaputten Häusern, vom zerstörten und wieder aufgebauten Berlin. Der Bierhandlung Hering und dem Café Josty gleich hier an der Kreuzung. Beide gibt es schon seit über sechzig Jahren nicht mehr. Stattdessen steht an der Ecke Trautenaustraße/Bundesallee ein gesichtsloser Neubau, gegenüber liegt eine Tankstelle. Atmo 11; Bahlow hoch / stehen lassen > Kreuzblende in Atmo 12; Aufbruch / Text auf Atmo Wir werden aber auch am Nikolsburger Platz uns gleich noch mal mit der Frage beschäftigen, wie war das mit den Kriegszerstörungen, jetzt geht es drum, dass wir zum Nikolsburger Platz kommen ... Autor: Oma, Tante und Mütter im Schlepptau sind die Detektive immer ein paar Schritte voraus, führen die Gruppe zum Nikolsburger Platz. Atmo 13; Bahlow / Text auf Atmo Habt ihr ne Idee, wenn ihr euch das Haus anguckt, was das für ein Haus ist? Schon ungefähr 100 Jahre alt. Autor: Es ist eine Schule, benannt nach einer preußischen Prinzessin. Die ist schon lange tot, flachst Bahlow. Das Gebäude aber ist für die Führung wichtig, weil Emil und seine neuen Freunde exakt hier Kriegsrat halten. Sprecher: Wer bei der Jagd nicht unbedingt gebraucht wird, bleibt hier am Nikolsburger Platz. Ihr geht abwechselnd nach Hause, und erzählt dort, ihr würdet heute vielleicht sehr spät heimkommen. ... Ja, und Traugott geht mit zu Dienstags, als Verbindungsmann, und rennt zum Nikolsburger Platz, wenn wir wen brauchen. Da hätten wir also die Detektive, den Bereitschaftsdienst, die Telefonzentrale und den Verbindungsmann. Das sind vorläufig die nötigsten Abteilungen. Hat wer noch ´ne Frage? Ist alles klar? Parole Emil! Parole Emil! riefen die Jungen, dass der Nikolsburger Platz wackelte und die Passanten Stielaugen machten. Emil war direkt glücklich, dass ihm das Geld gestohlen worden war. Autor: Stullenpakete werden organisiert, Emils Koffer zur Aufbewahrung im Café Josty abgegeben, eine kurze Nachricht an seine Großmutter geschickt. Dann nehmen alle ihre Positionen ein. Der kleinste, Dienstag, schiebt im Haus seiner Eltern Telefondienst. O-Ton Bahlow; take 9: Warum haben die nicht einfach ihre Handys genommen? Damals gab´s noch keine Handys. Autor: ... und längst nicht bei jedem zu Hause ein Telefon. Bei Dienstags schon. Und weil seine Eltern am vernünftigsten sind, heißt es im Roman, dürfen die Kinder es auch benutzen. Für damalige Verhältnisse sehr fortschrittlich, findet Bahlow. O-Ton Bahlow; take 10: Ich erinnere mich dran, auch wenn das nicht vor 80 Jahren war sondern vor 40 Jahren als es bei mir zu Hause das erste Telfon gab als ich 5, 6 Jahre alt war, da durften mein Bruder und ich auch nicht nach Lust und Laune telefonieren. Dann hieß es immer nicht so lange reden, nicht so lange reden, das ist teuer. Autor: Und heute? fragt Bahlow. Haben alle eine Flatrate. Atmo 14; Stadt leise / Text auf Atmo Autor: Doch jetzt müssen seine Detektive die nächste Aufgabe lösen. Herausfinden, wo Erich Kästner wohnt, als er Emil und die Detektive schreibt. O-Ton Bahlow; take 11: Vielleicht hat er ja hier auch gewohnt? Ganz genau. Wo hat er denn gewohnt. Motzstraße. Nee. Aber ganz in der Nachbarschaft, und zwar in der Prager Straße Hausnummer 6 hat Erich Kästner gewohnt, als er die Geschichte geschrieben hat. Autor: Die Dienstags und Gustavs wissen längst den Weg, führen mit traumwandlerischer Sicherheit die Gruppe an. Vorbei an den Buden eines Straßenfestes in der Trautenaustraße. Bahlow ist ganz baff, wie gut besonders der kleine Lukas den Weg kennt. Dessen Mutter muss plötzlich grinsen, verrät sein kleines Geheimnis. O-Ton Mutter; take 12: Wir wohnen hier in der Ansbacher Straße und sein Kinderarzt ist tatsächlich in dem Haus, in dem Erich Kästner gewohnt hat, deswegen. Autor: An der nächsten Straßenecke bleibt Bahlow stehen. O-Ton Bahlow; take 14: Welche Hausnummer suchen wir? 6. Die sechs. Hier steht erstmal die zehn. So kommt ihr mal nach vorne. Da ist noch ein Schild. Berliner Gedenktafel. In dem Haus, das früher hier stand, lebte von 1927 bis 1931 Erich Kästner. Journalist und Schriftsteller, Kinderbuchautor. Beschreibt in Emil und die Detektive 1928 seine Wohngegend am Prager Platz. 1933 wurden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt. Autor: Heute steht in der Prager Straße Nummer 6 ein hässlicher moderner Flachbau aus Beton mit einem kleinen Garten, der zu einer Kita im Erdgeschoss gehört. Oben drüber liegt die Kinderarztpraxis. Nur die Tafel erinnert an Erich Kästner, sonst nichts. Bahlow fragt die Kinder, ob sie etwas mit dem letzten Satz auf der Tafel anfangen können: ´1933 wurden seine Bücher von den Nationalsozialisten verbrannt´. Da schiesst Nickis Arm in die Luft, er weiß was. O-Ton Dialog; take 15: Das war Hitler, seine Anhänger haben die verbrannt. Weißt du warum Erich Kästners Bücher? Die Nationalsozialisten mochten Erich Kästner nicht, nicht einfach so, weil sie ihn nicht nett fanden, sondern weil er ganz bestimmte Ansichten hatte. Autor: Erich Kästner ist Gegner der Nationalsozialisten. Er schreibt Gedichte, Glossen, Reportagen und Rezensionen, erzählt Bahlow. Diese erscheinen im Berliner Tageblatt, der Vossischen Zeitung sowie in der Zeitschrift ´Die Weltbühne´. Im Gegensatz zu fast allen seinen regimekritischen Kollegen emigriert er nach der Machtergreifung der Nazis am 30. Januar 1933 nicht. Kästner wird mehrmals von der Gestapo vernommen, aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen. Die Bücherverbrennung, bei der auch seine Werke als "wider den deutschen Geist" verbrannt werden, beobachtet er aus nächster Nähe. Atmo 15 ; Bahlow / Text auf Atmo Da sieht man erstmal ... Autor: Bahlow erzählt weiter. Von den Nazis, der Judenverfolgung, von der ´Bibliothek verbrannter Bücher´, einem Mahnmal an anderer Stelle in Berlin. Dann merkt er, es reicht den Kindern und springt zurück in den Roman, macht weiter mit der Jagd auf Herrn Grundeis. O-Ton Bahlow; take 16: Solange wir jetzt über Erich Kästner und die Nationalsozialisten - was macht denn der Herr Grundeis? Du hast schon gesagt, er fährt zum Nollendorfplatz. Wohin fährt er da? Zu dem Hotel Kreith. Klasse. Zum Hotel Kreith. Emil und die Detektive, was machen die, die winken sich auch ein Taxi. Bei uns ist das jetzt schwierig, ist ein Straßenfest. Aber wir wollen auch zum Nollendorfplatz. Ein Stück laufen wir, ein Stück fahren wir mit der U-Bahn. Autor: Vorher wird noch geklärt, wer diesmal die Gruppe anführen darf. Atmo 16; Bahlow / Text auf Atmo Wir sind jetzt hier wo mein Finger liegt, am Ende der kleinen blauen Straße. ... Autor: Der anfangs so schüchterne Max schiebt sich nach vorn, will übernehmen. Was Bahlow nicht weiß: Max kennt den Weg auswendig. Auch er wohnt ganz in der Nähe. Atmo 17; Bahlow & Schritte durch Kiez / Text auf Atmo Ich weiß es, dann sag mal. Da. Ok. Lachen. Eigentlich kann ich nach Hause gehen, wenn ich das richtig sehe. ... Autor: Emil und die Detektive wird allein in Deutschland über zwei Millionen Mal verkauft und bis heute in 59 Sprachen übersetzt. In der Kinderliteratur regt der Mix aus Humor, Abenteuer und Milieuschilderung einen neuen Ton an. Auch heute noch gilt das Buch als Klassiker. In Berlin steht Kästners Roman auf dem Lehrplan der 4. Klassen. Deshalb haben viele Kinder, die an der Tour teilnehmen, das Buch auch gelesen, sagt Bahlow. Andere wiederum kennen nur den Film. Und sind manchmal ein bisschen verwirrt. O-Ton Bahlow; take 17: Weiß nicht, ob es ´ne Enttäuschung ist, es ist oft die Verwechslung, weil der Film sehr präsent ist. Autor: So präsent, dass die Kinder oft nicht mehr zwischen der Geschichte und der Wirklichkeit unterscheiden können. O-Ton Bahlow; take 18: Alsodass wir einerseits durch Straßen laufen und an Plätzen sind, die so im Buch auftauchen und die es so gibt, dass die ganze Geschichte andererseits ne ausgedachte Geschichte ist, hatten die zum Teil Schwierigkeiten dazwischen zu unterscheiden. Das fand ich auch ganz faszinierend, weil mir das so klar machte wo die sind und wie die sich durch ihre Lebenswelt bewegen. Atmo 18; Treppe & U-Bahn > Blende in Atmo Stadt / Text auf Atmo Wir sind jetzt da. Wir sind jetzt da. Wohin wollen wir genau? Zum U-Bahnhof. Da. Gut. Autor: Wenig später stehen die Verfolger unter der ältesten U-Bahn- Linie Berlins. Emil und die Detektive haben hier, einmal angekommen, keine gewöhnliche U-Bahn-Fahrt, sondern eine rasante Taxi-Tour hinter sich. Quer über die Kaiserallee, die Motzstraße entlang, über den Viktoria Luise Platz bis hierher, mitten auf den Nollendorfplatz. Sprecher: Ducken! Flüsterte Gustav . Die Jungen warfen sich zu Boden und lagen wie kraut und Rüben durcheinander. Was gibt´s denn? Fragte der Professor. An der Lutherstraße ist rotes Licht, Mensch! Wir müssen gleich halten und der andere Wagen kommt auch nicht rüber. Tatsächlich hielten beide Wagen und warteten hintereinander, bis das grüne Licht wieder aufleuchtete und die Durchfahrt freigab. Aber niemand konnte merken, dass die zweite Autodroschke besetzt war. Sie schien leer. Die Jungen duckten sich geradezu vorbildlich. Der Chauffeur drehte sich um, sah die Bescherung und musste lachen. Während der Weiterfahrt krochen sie vorsichtig wieder hoch. Wenn die Fahrt nur nicht zu lange dauert, sagte der Professor und musterte die Taxameteruhr. Der Spaß kostet schon 80 Pfennige. Die Fahrt war sogar sehr schnell zu Ende. Am Nollendorfplatz hielt die erste Autodroschke, direkt vor dem Hotel Kreid. Der zweite Wagen hatte rechtzeitig gebremst und wartete, außerhalb der Gefahrenzone, was nun werden würde. Der Mann im steifen Hut stieg aus, zahlte und verschwand im Hotel. Gustav, hinterher! rief der Professor nervös, wenn das ding zwei Ausgänge hat, ist er futsch. Gustav verschwand. Dann stiegen die anderen Jungen aus. Emil zahlte. Es kostete ein Mark. O-Ton Bahlow; take 19: Ne Taxifahrt für eine Mark. Lachen. 50 Cent wären das. Dafür würde das Taxi heute nicht mal mehr losfahren oder der Taxifahrer nicht mal mehr fragen, wo wir denn hinwollen. Autor: Heute, schätzt Bahlow, kostet die gleiche Tour rund 7 Euro. Und rechnet gleich mal hoch, wie viel Beute Herr Grundeis heute gemacht hätte. Atmo 20; Dialog 980 Euro macht uns noch mal klar, wieviel Geld das für Emil waren die 140 Mark und ganz besonders für seine Mutter weil sie dafür hart arbeiten müssen. Was machen sie nach dem Zahlen des Taxispreises? Sprecher: Der Professor führte seine Leute rasch durch das eine Tor, das an einem Lichtspieltheater vorbei in einen großen Hof führt, der sich hinter dem Kino und dem Theater am Nollendorfplatz ausbreitet. ... Dieser Hof ist ja ein wundervolles Standquartier. Mit allem Komfort der Neuzeit, stimmte der Professor bei, Untergrundbahnhof gegenüber, Anlagen zum Verstecken, Lokale zum Telefonieren. Besser geht´s gar nicht. Autor: Im Hinterhof des ehemaligen Lichtspieltheaters. Die Gruppe ist jetzt fast am Ziel, dem Dieb dicht auf den Fersen. Im Roman verkleidet sich unterdessen Gustav im Hotel als Liftboy und bekommt heraus, dass Grundeis in Zimmer 61 wohnt. Der Dieb sitzt fest. Sprecher: Ich also rauf in die dritte Etage. Und nun Spion gespielt. Gänzlich unauffällig, versteht sich. Hinterm Treppengeländer gelauert und so. nach einer halbe Stunde etwa geht auch richtig die Tür von 61 auf. Und wer kommt rausgedusselt? Unser Herr Dieb! Er musste mal - na ja, ihr wisst schon. Er war´s! Kleiner schwarzer Schnurrbart, Ohren, durch die der Mond scheinen kann, und eine Visage, die ich nicht geschenkt haben möchte. (S.125) Atmo 21; Bahlow / Text auf Atmo Unsere Liftboys haben jetzt ne wichtige Aufgabe zum Schluss. Die sollen das Hotel finden und auch herausfinden, ob Herr Grundeis im Hotel ist oder nicht. Autor: Das Haus aus dem Roman ist auch heute noch ein Hotel, soviel verrät er. Den Namen ´Kreid´ allerdings erfindet schon Erich Kästner, weil der Wirt vom echten Hotel natürlich nicht entzückt war, dass im Buch ausgerechnet bei ihm ein Dieb ein und aus geht. Plötzlich: Ein Ruf. Ein Knall! Atmo 22; Bahlow & Aufbruch / Text auf Atmo ... Ups. Knall. Wir kommen trotzdem raus ... dann Aufbruch. Da, hier. Autor: Nach hundert Metern auf der linken Seite ein rot gestrichener Neubau. Markisen, roter Teppichboden auf dem Bürgersteig, eine automatische Schiebetür aus Glas - Hendrik und Nicki erkennen sofort: hier muss ein Hotel sein. Atmen einmal tief durch, trauen sich dann rein und gehen direkt auf eine Frau an der Rezeption zu. Hendrik schluckt, fragt dann leise aber bestimmt: Atmo 23; Hotel / Text auf Atmo Ist hier irgendwo Herr Grundeis? Herr Grundeis? Der ist heute Morgen abgereist, aber der hat seinen Hut im Frühstücksraum liegen lassen. Hilft der euch weiter? Könnte sein. Da ist was drin. Ein Hunderterschein. Autor: Festgemacht mit einer Sicherheitsnadel. Als der Dieb im Roman das Geld in kleine Scheine und Silber umtauschen will, stürmen Emil und seine Freunde die Bank und beweisen, dass Herr Grundeis ein Dieb ist, in Wahrheit gehört Emil das Geld. Er hatte es ja in seinem Jackett festgesteckt, und die Nadelstiche sind noch in den Scheinen zu sehen. Der Dieb im Buch ist gefasst, Emil bekommt nicht nur sein Geld, sondern auch 1000 Mark Belohnung. Der Dieb hier und heute bleibt ein Phantom - eine Belohnung für die Detektive gibt es aber trotzdem. O-Ton Bahlow; take 20: Ich hab jetzt nicht so ne große Belohnung für euch dabei, aber ´ne kleine Belohnung habe ich dabei. Reisverschluss. Ihr könnt gern in den Beutel mal reingreifen. Willst du anfangen? Oh ho. Autor: Schokotaler in Goldpapier. Mit Europrägung, dafür ganz ohne Löcher. 2