COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Highend - Männer auf der Suche nach dem absoluten Klang Reportage: Autor: Andreas Wenderoth Redakteur: Eberhard Schade Regie: Atmo 1 (C 180/ 0.00-1.20) Atmo Motor ab, Tür auf, Kofferschnallen auf, Schritte, Tür zu Autor: Kornwestheim bei Ludwigsburg. Ein Notruf aus dem Neubaugebiet. Ein schwieriger Fall, ein Raum, der nicht klingt, eine wertvolle Hifi-Anlage, die sich nicht entfalten kann. Ein Hörer mit Klangdepression. Ein Fall für Suptertuner Thomas Fast. Seit mehr als einem Jahrzehnt löst er fast jedes Klangproblem, stattet Messlabore, professionelle Hörräume und Tonstudios aus. Mit dem VW-Transporter ist er vorgefahren. Regie: Atmo 2 (181/1.24) Autotür, Abladen, so, Tür zu, dann nehmen wir den Koffer noch mit... Autor: Thomas Fast, ein dynamischer, ja raumgreifender Mensch mit kahlrasiertem Schädel, lädt ab, was er für seine Klangoperation benötigt. Kisten mit Schaumstoffabsorbern, die bestimmte Frequenzanteile dämpfen, CD-Koffer, Messequipment und allerlei wundersame Gerätschaften. Regie: Atmo 3 (181/2.30 - 3.29) Stellen sie ruhig da drauf. Scheppern. Autor: 2. Stock, links. Ein Wohnzimmer, das nicht verleugnet, was vorrangig in ihm geschieht. Im Zentrum, altargleich, eine Jeff-Rowland Anlage im Wert eines Mittelklassewagens, armdicke Kabeln, Lautsprecher, die wie Bordgeschütze auf den Hörplatz ausgerichtet sind. Der Hausherr, Wolfgang Kolb, mit Oberhemd und Schnauzer, erklärt die besondere Problematik: O-Ton 1 (182/2.47) Herr Kolb: Das Problem ist das ich einfach keine Räumlichkeit in diesem Raum hinbekomme, die Abbildung ist zwar einigermaßen, aber sie ist noch nicht gut genug, obwohl ich Komponenten hab im Wert von ca 30 000 Euro, wobei ich die Kabel jetzt noch gar nicht mitgezählt habe, das sind auch noch mal 7000 Euro und ich eigentlich mit dem Klang so nicht zufrieden bin. Autor: Fast hört zu, seine Laune wird immer besser, eine Herausforderung, an der er wachsen kann. O-Ton 2 (182/1.24 Ich hör mir erst eimal ihre Anlage mal an, um zu gucken, wo hol ich sie ab. Kolb: ja! ....1.57 Ich hab ein bisschen Musik mitgebracht. Regie: Atmo 4 (4.11 - 5.50 Spieln wir mal ein Stück, einfach um anzukommen, Besame mucho...) O-Ton 3 (182/6.05) Was ich jetzt hier höre, ist das die Stimme aus beiden Lautsprechern rauskommt, ich hab also null Abbildung, es wirkt auch so flächig an dem Lautsprecher dran, die Musik klebt am Lautsprecher,... wenig Klangfarben, könnte son bisschen größer farbiger klingen, kein Fluss, keine Musikalität, das macht noch keinen Spaß, hier zuzuhören. Autor: Aber man kann ja etwas dagegen tun. Fast schreitet zur Raum- Messung. Auf einem Stativ installiert ein so genannter Dodekaeder- Lautsprecher, der ein unangenehm lautes Rauschen erzeugt, mit dem Fast die Nachhallzeiten des Raums bestimmen kann. O-Ton 4 (183/14.16) Es geht recht laut mit nem weißen Rauschen zur Sache. Nicht, dass sie erschrecken. Achtung, fertig los. Also nicht erschrecken.... Regie Atmo 5 (183/16.04 - 16.40) lautes Rauschen Autor: Nach erfolgter Raumanregung betrachtet Fast mit ernster Mine den Diagrammverlauf auf seinem Messgerät: O-Ton 5 (183/17.22) Also was wir hier sehen, das ist die Achse der Frequenzseite, das ist genereller Verlauf, wir haben hier bei 0,45 Sekunden , o, 3 sind auch ok aber mehr als 0, 4 ist der Raum zu klein dafür, für diese Nachhallzeit, so dass es ein großes Durcheinander gibt. Ich würde jetzt sage, o,4 Sekunden wäre n Ziel was wir mal anstreben. Regie: Atmo 6 (186/0.12 - 1.24) Jetzt kommen die großen Kisten, paar Kubikmeter müssen wir jetzt an Bedämpfung, ..und noch mal einer, so jetzt kommt nochn bisschen mehr, ganz schön viel, so prima, diese beiden sind für den Grundton da... Autor: Fast staffiert den Raum mit Absorbern aus Spezialschaumstoff aus, die dem Wohnzimmer binnen kürzester Zeit das Aussehen eines Tonstudios verleihen. Er sagt, optisch lasse sich das alles noch optimieren. Aber man könne ja einfach mal hören... Regie: Atmo 7 (186/12.10) Musik- das Xylophon ist frei, jetzt spielt das auf, des hab ich vorher gar nicht wahrgenommen...Unglaublich! Autor: Kolb ist sichtlich beeindruckt, wie sich der Klang nun zum Besseren wendet: O-Ton 6 (186/ 14.40) Enorm. Die Verständlichkeit, die Abbildung hat brutal zugelegt und auch die Instrumente, einfach, dass man jetzt Dinge hört, die vorher untergegangen sind, die sind jetzt einfach da. Regie: Atmo 8 (186/15.20) Musik (Instrumental), Bässe, Bläser Autor: Weitere Musik wird aufgelegt. Klingt schon recht ordentlich, sagt Fast, aber ein wenig Charme würde der Sache gut tun: "Sie essen ein Steak doch auch nicht ohne Pfeffer und Salz!" Und dann öffnet er einen Spezialkoffer mit mysteriös anmutenden Klangschälchen aus verschiedenen Edelmetallen. Einer offenbar strengen Ordnung folgend, stellt er die Schälchen auf kleine Hartholzblöcke, die er mit Selbstklebemasse an den Wänden befestigt. Dann nochmal dasselbe Stück. Regie: Atmo 9 (187/8.20-9.00) Musik. Besame mucho... O-Ton 7 (187/9.03) Herr Kolb: Also es ist echt erstaunlich, es ist nicht mehr so zerfallen das Klangbild nach links und rechts, sondern exakt in der Mitte.... Autor: In diesem Moment kommt die Ehefrau heim. Regie: Atmo 10 (191/4.18) Wie siehts denn hier aus (lacht) Schlüssel (Frau kommt rein), hallo, ich bin so erledigt, grüß Sie... Regie: Atmo 11 (191/12.30) Musik: Es fällt mir schwer, ohne dich zu leben... Autor: Und legt, um die Neuerungen des Raumes nun selbst zu erfassen, eine CD nach ihrem Geschmack auf. O-Ton 8 (191/ 15.51) (fängt mit Musik an!) Sie: Na gut, das ist jetzt schon völlig anders, das ist schon richtig, es ist tiefer gestaffelt find ich, es ist der Raum viel besser, es ist ja noch leiser, als ich manchmal höre, aber trotzdem kommt es mir dynamischer vor und schneller, das muss ich schon sagen...des muss man schon sagen, und der Chor jetzt von den Kindern, das ist schon sehr gut, habt ihr gut gemacht. Es ist wärmer, es macht mehr Spaß auch noch. Autor: Und wenig später, als Fast alles rausgetragen und wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückgebaut hat, fällt der Klang auf furchtbare Weise in sich zusammen. Wolfgang Kolb reagiert geradezu körperlich auf den Entzug dieses großen Versprechens und auch seine Ehefrau, die in Hifidingen stets an seiner Seite steht, bestärkt ihn darin, dass eine Ausgabe von mindestens 1500 Euro wohl nötig ist. O-Ton 9 ( C 193/ 00.22) Jetzt ist es einfach durcheinander, brutal, wie es hallt, es ist gefühlt ein Grad kälter mindestens oder zwei Grad, es ist jetzt kühler im Raum. Du, Wolfgang, wenn mir die Absorber kaufen, brauch ma keine Heizung mehr.... Regie: Atmo 13 (B 117/ 28.45-29.05) Schublade, pfeift, steht noch hier, ... Autor: Dem idealen Klang ähnlich verbunden wie Thomas Fast, beugt sich rund 600 Kilometer nördlich, in Berlin-Charlottenburg, ein Mann über seine Arbeitsplatte: Sein Interesse gilt nicht der Raumakustik, sondern der analogen Tonquelle. Der optimalen Abtastung der Schallplatte. Seine Frau und die Kinder sind schon vor Stunden schlafen gegangen. Es ist mitten in der Nacht und Frank Schröder, der jetzt seine beste Zeit zum Arbeiten hat, schon deshalb, weil endlich das Telefon nicht mehr stört, sitzt in seinem Altbau-Wohnzimmer, das gleichzeitig Ersatzteillager und Werkstatt ist. Regie: Atmo 14 (B 116/27.35) Ich hab jetzt hiern Armrohr, Geräusche, eine kleine Drehbank (Geräusche) ...Ich hab zwar sehr tolerante Nachbarn, ein schönes altes Haus mit dicken Wänden, damit sie mir gewogen bleiben, versuch ich die Lärmbelastung auf ein Minimum zu reduzieren...das ganze wird eingespannt und zentriert. Regie: Atmo 15 (117/10.38-12.15) ATMO Motor (Stimme rausschneiden) Autor: Dann stellt er den Motor an, der zum Glück nicht laut genug ist, um seine Nachbarn zu wecken. Aber doch immerhin so laut, dass zumindest er nicht versehentlich einschläft. Der gelernte Grafikdesigner Frank Schröder, 47 Jahre alt, schaut konzentriert durch eine schwere Hornbrille, die eine Art Kontrapunkt gegen das feine Bärtchen im unteren Drittel seines Gesichts bildet. Das Holzrohr, das einmal ein Tonarm werden soll, muss durchbohrt werden, damit es das Kabel aufnehmen kann, was Verstärker und Tonabnehmer verbindet. O-Ton 10 (117/ 3.49) (Stellt Motor ein) Da bewegt man nichts anderes als einen sehr, sehr kleinen Zentrumsbohrer in winzig kleinen Schritten und muss streng darauf achten, dass weder der Bohrer abbricht, noch man unruhig wird, auch ein Niesanfall hat mitunter fatale Folgen. Regie: Atmo 16 (117/ 39.06-39.50) Anlassen. Motor Autor: Schröder bohrt sich durch die Nacht. Zwischen 40 und 70 Stunden sitzt er an einem Tonarm. Etwa 30 schafft er im Jahr. Je nach Ausführung muss der Kunde beim Händler zwischen 1800 und 5600 Euro hinlegen. Und recht geduldig sein. Die normale Wartezeit für einen Tonarm beträgt ein bis eineinhalb Jahre. Aber sie warten ja gern. Nicht wenige sagen: Frank Schröder baut die besten Tonarme der Welt. O-Ton 11 (116/0.18) Die Tonarme die ich baue, zeichnen sich alle durch bestimmtes Funktionsprinzip aus, nämlich ein Lager, das aus einem über Magnete gespannten Fader besteht, das dazu führt, das Lagerreibung im üblichen Sinne nicht entsteht... Unter dem oberen Magneten gibt's einen zweiten, die ziehen einander an, Diese Magnete sind sehr, sehr stark, man kann sich das kaum vorstellen, dass zwei Magnete, die nicht mal so groß wie´n Daumennagel sind, einander mit ner Kraft anziehen, die bei 14 kilo liegt. Regie: Atmo 17 (117/ 40.35 - 41.59) schon etwas besser, aber noch nicht gut, Staubsaugergeräusch, (Worte raus) Klopfen, Motor Autor: Eine weitere Besonderheit zeichnet seine Arme aus: Sie sind aus Holz. O-Ton 12 (116/8.00) Ein weiteres technisches Detail ist Verwendung von Holz als Material für Tonarmrohre. Das gab es in 50er und 60er Jahren, etwas klobig, man hat Material aber nicht ohne Grund gewählt, denn bei bestimmten Hölzern wunderbare Vereinigung von Eigenschaften, die diese als sehr geeignet erscheinen lassen: Hohe Verbindungssteifheit und hohe innere Dämpfung, der Tonarm soll ja durch das Abtasten der Platte nicht zum Schwingen angeregt werden. Regie: Atmo 18 (117/42.44 - 46.58) Rascheln, Schrauben, Geklapper, im Hintergrund Uhr, Motor, Atmen, Pfeifen, (Worte raus) Schleifen Autor: Genau dies ist jedoch bei praktisch allen konventionellen Tonarmen der Fall. Auch bei seinem, aber, wie Schröder sagt, in deutlich geringerem Maße. O-Ton 13 (B 116/ 8.48 -Fortsetzung) Etwas so stark zu bedämpfen, dass überhaupt nicht angeregt werden kann, ist de facto unmöglich. Ist alles eine Frage der Dimension, selbst wenn eine Mücke gegen die Cheopspyramide fliegt, könnte man das mit entsprechend empfindlichen Messmitteln immer noch feststellen. Regie: Atmo fortsetzen Autor: Mit diesem schönen Bild mag allerdings auch gesagt sein, wie groß er die reale Gefahr einschätzt, seine Arme könnten im hörbaren Bereich Resonanzen erzeugen. Cheopspyramiden lassen sich nun einmal nicht so schnell erschüttern. Seine Arme klingen nicht, um Gottes Willen, was für ein Missverständnis, die Qualität seiner Tonarme ist ja gerade die Abwesenheit eines Klang-Charakters. O-Ton 14 (116/12.38) Ich bin völlig dagegen einen Arm so zu bauen, dass er einem bestimmten Geschmack entspricht, ich bau keine Instrumente, sondern möglichst das, was man als Äquivalent eines Messinstruments betrachten sollte, so neutral wie möglich. Regie: Atmo fortsetzen... Autor: Ein Schröder-Tonarm klingt nicht nach Reproduktion, der Arm führt ohne Umwege in die Musik. An den Aufnahmeort. Ins Konzert. Von außen betrachtet sehen seine Arme recht einfach aus. Elegant, aufs Wesentliche reduziert. Aber das ist ja auch der Sinn der Sache. O-Ton 15 (118/ 6.25) Zuerst wird die Basis fertig gestellt, dann der Tonarmlift angepasst, das ist das einzige Teil, das ich nicht gänzlich alleine mache, sondern als Rohteil zugeliefert bekomme, das dann aber entsprechend überarbeite und finissiere, dann setzt man unteren Teil des Magnetlagers ein, dann kommt das Armrohr. Das Tonarmrohr, weil es im groben aus zwei Teilen besteht. Wenn die beiden Teilen verbunden sind, wenn Faden mit Magneten verbunden, mit Madenschraube mit sehr dünnen Bohrer hindurchziehen, dann kann man beiden Teile miteinander verbinden. Regie: Atmo fortsetzen... Autor: Der Lagerblock des Tonarmes, also die Tonarmbasis besteht entweder aus Bronze oder einer Kombination aus Bronze und Holz. Oder auch aus Certal, einer sehr harten Aluminium-Legierung. Schröder zieht eine Basis aus einer Schublade, die Unregelmäßigkeiten aufweist. Wohlgemerkt nicht durch ihn. O-Ton 16 (117/ 19.24) Klopfen. Hier hat jemand, das war nicht ich, das sehe ich ganz deutlich, jemand die Schrauben nachgezogen, ich musste dann feststellen, dass es auseinandergenommen worden war, weil ich Schraubenköpfe ausrichte und auf Anzugsmoment achte. Das ist jetzt der Unterschied. Ja, es macht also Ping Ping Ping, vorher Pep, pep, pep. Das bedeutet, dass der Arm an der Stelle angeregt werden könnte. Das liegt daran, dass es jemand auseinandergebaut hat, wahrscheinlich um zu schauen, wie man es nachbauen kann, was häufiger passiert... Regie: Atmo Schritte (besorgen!).... Autor: Schröder erhebt sich von seinem Arbeitstisch und geht durch die schmale Gasse, die ihm Röhrenradios, Lautsprecherchassis, Phonoverstärker und 10 000 Schallplatten gerade noch lassen, zu einem Commonwealth 12 Studioplattenspieler und senkt, still lächelnd, seinen großen Tonarm, auf die Eingangsrille der Schallplatte. O-Ton 17 (118/ 21.13) So, das ist jetzt hier eine ganz normale, überhaupt nicht audiophile Schallplatte, Muddy Waters live, ein Stück was viele Leute in irgendeiner Form kennen. Atmo 19 (118/ 22.59-24.45) Oh jeah, everything going be allright this morning Autor: Singt der alte Blues-Mann und steht mitten im Raum. Dann folgen weitere Platten. Regie Atmo 20: (B128/4.05) Gesprächsfetzen/ Musik. Ich halte deine Kiste nicht für bassstark, der Hauptcharakter Die sind nicht wummrig oder dumpf. Da acht ich auch auf die Phase, ne. Das Rudis Kiste schon immer im Vergleich zu dem einen oder anderen ganz unten etwas schlanker klang, war mir schon immer klar. Aber der Hauptunterschied war immer zu deinem im Mittelhochtonbereich im Charakter der Darstellung. Gesprächsfetzen/Musik Autor: Einen Abend später. Donnerstag, Hifi-Stammtisch, Schröder ist da, Und auch die anderen. Das Restaurant "Lang Nuong" in der Pfalzburger Straße bietet seit sechs Jahren neben traditioneller vietnamesische Küche eine Reihe von Besonderheiten, die sich mit der Liebe ihres Chefs zu seinen 3000 Jazz-Schallplatten erklären. Hinter einem Absperrband im hinteren Teil des Raumes türmt sich eine Anlage aus edlen Röhrenverstärkern auf, eine avantgardistisch wirkende Lautsprecherkonstruktion sorgt für den guten Ton. Der Chef des Hauses, Herr Nam in Küchenschürze, steht stolz davor. O-Ton 18 (B 130/ 1.41) Seit acht Jahren mach ich Gastronomie. Es war schon immer mein Traum, wo ich arbeite, mein Hobby zu kombinieren und auch meine Leidenschaft, was mir im Leben wichtig ist....O-Ton (3/2.51) Ich bin auch, denk mal, ein Perfektionist, versuche immer, was besseres zu erreichen, was mir am besten gefällt... Regie: Atmo 21 (128/7.41) Als du noch nicht da warst, sonst hätt ich auch die Ente genommen, ja, haut rein...Chet Baker im Hintergrund. Gesprächsfetzen/Musik Autor: Alles in allem, runde 50 000 Euro, sagt der Chef und lächelt, wissend, dass es viel mehr ist, aber ein bisschen Bescheidenheit kann ja nicht schaden. Dabei gibt es auch im Kreis der Hifi-Experten vom Stammtisch durchaus verschiedene Meinungen zu seiner Anlage. Leise, meist nur hinter vorgehaltener Hand ausgesprochene Kritik, zum Beispiel, dass seine neuen Lautsprecher leider nicht mit den schönen Röhrenendstufen betrieben werden können. Was schmerzt innerhalb eines Kreises, in dem fast alle dem Röhrenklang zu ihrem Hörideal erhoben haben. O-Ton 19 (131/O.44) Mein Name ist Michael Ulbrich, Elektroingenieur der Nachrichtentechnik, vor 12 Jahren selbständig gemacht, entwickle Computersoftware. Als Hobby bau ich Röhrenverstärker und wickle auch die dazugehörigen Transformatoren selbst. Regie: Atmo fortsetzen.... Autor: Das könnte man so ähnlich auch von Frank Schröder oder Klaus Reeder sagen, die ihm zur Rechten sitzen. Aber was ist der Vorteil des Röhrenklangs? O-Ton 20 (131/ 3.35) Frank: Überwiegend gradzahlige harmonische Verzerrungen. 0-Ton 21 (131/ 3.42) Reeder: Einen angenehmer natürlicher Klang. O-Ton 22 (131/ 7.09) Ist ein besonderer Reiz wenn man was verwendet, was man nicht im Laden kaufen kann. Wer die Nofretete zuhause haben will, muss sie entweder klauen, graben, nachbauen oder, im Grunde hat unser Hobby auch solche Aspekte. Man muss bei anderen Ideen klauen, Bauteile ausgraben, die man nicht mehr findet, und Aspekte der Archäologie kommen hier auch zum Tragen. Regie: Atmo innen Gesprächsfetzen/Musik Autor: Die wechselnde Stammtisch-Runde mit einem harten Kern von gut einer Handvoll Hifi-Freunden hat sich ganz und gar dem Hören verschrieben. Ein wenig verwunderlich ist es schon, sagen sie, dass Frauen sich nicht so sehr für diese für sie so bedeutende Leidenschaft interessieren. Offenbar kein Thema, bei dem man beim anderen Geschlecht punkten kann. O-Ton 23 (132/3.50) (TV-Mann)Ist ne Männerkrankheit, im Gegensatz zu Pferden, das ist ne Frauenkrankheit. Andreas: Es gibt ganz wenige gleich gesinnte Frauen, ja. Es gibt n paar gutmütige Verlobte und duldende zuweilen Freundinnen, und dann gibt's natürlich die große Schar der Ehefrauen, die missgünstig sind und keine großen Boxen haben wollen, wo man keine Blumentöppe drauf abstellen darf. Regie: Atmo innen Gesprächsfetzen/Musik Autor: Wenn der Weg das Ziel ist, wird das Ankommen jedoch oft schwer. In Highend-Kreisen oft fast programmiert ist eine gewisse Anlage zur Unzufriedenheit. Perfektionsdrang auf der einen Seite stößt fast immer an technische Grenzen auf der anderen. O-Ton 24 (132/5.26) Reeder: Wir haben natürlich unser Bewusstsein so geschärft, dass wir die Dinge sehr analytisch hören können, und deshalb hören wir die Fehler sehr viel schneller als der Normalverbraucher. Hören sofort raus, ob da was scharf ist oder mulmig klingt. Regie: Atmo innen Gesprächsfetzen/Musik Autor: Das Live- Konzert klingt eben in der Regel doch einen Tick besser als die beste Anlage. Wobei, wenn Reeder seine Analyse-Ohren ausfährt, fällt manchmal sogar das Live-Ereignis durch. O-Ton 25 (132/10.50) Reeder: Mir ist es auch schon in der Philharmonie passiert, dass der Flügel nicht so richtig knackig war, das selbst im Original man dann schonmal sagt, so ganz würd ich das jetzt nicht durchgehen lassen, aber das ist immer nur fürn Moment. Regie: Atmo innen Gesprächsfetzen/Musik Autor: In jedem Fall ist es nahezu unmöglich, die Mitglieder dieses Stammtisches mit einer einzigen Anlage, so gut sie vordergründig auch sein mag, zufrieden zu stellen. Es ist ein ständiger Prozess, sagt Reeder: O-Ton 26 (131/ 16.37) (Reeder) Man kann das folgendermaßen erklären, so wie man sich ein gutes Essen, wenn man jeden Tag das gleiche essen würde, oder einen guten Klang, wenn man jeden Tag das gleiche Klavier hören würde, überhören kann, kann es ja auch sein, dass man sich den gleichen Verstärker oder Lautsprecher überhören kann mit der Zeit. Es ist so, dass Leute auch verschiedene Geräte gerne haben, und ich kenne einige Leute, die also für Jazz n anderen Lautsprecher verwenden als für sinfonische Musik. Und deshalb ist es dann ganz normal, dass also manche Leute 20 Anlagen zuhause haben. O-Ton 27 (131/ 17.55) Frank: Es ist ja auch so, dass man bei einer langen Wanderung, ja auch an einem sehr schönen Ort eine ganze Weile verweilen kann und gar nicht das Bedürfnis hat, sich gleich wieder auf den Weg zu machen, insofern ist es für mich vollkommen ok, ich hör ein Jahr mit dem selben Lautsprecher. Die Erkenntnissuche führt einen eventuell dazu weiterzumachen. O-Ton 28 (131/ 17.33) (Reeder) Es ist viel hoffnungsfroher, wenn man nicht angekommen ist, weil ja immer noch was Neues passieren kann, und es enthält mehr Zukunft. Von daher, wäre es vielleicht sogar tragisch anzukommen. Regie: Atmo innen Gesprächsfetzen/Musik Autor: Und dann sitzen sie noch eine Weile und hören Musik. 1