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MUSIK: NEIL YOUNG, Mother Earth) (Intro, wieder hochblenden) SPRECHERIN: Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. SPRECHER 1: Der Geist Gottes hielt sich einstweilen von der Erde fern, als ob er dem, was da aus dem Chaos entstehen sollte, nicht ganz traute. SPRECHER 2: Was da entstand, war noch nicht zu fassen. Himmel und Erde - das hieß nur, da war nun Etwas und nicht mehr Nichts. SPRECHERIN: Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, und die sei ein Unterschied zwischen den Wassern. SPRECHER 2: Die Schöpfung ist ein Trennungsvorgang. Solange die Elemente vermengt sind, lassen sie sich nicht unterscheiden. SPRECHERIN: Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. SPRECHER 1: Also trennte er die Elemente - Feuer, Wasser, Luft und Erde - und schuf die Erde, die er doch schon im ersten Satz zusammen mit dem Himmel geschaffen hatte, gleich noch einmal als festes Land. MUSIK: NEIL YOUNG: Mother Earth Einsatz 1. Strophe bei: 0:59) Oh, Mother Earth, With your fields of green Once more laid down by the hungry hand How long can you give and not receive And feed this world ruled by greed And feed this world ruled by greed. SPRECHER 2: Die Erdoberfläche umfasst 510 Millionen Quadratkilometer. Davon 70,7 Prozent oder 360,5 Millionen Quadratkilometer Wasser und knapp 150 Millionen Quadratkilometer Land. SPRECHER 1: Doch Land ist nicht gleich Erde. Fels ist unfruchtbar. Im Trockenen gedeiht nichts. Damit Leben entstehe, musste das, was eben geschieden wurde, wieder zueinander finden. Ackerboden braucht Feuchtigkeit. SPRECHERIN: Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das sich besame, und fruchtbare Bäume, da ein jeglicher nach seiner Art Frucht trage und habe seinen eigenen Samen bei sich selbst auf Erden. Und so geschah es. SPRECHER 2: Der Begriff Erde bekommt in der Schöpfungsgeschichte nacheinander drei Bedeutungen: zuerst den Planeten, dann das feste Land im Unterschied zum Meer, und schließlich den fruchtbaren Ackerboden. SPRECHERIN: Wir haben die Weidenhecke beschnitten und Büsche umgepflanzt, die im Weg waren. In der Sonne. Darüber hinaus ist es viel zu nass für irgendwelche Gartenarbeit. Der Matsch hängt sündenschwer an den Sohlen. Ich brauche in diesem Jahr eine gute, sehr scharfe Sichel, die würde was bieten. Und einen Sauzahn zum Lockern der Beete. Wenn es trockener ist, müssen die Maulwurfshügel auseinandergezogen werden. Sie sind zahlreich in diesem Jahr. Es kamen viele Herzmuscheln und Seeanemonen hervor. Es handelt sich hier um Meeresboden wie man sieht. Wir sind unter Wasser, wenn die Polkappen abtauen. Vorher machen wir noch neue Fenster und Türen und Tore. Auch schönes Pflaster anstelle der Betonplatten auf dem Hof. Man hat nicht oft die Möglichkeit, den Meeresboden zu pflastern. SPRECHER 1: Sarah Kirsch. SPRECHER 2: Wenn in alten Menschheitstexten und in der modernen Literatur von Erde die Rede ist, dann schwingen immer alle Bedeutungsebenen mit. Erde als Material, als gefährdeter Boden auf dem wir stehen und den wir bebauen und der uns vielleicht gehört, Erde als Heimat, als Lebensgrund, als Ursprung allen Lebens. Und immer auch Erde als Grab, als Ende von allem, als Schicksal, als Untergang. Die Erde ist vielschichtig. SPRECHER 1: Mutter Erde. SPRECHER 2: Vater Land. SPRECHERIN: Aber wir sind doch Kinder der Erde - wissen wir's nicht? Zugehörig dem Ursprung, dürften uns dessen Bestimmungen Fremd nicht sein. Doch entsetzlich aufgespalten scheint der Anfang der Anfänge selbst. SPRECHER 1: Verse des Dichters Ernst Meister. SPRECHER 2: Über das Ausgangsmaterial des Menschen gibt die erste Schöpfungsgeschichte keine genaue Auskunft. Der Mensch soll sich die Erde untertan machen, lautet dort der göttliche Auftrag, und über alles herrschen, was auf ihr lebt. Das war ein verhängnisvoller Fehler, den Gott bei seiner nächsten Schöpfung bestimmt nicht noch einmal machen wird. SPRECHER 1: Darüber streiten die Theologen. Gott schuf den Menschen ja sich selbst zum Bilde; er ging davon aus, dass Herrschaft auch Fürsorge umfasst. Der Schöpfungsgedanke hat viel mehr mit Bewahren zu tun, als dass sich ein Recht auf Ausbeutung der Erde und der Natur daraus ableiten ließe. SPRECHER 2: Gott hat den Menschen aber unvollkommen gemacht. Er musste folglich mit Missbrauch rechnen. SPRECHER 1: Der zweite Schöpfungsbericht, den die Genesis des Alten Testaments bietet, setzt andere Maßstäbe. Da wird klargemacht, woraus der Mensch geschaffen ist: Aus Erde. Aus Schlamm. Aus Lehm. Das fordert Demut heraus. Der Mensch ist eine auf unerklärliche Art und Weise belebte Töpferware. SPRECHER 2: Was seine Zerbrechlichkeit erklären würde. SPRECHERIN: Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und blies ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine lebendige Seele. SPRECHER 1: In der Paradiesgeschichte ist sehr viel von Erde die Rede, von aufsteigender Feuchtigkeit, von Ackerboden. SPRECHER 2: Der Mensch wurde ausdrücklich dafür geschaffen, dass er den Garten pflege und den Acker bebaue. Er ist der Erfüllungsgehilfe der Fruchtbarkeit, der Ackerknecht Gottes. SPRECHER 1: Da ist nicht mehr von Herrschaft über alles Lebendige die Rede. Da ist der Mensch eher in ein Dienstbotenverhältnis gestellt. Und zur Belohnung erhält er dann, um nicht allein zu sein, eine Frau. SPRECHER 2: Damit sie ihm den Apfel reiche. Der Rest ist bekannt. Sünde. Scham. Arbeit. Mühsal. Tod. MUSIK: Elvis Presley, Adam & Evil (CD: Spinout) Intro zuvor unterlegen; hier Beginn 1. Strophe: Now Adam and Evil, they go hand in hand Eve taught him sin, that`s the way it all began But every time you kiss me, my heart pounds like a drum So trouble is a woman, trouble here I come. I'm lonely like Adam, you're evil like Eve I shouldn't take forbidden fruit 'cause I believe I'll be heading straight for heartache I should cut loose and run But if loving you means heartache Heartache here I come (ausblenden) SPRECHER 1: Der Mensch, der aus Erde gemacht ist, muss wieder zu Erde werden. Das sagt schon der Name "Adam" aus. Hebräisch "'adama". Das bedeutet: Erdboden, gute Erde, Ackerland. SPRECHER 2: In der Dichtung steht Erde als Symbol für den ewigen Kreislauf von Werden und Vergehen. Wo Leben ist, ist auch der Tod. SPRECHER 1: Und in christlichen Beerdigungsformularen heißt es: "Von Erde bist du genommen, zu Erde sollst du wieder werden." SPRECHERIN: Die Erde ist das letzte der ursprünglichen Elemente. Sie wurde und wird täglich erfahren. Sie ist das offensichtlichste Element, so offensichtlich, dass den Alten gar nicht erst in den Sinn kam, den Menschen aus irgend etwas anderem als aus Erde entstanden sein zu lassen. In allen Mythen taucht in irgendeiner Form die Menschwerdung aus Lehm auf, den ein Gott zum Menschen formt, sei es in der Genesis, sei es als prometheischer Schöpfungsmythos. Nichts spiegelt so sehr die Erdgebundenheit des Menschen, wie diese bescheidenen, traurigen, irgendwo wahren Legenden. Welche Depression musste er durchlaufen haben, dass er sich selbst auf Erde, das simpelste, verachtetste aller Elemente zurückführt? SPRECHER 2: Das verachtetste Element? SPRECHER 1: So sieht es Rudolf Treumann, ein Geophysiker, der in seinem Buch über die vier Elemente versucht hat, Mythos und Naturwissenschaft zusammenzudenken. Der Erde, sagt er, hafte das Stigma des Niederen, Unreinen, Dunklen an. Und er macht sich Ergebnisse feministischer Forschung zu eigen, wenn er darauf hinweist, dass Erde von Anfang an weiblich gedacht worden ist. Die Verachtung der Erde treffe deshalb zugleich auch die Frau. Erde war die Verkörperung der Fruchtbarkeit. In sie musste sich alles Böse, Luzifer eingeschlossen, verziehen vor dem Licht und der Helligkeit der männlichen Vernunft. Hölle, Hades, Unterwelt: all das ist in der Erde verborgen. Und das sind männliche Projektionen, die Angst vor dem Weiblichen verraten. MUSIK: Elvis Presley, Adam & Evil (ab 0:56) A woman's a woman, a man is a man I can't be free, I'm just putty in your hands Who cares about tomorrow, I need your love tonight And even if you're evil, baby hold me tight (ausblenden) SPRECHER 2: Gaia oder Ge, die Urmutter der griechischen Götterfamilie, war ewig schwanger, ewig gebärend. Sie hat nicht nur Uranos und die Titanen hervorgebracht, sondern auch allerlei merkwürdige Gestalten und Ungeheuer. SPRECHER 1: Zu ihren unzähligen Nachkommen gehörte der Riese Antaios, der als unbesiegbar galt. Immer, wenn er im Kampf zu Boden stürzte, was selten genug geschah, strömte ihm durch die Berührung mit Mutter Erde neue Kraft zu. Dann erhob er sich gestärkt und tötete seine Gegner. Erst Herakles konnte ihn besiegen, indem er ihn emporhob und ihn damit von seiner irdischen Energiezufuhr abschnitt. So konnte er ihn zerdrücken, dass ihm die Knochen brachen. SPRECHER 2: Dieser Sieg des Herakles über Antaios, den Sohn der Erdgöttin Gaia, lässt sich als Triumph der patriarchalen über die ursprünglichen matriarchalen Kräfte deuten. Der Preis für diese Unterwerfung war hoch: Der Mensch hat sich damit als Kulturwesen von seiner natürlichen Herkunft losgelöst. Die Beziehung zur Erde ging verloren. SPRECHERIN: Erde und Frau sind Dinge, über die verfügt werden kann. Wenn beide sich heute gegen die absolute Verfügung auflehnen, die eine in Protest und Gleichberechtigungsanspruch, die andere, indem sie uns ihre Umweltschäden aufzwingt, ihre Existenz ins Bewusstsein ruft, so handelt es sich um längst überfällige Reaktionen auf die Missachtung, die ihnen widerfahren ist. SPRECHER 2: Sagt der Geophysiker Rudolf Treumann. Aber das ist vielleicht doch zu einseitig formuliert, beachtet zu wenig die Ambivalenz. Erde ist eben immer beides: Lebensspenderin und Todesahnung. SPRECHER 1: Im Zeitalter der olympischen Götter war das, was Gaia noch in einer Figur umfasste, aufgespalten in zwei: Da gab es Demeter als Göttin der Fruchtbarkeit, und ihre Tochter Persephone, die vom Totengott Hades in die Unterwelt entführt wurde und dort ein Drittel des Jahres - den Winter - verbringen musste. Wenn sie aus der Tiefe der Erde und von den Toten dort unten an die Erdoberfläche zurückkehrte, begann endlich der Frühling. SPRECHERIN: Lehm, braun und feucht, begann in der Grube sichtbar zu werden. Stieg an. Jetzt fast schon vorbei. Ein Hügel aus feuchten Schollen stieg weiter an, stieg auf, und die Totengräber ließen die Spaten ruhen. Alle entblößten erneut für ein paar Augenblicke die Köpfe. Der Junge lehnte seinen Kranz an eine Ecke: der Schwager seinen auf einen Haufen. Die Totengräber setzten die Kappen wieder auf und trugen ihre erdigen Spaten zum Karren. Dann schlugen sie das Blatt leicht auf dem Rasen ab: so, sauber. Einer bückte sich, um vom Stiel einen langen Grasbüschel zu entfernen. Ein anderer verließ seine Gefährten und ging langsam seiner Wege, die Waffe geschultert, ihr Blatt funkelblau. Schweigend legte ein dritter am Kopfende des Grabes das Seil zusammen. Seine Nabelschnur. Der Schwager wandte sich ab und drückte ihm etwas in die Hand. Schweigender Dank. Tut mir leid, Sir: dass sie jetzt auch noch. Kopfschütteln. Ich weiß doch, wie das ist. Für ihre Mühewaltung. Die Leidtragenden bewegten sich langsam davon, ziellos, auf Nebenwegen, manchmal ein Weilchen stehen bleibend, um einen Namen auf einem Grabstein zu lesen. SPRECHER 1: Auch James Joyce schickt seinen Leopold Bloom im "Ulysses" auf eine Beerdigung. Zu dem Tag, den er durchlebt, gehört schon am Morgen der Blick ins offene Grab und in den Abgrund, der sich da auftut. Seine Schwindelgefühle bekämpft er, indem er sich so seine Gedanken macht über den Friedhofsaufseher, die Trauergäste, die Blumen. Aber die Phantasie geht am Grab ihre eigenen Wege. MUSIK: Johnny Cash: Ain't No Grave (aus: American Recordings VI) There ain't no grave can hold my body down There ain't no grave can hold my body down When I hear that trumpet sound I'm gonna rise right out of the ground Ain't no grave can hold my body down (ausblenden) SPRECHERIN: Die Blumen sollten Schlafblumen sein eigentlich. Chinesische Friedhöfe mit Riesenmohn liefern das beste Opium, hat mir Mastiansky doch erzählt. Der Botanische Garten ist gleich da drüben. Es ist das Blut, das in die Erde sickert, das gibt neues Leben. Die selbe Idee bei den Juden, die den Christusknaben geschächtet haben sollen. Jeder Mensch seinen Preis. Guterhaltene fette Gentleman-Leiche, Feinschmecker, unschätzbar für Obstgarten. Glänzendes Geschäft. (...) Also ich möchte ja sagen, der Boden wird unbedingt fett bei Leichendüngung: Knochen, Fleisch, Nägel, Beinhäuser. Grauenhaft. Werden grün und rosa beim Verwesen. In feuchter Erde verfaulen sie schnell. Die mageren alten sind zäher. Dann eine Art Vertalgung, Art Verkäsung. Dann werden sie langsam schwarz, Sirup sickert aus ihnen raus. Dann trocknen sie ein. Totenkopfschwärmer. Natürlich leben die Zellen weiter, oder was sie sonst sind. Verwandeln sich bloß. Praktisch das ewige Leben. Keine Nahrung mehr, nähren sich von selbst. SPRECHER 1: Immerhin entsteht aus Verfall und Verwesung auch hier nicht weniger als das ewige Leben. SPRECHER 2: Blut und Erde: Bloom recycelt all die Mythen, die so im Schwange sind. SPRECHERIN: Sein letztes Lager auf Erden in einer Kiste. Wenn man denkt, dass das allen so geht, kommts einem doch glatt wie Holzverschwendung vor. Wird ja alles zernagt. Könnten stattdessen ne hübsche Bahre mit gleitendem Boden erfinden, eine Art Falltür mit Rutschbahn, und auf die Art dann einfach durch und runter damit. Jaja, aber dann würde gleich wieder jeder seine eigene Rutsche haben wollen. Da sind sie nun mal pingelig. Lasst mich in Heimaterde ruhn. Ein Kleckschen Lehm aus dem Heiligen Land. Nur Mutter und totgeborenes Kind werden zusammen in einem Sarg beerdigt. Seh den Sinn schon ein. Schutz für den Kleinen so lange wie möglich, selbst in der Erde noch. SPRECHER 1: Und dann nehmen die Totengräber ihre Arbeit wieder auf, schaufeln schweren Lehm auf den Sarg hinab, erst polternd, dann von der Erde gedämpft. SPRECHERIN: Der Lehm fiel leiser. Geht schon los mit dem Vergessen. Aus den Augen, aus dem Sinn. MUSIK: Johnny Cash: Ain't No Grave Well, look way down the river, what do you think I see? I see a band of angels and they're coming after me Ain't no grave can hold my body down There ain't no grave can hold my body down (ausblenden) SPRECHER 2: Im Tod sind alle Menschen gleich, heißt es, die Erde ist für alle dieselbe. Aber man muss nur die Friedhöfe besuchen, um zu sehen, dass das nicht stimmt. Die Gräber der Toten sind so verschieden wie die Behausungen der Lebenden. Auch schöne Gräber muss man sich leisten können und sich rechtzeitig einen guten Platz sichern. SPRECHER 1: Dabei ist die Idee, Erde zu kaufen und in Eigentum an Grund und Boden zu verwandeln, menschheitsgeschichtlich gesehen ein relativ neuer Gedanke. Die Luft oder das Meer kann man ja auch nicht so einfach besitzen. SPRECHER 2: Die Aufteilung der Erde begann, als die nomadisierenden Hirtenvölker sich niederließen und die Menschen sesshaft wurden. SPRECHERIN: Bei Hirtenvölkern erscheint der Grund und Boden nur als Bedingung des Wanderlebens, von Aneignen desselben also keine Rede. Folgen feste Wohnsitze mit dem Ackerbau - so ist das Grundeigentum zunächst gemeinsames, und selbst wo es fortgeht zum Privateigentum, erscheint die Beziehung des Individuums zu demselben gesetzt durch sein Verhältnis zum Gemeinwesen. Es erscheint als bloßes Lehen des Gemeinwesens. SPRECHER 2: Karl Marx, Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie. SPRECHERIN: Ein isoliertes Individuum könnte so wenig Eigentum haben an Grund und Boden, wie sprechen. Das Verhalten zur Erde als Eigentum ist immer vermittelt durch die Okkupation, friedliche oder gewaltsame, von Grund und Boden durch den Stamm, die Gemeinde. (...) Das Eigentum meint also Gehören zu einem Stamm (Gemeinwesen) und vermittelst des Verhaltens dieses Gemeinwesens zum Grund und Boden, zur Erde als seinem unorganischen Leib, Verhalten des Individuums zum Grund und Boden als zu seiner Individualität gehörigen Voraussetzung. SPRECHER 2: Die historische Pointe bei Marx läuft darauf hinaus, dass Eigentum und Besitz sich voneinander lösen, dass der Boden schließlich nicht mehr denjenigen gehört, die ihn nutzen und bebauen und leibhaftig "besitzen", sondern irgendwelchen in der Ferne lebenden Eigentümern, Spekulanten, Renditejägern, die einen Zins bloß dafür erhalten, dass sie Eigentümer sind. Als Eigentümer an Grund und Boden leben sie von der Arbeit der anderen, der Pächter, der Besitzlosen. Marx nennt diesen Trennungsvorgang die "ursprüngliche Akkumulation des Kapitals". SPRECHERIN: Die Rationalisierung der Agrikultur einerseits, die diese erst befähigt, gesellschaftlich betrieben zu werden, die Rückführung des Grundeigentums ins Absurde andererseits, dies sind die großen Verdienste der kapitalistischen Produktionsweise. Wie alle ihre anderen historischen Fortschritte, erkaufte sie auch diesen zunächst durch die völlige Verelendung der unmittelbaren Produzenten. SPRECHER 2: Wenn die Erde zu Kapital wird, dann ist eine Rendite fällig. Dann wächst mit der abstrakten Möglichkeit, immer mehr Geld zu verdienen, nicht einfach nur Jahr für Jahr eine neue Ernte heran, sondern zugleich auch die Gier. SPRECHER 1: An der man, wie wir wissen, auch zugrunde gehen kann. Eine Erzählung von Leo Tolstoi, der sich in der bäuerlichen Lebensweise sehr genau auskannte, führt das drastisch vor. Sie heißt: "Wieviel Erde braucht der Mensch?" und beginnt mir der Prahlerei zweier Schwestern. Die eine wohnt in der Stadt und rühmt deren Vorzüge, die andere auf dem Land, wo man schon deshalb besser lebe, weil man nicht so vielen Verführungen ausgesetzt sei. Da mischt sich schließlich der Bauer Pachom in den Streit ein. SPRECHERIN: "Das ist die lautere Wahrheit", sagte er. "Weil unsereins von klein auf unser Mütterchen Erde durchwühlt, kommen uns solche dummen Gedanken gar nicht erst in den Kopf. Nur eines ist ein Jammer: wir haben zu wenig Erde! Wenn wir genug Land hätten, würde ich mich vor niemand fürchten, - auch nicht vor dem Teufel selbst." SPRECHER 1: Aber der Teufel, so ist er nun mal, hockt hinterm Ofen und hört mit und erkennt, wie er die Seele des guten Bauern kriegen kann: SPRECHERIN: "Ich werde dir also viel Erde geben, und mit dem Land bekomme ich dann dich!" SPRECHER 1: Pachom wird Grundbesitzer, die Ernte gedeiht, er wird immer wohlhabender, doch trotzdem ist ihm das Land zu eng, er könnte mehr erwirtschaften und besser leben, wenn er noch mehr besäße, und so bricht er auf an die Wolga, wo das Land billiger und fruchtbarer ist und zieht schließlich noch weiter ostwärts zu den Baschkiren, einem nomadischen Volk, dem der Gedanke des Grundbesitzes fremd ist. Die Baschkiren sagen zu Pachom, er könne sich ein schönes Fleckchen Erde aussuchen, dürfe sich "einen Tag Land" nehmen: Ein Tag - das bedeutet, so viel Land, wie er an einem Tag vom Aufgang bis zum Untergang der Sonne umschreiten kann. Und so geht er los, im Eilschritt, bei brütender Hitze, und in seiner Gier immer weiter, und nachdem er in der Nacht zuvor geträumt hat, tot vor dem Teufel zusammenzubrechen, schafft er es schließlich mit allerletzter Kraft bei sinkender Sonne zurück zum Ausgangspunkt. Vor dem Stammesältesten, der dort auf dem Boden hockt und aussieht wie der Teufel, bricht er zusammen. SPRECHERIN: "Ai, tüchtiger Kerl!" rief der Älteste. "So viel Erde hast du dir angeeignet!" Pachoms Knecht lief hinzu, um ihm aufzuhelfen. Aber Blut stürzte aus seinem Munde ... er lag tot da ... Da schnalzten die Baschkiren mit der Zunge und bedauerten ihn. Der Knecht aber nahm die Hacke auf, grub ein Grab für Pachom, gerade so lang, wie er von Kopf bis zu den Füßen maß - drei Arschin - und scharrte ihn ein. SPRECHER 1: So beantwortete Tolstoi also die Frage, wie viel Erde der Mensch braucht. SPRECHER 2: In Schillers Gedicht "Die Teilung der Erde" aus dem Jahr 1795, knapp hundert Jahre vor Tolstoi, ruft Zeus aus seinen Höhen herab den Menschen zu, die Erde brüderlich unter sich zu teilen. Das lassen sie sich nicht zweimal sagen. Jeder nimmt sich, was er braucht. Der Ackermann das Feld, der Junker den Wald, der Kaufmann die Speicher, der König die Brücken und Straßen, und so weiter. Nur der gute Poet verschläft die Prozedur; er kommt zu spät. Alles ist längst verteilt, für ihn bleibt nichts mehr übrig. Der Dichter ist besitzlos, ungebunden, ohne festen Boden unter den Füßen. Und so bietet Zeus ihm an, er könne so oft er wolle zu ihm in den Himmel kommen als Gast. Da oben, an der Seite der Götter, in möglichst großer Erdferne, sieht Schiller den natürlichen Platz der Dichter. SPRECHER 1: Das ist allerdings doch eine ziemliche Überhöhung. Tatsächlich ist Dichtung immer sehr viel erdnäher gewesen. Das lateinische Wort "versus", das dem "Vers" zugrunde liegt, bezeichnet die Reihe, Linie, Zeile, meinte aber ursprünglich das Umwenden der Erde durch den Pflug und die dadurch entstehende Furche. Eine Gedichtzeile ist also dasselbe wie eine Ackerfurche. Diese Erdverbundenheit ist bei konservativen Dichtern deutlicher zu spüren. So gratulierte zum Beispiel Friedrich Georg Jünger seinem Bruder Ernst Jünger 1960 mit diesen Worten zum Geburtstag: SPRECHERIN: Die Autorschaft ist der Urproduktion zuzurechnen. Sie ist der Bauernarbeit vergleichbar, ist Pflügen, Säen und Ernten. Im Boden aber, der bestellt wird, ist ein Unterschied. Grund und Boden, den der Autor bestellt, ist nicht die Erde selbst, sondern die Sprache. Und wie von einem Baum erwartet wird, dass er das von ihm ausgeworfene Saatgut mehrt, so von einem Autor, dass er die Sprache mehrt und ihr etwas hinzufügt. SPRECHER 2: Es ist also gar nicht erstaunlich, dass es so viele Gedichte über das Pflügen gibt, wenn Dichter sich selbst als eine Art Bauer sehen und Sprache als ihr erdähnliches Material. SPRECHER 1: Am konsequentesten hat das wohl Eduard Mörike umgesetzt, der als 63jähriger im schwäbischen Lorch in einer Töpferwerkstatt eine Lehre absolvierte. Er hatte Sehnsucht danach, ganz unmittelbar Ton mit den Händen zu formen. Er machte Blumentöpfe, die er mit Versen verzierte und an Freunde verschenkte. Näher sind sich Lyrik und die Arbeit am Irdenen wohl nie gekommen. SPRECHER 2: Töpferei hat mit allen vier Elementen zu tun: Der Ton wird mit Wasser geformt, in der Luft getrocknet, im Feuer gebrannt. MUSIK: The Waterboys, Let the earth bear witness (Text: William Butler Yeats) (Von der CD "An Appointment with Mr. Yeats") They shall be remembered for ever They shall be alive for ever They shall be speaking for ever The people shall hear them for ever Let the sea bear witness Let the wind bear witness Let the earth bear witness Let the stars bear witness (ausblenden) SPRECHER 1: Eine ganz andere Form von Erdverbundenheit beschreibt der ungarische Autor László Kraznahorkai in seinem Erzählungsband "Seiobo auf Erden". Da gibt es eine Geschichte mit dem Titel "Etwas da draußen brennt", die in einem Sommer-Camp für Künstler an einem Kratersee in den Karpaten spielt. Zwölf Bildhauer, Maler, Grafiker arbeiten dort ein paar Wochen lang gemeinsam in der Abgeschiedenheit der Natur an ihren Werken, und man darf annehmen, dass die Apostelzahl zwölf nicht zufällig gewählt ist. Unter ihnen befindet sich der prominente rumänische Künstler Ion Grigorescu, von dem die anderen lange nicht wissen, was er eigentlich die ganzen Tage tut. Sie glauben: Nichts. Bis sie ihm eines Morgens nachspionieren und ihn im hintersten Teil des Camps beobachten, in einem Niemandsland, wo Müll und kaputte Kühlschränke herumliegen. Grigorescu hat dort eine tiefe Grube ausgehoben, in der er schon ganz verschwunden ist. Vorsichtig nähern sie sich und schauen zu ihm hinunter. SPRECHERIN: Dort unten, in der Mitte der Grube, sahen sie ein aus Erde gemeißeltes lebensgroßes Pferd, zuerst nur das, ein Pferd, aus Erde, dann, dass dieses lebensgroße, aus Erde gemeißelte Pferd, sein schäumendes, die Zähne bleckendes Maul seitwärts nach oben gereckt, mit ungeheurer Kraft galoppierte, voransprengte, irgendwohin floh, um erst ganz zum Schluss zu begreifen, dass Grigorescu auf einer großen Fläche das Unkraut beseitigt und eine riesige Grube ausgehoben hatte, und zwar so, dass er in der Mitte von dem schäumenden, in fürchterlicher Angst voransprengenden Pferd die Erde abgeschlagen hatte, er hatte also quasi ausgegraben, freigelegt und ans Licht gebracht, wie dieses lebensgroße, von irgendetwas unsäglich erschrockene Tier unter der Erde voransprengte. Verblüfft schauten sie dem arbeitenden Grigorescu zu, wie er noch immer glaubte, unentdeckt zu sein. Seit zehn Tagen gräbt er, dachten sie am Rand der Grube. Jeden Morgen und Vormittag stundenlang. Unter einem von ihnen rutschte etwas Erde ab, Grigorescu blickte auf. Er hielt einen Moment lang inne, senkte dann wieder den Kopf und arbeitete weiter. Den Künstlern war es unangenehm. Sie glaubten, etwas sagen zu müssen. Das ist wundervoll, Ion, sagte der französische Maler leise. Grigorescu hielt erneut inne, stieg über eine Leiter aus der Grube, säuberte mit einem bereitliegenden Schaber die Schaufel von der daran klebenden Erde, wischte sich mit einem Taschentuch die schweißnasse Stirn, dann kam er zu ihnen, und mit einer ausholenden, langsamen Geste zeigte er über die Landschaft. Es gibt noch sehr viele, sagte er mit schwacher Stimme. SPRECHER 1: Der letzte Satz von Krasznahorkais Erzählung geht so: SPRECHERIN: Nur die Landschaft blieb, die stumme Ordnung der Berge, der laubbedeckte Boden in dem riesigen Raum, ein nicht einsehbares Land - das verdeckt, versteckt, verhüllt, verheimlicht, was sich unter der heißen Erde verbirgt. MUSIK: The Waterboys, Let the earth bear witness Let the earth bear witness Let the stars bear witness They shall be remembered for ever (ausblenden) SPRECHER 2: Die schöne Entdeckung Krasznahorkais, dass das Innere der Erde Kunst verbirgt, ja dass die Erde selbst zum Kunstprodukt wird, ist nicht zu verstehen ohne die frühere Geschichte der Erde in der Literatur - und das ist ja eine durchaus problematische Geschichte. Man kann über Erde gar nicht sprechen, ohne an die nationalsozialistischen Blut- und Boden-Mythen zu erinnern. Die Erde, so unschuldig sie sein mag, ist seither diskreditiert und alle Bauernliteratur mit ihr. Das bäuerliche, naturverbundene Element ist zugleich auch das antimoderne, das antizivilisatorische. Natur steht gegen Kultur und Geschichte. Krasznahorkai dreht das um, indem er Natur und Kultur zusammenfügt in dem kraftvollen Bild des fliehenden Pferdes. SPRECHER 1: Das Ländliche. Das Idyllische. Die Natur als eine Landschaft, in der der Mensch zu sich selbst findet. Dieses Muster hat nach historischen Katastrophen immer wieder Konjunktur. Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte in der Bundesrepublik die Naturlyrik auf und öffnete einen Raum jenseits der Geschichte, jenseits von Schuld und Verantwortung. Und nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Knut Hamsun den Nobelpreis für seinen Roman "Segen der Erde". Hamsuns bäuerliches Utopia, das er der kaputten Zivilisation entgegenstellte, wurde von den Zeitgenossen geradezu als Erlösungsoffenbarung aufgenommen. Seine Geschichte der Siedlung Sellanraa ist eine ländliche Aussteigergeschichte. SPRECHERIN: Nehmen wir einmal euch Leute auf Sellanraa. Ihr seht alle Tage blaue Berge vor euch; das sind keine erfundenen Dinge, das sind alte Berge, die stehen da seit alter, grauer Vorzeit, aber sie sind eure Kameraden. So geht ihr zusammen mit Himmel und Erde, seid eins mit ihnen, seid eins mit dieser Weite und seid bodenständig. Ihr braucht kein Schwert in der Faust, ihr geht unbewehrten Hauptes und mit unbewehrter Faust durchs Leben, umgeben von großer Freundlichkeit. SPRECHER 2: Von da ist es nicht mehr so weit zum Blut-und-Boden- Kitsch. SPRECHER 1: Man kann aber auch das Motto der DDR-Friedensbewegung heraushören, wo es sechzig Jahre später hieß: "Schwerter zu Pflugscharen". SPRECHER 2: Und die westdeutsche Ökologiebewegung hat die alte Mutter Erde für ihre Zwecke dann auch noch einmal untergepflügt. Die gute Natur taugt noch immer als idyllisches Gegenbild zur zerstörerischen, technischen Zivilisation. Das ist eine bestenfalls romantische, schlimmstenfalls reaktionäre Sehnsucht. SPRECHERIN: Erde hieß Heimat nur da, wo sie mütterlich war. Mütterlich aber fühlte Cornelie bis jetzt nur das Lächeln jener Erde, deren Schoß ihr Stamm einst entsprossen. Und nicht einer poetischen Erwägung, sondern einem dunklen Zuge des Blutes folgend, war sie im letzten Monat ihrer ersten Schwangerschaft von Potsdam nach Hölkewiese übergesiedelt. Nicht ihr - der Scholle des Väterbodens selbst entrang sich der Sohn, der Erbe. So tief noch war die junge Cornelie versunken in die traumhafte, pflanzliche Bereitschaft für die Aufgabe, die ihr überkommen war, wie der Blüte das Gesetz, sich zu opfern dem Samen des zukünftigen Baumes. SPRECHER 2: So klingt es in dem 1930 erschienenen Roman "Das Wunschkind" von Ina Seidel. Das Naturhafte und das Weibliche sind deckungsgleich bei dieser Autorin, die Hitler und dem Nationalsozialismus treu ergeben war. Die Frau geht auf in ihrer "pflanzlichen Bereitschaft" zu gebären. Die mütterliche Erde steht für Heimat und eine hier mit Blut beschworene, also völkische Zugehörigkeit. Der Sohn entringt sich dann aber doch "der Scholle des Väterbodens". Das ist erstaunlich. Da macht der Mann also der Frau die Gebärfähigkeit streitig - so wie ja einst auch die Kriegsgöttin Athene dem Kopf des Göttervaters Zeus entsprang. Solche Väterkinder lassen nichts gutes ahnen. SPRECHER 1: Der Boden war ja, um in der Sprache Ina Seidels zu bleiben, bereits mit Blut gedüngt. Ernst Jünger beschreibt in seinem Kriegstagebuch "In Stahlgewittern" immer wieder, wie die Erde von Granaten aufgewühlt wird und Menschenleiber zerfetzt werden. Diese Erde hat ganz und gar nichts Mütterliches. Sie ist ein feindliches Element. Doch wenn die Soldaten sich im Gefecht auf den Boden werfen oder monatelang eingraben, dann ist sie zugleich auch ein Schutzraum, in dem sie sich verbergen. SPRECHERIN: Ihre Tage verbrachten sie in den Eingeweiden der Erde, vom Schimmel umwest, gefoltert vom ewigen Uhrwerk fallender Tropfen. Wenn die Sonne hinter gezackten Schattenrissen von Ruinen versank, entklirrten sie dem Pesthauch schwarzer Höhlen, nahmen ihre Wühlarbeit wieder auf oder standen, eiserne Pfeiler, nächtelang hinter den Wällen der Gräben und starrten in das kalte Silber zischender Leuchtkugeln. SPRECHER 2: Im Krieg kehren sich die Verhältnisse um. Der Platz der Lebenden ist unter der Erde, während oben, an der Oberfläche, die Toten liegen. SPRECHERIN: Der Hohlweg und das Gelände dahinter lag voll Deutscher, das Gelände davor voll Engländer. Aus den Böschungen starrten Arme, Beine und Köpfe; vor unseren Erdlöchern lagen abgerissene Gliedmaßen und Tote, über die man zum Teil, um dem steten Anblick der entstellten Gesichter zu entgehen, Mäntel oder Zeltbahnen geworfen hatte. Trotz der Hitze dachte niemand daran, die Körper mit Erde zu bedecken. SRPRECHER 1: Die Erde nimmt die Toten nicht mehr auf; sie bleiben ihr fremd, sie stößt sie geradezu ab. Vielleicht ist das ihre Rache für das, was ihr im Krieg angetan wird. Das Zerstörte kann keine Heimat mehr sein. SPRECHER 2: Vielleicht war es deshalb unter den Soldaten im Ersten Weltkrieg Brauch, ein Säckchen mit Erde von zu Hause mitzunehmen, damit man sie im Ernstfall in Heimaterde bestatten könnte. MUSIK: NEIL YOUNG, Mother Earth) (ab 3:30, das Gitarrenzwischenspiel zuvor unterlegen) Oh, freedom land Can you let this go Down to the streets where the numbers grow Respect Mother Earth and her giving ways Or trade away our children's days Or trade away our children's days. (ausblenden) SPRECHER 1: Für Ernst Jünger blieb die Erde Flanderns, auf der er kämpfte, fremdes, feindliches Gebiet. Peter Weiss - am anderen Ende des Jahrhunderts und auf der anderen Seite des politischen Spektrums - sieht das in dem großen antifaschistischen Roman "Ästhetik des Widerstands" völlig anders. Er schildert den Spanischen Bürgerkrieg aus der Perspektive der internationalen Brigaden, der Kommunisten und der Anarchisten. Und obwohl auch sie als Fremde nach Spanien kommen, um dort auf der Seite der Republik gegen Francos Putschisten und Hitlers "Legion Condor" zu kämpfen, identifizieren sich die Internationalisten mit Haut und Haar mit diesem Land. Sie gehen geradezu körperlich in der Erde auf: SPRECHERIN: Für uns gab es den Begriff des Abstands kaum mehr. Was draußen Kriegsschauplatz genannt wurde, ein Stück Geographie, dem ein zerstreuter Blick sich zuwenden mochte, war unsre bloßgelegte Haut, da wurden Gräben eingeschnitten, da grub sich das Messer bis tief in die Knochen, Sand barst hervor, die Finger verkrampften sich im Sand, Sand knirschte zwischen den Zähnen. Ein schnell gesprochener Hinweis auf Truppenverschiebungen, das war für uns ein unendlicher Weg von Erdwall zu Erdwall, bei dem wir mit dem knorpligen Stamm eines Olivenbaums, mit einem Felsblock verwuchsen, bei dem Gebüsch und Gras unser Gesicht überwucherte. SPRECHER 2: Diese Symbiose mit der Erde hat überhaupt nichts zu tun mit der blut- und abstammungsmäßigen Erdverbundenheit bei Ina Seidel. Bei Peter Weiss geht es um politische Zugehörigkeiten, die eine solidarische Entscheidung, eine Wahl und aktives Handeln voraussetzen. SPRECHER 1: Und es sind bei Weiss weniger die kämpfenden Soldaten, als die Hilflosen, die Flüchtenden, die auf der Erde Schutz suchen und ihr dabei nahe kommen. So wie es die Mutter des Erzählers auf ihrer Flucht erlebt: SPRECHERIN: Auf einem Feldweg, am frühen Morgen, hörten sie das Geräusch eines Flugzeugs. Etwas Dunkles fiel aus der Maschine. Da fällt einer heraus, hatte meine Mutter gesagt. Es war ein spitzer Brocken, der brachte die Erde zum Bersten. Sie warfen sich in den ausgetrockneten Graben unter den Weidenbäumen und blieben lange liegen, weil ein Surren zu hören war, wie von den Motoren großer, noch entfernter Luftgeschwader. (...) Die Kornfelder leuchteten in der Morgensonne, nicht eine Wolke stand am Himmel, kein Luftzug bewegte die reifen Ähren, tief unten aber, zwischen den Halmen, den Mohnblumen, war ein Huschen und Flitzen, kleine Tiere sausten vorbei, Eidechsen, Mäuse, Kaninchen, auch Schlangen. Der Lärm wuchs an zu einem Klirren und Tosen, (...) und sie glaubten, die jetzt bebende Erde werde sich unter ihnen öffnen. Plötzlich fiel, wie von einem Sensenschlag, das Getreide, und es wälzten sich graue Ungetüme heran, auf rotierenden Raupenketten, mit gewölbten, gepanzerten Rücken, in dichten Reihen, meine Mutter drückte sich in den bröckelnden Boden, durch die Gräser sah sie, wie die vorgestreckten Rohre über ihr ins Korn stießen, die stählernen Leiber sich hindurchmähten und entfernten. Sand knirschte zwischen den Zähnen, das Stückchen Erde vor ihr war voller Furchen und Spalten, eine Ameise, die eine tote Ameise trug, ruderte mit den Fühlern über einem Abgrund, setzte dann, die Vorderbeine weit ausstreckend, darüber hinweg, ein schwarzer Käfer erklomm einen Grashalm, bis dieser sich neigte, und er wieder hinabkroch. SPRECHER 2: Im Augenblick der höchsten Bedrohung ist das Niedere, Erdnahe, mikroskopisch Kleine ein Trost. Die Ameisen und die Käfer haben mit den Vernichtungsanstrengungen der Menschen nichts zu tun, und doch stehen sie für den ewigen Kreislauf von Leben und Tod, in dem sie sich ganz selbstverständlich bewegen. SPRECHER 1: Aber es gibt Situationen, in denen auch dieser kleine Trost unmöglich geworden ist, wo die Erde nicht mehr als schmückendes oder schützendes Kleid gesehen werden kann, sondern nur noch als düstere, alles erstickende Materie. In Peter Nádas' Jahrhundertroman "Parallelgeschichten", der Peter Weiss' "Ästhetik des Widerstands" durchaus an die Seite zu stellen ist, findet sich ein Kapitel, das die Vernichtung in einem Konzentrationslager am Niederrhein kurz vor Kriegsende als einen fürchterlichen Albtraum beschreibt. Die letzten überlebenden Häftlinge, die nach dem Abzug der Wächter zu fliehen versuchen, werden von den Bewohnern des benachbarten Dorfes erschlagen oder mit Mistgabeln erstochen. Es soll keine Zeugen geben. Und die Erde dient dazu, die begangenen Verbrechen zu verbergen. SPRECHERIN: Noch im Fieberrausch des Mordens packten sie die frischen Leichen auf Handwagen, Leiterwagen, Mistkarren, Schubkarren, stolz, dass es so viele waren und dass sie das gemacht hatten. Die Leichen troffen von Blut, waren schlüpfrig von Mark, viel Verstümmelung, viele Ohren, viele Nasen, sie sammelten zusammen, was sie fanden, zogen und schoben die Last zu den brennenden Gräben hinaus, um vor dem Einbruch der Dunkelheit fertig zu sein. Die waren weit weg, diese elenden Gräben, und schon so hatte man genug Zeit verloren. Es war Nachmittag, als sie das Lager endlich erreichten. Unerfindlich, ob Menschen oder Tiere die auf den Wegen liegenden Leichen so brutal zugerichtet hatten. Die Frage beschäftigte niemanden ernstlich. Um ehrlich zu sein. Die da sollten so bald wie möglich brennen, das war wichtig, damit man die Gräben zuschütten und anständig darüberpflügen konnte. SPRECHER 1: Zuschütten. Drüberpflügen. Gras drüber wachsen lassen. Verbergen. Vergessen. Was unter der Erde verschwindet, ist nicht mehr zu sehen. Aus den Augen, aus dem Sinn. SPRECHER 2: Aber wie alles Verdrängte und Weggeräumte ist es noch da und west unter Tage und meldet sich irgendwann zurück. Die Erde ist ein großer Gedächtnisspeicher, wie das eigene Unterbewusstsein. Man muss nur zu graben anfangen, und schon kommen die Dinge ans Licht. SPRECHERIN: Manchmal kam es vor, dass jemand beim Aufräumen des Kellers oder beim Umgraben im Garten etwas Besonderes fand. Eine Holzkiste voller Porzellan oder ein Glas mit Münzen oder ein in Wachstuch gewickeltes versilbertes Besteck. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer im Dorf, und bald träumte jeder davon, einen Schatz zu finden, den die Deutschen hinterlassen hatten. Diese Schatzsuche hatte etwas Schlafwandlerisches an sich, es war, als wollten die Suchenden in der Erde die Keime einer fremden, gefährlichen Pflanze aufspüren, die eines Tages emporwachsen und ihnen das nehmen könnte, was sie hatten, und sie mit Schimpf und Schande verjagen könnte. SPRECHER 2: Die polnische Autorin Olga Tokarczuk lebt in einer Region an der polnisch-tschechischen Grenze, die bis 1945 von Deutschen bewohnt wurde. Polen aus östlicheren Gebieten wurden dorthin deportiert. Sie trafen in den von den Deutschen überstürzt verlassenen Häusern und Gärten so kurz danach ein, dass dort, so heißt es einmal, noch die warme Suppe auf dem Tisch stand. Sie benutzten die Töpfe und Geräte der vorigen Besitzer, blätterten durch deren Familienalben und übernahmen damit auch die Geschichten und Mythen, die in die schlesische Landschaft gehörten. Davon erzählt Olga Tokarczuk in dem Roman "Taghaus, Nachthaus". SPRECHER 1: Diese seltsame Lebenswirklichkeit auf fremder Erde und in fremder Geschichte nennt sie auch das "Schneewittchensyndrom": Das ist die Angst, die ursprünglichen Haus- und Hofbesitzer könnten eines Tages zurückkommen und sagen: "Wer hat von meinem Tellerchen gegessen?" SPRECHERIN: Einige fanden ihren Segen überraschend, aber wohl nicht durch Zufall. Man konnte immer darauf hoffen, dass das Blatt des Spatens beim Umgraben der Erde im Umkreis des Hauses plötzlich mit einem Klirren auf eine Metallkiste treffen konnte. Aber man konnte auch Spaten und Schaufel nehmen und ins Feld hinaus gehen, unter großen Bäumen graben, im Umfeld einsamer, kleiner Kapellen, die Steine in Ruinen hochheben, alte Brunnen ausloten. SRPECHER 1: Um solche in der Erde verborgenen Erinnerungsstücke geht es auch in "Katzenberge", dem Debütroman der deutsch-polnischen Autorin Sabrina Janesch. Die junge Erzählerin reist darin zur Beerdigung des Großvaters in ein schlesisches Dorf und weiter in dessen heute in der Ukraine liegenden Geburtsort, von wo er bei Kriegsende als Angehöriger der polnischen Minderheit vertrieben wurde. SPRECHER 2: "Katzenberge" ist eine Reise in die Geschichte und durch die Topographie einer Landschaft. Es ist eine literarische Landvermessung, Heimatkunde oder besser gesagt: Erd-Kunde - und zwar in der unmittelbaren Bedeutung des Wortes. SPRECHER 1: Eingeführt wird das Erd-Motiv beim Begräbnis des Großvaters. Die Erzählerin steht am offenen Grab, das mit einem Kunststoff-Rasenstück bedeckt ist, und ihr fällt auf, dass niemand in die Erde greift und sich die Hände schmutzig macht. Dann sagt der Pfarrer: SPRECHERIN: Das ist kein gewöhnliches Begräbnis eines alten Mannes, das ist ein Abschiednehmen von der alten Zeit. Und die alte Zeit wird nicht ohne göttlichen Beistand in die Erde und die Geschichte eingehen. SPRECHER 1: Die Erde des Grabes ist die selbe schlesische Erde - oder nach so langer Zeit eben nicht mehr die selbe Erde - die der Großvater einst kurz nach der Ankunft im Viehwaggon erforschte: SPRECHERIN: Großvater hatte gesagt, als er zum ersten mal seine Hand in die schlesische Erde gesteckt hätte, habe er ihr ein Stück entrissen und auf den Handflächen zerteilt. Es sei nichts in ihr gewesen: kein Wurm, kein Käfer, kein Engerling, nichts. Völlig sauber sei sie gewesen, feinkörnig, locker, steril. Als hätten die Deutschen sie nicht bestellt, sondern gesiebt, Tag für Tag. Dabei müsse Erde doch schwer in der Hand liegen und mit ihrer Feuchtigkeit in die Poren von Haut und Kleidung dringen. SPRECHER 2: Die Erde ist leblos, weil die zugewiesene neue Heimat, in der die Neuankömmlinge sich nun behaupten müssen, für sie noch keine Geschichte hat. Die Erde ist nicht einfach nur Ackerland, das sie bebauen, um zu ernten, sondern ein Stoff, den sie mit ihrer eigenen Geschichte erst wieder anreichern müssen, um Wurzeln zu schlagen. Zunächst ist es eben noch deutsche Erde, die zu den Deutschen gehört - und so ist es nur konsequent, wenn die Erzählerin, um einen Fluch abzuwehren, aufbricht, um Heimaterde aus der Ukraine zu holen und auf das Grab des Großvaters zu streuen. SPRECHER 1: Unterwegs macht sie bei Verwandten in Ostpolen Station und betätigt sich dort - ganz wie die Figuren bei Olga Tokarczuk - als Schatzsucherin im Boden der Vergangenheit. Eine alte Frau hat ihr in deutscher Sprache angedeutet, dass da draußen auf dem Feld etwas vergraben sei, was sie wiederhaben will. SPRECHERIN: Die Erde knirschte, als ich die Schaufel ansetzte. Es dauerte, tiefer zu graben, die Erde war nass und schwer. Eigentlich absurd, dachte ich, in Ostpolen auf einem Feld zu stehen und nach Dingen zu graben, die mich nichts angingen. Es war zu spät und ich zu neugierig um umzukehren, aber mit jeder Schaufelladung Erde wurde mir klarer, dass die Geschichten, an die ich rührte, niemandes Angelegenheiten waren als - SPRECHER 1: Der Satz bricht ab, denn der Spaten stößt auf etwas Hartes, ein Bündel, das ein paar Teller und Tassen enthält. Die meisten sind zerbrochen, aber das macht nichts, denn nicht auf die Tassen kommt es an, sondern auf die Spur zu einer Geschichte, die an ihnen haftet. SPRECHER 2: Einmal mehr ist die Erde ein Speicher, der nicht nur Dinge und Menschen aufnimmt, sondern auch Erinnerungen. Deshalb setzt Sabrina Janeschs geologisches Erzählen so konsequent in der Erde an. Ihr Roman lässt sich als ein sich wandelndes Verhältnis zur Erde beschreiben, als eine Untersuchung der Tiefenschichten des Bodens und des Bewusstseins, in denen die Geschichten lagern. SPRECHER 1: Ist die Erde deshalb - heilig - wie man sagt? Weil sie der Grund ist, auf dem wir stehen? Der Boden der Geschichte? MUSIK:CROSSBEE, STILLS, NASH & YOUNG: Find The Cost Of Freedom Find the cost of freedom, buried in the ground Mother earth will swallow you, lay your body down Find the cost of freedom, buried in the ground Mother earth will swallow you, lay your body down SPRECHER 2: Wer die Erde zerstört, vernichtet auch die Geschichte. Nirgendwo ist das so dramatisch sichtbar, wie in den ostdeutschen Tagebaugebieten, wo ganze Dörfer weggebaggert werden. SPRECHER 1: Volker Braun hat diesen Prozess schon zu DDR-Zeiten protokolliert, als der Abbau der Kohle noch im Dienste des sozialistischen Fortschritts geschah. Dieser Utopierest, in dem die Zerstörung in den Dienst einer besseren Zukunft gestellt wurde, ist inzwischen ja auch weggebaggert. Aber ansonsten hat sich dort nicht sehr viel geändert. In seinem Arbeitsjournal notierte Volker Braun 1987: SPRECHERIN: Mit den Dörfern verschwinden die Kirchen, die Schulhäuser, die Gasthöfe, die alten Bäume, die Äcker. Und die sorbische Sprache. Die Dorfgemeinschaften zerstreut in die Großblöcke der Städte. Nur ausnahmsweise ein Dörfchen neu gebaut: Lakoma; von der Kohle unter seiner Flur zehrte das Kraftwerk Jänschwalde 6 Stunden. In Sprey die Holzkirche mit dem Altar aus dem 14. Jahrhundert, an der Kante der Wüste. (...) Wir schneiden in den alten Leib der Erde, wir ziehen das Wasser aus der Tiefe und wühlen das Tertiär herauf, mit riesigen Geräten; zur Rekultivierung rollen simple Raupen. (...) Die Siege der Wirtschaft, der stumpfe Sinn der Planung. SPRECHER 1: Damals schrieb Volker Braun an dem atemlosen, keinen festen Grund findenden Prosatext "Bodenloser Satz", der im Braunkohle- Tagebaugebiet angesiedelt ist, in einem Dorf, das zum Untergang freigegeben wurde und wo mitten in den Gehöften schon die ersten Bohrungen nieder gehen. Was hier geschieht, wird keine Spuren mehr hinterlassen. Das gilt auch für den Arbeiter Karl und seine Geliebte Klara, die Volker Braun in diese Szenerie hineinstellt: SPRECHERIN: Karl erschreckte dieser Widerstand, auch hob sie, wenn er sie umarmte, den Kopf, als lauschte sie dem Geheul der Eimerketten und dem fernen Stöhnen und Stampfen der Erde, denn das Lager, das sie bestimmte, war immer nahe genug der Grube, die die Wälder hinabriss und das Wiesenschaumkraut verschlang und den Boden verschwinden machte anderntags; und so, sagte Klara, werde ihre Liebe verschwinden Stück für Stück, jede Spur an sie beseitigt werden und nichts an sie erinnern, und dafür hasse sie ihn, dafür, dass er die Erde erkläre und verrate, ihre Krume, ihren Lehm, ihren Kies, ihre Kohle ... ihre Liebe verrate und das seine Arbeit nenne, was für eine schreckliche Arbeit, und sie lachte: verschwinde!, und er lachte; und wirklich ist alles versunken, und ich grabe das Land wieder auf, um mich zu erklären, um mich zu verraten ... und etwas zu finden, das wir nicht beachtet hatten ...wie wir die Halden noch einmal durchsieben, die verfüllten, dünne begrünten Fluren zum zweitenmal öffnen, um den elenden Rest aus der Tiefe zu reißen, das verachtete, unterste Flöz, die klägliche Wahrheit ... SPRECHER 2: Es gibt also kein Happy End. SRPECHER 1: Nicht, solange die Erde zerstört wird. SPRECHER 2: Keine Erinnerung und also auch keine Zukunft. SRPECHER 1: Und keinen Platz für die Liebe. SPRECHER 2: Denn ohne die Berührung mit der Erde verlässt uns - wie einst den Riesen Anthaios - unsere Kraft. MUSIK: NEIL YOUNG, Mother Earth) (ab 4:25) Respect Mother Earth and her giving ways Or trade away our children's days Or trade away our children's days. - 4 -