KULTUR UND GESELLSCHAFT Organisationseinheit : 46 Reihe : Literatur Kostenträger : P 62 300 Titel der Sendung : ?Dicht dran an den Menschen? Literatur aus Finnland Autor/in : Margarete Blümel Redakteurin : Dorothea Westphal Sendetermin : 5.10.14, 0.05 - 1.00 Uhr Besetzung : Sprecher 1 (Zitate) Sprecher 2 (VO) Sprecherin 1 ( Erzähl. ) Sprecherin 2 (VO) n) Regie : Clarisse Cossais Produktion : O-Töne, Musik Dicht dran den Menschen? Literatur aus Finnland von Margarete Blümel Atmo 1 Startendes Flugzeug bitte einige Sek. stehenlassen dann mit Atmo 2 Flughafen Helsinki verbinden und allmählich blenden Sprecher 1 Zitat: Rosa Liksom, ?Crazeland?, 4. Buch: Vor mir sehe ich mein großes Finnenland! Vorwärts, vorwärts! Nichts als voran!! Impi Agafiinas Pferd schnaubt stolz in der Ebene, scharrt und läuft freudig wiehernd dem Feind entgegen, es lacht über Stalins Orgel und donnert prahlerisch furzend voran. ( Übersetzer: Stefan Moster ) O-Ton 1 Iris Schwanck ?It is said that there this little weirdness touch...very different from the traditional urban European experience, you know.? Sprecherin 2 VO ?Man sagt, in Finnland gebe es eine Neigung zum Verschrobenen, ja, fast ein wenig Verrückten, die sich sehr von dem unterscheidet, was man sonst im von Städten geprägten Europa gewohnt ist.? Sprecherin 1: Im 7. Buch von Rosa Liksoms ?Crazeland? hat die junge Impi Finnland verlassen und sich nach Amerika aufgemacht, wo ihre Freundin Filippa versucht, ihr einen Job zu verschaffen. Sprecher 1 Zitat: Niemand wollte uns haben. Filippa wurde gesagt, wir Osteuropäer taugen nur für schwere körperliche Arbeit und verdienen dafür nur wenig Lohn, weil wir so faul sind. Ich sagte zu Filippa, was zum Teufel vermengen die mich mit den Russen! Ich bin aus echt finnischem Fleisch und Blut! ( Übersetzer: Stefan Moster ) O-Ton 2 Stefan Moster ?Die finnische Literatur ist viel näher an den Leuten dran. Die finnisch-sprachige Literatur hat sich schon immer an alle gerichtet, und das prägt immer noch viele Bücher. Sie werden ganz wenige finnische Bücher finden, die schwer zugänglich sind, in denen eine ausgeprägt intellektuelle Figur sich in sehr langen Reflektionen ergeht. Sie haben sehr viel Konkretes. Und Sie haben, nicht zuletzt, sehr viel dem normalen Volk abgelauschte Sprache. Ich glaube nicht, dass es 'ne andere Literatur gibt, in der so viel Dialekt geschrieben wird, so viel Umgangssprache auch direkt geschrieben wird.? O-Ton 3 Touko Siltale ?In terms of literature one very vital part... could be Rosa Liksom.. very different humour but phantastic writer.? Sprecher 2 VO ?Ein wesentliches Merkmal der finnischen Literatur ist unser eigentümlicher Humor. Arto Paasilinna ist der international bekannnteste Vertreter dieser Gattung. Ein anderes Beispiel ist Rosa Liksom - ihr Humor hat wieder eine ganz eigene Note. Und sie ist wirklich eine phantastische Autorin!? Sprecher 1 Zitat: ?Crazeland?, 7. Buch: Ich gewann den Hauptpreis bei der Free-World-Lotterie, eine Nähmaschine von Hoover. Ich war gerettet, obwohl ich gar nicht nähen konnte. Ich schob den Couchtisch zwischen den Barcalounger und die Flimmerkiste, stellte die Hoover drauf und machte mich an die Arbeit. Die Maschine gab ein fürchterliches Geratter von sich. Die Arbeiter aus dem Untergeschoss hämmerten gegen die Wände, klopften an unsere Tür und schickten Morddrohungen, aber mich und meine Hoover konnte nichts und niemand aufhalten. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Sprecherin 1: Andererseits wiederum wird Finnen häufig nachgesagt, sie seien melancholisch. Dass dies nur bedingt zutrifft, beweisen die Einwohner des Landes jedoch immer wieder aufs Neue mit ihrem trockenen, ins Skurille abdriftenden Humor, der sich in der Literatur, im Alltag und in einer Reihe ganz besonderer Veranstaltungen spiegelt. O-Ton 4 Roman Schatz ?Wir haben einen eigenen Humor, wir haben Tango, Heavy Metal, Humppa und Latex-Monster beim Grand Prix d'Eurovision. Wir leisten uns Weltmeisterschaften im Luftgitarrespielen, im Nackt-auf-einem-Ameisenhaufen-Sitzen, im Weiberschleppen, im Mückentotschlagen und im Gummistiefelweitwurf.? ( Publikum lacht ) Sprecherin 1: So stellt der seit sechsundzwanzig Jahren in Finnland lebende Autor Roman Schatz auf einer Podiumsveranstaltung in Frankfurt den Ehrengast der Buchmesse 2014 vor. Finnen gingen zum Lachen in den Keller, heißt es manchmal. Und sie seien so schweigsam wie die finnischen Wälder im tiefen Winter. Man lerne eben, sich zu beherrschen, wenn man dauernd in der Stube sitze und auf wärmeres Wetter hoffe, hält Rosa Liksom dem entgegen. Um sich in ihrem Roman ?Crazeland? kopfüber ins Leben, in die Welt, zu stürzen - und schließlich wieder ins kühle, dunkle und geliebte Finnland zurückzukehren. Musik 1 Sprecher 1 Zitat: ?Crazeland?, 8. Buch: Im Haus vom Onkel war ich gleich wie daheim. Da waren der See und der Wald und die Felder, und der Mond und die Sonne standen gleichzeitig am Himmel. Ich mochte richtige Arbeit und war fast immer draußen. Ich stellte Zäune auf, spitzte Pfähle an, schippte Mist und kümmerte mich ums Vieh, wenn der Juho Gabriel im Holz war. Ich dachte wenig an das Gut vom Reeder, an Moskau oder Amerika, aber wenn mir was davon in den Sinn kam, musste ich lachen. Über mich selbst. Darüber, was ich als Gör für großartige Sachen gedacht hab', vor allem damals, als ich nach Moskau aufbrach, über das Schaffen von Groß-Finnland, über das Zivilisieren vom hintersten Wald und über den Aufstieg in den Kreis der Weltmächte. Ich lachte wie eine Zwerggans.Wie verrückt solche Gedanken von hier aus aussahen. So blöd, dass ich sogar ein paar Tropfen vergießen musste. Ich hatte so viel vom Leben bekommen, mir ging es gut. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 1 Sprecher 1 Zitat: Nie mehr habe ich zu einem Buch gegriffen oder Zeitung gelesen, war nicht im Dorf und nicht im Laden. Besuch bekamen wir keinen, außer Mikri Vuoma, den ich sehr gern hatte. Der Juho Gabriel machte keine Mühe, der war still und sanft. Elvis wuchs von selbst und wurde ein Bengel und brauchte mich nicht mehr als Stützholz. Wir lebten wie drei Himmelskörper. Tag für Tag kreisten wir umeinander, aber wir störten einander nicht. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 1 bitte hochziehen, dann blenden Sprecherin 1: Finnen sind, wo auch immer sie in ihrer Heimat wohnen, niemals weit weg von Seen, Wäldern oder vom Meer. Die Natur, die Rosa Liksoms Protagonistin Impi am Ende des Romans ?Crazeland? wieder zu ihrem Lebensmittelpunkt macht, übt großen Einfluss auf Finnen aus. O-Ton 6 Iris Schwanck ?It is really a cliche but it?s so true that...very many are nature-related, still. It?s so ? it?s a part of us.? Sprecherin 2 VO ?Obwohl es ein Klischee ist - trotzdem: Wir sind sehr davon geprägt, dass wir der Natur so nahe sind. Daraus schöpfen wir viel Kraft und Energie. Eine ganze Reihe unserer literarischen Motive beziehen sich auf die Natur, weil sie ganz einfach Teil von uns ist.? Sprecherin 1: Iris Schwanck. Sie leitet den finnischen Gastauftritt auf der Frankfurter Buchmesse und ist die Direktorin von ?FILI? - ?Finnish Literature Exchange?, der Vermittlerorganisation für Literatur aus Finnland. Atmo 3 Stadt ( Autos / Regen ) Sprecherin 1: Selbst die Bewohner Helsinkis sind in einer halben Stunde in unberührten Waldgebieten oder in den Schären, einem aus etwa dreihundert Inseln bestehenden Landschaftsgebiet, das der Hauptstadt vorgelagert ist. Helsinki selbst liegt zum Großteil auf einer zerklüfteten Halbinsel aus Granit. Der Marktplatz befindet sich direkt am Meer. Atmo 4 Möwen Sprecherin 1: Möwen kreisen über den Köpfen der Besucher, um ab und an mit einer schroffen Abwärtsbewegung in eine Lücke zwischen den Menschen herabzustoßen, ein Stück Brot, ein paar Fischreste oder Fleischabfälle zu erhaschen und mit der Beute wieder in die Luft zu schnellen. Atmo 4 Möwen Sprecherin 1: Die meisten Marktbesucher sind sehr zweckmäßig gekleidet - Jeans, Wetterjacke mit Kapuze, kurze Stiefel. Auch die Frauen tragen in der Mehrzahl Boots oder flache Schuhe und haben, des auch im Sommer äußerst wechselhaften Wetters wegen, Schirme dabei. Atmo 5 Markthalle Sprecherin 1: Der Regenschutz erübrigt sich im Inneren der alten Markthalle, einem in gelb und rot gehaltenen weitläufigen Ziegelbau, in dem unter anderem eine Vielzahl finnischer Delikatessen feilgeboten wird: Forellen, Flusskrebse, Elch- oder Rentierfleischrücken und Schweinefleischpasteten in Mehlteig. Eine alte Frau im weiten, knöchellangen Rock, Anorak und bis in die Stirn gezogenen Kopftuch hat an einem Stand im hinteren Teil der Halle einen völlig anderen Leckerbissen ausgemacht - die gebundene Ausgabe von Jouni Inkalas Gedichtband ?Der Gedankenstrich eines Augenblicks?. Sprecher 1 Zitat: ?Ikarus in Helsinki?: Musik 2 bitte unter d. Zitat legen Sprecher 1 Zitat: Erst viertausend Jahre nach ihrem Freund sprang die Frau von der Galerie im zweiten Stock des Kaufhauses. Als ihr Körper in der Parfümabteilung auf dem Fußboden aufschlug wie ein Sandsack, hielten die Verkäuferinnen für einen Moment still, wie eine Nachrichtenagentur beim Anblick der ersten Luftgefechtsaufnahme im Krieg. Dann sagte jemand, was für eine Verrückte, und nach der Ankunft von Polizei und Krankenwagen wurde die Frau zugedeckt wie ein Rosenbeet im Herbst und schnell fortgeschafft. Die wenigen Blutflecken wischte man weg. Die Farbe des Putzwassers erinnerte an halbtrockenen griechischen Wein. Einem mit anhaltendem, elastischem und leicht eichenartigem Aroma. Anschließend vergaß der Trubel von Kaufen und Verkaufen die Frau. Ein, zwei Tage lag sie im Leichenraum des Krankenhauses. Niemand fragte nach ihr. Würdevoll lag sie in ihrem Sack, auf dem Rücken, wie die großen Herrscher. Alles, was sie sich vom Leben erhofft hatte, sah man noch, einige Momente, widerstrebend auf dem Gesicht. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 2 bitte hoch, dann blenden Sprecher 1 Zitat: ?Bach nach dem Tod seiner ersten Frau?: Musik 3 ( Orgelstück ) bitte unter d. Zitat legen Sprecher 1 Zitat: Die Hände des namenlosen Kantors, ohne auf den Tasten zu gefrieren. Der Himmel draußen im Begriff sich in den Abgrund der Stadtdächer zu stürzen, tief in die Schlucht, aus der man nur mit Mühe wieder aufsteigt. Der Mann hat seine juckende Perücke auf den Tisch geworfen, und dort wartet sie wie ein leeres Vogelnest auf Muttertiere, nachdem die Krähen dagewesen sind, um die Eier zu rauben und das Stroh, die Flechten, die immer noch schreienden Stücke der Schalen mit Kot zu beflecken. An alldas denkt unser Kantor nicht. Seine Finger berühren das warme Holz, wie vor Wochen noch den warmen Bauch seiner Frau. Stille. Die Holzhaut zittert und gibt der ersten Note eine Stimme. Im leeren Zimmer schreiend wie ein Neugeborenes. Da nimmt der Kantor die nächste Berührung vor, noch näher an die jederzeit auf dem Teich als Seerosen aufblühenden Brüste heran. Noch näher an den Hals, in der Dunkelheit der Türen des ringsum raschelnden Verließes, ohne Schlüssel. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 3 ( Orgelstück ) bitte hoch und blenden Sprecherin 1: Finnland steht für Dunkelheit und Depressionen, für unberührte Natur, bunte Holzhäuser, heiße Aufgüsse, kühle Krimis und empfindlich kalte und lange Winter. Knapp zweiundneunzig Prozent der Einwohner sprechen Finnisch, während etwa eintausendsiebenhundert Sami und 5,5 Prozent Schwedisch als Muttersprache haben. Eine der bedeutendsten finnlandschwedischen Autorinnen ist Ulla-Lena Lundberg. Die 1947 geborene Schriftstellerin hat für ihre Sachbücher und Romane diverse Preise bekommen. ?Eis? ist das erste Buch Lundbergs, das ins Deutsche übertragen worden ist. In ?Eis? beschreibt die Autorin das Dasein einer Gemeinde, die abseits der Schiffsrouten auf einer kleinen Inselgruppe zwischen Finnland und Schweden lebt. Mit der Ankunft eines neuen Pfarrers bricht für die alteingesessenen Bewohner eine andere Ära an. Sprecher 1 Zitat: Brage Söderberg von der Küstenwache begrüßt die Pfarrersleute herzlich. Er heißt sie willkommen und erklärt, er habe sein Küstenwachboot unten am Steg, und falls sie vorhätten, den Kaufladen aufzusuchen, weil sie doch am ersten Tag sicher viele Dinge benötigten, dann würde es gut passen, wenn sie gleich mit ihm kämen. ?Danke?, antwortet der Pfarrer. ?Das Angebot kommt uns sehr gelegen, aber dürfen wir Ihnen wirklich solche Umstände machen?? ?Keine Umstände?, sagt der Mann von der Küstenwache. ?Man muss gucken, wie man zurechtkommt, wenn man auf einer Insel lebt.? In den Ohren der Pfarrersleute klingt es wie eine wunderbare und ganz und gar originelle Feststellung, bis sie im Lauf der Zeit merken, dass sie am Ort zum Standardrepertoire gehört. Mit ihr drückt man die Selbstverständlichkeit nachbarschaftlicher Hilfe aus und auch eine Unzahl eigenmächtiger Handlungen und kreativer Lösungen, die sich nicht immer an die Grenzen staatlicher Rechtsprechung halten. Der Pfarrer wittert eine Unabhängigkeit, nach der es ihn sein ganzes fest geregeltes Leben verlangt hat, und einen Anarchismus, der ihn große Sympathie für den noch namenlosen Brage Söderberg empfinden lässt. ( Übersetzung: Karl-Ludwig Wetzig ) O-Ton 7 Touko Siltale ?There is a bookmarket in swedish language in Finland... but the market is very little.? Sprecher 2 VO ?Nur um die dreihunderttausend Menschen hierzulande wachsen schwedischsprachig auf. Die schwedisch- finnische Literatur zeugt von einer wundervollen Tradition. Gleichzeitig muss man jedoch sagen, dass die Publikation dieser Werke eine Herausforderung darstellt, einfach, weil der Markt sehr klein ist.? Sprecherin 1: Sagt der Verleger Touko Siltale. Fünfeinhalb Millionen Finnen leben auf einem Terrain, das nur unwesentlich kleiner ist als das Deutschlands. Doch - gäbe es eine Lese-Weltmeisterschaft, so würde der diesjährige Ehrengast der Frankfurter Buchmesse bis auf einen alle Kombattanten schlagen - nur Island bringt, gemessen an der Einwohnerzahl, mehr Bücher heraus als der finnische Nachbar. Mit zehntausend neuen Titeln im Jahr besetzt Finnland den zweiten Platz. O-Ton 8 Stefan Moster ?Man hat schon sehr früh damit begonnen, Schriftsteller zu fördern. Es gibt eine Einrichtung dafür, eine Kommission. Dort kann man regelmäßig Stipendien beauftragen und die Stipendien sind von 'nem halben Jahr bis zu fünf Jahren. Und das sind zwar keine gewaltigen Summen, aber das ist steuerfrei und man kann davon leben.? Sprecherin 1: Stefan Moster. Er ist Übersetzer und Autor und lebt seit zwölf Jahren mit seiner Familie in Finnland. Alljährlich entleihen die Finnen in ihren Bibliotheken dreizehn Bücher pro Kopf - anders als die Deutschen, die es nur auf drei Exemplare bringen. Das kostenlose und umfassende Büchereinetz fußt auf einer Kulturpolitik, die allen Landesbewohnern freien Zugang zur Welt des Wissens ermöglichen will. Von diesem Gleichstellungsprinzip profitieren nicht nur die Leser. Die Autoren erhalten jedes Mal, wenn eines ihrer Bücher entliehen worden ist, eine kleine Gebühr. Und es gebe bei alldem noch einen weiteren Aspekt, sagt Stefan Moster. O-Ton 10 Stefan Moster ?Bibliotheken werden immer mehr zu Kommunikationsorten, vor allen Dingen für Jugendliche. Also wenn man in die großen Bibliotheken geht in Helsinki und in der Umgebung von Helsinki, dann sieht man, dass sich dort zum Beispiel viele junge Immigranten aufhalten. Wichtig ist, dass sie Sozialkontakte haben und überhaupt ein soziales Leben da führen und dass sie in Kontakt treten mit öffentlichen Einrichtungen.? Atmo 8 Türklingeln ( 1 ) Sprecherin 1: Markus Nummi, ?Bonbontag?: Sprecher 1 Zitat: Es hat noch nie an der Tür geläutet. Niemand ist je zu Besuch gekommen. Aber jetzt läutet es schon zum zweiten Mal. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Atmo 9 Türklingeln ( 2 ) Sprecherin 1: In Markus Nummis ?Bonbontag? geht es um Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt werden und um überforderte Erwachsene, die oft weder Freunde noch Bekannte haben und zu denen jahrelang niemand mehr zu Besuch gekommen ist. Sprecher 1 Zitat: Ein Hausierer? Die gab es nicht mehr. Die gehörten der Vergangenheit an. Und die landesweite Sammlung für die letzten Kriegsinvaliden dürfte derzeit auch nicht im Gange sein. Vielleicht wollte ein Kind Kalender zu Gunsten seines Baseballvereins verkaufen. Oder zwei Mormonen boten ihren Glauben an. Vor fünf Jahren hatte ein Installateur geklopft, weil es ein Stockwerk weiter oben einen Rohrbruch gegeben hatte. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Atmo 10 Tür wird geöffnet Sprecher 1 Zitat: Erkki öffnete die Tür. Kein Installateur, keine Mormonen, kein Kind. Eine Frau und ein Mann. Der Mann in Lederjacke, es sah fast nach Uniform aus. Die Frau ganz ohne Jacke oder Mantel. ?Könntest du vielleicht mein Taxi bezahlen?? fragte Paula. ( Übersetzer: Stefan Moster ) O-Ton 11 Stefan Moster ?Der Kulturunterschied zwischen Finnland und Deutschland ist klein, der ist kleiner als man denkt. Wir sind in Europa und zwar auf der reichen Seite Europas. Wir haben die skandinavische Staatsidee, demokratische Vorstellungen sind identisch. Also deswegen sind die Unterschiede viel geringer als man denkt. Die Finnen legen manchmal Wert darauf, die Umstände so hoch zu hängen. Und das hat natürlich damit zu tun, dass ein Großteil der Identität von der Sprache kommt.? Sprecherin 1: Finnlands bewegte Geschichte ist eng mit seinen Nachbarn im Osten und im Westen verknüpft - mit Russland und Schweden. Mehr als achthundertfünfzig Jahre lang gehörte das Land mal zu Schweden, dann wieder zu Russland. Teile des finnischen Terrains mussten abgetreten werden, einige wurden später wieder zurückgegeben. Nach einem kurzen, aber erbitterten Bürgerkrieg, der zwanzigtausend Finnen das Leben kostete, trat die demokratische Verfassung der neuen Republik Finnland schließlich im Jahre 1919 offiziell in Kraft. O-Ton 12 Stefan Moster?Die Literatur ist hier immer wertgeschätzt worden. Das nationale Selbstverständnis steht in engem Verhältnis zur Sprache und auch zu den Ausdrucksfähigkeiten der Sprache. Also das ist ein Land, das noch nicht lange selbständig ist. Das ist ein Land, das gibt es zwar zweisprachig, aber die Mehrheit ist finnischsprachig und erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die finnische Sprache eine gewesen, die alle gesellschaftlichen Bereiche, auch den akademischen Bereich, abgedeckt hat. Weil vorher alles schwedischsprachig war. Und für das nationale Selbstverständnis ist es wichtig zu sehen, dass man über eine Sprache verfügt, die alles kann, die auch Reichtum hat, ja.? O-Ton 13 Monolog / finnisch Sprecherin 1: Finnisch gehört zur uralischen Sprachfamilie. Das Finnische zeichnet sich durch eine sehr komplexe Grammatik aus, die sich stark von indoeuropäischen Sprachsystemen unterscheidet. Geschlecht und Artikel existieren in der finnischen Sprache nicht, ebensowenig wie die Genusdifferenzierung zwischen männlich, weiblich und sächlich. Dagegen wird im Finnischen zwischen belebt und unbelebt unterschieden - Menschen, Tiere, Bäume und Pflanzen bilden hierbei eine Gruppe, während Gegenstände und Dinge der anderen Gruppierung angehören. Überdies fällt die finnische Sprache durch ihren Reichtum an Vokalen auf. O-Ton 13 Monolog / finnisch bitte hochziehen, dann blenden O-Ton 14 Stefan Moster ?Es ist wohl eine sehr starke Erfahrung, die man macht, wenn die eigene Sprache als Kultursprache noch frisch ist. Wenn man dann merkt, dass in der Sprache auch eigene Erfahrungen ausgedrückt werden, dann hat es einen großen Wert. Es hat nichts Selbstverständliches, sondern immer 'was Besonderes. Und daher kommt das. Und deswegen hat Schreiben, Literatur, schon immer 'nen großen Stellenwert gehabt.? O-Ton 15 Iris Schwanck ?Not only the language ...This is something that differs us quite a lot from the scandinavian countries.? Sprecherin 2 VO ?Aber es ist nicht nur die Sprache - wir haben diese ureigene finnische Perspektive, die unter anderem darauf beruht, dass wir gewissermaßen zwischen Ost und West leben. Und das wiederum unterscheidet uns von den skandinavischen Ländern.? Sprecherin 1: Iris Schwanck, die Leiterin des finnischen Gastauftritts auf der Frankfurter Buchmesse. Im Vergleich zu Schweden, sagt sie, sei die Literaturgeschichte Finnlands erst sehr kurz. O-Ton 16 Iris Schwanck ?Finland was a very agrarian society still between the two world wars...That everything can be made very quickly, you know.? Sprecherin 2 VO ?Finnlands Gesellschaft war noch bis vor dem zweiten Weltkrieg hauptsächlich ein Agrarland. Und dann vollzog sich dieser enorm schnelle Wechsel von einer völlig traditionellen Gesellschaft in eine moderne, hochtechnisierte Nation. Auf unsere Literatur bezogen, denke ich, gibt es uns das Gefühl, irgendwie sei alles möglich. Und rasend schnell dazu!? Musik 4 Sprecherin 1: Im Roman ?Finnisches Feuer? entwirft die in Lappland aufgewachsene Autorin Johanna Sinisalo ein bedrohliches Zukunftsszenario. In ihrem Buch wird die oberste Staatsgewalt in Finnland vom Gesundheitsamt ausgeübt. Die Menschen sind ruhig gestellt worden und stehen permanent unter Beobachtung. Doch im Untergrund des finnischen Überwachungsstaats gibt es eine Widerstandsbewegung, die Chili anbaut - eine Droge, mithilfe derer die Nutzer richtig high werden, und, wenn sie es wünschen, in die Köpfe anderer Menschen schlüpfen können. Musik 4 Sprecher 1 Zitat: VANNA / VERA Oktober 2016 Ich hebe den Rock, spreize das Gummiband meines Slips und schiebe den Zeigefinger mit der Probe zum Testen hinein. Die Augen des Verkäufers weiten sich. Er hat Schattenflecken von den Ästen und dem spärlichen Laub des Ahornbaums auf dem Gesicht, das Augenweiß blitzt auf. Ich sehe, wie sich sein Adamsapfel beim Schlucken bewegt. Er sondert einen säuerlichen Geruch ab, in dem sich Teer und Mädesüß mischen. Angst, Verwirrung, Misstrauen. Er ist ein Amateur, wahrscheinlich ein Capser, der gerade erst abhängig geworden ist und seine Sucht mit Dealen finanziert. Obwohl er versucht, keine Miene zu verziehen, zuckt er zusammen, weil meine Bewegungen so routiniert sind. Ein Anfänger. Wahrscheinlich schockiert ihn auch der Anblick meiner Schamhaare. Kann sein, dass er so etwas noch nie gesehen hat. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 4 Sprecher 1 Zitat: Der Verkäufer sperrt den Mund auf, aber es kommt nichts heraus. Wer mitten in der Nacht illegal auf einem Friedhof unterwegs ist, will nicht unbedingt auf jemand wie mich treffen. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 4 bitte hoch, dann wieder unterlegen Sprecher 1 Zitat: Zuerst breitet sich ein Brennen im Unterleib aus, die Schamlippen und die Vagina werden glutheiß. Die ersten Schweißperlen bilden sich unter den Augen, dann am Haaransatz und bald darauf im Nacken. In den Ohren rauscht das Blut. Der Stoff glüht wie ein brüllender Bass, fast wie Infraschall, sein Brennen enthält fantastische dunkelbraune Nuancen. Ich hole tief Luft und lächle breiter, als sinnvoll wäre. ?Ich kaufe es.? ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 4 bitte hoch, dann blenden Sprecherin 1: Die meisten der in ?Finnisches Feuer? unterdrückten Bürger aber haben sich in ihr Schicksal ergeben, leiden stumm und folgen den in regelmäßigen Abständen erteilten Befehlen der Staatsobrigkeit. Sprecher 1 Zitat: Gleichstellungsbefehl Neulapää Vanna FN-140699-NLP Hiermit werden Sie aufgefordert, gemäß der unten aufgeführten Angaben Ihren Dienst auf dem Paarungsmarkt anzutreten. Paarungsmarktbezirk: Nördliches Pirkanmaa Dienstantritt: 1.6.2015 Ort des Dienstantritts: Paarungspalast, Hämeenkatu 30, Tampere Dieser Gestellungsbefehl gilt als Fahrkarte für die Staatliche Eisenbahn und die Fahrzeuge der Staatlichen Verkehrsbetriebe auf der Strecke vom Wohnort zum Zielbahnhof. Wer nicht zur festgesetzten Zeit zum Dienst antritt, wird bestraft. Mittellose Rekrutinnen haben die Möglichkeit, staatliche Einkleidungshilfe zu beantragen ( Übersetzer: Stefan Moster ) Sprecherin 1: In ?Finnisches Feuer? thematisiert Johanna Sinisalo auch die frauenverachtende Haltung dieses Regimes. Sie beschreibt, wie es einigen der für den Paarungsmarkt vorgesehenen Frauen trotz der Überwachungsmaßnahmen gelingt, miteinander zu kommunizieren und sich am Ende der Unterdrückung zu entziehen. O-Ton 17 Johanna Sinisalo ?I think that Finland is one of the most emancipated countries ... lose all rights we have if we are not alert of the possible risks.? Sprecherin 2 VO ?Finnland ist eins der emanzipiertesten Länder, wenn es um Frauen geht. Nur - wenn man sich umschaut, gibt es heutzutage doch eine ganze Reihe von Staaten, die genau in dieser Hinsicht ausgesprochen rückständig sind. Mir ist es wichtig, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass unsere Situation nicht selbstverständlich ist und dass wir daran arbeiten müssen, nichts von alldem zu verlieren.? Sprecherin 1: Johanna Sinisalo ist sechsundfünfzig Jahre alt. Ihre Augen funkeln hinter der schmalen Brille. Sie wirkt energisch, selbstbewusst und gleichzeitig überraschend scheu. Johanna Sinisalo wurde als Autorin von Sciencefiction- und Phantasy-Geschichten und als Drehbuchautorin bekannt. ?Finnisches Feuer? ist ihr siebter Roman. O-Ton 18 Johanna Sinisalo ?Of course our weather and our seasons they affect... writers have some kind of connection to this kind of literary root we have.? Sprecherin 2 VO ?Das Wetter und die markanten Jahreszeiten hierzulande prägen uns sehr. Unsere Vorfahren saßen im Herbst und während der langen Winternächte am Feuer und erzählten Geschichten. Kein Wunder also, dass unsere mündlich überlieferte Tradition sehr reichhaltig ist. Oft spielen darin Mythen und volkstümliche Erzählungen eine große Rolle. Ich denke, die meisten finnischen Schriftsteller haben auf irgendeine Weise immer noch eine Verbindung zu diesen literarischen Wurzeln.? Atmo 11 Gong / Tusch bitte Kreuzblende mit Chor-Musik 5 ( Kalewala ) Sprecher 1 Zitat: Der wackre Alte Wäinämöinen lebte ruhig dahin auf seinen Fluren, in den Wäldern in Kalewas Land. Er raunte seine Verse, murmelte seine Sprüche, Tag auf Tag, Nacht auf Nacht, ununterbrochen - geheime Worte der Erinnerung an den Ursprung der Dinge, wie Kinder sie nicht wissen können, Männer kaum verstehen in dieser bösen Zeit, hier am Rand unseres Abgrunds. ( Übersetzer: Gisbert Jänicke ) Chor-Musik 5 ( Kalewala ) bitte hoch, dann wieder unterlegen Sprecherin 1: Das finnische Nationalepos Kalewala, in der Übersetzung von Gisbert Jänicke. Chor-Musik 5 ( Kalewala ) bitte hoch, dann wieder unterlegen Sprecher 1 Zitat: Weithin eilte die Kunde, weit drang die Nachricht von den Künsten des Alten, von Wäinämöinens Zauberei. Kunde drang nach Süden, Nachricht bis nach Nordort. Da war der junge Joukahainen, ein jämmerlicher Lappe. Der ging einmal in den Ort, da hörte er seltsame Dinge, dass jemand Zauberworte wisse auf Kalewas Fluren, in den Wäldern in Kalewas Land, bessere noch dazu, als er selber wusste, von seinem Vater gelernt hatte. Das ärgerte Joukahainen gar mächtig. Darum trat er vor seine Mutter und Erzieherin und sagte, dass er hinaus wollte, dass er fahren wolle in Wäinämöinens Land, sich mit dem Alten zu messen. ( Übersetzer: Gisbert Jänicke ) Chor-Musik 5 ( Kalewala ) bitte hoch, dann Kreuzblende mit Atmo 12 Museum Sprecherin 1: Die Schülerinnen und Schüler, die sich hier in Helsinkis Ateneum im Halbkreis um ihre Lehrerin gruppiert haben, können diese Verse auswendig hersagen. Sie kennen die alten Weisen des Kalewala und natürlich auch seine Helden in Wort, Schrift und Bild. Genauso geht es den um die hundertzwanzig Erwachsenen jeden Alters, die sich ebenfalls zur Kalewala-Ausstellung im ersten Stock des ehrwürdigen Museums versammelt haben. Atmo 12 Museum bitte hoch, dann bitte wieder unter Text Sprecherin 1: Auf einem der hier ausgestellten Gemälde ist der grimmig dreinschauende Wäinämöinen abgebildet. Der heldenhafte Sänger und Schamane, der die Fähigkeit besitzt, seine Gegner in den Sumpf zu singen, hat die Ärmel seiner Tunika bis über die Ellenbogen hinaus aufgekrempelt und schürt ein Feuer. Eine weitere Abbildung, die viele Blicke auf sich zieht, ist die des Wasserweibs Ilmatar, der Urmutter der finnischen Mythologie. Ein Vogel hat auf ihren Knien sieben Eier niedergelegt. Die Anwesenden, Kinder und Erwachsene, wissen eben so gut wie die Kinder, wie das ausgeht. Ilmatar wird ungeduldig werden, die Eier fallen von ihren Knien und die Welt entsteht. Chor-Musik 5 ( Kalewala ) bitte nach einigen Sek. unterlegen Sprecher 1 Zitat: Am Boden zerschellten die Eier, sie zerbarsten in Stücke.Sie sanken nicht in den Schlamm, gingen nicht im Wasser verloren. Die Stücke wandelten sich in Gutes, in Schönes - die Splitter aus der unteren Hälfte der Eier entstand die Erde, aus der oberen Hälfte der Eier der Himmel darüber; aus dem inneren Teil, dem Dotter, entstand die strahlende Sonne, aus dem äußeren Teil, dem Weißen, entstand der leuchtende Mond, was bunt im Ei gewesen, das wurden die Wolke der Lüfte. ( Übersetzer: Gisbert Jänicke ) Chor-Musik 5 ( Kalewala ) bitte hoch und blenden Sprecherin 1: Am 28. Februar des Jahres 1835 beendete der Arzt und Finnisch- Professor Elias Lönnrot das Vorwort zum von ihm zusammengestellten Epos Kalewala. Bei seinem Versuch zu beweisen, dass die Geschichte der Finnen ähnlich ruhmreich war wie die ihrer Nachbarn, hatte Lönnrot keine Mühen gescheut: Per Boot, zu Fuß und auf Skiern legte er zwanzigtausend Kilometer zurück. Entlang des Weges entlockte er den oft sehr abgeschieden wohnenden Menschen Lieder, die bis dahin ausschließlich mündlich weitergegeben worden waren. Die Essenz des Ganzen führte er in knapp dreiundzwanzigtausend Versen zusammen, die als finnisches Nationalepos gelten. Das Kalewala wird in den Schulen des Landes besprochen, und die Sagen, Heldentaten und Beschwörungsgesänge schlagen sich in der bildenden Kunst, der Musik und in der Literatur des Landes nachdrücklich nieder. O-Ton 19 Miina Supinen ?It's like origin story of the whole world ... little bit like Nibelungen I guess.? Sprecherin 2 VO ?Das Kalewala ist unsere Entstehungsgeschichte der Welt - ich denke, es ist so etwas wie das Nibelungenlied.? Sprecherin 1: Sagt die Autorin Miina Supinen. O-Ton 20 Miina Supinen ?There's Wäinämöinen who plays Kantele...Yes it's very important.? Sprecherin 2 VO ?Wäinämöinen zum Beispiel ? er spielt die Kantele, eine Art Zither. Und er singt so wundervoll, dass die gesamte Natur sich ihm zuwendet, um ihm zu lauschen. Und dann sind da all diese jungen Helden, die sich in die Unterwelt begeben und wieder in die Ursprungswelt zurückkehren. Die damit verbundenen Geschichten gingen in traditionelle Weisen ein. Ich habe selbst noch einige dieser Lieder in der Schule gelernt. Wir Finnen sind stolz auf das Kalewala und halten die Tradition lebendig.? O-Ton 21 Aki Ollikainen ( finnisch ) Sprecher 2 VO ?Die Jugend hat immer ihre eigene Sprache, auch hier in Finnland. Ich halte mich selbst aber für nicht mehr jung genug, dass ich in dieser Hinsicht mithalten könnte.? Sprecherin 1: Aki Ollikainen ist Jahrgang 1973, mittelgroß und von kräftiger Statur. Er wirkt schüchtern, hat aber zugleich etwas Verschmitztes. Der Erfolg ist dem Autor nicht zu Kopf gestiegen. Sein 2012 erschienenes Debut ?Das Hungerjahr? hat sich nicht nur überraschend gut verkauft, es hat ihm auch einen renommierten Buchpreis eingebracht. Aki Ollikainens Roman führt ins Jahr 1867, als Finnland zum russischen Zarenreich gehörte. Nach Missernten und langen, harten Wintern befinden sich Zehntausende Finnen auf der Flucht nach St. Petersburg. Auch die Bäuerin Marja macht sich mit ihren beiden Kindern auf den Weg. Denn in St. Petersburg, hört die junge Mutter wieder und wieder, gebe es Brot für alle. Diese Hoffnung soll sich nicht bewahrheiten - auf den Straßen der Metropole sieht Marja Not und Hunger. Musik 6 Sprecher 1 Zitat: Ein Mann kommt um die Ecke und springt vor Marja wie ein überraschter Hase. In seinen Augen liegt der gleiche Blick wie bei Peni, dem Hund von Pajula, den Lauri im Suff schlug, bis er wahnsinnig wurde. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 6 Sprecher 1 Zitat: Der Mann rutscht aus, als er Marja ausweichen will, kann sich aber abfangen und eilt in unverminderter Geschwindigkeit, bloß auf allen Vieren, weiter über die Straßenkreuzung. Drei herrschaftlich aussehende Männer holen ihn ein. Einer trägt einen Wolfspelz. Er packt den auf allen Vieren Rennenden am Mantelkragen und reißt heftig daran. Der Flüchtige fährt hoch wie ein Pferd, das sich auf die Hinterbeine stellt. Dann rutscht er aus und sinkt in seinem Mantel zusammen. Der im Wolfspelz schleudert ihn wie eine ungezogene Katze auf die Straße. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 6 Sprecher 1 Zitat: Ein kleiner, ausgetrockneter Mann mit hängendem Schnauzbart schlägt dem Dieb den Mantel zur Seite. Der Schnauzbärtige holt aus den Tiefen des Mantels einen Fleischbrocken hervor und hält ihn zum Zeichen des Triumphs für alle sichtbar in die Höhe. Dann rammt er dem Dieb den Fleischbrocken plötzlich ins Genick. Der Getroffene erschlafft und bleibt so auf der Straße liegen. Nicht wegen der Wucht des Schlags, sondern weil er keine Kraft hat, sich zu wehren. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 6 bitte hoch, dann blenden O-Ton 23 Touko Siltale ?I happened to be his publisher...10.000 copies which is fabulous.? Sprecher 2 VO ?Ich war damals Akis Herausgeber. 'Das Hungerjahr' war ein toller Start! Wir hatten zunächst eine Auflage von siebenhundert Exemplaren im Sinn. Dann gewann Aki den Finnischen Literaturpreis für das beste Debut. Und am Ende verkauften wir zehntausend Kopien, was wirklich großartig ist!? Sprecherin 1: Die meisten literarischen Debuts kämen in Finnland mit mehreren hundert, maximal mit zwei- oder dreitausend Exemplaren auf den Markt, sagt der Verleger Touko Siltale. Selbst bekannte finnische Autoren erreichten oft nur eine Auflage von mehreren zehntausend Büchern. O-Ton 24 Touko Siltale ?Last year there... But really ? one hundred thousand books in Finland is a massive bestseller.? Sprecher 2 VO ?Im vergangenen Jahr konnten wir allerdings zwei Romane über hunderttausendmal verkaufen. Das waren Bücher von sehr angesehenen Autorinnen - Sofi Oksanen und Ulla-Lena Lundberg. Hunderttausend Exemplare oder sogar mehr, das ist in Finnland ein absoluter Bestseller!? Sprecherin 1: Die Tatsache, dass Finnlands Schicksal immer wieder auf Messers Schneide gestanden hat, beschäftigt viele finnische Autoren bis heute. So setzen sich Sofi Oksanen und Rosa Liksom unter anderem mit dem Stalinismus auseinander, während sich Aki Ollikainen auf das Elend der sogenannten ?Hungerjahre? bezieht. Damals war Finnland als Großfürstentum ins russische Reich integriert. Die von 1866 bis 1868 währende Hungersnot raffte zweihundertsiebzigtausend Menschen dahin. O-Ton 25 Aki Ollikainen ( finnisch ) Sprecher 2 VO ?Dieses Thema ist ja universal, denn der Hunger und, überhaupt, die Unterschiede, sind doch nicht von der Welt verschwunden. Und es spiegelt sich auch im Interesse, das die Leser an dem Buch haben. Die Kriege und was sie hier in Finnland bewirkt haben, die damit verbundenen Krisenzeiten... Das ist für Finnen immer noch von großer Bedeutung. Ich versuche herauszufinden, was in den Köpfen der Menschen herumspukt. Dann schreibe ich es in einer Weise nieder, dass es so dicht wie möglich an den Leuten ist.? Musik 7 O-Ton 26 a ) Stefan Moster ( spricht die finn. Version des nun folgenden Buchzitats ) bitte eine Weile stehen lassen, dann unter d. Zitat legen Sprecher 1 Zitat: Sie bindet Juho ihr Kirchenkopftuch um die Ohren und schlingt noch den Schal darum. Selbst setzt sie sich Juhanis Pelzmütze auf. Sie dreht sie hin und her und beschließt am Ende, dass sie am besten falsch herum sitzt. ?Zieh' dir alles über, was du findest?, weist sie Mateleena an. Marja zieht sich indessen Juhanis schwarzen Lodenmantel über. Er sieht wie ein Beerdigungskleid aus, denn Juhani ist ein großer Mann. Er war es. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 7 u. O-Ton 26 b ) Stefan Moster ( spricht die finn. Version des Buchzitats ) bitte hochziehen Sprecher 1 Zitat: ?Wir müssen Holz für Vater holen?, sagt Mataleena. Marja wirft einen Blick auf Juhani und geht nach draußen. Das Licht schießt in die Nasenlöcher und die Augen, es dringt unter die Kleider und kommt durch alle Öffnungen in den Körper und füllt für einen Moment die vom Hunger ausgefüllte Leere. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 7 bitte hoch und O-Ton 26 c ) Stefan Moster ( spricht die finn. Version des Buchzitats ) bitte kurz hochziehen Sprecher 1 Zitat: Mataleena streichelt mit dem Fäustling Juhanis Handrücken. Juho lehnt den Kopf an die Stirn seines Vaters. In dieser Haltung sieht der Junge rührend und drollig aus, und Marja beschleicht große Traurigkeit. Sie spürt, wie ihr Kinn zittert, aber sie hustet und spuckt das Weinen in den Ofen. ( Übersetzer: Stefan Moster ) O-Ton 26 d ) Stefan Moster ( spricht die finn. Version des nun folgenden Buchzitats ) bitte hochziehen, dann unterlegen Sprecher 1 Zitat: Mataleena führt ihren Bruder zur Tür. Marja drückt Juhani indessen das letzte Strohbrot in die Hand. Sie füllt den Topf mit Schnee und stellt ihn in Reichweite ihres Mannes neben das Bett. ?Mehr kann ich nicht tun?, flüstert sie. Juhani packt ihre Schulter und versucht sich aufzurappeln, schafft es jedoch nicht. Er kann gerade noch etwas Unverständliches röcheln, bevor er wieder auf den Rücken sinkt. Marja nimmt seine Hand von ihrer Schulter und legt sie ihm auf die Brust. Sie drückt Juhani die Lippen auf die Stirn und überraschend auch auf die Lippen, lässt sie dort lange verweilen, atmet ein letztes Mal im selben Takt mit ihrem Mann. ( Übersetzer: Stefan Moster ) Musik 7 bitte hoch u. blenden O-Ton 27 Katja Kettu ?In the time summer 1944 we were occupied ...so we had to change the coat.? Sprecherin 2 VO ?Im Sommer des Jahres 1944 kam es in Finnland zu einer einschneidenden Veränderung. Die deutschen Alliierten, die uns gegen die Sowjetunion beigestanden hatten, sahen sich im Krieg einer Niederlage nach der anderen gegenüber. Und weil unser Land wieder unter sowjetische Besatzung kam, mussten wir uns dazu verpflichten, die Deutschen zu vertreiben und damit eine völlig andere Richtung einschlagen.? Sprecherin 1: Katja Kettu. Die 1978 geborene Filmproduzentin und Autorin hat ihr dunkles, langes Haar zur Hälfte hochgesteckt. Die andere Hälfte fällt in einem duftig toupierten Zopf auf ihre Schultern. Ihre Augen blitzen. Katja Kettu gehört zu einer Gruppe jüngerer finnischer Autoren, die sich literarisch mit der deutschen Besatzungszeit befassen. Ihr Roman ?Wildauge? stützt sich auf die Aufzeichnungen ihrer Großmutter. Wildauge wird die finnische Hebamme genannt, die sich kurz vor Beginn des Lapplandkriegs in einen SS-Offizier verliebt und am Ende zur Komplizin der skrupellosen Lagerleitung wird. Sprecher 1 Zitat: ?Warum nennen sie dich Schlächter der Ukraine?? ?Irgend'ne Witzelei.? ?Johannes. Sieh mich doch wenigstens an. Sag, dass Mascha nicht dort in den Kuhstall gesteckt wird!? ?Das entscheide nicht ich.? Aber du warst doch der Kommandant dieses Lagers! Du zucktest die Achseln. Die Finnen waren dabei, die Waffenbrüderschaft aufzukündigen. ?Ich mach alles, was du willst, wenn ich das Mädchen behalten darf.? Du brachtest mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. ?Hörst du das Gelächter?? ?Da krächzen nur die Krähen.? ?Die ganze Nacht verfolgen sie mich. Die Frauen da bei der Grube. Auch jetzt lachen die mich aus.? Dann holtest du deine Mauser und ballertest in die Luft. Es ertönte ein Schrei und ein Rabe plumpste zu Boden. Er begann zu jammern wie ein Menschenkind. ?Hast du gesehen? Auch der verhöhnt mich.? Du hobst den Fuß und drücktest ihn gegen den Kopf der Krähe. Ein Krachen ertönte. Eine schöne rote Träne quoll aus den Nasenlöchern des Vogels. Du trampeltest den Kopf der Krähe platt und schriest: ?Halt's Maul! Sei still, still, still!? ( Übersetzerin: Angela Plöger ) Sprecherin 1: Finninnen, die sich im Zweiten Weltkrieg auf eine Liaison mit einem deutschen Soldaten einließen, waren nicht gut angesehen. Mit der Unterzeichnung des Friedensvertrags mit Russland im Jahre 1944 wurden die ehemaligen deutschen Waffenbrüder plötzlich zu Feinden. Und ihre finnischen Geliebten, die womöglich sogar ein finnisch-deutsches Kind austrugen, luden Schande auf sich und ihre Familien. Sprecher 1 Zitat: Jede verlorene Minute, jede Stunde, jeder Lidschlag. Jeder Augenblick ohne dich ist vertan. Ich wollte dir sagen, wie begrenzt alles ist und wie ich mein Leben lang auf dich gewartet habe. Als ich erwachte, warst du da. Du sahst mich unverwandt an, halb bedeckt von fremden Haaren, neben dem Metallbett im Schein der Petroleumlampe, und dieser Anblick war der schönste meines Lebens. Ich hatte das Gefühl, von den Toten auferstanden zu sein. Du beugtest dich herab, nahmst meine Zehen in den Mund und saugtest Leben hinein. Ich spürte die Wärme. Sie schoss mir als Qual und Schmerz in Füße und Fingerspitzen, sie flutete mir in die Glieder, dass ich meinte, die Adern würden mir explodieren. Dann ließ der Schmerz nach und ich wusste, dass ich mit Sicherheit am Leben war. Im Kamin hörte ich das Knattern des Windes. Das Herz des Winzlings, das gegen mein Brustbein pochte. Das Kind ist nicht gestorben. Wir sind wieder zusammen. Weiter habe ich nichts zu erzählen. ( Übersetzerin: Angela Plöger ) Sprecherin 1: ?Wildauge? von Katja Kettu. Auch einige andere Autorinnen und Autoren ihrer Generation greifen das Thema der sogenannten ?Soldatenliebchen? heute auf und setzen so dieser kleinen, beinahe ins Vergessen geratenen Randgruppe, ihren Großmüttern, ein literarisches Denkmal. Atmo 13 ( Reden, Geschirr klappert ) Sprecherin 1: Ein Tanz- und Speiselokal in der westfinnischen Großstadt Tampere. Noch wogt die Unterhaltung durch den Saal, das Besteck klappert und Kellner schenken Wein nach oder räumen Teller ab, um Platz für den nächsten Gang, für den Salat, den geräucherten Fisch, die mit zerlassener Butter servierten Kartoffeln und die Pfannkuchen mit Konfitüre zu machen. Atmo 13 ( Reden, Geschirr klappert ) Sprecherin 1: Das Lokal ist einfach und zweckmäßig eingerichtet - viel Holz, Stühle, deren quergestreifte Samtbezüge schon bessere Tage gesehen haben. Die Gäste sind allerdings ungewöhnlich festlich gekleidet. Manche der Frauen tragen gerüschte Röcke mit farblich abgestimmten Blusen, andere Kostüme mit goldglitzernden Broschen. Auch einige Männer haben ihren Anzug und die Krawatte aus dem Schrank geholt. Nach dem Essen erscheint auf dem Schild an der Wand des Tanzsaals eine Leuchtschrift, die im Wechsel Damen- oder Herrenwahl verkündet. Mit melancholischem Gesichtsausdruck greifen die Mitglieder der Kapelle in die Tasten, der Sänger räuspert sich und der Tangoabend nimmt seinen Lauf! Musik 8 Tango Sprecherin 1: Mauri Antero Numminen: Tango ist meine Leidenschaft. Sprecher 1 Zitat: Im Alten Keller war, wie ich sah, Tanz zum Nulltarif angesagt. Dort sollte Benjamin's Group auftreten. Meister Benjamin in Person am Syntheziser. Warum auch immer bemerkte er mich, und kaum war die erste Nummer beendet, griff er sich das Akkordeon und fing an, Tango zu spielen. Sicher wusste er, dass ich ein Tango-Freak bin. Möglich sogar, dass ihm aufgefallen war, dass ich überhaupt nichts anderes tanze. Sprecherin 1: Der Tango, den Auswanderer vor mehr als hundert Jahren nach Finnland brachten, fand seine eigentliche Bestimmung erst im Krieg gegen die Sowjets. Diese Musik barg die Leidenschaft und den Kampfgeist, den die Finnen nicht aufzubieten wagten, als die sowjetischen Truppen das mittlerweile unabhängige Land im Jahre 1939 überfielen. Außerdem, so der Tangomusiker und Autor Mauri Antero Numminen, sei der Tango die Möglichkeit für ihn und seine chronisch scheuen Landsleute, einer Frau zu bedeuten, dass sie sie lieben. Musik 8 Tango Sprecher 1 Zitat: Benjamin Hörmann war in Tango-Höchstform. Sein Instrument atmete Sehnsucht und Verlangen, ohne dass er jedoch vom Grundrhythmus abkam. Man konnte leicht dazu gehen. Zusammen mit meiner Dame schob ich mich näher an die Band und nickte Zustimmung in Richtung Musiker. Der nächste Tango begann, eine alte Zigeunermelodie. Hörmann wurde noch besser, seine Quetschkommode schluchzte förmlich. Wir Finnen sind ja umso glücklicher, je unglücklicher die Melodie ist. Einer unserer Dirigenten, Jani Uhlenius, hat mal gesagt, dass die Finnen die einzige Nation auf der Welt sind, die in Moll fröhlich ist. ( Übersetzung: Eicke Fuhrmann ) Musik 8 bitte blenden Sprecherin 1: Davon zeugt auch Finnlands lukrativster literarischer Exportartikel - die Mumin-Bücher der Finnlandschwedin Tove Jansson. Die von der 2001 verstorbenen Autorin und Malerin erfundenen weißen Trolle, die im menschenfernen Mumintal wohnen, hecken nämlich nicht, wie es zunächst scheint, nur lustige Streiche aus. Tove Jansson brachte das in einem Interview vor fünfzig Jahren einmal so zum Ausdruck: Sprecher 1 Zitat oder Sprecherin 2 VO? Falls meine Geschichten eine besondere Anziehungskraft auf einen bestimmten Typ Leser ausüben, dann vielleicht auf Sonderlinge. Ich meine damit Menschen, denen es schwerfällt, sich einzuordnen, solche, die abseits oder am Rande stehen. Sprecherin 1: Die in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs entstandenen Geschichten bergen zwar den Trost der wundersamen Zuflucht im Mumintal und eine beinahe zärtliche, fröhliche Heiterkeit. Doch zugleich sind sie durchzogen von sintflutartigen Überschwemmungen, Beinahe-Katastrophen, Einsamkeit, Kommunikationsproblemen und der unnachgiebigen Starre des Winters. Musik 9 Sprecher 1 Zitat: An einem grauen Morgen fiel der erste Schnee im Mumintal. Dicht und lautlos kam er angehuscht, und innerhalb von ein paar Stunden war alles weiß. Mumin stand auf der Treppe und sah zu, wie das Tal sich eine Winterdecke überzog. Mumin schloss die Tür, ging zu seiner Mutter hinein und sagte: ?Der Schnee ist da.? ?Ich weiß?, sagte die Mumin-Mutter. ?Ich habe euch schon die Betten hergerichtet mit den allerwärmsten Decken.? So bereiteten sich die Muminfamilie und alle ihre Freunde und Bekannten umständlich und sorgfältig auf den langen Winter vor. Draußen fiel der Schnee unhörbar und dicht. Er bedeckte bereits die Treppe und hing schwer über Dach und Gesims. Die Uhren hörten auf zu ticken, eine nach der anderen. Der Winter war da. ( Übersetzung: Birgitta Kicherer ) Musik 9 bitte hoch und blenden Sprecherin 1: Zwei Monate nach Tove Janssons 100. Geburtstag bringen die Finnen Krimis und Kriege, ?Finnisches Feuer?, ihren eigenwilligen Humor, den Tango, ihre Mythen - und die Mumins zu ihrem literarischen Gastlandauftritt in Frankfurt mit. Janssons phantasievoll-naive Gegenwelt zur Kriegszeit und ihren Nachwehen verzaubere Kinder und Erwachsene gleichermaßen und habe etwas Zeitloses, sagt ihre Nichte Sophia. O-Ton 28 Sophia Jansson ?The Mumin books they are also timeless because there are little sorts of moments in peoples' lives, and you can read them any time.? Musik 9 Sprecher 1 Zitat: Alle hatten den Zauberer lachen gesehen, aber niemand hätte vermutet, dass er lächeln konnte. Jetzt aber breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Er war so froh, dass es überall sichtbar wurde, an seinen Ohren, an seinem Hut, an seinen Stiefeln! Ohne ein Wort zu verlieren, schwenkte er seinen Mantel über das Gras und, siehe da: Der Garten wurde von rosenroten Flammen erfüllt - vor ihnen lag ein Zwilling des Königsrubins, ein Königinnenrubin! ( Übersetzung: Birgitta Kicherer ) Musik 9 Sprecher 1 Zitat: Vor dem Zauberer wand sich eine lange Schlange aus piepsenden, lachenden, brummenden, quietschenden Waldbewohnern, die alle einen Wunsch erfüllt haben wollten. Wer etwas Dummes wünschte, durfte seinen Wunsch wiederholen, der Zauberer war nämlich glänzender Laune. Noch nie war so ausgiebig im Mumintal gefeiert worden! Oh Wonne, wenn man alles aufgegessen und ausgetrunken hat, wenn man über alles geredet und sich die Füße müde getanzt hat und dann in der stillen Stunde vor Sonnenaufgang zum Schlafen nach Hause gehen darf. ( Übersetzung: Birgitta Kicherer ) Musik 9 1