COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Länderreport: Der neue Nürburgring - eine endlose Skandalgeschichte .11.1.12 Länge: 19:17 Min. Autor: Ludger Fittkau Redaktion: Heidrun Wimmersberg Beitrag beginnt mit O-Ton -Collage (Rennwagengeräusche, überblenden mit Gedicht) Eifelland- fühlst du die Schauer neuen Lebens pulsend zittern. Wache auf aus Deiner Trauer, jauchze zu den Lenzgewittern! (Radioübertragung von 1957) Wenn wir hier, an Start und Ziel sind, dann sind es ja noch zwei Runden- und da kommen die ersten beiden. Ich halte die Stopp-Uhr. Hawthorn, Collins und ... Fangio! Juan Manuel Fangio im August 1957 auf dem Nürburgring. Der viermalige Formel 1- Weltmeister versucht nach einem verpatzten Boxenstopp in einer rasanten Aufholjagd, zwei weit vorausfahrende Konkurrenten wieder einzuholen. 1,22: Hier meldet sich das Karussell, das ist hier der absolute Höhepunkt, mehr kann nicht geboten werden. Taschentücher winken überall, vielleicht ist Fangio vorn. Jetzt haben wir ihn: jawoll, Juan Manuel Fangio vorn! Fangio schafft es und wird damit zum fünften Mal Weltmeister - ein Rekord der erst 2003 vom deutschen Formel 1-Helden Michael Schumacher gebrochen wird. Für viele Kenner des Motorsports war der "Große Preis von Deutschland" in der Eifel 1957 mit dem Sieg Juan Manuel Fangios das größte Autorennen aller Zeiten- ein ganz entscheidender Beitrag zum "Mythos Nürburgring." O-Ton Fangio (spanisch, voice over) Ich danke ihnen, dass sie hier her gekommen sind und er ist ganz überrascht, dass so viele Leute heute hier her gekommen sind. Heute, mehr als ein halbes Jahrhundert später, kommt fast niemand an den Nürburgring - zumindest im Winter. Und dies, obwohl hier seit zwei Jahren ein mit mehr als 330 Millionen Euro Steuergeldern finanziertes Freizeitzentrum Vergnügungssuchende auch dann anlocken sollte, wenn kein Autorennen stattfindet. Ja, Nürburgring ist klar. Immer schon von gehört, bin in Deutschland geboren, noch zu Lauda- und Rindt-Zeiten. Der in Deutschland geborene US-Amerikaner Jochen Schäfer ist einer der wenigen Touristen, die sich an diesem Wintertag zum Nürburgring verirren und vor verschlossenen Türen stehen. Schäfer wusste nicht, dass große Teile des Freizeitzentrums inzwischen geschlossen sind und zum Jahreswechsel viele Mitarbeiter entlassen werden. Die Rennwagen von Niki Lauda und Jochen Rindt in einer Ausstellung habe er sich ansehen wollen, erzählt Schäfer, der vor Jahrzehnten nach North Carolina ausgewandert ist: Ja, jetzt kann ich mir die Autos leider nicht angucken, weil es geschlossen ist. Das ist schon wieder nicht so schön für Touristen, die von weiter wegkommen. Für Leute wie uns, das wäre natürlich das Interessante, jetzt. "Der neue Ring. Machen sie sich auf was gefasst". Das hatte Walter Kafitz, der ehemalige Chef der landeseigenen Nürburgring GmbH, noch Anfang 2009 versprochen. "Ring Racer" - so taufte man die angeblich schnellste Achterbahn der Welt, die am Nürburgring installiert wurde. Beim Formel 1- Rennen 2009 setzte sich dann Michael Schumacher in die Achterbahn, die für wenige Tage lief: Ui,ui,ui - na beim Formel 1- Rennen war ich eigentlich immer relativ ruhig - hier, ich weiß ja, dass das relativ neu ist das Ganze, ich hoffe, dass das dann auch die Erwartungen erfüllt. Die Achterbahn "Ringracer" erfüllte trotz Schumachers guter Worte die Erwartungen nicht - wenige Tage nach der Promi-Probefahrt wurde das Fahrgeschäft aus technischen Gründen wieder stillgelegt und blieb es bis heute. Die Achterbahn ist ein Symbol für das Scheitern des gesamten Freizeitparks. Ex- Ring-Chef Walter Kafitz steht vor dem jetzt beginnenden Prozess gegen ihn längst vor den Scherbenhaufen dessen, was er einmal als "eine Art Lebenswerk" bezeichnet hatte, als "dritten großen Abschnitt in der Geschichte des Nürburgrings" nach der Gründung der Rennbahn 1927 und dem Bau der Grand-Prix-Strecke 1984. Kafitz wollte 500 Arbeitsplätze am Ring schaffen, heute sind es nicht einmal mehr als 200. Ich habe mehrfach Kurt Beck aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, dass Herr Kafitz entlassen wird. Herr Kafitz schadet dem Ring, dem Image, als auch der Finanzierung. Er muss seinen Stuhl räumen, weil mit diesem Geschäftsführer ist eine Zukunft nicht denkbar. Christian Baldauf, der stellvertretende Chef der CDU-Landtagsfraktion, fordert Kafitz´ Kündigung schon 2009. Tatsächlich wird der gescheiterte Nürburgring- Geschäftsführer bald darauf entlassen. Regulär wäre der Vertrag des Ring-Chefs noch bis 2014 gelaufen. Walter Kafitz wirft nach seiner fristlosen Kündigung seinem früheren Arbeitgeber, der landeseigenen Nürburgring GmbH vor, ihn zum Sündenbock für das Desaster an der Autorennbahn zu machen. Mit einer Klage will er 1 Million Euro Entschädigung durchsetzen - vergeblich. Ab dem 17.1. sitzt Walter Kafitz nun selbst auf der Anklagebank. Die landeseigene Nürburgring GmbH will von ihrem ehemaligen Spitzenmanager 8,3 Millionen Euro Schadensersatz. Nicht nur Ring-Geschäftsführer Kafitz, sondern auch der rheinland-pfälzische SPD- Finanzminister Ingolf Deubel muss 2009 seinen Posten wegen des Missmanagements am Ring räumen. Deubel trägt zu diesem Zeitpunkt als Aufsichtsratschef der Nürburgring GmbH Mitverantwortung für das Scheitern der geplanten Privatfinanzierung des neuen Freizeitzentrums. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Koblenz gegen Ingolf Deubel sind bis heute noch nicht abgeschlossen. Als Finanzminister hatte er immer versprochen, die SPD-Regierung werde dem Steuerzahler nicht mehr als 50 Prozent der Kosten für den "Neuen Nürburgring" aufbürden: Wir haben beim Start des Nürburgrings gesagt, ohne Private machen wir es nicht. Doch schließlich wird doch ohne Beteiligung privater Investoren gebaut. Aber Ministerpräsident Kurt Beck will bis heute nicht einsehen, dass damit der "neue Nürburgring" finanziell gescheitert ist, obwohl er zwischenzeitlich einräumt, die unheilvolle Entwicklung zu spät gestoppt zu haben: Wir hätten die Reißleine früher ziehen müssen, diese Aussage gilt noch heute. Noch kurz vor dem Jahreswechsel zu 2012 erklärt Beck im Südwestrundfunk aber wieder, dass er das neue Freizeitzentrum am Ring für ein Erfolgsprojekt halte - zumindest langfristig: Man soll nicht immer gleich nervös werden. Über den Nürburgring ist soviel - manchmal zutreffendes, aber häufig auch unzutreffendes gesagt und geschrieben worden. Julia Klöckner, CDU-Oppositionsführerin im rheinland-pfälzischen Landtag, kritisiert den Ministerpräsidenten für solche Äußerungen scharf: Solange die Landesregierung nicht ganz klar sagt, was schief gelaufen ist, das sie auch dazu steht, kann man auch nicht neu beginnen. Das ist, als ob sie ein Haus irgendwo drüber bauen wollen und wissen nicht, ob er unten porös ist oder ob er noch hält. Schon im Nürburgring-Untersuchungsausschuss 2010 sei deutlich geworden, wie stark die Landesregierung beim "neuen Nürburgring" betrügerischen Beratern und Hochstaplern auf den Leim gegangen sei, so die Opposition. All das sei noch nicht ausreichend verarbeitet worden. Daniel Köbler, der Landtagsfraktionschef der Grünen, die seit dem Frühjahr 2011 gemeinsam mit der SPD die Regierung bilden, sieht den Nürburgring-Skandal im Wahlkampf vor genau einem Jahr ebenfalls ganz anders als Kurt Beck noch heute: Sehen sie, beim Nürburgring hat sich die SPD-Landesregierung eindeutig verrannt. Man ist erst Betrügern aufgesessen und jetzt kommt man nur schwer wieder aus der Nummer raus. Das ansässige Gewerbe dort ist von Schließung bedroht, dort herrscht fast schon Untergangsstimmung. Man macht eigentlich das Gegenteil von dem, was man propagiert, man schwächt die gewachsenen Strukturen in der Region. Unser Ziel muß sein, dass die gewachsenen Strukturen in der Eifel eine Zukunftsperspektive bekommen und das das Risiko und das Geld des Steuerzahlers so schnell wie möglich rauskommt, daran müssen wir arbeiten. Auch im kleinen Ort Nürburg unmittelbar an der Rennbahn schüttelt man darüber den Kopf, dass Kurt Beck auch heute noch nicht einsieht, dass der sogenannte "neue Nürburgring" immer zum Scheitern verurteilt war: Frau: Die haben ja nicht gehört auf die Leute, die haben ja immer gesagt: Hier ist den Winter durch nix. Da können die machen, was sie wollen, dann kommt hier nichts. Licht: Die sich immer kritisch mit dem Projekt auseinander gesetzt haben, nicht kritisch mit dem Ring, nicht kritisch mit der Rennstrecke, sondern mit dem, was man dort als Freizeitpark errichten wollte, ganzjährig errichten wollte: Da hat man immer gesagt, in der Eifel geht das nicht, dort gibt es Jahreszeiten, einfach naturbedingt, die einen Freizeitpark nicht lukrativ betreiben lassen. Das haben immer wieder die Leute vor Ort, diejenigen, die sich mit den Konzepten beschäftigt haben, behauptet und auch belegbar dargestellt. Man wollte dem nie Glauben schenken und man hat immer die Augen zu gemacht. Kritisiert auch Alexander Licht, der als Abgeordneter der CDU- Opposition im Nürburgring-Untersuchungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags saß. Die Praxis, den Nürburgring auszubauen, koste es, was es wolle hat eine lange Tradition. Bereits der Bau der Autorennbahn in den 1920er Jahren war ein staatlicherseits hoch subventioniertes Unterfangen. Daran erinnert der Buchautor Luki Scheuer. Der inzwischen verstorbene Scheuer war einer der besten Kenner der Nürburgring-Geschichte: Es ist ganz klar, von Anfang an ist in den Nürburgring investiert worden, dass heißt auch in der ersten Bauphase von 1925 bis 1927 ganz klar mit dem Hintergrund, dass die Eifel, das Sibirien Preußens, wie man sie ja auch nannte, bitter arm war. Die Menschen waren bitterarm und es musste etwas geschaffen werden, was dieser Region eine sichert Zukunft geben sollte. (...) Die neue Autorennbahn wird bejubelt - auch von diesem unbekannten Heimatdichter: Eifelland- fühlst du die Schauer neuen Lebens pulsend zittern. Wache auf aus Deiner Trauer, jauchze zu den Lenzgewittern! Auch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fließen immer wieder Subventionen in den Nürburgring. Das Projekt des neuen Freizeitzentrums in der Eifel ist zu Beginn des 21. Jahrhunderts wieder mit großen Hoffnungen verbunden worden, berichtet der Eifelkrimiautor Jacques Berndorf, der in einem seiner neuen Romane dem Nürburgring-Finanzskandal zum Thema macht: Und ich schaue schon hin, haben die Eifeler was davon, Ja oder nein? Und der neue Nürburgring war ein Ding der Strukturpolitik und er ist es noch. Und er ist unglaublich wichtig für die Leute da oben. Aber wenn die Leute anfangen, nicht mehr zu begreifen, was da läuft und es ihnen niemand erklärt, dann wird es halt gefährlich. Was am Nürburgring genau schief gelaufen ist, versuchen 2009 und 2010 der rheinland-pfälzische Landesrechnungshof und ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss des Landtages zu ergründen. Monatelang werden Zeugen vernommen, die von windigen Finanzberatern und von dubiosen Geschäftsleuten berichten. Diese sollen versucht haben, Landesgelder in ihre eigenen Taschen zu wirtschaften. Die staunende Öffentlichkeit erfährt vom heutigen rheinland-pfälzischen Innenminister, der möglicherweise polizeiliche Ermittlungen am Nürburgring gestoppt hat. Oder von Aufsichtsratsmitgliedern der Nürburgring GmbH, die heute politische Spitzenämter im Land innehaben aber vor 2009 wohl nicht genau genug hinschauen, als Walter Kafitz und andere Verantwortliche am Ring ihre hochfliegenden Pläne vorstellen. Im Landtagswahlkampf versucht die Opposition, den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD) zum Hauptverantwortlichen für den Skandal zu machen. Becks Wiederwahl als Ministerpräsident im Frühjahr 2011 kann sie damit jedoch nicht verhindern. Die Arbeit des Untersuchungsausschusses wird nach der Landtagswahl nicht wieder aufgenommen, nun haben die Gerichte das Wort. Die Opposition jedenfalls hält vieles bis heute für nicht aufgeklärt. Die rheinland- pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner weiß zwar, dass auch ihre Parteikollegen in der Eifel das Freizeitzentrum immer wollten. Aber: Es war richtig und wichtig, dass die CDU-Leute aus der Region immer Wert drauf gelegt haben, dass das was Nachhaltiges hier ist. Auch diejenigen aus der CDU, die aus dem Landkreis dabei waren, die haben ja nie alle Unterlagen vorgelegt bekommen. Und da hat ja die Mauschelei schon begonnen. Die Verantwortung hat zum Beispiel der jetzige Finanzminister, Herr Kühl, er war ja im Aufsichtsrat der GmbH. Und letztlich zeigt sich, dass die SPD damals als Alleinregierung Dinge gemacht hat, die sich jeglicher Kontrolle entzogen haben. Kurt Beck und seine SPD-Regierung hätten dabei auch auf fragwürdige Geschäftspartner gesetzt, an denen sie noch heute festhielten, kritisiert Julia Klöckner. Etwa den umstrittenen Düsseldorfer Geschäftsmann Kai Richter, dem der rheinland-pfälzische Landesrechnungshof am Ring Millionenverschwendungen vorgeworfen hatte. Auch der heutige SPD-Koalitionspartner "Bündnis 90/ Die Grünen" spricht noch vor Jahresfrist davon, dass der Nürburgringbetreiber Kai Richter und seine Partner den Nürburgring zur "Melkkuh" zu Lasten des Steuerzahlers gemacht haben. Die rheinland-pfälzische CDU fordert weiterhin die sofortige Ablösung Richters als Betreiber des Nürburgrings. Julia Klöckner: Mit ins Boot geholt wurde damals Herr Richter und Herr Richter wurde letztlich als der Retter des Nürburgrings positiv unterstützt und auch verkauft. Kurz vor der Jahreswende zu 2012 wird bekannt, dass große Teile des Freizeitzentrums geschlossen und rund 140 Beschäftige entlassen werden sollen. Damit sind Richter und seine Mitarbeiter nach Meinung von Julia Klöckner endgütig gescheitert. Und damit auch das Konzept der Landesregierung, glaubt die Oppositionsführerin: Und jetzt geht es nur noch darum, dass wir alle Akten auf den Tisch bekommen, dass wir alle Verträge auch mal kennen. Man kann ja immer nur Schritt für Schritt etwas erfahren, wenn man Druck macht. Und das erwarte ich von der Landesregierung, das sie hier auch mal Haltung zeigt, vor allem auch mal die Verantwortung übernimmt und nicht nur immer auf Dritte zeigt. Die Landesregierung versucht jedoch, die jetzt anstehenden Entlassungen am Nürburgring herunterzuspielen. Ministerpräsident Kurt Beck spricht um die Jahreswende im SWR von insgesamt nur 59 betroffenen Mitarbeitern und auch Daniel Köbler, Fraktionschef der Grünen im rheinland-pfälzischen Landtag will den Begriff "Massenentlassungen" nicht gelten lassen: Die Arbeitsplätze am Nürburgring waren in der Höhe immer saisonabhängig. Das war schon immer so, deswegen sind die Zahlen, mit denen die Betreiber jetzt argumentieren, nichts anderes als eine politische Drohkulisse. Von daher, realistisch betrachtet, reden wir vor allem über Saison-Arbeitskräfte und zum Teil prekäre Angestelltenverhältnisse dort am Nürburgring und auch im Sinne der Arbeitsplätze vor Ort kann nur ein nachhaltiges und wirtschaftlich tragfähiges Konzept die Zukunft sein und das ist unser Kurs und den behalten wir jetzt auch bei. Gedicht (wie oben) Eifelland- fühlst du die Schauer neuen Lebens pulsend zittern. Wache auf aus Deiner Trauer, jauchze zu den Lenzgewittern! Wie könnte aber nun ein neues, tragfähiges Konzept für den gescheiterten "Neuen Nürburgring" gefunden werden? Die Landtagsopposition schlägt vor, einen parteiübergreifenden Beirat zu gründen, zu dem auch unabhängige Experten von außen herangezogen werden sollen. CDU-Landeschefin Julia Klöckner fordert Transparenz: Wir haben vorgeschlagen als Oppositionsfraktion, einen sogenannten "Beirat" einzurichten. Wir haben vorgeschlagen, dass es nur parteiübergreifend aber vor allen Dingen mit externen Sachverständigen funktionieren wird. Wir haben ja gesehen im Nürburgring-Untersuchungssauschuss, dass vieles vertraulich gestempelt wurde, sogar erschienene Artikel als vertraulich gestempelt wurde, weil die Landesregierung hier keine Transparenz haben will. Es kann jedes Mal aus der Wundertüte Nürburgring etwas Neues raus. Was fördern die nun anstehenden Prozesstermine mit Ex-Nürburgring- Chef Walter Kafitz und möglicherweise mit Ex-Finanzminister Ingolf Deubel noch zutage? Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck jedenfalls scheint wenig Angst zu haben, das noch etwas Neues rauskommen könnte, das seine Position erschüttert. Ich bin zuversichtlich, in fünf Jahren werden alle sagen, bei allem, was es da an Abstrichen gibt, es war gut, das wir uns engagiert haben in dieser strukturschwachen Eifel und dafür zeichnen sich auch durchaus Wege ab. Ein Weg könnte die Trennung von den bisherigen privaten Betreibern der Rennstrecke sein, um mittels einer internationalen Ausschreibung doch noch einen finanzstarken Investor zu finden. Diese Möglichkeit wird von Daniel Köbler erwogen, dem Vorsitzenden der grünen Landtagsfraktion in Rheinland-Pfalz: Man müsste gegebenenfalls eine Neuausschreibung vornehmen und eben schauen, welche Angebote es gibt, die wirtschaftlich überzeugend sind und die vor allem das Risiko vom Land fernhalten und damit vom rheinland-pfälzischen Steuerzahler. Dafür sei es jedoch längst zu spät, kontert die Opposition. Alexander Licht, stellvertretender Vorsitzender der rheinland-pfälzischen CDU-Landtagsfraktion: Also, ein kompletter Neuanfang geht ja gar nicht. Sie müssen sich dann überlegen, wie sie die 330 oder 350 Millionen Schulden, die dort erst einmal liegen, wie sie das abarbeiten. Es sei denn, der Landeshaushalt sagt: Wir übernehmen, was ja dann komplett bedeutet: Der Steuerzahler. Aber damit haben sie immer noch kein neues Konzept. Wir haben schon immer gesagt, um überhaupt einen möglichen Neuanfang zu starten, muss Rennstrecke, das heißt Grand Prix und die Nordschleife getrennt werden, von dem ganzen Rummel und dann muss man sehen, was sich denn trägt, was sich denn wirtschaftlich überhaupt an Freizeit umsetzen lässt. Aber als Ganzes kann es nicht sein, das eine öffentliche Rennstrecke dazu dient, Privates zu finanzieren. 1,22: Hier meldet sich das Karussell, das ist hier der absolute Höhepunkt, mehr kann nicht geboten werden. Taschentücher winken überall... Ein halbes Jahrhundert nach dieser Radioübertragung haben Taschentücher am Ring wieder Konjunktur - diesmal, um Tränen zu trocknen. Viele in Rheinland-Pfalz trauern angesichts des Scheiterns des neuen Nürburgrings - oder sind wütend: Mann: Wir wurden wirklich systematisch betrogen, das Parlament, die Öffentlichkeit und das ist wirklich ein Desaster hoch drei. Mann: Was die jetzt hier gemacht haben, das ist ne Katastrophe. Frau: Das ist traurig, dass das jetzt hier so vereinsamt, sage ich mal. 7 7