Deutschlandradio Kultur Länderreport: Windparks und Ölplattformen auf hoher See - Sind sie gegen Unfälle gerüstet? 28.12.2011 / Übernahme NDR Forum Länge: 18'18 Min. Autoren: Claudia Plaß, Carsten Vick Redaktion: Heidrun Wimmersberg ------------------------------------------------------------------------------------------- Sprecherin Arbeitsplatz Offshore-Windpark: Dutzende Kilometer entfernt von den Küsten an Nord- und Ostsee arbeiten Ingenieure und Monteure auf riesigen Industriebaustellen. Doch was passiert, wenn ein Arbeiter gerettet werden muss und ein Notarzt gefordert ist? Hans-Werner Monsees leitet das Havariekommando in Cuxhaven. Die Gemeinschaftseinrichtung von Bund und Küstenländern koordiniert die Rettungseinsätze bei großen Schiffsunfällen. Bei einer Havarie, erklärt Monsees, gehe ein Notruf bei der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger und gleichzeitig beim Havariekommando ein. Ton 1 Bei so einem Anruf würden wir sofort Hubschrauber in Marsch setzen, mit einem Verletzen-Versorgungs-Team, vielleicht mit einer Brandbekämpfungseinheit, oder Kollegen daraus und Höhenrettern. Hier direkt vor der Haustür, in der 12 Seemeilen- Zone, wird das sicherlich innerhalb 90 Minuten, bis zu zwei Stunden immer noch dauern. Wir haben aber auch Parks, die bis zu 200 Kilometer von der Küste entfernt sind. Das heißt, wir müssen uns auf verschiedene Situationen einstellen. Sprecherin Der jüngste Einsatz war in der Nordsee vor Spiekeroog - dort brannte die Fähre "Hafnia Seaways". Sechs Menschen kamen mit leichten Rauchgasverletzungen davon. Auch bei einem Unfall im Windpark Alpha Ventus wurde das Havariekommando benachrichtigt. Ein Arbeiter war in einem Turm verunglückt. Schließlich half ein Rettungshubschrauber der Marine. Sprecher 2 Die Rettungsmannschaften des Havariekommandos arbeiten Hand in Hand. Die Rettungskette funktioniert. Doch was bei Schiffsunfällen bereits seit Jahren reibungslos läuft, gilt längst nicht für Offshore-Windparks. Klare Regeln oder gar ein küstenweit einheitliches Rettungskonzept gibt es noch nicht. Monsees betont: Die Windparks auf hoher See stellten die Retter vor neue Herausforderungen. Ton 2 Wir brauchen jetzt eigentlich eine Komponente aus Verletztenversorgung, also eine ärztliche Komponente, möglicherweise Brandbekämpfer, die aus einer Situation retten können, aus einem Raum, der schwer zugänglich ist, und in der Regel ein Höhenretter. Diese Kombination muss geschult und ausgebildet werden und als Team neu zusammen gestellt werden. Sprecher Derzeit kann das Havariekommando auf Seenotretter und Marine zurückgreifen, außerdem stehen 140 speziell ausgebildete Notärzte und mehrere hundert Feuerwehrleute für den Einsatz bei einem Schiffsunglück zur Verfügung. Dieses Wissen und Können müsse nun weiter entwickelt werden. Sprecherin Regelmäßige Notfall-Übungen seien dabei genauso wichtig wie die Frage, wie viele Hubschrauber für die Offshore-Standorte vorhanden sein müssen. Im Moment sind es noch zu wenige: Ein Spezialhubschrauber steht bei der Marine zur Verfügung, eine Maschine bei der Bundespolizei, und dann gibt es noch einen privaten Rettungshubschrauber. Monsees will zudem, dass Windparkbetreiber ihre eigenen Rettungskonzepte mit dem Havariekommando und der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger abstimmen. Ton 3 Einer muss den Hut aufhaben, und da sage ich ganz deutlich, wir wären in der Lage, das zu tun, bisher sind wir nur für Großschadenslagen zuständig, für die maritimen Katastrophen, aber das Know-How, was hier vorhanden ist, und die Fähigkeiten, sollten wir schon, und wollen wir auch einbringen, um in diesem Rettungswesen eine Rolle zu spielen und den Hut aufzuhaben, wenn es erforderlich wird. 3 Sprecher Künftig werden 600 bis 1.000 Arbeiter auf Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee beschäftigt sein, in Spitzenzeiten sogar vier- oder gar fünf Mal so viele, schätzt Monsees. Das Havariekommando hat ein Strategiepapier für die Rettung der Beschäftigten erarbeitet, das zuständige Bundesverkehrsministerium prüft das Konzept derzeit. Monsees will, dass das Ministerium offiziell die Zuständigkeit für die Offshore-Rettung an das Havariekommando überträgt, als Koordinierungsstelle, die im Ernstfall den Überblick behält. Atmo 1 Sprung ins Wasser Sprecherin Sechs Männer, ausgestattet mit Überlebensanzügen, Schwimmwesten und Sicherheitshelmen, beim Sea-Survival-Training. Alle Monteure, Techniker und Ingenieure, die draußen auf hoher See in einem Windpark eingesetzt werden, müssen zuvor einen Offshore-Sicherheits-Grundkurs absolvieren, zum Beispiel im Maritimen Sicherheitstrainings-Zentrum in Elsfleth. Zum Überleben auf hoher See gehört der Sprung aus einem brennenden Hubschrauber - jetzt muss der Beckenrand herhalten, und das Wasser in der Halle ist zum Glück ein paar Grad wärmer als die Nordsee. Atmo 1 Sprung ins Wasser Ton 4 Um einigermaßen sicher anzukommen, gibt es den Sicherheitssprung, Das heißt, ich stelle mich an die Kante, drücke fest die Weste runter, habe den Horizont im Blick und mache nur einen Schritt nach vorne. Ich stoße mich nicht ab, ich springe nicht ab, sondern ich gehe einen Schritt nach vorne. Sprecherin 4 Johannes Wolniakowski kennt die Gefahren in der Luft und draußen im Meer. Den 57jährigen ehemaligen Bundeswehr-Marineflieger bringt nichts so leicht aus der Ruhe. Er ist Offshore-Sicherheits-Trainer bei der Deutschen Windguard. Das Unternehmen hilft Firmen bei der Planung von Windenergieprojekten. Der Grundkurs Offshore-Sicherheit ist eine Art Navy-Seals-light- Training - dazu gehören Klettern und Rettungsübungen an einer Leiter, Erste Hilfe, Brandschutz. Und: der Unterwasser-Ausstieg aus einem notgewasserten Hubschrauber. Atmo 2 in der Halle Sprecher In der Halle hängt eine Hubschrauber-Attrappe an einem Kran. Noch sind die Kursteilnehmer guter Dinge. Frank Neumann und sein Kollege Jörg Banklow fühlen sich wie auf einem Abenteuerspielplatz und witzeln über ihre wasserdichten Anzüge. Töne 5 "Na ja, es ist etwas eng - diese Anzüge sind nicht gerade auf unsere Körpermaße zugeschnitten, recht unangenehm am Hals - ansonsten kommt man sich vor wie in der Sauna." "Wie ein Taucher. Als ob man gleich einen Helm aufbekommt und: leg los." Atmo 3 Hubschrauber wird abgelassen, Kommando: "Eins!" Sprecherin Es wird ernst. Neumann und Banklow sind im Helikopter angeschnallt, Sicherheitstaucher haben sich im Becken postiert. Auf ein Zeichen von Trainer Wolniakowski wird der Hubschrauber ins Wasser gelassen und sinkt. Dann wird es für einige Sekunden still. Die Männer befreien sich unter Wasser, was allerdings nicht ganz problemlos verläuft. Atmo 4 Planschen Sprecherin 5 Erst nach mehreren Durchgängen schwindet die Panik. Jörg Banklow: Ton 6 Ich hab´ Wasser geschluckt. Und dann hab´ ich gleich versucht, mich bemerkbar zu machen. Man sollte ja auf den Helm klopfen, total vergessen. Ich wollte irgendwie nach oben. Und der Trainer hat's auch gleich gemerkt und hat mich gleich rausgeholt. Aber da hab´ ich total Panik gehabt. Richtig doll. Aber wenn man kontinuierlich übt, kriegt man Sicherheit. Dann klappt es. Sprecher Der Stahlbaumonteur kennt zwar die Arbeit in über hundert Metern Höhe - er klettert auf Fernsehtürme und montiert Antennenmasten. Künftig soll er aber auf Offshore- Anlagen eingesetzt werden. Das bedeutet für ihn - buchstäblich rein ins kalte Wasser. Ton 7 Ich nehme mal an, ich werde irgendwelche Komponenten tauschen, wechseln, Mobilfunkanlagen, oder Komponenten in den Mühlen - aber zumindest muss man diesen Lehrgang mitgemacht haben, damit man überhaupt da `raus darf. Sprecherin Geschäftsführer Frank Neumann will wissen, was seine Mitarbeiter von der Berliner Firma Mastbau können müssen, deswegen macht er das Training gleich mit. Das Unternehmen erhoffe sich neue Aufträge für die Arbeit auf Windkraftanlagen vor den deutschen Küsten, sagt er. Ton 8 Es sind reichlich Jobs vorhanden, wenn die Anlagen laufen, das ist unser Metier. Was passiert danach, wenn der normale Betrieb eingetreten ist, wie werden dann Lasten bewegt, da sind auch die großen Kräne nicht mehr da, wenn Richtfunkspiegel oder neue Stahlteile ein- und ausgebaut werden, oder mal ein defekter Trafo, also schwere Lasten. Das wird unsere Zukunft sein, da will ich hin. 6 Sprecher Viele Betriebe bemühen sich derzeit um neue Aufträge im Offshore-Bereich. Damit wachse der Bedarf an entsprechenden Sicherheitstrainings für die Mitarbeiter, sagt Johannes Wolniakowski. Die Ausbildung orientiert sich an dem, was die Beschäftigten in der Öl- und Gasindustrie seit Jahrzehnten trainieren. Schließlich sind sie beispielsweise auf Öl-Inseln ähnlichen Gefahren ausgesetzt. Ton 9 Einmal der Weg dorthin, weil es über Wasser geht - mit dem Hubschrauber, da kann ja einiges passieren, wenn der Hubschrauber einen Triebwerksausfall hat, wenn man dort unvorbereitet in so eine Situation rein kommt, ich glaube nicht, dass man da überhaupt eine Chance hat lebend raus zu kommen, und die Leute werden hier darauf vorbereitet Atmo 5 Wind, Wellen Sprecherin Ingenieur Ralf Klooster gehört zu denjenigen, die den Unterwasserausstieg aus einem notgewasserten Hubschrauber im Schlaf beherrschen. Klooster arbeitet bei der Betriebsführung im Windpark Alpha Ventus. Mehr als hundert Mal sei er schon draußen im Park gewesen. Auch jetzt ist er mit dem Arbeitsschiff Windforce One auf dem Weg zu seinem Arbeitsplatz in der Nordsee, 45 Kilometer entfernt von der niedersächsischen Küste. Atmo 6 Quietschen. Sprecher Nach zwei Stunden Fahrt tauchen die 12 Windräder am Horizont auf. Noch wirken sie winzig, obwohl jedes von ihnen ungefähr so hoch ist wie der Kölner Dom. Das Schiff legt am Turm AV 11 an, mit seinem Gummirand klebt es geradezu an der Leiter. Im Überlebensanzug, mit Helm und Schwimmweste, steigt der Ingenieur vom Schiff auf die Anlage über. 7 Ton 10 Ich bin bis zum Zwischenpodest geklettert. Da geht's weiter auf die nächste Leiter und dann muss man nochmal zehn Meter klettern, wo es dann reingeht in die Windmühle. Sprecherin Dort überprüft Klooster die Funktion der Anlage - ein absoluter Routine-Job, sagt er. Ab einer Wellenhöhe von zweieinhalb Metern aber können die Monteure nicht mehr auf die Windmühle übersteigen - anstelle des Wartungsschiffes muss dann ein Helikopter das Personal zum Windpark bringen. Claus Burkhardt ist Gesamtprojektleiter des Alpha Ventus-Konsortiums. Seit dem Bau der Anlage, sagt er, habe man gelernt, die Arbeit den Wetterbedingungen auf hoher See anzupassen. Ton 11 Vor zwei Jahren hätten wir nicht gewusst, unter welchen Rahmenbedingungen wir raus können - ... dass ich viel besser abschätzen kann, wann kann gearbeitet werden Sprecherin Die Arbeit ist eine logistische Herausforderung. Schließlich gibt es keinen Kranwagen, der mal eben schwere Lasten zu einem der Windräder fahren kann. Burkhardt deutet in Richtung des Umspannwerkes. Dort hat ein zweites Schiff angelegt. Taucher prüfen in 27 Metern Tiefe das Fundament der Windräder. Am Umspannwerk wird auch der Strom von Alpha Ventus gebündelt. Ton 12 Das Kabel, was hier abgeht, das ist die sogenannte Norderney-Trasse... und geht dann nach Hagermarsch Sprecher 8 Burkhardt ist zufrieden. Seit Inbetriebnahme Ende April 2010 produziert Alpha Ventus Strom für 50.000 Haushalte. Die Energieausbeute sei besser als erwartet, dank des stetigen, starken Windes. Bis 2030 sollen Windkrafträder mit einer Leistung von 25 Gigawatt in Nord- und Ostsee installiert sein, die Leistung von etwa 25 Atomkraftwerken. Von diesem Ziel sei man zwar noch weit entfernt, trotzdem gibt sich Burkhardt optimistisch. Er sieht die Politik in der Pflicht, im Rahmen des Erneuerbare Energien-Gesetzes den Ausbau von Offshore-Windkraft zu fördern. Und: Ton 13 Andere Seite ist, dass man schauen muss, dass genügend Windanlagen da sein müssen, auch da sind wir im Wettbewerb, es gibt nicht so viele Hersteller, und die müssen erst mal da hin kommen, dass sie genügend Windanlagen bauen können. In Deutschland haben wir noch ein anderes Thema, das heißt Hafenausbau, Hafeninfrastruktur Sprecherin Dazu gehört auch der Ausbau des Stromnetzes an Land. Ein Punkt, der bei Umweltschützern für Skepsis sorgt, schließlich müssen neue Stromtrassen mitten durch den Nationalpark Wattenmeer gelegt werden, zusätzlich zu den vorhandenen Bohrleitungen für Öl. Ein Eingriff in die Tierwelt. Auch der Bau der Fundamente für die Offshore-Türme stößt auf Kritik - eine Reihe Schweinswale sind bereits abgezogen, sie haben den Lärm der Rammschläge nicht ausgehalten. Sprecher Neue Herausforderungen für Tier - und Mensch. Die Arbeiter sind immer zu dritt auf einer Windmühle im Einsatz, plus Betriebssanitäter. Bei einem Unfall habe Alpha Ventus ein eigenes Rettungskonzept, sagt Burkhardt: Ton 14 9 Wenn was passiert, dann haben wir einen Notarzt, der sitzt auf Borkum, ... einen Heli, der ist immer im Einsatz, dieser Heli würde den Notarzt an Bord nehmen. Sprecherin Von allen Stellen im Windpark könnten Menschen im Notfall geborgen werden. Man verlasse sich dabei nicht nur auf die staatlichen Hilfskräfte, betont Burkhardt, ein Rettungs-Kompetenz-Gerangel befürchtet er aber nicht. Schließlich würden das Wissen und die Erfahrung der verschiedenen Retter ausgetauscht. Trotzdem plädiert auch Burkhardt für EIN Lagezentrum an der Küste, geleitet vom Havariekommando, das im Notfall die Einsätze koordiniert. Einer müsse eben den Hut aufhaben, das ist auch die Meinung bei Alpha Ventus. Atmo 7 Hubschrauber Sprecher Was für die Arbeiter auf Offshore-Windkraftanlagen Neuland ist, gehört für das Personal auf Ölbohrinseln längst zum Alltag. Mann - über - Bord - Trainings, der richtige Umgang mit und in einer Rettungsinsel, das Abseilen, im Fachjargon Abwinschen, von einem Hubschrauber. Routine für die Arbeiter auf der Öl-Insel Mittelplate sieben Kilometer vor Friedrichskoog im Nationalpark Wattenmeer. Ein harter Job mit schwerem Gerät, bei Sturm, Kälte und Salzwasser. Körperlich fit müssen sie sein die Männer und Frauen - seefest, höhensicher - und im Ernstfall müssen sie sich selbst mit Bordmitteln zu helfen wissen. Atmo 8 Bohrer Sprecherin Mittelplate ist ein Koloss aus Stahl. 70x90 Meter groß - der Bohrturm von der Küste aus - von Cuxhaven und auch von Büsum deutlich zu erkennen. Auf der Plattform ein Gewirr aus Rohrleitungen, Tanks und technischen Apparaturen, ein Hubschrauberlandeplatz für den Notfall und Unterkünfte für über 100 Beschäftigte. Atmo 8 Bohrer 10 Sprecher Langsam - Meter für Meter - schiebt sich der riesige Stahlbohrer immer tiefer in den Boden der Nordsee. Atmo 8 kurz hoch Sprecher Verschmierte Rohrleitungen oder öltriefende Anschlüsse sucht man hier auf der Plattform vergebens. Die Männer in den weißen Schutzanzügen mit den gelben Helmen müssen kaum eingreifen - die Bohrungen nach dem "schwarzen Gold" im Wattenmeer sind seit fast 25 Jahren Routine. Und noch immer ist reichlich Öl vorhanden: Ton 15 Sprecherin ...sagt Dieter Zettlitzer vom Betreiber der Bohrinsel RWE Dea. 44 Bohrungen - durch die - seit 1987 - schon mehr als 25 Millionen Tonnen Öl gefördert wurden. Ohne jegliche Störung - wie Zettlitzer hervorhebt. Mittlerweile geht es kilometerweit in die Tiefe, so Heiner Rümker, Oberbohrmeister auf Mittelplate: Ton 16 Sprecherin 6.000 Meter Bohrleitungen kreuz und quer durch das Weltnaturerbe, den Nationalpark Wattenmeer. Und dabei geht es nicht nur steil nach unten - heutzutage kann sogar um die Ecke gebohrt werden. Atmo 9 (Öl aus Hahn) Sprecher 11 ...und so klingt es, wenn auf der Plattform Mittelplate Öl austritt. Fördermeister Dieter Busch muss einen kleinen Hahn an einer Leitung öffnen, dann quillt die dunkle, klebrige Masse heraus... Atmo 9 wieder hoch Sprecher ...ansonsten ist auf der Bohrinsel von ÖL wenig zu sehen. Einen sauberen, fast sterilen Eindruck macht Mittelplate auf den Besucher, fast so als wolle man demonstrieren - "keine Probleme - hier ist alles in Ordnung." Kritik und Skepsis gibt es natürlich dennoch reichlich an der Ölförderung mitten im Wattenmeer. Umweltschützer kritisieren, nicht nur Unfälle könnten große Schäden anrichten. Auch die ständigen Arbeiten in und um die Plattform herum sind für Hans Ulrich Rösner vom WWF Grund genug zur Sorge: Ton 17 Rösner Sprecher Betriebsführer Andre Frohberg sieht das gelassen - denn Mittelplate ist - aus seiner Sicht - nicht irgendeine Plattform: Ton 18 Frohberg "Die Mittelplate ist eine künstliche Insel im Wattenmeer, es ist eine flüssigkeitsdichte Stahl-Beton-Wanne, es ist so errichtet, dass keine Flüssigkeiten die hier austreten würden, auch das Regenwasser, was auf die Insel fällt, verlässt nicht die Insel, sondern wird über spezielle Entsorgungswege entsorgt." Sprecher Mittelplate - eine Stahl-Beton-Wanne mit meterhohen Spundwänden. Tausende Quadratmeter Wattenmeerboden wurden versiegelt, um ein Absinken der Plattform zu verhindern. Sprecherin Bonanza in der Nordsee - vor der Küste Norwegens wurde jüngst ein riesiges Ölfeld entdeckt, mit geschätzten 200 Milliarden Litern eines der größten Felder weltweit. Die Branche setzt auf weitere Milliarden - Gewinne. Davon ist die Offshore-Industrie noch weit entfernt. Aber es herrscht Aufbruch-Stimmung. Sprecher Gesucht werden: extrem seegängige Arbeiter. Nicht nur bei Alpha Ventus, auch bei anderen Windparkbetreibern und in der Öl-Industrie ist man sich einig: Sicherheit hat Priorität. So will man bei Mittelplate aus den jüngsten Unfällen lernen, nach der Explosion der Deepwater Horizon habe man das eigene Sicherheitskonzept noch einmal überprüft. Unfälle werden auch in der Offshore-Branche analysiert, die Sicherheitstrainings dementsprechend verändert und angepasst. Das betont beispielsweise Offshore - Sicherheitstrainer Johannes Wolniakowski. Die Gefahren draußen auf hoher See seien einfach zu groß - schließlich seien die Arbeiter auch bei Sturmfluten und Eisgang im Einsatz. Wolniakowski plädiert bei den Sicherheits- Trainings für europaweit einheitliche Standards. Denn wenn tausende Arbeiter bei Wind und Wellen Knochenarbeit leisten, dann sollten sie eben nicht nur auf die höheren Kräfte vertrauen können - nach dem Motto: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. 1