COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutsachlandradio Kultur Länderreport Kleine Sprachgeschichte (3): Schwäbisch - Warum die da so anders sprechen - Autor Uschi Götz Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 03.08.2010 - 13.07 Uhr Länge 18.25 Minuten Spr. Frank Stöckle Moderation Der Schwabe, so ist verschiedentlich zu hören und zu lesen, schlägt gerne zwei Fliegen mit seiner Sprachklappe, hier nun Dialekt genannt: Der Nichtschwabe vernimmt, was ihm in der Fremde eh so fremd klingt; der Schwabe kommt über seine eigene Fremdsprache zu innerer Erleuchtung. Dies kann der Nichtschwabe wiederum nicht von sich sagen, so er den eigenartigen Zungenschlag vernimmt. Die innerer Erleuchtung des Schwaben wiederum kann "saumäßig gut" ausfallen, weil die Geschichte des Dialekts recht interessant ist. Getreu dem Spruch "Kerle, schwätz oder scheiß Buachstabe'!" notierte Uschi Götz die kleine Sprachgeschichte kurz und bündig. Denn wir wollen wenigstens 1 x verstehen, was eigentlich unverständlich ist. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag M 01 Musik (nach der ersten Refrain - Textzeile raus gesamt max 15 Sekunden) (Schwoißfuß) Oiner isch immer der Arsch und woiß et mol worum, oiner bleibt emmer übrig ... AUT Einer ist immer der Arsch und weiß nicht einmal, warum. Seit wir denken können, sind es die Schwaben, nur über die Sachsen wird noch mehr gelacht. Aber das ist kein Trost, den die Schwaben und die Sachsen gehören fast zusammen. Seit rund 3.000 Jahren schwätzen die Schwaben schwäbisch. Und fast hätten alle, also Sie auch, Schwäbisch geschwätzt. Doch es kam anders, und genau das ist das Problem der Schwaben: E 01 (Frahm) Im Mittelalter waren die Schwaben eine Weltmacht, als Staufer. Als dann das Hochdeutsche, die Kanzleisprache, die Sprache des Handelsaustausches entwickelt wurde, war die Grundlage das Kursächsische, auch Luthers Bibelübersetzung war wichtig, das hat die Schwaben furchtbar gefuchst. Das hat sie bis ins 19. Jahrhundert gefuchst, sie haben immer wieder versucht auch das Schwäbische auch als Grundlage für das Hochdeutsche, das Allgemeindeutsche, dafür zu werben. AUT Doch alles werben war umsonst. Die Schwabe essen seither Bubaspitzle und decken sich am Abend mit einem Teppich zu. Zur Begrüßung sagen sie "Grüß Gott" und beim Abschied "Ade". Ein paar Wörtle und schon ist man das Gespött der Nation. 10.000 Wörter gibt es ungefähr, die nur in der schwäbischen Sprache vorkommen. Mehr als Otto Normalverbraucher in seinem Leben je gebrauchen wird. Und: Für sich fast eine eigene Sprache. Außerdem haben nicht nur die Nichtschwaben so manches Problem mit dem Dialekt, auch Schwaben schauen gelegentlich etwas unverständlich drein. Schwäbisch kennt viele Varianten, wird vom östlichen Schwarzwald bis zum Lech in Bayern gesprochen, Allgäuerisch in diesem Fall. Niederschwäbisch spricht man in Stuttgart, Ostschwäbisch auf der Ostalb um Aalen herum und Oberschwäbisch, grob südlich der Donau. Auch wenn es die Schwaben nicht gerne hören: die Alemannen gehören auch dazu. Genauer: die Schwaben gehören zu den Alemannen. E 02 (Bausinger) Für die Historiker, auch für die Sprachhistoriker, ist Alemannisch und Schwäbisch eigentlich eine Einheit. Früher war das auswechselbar, und erst - ja was heißt erst - vor 250 Jahren, hat sich das deutlich auseinander entwickelt. Nicht in der Sprache, da gab es immer diese Unterschiede, aber Schwäbisch und Alemannisch waren ein gemeinsamer Stamm, gemeinsamer Ursprung, und das Schwäbische ist für die Sprachhistoriker ein Teil des Alemannischen. Das hindert aber nichts daran, dass in der Bevölkerung ein Bewusstsein da ist, dass die Alemannen etwas anderes sind, dass sie anders reden als die Schwaben und es gibt ja auch deutliche Unterschiede. Die Alemannen sagen Hus für Haus und Iss fürs Eis und die Schwaben sagen Haauus. und Eisss. AUT Der Tübinger Volkskundler Prof. Hermann Bausinger und sein Kollege, der Kulturwissenschaftler Eckhart Frahm, haben fast ihr ganzes wissenschaftliches Leben der Sprache, der schwäbischen Sprache gewidmet. Schwäbisch ist einer der interessantesten Dialekte, erklärt der in Flensburg geborene Wahltübinger Frahm. Und er zitiert gerne den ehemaligen Ministerpräsidenten Lothar Späth: E 03 Man bräuche nur zwei Sprachen kennen, um mit allen wichtigen Leuten in der Welt zu reden, nämlich Englisch und Schwäbisch. AUT Das mag den Bayer jucken und kratzen, aber er beruhigt sich schnell : Schwäbisch ist genauso unverständlich wie Bayerisch, jedenfalls außerhalb der Landesgrenzen. So hatten viele Hörer auch einige Probleme, den ersten Bundespräsident der Bundesrepublik zu verstehen: E 04 (Auszug/ Heuss/ schwäbisch ) In der Presse lasen sie, der Bundespräsident werde heute eine neue Nationalhymne anordnen. Nein, hieß es dann wieder, das werde er nicht tun. Ich will das ordnen. AUT Und so wird auch heute noch mancher Politiker außerhalb des Ländle nicht oder nicht richtig verstanden. Das liegt an der Rückverlagerung bei der Artikulation, sagt Ariane Willikonsky, Dozentin für Sprechtherapie und Stimmbildung. Diese Rückverlagerung ist keine Krankheit, nein, es ist nur der Kern des Problems, der den Schwaben förmlich hinten im Hals hängt: E 05 (Willikonsky) Das wirkt, wir sagen im Schwäbischen brudlig, ja. Der Schwabe ist ein Brudler. Der macht s Maul et richtig auf beim Sprechen und schwätzt halt a bissle henten. Vater und Mutter waren Sportler und Kender waren Sportreporter, das sitzt einfach hinten und a) wird es natürlich nicht so gut verstanden, ja, wenn da einer den Mund nicht richtig aufmacht und hinten spricht, dann versteht man ihn nicht so richtig, das heißt, in einem Meeting, wenn da einer ist, ein Schwabe, dann fragen die anderen nach. AUT Deshalb sind die Hochdeutsch-Kurse, die Ariane Willikonsky in Stuttgart gibt, der Renner. Erst schwört sie die mundfaulen Schüler darauf ein, Schwäbisch als eine Fremdsprache zu betrachten, dann wird die Mutteraussprache, also das Problem von hinten nach vorne aufgerollt. E 06 (Willikonsky): Also wenn ich eben Sportler sag, dann bleibt das hinten und der Bayer der sagt Sporrrrrtler, das ist ganz vorne im Mund gebildet wird, das heißt, das geht direkt zum Dialogpartner hin. Während das Schwäbische eher vom Dialogpartner weggeht. Das heißt, wenn man einen Schwaben und einen Bayern im Dialog sieht, dann wirkt das so, wie wenn der Bayer ständig auf den nei schwätzt, und der andere eher so ein bisschen zu sich zurückgeht und eher verdruckt ist. AUT Schlimmer noch. Macht ein Schwabe den Mund auf, gibt es in der häufig reflexartig Kommentare, die nichts mit dem Gesagten zu tun haben, sondern den Sprecher sofort belächeln, manchmal arg belächeln. Nicht nur für den schwäbischen Kabarettist Christoph Sonntag eine furchtbare Erfahrung. E 07 Es ist ja so, wenn man als Schwabe, und als Sachse ja das gleiche Problem, wenn der Sachse auf die Bühne kommt und sagt ""Guten Tag, isch wollt misch mal vorstellen", dann lacht alles. Weil des einfach komisch isch. Und so geht's uns auch, weil die als noch dämmlicher Dialekt gelten und wenn man dann aber auch switchen kann und gut Hochgdeutsch spricht , es geht ja nur um die Ausstrahlung die man dabei hat, wenn ein Schwabe Hochdeutsch spricht, dann steht er verklemmt vorne und sagt: " Guten Tag meine Damen und Herren, ich mechte in diesem Zusammenhang feststellen, dass .... furchtbar! AUT Und dabei meinen die meisten Schwaben, sie sprächen Hochdeutsch: E 08 (Frahm) : Nun gibt es zwei Situationen. Das eine ist diese Diglossie - Situation. Das Plattdeutsche kann eben nur vom Plattdeutsche in die Hochsprache gehen. Während ich im schwäbischen Dialekt, auch im rheinischen, auch im bayerischen Dialekt, auf verschiedene Stufen ins Hochdeutsche kommen kann. Die Schwaben glauben ja schon, wenn sie die vierte oder fünfte Stufe erreicht haben, dass sie Hochdeutsch sprechen. E 10 Bausinger): Ich kann denselben Sachverhalt kann ich sehr verschieden ausdrücken. Ich kann sagen: I hau koi Zeit, i hab koi Zeit, i han koi Zeit, ich hab koi Zeit, ich habe kei Zeit, ich habe keine Zeit, und dann bin ich immer noch nicht beim Hochdeutschen. E 09 (Bausinger) Das ist ja das Problem im Schwäbischen, deshalb können die Schwaben alle kein Hochdeutsch, wenn sie ein paar Stufen raufgehen, dann seien sie schon dort. In Wirklichkeit reden sie immer noch Schwäbisch, wenn auch etwas dressiertes, gehobenes Schwäbisch. AUT Die Stuttgarter zum Beispiel glauben, sie sprächen Hochdeutsch, jedenfalls fast. Was in Stuttgart zu hören ist, nennt sich Honoratiorenschwäbisch. Eine Hörprobe aus dem Mund des amtierenden Ministerpräsidenten Stefan Mappus gefällig? Bitte. E 11 Bei uns gibt es sie wirklich, die tatkräftige und findige schwäbische Hausfrau, die sich auch unsere Kanzlerin Angela Merkel ganz zurecht zu ihrem Leitbild gewählt hat. Liebe Freunde, es ist gut, wenn von Oberschwaben bis in die Uckermark badische und schwäbische Tugenden als Leitbild für Deutschland gelten. Das ist gut so, das nützt Deutschland. E 12 (Bausinger) : Honorationen sind also die gehobenen Stände im Bürgertum, das war früher sicher ausgeprägter, aber im Grunde genommen gibt es heute nach wie vor verschiedene Abstufungen im Dialekt. Also bei vielen Kabarettisten oder Schauspielern, auch Rundfunkleuten, ist es so, wenn die Schwäbisch reden, dann merkt man die Künstlichkeit dieses Schwäbischen. E 13 Atmo/ O- TON Titelmusik Tatort Bienzle: "Herr Heinze, ich nehme sie fescht." AUT Ex- Tatort Kommissar Bienzle verkörperte wie kein anderer d e n Schwaben: brudlig, harmlos, bauernschlau. Doch seine Sprache ist eine Fernsehsprache, sehr angepasstes Schwäbisch für die da draußen vor dem Fernseher. M 02 Musik: von Wendrsonn (Da ben i dahoim) AUT Da ben i dahoim. Wie die ganz Großen, wie etwa Friedrich Schiller, der bekanntlich in Marbach am Neckar geboren ist, auch Schwäbisch gesprochen hat. Ja, in vielen Dichter- und Denkerhäusern im württembergischen wurde schwäbisch gesprochen. Kein deutsches Land, kein deutscher Stamm hat binnen weniger Jahrzehnte so viele Dichter von Bedeutung hervorgebracht wie das alte Württemberg im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. "Der schwäbische Parnass" - der ehemalige Direktor des Schiller Nationalmusems in Marbach am Neckar, Bernhard Zeller, listete ihn auf: Mörike, Uhland, von Cotta, Hölderlin, Hegel, Isolde Kurz, Hesse um nur einige zu nennen. Alle waren sie Schwaben, alle sprachen sie Schwäbisch und der eine oder andere auch Französisch. Bis heute finden sich noch französische Wörter im aktiven Wortschatz der Schwaben. Erwin Haas: E 14 Toujour, léger, Platfond, marod, Laffette, Trottoir,Bardot ... des isch bei ons doch Gang und Gebe, als ob des schwäbische Wörter wäred, au Quartier, Parterre, konfus, schalu, fidel hört sich ganz passabel an, grad wieHussar E 16 (Bausinger) Man hat lange angenommen, dass diese Wörter über das Theater oder über Schriftsteller eingedrungen sind. In Wirklichkeit hat die vornehme deutsche Gesellschaft weithin französisch gesprochen. Und Voltaire etwa hat in Mannheim gelebt und dort sind seine Stücke gespielt worden. Die vornehmen Bürger konnten Französisch. Aber nicht über die kam das rein in die Bevölkerung, sondern über die Dienstboten, die bei denen gearbeitet haben, die haben das aufgeschnappt und deshalb sind das zum Teil auch Verdrehungen. AUT Ja, da kommt einiges zusammen im Schwäbischen. Aber nicht französische Verdrehungen sind schuld daran, dass der eine oder andere Satz auf Schwäbisch grammatikalisch eine Katastrophe ist. Mir send die, wo gwinne wellet, hat einst Bundestrainer Klinsmann sinngemäß gesagt, und wieder hatte die ganze Nation etwas zum Lachen. Christoph Sonntag: E 17 Des Ding isch ja auch wieder, was au als Belastung in unser Leben neikommt, Bayerisch ist einfach eine Verfremdung von Hochdeutsch, Schwäbisch ist eine eigene Sprache. Mir bauen die Sätze anders auf, wir haben ganz andere Worte, wir haben detsch du mir a bissle, a Bierle trenke, des kommt bei uns no erschwerend dazu, so dass wenn man in dieser Sprache groß wird und sich seine Befindlichkeit über Schwäbisch definiert, dann kann man es auch nur über Schwäbisch definieren. I könnt net Hochdeutsch arbeiten, kürzlich in Dortmund muss i nur aufbasse, dass i meine Sätze zu Ende sprech : E 18 .. aber es ischt ja immer mehr so, dass auch andere Leute zu uns kommed, aus anderen Bundesländern, gerade aus Südschweden, also oberhalb von Frankfurt... und da überlegt mer sich als schwäbischer Kabarettist - verstehen die einen alle? Für alle, die ein Problem haben mit meinem Dialekt: ich komme aus Stuttgart, i hab koin Sprochfehler ... mir schwätzed älle so... damit mir koine Probleme kriegen, hab i dacht, bevor mir mit Kabarett anfangen, lern ich euch einfach zu Beginn die drei wichtigsten Sätze Stuttgarts .... wenn ihr die Sätze könnt, könnt ihr in Stuttgart zwei bis drei Johr lang lebe ohne dass jemand was merkt. Selbst wenn ihr aus extreme Bundesländer kommt, wie Bayern oder es gibt jo och noch (sächsisch) ich will gor nicht großartig daruf eingehen. (lachen) AUT Der Schwabe hat Probleme mit dem Relativpronomen, bisweilen verwechselt er den Artikel, erst recht die Mehrzahlen, aus Steine werden Steiner, aus Heft Hefter. Der Sprachforscher tröstet: E 19 (Bausinger) In vielen Dialekten gibt es Unterschiede, die fanatischen Dialektforscher pflegen dann nachzuweisen, dass das eigentlich die richtige Form ist. Zum Beispiel der Butter ist eben eine ältere Form als die Butter. Das hat sich im Dialekt erhalten, in der Hochsprache ist es geändert worden im Laufe der Zeit . Sprache ist ja kein Gesetzesbuch, sondern das ist eine konventionelle Prägung und wird eigentlich durch den jeweiligen Gebrauch bestimmt. Und ich würde schon sagen, dass der Butter richtig ist. Nicht grammatisch, sondern von meiner Denkweise her, also in meinem Kopf heißt es der Butter. AUT Sagt Prof. Bausinger aus Tübingen. Auch wenn man als Schwabe in seinem Kopf meint, dass es richtig ist, warnt Willikonsky in ihrem Buch "Wir können alles - auch Hochdeutsch" ausdrücklich ihre Sprachgenossen vor der Verwendung von Schimpfwörtern außerhalb der Landesgrenzen. Nichtschwaben könnten sich angegriffen fühlen. E 22 (Auszug aus HörCD von Ulrich Kienzle: (Eschenburg) "Ich sage nur Arschloch." Mit diesem legendären Satz hat im Wintersemester 1958 Prof. Theodor Eschenburg in Tübingen seine berühmte Vorlesung über Staat und Gesellschaft in Deutschland eröffnet. Unruhe machte sich danach im Hörsaal breit; sollte der trinkfreudige Staatsrechtler etwas schon zum Frühstück gesündigt haben? Dann wiederholte er seinen irritierenden Anfangssatz: "Ich sage nur Arschloch" Eschenburg genoss die entstandene Verwirrung sichtlich und wiederholte mit diebischen Vergnügen seinen Eröffnungssatz zum dritten Mal: "Ich sage nur Arschloch." Die Verwirrung erreichte einen Höhepunkt bis Eschenburg die Katze endlich aus dem Sack ließ. Ein Ulmer Gericht hatte an diesem Tag entschieden, dass das inkriminierte Wort "Arschloch" im Schwäbischen keine Beleidigung sei. Beleidigend wird es erst, wenn von einem "krummgebohrten" Krumm gebohrten "Arschloch" die Rede ist. Für Eschenburg war "Arschloch" ein schwäbisches Schlüsselwort. AUT "Wo kommsch denn Du alds Arschloch her." Ulrich Kienzle, renommierter Fernsehjournalist und Schwabe, stellte sich wie andere auch diese Frage. Und antwortet sich und anderen, vor allem Politikern, mit einem gerade erschienen Buch nebst Hörbuch über die Schwaben: E 23 (Auzug aus der HörCD) Reinhold Maier, erster Ministerpräsident, Württemberg Badens, machte damit sogar noch in den 60er Jahren Wahlkampf im Remstal. (O- TON aus der HörCD): "Was haben die Arschlöcher in der Weimarer Republik nicht alles gewählt? Dann könnt ihr jetzt auch die FDP wählen. Es klingt auf Schwäbisch halt nicht so hart wie auch Hochdeutsch. AUT Wenn Schwaben kritisch werden, beobachtete Kienzle, dann steht ihnen eine Waffe zur Verfügung, die andere nicht haben. Die Verniedlichung le. War beispielsweise an schwäbischen Stammtischen vom Günterle die Rede, wusste jedermann sofort, es geht um Günther Oettinger, den ehemaligen Ministerpräsidenten und jetzigen EU-Kommissar. Für viele wars Günterle a Männle. Die höchste schwäbische Schmähung. AUT Wie überall gibt es im Schwäbischen Menschen, die viel reden, und welche, die wortkarg sind. Doch eins steht fest: Kommen sie raus, halten sie lieber den Mund, erst unter Ihresgleichen machen sie das Maul auf, die Schwaben. Kulturwissenschaftler Eckhart Frahm: E 26 Es ist einfach so, dass die Schwaben aufgrund dieser verdrängten Geschichte, die Lachnummer des deutschen Volkes sind. Die Schwaben reagieren da auf eine ganz merkwürdige Weise. Ich habe das mal in Berlin erlebt, wo es also eine große schwäbische Kolonie gibt, wo sie sich langsam abgetastet haben und wo sie sich an den Gesprächspartner .. ah, sie sprechen ein bisschen Schwäbisch? Und dann hat man festgestellt, das ist auch ein Schwabe, dann fielen die voll in die Mundart rein. Das habe ich bei den anderen, in Bayern und im Rheinland nicht erlebt, in Norddeutschland auch nicht erlebt. Die reden entweder von der Sprachsituation Hochdeutsch oder sie reden Plattdeutsch und sind auch stolz darauf. AUT Wirklich leiden tun die Schwaben aber nicht. Im Gegenteil: Mancher wähnt sich schon im anderen Lager. Während noch überall mit dem Slogan für das Land geworben wird: "Wir können alles. Außer Hochdeutsch", ist eben der eine oder andere Schwabe sich schon sicher, dass er das mittlerweile auch beherrscht. Alles also. Doch er vergisst dabei leicht, dass der Spruch eigentlich für den Sachsen geschrieben wurde, dem anderen Sprachleidensstamm. Und dann leider auch dies: E 27 (Schultheiß) Ein schwäbischer Geschäftsmann, der in einer norddeutschen Großstadt zu tun hatte, wurde darauf angesprochen, ob er ein Schwabe sei. Nicht wenig überrascht entgegnete er: Ha freile! Do henses troffa. Aber sages mr bloß des oine: An was hend se jetzt des kennt? -ENDE Beitrag- 10