COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. DLR Kultur Sonntag, 23.8. L I T E R A T U R (00.05 - 1.00h) Red.: Wesener (2WP) "Das Beben beim Klang der Stufen" Literarische Texte von der Treppe Von Tobias Wenzel Wir treten sie mit Füßen, ohne sie zu beachten. Dabei wäre eine Welt ohne die Treppe auch im übertragenen Sinn flacher. Das jedenfalls behauptet der Schweizer Autor Thomas Hürlimann. Damit ist er bei weitem nicht der einzige Treppenliebhaber unter den Schriftstellern. Der US- Amerikaner Nicholson Baker hat die Handlung eines seiner Romane auf einer Rolltreppe angesiedelt, in Heimito von Doderers Roman "Die Strudlhofstiege" wird die Treppe zum stummen Hauptakteur und Zeitzeugen. Andere Schriftsteller benutzen die technische Konstruktion, um Spannung zu erzeugen oder einen Ort der Magie zu schaffen. "Ich bebte allemal, wenn sie (die Stufen) von einem Paar Füßen in einem mir unbekannten Ton heraufgespielt wurden", notierte Georg Christoph Lichtenberg in eines seiner Sudelbücher. Die Treppe ist so reizvoll, weil sie etwas über den Menschen verrät, der sie betritt, so Friedrich Mielke. Der 87jährige hat die Treppe zur wissenschaftlichen Disziplin erhoben und auch literarische Texte analysiert. "Don Quijote", sagt Mielke, kann ohne Sancho Panza nicht leben, aber Sancho Panza sehr gut ohne Don Quijote. Der Diener ist immer der stärkere. Und die Treppe ist der Diener." Allgemeine Hinweise: Musik A (am Anfang und Ende des Stücks): Vorschläge im V-Speicher Musik B (von Erik Satie zu dem dort zitierten Text komponiert): im V-Speicher Ansonsten Musik hier und da unter die Literaturzitate legen, Vorschläge für lustigere Musik und nüchternere ebenfalls im V-Speicher Atmos Treppen: s. Atmo-Take-Band (V-Speicher) / Atmos von Treppen nach Gefühl einbauen, zusätzlich zu den markierten Stellen. Musik A Atmo 1: Strudlhofähnliche Treppenschritte (weitere Treppenlaute nicht im Manuskript verzeichnet ? nach Gefühl einbauen) Sprecher 1: Zitat: Roman "Die Strudlhofstiege", S. 490 "'Ich liebe diese Stiege so sehr und die Örtlichkeit überhaupt', fuhr Melzer fort. 'Und ich kann's gar nicht verstehen, daß die Menschen hier so achtlos und ohne Achtung vor dem Werk hinauf und hinunter rennen. Denn es ist doch ein Werk. Wie?' 'Wie ein Gedicht, genau so', sagte Stangeler. 'Es ist das entdeckte und Form gewordene Geheimnis dieses Punktes hier. Der entschleierte genius loci. [...]'" O-Ton 1: Friedrich Mielke "Und wenn ich einen frage: 'Könnten Sie sich vielleicht auch für Treppen interessieren?' Dann sagt der: 'Treppen? Treppen? Meinen Sie wirklich Treppen? Ach nein, Treppen! Unmöglich einfach.' Nein, nein, nein! Treppen sind für mich kein Thema!'" Sprecher 3: Zitat: Novelle von Tieck, "Des Lebens Überfluß" "'Herr! wo ist meine Treppe geblieben?' Ihre Treppe, verehrter Herr?' erwiderte Heinrich; 'was gehen mich denn Ihre Sachen an. Haben Sie sie mir bei Ihrer Abreise aufzuheben gegeben?' 'Stellen Sie sich nicht so dumm', schrie jener, 'wo ist die Treppe hier geblieben? Meine große, schöne, solide Treppe?' 'War hier eine Treppe?' fragte Heinrich [...]" O-Ton 2: Thomas Hürlimann "Wo ich kann, meide ich den Fahrstuhl." Musik A wieder hochziehen Atmo 2: Briefkasten, Schritte auf der Treppe Sprecherin: Thomas Hürlimann leert seinen Briefkasten und steigt die Treppe hinauf bis in den letzten, den vierten Stock. Einen Fahrstuhl gibt es im Berliner Haus, in dem der Schweizer Schriftsteller wohnt, nicht. Gäbe es einen, würde Thomas Hürlimann ihn nicht benutzen. Denn er ist schon lange auf die Treppe gekommen. Zum ersten Mal bewusst, als er noch in 1000 Metern Höhe in der Schweiz wohnte: O-Ton 3: Thomas Hürlimann "Da waren es 55 Stufen, die zum Haus hoch führten. Und ich habe mich immer gefreut, wenn der Schnee kam. Denn dann hatte ich eine Aufgabe, die mich vom Schreibtisch weggeholt hat. Und ich konnte dann immer sehen, was ich geleistet habe. Ich konnte also oben im Haus stehen und die vom Schnee befreite Treppe sehen. Das war immer ein gutes Tagewerk. Und ich glaube, so habe ich dann auch die Treppe als Thema kennengelernt." Sprecherin: 2008 veröffentlichte Thomas Hürlimann den Essayband "Der Sprung in den Papierkorb". Darin findet sich der Text "L'esprit de l'escalier. Über die Treppe", eine Hommage des Schweizers an die Stufen, wenn auch eine, die traurig beginnt: Sprecher 1: Zitat aus Essayband "Der Sprung in den Papierkorb" "Wir nannten ihn den Doktor. Er war Assistenzprofessor an der FU Berlin, seine Vorlesungen hatten Kultstatus, und wer den Zugang zu seinen Seminaren suchte, mußte sich in seiner Wohnung am Kurfürstendamm zu einem persönlichen Gespräch einfinden, wozu er Tee und Schokoladenplätzchen kredenzte. In meinem Fall stand der Doktor nach wenigen Minuten auf, sah mich mit stahlblauen Augen an und sagte: 'Die Philosophie ist nicht Ihr Fach. Dafür haben Sie kein Talent.' Er begleitete mich zur Tür, und erst jetzt bemerkte ich, daß im hohen weißen Wohnzimmer ein einziges Bild hing: eine Landschaft mit Treppe, auf der untersten Stufe ein Junge, auf der obersten ein Mädchen. Ich blieb stehen, wie gebannt. 'Der Junge sind Sie', sagte ich, er nickte, worauf ich, ohne nachzudenken, fortfuhr, während mir das Mädchen, wohl seine Schwester, trotz lächelnder Lippen und rötlicher Wangen wie eine Tote erscheine. Der Doktor schwieg eine Weile. Dann erlaubte er mir, an seinem Seminar teilzunehmen. Was war passiert? Ich hatte ins Schwarze getroffen. Das Ölgemälde zeigte ihn selbst, als Knaben und seine ältere Schwester, die im Dezember 1944, beim großen Bombardement von Hannover, im Elternhaus verbrannt war. Von diesem Haus, einer Villa, war nur die Treppe übriggeblieben. Deshalb hatte der unbekannte Künstler, der Jahre später, um 1950 herum, im Auftrag der Eltern beide Geschwister, das tote und das überlebende, in einem Bild vereinigen sollte, die sinnlos aus der Trümmerlandschaft ragende Treppe in den Mittelpunkt des Bildes gesetzt. Sie verband den Jungen mit der Schwester, doch bestand zwischen ihnen nicht nur die Distanz mehrerer Stufen, sondern ebenfalls eine Differenz, die sich aus der Malweise ergab. Der Junge war nach dem Leben, das tote Mädchen nach einer Fotografie porträtiert." O-Ton 4: Friedrich Mielke "Ich komme mit meinem Rennwagen nach." Atmo 3: Surren des Treppenlifters Sprecherin: Friedrich Mielke, ein 1921 geborener Mann mit nach hinten gekämmten weißen Haaren, wird gern ironisch, wenn er über seine Behinderung spricht. Im Schneckentempo fährt er mit dem surrenden Treppenlifter in den ersten Stock, um seinem Gast jenen Raum zu zeigen, den er sein Treppenmuseum nennt. Friedrich Mielke ist beinamputiert und auf den Rollstuhl angewiesen. Er hat, wie er sagt, "den Kontakt zur Treppe" verloren. Nicht im übertragenen Sinn, sondern ganz konkret: Vorbei die Zeiten, in denen sein größtes Glück darin bestand, den Stufen "mit den Füßen nachzufühlen". Nun widmet sich der emeritierte Professor für Denkmalpflege der Theorie. Sein Haus im oberbayerischen Dorf Konstein ist zugleich Privatwohnung und "Internationale Arbeitsstelle für Treppenforschung". Ihr Leiter und einziger Mitarbeiter: Friedrich Mielke. O-Ton 5: Friedrich Mielke "Bei den historischen Treppen, wo die Treppen noch für einen Besitzer oder Eigentümer geschaffen wurden, spiegelt die Treppe die Art des Eigentümers wider: in ihrer Schlichtheit, in ihrer Gediegenheit, in ihrer pompösen Aufmachung oder was es sonst ist. Man kann an einer historischen Treppe sofort ablesen: Das ist ein reicher oder ein armer Mann gewesen, das ist einer mit Geltungsbedürfnis oder ohne." Sprecherin: Mit preußischer Disziplin, täglich zehn Stunden, arbeitet der Gründer der Scalalogie, der Wissenschaft von der Treppe, an seinem Lebenswerk. Sein Ziel: der Nachwelt so viel wie möglich von seinem Wissen zu erhalten. Mielkes Archiv umfasst Informationen zu mehr als 10.000 Treppen aus aller Welt, einen Großteil hat er selbst vermessen. Und nicht nur das: Mielke hat Tausende von Büchern zur Treppe zusammengetragen, wissenschaftliche Abhandlungen ebenso wie Romane und Erzählungen, in denen die Treppe eine besondere Stellung einnimmt. Atmo kurz hochziehen, dann Stop, wenn Treppenlifter anhält Sprecherin: Nun hat der Treppenlifter den Herrn der Stufen in den ersten Stock gebracht. Dort oben hängt gerahmt hinter Glas eine Abbildung der Strudlhofstiege, jene Wiener Treppe, der Heimito von Doderer mit seinem Roman "Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre" ein literarisches Denkmal setzte. O-Ton 6: Friedrich Mielke "Der hat die Treppe, ja, in bewunderungswürdiger Weise in den Mittelpunkt gestellt. Er wird manchmal maßlos ausschweifend, geht im Kreise durch ein ganzes Stadtviertel, schildert Personen und Ereignisse - er ist ein ungemein belesener Mann gewesen - und plötzlich ist er wieder bei der Strudlhofstiege. Sprecher 1: Zitat: Roman "Die Strudlhofstiege", S. 57 " [...] und nun waren Oskar und Mary hinter eine Baumgruppe und einen Pavillon eingebogen. Da gingen sie; nein, sie blieben bald stehen; sie umarmten einander, hier war es einsam, sie drängten aufeinander zu, sie küßten einander heftig, als wollten sie sich gegenseitig betäuben. Es ist hierher gehörig und muß daher gesagt werden, daß Mary, ihrer eigenen Angabe nach, während dieser Szene an zwei Vorstellungen festhielt: einmal bedauerte sie es, nur jene weiße Flausch-Jacke anzuhaben und nicht irgendeinen Umhang oder Überwurf von starker Farbe, das hätte ihr stilistisch besser geschienen, gleichsam tiefer hineinpassend in das Bild; und zum zweiten dachte sie zurück bis zum Jahre 1910 und an die damals neu eröffnete 'Strudlhofstiege' am Wiener Alsergrund, wo ihr vor kurzem angetrauter Gatte sie einmal ganz unvermittelt geküßt hatte, an einem warmen Herbstabend, da es nach den Blättern roch, die auf den steinernen Stufen lagen." Sprecherin: Die Hauptfigur des Romans, Amtsrat und Major a.D. Melzer, schenkt der Wiener Treppe lange keine besondere Beachtung. Langsam nähert sich sein Respekt vor diesem Bau- und Kunstwerk jedoch jener Hochachtung an, die der Schriftsteller Heimito von Doderer selbst gegenüber der Strudlhofstiege hegte: Sprecher 1: Zitat: Roman "Die Strudlhofstiege", S. 330/331 (Treppe als Ereignis sehen) "Und wenn er auch nicht gerade eine Bühne des Lebens erblickte in diesen Treppenaufgängen und terrassenförmig übereinander gelagerten flach ansteigenden Rampen: die Tiefe des eigenen, wenn auch noch so bescheidentlichen und bedeutungslosen Daseins, rührte unseren Melzer hier schon irgendwie an. Er betrachtete das Werk - denn als solches erschien es immerhin auch seinem einfachen Gemüte - zum ersten Mal mit ein wenig Aufmerksamkeit und trennte sich so innerlich von einer endlosen Reihe der Passanten, die täglich unter ihre Füße treten, was sie eben darum nie gesehen haben. Als eine Gliederung des jähen und seiner Natur nach stumpfen und brüsken Terrain-Abfalles wuchs es empor oder kam es eigentlich herab. Dessen unausführliche und also beinahe nichts-sagend-allzufertige Aussage nun in zahlreiche anmutige Wendungen zerlegend, an denen entlang der Blick nicht mehr kurz ab- und herunterglitt, sondern langsam fiel wie ein schaukelndes und zögerndes Herbstblatt. Hier wurde mehr als wortbar, nämlich schaubar deutlich, daß jeder Weg und jeder Pfad (und auch im unsrigen Garten) mehr ist als eine Verbindung zweier Punkte, deren einen man verläßt, um den anderen zu erreichen, sondern eigenen Wesens, und auch mehr als eine Richtung, die ihn nur absteckt, ein Vorwand, der versinken kann noch bei währendem Gehen." Sprecherin: Vermutlich wurde in keinem anderen Roman so schön über die Treppe geschrieben und so intensiv nachgedacht wie in von Doderers 1951 erschienen Werk "Die Strudlhofstiege". Aber seit es Menschen gibt, existieren auch Treppen und Überlegungen zur Treppe. Heitere, fast schon alberne wie in A.A. Milnes Gedicht "Halfway Down", "Auf halbem Weg hinab". Ernster geht Hermann Hesse die Treppe in seinem Gedicht "Stufen" an, in der er die Treppenmetaphorik bemüht, um die Abschnitte eines Menschenlebens zu beschreiben und dessen Vergänglichkeit. Rainer Maria Rilke wählt den Mittelweg zwischen tief empfundener Beobachtung und Augenzwinkern. Sprecher 1: Zitat: Rilkes Gedicht "Die Treppe der Orangerie" "Die Treppe der Orangerie Wie Könige die schließlich nur noch schreiten fast ohne Ziel, nur um von Zeit zu Zeit sich den Verneigenden auf beiden Seiten zu zeigen in des Mantels Einsamkeit - : so steigt, allein zwischen den Balustraden, die sich verneigen schon seit Anbeginn, die Treppe: langsam und von Gottes Gnaden und auf den Himmel zu und nirgends hin; als ob sie allen Folgenden befahl zurückzubleiben, - so daß sie nicht wagen von ferne nachzugehen; nicht einmal die schwere Schleppe durfte einer tragen. Sprecherin: Rilke dichtete auf die hundertstufige Treppe der Orangerie in Versailles, Ludwig Tieck war von einer der bekanntesten Treppen überhaupt, der Spanischen Treppe in Rom, so sehr fasziniert, dass er 1823 ein Gedicht dazu verfasste: Sprecher 3: Zitat: Ludwig Tieck: Die Spanische Treppe", 1823 "Viel schon seit Wochen Verdank ich dir, du hohe Stiege, Mein freundlicher Nachbar. So wie die Gläubigen fromm dort am Lateran Auf heiliger Staffel knien, So nun seit Wochen Wandl' ich, wenn die heiße Mittagssonne Brennend nieder scheint, Die edlen Stufen auf und ab, Schau mich nach oben um, Erblicke unter mir Rom, Und dort den Vatikan und Peters Dom, steige wieder hoch hinab, Und übe mich im ermüdenden Spiel, Fast bis die Kräfte schwinden. Schon fühl' ich mich leichter, Heitrer, kräftiger, Die Fesseln lösen sich gelinde, Und dankbar schau ich hinauf Zu meinem hohen Arzte........ Sprecherin: Das Treppen-Steigen als Katharsis, als körperlich anstrengende, aber geistig reinigende Tätigkeit. Thomas Hürlimann erzählt in seinem Essay über die Treppe eine selbst erlebte Begebenheit: wie sich die letzte Kaiserin Österreichs, Zita, im hohen Alter die Treppe des Klosters Einsiedeln hochschleppte, um oben angelangt, die Beichte abzulegen. Eine Kaiserin kann nicht im Aufzug fahren. Ausgeschlossen: Sprecher 1: Zitat: Hürlimanns Essayband "Der Sprung in den Papierkorb" "[...] in der Wiener Hofburg transportierten Lifte Speisen und Waren, niemals Ihre Majestäten und deren Entourage. Das hatte einen Grund. Das Geheimnis der Treppe, ihre Verwandlungskraft, war dem Hof stets gegenwärtig: Indem die Herrschaften über die gelassenen Stufen der säulengetragenen Treppenhäuser emporstiegen, fühlten sie am eigenen Leib, wie sie vom Gewöhnlichen ins Außergewöhnliche erhoben wurden." Sprecherin: Aber die große Zeit der Treppen ist vorbei. Die Modernisierung hat Rolltreppen, Laufbänder und Aufzüge gebracht und die Treppe in die Ecke gedrängt. Für den Schriftsteller Hürlimann ein großer Verlust: O-Ton 8: Thomas Hürlimann "Wenn die Treppen verschwinden, wenn die Stufen verschwinden, dann verschwindet auch etwas, das man mit Metaphysik oder Transzendenz über- und umschreiben kann. Transcendere heißt übersteigen. Also das, was ist, übersteigen wir, wir bewegen uns darüber hinaus, in einem geistigen Raum." Sprecherin: Eine Welt, in der die Treppen aussterben, wird auch im übertragenen Sinne flacher, da ist sich Thomas Hürlimann sicher. Die Rolltreppe nimmt da eine seltsame Zwischenstellung zwischen Vergangenheit und Moderne ein. Sie ist einerseits eine Treppe, die man steigen kann, anderseits kann man sich einfach von ihr hoch und runter tragen lassen, ohne sich zu bewegen. Aber genau das hat den US-amerikanischen Schriftsteller Nicholson Baker fasziniert und zum Schreiben seines Romans "Rolltreppe oder die Herkunft der Dinge" veranlasst: Atmo 4: Rolltreppe Sprecher 3: Zitat, Roman "Die Rolltreppe" (ohne O-Ton) "Es kümmerte mich mit der Zeit immer weniger, ob es im ursprünglichen Sinne des Erfinders gelegen hatte, der Treppe nachzueifern oder nicht. [...] ich beendete meine lange, geruhsame Fahrt nicht mehr vorzeitig durch eigene Schritte, sondern genoß sie, wie routinierte Bahnpendler die feste Pause ihrer Zugfahrt genießen - und wenn andere an mir vorüberdrängten, betrachtete ich sie mitleidsvoll." (Übersetzung: Eike Schönfeld) O-Ton 9: Nicholson Baker (engl.) Sprecher 3: "Ich arbeitete damals an der Wallstreet als Wertpapieranalyst für die Ölindustrie. Das stimmt. Und es gab nur eine sehr kurze Zeitspanne am Tag, in der ich meinen Gedanken freien Lauf lassen konnte, nämlich in der Mittagspause. Dann fuhr ich also die Rolltreppe runter in die Eingangshalle, ging nach draußen, aß zu Mittag, betrat wieder das Gebäude und fuhr wieder die Rolltreppe hoch. Dieses Hochfahren auf der Rolltreppe, der sehr langen Rolltreppe, erschien mir plötzlich als geeignet, um sie in einem Roman zu fassen. Damals war ich kein guter Schriftsteller. Aber eine Fahrt auf der Rolltreppe müsste ich doch in den Griff bekommen." O-Ton 10: Nicholson Baker / Lesung im engl. Original (unter der Übersetzung wegblenden) Sprecherin: Zitat, Roman "Die Rolltreppe" "Kurz vor ein Uhr betrat ich die Eingangshalle des Gebäudes, in dem ich arbeite, und ging zu den Rolltreppen, in der Hand ein schweres Penguin-Taschenbuch und eine kleine weiße CVS-Tüte, über deren Öffnung der Kassenbon geheftet war. Die Rolltreppen führten hinauf zum Zwischengeschoß, in dem mein Büro lag. Es waren freihängende: ein integrales Zeichenpaar, das sich zwischen den beiden Stockwerken, die sie bedienten, hochschwang, ohne daß Streben oder Pfeiler ein Zwischengewicht trugen. An sonnigen Tagen wie diesem kreuzte zeitweilig eine steilere, von den Schnittstellen der aufragenden Marmor- und Glasmassen gebildete Rolltreppe aus Tageslicht die wirklichen Rolltreppen unmittelbar oberhalb ihrer Mitte, fächerte dort, wo sie auf die Mattstahl-Balustrade traf, zu einer kristallin funkelnden Fläche aus und versah jeden der schwarzen Gummihandläufe mit langen schimmernden Glanzstreifen, die mit dem Gleiten der Handläufe auf der Führung unmerklich bebten wie die Radianten des schwarzen Scheins, der auf dem sanft wogenden Außenrand einer LP tanzt. Als ich mich der aufwärts führenden Rolltreppe näherte, nahm ich mein Taschenbuch und die CVS-Tüte unwillkürlich in die linke Hand, damit ich mit der rechten den Handlauf fassen konnte, wie ich es gewohnt war." (Übersetzung: Eike Schönfeld) Sprecherin: Nicholson Baker lässt seine Hauptfigur einen ganzen Roman lang auf der Rolltreppenfahrt nachdenken, über Dinge, die vielen genauso banal erscheinen wie eine Rolltreppe selbst: über die Milchtüte, die er sich gekauft hat, über den dazugehörigen Strohhalm, über die Schnürsenkel, die ihm gerissen sind, über Alltägliches wie die Rolltreppe selbst: O-Ton 11: Nicholson Baker (engl. Original) Sprecher 3: "Ich mag Dinge, die den Übergang zwischen zwei Orten bilden. Zum Beispiel die Metallabsperrungen am Rande einer Straße oder den Ort zwischen einer Autobahnausfahrt und einer Hauptstraße. Und ich mag alltägliche Gegenstände wie einen Fingernagel- Knipser. Nicht etwas, weil diese Dinge steril und leer wären, sondern weil viele Gedanken um diese Dinge kreisen und Emotionen ansammeln. Die großen Dinge des Lebens, sich verlieben oder entlieben oder eine Katastrophe erleben, sind neue Erfahrungen. Also weiß man nicht, wie man sie in Gedanken fassen soll. Aber dass einem die Schnürsenkel reißen, ist eine vertraute Erfahrung. Diese kleinen Dinge werden Symbole für jene körnige Besonderheit des Lebens. Sie machen deutlich, warum sich das Leben lohnt und warum es schön ist." Musik B, Erik Satie, "Marche du grand escalier" (zum Text gehörige Komposition) Sprecher 1: Zitat: Erik Satie, "Un Grand Escalier" "Eine große Treppe Es ist eine große Treppe, eine sehr große. Sie hat mehr als tausend Stufen, alle aus Elfenbein. Sie ist sehr schön. Niemand wagt, sie zu betreten, aus Angst, sie zu beschädigen. Selbst der König hat sie nie benutzt. Wenn er sein Zimmer verlassen will, springt er aus dem Fenster. Auch sagt er oft: 'Ich liebe diese Treppe so sehr, dass ich sie in Stroh betten möchte.' Hat der König nicht recht?" (Übersetzung: Tobias Wenzel) Sprecherin: So weit geht die Liebe des Königs zur Treppe, in Erik Saties kleinem humorvollen Text. Was wäre die Welt ohne Treppe? Ist der Treppenwitz, der verspätete Einfall auf der Treppe, nicht gerade der inspirierenden Wirkung eben dieser Treppe geschuldet? Und ginge mit den Geräuschen, die beim Steigen einer Treppe erzeugt werden, nicht etwas Faszinierendes verloren? Sprecher 3: Zitat: Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher "In dem Hause, wo ich wohnte, hatte ich den Klang und die Stimmung jeder Stufe einer alten hölzernen Treppe gelernt, und zugleich den Takt, in welchem sie jeder meiner Freunde, der zu mir wollte, schlug, und, ich muß gestehen, ich bebte allemal, wenn sie von einem Paar Füßen in einem mir unbekannten Ton heraufgespielt wurden." Sprecherin: ... schrieb der Aphoristiker Georg Christoph Lichtenberg in eines seiner Sudelbücher. Die Klaviatur der Treppe. Die Treppe als wohlklingendes Klavier. Für andere ist der Klang der Stufen nur ein lästiges, gar belästigendes Geräusch. Oder ein Angst machendes. In den zahlreichen Krimis und Psychothrillern spielen Treppen eine Schlüsselrolle. Mit dumpfen, schweren Tritten, mit dem Knarren der Treppenbretter kündigt sich der Mörder, der Serienkiller an, während sich das Opfer in einem Zimmer der oberen Etagen verbarrikadiert hat, um noch etwas Zeit zu gewinnen. Oder aber die Bewohner eines Hauses können die seltsamen Geräusche nicht zuordnen, wie in Marie Hermansons Roman "Mann unter der Treppe": Sprecher 3: Zitat: Roman "Der Mann unter der Treppe", S. 11/12 "[...] das merkwürdige Schlurfen unter der Treppe - als ob da drinnen jemand große Kissen und Matratzen hin- und herziehen würde -, danach ein Kratzen und Knistern. Ratten? Paula hatte schreckliche Angst vor allem, was Ratten, Schlangen oder Insekten hieß, und weigerte sich, auch nur die Tür zu der niedrigen Kammer zu öffnen. Fredrik hatte sie immer wieder geöffnet und war hineingekrochen, um herauszufinden, woher die merkwürdigen Geräusche kamen. Vorne konnte er halbwegs aufrechts stehen, dann bog der Raum sich mit der Treppe und wurde immer enger und niedriger. [...] Und bald gewöhnten sie sich an die Geräusche unter der Treppe, so wie sie sich an das Gurgeln der Abflußrohre, das Knarren der Bodenbretter und das Rascheln der Rosenbüsche gewöhnten." (Übersetzung: Regine Elsässer) Sprecherin: Noch ahnt die Familie nichts von jenem kleinwüchsigen Mann, der unter der Treppe wohnt. In William Sleators Buch "Das Haus der Treppen" werden fünf Waisenkinder in einem Haus zu Forschungszwecken festgehalten, einem Haus, das nur aus Treppen besteht. Die Treppe als Ort des Schreckens. Oder der Tristesse. Während der rumänische Schriftsteller Mircea Cartarescu in der Erzählung "Medebilus" einen Treppenaufgang eines Plattenbaus zum magischen Ort macht, in dem ein Kind den Gleichaltrigen fesselnde, unglaubliche Geschichten erzählt, erscheint das Treppenhaus in Georges Perecs Roman "Das Leben Gebrauchsanweisung" als äußerst trist und abstoßend: Sprecher 1: Zitat: Georges Perec, Roman "Das Leben Gebrauchsanweisung", S. 20 "Denn alles, was geschieht, führt durchs Treppenhaus, alles was kommt, kommt durchs Treppenhaus, die Briefe, die Familienanzeigen, die Möbel, die die Möbelträger bringen oder wegbringen, der eilends herbeigerufene Arzt, der Reiselustige, der von einer langen Reise zurückkommt. Deshalb bleibt das Treppenhaus ein anonymer, kalter, fast feindseliger Ort. (Übersetzung: Eugen Helmlé) Sprecherin: 12 Kapitel seines Romans siedelte Perec im Treppenhaus an, dem Sinnbild für die Anonymität eines Hochhauses, der mangelnden Kommunikation zwischen den Bewohnern. In dem Theaterstück "Geschichte einer Treppe" des Spaniers Antonio Buero Vallejo wird die Treppe eines Hauses zum Symbol einer hoffnungslosen Wiederkehr des immer Gleichen: Sprecher 3: Zitat: Antonio Buero Vallejo, "Geschichte einer Treppe" "Ich habe Angst vor der Zeit. Das ist es, was mir Kummer macht. Zu sehen, wie die Tage, die Jahre vergehen, ohne daß sich etwas ändert... Es wäre schrecklich, so weiterzumachen! Treppauf, treppab, auf einer Treppe, die nirgendwo hinführt." Sprecherin: Auf den immergleichen Stufen der Moderne. Der Architekt und Baumeister Karl Friedrich Schinkel hatte den Weg zur Einförmigkeit der Treppen geebnet, indem er gusseiserne Stufen anfertigen ließ. Mit Hilfe einer Form. Von der Form war es nicht weit bis zur Norm. Und zur Gleichmacherei, die die lokalen und nationalen Besonderheiten der Treppe aufhob. Vor allem in Deutschland. O-Ton 12: Friedrich Mielke: "18 065 vom Januar 2000." Sprecherin: Wenn der Scalaloge Friedrich Mielke die aktuellste deutsche Industrienorm für Treppen in den Mund nimmt, verzieht er angewidert sein Gesicht. Diese Norm sei für die Industrie gemacht, nicht für den Menschen, der die Stufen steige. Der Mensch brauche gerade nicht genormte, sondern unregelmäßige Treppen: O-Ton 13: Friedrich Mielke "Durch die Unregelmäßigkeit wird der Treppenbenutzer gefordert, aufmerksam zu sein. Das habe ich bei Treppen in Italien und Spanien immer beobachtet. Dort gibt es abenteuerlich unregelmäßige Treppen. Das würde in Deutschland die Bauaufsicht zu Tode schockieren. Das Gleichmaß verführt zur Unaufmerksamkeit. Man verlässt sich darauf. Und das berühmte Streichholz, wenn da eines liegt: Die Leute kommen zu Fall." Sprecher 1: Zitat: Roman "Die Strudlhofstiege", S. 285 (Historie) "Das ist eine ganz geheimnisvolle Stelle. Wie sich diese Stiegen hinabsenken, wie aus einer neuen Stadt und ihren Reizen in eine alte und ihren Reiz! Eine Brücke zwischen zwei Reichen. Es ist, als stiege man durch einen verborgenen Eingang in die schattige Unterwelt des Vergangenen ..." Sprecherin: Vielleicht wäre das Urteil über die Treppe von Buero Vallejos und Perec anders ausgefallen, wenn sie keine 0815-Stufen, sondern die Strudlhofstiege vor ihren Augen gehabt hätten: eine normfreie Treppe, deren Schönheit sich auch mit der Freiheit des Baumeisters erklären lässt. So ist die Strudlhofstiege ein Meisterwerk des Jugendstils. Und für Heimito von Doderer nicht nur der Übergang von einem Ort zum anderen, sondern auch eine Brücke zwischen verschiedenen Zeiten: Der Roman spielt einerseits in den Jahren 1910/11, also zur Zeit der k.u.k-Monarchie, andererseits nach ihrem Ende, in den Jahren 1923-25. Die Treppe dient als Scharnier zwischen diesen beiden Zeitabschnitten. So versteht sich auch das Gedicht, das Heimito von Doderer seinem Roman gleichsam als Motto vorangestellt hat: Sprecher 1: Zitat: Roman "Die Strudlhofstiege", Vorangestelltes Gedicht, S. 7 "AUF DIE STRUDLHOFSTIEGE ZU WIEN Wenn die Blätter auf den Stufen liegen herbstlich atmet aus den alten Stiegen was vor Zeiten über sie gegangen. Mond darin sich zweie dicht umfangen hielten, leichte Schuh und schwere Tritte, die bemooste Vase in der Mitte überdauert Jahre zwischen Kriegen. Viel ist hingesunken uns zur Trauer und das Schöne zeigt die kleinste Dauer." Sprecherin: 1919 und damit zehn Jahre, nachdem die Strudlhofstiege nach einem Entwurf von Johann Theodor Jaeger aus Kalkstein im Wiener Bezirk Alsergrund erbaut worden war, wies die deutsche Treppennorm die Baukunst in ihre Schranken. Solch eine Norm betrifft die Stufen ebenso wie die Treppengeländer. Wenn die Treppe überhaupt ein Geländer hat, oder: wenn sie noch ein Geländer hat. 1839 veröffentlichte Ludwig Tieck die Novelle "Des Lebens Überfluß". Heinrich und Klara wohnen zur Miete in einem Haus und wollen sich ganz der Liebe widmen. Sie haben eine Haushaltshilfe, arbeiten aber selbst überhaupt nicht. Denn das und viele andere Dinge erscheinen den beiden, vor allem Heinrich, als überflüssig. Auch das Treppengeländer: Sprecher 3: Zitat: Tiecks Novelle "Des Lebens Überfluß" "'Erst sage mir nur, wie in aller Welt du zu der Säge kommst, und gar zu dem ungeheuern Block dieses schönen Holzes?' 'Du weißt', sagte Heinrich, 'wie vier, fünf Stufen zu einem kleinen Boden von hier führen, der leer steht. Nun, in einem Verschlage sah ich neulich, durch das Schlüsselloch guckend, eine Holzsäge und ein Beil, die wohl dem alten Hauswirt oder wer weiß wem sonst gehören mögen. Man achtet auf den Gang der Weltgeschichte, und so merkte ich mir diese Utensilien. Heute morgen nun, als du noch so angenehm schliefst, ging ich in stockdichter Finsternis dort hinauf, sprengte die dünne, elende Tür, die kaum mit einem kleinen, jämmerlichen Riegel versperrt war, und holte mir diese beiden Mordinstrumente herunter. Nun aber, da ich die Gelegenheit unsers Hauses ganz genau kenne, hob ich dieses lange, dicke, gewichtige Geländer unserer Treppe, nicht ohne Mühe und Anstrengung und mit Hülfe des Beiles, aus seinen Fugen und brachte den langen und schweren Balken, der unsre ganze Stube ausfüllt, hieher. Sieh nur, geliebte Klara, welche soliden, trefflichen Menschen unsre Vorfahren waren. Betrachte diese eichene Masse vom allerschönsten und kernigsten Holze, so glatt poliert und gefirnisst. Das wird uns ein ganz andres Feuer geben als unser bisheriges elendes Kiefern- und Weidengeflecht.' 'Aber Heinrich', rief Klara und schlug die Hände zusammen, 'das Haus verderben!' 'Kein Mensch kommt zu uns', sagte Heinrich, 'wir kennen unsre Treppe und gehen selber nicht einmal auf und ab....Nein, ein solches Treppengeländer ist wieder eine von des Lebens ganz unnützen Überflüssigkeiten; der Wald ist zu uns gekommen, da er gemerkt hat, dass wir ihn so höchst notwendig brauchten.'" Sprecherin: Der Leser von Tiecks Novelle "Des Lebens Überfluß" ahnt es schon: Heinrich erscheint nicht nur das Treppengeländer als überflüssig. An einem Tag will seine Frau die Treppe hinabsteigen. Heinrich aber versucht es mit allen Mitteln zu verhindern: Sprecher 3: Zitat: Tiecks Novelle "Des Lebens Überfluß" "'Du hast diese fatale Treppe schon seit so lange nicht betreten', sagte Heinrich; 'es ist finster draußen, du könntest fallen.' 'Nein', rief sie, 'du sollst mich nicht zurückhalten; die Treppe kenne ich; ich werde mich in der Finsternis schon zurechtfinden.' 'Da wir aber das Geländer verbraucht haben,' sagte Heinrich, 'welches mir damals als ein Überfluss erschien, so fürchte ich jetzt, da du dich nicht anhalten kannst, dass du stolpern und stürzen könntest.' 'Die Stufen', erwiderte sie, 'sind mir bekannt genug, sie sind bequem, und ich werde sie noch oft betreten.' 'Diese Stufen', sagte er mit einiger Feierlichkeit, 'wirst du niemals wieder betreten!' 'Mann!' rief sie aus und stellte sich gerade vor ihn hin, um ihm in die Augen zu sehen, 'es ist nicht richtig hier im Hause; du magst reden, was du willst, ich laufe schnell hinab, um selber nach Christinen zu sehen.' So wandte sie sich um, die Tür zu öffnen, er aber stand eilig auf und umschlang sie, indem er ausrief: 'Kind, willst du mitwillig den Hals brechen?' Da es nicht mehr zu verschweigen war, öffnete er selber die Tür; sie traten auf den Vorplatz und, indem sie weitergingen und der Gatte die Frau noch immer umfasst hielt, sah diese, dass keine Treppe mehr da war, die hinabführen sollte. [...] 'Ja, nun begreife ich freilich, warum die Heizstücke so ganz andre Statur hatten als die vorigen. Also die Treppe haben wir nun auch verbrannt!' Sprecherin: So satirisch beißend Tiecks Text auch ist, wirft er doch eine ernste Frage auf: Könnte der Mensch tatsächlich ohne Treppen leben? Könnten wir heute auf Stufen verzichten? Eine Frage, die dem Vater der Treppenforschung, Friedrich Mielke, sehr vertraut ist: Ton 14: Friedrich Mielke "Wir haben zwar unendlich viele Hilfsmittel geschaffen: Aufzüge, die mit rasender Geschwindigkeit zwanzig oder hundert Stockwerke hochsausen können. Aber stellen Sie sich vor, der Strom fällt aus. [MACHT LANGE PAUSE] Was dann? Dann müssen Sie aus dem hundertsten Stockwerk zu Fuß nach unten. Und deshalb gibt es in allen Hochhäusern Nottreppen. Die müssen da sein. Ohne Treppen können wir nicht leben. Vor allem in der Moderne nicht, wo wir uns jetzt ganz und gar der Technik ausgeliefert haben und nichts, aber auch gar nichts ohne Strom geht." Sprecherin: Die Treppe ist in Not, schreibt Thomas Hürlimann in seinem Essay "L'esprit de l'escalier. Über die Treppe". Und er meint: Wir degradieren die Treppe zur Nottreppe, als gewöhnliche Treppe lassen wir ihr immer weniger Raum. O-Ton 15: Thomas Hürlimann "Wenn die Treppen jetzt mehr und mehr ersetzt werden, durch Lifte, durch Laufbänder, durch was auch immer, und überhaupt verschwinden, wie werden wir im entscheidenden Moment z.B. einer Nottreppe gewachsen sein? Also das hat man auch an diesem berühmten 11.9. in den USA, in New York gesehen. Die Leute waren es gar nicht mehr gewohnt, die Treppen zu gehen, sie haben auch nicht mehr gewusst, wo sie sind. Die waren in diesen Towers versteckt. Sprecher 3: Zitat: Don DeLillo, Roman "Falling man", S. 63/64 "Jetzt war das Treppenhaus überfüllt, es ging langsam, von anderen Stockwerken kamen Leute dazu. 'Jemand sagte, Asthma. Jetzt beim Reden kommt es ein bisschen zurück. Asthma, Asthma. Eine Frau, ganz verzweifelt. Gesichter in Panik. In dem Moment bin ich, glaube ich, gestürzt, einfach gefallen. Ich sauste fünf oder sechs Stufen hinunter und schlug auf einem Treppenabsatz auf, ein Stolpersturz, und ich schlug hart auf.' Sie wollte ihm alles erzählen. Das wurde ihm klar. Vielleicht hatte sie vergessen, dass auch er dort gewesen war, in dem Turm, oder vielleicht war er genau deshalb der Mensch, dem sie all das erzählen musste. Er wusste, sie hatte noch nicht darüber gesprochen, nicht so intensiv, mit niemandem. 'Es war die Panik, niedergetrampelt zu werden, obwohl sie vorsichtig waren, sie halfen mir, aber es war das Gefühl, dass du in einer Menschenmenge zu Boden gehst und gleich zertrampelt wirst, aber sie halfen mir, und ich erinnerte mich an einen Mann, der mir auf die Füße half, einen älteren, atemlosen Mann, er half mir und redete mit mir, bis ich weitergehen konnte.' Flammen in den Fahrstuhlschächten. [...] (Übersetzung: Frank Heibert) Sprecherin: Die Treppe als Nottreppe, in Don DeLillos Roman "Falling man". Wer in einem der obersten Stockwerke des World-Trade-Center war, hatte keinen Zugang mehr zur Nottreppe und starb in den Flammen oder durch einen Sprung nach draußen, als "Falling man", als fallender Mensch. Nur die Menschen in den unteren Stockwerken der Tower hatten eine Überlebenschance. Und die führte über die Treppe nach unten. "Treppe nach oben" heißt ein Theaterstück von Tennesse Williams. Darin begreift Ben Murphy eine Treppe, die nach oben führt, als Ausweg aus seiner misslichen Lage. Er arbeitet in einer Hemdenfabrik und soll entlassen werden. Immer wieder ist Ben zur Verärgerung seines Chefs Mr. Gum nicht auffindbar: Sprecher 1 und Sprecher 3: Zitat: Tennessee Williams, Theaterstück "Treppe nach oben", S. 127/128 Sprecher 1 = GUM Sprecher 3 = BEN GUM Sie sagen, Sie sind nach oben gegangen. Soviel ich weiß, befindet sich die Hauptniederlassung Vereinigte Hemdenhersteller im sechzehnten Stock eines sechzehnstöckigen Gebäudes. BEN Das ist mir bekannt, Mr. Gum. GUM Wie - sind Sie dann - nach oben gegangen? BEN Mr. Gum, wahrscheinlich haben Sie nicht im Traum daran gedacht, aber - es gibt eine Treppe nach oben. GUM Eine was? BEN Eine Treppe nach oben. Sprecherin: (Jede Tätigkeit im Büro ist für den Augenblick eingestellt. Alle starren auf BEN.) GUM Es gibt also eine Treppe nach oben? BEN Ja, Sir. GUM Wie haben Sie das entdeckt, Murphy? BEN Aus Not, Mr. Gum. Ich bin fast erstickt hier drin. GUM (unheilvoll) Verstehe. Und weil Not erfinderisch macht, haben sie schließlich die Treppe nach oben erfunden. BEN Nein, Sir, ich habe sie nicht erfunden, sie war war bereits da und wartete darauf, entdeckt zu werden. GUM Und Sie haben Sie entdeckt? BEN Ja, Sir. GUM Sie werden noch mal der Columbus des Dachs der Hauptniederlassung genannt werden, was? - Und wer war, sozusagen, Ihre Königin Isabella? BEN Die Neugier, Mr. Gum. Eines Tages bemerkte ich eine kleine Tür oben am Aufzugsschacht. Ich habe sie einfach geöffnet, und da war - eine kleine, schmale Wendeltreppe, die aufs Dach führte. (Übersetzung: Wolf Christian Schröder und Helmar Harald Fischer) Sprecherin: Auch Nicholson Bakers Hauptfigur im Roman "Rolltreppe oder die Herkunft der Dinge" zieht es nach oben. Während ein gewisser Kaltenburg in Marcel Beyers gleichnamigem Roman Rolltreppen zugunsten der unbeweglichen Treppe verschmäht, kann sich bei Baker der Mann auf der Rolltreppe nicht vorstellen, stattdessen eine gewöhnliche Treppe zu steigen. Viel zu anstrengend wäre das, um in Ruhe über zerrissene Schuhbänder und eben die Treppe selbst nachzudenken. Da ist ihm die Rolltreppe, auf der er einfach nur stillstehen kann und trotzdem voran kommt, doch lieber: Atmo 4: Rolltreppe Sprecher 3: Zitat: Nicholson Baker: Roman "Rolltreppe" "Ganz am Ende der Fahrt fiel mein Blick auf eine Zigarettenkippe, die an der Kammplatte, wo die Rillen verschwinden, rollte und hüpfte. Ich betrat das Zwischengeschoß und wandte mich um, um sie noch kurz zu betrachten. Ihre Bewegung war eine schnellere Version der Rotation von Mayonnaise- oder Erdnußbutter - oder Olivengläsern oder von Orangensaft- oder Suppendosen am Ende eines Fließbands im Supermarkts, wo sich die Etiketten dann immer im Kreis drehen - Hellman's! Hellman's! Hellman's! Als ich klein war, hat mir der Anblick immer großen Spaß bereitet. Ich schaute den großen Silbergletscher hinab in die Eingangshalle. Unten stand der Mann vom Service. Ich winkte ihm zu. Er hielt seinen weißen Lappen kurz hoch und legte ihn dann wieder auf den Gummihandlauf." (Übersetzung: Eike Schönfeld) Atmo Rolltreppe und/oder Musik als kurzen Trenner Sprecherin: Handläufe aus Holz, dünne, dicke, geriffelte, praktische, unpraktische - Treppenforscher Friedrich Mielke hat sie und zahlreiche Treppenmodelle in seinem privaten Ausstellungsraum versammelt. Im Zentrum die Königin der Treppen: die Wendeltreppe. Sie hat unzählige Schriftsteller inspiriert. Mal stellt sie, wie in Tennesse Williams Drama "Treppe nach oben", einen Ausweg oder Fluchtweg aus dem hoffnungslosen Alltag dar. Mal erscheinen und verschwinden auf ihr traumhafte Gestalten, wie jene Frau, "weiß von Kopf bis Fuß gehüllt", in Willibald Alexis' Roman "Der Werwolf". Friedrich Mielke erläutert, im Rollstuhl sitzend, eine Abbildung von der Treppenkonstruktion im Straßburger Münster, gebaut von Johannes Hültz. Da kommt man an Superlativen nicht vorbei: O-Ton 16: Friedrich Mielke "In Straßburg haben wir die grandioseste, höchste, schönste, raffinierteste, technisch versierteste Treppenanlage der Welt. 52 Wendeltreppen bilden eine Turmspitze. Also ich weiß nicht, wie der sich getraut hat, ein solches Wunderwerk von 52 gestaffelten Wendeltreppen aufzubauen!" Sprecherin: Mit den Baumöglichkeiten der damaligen Zeit, Anfang des 15. Jahrhunderts, mit dem roten Sandstein der Gegend, ein paar Metallklammern hätte das eigentlich schief gehen müssen. Aber bis heute, ein halbes Jahrtausend, hat dieses Bauwerk schon gehalten. Ebenso wie die ersten so genannten Zwillingswendeltreppen: O-Ton 17: Friedrich Mielke "Es geht darum, für den König und seine Frau, zu einer hochgelegenen Empore in der Kirche zu kommen. Die hohen Herrschaften mussten auch von dem Volk gesehen werden. Und nun kommt die Peinlichkeit: Auf einer einfachen Wendeltreppe, die man dort gut hätte bauen können, muss die Frau hinter dem Herrn emporsteigen. Für eine Königin völlig unmöglich. Sie ist genauso Herrscherin wie er. Und um das dem Volk zu zeigen, bekommt jeder eine eigene Wendeltreppe." Sprecherin: König und Königin gehen zwar getrennte Wendeltreppen, treffen sich aber nach jeder Windung auf dem gemeinsamen Treppenabsatz. Gleichberechtigung auf der Treppe. O-Ton 18: Friedrich Mielke "Eine zweite Treppe dieser Art gibt es dann noch in Graz. Die ist nämlich im Trakt des Kaisers Maximilian I." Sprecher 1: Zitat: Erich Fried, Gedicht "Die Treppen von Graz" "Die Treppen von Graz Seit vierhundertachtzig Jahren Stein auf Steinen die Steine tragen: Die Doppelwendeltreppe graue Gotik und Anlaß zu Fragen. In den Treppenturm links vom Torbogen sehe ich hinein und Frage türmt sich auf Frage wie Stein auf Stein: Wer hat diese Doppelwendeltreppe erdacht? Ist sie für ein Märchen oder für einen Traum gemacht? Daß man zugleich beide Treppen ersteigt und auf jedem Absatz sich selbst begegnet und schweigt und sich ineinander findet und wieder entzweit. Diese Doppelwendeltreppe verbindet und verschraubt den Raum mit der Zeit. [...]" Sprecherin: Ein Auszug aus Erich Frieds Gedicht "Die Treppen von Graz". Die Treppe, die Raum und Zeit verbindet. Der österreichische Schriftsteller Heimito von Doderer hätte es genauso formulieren können. Schon im Titel des Romans, "Die Strudlhofstiege oder Melzer und die Tiefe der Jahre" verbirgt sich dieser Gedanke. Und mehr noch: Für die Hauptfigur, den Amtsrat und Major a.D. Melzer, wird die Strudlhofstiege bald zum mystischen, geradezu kultischen Ort: Sprecher 1: Zitat: Roman "Die Strudlhofstiege", S. 355 Sein Besuch der Stiegen jetzt zur Nachtzeit stellte nicht die paar Schritte dar, die man gerne vor dem Zubettgehen noch tut; und auch nicht ein wehmütiges Erinnern oder dergleichen. Sondern nichts anderes denn eine Anfrage. Ihn hatte ein letzter, verschütteter Rest dessen hingetrieben, was einst fromme, heidnische Wallfahrer nach Delphi führte. So ihn zu dem genius loci hier. Der schwieg: für diesmal. Das Köpfchen geneigt, schlief der Dryas der Strudlhofstiege tief im Holz eines Stammes oder auch sonst wo." Sprecherin: Ehrfurcht vor der Treppe. Die kennt Heinrich, die Hauptfigur in Ludwig Tiecks Novelle "Des Lebens Überfluß", nicht. Warum auch?! Schließlich erscheint ihm seine Treppe als überflüssig. Genauer die Treppe in dem Haus, in dem er wohnt. Als der Eigentümer zurückkommt und die fehlende Treppe zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Stock bemerkt und Heinrich und seine Frau oben, fehlen ihm die Worte. Was man von Heinrich nicht gerade behaupten kann: Sprecher 3: Zitat: Tiecks Novelle "Des Lebens Überfluß" 'War hier eine Treppe?" fragte Heinrich; "ja, mein Freund, ich komme so wenig oder vielmehr gar nicht aus, dass ich von allem, was nicht in meinem Zimmer vorgeht, gar keine Notiz nehme. Ich studiere und arbeite und kümmre mich um alles andre gar nicht.' 'Wir sprechen uns, Herr Brand", rief jener, "die Bosheit erstickt mir die Zunge und Rede; aber wir sprechen uns noch ganz anders! Sie sind der einzige Hausbewohner; vor Gericht werden Sie mir schon melden müssen, was dieser Handel zu bedeuten hat.' 'Sein Sie nicht so böse', sagte Heinrich jetzt; 'wenn Ihnen an der Geschichtserzählung etwas liegt, so kann ich Ihnen auch schon jetzt damit dienen; denn allerdings erinnre ich mich jetzt, dass vormals hier eine Treppe war, auch bin ich nun eingeständig, dass ich sie verbraucht habe.' 'Verbraucht?' schrie der Alte und stampfte mit den Füßen; 'meine Treppe? Sie reißen mir mein Haus ein?' 'Bewahre', sagte Heinrich, 'Sie übertreiben in der Leidenschaft [...] Bleiben Sie gelassen', sprach Heinrich etwas lauter hinunter. [...] 'Der überharte, unbarmherzige Winter forderte Holz zum Einheizen; ich hatte aber kein Geld, um es auf dem gewöhnlichen Wege einzukaufen. So verfiel ich denn auf diese Anleihe, die man nicht einmal eine gezwungene nennen kann. Dabei glaubte ich nicht, dass Sie, geehrter Herr, vor den warmen Sommertagen wiederkommen würden.' 'Unsinn!' sagte jener, 'glaubten Sie denn, Armseliger, dass meine Treppe bei der Wärme wie der Spargel von selbst wieder herauswachsen würde?' 'Ich kenne die Natur eines Treppengewächses zu wenig, wie ich auch von Tropenpflanzen nur geringe Kenntnisse habe, um das behaupten zu mögen', antwortete Heinrich." Sprecherin: Ein Haus ohne Treppe. Das umgekehrte Bild, eine Treppe ohne Haus, hat Thomas Hürlimann in seinem Essay "Über die Treppe" beschrieben. Den hat er seinem einstigen Dozenten gewidmet. Schließlich befand sich in der Wohnung des Philosophen jenes seltsame Gemälde einer Treppe, dem einzigen Überbleibsel des bombardierten Elternhauses. Diese gemalte Treppe zeigte, wie der Dozent als kleiner Junge auf der ersten Stufe saß und seine verstorbene Schwester auf der obersten. Sprecher 1: Zitat: Essayband "Der Sprung in den Papierkorb" "Damals, in den siebziger Jahren, gab es auf der Westseite der Berliner Mauer da und dort Treppen, die einen Ausblick über die Zinne und den Todesstreifen in die östliche Stadthälfte boten. Eines dieser roh gezimmerten hölzernen Gestelle stand auf der niemandslandigen Brache des Potsdamer Platzes, und es war an einem Herbstabend mit tiefen, schwarzen, von Ost nach West fliegenden Wolken, da ich mit dem Doktor im Geschwindschritt zur schmalen Plattform hochstieg, er mit wehendem Regenmantel, Lederhandschuhen, Sonnenbrille und einer tief in die Stirn gezogenen Schirmmütze. ''Passen Sie auf', jubelte der Doktor erregt, 'gleich geht's los!' - und tatsächlich, kaum hatten wir die oberste Stufe erreicht, jaulten drüben, irgendwo im grauen Häusermeer von Ostberlin mehrere Sirenen auf. 'Ahnen Sie, was geschieht?' rief er mir zu. 'Das ist der Anbruch der Epiphanie! Die Dinge beginnen sich zu zeigen. Die Welt offenbart sich.' Ich hätte bemerken müssen, daß der Doktor dem Ansturm nicht gewachsen war. Er hatte einen weiten Weg hinter sich, einen schwierigen Aufstieg. Vom vifen Jungen auf der untersten Stufe war er bis ganz nach oben gelangt, auf jene letzte Stufe, die im Bild seine tote Schwester einnahm, etwas Fernes und Verklärtes ausstrahlend. Dem Doktor, der seine stahlblauen Augen hinter der schwarzen Brille verbarg, näherte sich nun die lang gesuchte Wirklichkeit. Wenige Tage nach unserem Blick über die Mauer entfernte er von seinem einzigen Bild, dem Treppenbild, den Draht, formte ihn zu einer Schlaufe und hängte sich in seiner Wohnung auf." Musik A (vielleicht schon etwas vorher, und dann hier als Trenner, um Abstand zum O-Ton 19 zu gewinnen) O-Ton 19: Thomas Hürlimann "Wenn die Treppen, die uns von hier nach da steigen lassen, verschwinden, dann wird uns auch die Fähigkeit abhanden kommen, diese kleinen Ausflüge zu machen. Das wird tatsächlich dann zu einer flacheren Welt führen, eben auch im geistigen Sinn flachen Welt." O-Ton 20: Friedrich Mielke (Don Quichotte) "Don Quijote kann ohne Sancho Pansa nicht leben, aber Sancho Pansa sehr gut ohne Don Quijote. Der Diener ist immer der stärkere. Und auch die Treppe, die einfachste Treppe, behauptet sich. Sie wird gebraucht. Sie bleibt immer da." Sprecher 1: Zitat: Roman "Die Strudlhofstiege", S. 135 (Lebensbühne) "Indessen dies alles, wie es da in den schon dunklen Abend versank und zwischen den Schnüren von Lichtern zur unbeweglichen oder von Bewegung durchkreuzten Masse wurde, enthielt tief rückwärts eine erleuchtete Pforte wie einen Goldgrund: die Stiege! Die Strudlhofstiege, die Lebensbühne dramatischen Auftrittes ..." Musik A wieder hochziehen, Musikschluss [ENDE MANUSKRIPT] Tobias Wenzel Literarische Texte von der Treppe S. 28