Deutschlandradio Kultur Länderreport COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. "So'n Windhund" - Die "Karriere" des Hans Albers in Güstrow und die Geschichte eines Theaters - Autor Karl Lotz Red. Claus-Stephan Rehfeld Sdg. 24.10.2012 - 13.07 Uhr Länge 18.30 Minuten Regie Gabriele Brennecke Spr. Karl Lotz (Autor) Thomas Holländer (Zitator) Moderation Das Güstrower Theater zählt nicht zu den bekannten Schauspielhäusern Deutschlands. Dafür liegt es zu sehr in der Provinz, dafür ist die Kulturpolitik viel zu sehr auf die Metropolen geeicht, dafür gibt es noch manch andere Gründe. Egal, auch die Provinz hat was zu bieten. Heutzutage wie dazumalen. Eine dieser Geschichten beginnt vor genau 100 Jahren, also am 24. Oktober 1912. Hier nun tritt Hans Albers höchstselbst in Erscheinung. Noch unbekannt, also noch mit keiner Hauptrolle bedacht, die aber spielt er nun in unserer Sendung, teilt sie sich gewissermaßen mit dem Güstrower Theater. Wieso, weshalb, warum? Hier nun tritt Karl Lotz als Autor auf. Bitte. folgt Script Sendung- Script Sendung- Atmo Theaterklingeln, Atmo Zuschauer REGIE Geräusch kurz frei & unter Autor legen AUT Theater Güstrow. Es ist der 21. Oktober 2012. Gegeben wird "Das Hässliche Entlein". Ein Puppenspiel frei nach Hans Christian Andersen, für Kinder ab vier Jahren. An einem 24. Oktober vor genau einhundert Jahren, also 1912, kam ein junger Herr namens Hans Albers in Güstrow an und stand am gleichen Abend auf der Bühne - als Hilfslehrer Stöger in dem Lustspiel "S`on Windhund". Atmo Beifall REGIE unter Sprecher abblenden SPR "Ich hatte nicht nur Frack, Cut und Smoking, ich besaß noch etwas Dolleres. Einen Pelzmantel! In diesem Pelzmantel ließ ich mich fotografieren. Dann blätterte ich im Theateralmanach und schickte mein herrliches Konterfei an ein dutzend Bühnen. Und ich schwöre darauf, dieser Pelz hat dem Direktor in Güstrow ins Auge gestochen. Prompt kam das Angebot." AUT Der damalige Direktor des Theaters, Friedrich Berthold, engagierte den 21 jährigen als "Bonvivant und jugendlichen Komiker." Für eine Anfangsgage von 60 Mark, inclusive Beteiligung am Bühnenumbau sowie Vorstellungen zwischen Demmin und Neubrandenburg. M 01 Hans Albers Lied: "Hoppla, jetzt komm ich" Hoppla jetzt komm ich, alle Türen auf, alle Fenster auf, hoppla jetzt komm ich und wer mit mir geht, der kommt eins rauf ... SPR Hier in Güstrow soll er den Liebhaber und jugendlichen Helden, den Heldenvater und den Operettenbuffo mimen. In Güstrow, im kleinen Schauspielshaus, gegenüber vom Schloß. Atmo Güstrower Marktreiben REGIE Geräusch kurz frei & unter Autor legen AUT Güstrow dieser Tage. Eine Kleinstadt in Mecklenburg Vorpommern mit etwa 30.000 Einwohnern. Die Harmonie der Bürgerhäuser kündet heute noch von dem Selbstbewusstsein seiner Erbauer. Mit Spendengeldern der Bürger wurde im Jahre 1828, im 600. Jahr der Stadtgründung, nach den Plänen des Architekten Georg Adolf Demmler - einem Schinkelschüler - ein Theater im klassizistischen Stil gebaut. Die Stadt stellte kostenlos den Bauplatz und das Baumaterial zur Verfügung. Der Bau fiel bescheiden aus und war nicht so pompös wie die Hoftheater dieser Zeit, aber es genügte den Ansprüchen des Mittelstandes dieser Kleinstadt. Frau Hildegard Cordes, Jahrgang 1918 und Tochter eines Lehrers, wurde natürlich auch musisch erzogen. E 01 Hildegard Cordes "Ich bin nur Güstrower geworden, weil meine Eltern hier wohnten. Mein Vater kam aus Schwerin und meine Mutter aus Rostock, aber Mecklenburger sind wir. Ja, bodenständig sind wir auf jeden Fall. Ich hätte mir nicht vorstellen können, woanders als in Mecklenburg zu leben." M 02 Albers "Der Mensch muss eine Heimat haben" "Der Mensch muss eine Heimat haben, ein Stück Erde, ein Stück Himmel, das er liebt. REGIE Blende E 02 Georg Weber "Ich bin 1918 geboren. In Bromberg, ehemals Posen Westpreußen und dann sind wir, die Flüchtlinge des ersten Weltkrieges, und sind 1920 in Güstrow gelandet. Und seit 1920, da war ich zwei Jahre, lebe ich in Güstrow. Wir haben ewig in der Schweriner Straße gewohnt, das ist meine Kindheitserinnerung." AUT Georg Weber, ehemaliger Vermessungsingenieur, sein Großvater war Hof-fotograf, nimmt heute noch aktiv am Kulturleben der Stadt Güstrow teil. Obwohl er im Rollstuhl sitzt, besucht er Konzerte und Ausstellungseröffnungen. "Da habe ich immer meinen Logenplatz"" sagt er und schmunzelt dabei. Wenn man in seiner Zeit als Kind der Mittelschicht aufwuchs, versuchten die Eltern ihren Kindern ein Fundament, in dem Kultur eine Rolle spielte, mitzugeben. Klavier - und Ballettunterricht war obligatorisch für die Mädchen. Die Jungen durften sich, wenn sie partout nicht wollten, beim Sport austoben, aber die Muse zum Zuhören musste auch erlernt werden. Denn Kunst wird nur dann vollendet, wenn sie von Zuschauern gehört und gesehen wird. Irgendwie scheint es, war die Zeit um 1900 geruhsamer und auf einen konkreten Ort bezogen, bis der erste Weltkrieg kam. M 03 Hans Albers Lied "Goodbye Jonny" "Bricht mir auch heut das Herz entzwei, in hundert Jahren Jonny ist doch alles vorbei: REGIE Blende AUT Die Güstrower hatten Glück, ihr Theater brannte nicht ab, wie so viele Hoftheater und 1945 traf das Haus auch keine Bombe. Es ist der älteste erhalten gebliebene Theaterbau in Mecklenburg. Hier also war Friedrich Berthold vVon 1902 bis 1917 Stadttheaterdirektor. In einer Anzeige zur Eröffnung der neuen Spielzeit 1912/1913 wandte er sich an das hochgeschätzte Güstrower Publikum: SPR "Nachdem der hochverehrliche Magistrat sowie die Bürgervertretung einer Verlängerung der Spielzeit bis Freitag vor Palmarum 1913 zugestimmt, gedenke ich dieselbe in der zweiten Hälfte Oktober hierselbst zu eröffnen. Von dem Gedanken beseelt, der Kunst eine dauernde Stätte zu bereiten, wende ich mich in diesem Sinne an das hochgeschätzte Güstrower Publikum, dessen Gunst mir über ein Jahrzehnt treu geblieben. Entstehend gebe ich meinen Spielplan, Künstlerpersonal nebst sonstigen Bedingungen bekannt und verbleibe mit der Bitte um ferneres geneigtes Wohlwollen." M 04 Hans Albers Lied "Komm auf die Schaukel Luise" "Rummelplatzatmo. Kommen die Damen, kommen die Herren. Immer einsteigen zur neuen Tour. ... Kommen die Damen, kommen die Herren. Es steigt das Lied von der Riesenschaukel. Ummbaba. " REGIE Blende AUT Das Repertoire waren insbesondere Schauspiele, ab 1910 vorrangig Operetten. Sie wurden mit dem eigenen, verhältnismäßig kleinen Ensemble von jungen und oft wechselnden Schauspielern produziert. Unter ihnen war Hans Albers, der später berühmt und für eine ganze Generation zum Idol werden sollte. Strahlend wasserblaue Augen, Hamburger Slang und blonde Haare - das waren seine Markenzeichen. In einer Zeit der Unsicherheiten verkörperte er den harten Kerl mit dem jungenhaften Charme. Bald spielte er sich mit Glanzrollen, wie den Moritz Stiefel in Wedekind`s "Frühlingserwachen" in die Herzen der Mecklenburger. Heute hat fast jede Güstrower Familie eine Schallplatte von Albers und bei Familienfesten ist es obligatorisch, dass sie aufgelegt wird. E 03 Hildegard Cordes Kort: Wir wohnten ja drüben als ich Kind war. Wer war da alles vom Theater? Oben waren Fastnachts, unten wohnte Dubchen Badnow, denn war dieses Frl. Dingsda, die auch am Theater war. Unser ganzes Haus war voll. Dann nachher der Schwule, der Fred- Alexander, Peters, das ganze Haus war voll mit Theaterleuten. Frau Cordes: Ich hatte sie ja direkt in der Wohnung. Gemeinsame Küche, das war eigentlich immer sehr, sehr schön. AUT Eine der Wohnungen von Hans Albers befand sich im Krüger-Hansenschen Haus, dem heutigen Haus der Kirche im Grünen Winkel 10. Natürlich führte Hans Albers nicht das Leben eines Mönches und amouröse Geschichten gab es sicher nicht nur in der Klatschpresse. So wird ihm ein Verhältnis zur Tochter eines Likörfabrikanten nachgesagt. In der Zeitung war zu lesen, dass das gute Mädchen ihren Hans, der wenig im Magen hatte, mit Eierlikör päppelte. M 05 Hans Albers "Jawohl meine Herren" "Jawohl meine Herren, so haben wir`s gern, denn von heut an gehört uns die Welt. Jawohl meine Herren, die Sorgen sind fern. Wir tun, was uns gefällt." REGIE Blende AUT Unterschiedlich fallen die Kritiken in Albers Güstrower Zeit aus. Am 2. November schrieb der Rezensent der Leo-Fall-Operette "Der liebe Augustin" in der "Güstrower Zeitung": SPR "Hans Albers war eine köstliche Figur. Nur tragen Eremiten keine Ringe." AUT Bissigere Töne schlug der Kritiker nach der Aufführung von Hartlebens "Rosenmontag" an. Am 31. Oktober 1912 konnte man im hiesigen Blatt lesen: SPR "Die beiden Brombergs gaben Hermann Engelhardt und Hans Albers. Verderben kann man an diesen Rollen nichts, es sei denn, man bleibt stecken". AUT Und an anderer Stelle hieß es: SPR "Hans Albers hatte wohl eine ganz vortreffliche Maske, doch blieb der Text infolge Unsicherheit unklar." AUT Über die Güstrower "Faust"-Inszenierung stand am 2. November geschrieben: SPR "Der Valentin Hans Albers war ein zu larmoyanter Geselle. Er hätte mehr Soldat sein müssen. Die Sterbeszene gelang ihm leidlich." AUT Nach der Spielzeit 1913, mit 25 Jahren, machte sich Hans Albers dann auf nach Berlin, aber nicht ohne mehrere Anekdoten über sein Ende in Güstrow zu hinterlassen. "Da stimmt so manches nicht", sagte Albers in seiner Biografie. Eine Version seines Rausschmisses aus Güstrow schildert ein Biograf unter Berufung auf den Betroffenen : SPR "Wir gaben im Gasthaus zur Post "Faust" in dem ich den Valentin verkörperte. Es war bestimmt kein stilvoller Ort, um ein solches Werk aufzuführen, denn hinten in der Ecke befand sich die Theke. Die Kellner erledigten dort während der Aufführung die Bestellungen der Gäste, die in den übrigen Restauranträumen saßen. Als ich in der Sterbeszene bei den Worten war: Mein Gretchen du bist noch jung, sieh... vernahmen wir in der Stille , wie der Ober die Blechmarken auf den Tresen warf und in seinem Mecklenburger Dialekt: Drei Dornkaat, drei Rundstücke warm und drei Helle bestellte, da war es mit meiner Fassung vorbei. Da packte mich eine unbändige Wut. Ich trat an die Rampe und rief dem Kellner zu: Mir auch! Natürlich war die Szene geschmissen und die Folge war, dass ich die fristlose Entlassung erhielt." M 07 Hans Albers Lied "La Paloma" "Nach vorn geht mein Blick, zurück darf kein Seemann schaun. Kap Horn liegt auf Lee, jetzt heißt es auf Gott vertraun.." REGIE Blende AUT . Hans Albers stand immer im Spannungsfeld von Leben und Kunst. In Zeiten der Kriege spielt die Kunst keine Rolle: 1886 bis 1888 wurde das Güstrower Theater als Kaserne genutzt. Im Jahre 1920, als der Kapp-Putsch auch in Güstrow neun Todesopfer und viele Verwundete forderte, war das Stadttheater geschlossen. In den Jahren 1923/24 wurde das Theater zum Kino umgebaut. In der Weltwirtschaftskrise 1931 wurde das Theater geschlossen. Die Stadt war aus finanziellen Gründen nicht mehr in der Lage, den Vertrag mit dem Rostocker Theater zu erneuern. Am 1. September 1944 wurden alle Theater und Konzertsäle geschlossen. Im Güstrower Theater wurden zum Kriegsende Flüchtlinge untergebracht. E 04 Georg Weber "In Güstrow kamen ja nach dem Kriege, nach diesem letzten Weltkrieg, kamen ja unheimlich viel Flüchtlinge aus dem Osten her und das Güstrower Musikleben war in der Zeit in meinen Augen mit das aktivste, denn die ganzen freien Kräfte, die vertrieben waren aus unserem deutschen ostpreußischen, pommerschen Raum, die landeten hier und da war durchaus die Theaterbesetzung wohl die beste mit, die wir je in Güstrow gehabt haben, nach meinem Empfinden. Da hatten wir damals keine Probleme, das Theater zu erhalten. Der Wunsch war da im Darbieten und auch im Empfangen. Da ist durchaus ein Zusammenhang. Und wenn wir heute zu satt sind, unsere Theater nicht mehr erhalten können, dann ist es "Das zu satt sein" etwas Kulturfeindliches. Wenn sie so wollen aus dieser Sicht. (lacht)" AUT In den knappen Zeiten der DDR war man eher hungrig. Der Mangel reichte in alle Bereiche des Lebens. 1963 wurde das Ensemble aufgelöst und das Theater dem Rostocker Volkstheater zugeschlagen. Diese Liaison der Spielstätten ging in die Brüche und um Güstrow als Theaterstandort zu erhalten, löste man sich 1976 wieder von Rostock und wurde zu einem Gastspieltheater, das von überall Produktionen einkaufen konnte. Dies bewährte sich, brachte aber andere Probleme mit sich. Der ehemalige Theaterdirektor Christian Menzel, der von 1980 bis 1996 das Theater leitete, erzählt: E 05 Christian Menzel "Die Probleme waren manchmal ganz kurioser Natur. Es war beispielsweise das Spritproblem. Wenn ein Theater aus z.B. Greifswald bei uns spielen wollte, dann musste es ja viele Kilometer die Kulissen und die Schauspieler durchs Land fahren, so dass wir dann manchmal solche Sachen gemacht haben: Winkelhausen, das ist eine ansässige Schnapsfabrik, die haben Schnaps nach Greifswald transportiert und auf der Rücktour, da war ja die Ladefläche leer, da wurden die Theaterkulissen mitgenommen. (lacht) Man musste sich nur zu helfen wissen. AUT Auch Hildegard Cordes wusste sich zu helfen, um gegen die Eintönigkeit in der Ernährung anzugehen. Sie kochte einmal in der Woche Fisch für ihre Kollegen. E 06 Hildegard Cordes "Ich habe, als ich aufhörte, da war ich sechzig, da habe ich meinen Kollegen, mit denen ich befreundet war gesagt, ihr kommt jeden Dienstag zu mir zum Essen. Ich koche Fisch, ihr esst zu wenig Fisch. So und das habe ich vierzig Jahre gemacht und jetzt kocht Kort. Ich habe 0815 gekocht. So und Kort macht alles mit Finessen. Wie lange macht er das jetzt auch schon? Glaub schon zwei Jahre. Jeden Dienstag kocht er hier bei mir und dann kommen meine Kollegen, die ja nun inzwischen auch alle Rentner sind und ich höre was anderes, wenn ich hier sitze unterhalte ich mich nur mit meiner Katze oder lass mich eben berieseln vom Fernsehen oder lese." E 07 Georg Weber "Fernsehen ist `ne Sache, die man sehr anzweifeln kann. Sie vergiftet häufig den Geist und die Musen." AUT Der hohen Kunst eine dauernde Stätte zu bereiten, das hatte sich zu Hans Albers Zeiten der Theaterdirektor Friedrich Berthold auf die Fahne geschrieben. Heute will die Theaterleiterin Frau Dr. Klevenow mit ihrem Programm alle Schichten der Bevölkerung zufriedenstellen. E 08 Dr. Kersten Klevenow "Das Angebot dieses Hauses ist sehr breit angelegt. Nicht nur Theateraufführungen gibt es hier, sondern eigentlich alle Genres, die man sich überhaupt vorstellen kann. Also kulturelle Veranstaltungen aller Art bis hin zu Showveranstaltungen, reinen Unterhaltungsveranstaltungen, Kleinkunst, Kabarett, all das findet hier in diesem Haus statt." E 09 Georg Weber "Die Theaterleute der heutigen Zeit, die in Güstrow um ihre Existenz kämpfen, sich bemühen, mal irgendwo etwas herzuholen. Denn das Problem ist ja überall, soweit ich das einschätze. Ja fast würde ich sagen, je höher der Wohlstand ist, umso oberflächlicher wird das eigentliche Kulturleben. Es ist vielleicht etwas riskant zu sagen, in der Ausführlichkeit, aber ein gewisser Zusammenhang scheint zu bestehen." E 10 Dr. Kersten Klevenow "Ich sage das ungern, aber ich muss mit den Künstlern auch hart verhandeln, über die Höhe des Honorars, E 11 Hildegard Cordes "Und das kann mich so aufregen, dem Geld so eine Stelle zuzuweisen, die ihm überhaupt nicht zusteht. Find ich ganz entsetzlich. Das wird vollkommen vergessen, aber das darf doch nicht die erste Stelle im Leben einnehmen." AUT Weil ihr die Kunst am Herzen liegt, kann sich die Lehrerin Hildegard Cordes noch herrlich in ihrem hohen Alter aufregen. Der Vermessungsingenieur Georg Weber, über dessen Bett der Zweifler von Barlach hängt, steht zu seinem Prinzip, immer den Zweifel mit der Freude zu verbinden. Ins Theater schaut er selten, weil es schwierig ist, mit seinem Rollstuhl hineinzukommen. E 12 Georg Weber "Heute kommt so ein bisschen Gesellschaftsspiel und Eitelkeit da mit rein und ich weiß nicht, ob die Zeit nun kulturell heute nun unbedingt die Fruchtbarste ist. Man könnte den Gedanken durchaus mal erforschen." E 13 Dr. Kersten Klevenow "Ich hab schon sehr viele freie Theater gehabt in dem Haus, aber es ist manchmal nicht so geeignet für ein kleinstädtisches Publikum AUT Das heutige Theaterprogramm ist breit angelegt und versucht kulturelle Kinder- und Jugendbildung, Unterhaltung, Philharmonische Konzerte, Shows, Kleinkunst und Laienvorführungen unter einen Hut zu kriegen. Zu Hans Albers Zeiten bot das Theater in einer Spielzeit folgende Novitäten: Sieben Operetten, zwölf Schau- und Lustspiele sowie die Klassiker "Faust", "Die Braut von Messina" und "König Ödipus". Und das hochgeschätzte Publikum blieb ihm dafür ein Jahrzehnt lang treu. Atmo Theaterklingeln, Zuschauer REGIE Geräusch kurz frei & Kreuzblende AUT Frau Cordes kann zwar kaum noch am kulturellen Leben Güstrows teilnehmen, aber sie übt die subtilste, am meisten vernachlässigte Kunst, die höchste aller Künste aus: Die Lebenskunst. M 09 Hans Albers "Lied Ich hab eine kleine Philosophie" "Ich hab eine kleine Philosophie, ich find alles herrlich und streite mich nie. Ich mach Komplimente so viel ich nur kann, und was ich mir denke, wen geht das was an? SPR Ach so, 25 Jahre nach seiner Güstrow-Episode tauchte der nun bekannte Hans Albers wieder in der Stadt auf. ZIT "Zum 110jährigen Jubiläum meines alten Güstrower Theaters und zur Erinnerung an meine Anfängerzeit die allerherzlichsten Grüße!" SPR Er hatte es nicht vergessen. -ENDE Beitrag- MOD "So'n Windhund'' - die "Karriere" des Hans Albers in Güstrow und die Geschichte eines Theaters. Karl Lotz führt uns durch die Spielzeit 1912/13 dort in der Provinz. Morgen dann im Länderreport ab 13.07 Uhr : Schillers Locken und Kafkas Gabel. Wir stöbern aus gutem Grund in der Schatzkammer des Deutschen Literaturarchivs Marbach. Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Claus Stephan Rehfeld. -ENDE Ablaufplan-