Auf der Suche nach Freiheit Eine Lange Nacht über den Weg des Blues vom Mississippi-Delta nach Chicago Autor: Dr. Michael Groth Redaktion: Dr. Monika Künzel Regie: Rita Höhne Sprecher: Erzähler Peter Kaempfe Übers. A: Uwe Müller Übers. C: Joachim Schönfeld Zitator: Mirko Böttcher Übers. D: Max-Volkert Martens Übers. B: Joachim Kerzel Sendetermin: 3. November 2018 Deutschlandfunk Kultur 3./4. November 2018 Deutschlandfunk ___________________________________________________________________________ Urheberrechtlicher Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in den §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - unkorrigiertes Exemplar - insofern zutreffend. 1. Stunde OT1 (nicht übersetzt) (My) Name is McKinley Morganfield. Nickname Muddy Waters. Stovall famous guitar picker. Erzähler Ende August 1941. Muddy Waters, von dem wir in dieser Langen Nacht Einiges hören werden, gibt das erste Interview seines Lebens. Allan Lomax heißt der Mann, der ihn fragt. Lomax könnte man als „Blues-Archeologen“ bezeichnen. Die Library of Congress schickte ihn ins Mississippi Delta um dort Musiker zu finden, deren Kunst dem Rest der Vereinigten Staaten damals nicht bekannt war. Auf der Stovall-Plantage nahe Clarksdale, Mississippi, fand Lomax Muddy Waters. Für eine Handvoll Dollar spielte Muddy auf der Veranda seiner Hütte einige Songs, die Lomax auf Band aufnahm. Musik1 Country Blues Muddy Waters 3:33 OT2 (nicht übersetzt) This song came from the cotton fields. Robert Johnson put it out as “Walkin Blues”. Erzähler Den Song, den er „Country Blues“ nennt, sagt Muddy Waters, habe er auf den Baumwollfeldern gehört: als „Walkin‘ Blues“ gab es ihn damals schon auf einer Platte, eingespielt von Robert Johnson. Muddy war 26 Jahre alt, als er Lomax seine Songs vortrug. 2 Jahre später stieg er in den Bus, der ihn nach Chicago brachte. OT3 (Bean) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Den Blues muss man ernst nehmen. Er kam mit den Sklaven, die man in dieses Land brachte. Sie hatten den Blues im Gepäck. Und nun drückten sie ihn aus – mit Gitarren, Harmonikas und Pianos. Die Leute kamen zwar alle aus Afrika; da sie unterschiedlichen Stämmen angehörten, konnten sie sich aber nicht miteinander verständigen. Die Musik sorgte für Verständigung. Der Blues gab Ihnen ein Gemeinschaftsgefühl, das sie sonst nicht kannten. Nach der Befreiung der Sklaven im Bürgerkrieg verließ der Blues seine Nischen. Wo immer er sich dann niederließ – seine Wurzeln führen zurück nach Mississippi. Nirgendwo wird der Blues gespielt wie hier. Not und Glück gingen im Delta eine Verbindung ein. Der Blues drückt den Frust aus, zugleich verschafft er Erleichterung. Musik2 Kind Hearted Baby Terry „Harmonica“ Bean 4:50 Erzähler Das Mississippi-Delta gilt als Heimat des Blues. Mit Delta ist nicht die Mündung des Flusses in den Golf von Mexiko gemeint, sondern ein rund 160 Kilometer langer und rund 50 Kilometer breiter Streifen östlich des Mississippi im gleichnamigen Bundesstaat-King Edward, inzwischen um die achtzig- stammt aus Louisiana, wo das Delta sein Ende findet. Er zog Anfang der sechziger Jahre nach Cicago. OT4 (Edward) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Die meisten Jungs in Chicago kamen aus dem Delta. Es gibt einen Grund, warum sie in den Norden zogen: das Verhältnis zwischen Schwarzen und Weißen – der offen praktizierte Rassismus. Also kamen sie hierher. Muddy Waters, John Lee Hooker. Um Auftritte mussten sie sich nicht sorgen. Erzähler Das neue Museum für afroamerikanische Geschichte und Kultur widmet der „Great Migration“ eine Abteilung. OT5 (Automatenstimme, weiblich) In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts verließen sechs Millionen Amerikaner ihr zuhause im ländlichen Süden. Man nennt es „the Great Migration“, die große Wanderung. Sie suchten ein besseres Leben, ein Leben ohne Armut und ohne Diskriminierung. Erzähler Die große Wanderung fand in zwei Schüben statt, etwa zwischen 1915 und 1940 der Erste, zwischen 1944 und 1970 der Zweite. Offiziell fanden die Afroamerikaner, die seit dem 17. Jahrhundert als Sklaven in der Landwirtschaft arbeiteten, und als Eigentum ihrer weißen Besitzer keinerlei Rechte hatten, 1865 mit dem Ende des Bürgerkrieges ihre Freiheit. Die Realität sah anders aus. Man erfand so genannte „Jim Crow Laws“, Gesetze, die die Trennung der Rassen festschrieben. Sie stellten sicher, dass sich an der Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten nichts änderte. Zwar waren die Afroamerikaner nicht mehr „Eigentum“ der Plantagenbesitzer. Als Pächter, die den Ertrag ihrer kleinen Parzellen für absurd geringe Summen abgeben mussten, gab es für die Schwarzen indes wirtschaftlich kaum Hoffnung. Ein Ausweg blieb – in den meisten Fällen ein Weg ohne Rückkehr Musik Chicago Bound Chicago Blues 2:50 Erzähler Afroamerikaner, die es wagten, Rechte ein zu fordern, mussten in ländlichen Gebieten Mississippis um ihr Leben fürchten. Größere Orte boten größere Sicherheit – Begegnungen mit den weißen Mitbürgern auf Augenhöhe blieben aber auch hier ausgeschlossen, wie Ethan Michaeli bekräftigt, ein Autor aus Chicago. OT6 (Michaeli) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Es war eine Kultur der Respektlosigkeit. Afroamerikaner mussten die Bürgersteige verlassen, wenn ihnen ein Weißer entgegenkam. Und die Straßen waren damals schmutzig. Musik Dark was the night, cold was the ground Marc Ribot 5:27 Darauf Erzähler Ende des 19. Jahrhunderts suchte der junge Will Dockery sein Glück in den Sümpfen des Deltas. Unweit des kleinen Ortes Cleveland kaufte er Land, ließ es roden, und pflanzte Baumwolle. Jahrzehnte später waren auf der mehr als 60 Quadratkilometer großen Plantage mehrere hundert Arbeiter beschäftigt. Viele von ihnen lebten mit ihren Familien in Hütten auf dem Gelände entlang des Sunflower River. Für die Arbeiter gab es auf Dockery eine Infrastruktur: kleine Läden, eine Kirche, einen Friedhof. Erzähler Landwirtschaft wird hier heute nicht mehr betrieben. Das Gelände gehört einer Stiftung, deren Geschäfte Bill Lester führt. OT7 (Lester) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Dockery gehört zu den Orten im Delta, an denen der Blues entstand. B.B.King nannte Dockery den Geburtsort des Blues. Hier haben fast Alle gespielt. Der Sunflower River kreuzt das Gelände. Wer zum „Frollicking House“ wollte, der Hütte, in der der Blues zuhause war, der passierte eine Brücke. Auf der Brücke musste jeder für die Show bezahlen – die Musiker konnten sicher sein, ihr Geld zu erhalten. Erzähler „Frollicking House“ müsste man als „Haus des Vergnügens“ übersetzen – wir bleiben, weil es so schön klingt, bei Lesters amerikanischer Version. OT8 (Lester) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 In den zwanziger Jahren gab es keine Juke Joints, keine Bars, in denen getanzt und musiziert wurde. Das Delta war ein einsamer Ort. Professionelle Unterhaltungsprogramme gab es nicht. Die Menschen lebten auf den Plantagen, die sie nur selten verließen. Die Bluesmusiker zogen von Plantage zu Plantage und suchten Pächterhäuser, in denen sie ihre Kunst präsentieren konnten. Auf Dockery fanden sie das Haus von Big Lou. Der Mann mochte die Musik, und er liebte Parties. Am Samstag räumte er seine Möbel ins Freie. Bei Anbruch der Dunkelheit verwandelte sich Big Lous Hütte in das „Frollicking House“. Es gab damals noch keine Elektrizität. Keine Klimaanlage, gar nichts. Big Lou stattete sein Haus mit großen Spiegeln aus, und er hängte Laternen in die Fenster. Das Fest konnte beginnen. Lou’s Haus leuchtete wie ein großes Feuer – ansonsten war es stockdunkel auf Dockery. Die Leute erhielten Samstags ihr Wochengehalt. Sie zahlten 25 Cent, um über die Brücke in das „Frollicking House“ zu kommen. Das konnten im Laufe des Abends 1000 Leute sein – für den Musiker bedeutete dies 250 Dollar. Erzähler Der 1997 gestorbene Kritiker Robert Palmer erzählt in seinem 1982 erschienen Buch „Deep Blues“ die Geschichte der Delta-Musikanten. Zitat Die Musiker fanden ihr Publikum überall. Sie bleiben nie lang an einem Ort. Sie kamen, sie waren das Herz der Party, sie tranken so viel sie wollten, und die Frauen folgten ihnen nach der Show. In guten Zeiten konnte sie sich feine Anzüge leisten, manchmal sogar ein Auto. Sie waren die Stars. OT9 (Lester) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Charlie Patton spielte hier, Son House und Robert Johnson. Big Lou’s Haus zog sie alle an. Sie wussten, für wen sie spielten, und sie bekamen ihr Geld. Normalerweise spielten die Musiker im Freien. Sie standen irgendwo auf dem Feld, und jeder, der vorbei kam, war Teil der Party. So verdienst Du kein Geld. Hier auf Dockery wussten sie genau: wer über die Brücke kommt, der zahlt. Musik 34 Blues Charlie Patton 2:58 Erzähler Charlie Patton, „34 Blues“. Aufgenommen kurz vor seinem Tod 1934. Im Text beschwert er sich, dass man ihn mal wieder aus Dockery verjagt habe – weil er einer verheirateten Frau nachstellte. OT10 (Lester) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Auf der Plantage lebten Tausende. Viele der Arbeiter brachten ihre Familien mit. Mr. Dockery musste für ihre Ernährung sorgen. Er ließ Schienen legen, und die Plantage mit dem kleinen Nachbarort Boyle („Bowl“) verbinden. 12 Meilen durch den Wald. Mit den Versorgungszügen, die Dockery erreichten, kamen auch die Musiker. Der Zug verkehrte nur zwischen Dockery und Boyle. Dort stiegen die Musiker um, und erreichten, wenn sie wollten, in der nächsten Nacht Chicago. Howlin Wolf verbrachte seine Kindheit auf Dockery. Er verließ die Plantage mit 18 – um in Chicago berühmt zu werden, wie wir heute wissen. Hier im Delta hat Wolf den Blues gelernt, von Charlie Patton und den anderen, die vorbei kamen. Neben Wolf ist auch Roebuck „Pop“ Staples auf Dockery aufgewachsen. Er war ein Schüler von Charlie Patton. Die Staple Singers haben Generationen von Blues- und Gospelmusikern beeinflusst, bis heute. Ausgehend von Big Lou’s „Frollicking House“ auf Dockery. Erzähler Robert Palmer zitiert Roebuck Staples, genannt „Pops“. Zitat Nachdem ich in Dockery Charlie Patton gehört hatte, wollte ich unbedingt Gitarre spielen. Jeden Samstag gab es Musik. Patton spielte, Howlin‘ Wolf und Robert Johnson waren dort. Die Leute warfen ihnen Nickel und Dimes zu. Am Nachmittag kamen die Musiker zum kleinen Bahnhof. Die Leute, die dort eintrafen, wurden sofort über das Unterhaltungsangebot informiert. Am Abend gab es kein Halten mehr. Es wurde in der Küche getanzt, auf der Veranda, auf den Schotterwegen, vor den Hütten. Da wollte ich mitmachen …. Musik Sweet Home Pops Staples 4:14 OT11 (Lester) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Diesen Highway gibt es erst seit 1928 oder 1929, zunächst nur als Schotterstrasse. Vorher gab es nur Feldwege. Der Highway wurde erst 1948 asphaltiert. Da drüben ist die Zufahrt nach Dockery. In dem Gebäude mit den großen Buchstaben auf dem Dach wurde die Baumwolle gelagert. Jeder sollte wissen, wo er war. Die Schienen endeten genau hier, wo heute die kleine Tankstelle ist. Von hier fuhr der Zug durch den Wald, direkt nach Boyle. Alle zwei Jahre wurden die Gebäude neu gestrichen. Alles musste weiß sein, so wollte es Mr. Will. Jedes Haus, jeder Zaun, alles. Stellen Sie sich, Sie kommen hier 1920 an. Aus einem Delta, das nur Armut, Schmutz und Unordnung kannte, kommen Sie in diese perfekt angelegte, weiße Anlage. Sie mussten nur über die Brücke, um zu Big Lou’s „Frollicking House“ zu kommen. Die Musik, die Helligkeit der Kerosinlampen – das muss die Leute umgeworfen haben. Viele reisten ja tagelang an. Alles, was sie auf der Reise hörten, war der Wind, vielleicht ein Gewitter, Vogelgezwitscher und die Stimme der Begleiter. Aus dieser Stille dringen nun wilde Töne, als ob die Rolling Stones hier spielten. So muss man sich das vorstellen, jeden Samstagabend. Wahrscheinlich die ganze Nacht. Am Sonntagmorgen dann in die Kirche…und am Montag wieder an die Arbeit. Erzähler Bill Lester führt uns zu der makellos weißen Scheune, „Dockery“ steht mit großen Buchstaben auf dem Dach. Eine Attraktion für Touristen. OT12 (Lester) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Wir haben hier sehr viele Besucher. Wir wollen ihnen vermitteln, wie es klang damals, als Charlie Patton auf der Plantage spielte. Wenn Sie diesen Knopf drücken, hören Sie Charlie mit seiner National Guitar aus Metall. Wir haben Lautsprecher aufgestellt, so ähnlich mag es hier vor hundert Jahren geklungen haben. Hier wurde damals die Baumwolle gestapelt. Der Zug stand direkt hier, an dieser Stelle. Hier stand ein Kran, wenn die Baumwolle geladen war, ging es nach Boyle, und von dort nach Chicago oder New Orleans. Musik High Water Patton/Dylan Ca. 5:00 Erzähler Charlie Patton, erinnert 1929 an die große Mississippi-Flut zwei Jahre zuvor – ein Thema, das Bob Dylan gut achtzig Jahre später wieder aufgreift. Darauf Erzähler Dockery ist die wahrscheinlich bekannteste Plantage im Delta. Dockery steht für viele weitere Orte, von denen aus Afroamerikanerzwischen 1915 und 1970 aufbrachen, um ihr Glück im Norden der USA zu suchen. Der Vater des Bluesmusikers Lurrie Bell, Carey, gehörte zu ihnen. OT13 (Bell) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Mein Vater hatte Ärger in Mississippi. Er war gerade 14. Irgendwie erfasste das die ganze Familie – na ja, jemand fackelte ihr Haus ab. Das war’s dann für meinen Dad. Er wollte weg. Mein Dad spielte Harmonika, er traf einen Pianoplayer, gemeinsam schlugen sie sich durch. Der Pianoplayer war älter, er gründete eine Band, in der auch mein Vater spielte. Sie hatten Erfolg im Delta. Auf einem der Gigs lernte mein Dad meine Mutter kennen. Bald danach zogen die Beiden nach Chicago. Erzähler Der 1958 geborene Lurrie Bell verbrachte seine Schuljahre in Mississippi. Er wohnte bei Verwandten. Die Eltern, inzwischen in Chicago, wollten das der Junge nicht den Kontakt zur Heimat verliert OT14 (Bell) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Die älteren Leute dort haben mir Manieren beigebracht. „Yes Sir“, „No Sir“- so ging das die ganze Zeit. Und am Sonntag natürlich Kirche und Bibelstunde. Der Blues ist in der Kirche kein Thema. „Devil’s music“ nennen sie ihn. Für die gottesfürchtigen Afroamerikaner kam so etwas nicht infrage. Ich konnte damals schon ganz gut Gitarre spielen. Sie baten mich, in der Kirche die Gospelsänger zu begleiten. Sie zahlten sogar. Hey, dachte ich, Du kannst ja mit Musik Deinen Lebensunterhalt bestreiten. Als ich dann wieder in Chicago war, klappte das ganz gut. Man wird nicht reich, aber es geht. 15 Dollar pro Nacht gab es damals. Musik Sit Down Baby Lurrie Bell 2:57 Erzähler Als Teenager zog Ben Payton in den 60er Jahren nach Chicago. Er ist zurückgekehrt in seine Heimat, nach Greenwood, Mississippi, dem Ort in dem die Blueslegende Robert Johnson 1938 ein viel zu frühes Ende fand. OT15 (Payton) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Am Samstagabend trafen wir uns in Greenwood. Das war in der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre. Es gab es Musikkneipen, es gab Restaurants, und ab und zu gab es ein Bier. Wir waren damals noch nicht alt genug für solche Sachen. Aber wir schlichen uns an, und hörten aus einiger Entfernung zu. Wir hörten traditionellen Blues, aber wir hörten auch die aktuellen Songs, die das Publikum wünschte. Musik Barn Song Ben Payton 3.45 Darauf Erzähler Wenig später begann die Reise. Die Mutter war bereits in Chicago. Tage, die Ben Payton nicht vergisst. OT16 (Payton) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Das war aufregend. Ich war der älteste von 6 Geschwistern. Ich trug die Verantwortung, dass Niemand verloren ging, und dass es keinen Ärger gab. Ich war 16, meine jüngste Schwester war 3,, die nächste war 6, dann 8, dann 10, , dann 12 oder 13. Wie die Orgelpfeifen: das war unsere Gruppe. Bis dahin kannten wir ja nur das Delta. Die Eindrücke unterwegs, der Verkehr, die Menschen, das hat uns fasziniert. Als wir in Chicago ankamen, hatte es geschneit – erstmals sahen wir Schnee, der auch liegen blieb. Erzähler Trotz niedriger Löhne, trotz der Verweigerung elementarer Rechte, lebten in den ersten Jahrzehnten des vergangenen Jahrhunderts 80 bis 90 Prozent der Afroamerikaner im Süden der Vereinigten Staaten. In Mississippi bildeten sie die Mehrheit. Aus Briefen ihrer Freunde und Verwandten, die bereits im Norden waren, erfuhren die Menschen was sie dort erwartete. Daneben gab es das Radio, es gab Zeitungen. Den Plantagenbesitzern, die einen massenhaften Fortzug ihrer Arbeiter verhindern wollten, war es nicht möglich, die Berichte zu unterdrücken, die über die Lebensbedingungen in Chicago berichteten. Musik Atmo Zug Erzähler Die Schwarzen verließen ihre Heimat oft bei Nacht und Nebel. Per Bus oder mit der Bahn. Die Illinois Central Railroad durchquerte den Bundesstaat Mississippi. Wer es aus dem Delta heraus schaffte, und, zum Beispiel, bis Memphis kam, der gelangte mit dem Zug ohne umzusteigen bis Chicago. Dion Brown leitet das „Underground Railroad Freedom Center“ in Cincinnati. Er stammt aus Mississippi, und er hat, als langjähriger Direktor des Bluesmuseums in St. Louis, die Wege der „Great Migration“ nachvollzogen. OT17 (Brown) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Jobs spielten natürlich auch eine Rolle. Überall im Süden. Die Leute bewegten sich in unterschiedliche Richtungen. Folks aus Alabama zogen an die Ostküste, Menschen aus dem Delta wanderten nach Norden, nach Chicago und Detroit, aus Louisiana reisten die Menschen oft nach Kalifornien. Der Blues breitete sich im ganzen Land aus. Egal, wohin es sie trieb – sie stießen auf Bekannte oder Familienmitglieder, die halfen. Wenn die Reisekasse leer war, war die Reise meist zu ende. An den Ufern des Mississippi lässt sich das gut beobachten. Aber wo immer sie sich niederließen, im Sommer kehrten sie zurück in die Heimat. Und sie erzählten von der neuen Welt, von einem neuen Leben, von Jobs – worauf die Nächsten ihre Sachen packten. Erzähler Im afroamerikanischen Museum in Washington hört sich das so an: OT18 (Automatenstimme, weiblich) 1930 waren 1,3 Millionen Afroamerikaner aus dem ländlichen Süden in den Norden der Vereinigten Staaten gezogen. Die Depression der dreißiger Jahre verlangsamte die Migration. Das änderte sich in den vierziger Jahren. Eine zweite, weitaus größere Wanderung setzte ein, sie umfasste 5 Millionen Menschen. Die Städte des Nordens waren ihnen fremd. Afroamerikanische Zeitungen und kommunale Organisationen halfen den Zuwanderern, sich zurecht zu finden. Erzähler Die meisten Migranten wollten nach Chicago. Was sie dort erwartete, beschreibt Robert Palmer: Zitat Chicago war kalt, teuer, schmutzig und gefährlich. Einige Migranten kehrten gleich wieder um. Die Meisten aber blieben. In den 30er Jahren lebten fast 40.000 Menschen aus Mississippi in der Stadt, in den 40er Jahren kamen noch einmal rund 80.000 dazu. Dabei greifen diese Zahlen wahrscheinlich zu tief. Erzähler Der „Defender“, eine von Robert Abbot herausgegebene Zeitung für Afroamerikaner, wurde zu einer wichtigen Informationsquelle. Timuel Black ist 99 Jahre alt. Seine Eltern kamen mit der ersten Welle der Great Migration nach Chicago. Er erinnert sich. OT19 (Black) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Leute wie Robert Abbot ermutigten die Menschen, in den Norden zu ziehen. Mitarbeiter der großen Unternehmen machten im Süden Werbung. Und sie wurden gehört. Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges öffneten sich Arbeitsplätze, die den Schwarzen bis dahin vorenthalten waren. Die Nachfrage nach industriell gefertigten Produkten und nach Lebensmitteln stieg. Auf der anderen Seite hatte sich die Zahl der Einwanderer aus Europa –traditioneller Quell von Arbeitskraft- dramatisch verringert. Die Unternehmen in Chicago brauchten Arbeiter – finden konnten sie sie nur unter den Afroamerikanern im Süden. Die Zuwanderer fanden Jobs, die Männer in den Schlachthöfen, den Stahlwerken und im Baugewerbe, die Frauen in Fabriken, sowie in unterschiedlichsten Dienstleistungen. 1919 zogen meine Eltern hierher. Obwohl es in Chicago kurz zuvor Rassenunruhen gegeben hatte, wollte vor allem meine Mutter weg. Sie fürchtete, man würde meinen Vater im Süden lynchen. Erzähler Auf der Stovall Plantage in der Nähe von Clarksdale packt Muddy Waters im Mai 1943 seinen Koffer. Robert Palmer schreibt: Zitat Chicago schien so weit wie der Nordpol. Aber vielleicht, dachte Muddy, ist es ja gar nicht so verkehrt. Die Lage auf Stovall war jedenfalls schlecht. Von Musik und der Produktion von selbstgebrannten Whiskey konnte Muddy nicht leben. Er musste ab und zu in die Baumwollernte – wo er fünf Cent weniger erhielt als die anderen Arbeiter. Seine Bitte, den Stundenlohn wenigsten um 2 ½ Cent auf 25 zu erhöhen, wurde abgelehnt. Muddy nahm es hin, aber die Entscheidung war gefallen: Auf nach Chicago. Bus Atmo / Zug Atmo Erzähler Der Autor Ethan Michaeli beschreibt die neuen Siedlungsgebiete rund um den Zugterminal am Südrand der Stadt. OT20 (Michaeli) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Anfang des Jahrhunderts lebten nur einige tausend Afroamerikaner in Chicago. Die Wohngebiete waren gemischt, Schwarze und Weiße lebten in der gleichen Gegend. In den zwanziger Jahren änderte sich das. Die Neuankömmlinge aus dem Süden siedelten sich entlang der State Street an. Westlich der State Street war ein großes Zugdepot, hier fanden viele von ihnen Arbeit. Im Norden schloss sich der Rotlicht-Bezirk an – Bordelle, Klubs, Spielhöllen, auch dort gab es Jobs. Östlich der State Street wohnten wohlhabende Weiße, die sich aus der Menge der Ankommenden ihre Hausangestellten aussuchten. Erzähler Muddy Waters hatte Glück. Er findet ein gemachtes Nest, sozusagen. Noch einmal Robert Palmer: Zitat Muddy war ein Landei – dennoch kam er in Chicago gut zurecht. Er blickte sich um, und er sagte nicht viel. In Mississippi hatte er als Bluesmusiker einen Namen. Die Migranten erkannten ihn, und luden ihn ein, auf ihren Parties zu spielen. Er hatte einige Cousins in der Stadt, da kam er unter. Bald verdiente er genug, um sich mit seiner Frau ein Apartment leisten zu können. Je mehr Menschen aus Mississippi nach Chicago kamen, desto öfter wurde er begrüßt: Hey! Muddy Waters.“ Erzähler Muddy Waters verkörperte für die Migranten in Chicago ein Stück Heimat. Aber er veränderte seine Musik. Der Blues hatte den Norden erreicht. Wie er dort klang, und wie die Menschen ihn begrüßten, darüber berichten wir in der zweiten Stunde dieser Langen Nacht. Musik Clarksdale Getaway Charlie Musselwhite 4:13 2. Stunde Musik Sweet Home Chicago Robert Johnson 2:59 Erzähler Die große Wanderung nach Chicago sollte der 1938 gestorbene Robert Johnson nicht mehr erleben. Sein 1936 aufgenommener Song „Sweet Home Chicago“ ist eine voraus empfundene Ahnung, die zur Hymne einer Generation von Bluesmusikern werden sollte. Dion Brown, der ehemalige Direktor des Bluesmuseums in St. Louis, spricht von einem Wettstreit. OT1 (Brown) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Die einen sagen, der Blues entstand in Chicago, in St.Louis sehen sie das anders, und im Delta natürlich auch. Jeder hat eine eigene Meinung über den Blues. Ich würde darüber gern mit Leuten aus Chicago, St. Louis und dem Delta diskutieren – womöglich gibt es dann Streit. Erzähler Die Geographie der Vereinigten Staaten wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts neu vermessen. Um 1900 herum betrug der Anteil der Afroamerikaner an der Bevölkerung Chicagos 4 Prozent. Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Zahl auf mehr als 20 Prozent, von 278.000 im Jahr 1940 auf 492.000 zehn Jahre später. Neben dem Wunsch nach Achtung der Menschenwürde gab es für den Anstieg der Migration einen weiteren Grund. Im Zweiten Weltkrieg wurden mechanische Baumwollpflückmaschinen eingeführt. Die neuen Maschinen fuhren pro Tag eine Ernte ein, für die es bislang rund 100 Arbeitskräfte brauchte. Das Pachtsystem brach zusammen, in dem die Plantagenbesitzer ihren Arbeiter ein kleines Stück Land überließen, um ihnen – zu einem Spottpreis- den Ertrag anschließend ab zu kaufen. Den Arbeitern und ihren Familien blieb nichts als die Wanderschaft. Musik Highway 49 Big Joe Williams 3:45 Erzähler Mit der Migration änderte sich das Sozialgefüge im Süden. Clay Motley von der Gulf Coast University in Florida beschreibt eine, wie er sagt, “schräge Dynamik”, die nun ihr Ende fand. OT2 (Motley) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Die weißen Plantagenbesitzer verzichteten in der ersten Phase der Migration ungern auf die schwarzen Arbeitskräfte. Sie versuchten sogar, die Afroamerikaner vor Übergriffen zu schützen. Der Klu Klux Klan, die Rassisten – das waren die ärmeren Weißen. Es kam zu Spannungen. Die Armen warfen den Reichen vor, die Afroamerikaner zu protegieren. Mit der Mechanisierung der Landwirtschaft änderte sich das. Einerseits wurden die afroamerikanischen Arbeiter weitgehend überflüssig – andererseits begannen die Schwarzen, sich zu organisieren und auch in den Südstaaten ihre Rechte einzuklagen. Die „Great Migration“ wurde so für die meisten Weißen – arm wie reich- zu einer willkommenen Gelegenheit, ein Problem los zu werden. Erzähler Ganz so einfach war es nicht. In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre erreichten die Forderungen nach gleichen Rechten für alle Amerikaner auch den Süden des Landes. 1954 hatte der Supreme Court die Rassentrennung in öffentlichen Schulen und Universitäten als verfassungswidrig bezeichnet. Die „Jim Crow Gesetze“ begannen zu bröckeln. Der Bus Boykott in Montgomery, die „Freedom Riders“, der gewaltlose Feldzug von Martin Luther King: die Zeichen standen auf Veränderung. Musik In the drift Elliott Sharp 5:07 Darauf Erzähler Die Zuwanderer fanden in Chicago eine Infrastruktur vor, die sie nutzen konnten. Sie mussten hier nicht die Bürgersteige verlassen, wenn ihnen ein Weißer entgegenkam, sie fuhren mit den öffentlichen Verkehrsmittel wie alle Anderen. Die Neuankömmlinge ließen sich vor allem im Süden der Stadt nieder. Bronzeville, so wurde das Viertel genannt, erstreckte sich von der Cermac Road im Norden zur 67. Strasse im Süden. Im Osten reichte Bronzeville an das Westende von Cottage Grove, und im Westen stieß die Gegend an den Dan-Ryan-Expressway. Bronzeville wurde zu einer Stadt in der Stadt. Die meisten Weißen hatten die Gegend inzwischen verlassen. Eine afroamerikanische Infrastruktur entstand, mit Geschäften, Dienstleistungen, und Kirchen. Musik Darauf Erzähler Der fast hundertjährige Timuel Black erinnert sich an die guten Jahre. OT3(Black) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Als sich meine Eltern einigermaßen eingelebt hatten, schrieben sie an Verwandte und Bekannte in den Südstaaten und ermutigten sie, ebenfalls in den Norden zu kommen. Immer mehr von ihnen zogen nach Chicago. Familien- und Freundschaftsbande hielten. Wegen der Rassentrennung, die auch in Chicago praktiziert wurde, mussten wir Parallel-Institutionen gründen. Es gab etliche unter uns, die einen weißen Vater hatten. Die brachten Fähigkeiten mit, die ihnen halfen, kleine Geschäfte zu führen. Von Versicherungsagenturen bis zu Friseuren. Weil die weißen Gewerkschaften uns noch immer ablehnten, gründeten wir eigene Arbeitnehmervertretungen. Außerhalb unserer Wohngebiete fanden wir keine Arbeit – also kauften wir außerhalb von Bronzeville auch nicht ein. Unsere Gemeinschaft hielt zusammen. Wir waren arm, aber wir waren nicht mittellos. Wenn meine Mutter keinen Zucker mehr hatte, borgte sie sich Zucker von der Nachbarin. Musik Black Names Ringing Chicago Beau 4:55 Erzähler „Black Names Ringing“,ein Song von Lincoln T. Beauchamp, besser bekannt als „Chicago Beau“. Den Spitznamen erhielt der 1949 an der South Side der Stadt geborene Musiker übrigens von Muddy Waters. Inzwischen lebt Beau in Kansas City. OT4 (Beau) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Die South Side war angesagt. Wirtschaftlich ging es uns gut. Wir hatten Jobs, wir verdienten unseren Lebensunterhalt. Aber wir blieben unter uns. Als Rassentrennung haben wir das nicht bezeichnet. Rassentrennung ist mit Menschenrechtsverletzungen und ökonomischer Willkür verbunden. Wir hatten eine Gemeinschaft, die sich untereinander half. Ich bin auf der 47. Straße aufgewachsen. Mir fehlte es an nichts – es war eine sichere Gegend, es gab kleine Geschäfte, afroamerikanische Händler, natürlich auch Klubs und Restaurants. Es war genug da für Alle. Aber das Wachstum war begrenzt. Die Menschen verdienten weniger als die Weißen in anderen Bezirken der Stadt. Eine Ausdehnung von Bronzeville war nicht möglich. Irgendwann erinnerte mich das an ein Reservat. Hinzu kam der Wohnungsnotstand. Man brachte die Schwarzen in so genannten Projekten unter …. Erzähler Beaus Familie stammt nicht aus dem Delta – die Geschichte ist dennoch vergleichbar. OT5 (Beau) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Mein Vater stammt aus dem Osten von Texas. Er wurde 1903 geboren. Seine Familie pflückte Baumwolle – sie waren Pächter auf dem Land, auf dem ihre Vorfahren Sklaven waren. Mein Vater wanderte im Alter von 16 oder 17 fort. Der alltägliche Rassismus, den er dort erlebte, machte sein Leben unerträglich. Er stellte sich seine Zukunft anders vor. Als blinder Passagier durchkreuzte er das Land, er fand kurzfristig Jobs – bis ihm in Chicago etwas Dauerhaftes angeboten wurde. Musik Darauf Erzähler Neben allen wirtschaftlichen und politischen Erfolgen, die die Afroamerikaner an Chicagos Südseite verzeichneten, war es vor allem die Unterhaltungsindustrie, die Bronzeville bekannt machte, über die Grenzen der Stadt und über die Grenzen der Rassen hinaus. In ungezählten Restaurants und Klubs spielten Jazz- und Bluesmusiker, die zu Legenden wurden. Tim Samuelson kümmert sich im Auftrag der Stadt um das historische Erbe von Chicago. Den Blues, sagt Tim, gab es in der Stadt schon bevor die Musiker aus Mississippi ihre Gitarren auspackten. OT6 (nicht übersetzt) This was recorded on the North Side of Chicago. The building is still there. It is an old ballroom (Alte Aufnahme) Erzähler In den dreißiger Jahren hatten Klubs ihre eigene Erkennungsmelodie. OT7 (nicht übersetzt) All the clubs had their own song. Their signature. Here we have the sunset stomp (Alte Aufnahme) Erzähler Einige Schritte weiter auf der Tour durch die Musikgeschichte des untergegangenen Bronzeville bleibt unser Fachmann stehen: Atmo Strasse OT8 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Hier ist der vielleicht wichtigste Ort der Musikgeschichte von Chicago. Wo jetzt ein Parkplatz ist, stand der „Plantation Club“. King Oliver spielte dort. Schräg gegenüber trat Louis Armstrong im Sunset Cafe auf. Genau hier, wo wir jetzt stehen. In den dreißiger Jahren zog hier ein anderer Klub ein, der sich „Grand Terrace“ nannte. Für Earl Hines und Fletcher Henderson war der Klub eine Art Heimat. Die Klubs gehörten Weißen, das Publikum war gemischt. Es gab viele Weiße, die nach Bronzeville kamen, um hier Musik zu hören. Da Alkohol ausgeschenkt wurde, durften Minderjährige nicht in die Klubs. Viele Kids bestachen die Türsteher, um die Shows zu sehen. Erzähler Chicago hatte berühmte Jazzklubs – aber Jazz gab es auch andernorts, in New York, Los Angeles, New Orleans sowieso. Es war der Blues, der in der „Windy City“ – so genannt wegen der Stürme, die sich im Westen über der Prairie sowie im Osten über dem Lake Michigan zusammenbrauen und über die Stadt fegen- ein Ausrufezeichen setzte. Musikalische Grenzen, sagt Tim Samuelson, gab es nicht. OT9 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Bronzeville war eine Art Düngemittel. Es weckte Kreativität. Was die Musik betrifft, gab es hier mehr, als die Ost- oder die Westküste zu bieten hatte. Chicago war offen. Hier schrieb Dir niemand vor, was Du zu tun, oder zu lassen hast. Die Musiker, die aus dem Delta kamen, spielten akustischen Blues. Die Texte waren sexuell eindeutig. Wie kam das in einer überfüllten Bar in Chicago an? Der Geräuschpegel in diesen Bars war hoch, akustische Instrumente hatte hier keine Chance. Man brauchte Verstärker und Mikrophone. Zum Glück für die Musiker kamen etwa zur gleichen Zeit die elektrischen Gitarren auf den Markt. Die Musik veränderte sich. Aus akustischen Rohdiamanten wurden elektrisch verstärkte Songs für ein breites Publikum. Nur wenige Musiker aus dem Delta nahmen Unterricht auf ihren neuen Instrumenten. „Learning by doing“ war die Devise – dabei konnten die Gitarren krachen, stöhnen, jauchzen. All dies gehörte zum neuen Stil. Musik Back with my baby again Ben Payton 3:38 OT10 (Payton) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Jobs gab es genug. Wenn Du sagtest, dass Du aus Mississippi bist, dann warst Du dabei. Ich hatte einen Job, der mir 2 Dollar 6o die Stunde verschaffte – in Mississippi verbrachte ich dafür den ganzen Tag im Baumwollfeld. Erzähler Es war indes nicht irgendein Job, mit dem Ben Payton, der Anfang der 60er Jahre aus Greenville nach Chicago kam, sein Leben finanzieren wollte. Es war die Musik. OT11 (Payton) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Ich traf einen Bassisten. Wir beschlossen eine Band zu gründen. Ich war der Sänger. Eines Tages sprach mich eine Dame an und fragte, ob wir auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung auftreten könnten. Wir spielten Blues und Rock damals. Jeder von uns sollte 30 Dollar für den Abend erhalten, da sagt man nicht nein. Wir fingen an mit Smokey Robinson covern, so etwas….dann riss dem Gitarristen eine Saite. Ersatz war nicht vorhanden. Er fuhr von der 61sten zur 47ten Straße, wo er in einem kleinen Musikladen eine neue Saite kaufte. Als er wieder da war, setzten wir die Show fort. Wir kannten nur so sechs, sieben Songs. Also fingen wir von vorn an. Doch die Dame hatte genug. „Ihr verschwindet jetzt“, sagte sie. Sie gab jedem von uns zehn Dollar, für die Unterhaltung sorgte fortan ein DJ. So etwas sollte mir nie wieder passieren. Erzähler In den siebziger Jahren unterbricht Payton, bald erfolgreicher Gitarrist und Bandleader, seine Karriere – die Familie hat Vorrang. Um die Jahrtausendwende herum zieht er zurück nach Mississippi. Inzwischen bevorzugt er wieder den akustischen Countryblues. Auch King Edward, den wir am Anfang der ersten Stunde dieser Langen Nacht kurz kennen lernten, ist –nach Jahrzehnten in Chicago- wieder in Mississippi. In einem Bluesklub der Hauptstadt Jackson erinnert er sich an die Ankunft im Norden. OT12 (Edward) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Als ich in Chicago eintraf, war die Stadt tief verschneit. Ich ging in diesen Bluesklub, „Teresa’s Lounge“. 18 Straße und Michigan. Junior Wells war auf der Bühne. Junior verwechselte mich mit meinem Bruder Nolan, der auch dort auftrat. „Ihr seht Euch ähnlich,“ sagte Junior, „ und was machst Du so, Mann?“ Ich spiele Gitarre, sagte ich, gerade eingetroffen aus Louisiana. „Kann ich mitmachen?“ „Klar,“ sagte Junior, „let’s play the blues“. Der Raum brodelte. Junior Wells bot mir dann einen Job in seiner Band an. Und als er mit Buddy Guy auf Tournee ging, übernahm ich bei „Teresa’s“ auch seinen Gesangspart. So wurde ich zum Bluessänger. Musik Bring your pretty self home King Edward 3:30 OT13 (Thompson) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Ich fand meinen ersten Job im Regal Theatre – am Schlagzeug für Gladys Knight. Der Drummer der Hausband war verhindert, und die Show sollte um zwei beginnen. Es war 12, zum Proben blieben gerade zwei Stunden. Ich hatte meine Snare Drum und meine Stöcke mit. Drei Wochen lang hatte ich Gladys‘ Songs geübt – das war meine Chance. Ich war bereit. Ich war gerade 17. Ich kann das spielen, rief ich Gladys zu – sie holte mich auf die Bühne, es lief gut. Ich hatte einen Job. Erzähler Marshall Thompson nutzt sein Glück. Nach einigen Auftritten mit Gladys Knight kehrt er in die High School zurück. Mit Freunden gründet er 1959 die Chi-Lites, deren Soul-Nummer „Oh Girl“ 1972 die Spitze der Charts erreicht. Musik Oh Girl The Chi-Lites 3:45 Erzähler Zurück zu Tim Samuelson. Auf unserem Spaziergang durch das ehemalige Bronzeville passieren wir eine berühmte Adresse, 2120 South Michigan Avenue: ehemals Hauptquartier von Chess Records, einer Plattenfirma, ohne die die Entwicklung des Blues in Chicago anders verlaufen wäre. OT14 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Ironischerweise wurde ein Teil der Geschichte des Blues dieser Stadt von zwei polnisch-jüdischen Brüdern geschrieben. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts ließen sich Leonard und Phil Chess hier nieder. Die Brüder träumten den Traum aller Einwanderer: wie werde ich so schnell wie möglich reich? Zur gleichen Zeit, da Leonard und Phil darüber nachdachten, kamen die Musiker aus dem Delta in die Stadt. Die großen Plattenfirmen kümmerten sich damals nicht um ethnisch definierte Randgruppen. Die Chess Brüder erkannten eine Marktlücke. Ihnen war klar, dass Aufnahmen von Bluesmusikern aus Bronzeville nicht das große Geld brachten – aber sie hofften darauf, dass die Menschen, die auf der South Side und der West Side lebten, auch Platten der Künstler kaufen würden, die sie jeden Abend erleben konnten. Die Brüder nannten ihr erstes Label „Aristokrat“ - bald standen die Musiker Schlange: Sie hatten ihre akustischen Gitarren gegen elektrisch verstärkte Instrumente getauscht; die Musik, die sie nun machten, sollte auf einem Tonträger festgehalten werden. Aber es war noch immer aus dem Delta für Zuwanderer aus dem Delta. Die Chess-Brüder produzierten die Songs, dann brachten sie die Platten persönlich in die wenigen Plattenläden sowie in Frisör- und Schönheitssalons. Es waren vor allem Frauen, die die ersten Bluesplatten kauften. Musik Hayseed Strut Cashbox Kings 3:36 Darauf Erzähler In seiner Biographie „When I left home“ erinnert sich der Bluesmusiker Buddy Guy an ein Gespräch mit Muddy Waters, der in seinen ersten Jahren in Chicago Samstags regelmäßig in die Maxwell Street zog, eine belebte Geschäftstrasse in einem jüdischen Viertel an der West Side. Zitat Wir spielten auf der Straße dort, sagte Muddy. Ob es regnete oder schneite – hier war immer Publikum. Wir haben gutes Geld verdient. Das war angenehmer als in vielen Klubs, in denen Du nicht wusstest, ob Du nach dem Gig ausgeraubt wirst. Atmo Strasse Erzähler Bernard Abrams, der Besitzer eines kleine Radioladen an der Maxwell Street, ließ sich überreden, zwei Songs von Muddy auf Platte zu pressen. Robert Palmer schreibt in „Deep Blues“: Zitat Leonard Chess, dem die Platte in die Hände fiel, war überrascht. Er kannte Muddy, war aber zu jenem Zeitpunkt von seinen Fähigkeiten nicht überzeugt. Als guter Geschäftsmann erkannte er jetzt seine Chance. Er ließ Kopien von „I can’t be satisfied“ und der Rückseite „I feel like going home“ pressen. 12 Stunden später war auch diese Auflage ausverkauft. Musik I Can’t Be Satisfied Muddy Waters 3:10 OT15 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Zunächst glaubten die Chess-Brüder nicht an das große Plattengeschäft. Eine Plattenaufnahme war Prestigesache – vor allem für die Musiker, die ihr Geld vor allem bei Live-Auftritten in den Klubs verdienten. Von Blues verstanden die Chess Brüder nichts. Aber es gab eine Nähe zwischen Leonard und Phil, die ihr Handwerk unter schwierigen Bedingungen auf den Straßen Chicagos lernten, und den Musikern, die sich in den Klubs durchschlagen mussten. Diesem Geschäftsmodell sind Leonard und Phil Chess gefolgt. Erzähler 1950 übernahmen die Chess-Brüder das Aristokrat-Label. Die neue Firma trug ihren Familiennamen. Ein Name, der bis heute mit der Anschrift 2120 South Michigan Avenue verbunden ist. OT16 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Die Brüder kauften ein bescheidenes zweistöckiges Gebäude. Im Erdgeschoß waren die Büros und die Lagerräume. Im ersten Stock entstand das Studio. Nun war man unabhängig von den engen Zeitplänen, denen sich Musiker und Produzenten in den wenigen kommerziellen Studios in Chicago unterwerfen mussten. Leonard Chess gab seine Musik Zeit; sie sollten sich kennen lernen und musikalisch austauschen, bevor die Aufnahme startete. Heraus kam in der Regel ein Produkt, das der live Stimmung in einem Klub sehr nah kam. Diesen Sound hätte niemand in der sterilen Umgebung eines Miet-Studios hinbekommen, wo Du nach der Uhr spielen musstest. Erzähler 2120 South Michigan war indes nicht die erste Adresse von Chess. Nicht weit entfernt halten wir mit Tim Samuelson vor einem kleinen Lebensmittelladen, der bessere Zeiten erlebt hat. OT17 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Hier in diesem kleinen Laden haben die Chess Brüder ihre Platten produziert. Im Gegensatz zu den großen Plattenfirmen, die eigene Marktforschungsabteilungen unterhielten, machte hier Jeder alles. Die Brüder verließen sich auf ihren Instinkt. Direkt gegenüber dem Laden war eine Bushaltestelle. Chess produzierte ein Demo-Band, das man den Menschen vorspielte, die hier warteten. Wenn getanzt wurde, ahnte man: das wird ein Hit. Genau so und genau hier soll Little Walters „Juke“ entstanden sein. Musik Juke Little Walter 2:47 Erzähler Rice Miller, der sich Sonny Boy Williamson nennt, ist ein Konkurrent. Little Waters an der Harmonika. Tim Samuelson zaubert aus seinem Archiv einen Mitschnitt hervor, der einen Eindruck von der Atmosphäre im Chess-Studio vermittelt. OT 18 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Leonard Chess war eine Art Kurator. Man verstand sich gegenseitig. „Little Village“ hieß die Session, die wir gleich hören. Leonard Chess meldet sich aus dem Kontroll-Raum. Was für uns heute wie Streit klingt, war nichts anderes als Kommunikation zwischen dem Produzenten und dem Künstler. Man sprach die Sprache der Straße, und man respektierte sich. Erzähler Muddy Waters wird in den 50er Jahren der wichtigste Musiker für Chess. 1944, ein Jahr nach seiner Ankunft in Chicago, wechselt er seine akustische Gitarre gegen ein elektrisch verstärktes Instrument. Robert Palmer über Muddy’s erste Jahre bei Chess: Zitat Keine Frage – das war noch immer der alte Blues aus dem Delta. Aber er hatte etwas Neues. Es war andere Musik, als man sie sonst in den Klubs von Chicago hörte: den mit Bläsern angeheizten Rhythm’n’Blues, oder die Blues Balladen. Er war einfache Musik, voller Leidenschaft. Die unterschwellige Sexualität der Texte sprach vor allem Frauen an. Kein Wunder, dass es Leonard Chess‘ Freundin Evelyn war, die ihn auf Muddy’s erste Platte aufmerksam machte. Erzähler Trotz erster Plattenverkäufe dreht sich das Leben der Bluesmusiker weiter vor allem um die Auftritte in den Klubs von Bronzeville. Nur wer hier Erfolg hatte, der knüpfte Kontakte und sicherte sich einen einigermaßen sicheren Lebensunterhalt. Tim Samuelson: OT19 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Der 708 Klub war der vielleicht wichtigste Bluesklub in Chicago. Muddy Waters und Howlin Wolf wechselten sich dort ab. Mitte der fünfziger Jahre bezeichnete sich der Klub in Anzeigen als „home of Rock ‚n‘ Roll“ – eine Verbeugung vor den neuen Tönen, die die Musiker in ihre Shows integrierten. Als Buddy Guy nach Chicago kam, besuchte er sofort den 708 Klub. Sie ließen ihn spielen, und es gefiel ihnen. Sie riefen Muddy Waters an, der in der Nähe wohnte. Muddy war beeindruckt. Und dann soll Folgendes passiert sein: Angeblich war Buddy Guy so aufgeregt vor seinem Besuch im Klub, dass er vergaß, etwas zu essen. Und Muddy gab ihm ein Sandwich … Musik My Home is in the Delta Muddy Waters 4:21 OT20 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Muddy’s Haus war das „Haus des Blues“. Die Tatsache, dass einer von ihnen in Chicago ein Haus besaß, beeindruckte die Musiker aus dem Delta. Muddy kümmerte sich um seine Kollegen. Tag und Nacht saßen sie in seiner Küche und hörten auf seinen Rat. Muddy lebte im Erdgeschoß, dort gab es auch einen Probenraum für die Band. Bei gutem Wetter verlegte man das Ganze auf die Veranda. Viele seiner Hits entstanden vor den Augen und Ohren der Nachbarn. Leider ist das Haus heute in Gefahr. Muddys familie, die Morganfields, war sich nicht einig, was damit geschehen solle. Man ließ es verkommen. Zweimal wäre es fast abgerissen worden. Das konnte zum Glück verhindert werden. Erzähler 4339 South Lake Park Avenue, Chicago. Wir fahren vor. Ein zweistöckiges Gebäude, rote Backsteinziegel. Die Fenster verbrettert, die Tür mit Eisenstangen gesichert. Leicht kommt hier Niemand rein. Kaum ein Fahrzeug auf der breiten Straße. Nachbarn, so es gibt, lassen sich nicht blicken. Solange die Besitzverhältnisse nicht geklärt sind, bleibt alles, wie es ist. Der historische Ort wartet auf seinen Verfall. OT21 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Es gibt Interviews mit Muddy Waters, in denen er sagt, ich muss hier raus. Die Gegend war nicht mehr sicher. Einige Häuser in der Nachbarschaft standen leer, einige brannten ab, und die Stadt kümmerte sich nicht um den Verfall. Muddy zieht schließlich aus – das Haus aber hat er nie verkauft. Erzähler 4339 South Lake Park ist nicht die einzige Adresse an der South Side, die bessere Zeiten erlebt hat. In der dritten Stunden dieser Stunde geht es um den Untergang von Bronzeville, und um die Frage, ob und wie der Blues diesem Untergang begegnet. Musik Tribute to the black lone ranger Cash Box Kings 3:32 3. Stunde Musik Walking the Ceiling Hound Dog Taylor 3:12 Darauf OT1 (Rogers) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Chicago war eine Stadt für Musiker. Und sie kamen vor allem aus dem Süden. Plötzlich war der Blues in Chicago. Sollten wir deshalb von „Chicago Blues“ sprechen? Nein. Sowas gibt es nicht. Howlin Wolf, Muddy Waters, John Lee Hooker – alle stammen aus Mississippi. Ihr Geld haben sie dann im Norden verdient. Musik Darauf Erzähler Mickey Rogers gehört zu Jenen, die ihr Glück in Chicago suchten. Er war 14, als er Howlin Wolf dort hörte. OT2 (Rogers) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Howlin Wolf wollte, dass ich in seiner Band Bass spielte. Ich war viel zu jung, um mich in einem Klub überhaupt sehen zu lassen. Wolf hatte diese großen Lautsprecher. Hinter denen musste ich mich verstecken, wenn die Polizei vorbei kam. Als die Polizei verschwand, durfte ich wieder nach vorn. Erzähler Buddy Guy, geboren 1936 in Louisiana, kam 1957 nach Chicago. In seiner Biographie „When I left Home“ beschreibt der Musiker seinen ersten Besuch in der Innenstadt. Zitat So hohe Häuser und so viele Geschäfte kannte ich bis dahin nicht. Eine riesige Menschenmenge bewegte sich durch die Straßen – jeder machte den Eindruck, als könne er Geld ausgeben. Ich ging den Chicago River entlang bis zu der Stelle, an der er in den Lake Michigan mündet. Der frische Wind dort ließ mich zur Besinnung kommen. Das war auch nötig – meine Ängste saßen tief. Erzähler Der erste Winter hinterlässt Spuren. Noch einmal Buddy Guy. Zitat Der Wind fegt über den See. Du denkst, Dir erfrieren die Glieder. Schlimmer als Chicago kann es im Winter nicht kommen. Und wenn Du keinen Job hast, wenn Du auf die Straße musst, um Deinen Lebensunterhlt zu verdienen, wenn Du dabei an den warmen Süden und Mutters gute Küche denkst, dann fragst Du Dich: Was soll ich hier? Wie lange wird mein Geld reichen? Musik The Things I used to do Buddy Guy 3:25 Erzähler Buddy Guy hat Glück. Im 708 Klub trifft er Otis Rush, damals schon eine Legende. Der folgende Dialog, der Buddy’s Entree auf der Bühne beschreibt, bleibt am Besten unübersetzt. Zitat „That’s Otis Rush,“ said the wife of the man who’d brought me here. “Hey, Otis Rush!“ screamed her husband between songs. “Got me a nigger here who can kick your ass sideways.” “Do he have a guitar?“ Rush shouted from the stage. “He do indeed!“ „Well, let him come up here and we’ll see about him kicking my ass.” Without those drinks in me, I would never have gone up . With those drinks, I flew to the stage. Erzähler Neben Otis Rush spielt Buddy Guy bald mit Muddy Waters, Willie Dixon und Howlin Wolf. Zitat Howlin Wolf spielte die Frühschicht. Um sieben am Morgen. Die Arbeiter kamen aus den Fabriken, aber müde waren sie noch nicht. Sie wollten etwas erleben, bevor der Tag anbrach. Wolf stimmte einen seiner Hits an, „Smokestack Lightnin‘“. Die Leute tobten. Das muss man erlebt haben: ein Klub in Chicago, am frühen Morgen, der Whiskey fließt in Strömen; und das Publikum bejubelt den Blues. Musik Smokestack Lightnin‘ Howlin Wolf 3:06 Erzähler Buddy Guy erkennt den Trend besser als viele Andere. In „When I left home“ schildert er die Veränderungen des Blues in der Großstadt. Zitat Im Süden spielten wir akustisch. Holz und Saiten. Wir spielten leise – wenn Dir auf der Veranda nur vier oder fünf Menschen zuhören, dann musst Du nicht laut sein. Die leisen Töne schlichen sich direkt in Deine Seele. In Chicago kamen die Töne aus einem Verstärker. In den Klubs ist es laut, da musst Du auch laut sein. Du musst schreien, Du musst Dein Instrument verzerren. Es war neue Musik, und zugleich alt: Countryblues verstärkt durch städtische Elektrizität. Mir kam das entgegen. Ich war nicht besser als die Anderen, aber ich war lauter. Rückkopplungen habe ich ignoriert. Das machte die Sache nur spannender. Erzähler Seine Auftritte beginnt Buddy normalerweise draußen. Mit Hilfe eines langen Kabels lässt er seine Gitarre auf dem Bürgersteig aufschreien. Es folgt der Einmarsch auf die Bühne des Klubs, neugieriges neues Publikum im Gefolge. Musik Hoochie Coochie Man Rolling Stones/Muddy Waters 4:19 Darauf Erzähler 1972 kaufte Buddy Guy die „Checkerboard Lounge“, einen Bluesklub an der South Side. 1981 nahmen die Rolling Stones gemeinsam mit Muddy Waters hier ein Live-Album auf. Als die Stones gemeinsam mit Muddy Waters auf der Bühne der „Checkerboard Lounge“ stehen, hat der Blues in Chicago seine Blüte überschritten. 1985 verkauft Buddy Guy den Klub. Musik Erzähler Der Stadthistoriker Tim Samuelson beschreibt einen traurigen Prozess. OT3 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Der Checkerboard Klub war in der 43. Straße. Es gab ziemlich viel Kriminalität in der Gegend. Die weißen Musikfans blieben lieber weg. Dabei war der Checkerboard Klub eine Hausnummer. Ende er sechziger Jahre begann dann leider der Exodus. Die besseren Bands suchten und fanden neue Spielorte im Norden der Stadt. Vor einigen Jahren versuchte man, den Klub in der Nähe der Universität von Chicago neu zu beleben. Man hoffte auf studentisches Publikum. Das funktionierte nicht. Man kann die Musikgeschichte nicht neu erfinden. Der Checkerboard Klub gehörte nach Bronzeville. Wenn man ihn dort heraus bricht, hat man einen Fisch ohne Wasser. Erzähler Dem 708 geht es nicht besser. Nachdem der Klub seine Tür schloss, zieht ein Pfandleiher ein. Der hält sich auch nicht lange. Danach ein Möbelgeschäft. Als das wieder auszieht, kauft ein afroamerikanisches Paar das Gebäude. Kurz vor der Finanzkrise 2008. Sie planten, wieder einen Klub dort einziehen lassen. Dann kam die Krise – die Pläne liegen seitdem auf Eis. Die City of Chicago zeigt auch in diesem Fall wenig Interesse an der Rettung eines Ortes, der Musikgeschichte schrieb. Timuel Black verfolgt die Entwicklung der South Side seit rund achtzig Jahren OT4 (Black) B: Bluesmusiker, schwarz, ca. 80, rauh, alt Als die Jobs verschwanden wurden die Leute abhängig von Sozialhilfe. Ein Netz, das alle auffing, gab es nicht. Jeder machte sein eigenes Ding. Meine Kinder, also die Kinder der ersten Zuwanderung, waren da schon weg und genossen ihre Ausbildung. Mit den Kindern der zweiten Great Migration hatten sie nichts mehr zu tun. Musik New sweet black angel Earl Hooker 5:16 Darauf Erzähler Es folgt eine Entwicklung, die das Leben der Afroamerikaner bis heute prägt, nicht nur in Chicago. Die Städte verändern sich – wer es sich leisten kann, verlässt die überfüllten „Inner Cities“, gleich welcher Hautfarbe er ist. Planer und Politiker verständigen sich auf ein Modell, das, so Tim Samuelson, den Innenstädten wenig Gutes verspricht. OT5 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Die weißen Hausbesitzer ließen ihre Immobilien verfallen. Zugleich versuchten sie, den Wohnraum zu zerstückeln um möglichst großen Profit zu erreichen. Das Ergebnis: zu viele Menschen auf zu wenigen Quadratmetern in einer Umgebung, in der sich niemand mehr um eine funktionierende Infrastruktur kümmerte. Die Verhältnisse wurden unerträglich. Als „Lösung“ errichtete die Stadt Wohnblocks, mehrstöckige Betonburgen, um die sich aber – einmal bewohnt- auch niemand mehr kümmerte. Hauptsache, die Menschen waren irgendwo untergebracht. So etwas löst die Probleme nicht, im Gegenteil, es schafft neue Unruhe. Mit einer modernen Alternative für den innerstädtischen Raum, von der einige Planer mit wohlwollender Naivität sprachen, hatten die neuen tristen Wohnblocks nichts zu tun. OT6 (Automatenstimme, männlich) 1970 hatte die Hälfte der Afroamerikaner den ländlichen Süden der USA verlassen. Sie lebten in den großen Städten des Nordens und des Westens. Immer mehr Afroamerikaner gehörten dort zur Mittelklasse – sie nutzen die Möglichkeiten, die ihnen das neue Umfeld bot. Andere mussten auch hier kämpfen. Die Unruhen der 60er Jahre hinterließen Narben: Armut, Wohnungsnot, Schulen, in denen man nichts lernen konnte, und Polizeigewalt. Erzähler Die Endlosschleife im afroamerikanischen Museum in Washington weist den Weg in die Gegenwart der USA. Während das „gelobte Land“ im Norden für eine Minderheit der Afroamerikaner ökonomische Stabilität und damit bessere Aussichten auf die Zukunft schafft, bleibt die Lage für die Mehrheit der Schwarzen prekär. In Chicago gilt das vor allem für Jene, die den Süden der Stadt nicht verlassen konnten oder wollten. Der Autor Ethan Michaeli erkennt keinen Weg, auf dem der Abstieg zu vermeiden gewesen wäre. OT7 (Michaeli) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 1967, 68 gab es Bronzeville nicht mehr. Man konnte die Gegend zwar noch so nennen; aber die Menschen, die hier lebten und in Bronzeville eine funktionierende Gemeinschaft schufen, die waren Teil einer Generation. Sie waren erfolgreich, wirtschaftlich und als es darum ging, Bürgerrechte durch zu setzen. Als diese Generation Bronzeville verließ, verfiel die Gegend. Die Stadt Chicago hatte keine Idee, was auf der South Side geschehen sollte. Die gewachsene Wohnstruktur wurde nicht erhalten. Menschen, die ihre Miete nicht mehr bezahlen konnten, erhielten keine Unterstützung. Die Mittel flossen stattdessen an die neuen Hausbesitzer in den Vorstädten. Musik Darauf Erzähler In den sechziger Jahren war die Zahl der Afroamerikaner in Chicago noch einmal um 300.000 gestiegen – dann folgt der Verfall. In den folgenden rund 30 Jahren verliert das ehemalige Bronzeville 75 Prozent seiner Bevölkerung. Wer heute durch das Gebiet fährt, sieht leere Straßen, zerfallende Häuser, von Zäunen umsäumte Wohnblocks – auf den freien Flächen, und davon gibt es etliche in Süden Chicagos, stapelt sich zwischen verlassenen Autowracks der Müll. Für Pastor Chris Harris ist dies Teil eines Plan, an dessen Ende die Vertreibung der Afroamerikaner aus der South Side steht. Unweit der University of Chicago bietet das Viertel –sollte die Gentrifizierung gelingen- Immobilien-Investoren gute Verdienstmöglichkeiten. Harris leitet „Bright Star“, eine gemeinnützige Organisation, die versucht die Bandenkriminalität, die Obdachlosigkeit, den Rauschgiftkonsum und die mit all dem verbundene Hoffnungslosigkeit zu bekämpfen. Er ist wütend. OT8 (Harris) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Wenn die Stadt in Bronzeville genauso viel investierte wie im Norden, wo die Weißen wohnen, dann wäre die Gegend gerettet. Die Afroamerikaner könnten es sich leisten, hier zu bleiben. Bürgermeister Richard Daly, den ich für einen Rassisten halte, hatte einen Plan. Er wollte die Schwarzen in den Wohnblöcke abschieben, um in den schönen alten Straßenzügen des Viertels eine Gentrifizierung ein zu leiten. Rund um die Wohnblöcke blieben die Investitionen aus. Man kümmerte sich nicht um den öffentlichen Nahverkehr, nicht um Schulen, nicht um Krankenhäuser, nicht um Einkaufsmöglichkeiten. „Community Building“ war nicht möglich. Als Grund für dieses komplette Versagen nannte die Stadt den Drogenkonsum und die Gangs, die jede positive Entwicklung verhinderten. Da steckt Absicht dahinter. Wenn ich eine Gegend gentrifizieren möchte, lasse ich sie erst einmal verkommen. Eine brilliante Idee! Stadt Atmo Erzähler Um den Schulweg der Kinder zu sichern, bittet „Bright Star“ inzwischen Freiwillige, an besonders gefährlichen Orten Wache zu stehen. Die schwarze Community lernt früh, dass Selbsthilfe unverzichtbar ist in einer Gesellschaft, die auch im Norden der Vereinigten Staaten an der Integration der ärmeren Afroamerikaner nicht interessiert ist. Musik Spoonful Willie Dixon 4:56 Erzähler Mit der veränderten Sozialstruktur ändert sich auch die Kultur an der South Side. Wenn die Jobs wegbrechen, wenn das Geld fehlt, leidet oft die Kunst zuerst. Die Klubs in Bronzeville trocknen buchstäblich aus. Das ist indes nicht das Ende des Blues, sagt Tim Samuelson. OT9 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Blues wird zur Attraktion für ein größtenteils weißes Publikum. Für diese Leute war der Weg in die Bluesklubs im Süden und Westen der Stadt weit und nicht immer ungefährlich. Schließlich setzte sich der Markt durch, und das Angebot kam zur Nachfrage. In den siebziger Jahren zogen die Klubs in den Norden der Stadt. Mit ihnen verließen viele Musiker die Gegend, in der sie ihre Wurzeln hatten. Die Bluesklubs der South Side konnten mit der Konkurrenz nicht mithalten. Den Klubs auf der West Side ging es nicht anders. Nach dem Mord an Martin Luther King wurde dieser Teil Chicagos zum Schauplatz von Straßenschlachten und rassistisch motivierter Gewalt. Häuser standen leer, die meisten Bluesklubs schlossen ihre Türen. Ich denke, das weiße Publikum wäre ohnehin nicht mehr gekommen. Erzähler Ein neuer Exodus – diesmal innerhalb der Stadtgrenzen. Lincoln Beauchamp, „Chicago Beau“, hat die Veränderung miterlebt. OT10 (Beau) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Die Bluesmusiker waren nun auch außerhalb der South Side bekannt. Mit ihnen konnte man Geld verdienen. Die schwarzen Musiker wollten nicht nur in Bronzeville akzeptiert werden. Da ihnen nun ein weitgehend weißes Publikum zujubelte, glaubten sie, sie hätten es geschafft. Sie erkannten nicht, dass sie unter ihresgleichen Verantwortung tragen. Sie folgten denen, die sie in den Hintern traten, nicht der eigenen Gemeinschaft. Erzähler Buddy Guy sieht das etwas anders. Schon Ende der fünfziger Jahre, schreibt er in seiner Biographie, gibt es im 708 Klub oder in Theresa’s Lounge einige weiße Gesichter. Zitat Ich dachte zunächst: das sind Cops. Wer sonst würde sich als Weißer hierher nach Bronzeville trauen? Nun – es war nicht die Polizei. Es waren Fans. Musiker. Paul Butterfield and Michael Bloomfield. Irgendwann baten wir sie auf die Bühne. Die nahmen den Blues genauso ernst wie wir. Ich erkannte: the blues was blue, not white or black. Musik Blues with a feeling Paul Butterfield 4:11 Darauf Erzähler Die Rettung, sagen viele Musiker, kam in den sechziger und siebziger Jahren aus Europa. Greg Parker, der heute in Chicago das Erbe des Blues in einem kleinen Museum pflegt, lebte damals in Deutschland. OT11 (Parker) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme In Europa merkte ich, wieviel Einfluss der Blues hatte. In Amerika interessierte sich Niemand mehr für die Bluesmusiker. An Fernsehauftritte war nicht zu denken. In Europa gab es Festivals, zu denen Muddy, Howlin Wolf und die Anderen eingeladen wurden. Für mich war das ein Anstoß, mich auch zuhause um diese Musik zu kümmern. Musik Erzähler Am 30. April 1983 geht in Chicago eine Ära zuende. Muddy Waters ist tot. Buddy Guy holt die Trauernden in die „Checkerboard Lounge“: Zitat Sie kamen alle. James Cotton, Hubert Sumlin, Sunnyland Slim. Wir weinten mit unseren Gitarren und Harmonikas. Wir sangen jeden Song, den Muddy uns beigebracht hatte: der Mann, der einer alten Stadt eine neue Musik gegeben hatte. Er brachte die Wärme des Deltas in das eiskalte Chicago. Er war wie ein Vater. Er inspirierte uns; er wird die Kinder des Blues auch in der Zukunft beeinflussen. Musik Feel like going home John Primer 3:04 Erzähler “Feel like going home” – John Primer erinnert an das musikalische Vorbild Muddy Waters. Ben Payton ist – anders als Muddy und die meisten Anderen- nach Hause zurückgekehrt. Reflexionen in Greenville, Mississippi: OT12 (Payton) A: Bluesmusiker, schwarz, ca. 60, rauhe Stimme Einige junge Schwarze mögen den Blues noch immer. Vielleicht haben sie ihn auf dem College kennengelernt – da gibt es eine Menge weißer Bluesbands. Ich schätze 90 Prozent der Bluesfreunde sind inzwischen weiß. Das gilt auch für die Musiker. Wenn heute unter Schwarzen von „Blues“ die Rede ist, dann meinen sie oft Blues-Rock, R’n’B oder Soul-Blues. Darunter können sie sich mehr vorstellen, als unter den alten Sachen. Bei den Weißen ist das anders. Musiker wie Eric Clapton oder Keb‘ Mo spielen diese Lieder noch immer. Erzähler Der Blues lebt weiter in Chicago, aber er lebt inzwischen in Nischen. Bluesklubs muss man suchen, und wenn man sie findet, dann nicht mehr an der South Side. Auch Buddy Guy verlegt sein Geschäft. Aber er bleibt – immerhin- in der Nähe der Gegend, die einmal Bronzeville hieß. Ein letztes mal Tim Samuelson: OT13 (Samuelson) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Buddy Guy fand eine gute Lösung. Am südlichen Rand der Innenstadt gründete er einen Bluesklub der seinen, inzwischen berühmten, Namen trug. Es gab dort große Hotels in der Nähe, hier hoffte Buddy auf Publikum. Er baute den Klub mit Hilfe von Freunden, das ganze behielt den Charme des Unvollendeten. Es war eben ein Bluesklub. Nicht mehr an der South Side, aber authentisch. Leider musste Buddy das Haus wieder verlassen, als es verkauft wurde. Er fand ganz in der Nähe ein neues Domizil. Hier ist es etwas schicker. Durchgestylt, farblich abgestimmt, irgendwie gesichtslos. Buddy ist natürlich immer noch da – das ist die Hauptsache. Man kann ihn hinter der Bühne besuchen und Champagner mit ihm trinken. Musik Hoodoo Man Blues Buddy Guy&Junior Wells 6:34 Darauf OT14 (Smith) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 Ohne die „Great Migration“ hätte die amerikanische Kultur weltweit deutlich weniger Einfluss. Jazz, Blues und Rock ‚n‘ Roll entstanden als Folge. Menschen erinnern sich an vergangene Zeiten mit Hilfe von Literatur, Kunst und Musik. Was die Afroamerikaner betrifft, geht das noch weiter. Ohne diese Erinnerung wäre auch die politische Macht, die Schwarze ausüben, nicht entstanden. Als die Weißen begannen, sich mit der Literatur und der Musik der Afroamerikaner zu befassen, merkten sie, dass diese Leute auch Städte führen und ihren Kindern etwas beibringen konnten. Menschliches Miteinander kann nur durch gemeinsam geschätzte Kultur entstehen. Erzähler Sagt der Musikprofessor Michael Smith aus Ohio. Dion Brown, der ehemalige Chef des Bluesmuseums in St. Louis, weist auf Veränderungen angesichts der Wanderung der Musik und der damit einhergehenden Veränderung hin. An Orten, wo schwarze Musiker einst hinter Vorhängen spielen mussten, weil sie vor weißem Publikum nicht willkommen waren, wurden sie, so Brown, plötzlich bejubelt. OT15 (Brown) D: Historiker, Bluesfan, weiß ca.65 B.B.King war komplett überrascht als er erfuhr, dass seine Show in San Francisco ausverkauft war. Das Publikum war weiß. Die Afroamerikaner hören heute meist andere Musik. Der Blues erinnert sie an alte, bittere Zeiten. An Zeiten, die sie vergessen wollen. Erzähler Ein Unterfangen, das – darin sind wir uns mit Mr. Brown einig- nicht gelingen kann. OT16 (nicht übersetzt) Everybody has the Blues - Everybody Musik Absage Musik1 Bartender’s Blues John Scofield 5:18 Musikliste 1. Stunde Titel: Country Blues Länge: 03:28 Interpret: Muddy Waters Komponist: McKinley Morganfield Label: Zyx-Records Best.-Nr: BOX7828-2 Plattentitel: Blues power ! Titel: Kind hearted Baby Länge: 03:03 Interpret und Komponist: Terry "Harmonica" Bean Label: ohne Best.-Nr: 796873062053 Plattentitel: CD: Two sides of the Blues Titel: Chicago Bound Länge: 02:04 Interpret: Jimmy Rogers Komponist: trad. Label: CHESS Plattentitel: Chicago Bound Titel: Dark was the night, cold was the ground Länge: 01:10 Interpret: Marc Ribot Komponist: unbekannt Label: COLUMBIA Best.-Nr: B001BJG7QK Plattentitel: The soul of a man - A Film by Wim Winders Titel: Banty rooster Blues Länge: 02:59 Interpret und Komponist: Charley Patton Label: Yazoo Records Best.-Nr: 1020 Plattentitel: Founder of the Delta Blues Titel: Sweet home Länge: 04:14 Interpret: Pops Staples Komponist: Roebuck Pops Staples Label und Best.-Nr: keine Plattentitel: CD: Don´t Lose This Titel: High water everywhere, Part 1 Länge: 01:05 Interpret und Komponist: Charley Patton Label: Unsere Stimme-Trikont Best.-Nr: 803642 Plattentitel: Doom & gloom - Early songs of Angst and disaster (1927-1945) Titel: High water Länge: 02:04 Interpret und Komponist: Bob Dylan Label: COLUMBIA Best.-Nr: 504364-9 Plattentitel: Love and theft Titel: Sit Down Baby Länge: 03:00 Interpret und Komponist: Lurrie Bell Label: DELMARK Plattentitel: Can´t Shake This Feeling 2. Stunde Titel: Sweet home Chicago Länge: 03:00 Interpret und Komponist: Robert L. Johnson Label: Brunswick Best.-Nr: 9809110 Plattentitel: The world of Blues Titel: Highway 49 Länge: 02:46 Interpret: Big Joe Williams Komponist: Joe Lee Williams Label: Verve Best.-Nr: 519943-2 Plattentitel: The final years Titel: In the drift Länge: 01:11 Interpret: Elliott Sharp Komponist: Hubert Sumlin, Elliott Sharp Label: Intuition Records Best.-Nr: INT 3425-2 Plattentitel: Do the don't Titel: Black names ringing Länge: 03:15 Interpret: Chicago Beau Komponist: trad. Label: Katalyst Ent Plattentitel: Black Names Ringing. Titel: Back with my baby again Länge: 03:15 Interpret und Komponist: Ben Wiley Payton Label und Best.-Nr: keine Plattentitel: Diggin´Up Old Country Blues Titel: Bring your pretty self home Länge: 02:55 Interpret: King Edward Antoine Komponist: King Edward Label: Hit the Road Records Plattentitel: 50 Years of Blues Titel: Oh girl Länge: 03:37 Interpret: The Chi-Lites Komponist: Eugene Record Label: RONGI RECORDS Best.-Nr: MHP30502 Plattentitel: Philadelphia Sound Experience Titel: Hayseed Strut Länge: 03:00 Interpret: The Cash Box Kings Komponist: unbekannt Label und Best.-Nr: keine Plattentitel: Holler and Stomp Titel: I can't be satisfied Länge: 02:42 Interpret: Muddy Waters Komponist: McKinley Morganfield Label: Zyx-Records Best.-Nr: PDI6134-2 Plattentitel: Muddy jumps one Titel: Juke Länge: 02:43 Interpret: Little Walter Komponist: Marion Walter Jacobs Label: Chrome Dreams Best.-Nr: CDCD5018 Plattentitel: Rolling Stones' Jukebox - The songs that inspired the greatest Rock and Roll band ever Titel: My home is in the delta Länge: 04:00 Interpret: Muddy Waters Komponist: McKinley Morganfield Label: Brunswick Best.-Nr: 9809110 Plattentitel: The world of Blues Titel: Tribute to the black lone ranger Länge: 03:20 Interpret: The Cash Box Kings Komponist: unbekannt Label und Best.-Nr: keine Plattentitel: Holler and Stomp 3. Stunde Titel: Walking the ceiling Länge: 03:16 Interpret: Hound Dog Taylor Komponist: Theodore Roosevelt Taylor Label: Alligator Records Best.-Nr: I520330 Plattentitel: Release the hound Titel: The things I used to do Länge: 03:38 Interpret: Buddy Guy Komponist: Eddie "Guitar Slim" Jones Label: Vanguard Best.-Nr: 3VCD178/80-2 Plattentitel: The complete Vanguard recordings: A man and the Blues / This is Buddy Guy / Hold that plane! Titel: Smokestack Lightning Länge: 03:06 Interpret: Howlin´ Wolf Komponist: unbekannt Best.-Nr: RGNET 1278 Plattentitel: The Rough Guide to Blues Legends: Howlin´ Wolf Titel: Hoochie coochie man Länge: 01:18 Interpret: Rolling Stones, The / Waters, Muddy Komponist: Willie Dixon Label: Eagle Rock (UK) Plattentitel: Live at The Checkerboard Lounge (1981) Titel: New Sweet Black Angel Länge: 04:05 Interpret und Komponist: Earl Hooker Label: Arhoolie Plattentitel: Two Bugs & a Roach Titel: Spoonful Länge: 02:47 Interpret: Howlin' Wolf Komponist: Willie Dixon Label: Chrome Dreams Best.-Nr: CDCD5024 Plattentitel: Joe Strummer's jukebox - Songs that inspired the man Titel: Blues with a feeling Länge: 04:21 Interpret: Paul Butterfield Blues Band Komponist: Marion Walter Jacobs Label: Vanguard Best.-Nr: 3VCD208-10 Plattentitel: Roots of the Blues Titel: I feel like going home Länge: 03:10 Interpret: Muddy Waters Komponist: McKinley Morganfield Label: Classic Studio T Best.-Nr: 5068X Plattentitel: Lost & found series, Vol. 2 Titel: Hoodoo Man Blues Länge: 06:34 Interpret: Buddy Guy Komponist: Amos Blakemore Label: JIVE Best.-Nr: 653589-2 Plattentitel: Last time around - Live at Legends Auf der Suche nach Freiheit Eine Lange Nacht über den Weg des Blues vom Mississippi-Delta nach Chicago Seite 38