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Deutschlandradio Kultur
Nachspiel vom 22.06.2008  
Start und Ziel: Biel - Zum 50. Mal führt der 100km-Lauf durch das Schweizer Seeland
Von Erwin Schastok

O-Ton Stöckli 3:   Meine Frau, meine Tochter und ich haben vor, heute, beim fünfzigsten Mal 
- es brauchte fünfzig Anläufe, bis man das gewagt hat, die hundert Kilometer zu laufen, 
allerdings natürlich nicht mit Rekordzeit, wobei jede Zeit, die wir schaffen ist für uns 
Rekordzeit. Wir hoffen rein zukommen unter zwanzig Stunden und, wenn`s gut läuft, noch 
etwas weniger, aber das Ziel ist natürlich, die hundert Kilometer zu schaffen und gleichzeitig 
zu genießen. 

O-Ton Sonntag 1:  Zum ersten Mal war ich zum 1oo - km - Lauf in Biel im Jahr 1972. Und 
dies ist mein dreiunddreißigster Start heute.
                   

O-Ton Start-Nummer 999:   
Hauptsache: durchkommen. Traum wäre zehn Stunden.
Das erste Mal heute.
Mein Vater macht meine Begleitung heute. Von daher ist das eher Erlebnis für uns beide.
Das steht auf meiner Löffelliste. Das ist eine der <Sachen, die einmal gemacht haben möchte 
in meinem Leben. Und die wird heute hoffentlich abgehakt. Also ich hab` ein paar Ultraläufe 
schon gemacht, bin jetzt den Rennsteiglauf zweimal gelaufen, aber die hundert Kilometer ist 
einfach so `ne magische Zahl, die will man einmal erlebt haben. Und heute hier jetzt noch 
beim Jubiläumslauf bin ich froh, dabei zu sein.

    

O-Ton Kelly:                  Zum zweiten Mal in Biel. Ich will ankommen. Ich hoffe, dass ich 
einigermaßen gut durchkomme. Biel ist einfach `nen  Klassiker und das muss gemacht 
werden. Bis gleich.

Autor                              Der Bürgermeister, der Journalist mit der Leidenschaft für die
                                       Ultralangstrecke, der junge Mann mit der Startnummer 999 und der 
vor    
                                       dem Start von den Medienvertretern umringte Joey aus der   
                                       singenden Kelly-Family.
                                       Sie und die anderen mehr als 2000 Läufer, die in die dunkle Juninacht 
                                       laufen, vor dem Count-down gebremst durch ein vor dem Startband 
über
                                       
                                       
                                                                                                                                                     -
2-                   
                                       
                                      die ganze Straßenbreite aufgebautes Bollwerk von Rugbyspielern in 
voller 
                                       Montur, Gesicht zu den Läufern. Erst kurz vor dem Start die Drehung 
in               
                                       Laufrichtung, gebeugte Stellung, mit dem Schuß Losrennen und Platz                                              
                                       machen für die Explosion des energiegeballten Läuferfeldes.

Atmo 1983/2 Laufen

O-Ton Stöckli 1: Ich bin seit achtzehn Jahren Bürgermeister dieser Hundert - Kilometer - 
Stadt, die ja in Deutschland recht gut bekannt ist, nicht zuletzt auch wegen dieses sportlichen 
Ereignisses, und wir sind ja sehr glücklich, dass ein großer Teil der Sportlerinnen und 
Sportler aus Deutschland kommen und auch dieses Jahr, beim Fünfzigsten ist die Delegation 
aus Deutschland überwältigend.

Dieser 1oo - km - Lauf ist von sportlicher Bedeutung. Es ist der erste 100 - Kilometer - Lauf  
weit und breit und zum fünfzigsten Mal jetzt ausgetragen, hat internationale Ausstrahlung, 
insbesondere auch in Deutschland; aber er ist auch politisch wichtig, denn diese hundert 
Kilometer werden in der ganzen Region von Biel abgespult und damit verbindet sich die 
Region mit dem Zentrum, mit der Stadt. Die Menschen sind auf der Straße, begrüßen die 
Läuferinnen und Läufer und beklatschen diejenigen, die die hundert Kilometer von Biel 
machen. 

Musik

Dementsprechend sind sie auch verbunden mit der ganzen Region. Es gibt aber auch die 
Bedeutung für die Imagepflege der Stadt als Sportstadt und schließlich, das darf man auch 
sagen, es werden Wertschöpfungen gemacht.  Es werden Übernachtungen registriert und 
auch Einkäufe getätigt. Und schließlich ist es auch ein Ereignis, das in der Erkennung der 
Stadt nicht mehr wegzudenken wäre,

30   (132)
Die hundert Kilometer üben eine unglaubliche Anziehungskraft aus.
Man ist eigentlich überzeugt, man schafft das nicht, weil hundert Kilometer sind 95 zuviel 
eigentlich und dementsprechend braucht es eine Überwindung und bei uns , bei meiner Frau 
und mir war es eigentlich eine Vielzahl von Gründen, die uns bewegt haben, dieses Jahr mal 
das Abenteuer zu wagen und übrigens, falls es nicht klappt dieses Jahr, machen wir es 
nächstes Jahr nochmals, aber dieses Jahr, beim fünfzigsten, ist die Gelegenheit natürlich sehr 
gut. Es geht darum, dass man selbst sich ein Ziel setzt, das man eigentlich als zuerst 
unerreichbar sieht, dann bereitet man sich etwas vor. Man fängt an zu lesen bei der 
Ernährung. Man hört links rechts, wie man sich beschuhen muss, wie man sich kleiden muss 
und dann, wie man sich verhalten muss und das dann in die Tat umzusetzen, ist phantastisch. 
Ich freu mich speziell auf die Tatsache, dass man zuerst in der Nacht läuft und dann in den 
Morgen hinein und offensichtlich haben wir morgen wunderbares Wetter. Also das ist eine 
weitere Motivation. Ich glaube weniger - wir springen ja nicht - also ich hab auch schon 
Marathon gelaufen, bei viereinhalb Stunden - 4.16 ist meine Rekordzeit -  Wir werden hier 
nicht auf die Zeit schauen, sondern auf die Distanz schauen und schauen, ob wir zweieinhalb 
mal Marathonstrecke schaffen.

31   (11)
Vielleicht schaffen wir`s, wir gehen an den Start. Vielleicht kommen wir ans Ziel, das wäre 
wunderbar, wenn nicht, gibt`s die Möglichkeit beim nächsten Mal, denn die hundert 
Kilometer von Biel, die bleiben bestehen.

 Atmo Laufen Biel


Autor                             Nach dem Bürgermeister, für den sein erster Hunderter ein Wagnis 
mit    
                                      unbekanntem Ausgang ist, der alte Hase Werner Sonntag, der viele 
Läufer 
                                      mit seinen Büchern über den Ultramarathon so fasziniert hat, dass sie 
für
                                      dieses Abenteuer gewonnen wurden.


O-Ton Sonntag             Ich hab` eine Neigung zum Ultra - Langlauf. Marathon habe ich 
häufig nur als längere Trainingseinheit benutzt. Der Ultra - Lauf ist ein Lauf, der meiner 
Neigung zum Meditieren unterwegs sehr entgegen kommt, und der Bieler Lauf ist für mich 
immer ein sehr erlebnisreicher Lauf gewesen.


Ich hatte keine Beziehung zur Langstrecke. Ich war überhaupt nicht sportlich. Ich hab` ja 
meine Erziehung, meine Schulzeit in der Nazizeit noch vollbracht, und da war der Sport vor 
allem Wehrsport, und das mochte ich nicht. Ich war nicht unsportlich, hab` weite 
Wanderungen gemacht, dann, nach dem Krieg, weite Radfahrten, aber zum Langlauf also 
zum leistungsbetonten Langlauf habe ich dann erst im Jahr 1968  gefunden.

Ich wünsche mir natürlich, dass diese Veranstaltung weiterhin besteht. Es gab ja hier auch 
Krisenzeiten. Nach dem Rücktritt von Franz Reist, der dem Organisationskomitee vierzig 
Jahre vorgestanden hat, war zunächst einmal eine etwas labile Zeit, und ich freue mich sehr, 
dass jetzt unter einem neuen Präsidenten und einem neuen OK die Zukunft dieses Laufes 
gesichert zu sein scheint. Ich meine, dass der Ultra - Langlauf noch große Chancen hat und in 
dieser Beziehung freue ich mich auch sehr, dass die Tradition des Rennsteiglaufs weiter 
gepflegt wird. und Biel und Rennsteiglauf und andere Ultra - Läufe haben sich ja inzwischen 
zu einem Cup vereinigt.

Es sollen etwa siebenhundert bis achthundert Läufer mehr sein als im vorigen Jahr. Also die 
Zahl zweitausend ist ganz sicher überschritten. Auf jeden Fall hat der Jubiläumslauf dieser 
Veranstaltung einen neuen Schub verliehen.


Autor                            Einen neuen Schub braucht auch jeder Läufer, wenn der tote Punkt 
kommt.          
                                     Doch was heißt schon der tote Punkt; es gibt viele tote Punkte, und    
                                     wahrscheinlich bleibt kein Läufer davon verschont. 
                                     Einen neuen Schub gibt zum Beispiel die alte enge überdachte 
Holzbrücke        
                                     in Aarberg mit ihrer wundervollen Atmosphäre. Bei km 20 kann 
Applaus  
                                     schon gut tun; und man sieht es den Läufern an, wie sie plötzlich
                                    "angeschoben" werden.
                                   
Atmo Applaus 

Autor:                        Aber was ist, wenn diese Art des Anschiebens nicht mehr ausreicht, 
                                  schließlich kommt nicht hinter jeder Biegung ein motivierendes 
Naturdenkmal                                         
                                  in Sicht, es ist ja auch Nacht, und die Taschen- oder Stirnlampe 
beleuchtet     
                                  gerade mal den Weg unmittelbar vor den Füßen.
                                  
Atmo Mülchi und Laufen

Autor                        Bei Oberramsern ist die Marathonstrecke erreicht; jetzt "nur" noch 
einmal so 
                                 weit, und dann nur noch halb mal so weit.

Atmo	Laufen

                                 Muß man für so ein Unternehmen nicht wahnsinnig sein?
                                                    Einer der Verrückten, die das vor 50 Jahren in Angriff nahmen, ist ...

                                                                                 
                   

O-Ton Reist  Mein Name ist Franz Reist. Ich war tätig im Maschinenbau, später im 
Rettungsdienst, war ein passionierter Alpinist und habe die Langstrecke eher zu guter 
Vorbereitung unter die Füße genommen.
Mitte der fünfziger Jahre überrollte die Schweiz und vermutlich auch Deutschland so eine 
Volksmarschwelle. Es gab eine Medaille, es brauchte  ......... Startgeld, das war wichtig, die 
Vereinskasse musste ja leben und dann sagte ich: das ist ja dummes Zeug, .............. ist alles 
gut. Alles, was Bewegung ist, ist gut, aber 100 km, das wäre ein Renntarif.  Und so sagte ich 
mit zwei Freunden: Möchten wir das, ja planen wir doch das! Und so war die Idee geboren.
Im November 1959 starteten wir sozusagen mit einer Freundesgruppe von 35 Teilnehmern 
hier in Biel die hundert Kilometer als Rundkurs, als Erlebniskurs.

Atmo Kuhglocken

Autor :                  Wer bis dahin nur Marathon gelaufen war, für den beginnt jetzt Neuland; 
eine 
                               Grenzüberschreitung. 

O-Ton Reist  Hundert Kilometer ist letzten Endes ein Einzelwettkampf, den musst du 
durchstehen, da brauchst du auch die mentale Voraussetzung. Aber, das ist das Wunder, es ist 
möglich, weil heute immer noch weit über zweitausend dabei sind, muss man doch sagen: 
Nein, es ist auch ein klein wenig der Mount Everest des kleinen Mannes.
        

Autor                      Kirchberg bei Kilometer 55 wird herbeigesehnt, mit 
                               Versorgung und vielleicht einer Massage; denn meistens tut es dort weh, 
wo 
                               man es nicht erwartet hat. - Der Teufel kommt halt-gerade beim 
                              100km-Lauf  - immer noch aus einem anderen Busch.

O-Ton 7 Reist         Das Risiko, das gesundheitliche Risiko, das war damals natürlich noch                 
nicht bekannt. Es war eher ein Phänomen.
 

Autor                      Man muß vor allem viel trinken. Verliert der Körper zuviel Flüssigkeit - 
und er  
                               verliert sie auch bei kaltem Wetter - bekommt man Probleme.

 O-Ton   Reist        Beim ersten Lauf, da hattest du für die Flüssigkeit selbst mit zu sorgen. 
Aber es gab ja Gaststätten. Wir gehen durch ein Land mit sehr vielen Brunnen, also 
Naturlandschaft etc. Also, dass man austrocknen kann, war praktisch kaum vorstellbar. Es 
war übrigens auch November. Es war eine kalte, neblige Nacht. um 24 Uhr sind wir da, nicht 
weit von hier an einem Schulhaus sind wir weg. Und im Lauf des Samstags sind wir dann alle 
eingetrudelt. Also ich brauchte damals etwa sechzehn Stunden.
              

Autor                      Bei der Dauer eines solchen Laufs muß auch die Ausrüstung stimmen. 
Nichts     
                               darf scheuern, weder die Laufhose an der Innenseite der Schenkel noch 
das
                               Shirt unter den Armen und an den Brustwarzen, und auch die Schuhe 
dürfen
                               nicht neu, sondern müssen sehr gut gedämpft und eingelaufen sein. Vor 50 
                               Jahren war das noch ganz anders ...

 O-Ton Reist          Es gab auch keine Schwächen der Ausrüstung. Laufschuhe, Laufdress etc., 
das war alles noch völlig unbekannt. Und so hatten wir natürlich mit der ganzen Bewegung 
auch die ganze Entwicklung der Ausrüstung, alles das, Ernährung mitgemacht. Aber das Ziel 
war immer für die hundert Kilometer das Bestehen einer Distanz über Zeit und ein Sieg über 
sich selbst.


Autor                    Geist und Körper müssen fit sein; eine Binsenweisheit, dass das schwächste 
                             Glied über Erfolg und Niederlage entscheidet.

O-Ton Reist       Vor dem Start musst du möglichst viel Fleisch essen, ein Beefsteak etc., heute 
nimmt man Muesli. Beides hat die Wissenschaft vorgeschlagen und abgesegnet. Um 18 
null,null habe ich noch Teigwaren gefuttert, und ich weiß, am Samstag, bei Kilometer sechzig 
ungefähr, in Kirchberg, sind wir kurz in einer Gaststätte eingekehrt und haben gefrühstückt. 
Ich weiß noch, es gab herrliche Kirschenkonfitüre.
 10

Autor                   Das gibt es heute nicht in Kirchberg bei fast 60 km.
                            Gut versorgt wird man aber auch.

Atmo  med. Versorgungsraum in Kirchberg

O-Ton Reist    Was immer wieder eingeschlossen werden muss, ist der Dank an die rund 
tausend Frauen und Männer, die hinter diesem event stehen. Da ist die Frau XY in Kirchberg, 
die am Morgen  ihren Kaffeekrug rüstet, in den Samariterverein, auf Pflegestationen geht und 
die für                     mit Sport überhaupt nichts am Hut hat, aber da ist sie dabei. Da werden 
Taufen und Hochzeitstermine verschoben, weil dann der Hunderter ist. Das ist das Phänomen 
in der heutigen Zeit, dass wir es immer noch fertig bringen, rund tausend Leute immer wieder 
einzubinden. 


Autor                   Nach Kirchberg die nächste Herausforderung

                                                                                                                                          -4-

O-Ton Reist       Aber das ist ein Stück Naturweg, den möchten wir unbedingt bleiben lassen. 
Der Ho - Tschi - Minh - Pfad hat den Lauf ebenso geprägt.
 

Autor                   Ein enger Weg entlang der Emme; wenn es regnet, ist er glitschig; 
Überholen 
                            oder überholt werden nicht immer ganz einfach. Militärpatrouillen in voller
                            
                            
                                                                                                                                                      
                            Ausrüstung bei ihrem speziellen Wettbewerb mit flottem Schritt: la marche 
de 
                            Bienne, wie der Bieler Hunderter vor einigen Jahren auch hieß.

 O-Ton Reist      Wir könnten natürlich sagen, wir knüpfen an die Tradition. Ich war selbst 
Offizier.  Ich kenne den Hundert - Kilometer-Lauf als Abschluss der Offizierslaufbahn. Das 
hatte ja auch einen gewissen Einfluss. Drum hab` ich gesagt damals: Hundert Kilometer, das 
wär`  ein Tarif.


 Autor                 Damals gab es noch nicht die Bieler Lauftage, les courses de Bienne 
                           in der größten deutsch-französischen Stadt der Schweiz mit 10 
unterschiedlichen      
                           Wettbewerben an drei Tagen, vom Kids Run über Nordic Walking 
                           bis zum Paarlauf.

Musik

O-Ton Reist      Das Zenith beim Hunderter, die Teilnahme am Hunderter ist vermutlich 
überschritten, aber man muss sehen, bis Anfang der achtziger Jahre gab es kaum eine andere 
Extrem - Aussetzung. Jetzt haben sie den alpinen  Marathon, Jungfrau - Marathon, dann 
haben sie 2oo km- Distanzläufe etc. Und frisst ein jeder vom Kuchen ein wenig weg.     Wir 
leben heute 5o% von Sponsorengeldern, denn das Management, die Bewältigung dieses 
Laufes steht in keinem Verhältnis mehr zu früher. Entweder fährt man mit in die ganze 
moderne Elektronik, oder du bleibst stehen und kommst nicht mehr weiter.
17

Autor                Die Rekordzahl von mehr als 5000 Startern täuscht; sie gilt für alle 
Wettbewerbe
                         zusammen. Noch vor 25 Jahren waren es fast so viele allein für die 100 km. 
                         Da hieß es  ankommen oder aufgeben. Dieses Mal startet etwa die Hälfte 
                         über die100 km. Daß fast 2000 ins Ziel kommen, liegt sicher daran, dass 
                         nur gut Vorbereitete dieses Abenteuer angehen.

O-Ton Reist      Mit 35 hat mich dann eine Arthrose  leider im Knie erwischt mit Operation. 
Und dann ist die lange Strecke war nicht mehr drin.                       .
Natürlich gibt es böse Stimmen: Das hast du jetzt dafür. Aber, dank der Läuferei hast du eine 
Muskulatur entwickelt, die dir das ganze recht weit hinaus geschleudert hat.
Je ne regrette rien

Autor               Wer sein leben mit der Ultralangstrecke verbracht hat - laufend oder 
organisierend 
                        wie Franz Reist -, der hat keinen Grund, dies zu bedauern; wie auch sein alter
                        Freund Werner Sonntag, Amateure im wörtlichen Sinne? 



O-Ton Sonntag  Ich bin selbstverständlich Amateur - nur - ich bin ja erst im vierzigsten Jahr 
zum Laufen gekommen. Ich habe nie den Ehrgeiz gehabt, nun unbedingt unter drei Stunden zu 
kommen - man kennt ja die Weltklassezeiten heute mit zwei Stunden fünf Minuten - also von 
irgendwelchem Profitum bin ich ganz weit entfernt. Das ist ein besonderes Charakteristikum 
des 1oo- km - Laufs von Biel, das er ein Lauf der Amateure ist. Und selbst die klasse Zeiten, 
die hier gelaufen worden sind  - weit unter sieben Stunden - sind von Amateuren vollbracht 
worden.


Autor               Nicht ohne Grund bekam die nächste Phase ihren Namen.

O-Ton Reist      Man musste die Strecke ein wenig entschärfen. Die geht jetzt bei Bibern  hoch 
über den Kamm, den nächsten Kamm und hat die Strecke dann auch in den Sand gemacht,  
nicht mehr praktisch der neuen Autobahn entlang sondern der Aare. Und das Dead Valley, 
das Biberntal, das ist  gleich geblieben, das Tal der Tränen kann man auch sagen. 



Autor                Unser Lauf ist noch nicht zu Ende. Noch lange nicht. Wenn die Schmerzen zu 
groß werden, das Ziel weit ist, all die Strapazen nicht für die Katz sein sollen, kommt da 
nicht die Versuchung, ein bisschen nachzuhelfen?

O-Ton Sonntag Wenn sie bei Kilometer achtzig mal drei Aspirin nehmen oder ein Cola oder 
ein Kaffee, um über den Rest zu kommen, dann ist es vielleicht schon ein wenig Doping aber 
hat mit dem heutigen Doping nichts zu tun.

O-Ton Reist:  Beim Hundert Kilometer gibt es keine Siegesprämien. Also ist der Anreiz, sich 
ein gesundheitliches Risiko mit Doping zu holen, zu groß, ist kaum vorhanden. Ich möchte 
nicht sagen, dass es nie vorkommt. ..................ein jeder nach dem achtzigsten Kilometer noch 
ein Aspirin nimmt, einen starken Kaffee oder ein Coca, das hat mit dem heutigen Doping 
kaum etwas zu tun.
 
Musik

Autor                Man kann lange spekulieren, aber was sagt der Arzt?

O-Ton Knechtle:  Mein Name ist Beat Knechtle. Ich komme aus der Schweiz. Ich bin von 
Beruf Hausarzt, habe in meiner Ausbildung Leistungsphysiologie gemacht. Selber bin ich 
Athlet und habe schon etliche Wettkämpfe bis hin zum zehnfachen Ironman gemacht. Und da 
ich meine eigenen Erfahrungen und die Erkenntnisse aus der Wissenschaft zusammenführen 
will, habe ich an etlichen Wettkämpfen zuerst mich selber angeschaut, was passiert bei langen 
Belastungen, und dann habe ich angefangen auch meine Gegner mit einzubeziehen im Sinne 
von Feldstudien. 


Autor                  Entscheidend sei etwas ganz anderes.

O-Ton Knechtle  Ich war jetzt in dem Sport, den ich betreibe, im Ultra triathlon während vier 
Jahren Vizepräsident der IUTA und wir hatten in meiner ära einen Dopingfall mit einem 
Franzosen, der Amphetamin positiv war, und vor einem Jahr an einem Wettkampf, da war ein 
Israeli auf ein Stimulanz positiv. Also ich denke, auch im Ultra - Bereich gibt es ganz 
bestimmt Athleten, die versuchen, nachzuhelfen.
O-Ton Knechtle  1 Ich bin jetzt über zehn Jahre im Extrem- Ausdauerbereich, und ich bin der 
Meinung, solange keine Preisgelder gezahlt werden, macht es keinen Sinn, es professionell zu 
machen. Das sind alles Familienväter und Hausfrauen, also normale Menschen. Die haben 
einen Beruf, die trainieren in der Freizeit und da gibt es ganz wenige Ausnahmen, dass sich 
jemand versucht, künstlich zu verbessern.

Musik

O-Ton Knechtle  Wenn man nicht Freude daran hat, motiviert ist, sich ein Ziel setzt, dann 
geht es sowieso nicht. Und wenn man noch Glück hat und der liebe Gott ein bisschen bei den 
Genen geschaut hat, der Körperbau stimmt, dann ist`s eigentlich gar kein Problem,
Wenn man hart und schnell trainiert, kann man auch den Wettkampf ohne Probleme 
überstehen. Das ist gar kein Problem. Und wer nicht vorbereitet geht, der leidet.

Autor                  Und wer leidet nicht?!
                           Besonders im letzten Streckenabschnitt!
                           Die Orte Gerlafingen, Arch, Pieterlen stehen dafür.
                           Die letzten fünf Kilometer sind die schlimmsten, 
                           bevor das Ziel den letzten Schub gibt.
                           Der Sieger des Jubiläumslaufes.


O-Ton Jenni:   Mein Name ist Walter Jenni. Ich wohne hier im Seeland in Oberwil bei Büren. 
Ich bin 39 Jahre alt, und ich laufe schon, seit ich dreizehn Jahre alt bin. Ich bin, ich war 
damals im Dorf, im Turnverein, und wir sind dann zum Teil an so Kinderrennen gegangen, 
und dann konnte ich auch einmal gewinnen und habe dann in einen Leichtathletikverein 
gewechselt; habe dort so die Nachwuchsstufen durchlaufen und habe dann vor allem 
Mittelstreckenlauf betrieben über Jahre.

Autor                Die Siegerzeiten haben sich in 50 Jahren halbiert;
                         Da muß man doch Profi sein, oder ...?


O-Ton Jenni: Ich war immer Amateur. Ich machte dann beruflich eine Weiterbildung, habe 
ein bisschen zurückgesteckt, stieg dann wieder ein, und dann eher so Langstrecken bis 
Halbmarathon. Ich wurde dann auch in 2004 wurde ich Schweizer Meister im Kurzcross und 
konnte auch an der Crossweltmeisterschaft in Brüssel starten. Letztes Jahr wollte ich einfach 
einmal hier in Biel laufen, weil ich hier von der Region bin. Ich bin auch immer mit meinem 
Vater als Kind - sind wir alle Jahre schauen gekommen. Ich hab` immer gesagt: Einmal will 
ich hier auch mitmachen. Und dann habe ich das letztes Jahr gemacht ohne große 
Vorbereitung, wurde fünfter, und dann hat mich natürlich das Fieber gepackt und wollte dann 
einfach auch ein bisschen besser sein.
Also, noch zu meiner Person. Ich bin verheiratet, habe zwei Kinder. Meine Frau ist ebenfalls 
Läuferin. Sie ist eigentlich die bessere Läuferin. Sie war in 06 zu den Europameisterschaften 
über 10 000 m.

Autor:             Hat man als Amateur genügend Zeit und Energie?

O-Ton Jenni: Das weiß ich noch nicht. Ich bin jetzt eben noch 39 - zwei Kinder -
Ich werd` sicher weiterlaufen aber ich möchte mich jetzt nicht festlegen.

Autor            Hat so ein Extremsport überhaupt Sinn?

O-Ton Jenni: Auch eine gute Frage. Ja, es ist einfach etwas sehr Spezielles. Man kommt 
sowohl körperlich wie auch psychisch an Grenzen, stößt an Grenzen. Also, das sind 
Grenzerfahrungen, die man sonst nicht hat. Also, es muss nicht unbedingt sein, aber ich finde 
doch, dass es, also ich denke auch, solche Erfahrungen können auch für das gesamte Leben 
einem helfen und sind wichtig. Also, ich war immer überzeugt und bin, als ich mich beruflich 
weiterbildete, dass es ein Vorteil war, dass ich Sport betrieben habe auf gutem Niveau. Man 
ist sich gewöhnt, auf ein Ziel hinzuarbeiten, und wenn die Prüfungen stattfinden, muss man 
eben bereit sein und die Leistung erbringen können, wie in einem wichtigen Wettkampf. Man 
kann dann vielleicht von beiden Seiten profitieren für beides. Also, mich hat dann auch die 
Weiterbildung - dort musste man sehr viel arbeiten am Abend und so. Das hat mir dann auch 
wieder geholfen, für den Sport noch mehr an die Grenzen zu gehen.

Musik

Autor:          Stunden später hat es auch der Bürgermeister geschafft; Arm in Arm mit seiner 
                    Ehefrau hat er das selbst gesteckte Ziel übertroffen.

O-Ton Stöckli: Uns fehlen noch ein paar Meter, aber wir haben`s geschafft, doch, doch. Wir 
sind auch zufrieden mit der Zeit, wobei natürlich, das Wetter war sensationell. Die 
Voraussetzungen waren auch sehr gut. Ja, wir hatten auch vielen Kontakt mit vielen 
deutschen Läufern unterwegs, die sich auch für Biel entschieden hatten und die immer wieder 
nach Biel kommen. Es war absolut ideal. Wir hatten natürlich Kleidung. Das war auch gut 
organisiert. Wir konnten die dann in Kirchberg abgeben, sodass wir uns bestens organisieren 
konnten. Ja, die Organisation ist auch sehr gut. Die denken an fast alles.

Autor:           Und  will er noch mal?

O-Ton Stöckli: Das ist eine schwierige Frage. Die Idee hatte ja meine Frau. Und am ersten 
Januar - wir müssen das noch unter uns abmachen -  wobei, wenn man am Ziel ist, dann reizt 
es, man hat viele Läuferinnen und Läufer, die x-mal bereits hier in Biel an den Lauftagen 
teilgenommen haben und man spornt sich an gegenseitig.

Atmo Siegerehrungen

Autor:             Werner Sonntag hat als ältester Teilnehmer ebenso das Ziel erreicht 
                      wie der junge Mann mit der Startnummer 999 und Joey Kelly. 

                      Zwei, die sich die Strecke geteilt haben.


O-Ton  Volker:  
Ich heiße Volker Düring. Ich bin in diesem Jahr fünfzig geworden. Ich hab` eigentlich ganz 
lange und ganz viel Sport getrieben und laufe aktiv seit etwa einem guten Dutzend Jahren. Ich 
bin dazu gekommen, wie viele andere Läufer auch. Die berufliche Anspannung war halt so 
groß, dass der Sport immer weniger wurde und der Körperumfang immer mehr. Es war nicht 
so, dass ich super fett war, aber irgendwann, um die Fitness zu erhalten, habe ich 
angefangen, zu laufen, bin relativ bald dann dazu gekommen, auch Wettkämpfe zu laufen, 
hab` dann schnell auch in Richtung Marathon geschielt. Mein  erster war dann 2000 in 
Berlin. Danach sind diverse gefolgt, allerdings dann mit meiner Partnerin, Annett. Wir haben 
gemeinsam das Laufen entdeckt. Sie allerdings ist mehr beim Triathlon. Ich laufe mehr. Und 
wir haben gemeinsam, dass wir gern auch gemeinsam zu Wettkämpfen fahren und das auch 
mit Urlauben verbinden. Wir sammeln, wenn man das so formulieren will, Marathons in ganz 
Europa, waren gemeinsam in Stockholm, in Barcelona, in Wien, in Amsterdam, in Hamburg, 
Ich bin vor etwa zwei Jahren dazu gekommen, auch mal längere Strecken zu laufen, weil es 
mich gereizt hat, auch mal an die psychischen Grenzen zu geraten. Das ist ja dann nicht nur 
`ne Frage der körperlichen Leistungsfähigkeit, sondern auch der psychischen 
Leistungsfähigkeit, und hab` angefangen mit `nem 6 - Stunden - Lauf und hab` inzwischen in 
diesem Jahr, das erste Mal dann bei den deutschen 100 - km - Meisterschaften teilgenommen 
- in Kienbaum bei Berlin -. und immerhin, dann auch mit Bestzeit, weil das ja auch der erste 
100 - km - Lauf war. Biel ist ja für Läufer, erst recht für Ultra- Läufer ein Muss, eine Pflicht. 
Mir war jetzt allerdings für die diesjährige Wettkampfplanung ein Hunderter zuviel. Nun hat 
aber Biel glücklicherweise im Rahmen des Gesamtprogrammes auch Wettbewerbe für Paare 
hier heißt es "sie und er". Woanders heißt das schlicht Paarlauf. Hier teilt sich eben ein Paar 
die Strecke, und ich fand das ganz reizvoll, das mit der Partnerin zu machen. Wir haben `s 
bisher eigentlich immer geschafft. gemeinsam schneller zu sein oder weiterzukommen, als 
einer allein.

O-Ton  Annett: 
Ich heiße Annett Biernath und laufe seit mindestens 15,16, 17 Jahren, und der Lauf, dieser 
zweite Teil hier in Biel, der zweite Teil des Paarlauf, war landschaftlich sehr, sehr 
eindrucksvoll, sehr schön. Volker ist ja auf dem ersten Teil die Landschaft insofern 
entgangen, als er nur in der Dunkelheit lief und ich den zweiten schöneren, also für mich in 
der Bewertung schöneren Teil hatte mit weiten Tälern, laufen am Fluss, Morgengrauen, 
Vogelgezwitscher. Das war also sehr, sehr eindrucksvoll und hat mir großen Spaß gemacht 
bis hin zum Ziel. Gemeinsamer Start und gemeinsamer Zieleinlauf sind ja dann doch auch 
sehr schön.

Ich bin kein guter Grenzaustester. Ich quäle mich nicht gerne, mag nicht gerne leiden. Wenn 
es mir schlecht geht, dann höre ich auf. Die Landschaft und der Genuss sind mir ganz, ganz 
wichtig. Ich könnte z.B. keinen Rundenlauf in `nem Stadion machen. Also für mich ist die 
Umgebung ganz wichtig und ich nehme Laufen auch als Landschaftserlebnis, so wie andere 
wandern oder andere Rad fahren ist laufen für mich  etwas, um  Landschaft zu entdecken und 
zu erkunden.

Autor           Schlußwort von Franz Reist

O-Ton Reist: Die erste Siegerzeit war bei dreizehn und etwas Stunden, war das. Heute ist der 
Rekord auf  6. 35. Der Virus, der in vielen 100 - km - Läufern steckt, irgendwann bist du in 
Biel ganz da vorn. Aber das Gros, für das Gros ist eigentlich das Bestehen des Laufes, fast 
ungeachtet, in welcher Zeit, aber das Ankommen im Ziel, den Gipfel des Everest erklommen 
zu haben, das vermutlich auch der Mythos dieses Laufes.

Atmo Laufen Wald und
Atmo Kuhglocken 2


Musik


Ende



verwendete Titel:  von der CD  "X-Sports" LC8904 die Tracks 3 und 10, composed by Jeff 
Knowler

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