DEUTSCHLANDFUNK Sendung: Feature Dienstag, 26.08.2008 Redaktion: Hermann Theißen 19.15 - 20.00 Uhr Ortserkundungen III Die Stadt der verlorenen Seelen. Stimmen aus Real de Catorce. Von Anja Gundelach Co-Produktion RBB/DLF URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. ? Deutschlandradio - Unkorrigiertes Manuskript - Atmo O-Ton Valerio Monti A mí me gustaría como editar este libro, donde venga la historia verídica, de Real de Catorce. Debo mucho a este lugar, a las caminatas, al desierto, al peyote. Entonces yo siento que tengo que hacer algo para el pueblo para que Real sea más conocido, no sé. Pero alguna vez leí en algún libro que para que un pueblo sea vivo y fuerte, se tiene que conocer su historia. Übersetzer Ich würde gerne ein Buch schreiben, in dem die wahre Geschichte von Real de Catorce erzählt wird. Ich habe diesem Ort, den Wanderungen, der Wüste, dem Peyote viel zu verdanken. Also würde ich gerne etwas für die Menschen hier tun, damit die Stadt bekannter wird. Denn ich habe einmal gelesen, dass ein Ort nur dann lebendig und stark sein kann, wenn man seine Geschichte kennt. CD Marco Beltrami T.16 O-Ton Diego Sánchez García Dicen que cuando había mucha gente aquí, había sucesos de leyenda, verdad, cosas pudiéramos decir, sobrenaturales, verdad, pero como digo, cuando estaba poblado. ÜBERSETZER Zu der Zeit, als viele Menschen hier lebten, sollen hier märchenhafte, ja übernatürliche Dinge geschehen sein. Sprecherin Die Stadt der verlorenen Seelen. Stimmen aus Real de Catorce. Von Anja Gundelach Schritte Juan Rulfo Der Weg führte bergan und bergab. O-Ton Elisabeth Méndez Bueno, conocí a este muchacho, conocí a otro más, y nos juntábamos los tres, entramos en esta escuela de alpinismo de México, al Club Alpino Mexicano, y nos gustaba mucho ir al volcán. Entonces uno de ellos dijo: Ah! Yo ya fui al desierto, a Real de Catorce. - Y nos quedamos todos así como que: Queremos ir también nosotros, no. Pero para decidir venir sola aquí fue porque una vez fui al Ixtlacihuatl, y comí tanto peyote que sentí que una voz me hablaba. Y que me decía que tenía que venir al desierto sola. Y así, comulgar con el abuelo Híkuri, no. Me dio mucho miedo tener esta visión. Musik ÜBERSETZER Also, ich lernte diese beiden Jungs kennen, und wir trafen uns zu dritt im Mexikanischen Bergsteigerclub, denn wir stiegen gerne auf den Vulkan. Da sagte einer von ihnen: Ich war vor kurzem in der Wüste, in Real de Catorce. - Und wir anderen dachten: Da wollen wir auch hin. - Doch dann fuhr ich ganz alleine hierher. Ich hatte nämlich einmal auf dem Ixtlacihuatl so viel Peyote zu mir genommen, dass ich eine Stimme hörte. Sie befahl mir, allein in die Wüste zu gehen und mich dort mit dem Großvater Híkuri, dem Peyote, zu verbinden. Die Stimme ängstigte mich sehr. Atmo Wüste Autorin Unten die Wüste, ein flacher, offener Landstrich mit meterhohen Säulenkakteen, mächtigen Agaven, staubigen Büschen. Ein Sandwirbel tanzt im Zickzack durch die Ebene. Am Horizont wie eine Insel ein dunkelgrünes Bergmassiv. Der Himmel durchsichtig. Mitten im Nichts eine altmodisch gepflasterte Straße mit schwarz spiegelndem Fischgrätenmuster, die einzige Spur zur verlassenen Silberstadt. Atmo Tunnel-Durchfahrt Juan Rulfo Ein Schwarm von Krähen flog quer über den leeren Himmel, man hörte ihr Kra-Kra. Autorin Sie führt schnurgerade aufs Bergmassiv zu, dann windet sie sich in steilen Serpentinen die Berge hoch. Gleich nach der ersten Biegung endet die Bewaldung. Runde, kahle, von der Sonne gegerbte Berge. Gerölllawinen, sandige Täler, abgetragene Hügel, metallisch schimmernde Schuttberge. Eine von Menschen geschaffene Einöde. Die Straße wird vom Rachen eines massigen Tunnels verschluckt. Minutenlange Schwärze zwischen grob behauenen Felsen und hölzernen Minenpfeilern. In einer unerwarteten Kurve die Holzstatue der Jungfrau von Guadalupe mit einem Strauß Plastikblumen davor. Dann wieder kilometerlang nur Dunkelheit. Atmo Real Sonntagsmarkt Autorin Am Ende des Tunnels gleißendes Licht und scharfe Schatten. Ein kleiner Wendeplatz mit verschlissenen Marktständen und ein paar mageren Pferden. Dahinter beginnt die Hauptstraße von Real de Catorce: eine schmale Gasse, die sonntags von fliegenden Händlern, Gelegenheitskünstlern, Bettlern und Reisenden belagert wird. Doch die Wochenendgeschäftigkeit täuscht. Schon in den steil bergan oder bergab führenden Querstraßen herrscht eine unwirkliche Stille. Maurische Häuserzeilen mit dicken, hohen Mauern und meist verschlossenen Fensterläden. Um die Ecke die prächtige Barockkirche des heiligen Franziskus mit schmiedeeisern eingefasstem Vorplatz, oberhalb ein koloniales Rathaus mit geschwungenem Dachvorbau. Einen Block weiter die urbane Plaza mit Pagode und den einzigen Bäumen der Stadt. Zwei, drei Restaurants, die auf ein paar Touristen hoffen. Gleich hinter der Plaza ist der Verfall offensichtlich. Ganze Straßenzüge ohne Dächer. Häuser ohne Tür und Fenster, in denen Pferde weiden. Zwischen herrschaftlichen Mauerresten wachsen Obstbäume. Am Stadtrand eine verlassene Stierkampfarena. Oben kreist ein Adler. Dünne Bergluft, die bei jeder Steigung Herzklopfen verursacht. Atmo Wadley Juan Rulfo Es war um die Stunde, da in allen Dörfern die Kinder auf der Straße spielen und den sinkenden Abend mit ihrem Gelärme erfüllen, die Stunde, da das gelbe Licht der Sonne noch von den schwarzen Mauern zurückstrahlt. Nun war ich hier, in diesem Dorf ohne Laut. Und wenn es hier auch keine spielenden Kinder gab und keine blauen Dächer, so fühlte ich doch, dass diese Dorf lebte. Und wenn ich auch nichts als die Stille hörte, so war es eben, weil ich mich noch nicht an die Stille gewöhnt hatte, und vielleicht auch, weil mein Kopf erfüllt war von Geräuschen und Stimmen. Ja, von Stimmen. Und hier, wo wenig Luft war, hörte man sie besser, sie waren schwer und blieben in einem haften. Atmo Willys O-Ton Willysfahrer + Touristin Cuántos habitantes tiene? - Unos 2500. Ya son muchos, porque los que llegaban a quedarse eran 180 habitantes. - Ah, caray. - O sea, aquí hubo una época cuando se le denominó "pueblo fantasma" a Real de Catorce. Ruft nach draußen: Se quieren bajar? - No. Frau ruft nach draußen: Agarrense bien hija! - No necesita decirles. Lachen Por aquí había muchísimas minas. Todas bien importantes. Si ahorita los caminos están difíciles, pues hace 200 años estaban peor. Cuidado con sus cabezas! Willys hält an, Tür schlägt auf und zu Frauenstimme: Me bajé! - Si era por acá. Lacht - Agarra Xochitl, Ramón, agarra Xochitl! Gelächter Ü Wieviele Menschen leben hier? - Etwa 2500. Ganz schön viele, denn früher waren es nur 180. Das heißt, eine Zeitlang wurde Real de Catorce "Geisterstadt? genannt. Autorin Real de Catorce ist eine tote Stadt. Einst das Wahrzeichen des Fortschritts in ganz Mexiko, hat die Revolution die Stadt abgehängt. Wie ein verlassenes Storchennest hängt sie 2800 m hoch in den Bergen. Seit fast 100 Jahren herrscht hier Stillstand. Früher transportierte die Eisenbahn Tonnen von Silber ab und sorgte für ein ständiges Kommen und Gehen. Nun fährt sie unten in der Wüste an den Bergen und der Stadt vorbei. Bis aufs Dach vollgeladen mit Mensch und Tier arbeitet sich alle paar Stunden ein klappriger Jeep die Haarnadelkurven zur Stadt hinauf oder hinunter. Der hiesige Menschenschlag ist zäh, wortkarg, misstrauisch. Es sind die Nachfahren der Minenarbeiter, jener, die nicht die Kraft oder die Mittel hatten, sich nach dem Stillstand der Minen anderswo eine Bleibe zu suchen. Übersetzer Hier gab es unzählige Minen. Die Wege erscheinen jetzt beschwerlich. Vor 200 Jahren waren sie aber noch schlimmer. Vorsicht mit euren Köpfen. CD Marco Beltrami T.3 O-Ton Elisabeth Méndez Me vine en tren, llegué a un lugar que era Wadley, llegué como a las 11 de la noche, y me quedé a dormir en un lugar que me dijeron que me quedara ahí con Don Carlos, que tiene un pequeño hotel. Todo el mundo se sorprendió al ver a una muchacha como yo sola en medio de la noche, y queriendo ir al desierto. Y al otro día como a las 6 de la mañana tocaron la puerta donde yo dormía, me dijeron que había una camioneta que salía para allá. Entonces bueno, me vestí rápido, y me llevaron, yo iba todavía dormida, cansada del viaje, y de pronto me dijeron: Tú aquí te quedas. - Me dejaron enfrente del Bernalejo. Yo en ese momento no sabía qué era el Bernalejo, un lugar sagrado para los huicholes. Ahí fue que me di cuenta que efectivamente estaba sola. Empecé a caminar, encontré un lugar, ahora sé que se llama el Tanque de las Animas, hice ahí mi biwak, y justo donde puse mi sleeping, después de una hora me di cuenta que había tres peyotitos. Yo oía cohetes por todas partes, y dije: Qué día es hoy? - O no sé cuánto, yo perdía la noción del tiempo. La cosa es que ese día era Navidad el día que me los comí. Übersetzerin Ich kam mit dem Zug in einem Dorf namens Wadley an und blieb in einem kleinen Hotel. Die Leute dort waren erstaunt, mitten in der Nacht ein junges Mädchen wie mich allein zu sehen, das auch noch in die Wüste wollte. Am nächsten Tag klopfte es um 6 Uhr morgens an meine Tür. Man sagte mir, ein Jeep würde jetzt in die Wüste fahren. Halb im Schlaf warf ich meine Sachen über und fuhr mit, bis jemand sagte: Hier steigst du aus. - Sie ließen mich beim Bernalejo zurück. Damals wusste ich noch nicht, dass dies ein heiliger Ort der Huichol-Indianer ist. Nun war ich ganz allein. Ich ging herum und fand einen Platz für mein Biwak. Genau neben meinem Schlafsack entdeckte ich nach einer Stunde drei kleine Peyotekakteen. - Von überall her war Feuerwerk zu hören, und ich fragte mich: Was ist heute für ein Tag? Es war Weihnachten, als ich den Peyote zu mir nahm. Atmo Real Morgen O-Ton Diego Sánchez García Yo me llamo Diego Sánchez García. Soy nacido aquí en Real de Catorce. Nací el 21 de febrero de 1924. Y desde entonces no me he movido de aquí. Yo quedé huérfano de madre a los 11 meses, y de padre como a los 8, 9 años, y me crió el que fue mi padrino de bautismo, con él me crié. Ahora, mi padre que me engendró, no era minero. Por lo que yo sé, él fue músico. Y además, se dedicaba a la peluquería. Fue músico y fue integrante de la banda municipal que hubo aquí. Allá en los tiempos de bonanza. Mi padre que me crió, él sí trabajó en las minas. Übersetzer Ich heiße Diego Sánchez García. Ich bin in Real de Catorce am 24. Februar 1924 geboren. Und seither niemals weggegangen. Mit 11 Monaten verlor ich meine Mutter, und mit 8, 9 Jahren meinen Vater. Ich kam dann zu meinem Patenonkel. Mein richtiger Vater war kein Bergmann. Soviel ich weiß, war er Friseur und Musiker. Er spielte in der städtischen Kapelle. Damals, zur Zeit des Wohlstands. Mein Ziehvater dagegen war Bergmann. Atmo Zug CD Marco Beltrami T.4, T.7 O-Ton Elisabeth Méndez Me quedé dormida, y tuve un sueño muy largo, donde alguien me explicaba el por qué de todo lo que pasé desde mi infancia, hasta la edad que yo tenía, no. Y me acuerdo que lloré mucho. Después encontré una vereda, porque toda la noche oía que pasaban carros y carros, no. Entonces me fui a esa - tuve que caminar como 4, 5 horas para llegar al pueblo. Entonces llegué, todo el mundo estaba borracho en la plaza, es un rancho que se llama La Santa Gertrudis; todos los hombres ahí sombrerudos, y de pronto había un anciano ahí con un sombrero como de revolucionario. Entonces este señor me empezó a platicar. Dijo: No, dice este, yo tengo muchos amigos italianos - y yo para mí: Qué me importa? - Si vas a Real de Catorce, salúdame a Valerio y a Stefano, que viven en Real. - No, le digo, yo no voy a Real de Catorce. Yo salgo a Wadley, y me voy a México con el tren. Übersetzerin Ich schlief ein und hatte einen langen Traum, in dem mir jemand mein Leben von der Kindheit an erklärte. Ich weinte viel. Dann fand ich einen Weg, auf dem ich die ganze Nacht über Autos gehört hatte. Ich folgte ihm und gelangte nach vier, fünf Stunden in das Dorf der heiligen Gertrud. Die Bewohner wankten betrunken auf der Plaza herum; die Männer hatten ihre Hüte tief ins Gesicht gezogen. Plötzlich kam ein alter Mann mit einem Sombrero aus Revolutionszeiten und sprach mich an. Ich bin mit ein paar Italienern befreundet, sagte er. - Ja und? dachte ich. - Wenn du nach Real de Catorce kommst, fuhr er fort, dann grüße mir dort Valerio und Stefano. - Ich sagte: Ich will aber gar nicht nach Real de Catorce. Sobald ich wieder in Wadley bin, nehme ich den Zug zurück nach Mexiko City. Atmo Real Morgen - Glocken O-Ton Diego Sánchez García Casi mi vida la acabé al servicio de la presidencia municipal. Duré más de 50 años trabajando ahí. Cuando yo nací, no, ya Catorce estaba en la decadencia. Por eso ve muchas ruinas que ahora poco a poco se están levantando. Antes, yo, de joven, yo vi esto solo, solo completamente. Si llegábamos a 400 aquí en Real de Catorce, era mucho, era mucho. Übersetzer Fast mein ganzes Leben habe ich in der Stadtverwaltung gearbeitet, mehr als 50 Jahre lang. Als ich zur Welt kam, war Real de Catorce schon im Niedergang. Deshalb sind hier nun so viele Ruinen, die nur langsam wieder aufgebaut werden. Als ich ein Junge war, war der Ort völlig verlassen. Wenn hier mal 400 Menschen lebten, war das schon viel. Juan Rulfo Ich trat ein. Es war ein Haus, dessen Dach zur Hälfte eingestürzt war. Die Dachziegel lagen am Boden, das Dach lag am Boden. Die Frau führte mich durch eine Reihe dunkler Räume, die anscheinend vollkommen leer waren. Als ich mich aber an die Dunkelheit gewöhnt hatte und an den dünnen Faden Licht, der uns folgte, sah ich zu beiden Seiten Schatten aufwachsen und fühlte, dass rechts und links alles mit Sachen voll gestellt war, die nur in der Mitte einen schmalen Gang freiließen. "Alter Kram", sagte die Frau. "Alles ist hier voller Gerümpel. Die Leute, die weggezogen sind, haben sich mein Haus ausgesucht, um ihre Möbel einzustellen, und bis jetzt hat noch keiner sie abgeholt." O-Ton Diego Sánchez García La mayoría de la gente que se iba, ya no volvió. Muchos de los que se fueron, yo creo que ya murieron. Muchos. Acaso quedan descendientes. Ya ni caso hicieron de las casas que dejaron los antepasados. Ahora pues ya son otros los dueños. Übersetzer Fast keiner von denen, die fort gingen, kam wieder. Ich glaube, sie sind schon tot. Vielleicht gibt es ein paar Nachkommen. Sie haben sich aber nicht um die Häuser ihrer Vorfahren gekümmert. Andere haben sie in Besitz genommen. Atmo Juan Rulfo Dieses Dorf ist voller Echos. Es ist so, als ob sie in dem Hohlraum zwischen den Wänden oder unter den Steinen eingeschlossen wären. Wenn man geht, hat man das Gefühl, dass jemand hinter einem hergeht. Es knirscht. Und man hört Gelächter, sehr altes Gelächter, das schon müde vom Lachen ist. Und Stimmen, die schon abgenutzt sind. All das hört man. O-Ton Diego Sánchez García Todo se acabó. Se acabó la banda municipal, se acabaron las orquestas que había, las estudiantinas, se acabó el teatro, se acabó el palenque, se acabó la Plaza de Toros, todo se vino abajo! Übersetzer Alles ist untergegangen. Die städtische Blaskapelle, die Orchester, die es gab, die Studentenchöre, das Theater, der Turnierplatz, die Stierkampfarena, alles war dahin! Musik Juan Rulfo Eine Zeit lang hörte ich viele Nächte hindurch Festtrubel. Der Lärm drang bis zu mir hinauf. Ich kam her, um mir den Rummel anzusehen, und was sah ich? Genau das, was wir jetzt hier sehen: Nichts. Niemanden. Die Straßen so verlassen wie jetzt. Rondalla Huaya O-Ton Diego Sánchez García Hubo un escritor, historiador alemán, Alejandro de Humboldt, que le llamaron ?El barón viajero'. Y Alejandro de Humboldt escribió un libro dedicado a México. Y en ese ensayo le dedicó un capítulo a Real de Catorce ( ... )Porque aquí las minas produjeron plata en abundancia que no se imagina. Übersetzer Es gab einmal einen deutschen Schriftsteller, Alexander von Humboldt, man nannte ihn den 'Reisefürst'. Er schrieb ein Buch über Mexiko. Ein Kapitel darin widmete er der Stadt Real de Catorce. Denn die Minen hier produzierten Silber in unglaublichen Mengen. CD Frida T.12, CD Ariel Guzik T.9 O-Ton Valerio Monti Aquí hubo unas cuantas minas legendarias. La primera de todas la del padre Flores. Llegó aquí en 1682, creo. Dejó la iglesia digamos, para encontrar la suerte. Y hasta que la encontró. Descubrieron unos salones - adentro de la mina, descubrieron unos salones gigantescos como de 30 por 40, llenas de plata pura. Era pura plata, hecha polvo. Fue un hecho único aquí en México. Parece que de una tonelada de mineral, 900 kilos eran de plata pura y nomás 100 era desperdicio. Esa mina se llamó La Bolsa de Dios. Cuando una mina entraba en bonanza, o sea, cuando se encontraba un buen mineral, llegaba muchísima gente, de Zacatecas, de todos lados, se corría la voz que se necesitaba mano de obra, y ponte de 8 mil llegaban a ser 15 mil. Ya luego se acababa la bonanza, se iban otra vez, o sea, había mucha gente que iba y venía. Pero todo dependía de cómo andaban las minas. Aquí hasta las cuevas estaban habitadas. O sea, claramente los ricos tenían sus casotas. Y luego los pobres tenían que vivir hasta en cuevas. Übersetzer Padre Flores kam 1682 hierher. Er hatte der Kirche den Rücken gekehrt, um sein Glück zu machen. Und er fand es! Nach 7, 8 Jahren entdeckte er in seiner Mine einen gigantischen, 30 mal 40 Meter großen Saal voller Silber. Das war einzigartig in Mexiko. Eine Tonne Gestein enthielt 900 Kilo reines Silber und nur 100 Kilo Abfall. Er nannte diese Mine 'Die Börse Gottes'. Wenn eine Mine zu florieren begann, das heißt, hochwertiges Gestein gefunden wurde, dann strömten unzählige Menschen von überall herbei, denn es wurden Arbeitskräfte gebraucht. Die Einwohnerzahl wuchs schnell von 8.000 auf 15.000. Wenn die Ader sich erschöpfte, zogen die Menschen weiter, es war ein Kommen und Gehen. Alles hing davon ab, was die Minen hergaben. Die Reichen bauten sich luxuriöse Villen. Und die Armen hausten sogar in Höhlen. Atmo Eselsbrüllen Juan Rulfo Ja, dieses Dorf ist voller Echos. Ich grusele mich schon gar nicht mehr. Ich höre Hunde heulen und lass sie heulen. Ich lass sie einfach, ich weiß ja, dass es hier keinen einzigen Hund gibt. Und an Tagen, wenn Wind ist, sieht man, wie er die Blätter vor sich her treibt. Dabei sind hier gar keine Bäume, wie du siehst. Natürlich, früher waren einmal welche da, wo sollten sonst all diese Blätter herkommen? Atmo singende Schienen CD Ariel Guzik T.9 O-Ton Valerio Monti Una de las minas más importantes fue la de Santa Ana. Cuando Vicente Irriza la compró por la casa Maza, no estaba dando nada. Pero él sabía que esa mina era riquísima. La compró, y después, fueron 10 años los trabajos de preparación para que la mina se pudiera explotar. Y fueron trabajos increíbles. Se mandaron a construir en Estados Unidos bombas de vapor, o sea, la mina de Santa Ana fue la primera en México donde se usaba energía eléctrica para la explotación minera. Había como 20 km de túneles, todos nivelados, todos con rieles, donde el mineral se podía sacar casi sin esfuerzo. Y todos esos túneles eran alumbrados con lámparas que funcionaban con energía eléctrica. Y por 20 años esa mina siempre estuvo en bonanza. Übersetzer Eine der wichtigsten Minen war die 'Santa Ana'. Als Vicente Irriza sie für die Familie Maza erwarb, warf sie fast nichts ab. Doch er wusste, dass die Mine märchenhafte Reichtümer barg. Nachdem er sie 1875 gekauft hatte, investierte er 10 Jahre lang in die Mine, ehe sie ausgebeutet werden konnte. Es war unglaublich. Aus den USA wurden Dampfpumpen geliefert. Die 'Santa Ana' war die erste Mine in Mexiko, in der elektrisch gefördert wurde. Das 20 km lange Tunnelsystem war geebnet und mit Schienen versehen, sodass das Gestein fast mühelos herausgefahren werden konnte. Und alle Tunnel waren elektrisch beleuchtet. Und für satte 20 Jahre produzierte die Mine unablässig Silber. Atmo Pferdereiten O-Ton Daniel Coronado Y mi bisabuela, que todavía vive también. Dice que antes, en Real de Catorce, llegaban todos los bandidos, de muy lejos, a robar aquí en el pueblo y todas las rancheadas aquí alrededor, porque eran los que tenían la plata. Por eso se llama Real de Catorce. Por los Catorce bandidos que existían acá en la región. Y se bajaban a un pueblo que se llama Los Catorces. Ahí no había entrada de animal, no había entrada de coche ni de nada. Por eso, en el trayecto de Real de Catorce a Los Catorces, es un camino muy tenebroso por la noche, lleno de cruces. Porque ya después por ahí bajaban el mineral. Entonces nomás estaban esperando para matar a la gente. Quedaba la gente muerta en el camino. Por eso en la noche se oyen muchos lamentos en la bajada en camino a Los Catorces. Übersetzer Meine Urgroßmutter erzählt, dass Real de Catorce früher ständig von Räubern überfallen wurde, die auf das Silber und manchmal auch auf Frauen aus waren. Die Stadt ist sogar benannt nach den 14 Banditen, die in dem Dorf Los Catorces lebten. Außer ihnen durfte keiner dort hinein. Deshalb ist der Weg von Real de Catorce hinunter nach Los Catorces sehr unheimlich. Denn die Banditen lauerten dort dem Silbertransport auf und brachten die Menschen um. Nachts hört dort man viele Seufzer. Lied Blinder Sonntagsmarkt O-Ton Valerio Monti Ya después, con la revolución, fue una guerra muy cruenta, y aquí todos los ricos mineros, los hacenderos, los que tenían las minas importantes se fueron, y ya nunca más regresaron. Entonces ya después de 10, 20 años de la revolución, todo inundado. Y luego el precio de la plata bajó mucho. Übersetzer Zu Revolutionszeiten tobte hier ein grausamer Krieg. Die reichen Minenbesitzer flohen und kehrten nicht wieder zurück. Nach 10, 20 Jahren war dann alles überflutet. Und der Silberpreis war stark gefallen. Willysgeräusche O-Ton Eberardo García Mi nombre es Eberardo García Alvarado. De Estación Wadley, San Luis Potosí. Tenía un poco de nervios. Porque una vez, me asustaron, un espanto muy feo. Sobre toda la vía de Estación Catorce hasta Estación Wadley. Tenía 19 años. Es que venía de ver a una novia que tenía en Estación Catorce. Una lucecita blanca blanca, sobre toda la vía me acarreó. Me gritaba muy fuerte que le ayudara. Tenía la voz de unos 30, 35 años. Iba en bicicleta sobre toda la carretera, y se oían cadenas, como que lo andaban golpeando con cadenas. Y gritaba muy feo. Que lo ayudara, y lloraba y se quejaba muy feo. Se me acabó la fuerza nada más, Me caí de la bicicleta, y andaba en rastras. Y cuando me caía, él se detenía conmigo a platicar. Ya a los 20 minutos, nomás se oía que se quejaba que - pues yo creo que lo mataron, verdad, y ya no se oía nada. Yo me empecé a controlar un poco, pero pues quedé bien asustado bien nervioso de todo eso. Übersetzer Ich heiße Eberardo García Alvarado. Aus Estación Wadley, San Luis Potosí. Ich war sehr ängstlich und nervös, denn einmal hat mich ein Fluch getroffen. Das war auf dem Weg von Estación Catorce nach Estación Wadley. Ich war 19 Jahre alt und hatte am 2. November, dem Tag der Toten, meine Freundin in Estación Catorce besucht. Über den Schienen schwebte ein grelles weißes Licht. Jemand rief sehr laut um Hilfe. Es war die Stimme eines Mannes zwischen 30 und 35 Jahren. Ich fuhr mit dem Fahrrad die Schienen entlang und erschrak bis ins Mark. Ich hörte Ketten rasseln, als würde man ihn damit schlagen. Ganz laut schrie er und weinte und jammerte. Meine Beine versagten mir. Ich fiel vom Fahrrad und konnte mich nur noch mit den Armen weiterziehen. Während ich da lag, blieb er stehen und sprach mich weiter an. Das ging etwa 20 Minuten so, und dann hörte man nur noch Geschrei - ich glaube, dass er starb. Danach war alles still. CD Marco Beltrami T. 2, T.6 O-Ton Elisabeth Méndez Amaneció, recogí mis cosas y llegué a Wadley, Entonces cuando iba cruzando la calle, era un maestro mío de la universidad que se llama Toni Kuhn, que es suizo- alemán. Nos fuimos al otro día, llegamos al D.F. Y después de una semana, Javier me habla para invitarme a venir otra vez. Le decía: No, no voy. Porque yo ya fui. - Dijo: Acompáñame! - Bueno. El chiste es que llegamos aquí, era luna nueva, me acuerdo. Era, no sé, 21 de enero. Übersetzer Es dämmerte, ich packte zusammen und wanderte nach Wadley. Als ich die Straße überquerte, traf ich ganz überraschend auf einen meiner Professoren aus der Uni, Toni Kuhn. Und am nächsten Tag fuhren wir zurück nach Mexiko City. Nach einer Woche wurde ich von Javier nach Real de Catorce eingeladen. - Auf keinen Fall, sagte ich, da komme ich doch gerade her. - Ach, komm schon! - Ich ließ mich überreden, und am 21. Januar, zum Neumond, waren wir schon wieder da. Atmo Cerro Quemado Autorin Gleich über Real de Catorce erhebt sich rund und karg der Verbrannte Berg. Vom Schicksal der Stadt gezeichnet wirkt er doch gleichgültig gegenüber ihrem Werden und Vergehen. Auf seinem Gipfel steht eine winzige Kapelle, in der die Huichol- Indios Falkenfedern, Kürbisschüsseln, und Perlenketten als Opfergaben aufgehängt haben. Zwischen Disteln und Kakteen liegen die großen Steinkreise unzähliger vergangener Zeremonien. Hier beten die Ureinwohner Mexikos ihren Großvater Híkuri, den Peyote-Kaktus an. O-Ton Valerio Monti Las primeras personas que vinieron aquí - no a Real de Catorce, pero al Cerro Quemado y al desierto, fueron los huicholes. Los primeros visitantes de esta región. No es que vivían aquí. O sea, prácticamente hay una leyenda que dice que los huicholes vivían en su sierra, en la sierra huichola, y tenían mucha hambre, no había comida, entonces mandaron, enviaron unos jóvenes a explorar. A buscar algo que cazar. Entonces los jóvenes caminaron, caminaron hasta llegar aquí a Wirikuta. Y ahí, vieron el venado. Hasta le lanzaron una flecha, pero no el venado no lo agarraron, sino que la flecha se clavó en unos peyotes que estaban en el suelo. Entonces así conocieron el peyote, lo cortaron y se lo llevaron de regreso a su sierra para presentarlo a los ancianos. Y fue de ese modo que lo definieron como un dios. Por qué? Porque le quitaba el hambre, le quitaba la sed, y le daba energía. Además de darle visiones de varios tipos, no. Übersetzer Die ersten Menschen, die hierher kamen - nicht nach Real de Catorce, sondern zum Verbrannten Berg und in die Wüste, waren die Huichol-Indios. Sie lebten nicht hier. In einer Legende heißt es, dass die Huichol-Indios in der Sierra lebten und dort Hunger litten. Also schickten sie junge Krieger auf die Jagd. Die jungen Männer wanderten herum, bis sie nach Wirikuta kamen, also in unsere Gegend. Und hier sahen sie endlich einen Hirsch. Sie schossen mit einem Pfeil nach ihm, doch anstatt ihn zu treffen, bohrte sich der Pfeil in einen Peyote-Kaktus. Sie schnitten ihn ab und nahmen ihn mit in ihre Heimat, um ihn dort den Ältesten zu zeigen. Der Peyote wurde zu ihrem Gott. Warum? Er linderte ihren Hunger und gab ihnen Kraft. Und er schenkte ihnen Visionen unterschiedlichster Art. Atmo Kirche O-Ton Olivia Parra Siempre cada año venimos aquí en el desierto a dejar ofrenda al peyote. Si, en el Quemado también. Übersetzerin Jedes Jahr kommen wir hier in die Wüste, um dem Peyote Opfergaben zu bringen. Und auch zum Verbrannten Berg. O-Ton Don Chintito Acá venimos a dejar las ofrendas, a dar las gracias al Cerro Quemado. El Cerro Quemado es un Cerro espiritualmente de todos. Damos las gracias cuando sembramos, cuando cosechamos. La madre tierra que está aquí, le damos, las gracias a la madre lluvia, al dios del viento, a eso venimos a dejar las ofrendas a Real de Catorce. Pues en el Cerro Quemado, ahí está la guía de nosotros, los que tienen problemas, de allí, hacen muchas promesas, y hay personas que les concede. Übersetzer Wir kommen, um dem Verbrannten Berg zu danken. Er ist für uns ein heiliger Ort. Wir danken, wenn wir aussäen und wenn wir ernten, der Mutter Erde, der Mutter Regen und dem Windgott. Wir machen bei uns ein Fest und kommen mit unseren Opfergaben nach Real de Catorce. Auf dem Verbrannten Berg finden wir Rat. Wer ein Problem hat, der kann ein Gelübde ablegen, und manchmal erfüllt er einen Wunsch. O-Ton Olivia Parra Sí, si quieres, largo, lo piensas, y después, lo pides, y ya. Como yo crecí así huérfana, y como no tenía mamá, nada, y también, como no sabía trabajar nada, y pues sufriendo así, y pensando y pidiendo de eso, me aprendí trabajar artesanías así pues, de chakira. Creo que eso sí me ayudó. Y como ahora, como tengo familia, así, les ayudo. Übersetzerin Wenn du etwas willst, denkst du lange darüber nach, und dann bittest du darum. Ich zum Beispiel wuchs ohne Eltern auf und habe auch nichts gelernt, und so litt ich sehr. Also dachte ich lange nach, betete, und dann erlernte ich die Perlenkunst. Es hat also geholfen. Und nun, wo ich Familie habe, kann ich zu unserem Unterhalt beitragen. Lied Huichol Kirche CD Marco Beltrami T.5, CD Ariel Guzik T.10 Elisabeth Méndez Entonces llegamos un sábado al Quemado. Traíamos una bolsita de Mezcalina así, que la queríamos terminar - lacht. Nos levantamos muy temprano, a hacer nuestra tarea, y era todavía muy virgen el lugar. Entonces había una ofrenda solamente como de piedra, donde los huicholes depositan sus cosas. Y yo le pedía a este espíritu del Quemado, de que me diera la oportunidad, de tener la fuerza interior, de no tener contacto emocional con hombres. Y quería estar sola, conmigo, tener ese contacto conmigo misma, no. Y en eso volteo al cielo, y viene un cuervo así en picada, como una flecha, como que me quería atravesar, no. Justo después apareció Valerio con un perro grande. Y este perro me vio. Se acercó y me empezó a lamer las manos. Me dio mucho miedo este perro. Valero empezó a platicar, no conmigo, con Javier Y yo me fui. Übersetzerin Am Samstag stiegen wir auf den Verbrannten Berg. Wir hatten einen Beutel getrockneten Peyote dabei und wollten ihn dort aufbrauchen. Wir standen sehr früh auf, um unsere Aufgabe anzugehen; der Ort war noch ganz unberührt, es gab nur einen Steinkreis, in dem die Huicholes ihre Gaben zurücklassen. Und ich bat den Verbrannten Berg, mir die innere Kraft zu geben, ohne festen Freund auszukommen. Ich wollte zu mir selber finden. In diesem Moment schaute ich hoch und sah einen Raben senkrecht wie einen Pfeil auf mich herunterschießen, so als wollte er mich durchbohren. Gleich danach tauchte Valerio mit einem großen Hund auf. Der Hund kam zu mir und leckte mir die Hände. Ich zitterte vor Angst. Valerio begann, sich mit Javier zu unterhalten. Ich ging weg. Atmo Tunnel-Tropfen O-Ton Daniel Coronado Esta es la mina de aquí de Los Alamos. Cuando afuera hace mucho frío, adentro es muy caliente. Y cuando afuera hace mucho calor, adentro es fresca, se es al revés todo. Todo en la mina. Übersetzer Das hier ist die Los-Álamos-Mine. Wenn es draußen sehr kalt ist, ist es drinnen sehr warm. Und wenn es draußen sehr heiß ist, ist es drinnen kühl. Alles ist andersherum in einer Mine. Stein fällt O-Ton Daniel Coronado Mucha gente de nuestra gente se ha quedado en las minas. Un primo de la edad mía. Tengo 31 años. El quedó atrapado en un a mina. Acá rumbo a Coahuila. Un derrumbe fuah! lo tapó. Übersetzer Viele von uns sind in den Minen geblieben. Ein Cousin in meinem Alter. Ich bin 31 Jahre alt. Er wurde in einer Mine verschüttet. Dort in der Nähe von Coahuila. Von einem Erdrutsch begraben. Juan Rulfo Ich schlief, und zwischendurch lag ich wach. Einmal, als ich gerade wach war, hörte ich das Gebrüll. Dann war alles still. Man hörte nur das leise Geräusch des Holzwurms und das Raunen der Stille. Unfassbar diese Stille, die dieses Schreien aus sich gebar! Eine Stille, als wäre alle Luft von der Erde gewichen. Kein Ton war zu hören, nicht der Atem, nicht einmal der Schlag des Herzens, es war, als ob selbst die Stimme des Gewissens verstummt wäre. Und als die Stille vorbei war und ich mich gerade wieder beruhigt hatte, kam das Brüllen wieder, und es hielt lange an. CD Marco Beltrami T.9 O-Ton Elisabeth Méndez Y cuando llego a casa de Javier, está Valerio ahí. Entonces Valerio me dice: te quiero llevar a lugares donde seguro vas a disfrutar mucho, no. Que es una sierra que le dicen Los Picachos. - Era tanta mi tentación de ir a caminar al desierto, era así increíble, le dije: Sí. Y bueno, salimos a esta excursión mágica, no. Regresó Valerio, nos fuimos al desierto, yo ya no pude... Pues al final, no sé, salimos del desierto, y me pidió que me casara con él. - Pero si no hemos sido novios, yo necesito que seas mi novio! Necesito conocerte! Lacht - Y él me veía con cara de: Pero por qué? Si somos buenos amigos, somos buenos compañeros de montaña. Übersetzerin Und dann lud mich Valerio auf eine Bergtour ein. Er wollte mir die Sierra Los Picachos zeigen. Die Versuchung, in der Wüste zu wandern, war so groß, dass ich zusagte. Wir machten uns auf diesen magischen Ausflug. Wir blieben zwei Wochen in der Wüste. Als wir schließlich die Wüste wieder verließen, fragte Valerio mich, ob ich ihn heiraten würde. - Aber wir sind doch gar kein Paar, du musst doch erst einmal mein Liebhaber werden! sagte ich. Doch er schaute mich nur fragend an: Warum, wo wir doch so gute Bergsteigerkameraden sind. Atmo Real Nacht: Mitternachtsläuten Autorin Mit Einbruch der Dunkelheit wird es still. Der letzte Jeep verlässt die Stadt. Die Temperatur sinkt in Richtung Gefrierpunkt, selbst im August. Hinter den verschlossenen Fensterläden mag jemand wohnen, man weiß es nicht. Kein Licht dringt durch die Ritzen. Die Straßen sind nicht beleuchtet. Ein paar Gestalten beten noch in der Kirche zum heiligen Franziskus, dem Schutzpatron der Bergleute. Auch hier nur Kerzenlicht. Juan Rulfo Ich fühlte mich in einer fremden Welt und ließ mich treiben. Mein Körper wurde kraftlos, knickte zusammen, löste sich von allem, man hätte ihn nehmen und wie ein Stück Zeug zerknüllen können. Autorin Magisch zieht die Stadt Menschen an und stößt sie wieder von sich. Viele spüren ihre Schwere. Kaum einer nimmt es auf sich, zu bleiben. Die Toten scheinen nah. O-Ton Valerio Monti Ah, uno viene y dice: Qué bonito! Pero vivir aquí es muy difícil. No es para todos. Es para poca gente. Porque las condiciones siguen siendo extremas. Mucha gente de Matehuala vino, compró un terreno, construyó su casa o lo reestructuraron - y luego, cuándo los ves? Los ves una o dos veces al año. Porque aquí no le gusta. Aquí no hay nada, aquí hace frío, aquí no hay disco aquí no hay para reventarse, no hay para hacer desmadre. Entonces mucha gente ya tiene su casa, no la usa, siempre están cerradas. Übersetzer Manch einer sagt: Oh, wie schön ist es hier! Doch hier zu leben ist schwer. Das ist nichts für jedermann. Denn die Bedingungen sind nach wie vor extrem. Viele Leute sind aus Matehuala gekommen und haben sich ein Grundstück gekauft, ein Haus gebaut oder restauriert - und jetzt, wann sieht man sie? Höchstens ein bis zweimal pro Jahr. Hier ist eben nichts, es ist kalt hier, es gibt keine Disko, man kann hier nichts anstellen, die Häuser sind immer verschlossen. CD. Marco Beltrami T.8 O-Ton Elisabeth Méndez Yo ya había decidido no aceptar esa propuesta, que yo quería estar sola, no. Pero sucede que me voy al volcán el fin de semana, viernes, sábado y domingo, y ese día que regresé - tenía una gata. Creo que estaba en celo. Y tenía otro - tenía la hembra y el macho. La cosa fue que en la noche, yo dormía, y cuando sentí tenía un gato negro aquí enfrente en mi pecho. Así con todo el hocico abierto, y mirándome a los ojos, no. Entonces fue tal el susto que me llevé que no puede dormir más en una semana. Entonces, llegó el viernes, me volví a ir al volcán. Entonces ese día dije: Me tengo que sacar ese susto del gato, blablablibli, voy a caminar, se me va a olvidar todo, llego a mi casa, tranquila, cierro todas las ventanas, ese gato no va a entrar otra vez. Bueno. El domingo en la noche, oigo dos gatos peleándose en la sala de la casa, y ya tenía mi gato aquí del cuello, no. Agarré el gato de la cola, y el gato como que me quería morder, no. Entonces yo con tal desesperación, lo empecé a azotar en el piso. Hasta que se le estrelló la cabeza. Übersetzerin Ich hatte beschlossen den Heiratsantrag abzulehnen. Doch dann bestieg ich am Wochenende den Vulkan. Ich hatte eine Katze, die gerade läufig war, und einen Kater. Als ich zurück war und nachts im Bett lag, wachte ich plötzlich davon auf, dass ein schwarzer Kater direkt auf meiner Brust saß. Mit fauchender Schnauze, er starrte in meine Augen. Ich erschrak so sehr, dass ich eine Woche lang nicht schlafen konnte. Dann wurde es wieder Freitag, und ich kletterte wieder auf den Vulkan. Ich sagte mir: Ich muss mir den Schreck der Katze aus den Knochen laufen, beim Wandern werde ich alles vergessen, und wenn ich zurückkomme, schließe ich die Fenster, der Kater wird nicht wieder hereinkommen. Nun gut. Sonntagnacht hörte ich zwei Kater in meinem Wohnzimmer gegeneinander kämpfen. Und schon hatte ich meinen Kater am Schlafittchen. Den anderen Kater packte ich beim Schwanz, der wollte mich beißen. Ich war so außer mir, dass ich ihn auf den Boden schlug, so lange, bis ihm der Schädel brach. Atmo Bagger nah O-Ton Diego Sánchez García Nada menos actualmente andan haciendo unos preparativos para trabajar la mina de Santa Ana. Al parecer, al parecer, no estoy seguro, es una sociedad de un canadiense, de un brasileño y un mexicano. Übersetzer Erstaunlicherweise werden zurzeit wieder Vorbereitungen getroffen, um die Santa- Ana-Mine in Gang zu setzen. Meines Wissens ist es eine kanadisch-brasilianisch- mexikanische Gesellschaft. Atmo Santa Ana-Hund; Schritte O-Ton Ingeniero Son máquinas. Son de contratistas. Lo siento mucho, no tengo nada que mostrarles. El único río que hay aquí es el del silencio. No estamos trabajando todavía, miren los carros. Abandonados desde hace 16 años, las locomotoras, mire. Hay plantas debajo de ellas. No estamos trabajando todavía. Es una exploración. Está abandonado todo, no está el canalón. Allá donde echaron la rezaga, que ya no está amontonada aquí, verdad. Übersetzer Das sind Maschinen von Leihfirmen. Es tut mir leid, aber ich kann Ihnen nichts zeigen. Der einzige Fluss hier ist der Fluss des Schweigens. Wir arbeiten noch nicht, schauen Sie sich diese Waggons an. Seit 16 Jahren liegen sie hier herum, die Lokomotiven, schaun Sie nur. Da wachsen Pflanzen drunter. Das hier ist nur eine Probegrabung. - Sehen Sie nur, wo die Waggons hingeworfen wurden. Alles ist verlassen. - Diese Mine ist noch am Besten erhalten, aber es ist eine Ruine. Sie können nicht hineingehen, es ist sehr gefährlich. O-Ton Diego Sánchez García Jemand reitet vorüber, Don Diego grüßt - Toda mina tiene su riesgo. Desgraciadamente. Son Huasteco Juan Rulfo Lärm. Stimmen. Geräusche. Ferne Lieder. Es klang wie ein Falsett oder wie von Frauenstimmen gesungen. Ich sah die Karren vorbeiziehen. Langsam schoben die Ochsen sich vorwärts. Unter den Rädern knirschten die Steine. Die Fuhrleute schienen zu schlafen. CD Marco Beltrami T.11 O-Ton Elisabeth Méndez Entonces mi papá sale todos los días a correr, pero pasa a saludar a la casa, no. En la mañana llega, toca la puerta. Abro la puerta, me ve con la playera blanca llena de sangre, ve todo esto, macetas rotas - como un globo de agua que estalló en el suelo, de sangre, no, porque yo al final, el gato, fui y lo tiré a un drenaje que había ahí, no. Ya después, pude dormir tranquila. Entonces mi papá dijo: Sabes qué? Arregla todo eso, y más tarde vengo, porque quiero hablar contigo. - Entonces ya hice todo lo que él me dijo, regresó, me dijo: Sabes qué hija? No puedo permitir, no puedo permitirme a mí que te suceda algo. Que tú vayas a hacer algo. Porque he visto que lo puedes hacer. Entonces vete con tu amigo italiano! - Lacht. Así me dijo. Me acuerdo que era el 25 de febrero. Mi papá me fue a dejar en la Terminal, y al otro día en la mañana Valerio me estaba esperando en Matehuala. Y entonces, así llegué. Übersetzerin Mein Vater lebt nicht bei uns, aber er kommt täglich am Haus vorbei und schaut kurz herein. Am Morgen kommt er und klingelt. Ich öffne die Tür. Er sieht mich mit dem blutverschmierten weißen T-Shirt und das ganze Schlachtfeld, zerbrochene Blumentöpfe, es war so, als wäre ein blutgefüllter Ballon auf dem Boden geplatzt, den Kater hatte ich in einen Abwasserkanal geworfen und konnte dann endlich ruhig schlafen. Mein Vater sagte: Mach das alles sauber. Nachher komme ich wieder, denn ich will mit dir reden. - Ich tat, was er gesagt hatte, er kam wieder und sagte: Weißt du was, mein Kind? Ich kann nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Oder dass du etwas Schlimmes tust. Denn ich weiß, dass du das könntest. Also zieh zu deinem italienischen Freund nach Real de Catorce! - So sprach er zu mir. Das war am 25. Februar. Mein Vater brachte mich zum Bahnhof, und am nächsten Morgen wurde ich von Valerio in Matehuala abgeholt. Und so hat es mich hierher verschlagen. Atmo Wüste Vögel O-Ton Ingeniero Ya le dije: En seis meses oirá ruidos de construcción. Y en un año, entonces sí ya van a oír un palacio minero trabajando. Übersetzer Ich hab Ihnen doch schon gesagt: In sechs Monaten werden Sie hier Baulärm hören, und in einem Jahr die Fördermaschinen. O-Ton Charly Irgendwann, was weiß ich wie alt die bekannten großen Siedlungen auf der Erde, was weiß ich, vor Jahrhunderttausenden - irgendwann geht das alles dahin zurück, wo es hergekommen ist: in die Erde. Und irgendwann kommen wieder welche und fangen wieder von vorne an. Und so ist es vielleicht jetzt ein bisschen, dass die Menschen wieder von vorne anfangen hier. O-Ton Ingeniero Hay buenos precios en los minerales. Vamos a ver lo que encontramos. Ojalá. Übersetzer Die Silberpreise stehen jetzt hoch. Mal sehen, was wir so finden. Hoffentlich! Juan Rulfo Jetzt ist es, als ob die Stimmen fortgehen, als ob ihr Klang sich verflüchtigt, als ob sie verlöschen. Atmo Wüste Insekten Sprecherin Die Stadt der verlorenen Seelen. Stimmen aus Real de Catorce. Von Anja Gundelach Mit Auszügen aus dem Roman "Pedro Páramo" von Juan Rulfo. Mit: Daniel Coronado und seiner Tochter, Eberardo García Alvarado, Elisabeth Méndez, Valerio Monti, Olivia Parra, Don Chintito, Schamane der Huichol-Indios, Don Diego Sánchez García, Charly Tomorrow und weiteren Stimmen aus Real de Catorce. Und: Jule Böwe, Uta Hallant, Ulrich Noethen, Werner Rehm, Bernhard Schütz. Ton: Peter Avar, Venke Decker Regie-Assistenz: Sarah Seekircher Regie: Anja Gundelach Redaktion: Renate Jurzik Eine Produktion der Feature-Abteilung des Rundfunk Berlin-Brandenburg mit dem Deutschlandfunk. 2008. 26