COPYRIGHT: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von DeutschlandRadio / Funkhaus Berlin benutzt werden. Skript: Regie: O-Ton Sarah: Wie heißt das Gate noch mal? E, E 16 - 18, E wie Emil. Regie: Atmo Flughafen - darüber: Autorin: Sara gibt per Handy ihre Koordinaten durch. Im Halbstundentakt landen an diesem Vormittag die Frauenmannschaften in Berlin Tegel. Monatelang hat Sara auf diesen Moment gewartet. Regie: O-Ton Sara: Oh Gott, ich bin so unglaublich aufgeregt, wenn man so lange mit denen Kontakt hatte und sie jetzt kennen lernt, aber es ist anscheinend gar nicht ihr Flieger. Schade, aber ich bin trotzdem aufgeregt und hoffe, dass die im nächsten Flieger sitzen, oh Gott. Regie: Atmo Flughafen - darüber: Autorin: Gemeinsam mit Sara stehen etwa zehn Fußballerinnen und Helfer von Discover Football am Gate E. Warten. Mit gelben Rosen, einem Discover Football Banner und einem Plakat: Bienvenue a Berlin, Cafe Togo. Regie: O-Ton Reporterin / Sara: Kommen denn jetzt wirklich alle? - Es kommen leider nur 13, weil 2 keine Pässe bekommen haben und ohne Pässe ist es leider sehr sehr schwer ein Visum zu bekommen, man kennt das ja, es müssen viele Bedingungen erfüllt werden, dass man genug Geld hat, dass man auf jeden Fall wieder zurück will, weil ja oft unterstellt wird, dass alle in Deutschland bleiben wollen und deswegen war von uns am Anfang die Angst, dass das nicht klappen könnte und die Visa wurden auch erst letzte Woche ausgestellt, das war alles auf die letzte Minute. Regie: Atmo Flughafen - darüber: Autorin: Jetzt hält die 27jährige nichts mehr, sie läuft am Gate auf und ab. Als die ersten Passagiere hinter der Glasscheibe auftauchen, drängt sie sich an die Ausgangstür, hält Ausschau nach Bibi, Caie, Giselle und den anderen - der Mannschaft aus Togo. Regie: O-Ton Sara / Andere: Ich weiß nicht, so weit ist das total schwer zu sagen, ob sie das sind. Hoffentlich (haha). Wir haben ja nur so Portraitfotos, deswegen - es kommt auf jeden Fall ein neuer Gepäckschub. Vor allem, von hier aus sieht das gar nicht nach 13 aus, das ist die größte Angst. - Wo bleiben die? - Wir haben den Song. - Bonjour et bienvenue a Berlin? (Regie: im Anschluss Atmo Singen, Lachen - darüber:) Autorin: Und dann endlich. Öffnet sich die automatische Schiebetür. Regie: Atmo Begrüßung mit Singen - darüber: Autorin: Langsam ziehen die Fußballerinnen ihre Koffer hinter sich her, überrascht über den Empfang. Rosen werden überreicht, Küsschen links, Küsschen rechts. Aufgeregt zählt Sara durch, ja - 13, alle da. Regie: Atmo Bonjour, merci, ... - darüber: Autorin: Gemischter kann eine Team kaum sein. 4, 5 Frauen sind schon über 40, einige ziemlich korpulent. Die anderen athletisch und jung, gerade mal Anfang 20. Einige haben die Haare zu kleinen Zöpfen geflochten, mit bunten und silbernen Fäden drin. Regie: Atmo Begrüßungsruf Togo - darüber: Autorin: C.A.F.E. - so heißt das westafrikanische Team, angereist aus dem rund 5300 Kilometer entfernten Lomé. C.A.F.E. ist eine Abkürzung und steht für Cercle d'Aide Femme-Enfant, wörtlich übersetzt Kreis der Frauen- und Kinderhilfe. Gegründet von Juristinnen ist der Verein in Lomé eine Anlaufstelle, um Frauen in Rechtsfragen zu beraten. Und: um gemeinsam Fußball zu spielen. Regie: Gespräch zwischen Sara und den Togolesinnen Autorin: Kaum gelandet, schießt das Team die ersten Fotos mit Teambetreuerin Sara und dem restlichen Empfangskomitee. Dabei erzählen sie von ihren Reiseerlebnissen, das heißt vor allem von ihrem Zwischenstopp. Regie: O-Ton Sara / Bibi (OV) Ist in Brüssel alles gut gegangen? - Naja, es gab schon Probleme. Die wollten ganz genau wissen, was wir hier wollen, ob wir auch wirklich zurückfliegen und so weiter. Die üblichen Kontrollen also. Zumindest die üblichen europäischen Kontrollen. In Afrika gibt es so was nicht (haha). Regie: Atmo Flughafen - darüber: Autorin: Problemlos erreicht fast keine der sieben teilnehmenden Mannschaften Deutschland. Ein afghanisches Team sagt die Teilnahme ganz ab, eine iranische Fotografin wird am Flughafen in Teheran vom Geheimdienst abgefangen und inhaftiert. Das Team aus Kamerun beim Zwischenstopp in Paris so lange kontrolliert, dass es seinen Anschlussflug nach Berlin verpasst und erst mit dreistündiger Verspätung landet. Regie: Atmo Sara organisiert Autorin: Einige Stunden später läuft Sara mit einem Walkie Talkie durch das Willy-Kressmann-Stadion in Berlin Kreuzberg. Hier beginnt in 48 Stunden das Fussball- und Kulturfestival "Discover Football". Und noch gibt es viel zu tun. Sara baut mit anderen ehrenamtlichen Helfern das letzte Equipment auf, besprüht Zuschauerstühle mit rosa und pinken Farbe, hängt Tafeln mit Infos über die teilnehmenden Teams auf. "Discover Football" findet zum zweiten Mal statt. Rund 40 Teams bewerben sich im Vorfeld, sieben werden ausgewählt. Regie: Atmo Stadion am Nachmittag - darüber: Autorin: Am nächsten Morgen: gemeinsames Frühstück im Stadion. Mit 120 Fußballerinnen aus Togo, Indien, Israel, Palästina, Jordanien, Brasilien, Kamerun, Ruanda, Frankreich und Deutschland. Gekickt wird morgen, heute wird geguckt. Der DFB lädt die Frauen zum Eröffnungsspiel der Frauen-Fußball-WM ein. Bevor sich der Tross auf den Weg ins Olympiastadion macht, hat das Discover-Football-Team eine Überraschung. Regie: Atmo Klatschen, Jubel - darüber: Autorin: Jedes Team wird in diesem Jahr von einem deutschen Sportartikel- Hersteller gesponsert. Jede Spielerin bekommt also ein eigenes Trikot. Das ist nicht nur eine Geste, sondern leider notwendig, sagt Martin. Er ist (der) Hahn im Korb der Discover Football-Mädels und einer von drei Helfern, die eine Kurzzeitstelle für die Organisation des Festivals haben. Regie: O-Ton Martin: Wir haben in den letzten Wochen und Monaten immer wieder mal gehört, dass Teams einfach gesagt haben: Ey, könnt ihr uns hier weiterhelfen, wir haben keine Trikots, oder wir haben nur einen Satz, wir haben echt Probleme Sponsoren zu finden, weil die kennen uns alle nicht. Es war für die wirklich schwer, Sachen zu bekommen. (Und da haben wir gesagt, okay, bevor die jetzt hier quasi nur mit T-Shirt auf dem Platz stehen, gucken wir rum und versuchen, was in die Wege zu leiten.) Regie: Atmo Togo freut sich, singt - darüber: Autorin: C.A.F.E. aus Togo nimmt die neuen weiß-blauen Trikots singend an. Der Sponsor strahlt, sagt, dass er das Team auch in Zukunft unterstützen möchte. Für Togos Teamsprecherin Bibi, 47 Jahre alt, eine ganz neue Erfahrung. Regie: O-Ton Bibi (französisch): Wir sind sehr froh, dass wir jetzt einen Sponsor haben. In Togo ist es für uns wirklich schwer, Sponsoren oder finanzielle Unterstützung für Frauenfußball zu finden. Regie: Atmo Bahnsteig, Martin: "Okay, gehen wir" - darüber: Autorin: Am Nachmittag fahren die Frauen mit der U-Bahn ins Olympiastadion. Regie: O-Ton Martin: Ist halt immer ne Sache, wenn man mit 120 Leuten und mehr und dann noch Teambetreuer losgeht, ja, ist viel zu tun, auf jeden Fall. Regie: Atmo Bahnsteig - darüber: Autorin: Martin ist nicht nur der Hahn im Korb, sondern auch der Mann mit den zwei Handys. Und eins davon klingelt immer. Der 32jährige ist nervös, drückt unentwegt Dellen in seine Plastikwasserflasche. Vor einigen Monaten schließt er sein Studium der Erziehungswissenschaften ab. Die Projektkoordination bei "Discover Football" ist seine erste Anstellung, unterbezahlt und selbstausbeuterisch. Nicht unüblich bei internationalen Begegnungsprojekten. Geld steht hier so oder so nicht im Vordergrund. Regie: O-Ton Martin: Ich finde es wichtig, die soziale Komponente die dahintersteckt, dass die Frauen, die Möglichkeit haben, ihren Sport nach vorne zu bringen, aber auch gesellschaftlich zu partizipieren in ihrem Land. Ich meine, das ist eine super Möglichkeit zu zeigen, wir machen was, wir können was bewegen, das ist dann ein gutes Gefühl, denen die Möglichkeit zu geben, mit dabei zu sein. - OKAY, we take this! Regie: Atmo U-Bahn Einsteigen - darüber: Autorin: Martin treibt das Team Nelo Mamfe aus Kamerun in einen U-Bahn- Wagen. Einen Wagen davor hüpfen 12 zierliche Frauen aufgeregt in den Wagen. Regie: Atmo Inderinnen singen in U-Bahn - darüber: Autorin: Das indische Team Slum Soccer. Das Team, das fast immer singt. Die Mädchen feiern sich, genießen jede Minute ihres Berlin-Aufenthaltes, tanzen in den engen Gängen der U-Bahn. Die deutschen Fahrgäste beobachten die spontane Party eher still, manche grinsen, machen Fotos. Ein Fahrgast fragt eine der Betreuerinnen auf Englisch, wann sie denn spielen und ist davon überzeugt - hier reist das indische Nationalteam und nicht ein Team aus einem Armenviertel. Eine indische Frauenmannschaft bei einer WM wäre allerdings eine Sensation. Der Nationalsport in Indien ist Kricket, Fußball nicht sehr populär. Und schon gar nicht bei Frauen. Regie: O-Ton Rubina (englisch): Die Leute in Indien wollen nicht, dass Mädchen Fußball spielen. Frauen sollen lieber zu Hause sein, gehorsam und schüchtern. Schließlich wird ein Mädchen irgendwann einmal heiraten und die Familie verlassen, also warum sollen sie dann Geld für Bildung oder Sport verschwenden? Es war wirklich schwer, eine Frauenmannschaft für Discover Football zusammenzukriegen, weil viele Eltern es ihren Töchtern nicht erlauben, Fußball zu spielen. Regie: Atmo Inderinnen in Gesprächen, etc. - darüber: Autorin: Rubina ist eine zierliche junge Frau mit langen schwarzen Haaren und großen, dunklen Augen. Und Fußballerin bei Slum Soccer. Einer Organisation, die in den Armenvierteln versucht, Kinder mit Sportangeboten von der Straße zu holen und ihnen hilft, eine Schule und später einen Studienplatz zu finden. Rubinas Vater ist anfangs wenig begeistert von ihrem Hobby. Als sie im vergangenen Jahr zum Homeless Cup nach Brasilien fliegen will, muss sie sehr kämpfen. "Dieses Jahr hat er mich dann fast gezwungen mitzufahren - so stolz ist er auf mich" sagt sie, strahlt und fügt leise hinzu: "Er hat mich sogar zum Bahnhof gebracht." Regie: O-Ton Rubina (englisch): Ich helfe meinem Vater viel und das ist mir auch wichtig. Für ihn bin ich wie ein Sohn/Junge und ich versuche auch immer, ihm dieses Gefühl zu geben. Am liebsten wäre ich kein Mädchen, weil man in Indien immer schnell den Unterschied spürt, ob man ein Mädchen oder ein Junge ist. Regie: Atmo Inderinnen singen - darüber: Autorin: Mit Rubina und den 14 weiteren jungen Inderinnen ist auch Abhijeet Barse angereist, der Projektmanager von Slum Soccer. Sein Vater, ein Sportprofessor, gründet die Organisation. Barse ist eigentlich Meeresbiologe, doch seine frühere Arbeit langweilt ihn, kommt ihm wie Zeitverschwendung vor - verglichen mit seiner Aufgabe hier und jetzt. Regie: O-Ton Abhijeet Barse (englisch): Wenn man die Mädchen jetzt hier so sieht und damit vergleicht, wie sie in Indien sind, dann ist es ziemlich traurig. Zuhause können sie sich nicht so verhalten, wie es ihrem Alter eigentlich entspricht. Sie sind sehr zurückhaltend und schüchtern. Aber hier fühlen sie keinen Druck und lassen sich einfach gehen. Es ist wirklich wundervoll, sie so zu erleben. Regie: Atmo Stadion - darüber: Autorin: Im Stadion angekommen, verfolgen die jungen Frauen gespannt das Spiel. Das Olympiastadion mit rund 74.000 Plätzen ist ausverkauft, die Stimmung euphorisch, passend zur Grundstimmung des indischen Teams. Natürlich stehen auch Rubina, Abhijeet Barse und die anderen mit auf, als die Zuschauer die Welle machen. Regie: Atmo Stadion Stimmung - darüber: Autorin: Soviele Menschen würden sich niemals in Indien für Frauenfußball interessieren, sagt Rubina, nicht verbittert, sondern interessiert. Regie: O-Ton Rubina (englisch): Wir feuern natürlich das deutsche Team an. Deutschland hat uns so sehr unterstützt, sie sind unsere Freunde. Regie: Atmo Tor für Deutschland - darüber: Autorin: Mit den Toren steigt die Stimmung. Und auch die Bewunderung für die Profi-Fußballerinnen. Regie: O-Ton Rubina (englisch): Sie sind so schnell und so durchtrainiert. Wirklich ziemlich starke Spielerinnen. Regie: Atmo Eröffnung mit Song - darüber: Autorin: Nach der großen WM, folgt am nächsten Tag die kleine. Zur offiziellen Eröffnung sind DFB-Präsident Theo Zwanziger, Grünen-Politikerin Claudia Roth und der Berliner Innensenator Ehrhart Körting ins Kreuzberger Stadion gekommen. Sie sitzen in der ersten Reihe vor der aufgebauten Bühne. Regie: O-Ton Moderatorin: (Frau Roth,) 5.800 Kilometer von diesem Spielort entfernt, was ist ihr Tipp? - Asien. - Ist ja klar, kann nur Indien sein. - Wir begrüßen mit einem heftigen Applaus Slum Soccer aus Indien. Sie kommen meiner Meinung nach in der schönsten Fußballkleidung, die ich jemals gesehen habe. (Regie: anschließend Atmo Musik, Applaus, Reden) Autorin: Die Spielerinnen tragen zur Eröffnungsfeier einen traditionellen Sari und darüber große marineblaue Sakkos, die an eine Schuluniform erinnern. Ein paar Stunden später: dunkelblaue Fußballtrikots und kurze Sporthosen. Viele ihrer Eltern haben allein schon damit ein Problem. In Berlin spielt das keine Rolle. Auch wenn es bei Discover Football um mehr als Fußball geht - hier muss jetzt endlich das Runde ins Eckige. Regie: Atmo Good luck - darüber: Autorin: Kurzer Regel-Check. Gespielt wird auf kleinem Feld, sieben gegen sieben. Indien gegen Togo. Zierliche, kleine treffen auf athletische oder korpulente Frauen. Regie: Atmo Spielanpfiff, Atmo Spiel - darüber: Autorin: Es geht hart zur Sache. Die Spielerinnen sind nervös, die Trainer auch. Mutlos wird der Ball hin und her gepasst, dann findet das Spiel langsam seinen Rhythmus. Doch der ist leider recht eintönig - Togo ist Indien haushoch überlegen. Die kleinste Spielerin auf dem Platz schießt ein Tor nach dem anderen. Regie: Atmo Sara (Ich sitze bei den Togo-Betreuern, kommst du? Ich habe leider keine Funke.), danach Atmo Spiel - darüber: Autorin: Am Spielfeldrand hockt Sara, die Teambetreuerin der Togolesinnen. Sie war die letzten 48 Stunden im Dauereinsatz, hat Wasserkisten geschleppt, Verkaufsstände betreut, Freiwillige eingeteilt. Dieses Spiel hier will sie aber auf keinen Fall verpassen. Regie: O-Ton Sara: Ist jetzt doch ein bisschen schade, weil es etwas ungleich ist und mir tun so 10 - Null Spiele leid für die Verlierer, aber ich hoffe, dass sich das einspielt dann. Die werden ja nicht nach ihrer Stärke ausgewählt, sondern nach ihrem sozialen Engagement oder dass sie besondere Schwierigkeiten haben, in ihrem Land Fußball zu spielen und deswegen werden die ausgewählt und nicht nach ihrer spielerischen Stärke. Regie: Atmo Spiel - darüber: Autorin: Sara spielt seit drei Jahren in dem Berliner Fußballverein Al- Dersimspors. Spieler und Spielerinnen aus 25 Nationen trainieren hier, vor allem viele Deutsche und Türkinnen. Im Mai 2006 reist Dersimspors zu einem Gastspiel nach Teheran, spielt gegen die iranischen Frauenfußballmannschaft. Das Spiel ist ein Politikum, wird erst nach langem Zögern der Machthaber im Iran erlaubt. Mitglieder und Freunde von Dersimspors gründen danach den Verein "Frauen und Begegnung" und damit das Projekt Discover Football. Sara muss erfahren, dass auch in Deutschland Frauenfußball keine Selbstverständlichkeit ist. Regie: O-Ton Sara: Ich glaube, dass Frauen oder Mädchen anfangen, Fußball zu spielen und dann merken, dass es was politisches ist, weil es dann verboten wird von den Eltern und nicht nur von den türkischen Eltern, sondern auch von deutschen, muss man gar nicht so denken, dass Deutschland da so fortgeschritten ist. Klar, dass man sich dann mit ganz vielen Sachen auseinandersetzen muss, mit Weiblichkeitsbildern, wo man sich eigentlich gar nicht dafür interessiert, von daher ist es viel politischer als wenn Männer Fußball spielen wollen oder Volleyball. Regie: Atmo Spiel - darüber: Autorin: Bibi aus Togo nickt zustimmend. Anders als in Indien müssen die Mädchen und Frauen sich in ihrem Land nicht gegen ihre Familien durchsetzen. Richtig akzeptiert wird Frauenfußball dennoch nicht. Regie: O-Ton Bibi (französisch): Ich spiele Fußball, um den Frauen zu zeigen: Das, was Männer können, können wir schon lange. Oder vielleicht sogar noch besser. Regie: Atmo Spiel - darüber: Autorin: Die Lage für Slum Soccer ist hoffnungslos. Die indischen Spielerinnen sind den Togolesinnen technisch unterlegen, jeder im Stadion gönnt ihnen den Ehrentreffer. Doch auch einen Elfmeter, auf dem kleinen Feld ein Neunmeter, hält Togos stämmige Torfrau. Regie: Atmo Abpfiff, Togo freut sich - darüber: Autorin: Togo gewinnt mit 22 zu Null. Die Spielerinnen freuen und feiern sich, sehen sich schon im Finale. Unterdessen liegen die Inderinnen erschöpft am Spielfeldrand. Die 21-Jährige Rubina sitzt ganz alleine, starrt auf das Feld. Zum ersten Mal in ihrem Leben hat sie auf Rasen gespielt. Schließlich steht sie auf, trottet mit drei weiteren Spielerinnen zum Sanitäter-Zelt auf der gegenüberliegenden Spielfeldseite und lässt sich eine Kühlpackung auf das Schienbein binden. ((Regie: Atmo nach dem Spiel Autorin: Draußen, vor dem Zelt, steht Martin. Auch er ist erschöpft. Nicht vom Fußballspielen, sondern vom Rund-Um-die-Uhr organisieren. Erst kümmert er sich um prominente Zuschauer wie SPD-Politiker Sigmar Gabriel, jetzt sucht er noch nach Schienenbeinschonern für das Team aus Kamerun. Regie: O-Ton Martin: Ich bin ja an den Job rangekommen, da hatte ich nicht so viel mit Frauenfußball zu tun ehrlich gesagt, ich bin ja über diese soziale Komponente reingekommen, inzwischen, wenn man gestern die Brasilianerinnen hat spielen sehen, wie schnell, mit was für einer Eleganz, was für Technik - das war schon wirklich Spaß zuzuschauen. Wenn es dann immer heißt, Frauenfußball, das kann man nicht vergleichen mit dem Männerfußball - vielleicht sollte man das auch gar nicht.)) Regie: Atmo Nach dem Spiel, Slum Soccer Autorin: Mit Kühlpackungen an Beinen oder Händen ist Slum Soccer aus Indien schon eine halbe Stunde nach Spielende wieder bester Laune. Eine ältere Zuschauerin im bunten Kleid schießt mit einer alten Kompaktkamera ein Foto von den Fußballerinnen, überreicht ihnen zum Trost Schokolade. Regie: Atmo Slum Soccer Chocolate, chocolate Autorin: Die Frau im bunten, langen Kleid ist Eva Quistorp, Frauen-Aktivistin und Mitbegründerin der Grünen. Regie: O-Ton Eva Quistorp: Ich habe Discover Football vor einem Jahr entdeckt. Ich bin ja ne alte Feministin aus der Westberliner Frauen- und Grünenszene und irgendwie war ich so leid in bestimmten Gruppen zu sitzen und in Gremien zu kämpfen. Und dann bin ich das letzte Mal hier gewesen, war vollkommen begeistert. Ich bin überhaupt keine Fußballerin, aber ich würd am liebsten die ganze Zeit hier verbringen, weil es ist so eine freundliche Atmosphäre, so toll, Frauen aus den verschiedenen Ländern zu sehen, alle mit einem anderen Charakter, Alterstufen, Temperamente, wie sie mit dem Fußball umgehen, ich finde es wunderschön. Ahhhh! Und jetzt teilen wir gerade Marzipanschokolade... Regie: Atmo Slum Soccer und Eva Quistorp Autorin: Eine indische Spielerin drückt jetzt Quistorp ein Stück Schokolade in die Hand. Da lacht auch Rubina wieder. Regie: O-Ton Rubina (englisch): Wir haben verloren. Aber jetzt sind wir erst recht motiviert. Zurück in Indien werden wir hart trainieren und beim nächsten Mal werden wir dann gewinnen. Regie: Atmo Swing Musik Autorin: Später am Abend: Kulturprogramm. Discover Football ist nicht nur ein Sportfest, im Kreuzberger Stadion spielen jeden Abend Bands, zwischendurch werden auf dem sogenannten pinken Sofa frauenpolitische Fragen diskutiert. Ganz selbstverständlich gehen diese Diskussionen auch nach dem offiziellen Teil weiter. Regie: Atmo Diskussion zwischen Rubina und einer Palästinenserin Autorin: Musst du das etwa für immer tragen, fragt Rubina eine palästinensische Spielerin und rupft unbekümmert aber herzlich an ihrem perfekt angelegen Kopftuch. Ja na klar, ich bin doch Muslimin, antwortet diese, das ist meine Religion. Das kann Rubina nicht verstehen. Auch sie ist Muslimin, trägt aber nur bei Gebeten ein Kopftuch. Die Argumente gehen hin und her, dabei lachen die Fußballerinnen immer wieder. Schließlich kommt jemand mit einem Ball vorbei. Es ist zwar kein Fuß- sondern ein Volleyball. Die Diskussion wird aber vertagt. Die Frauen wollen wieder spielen. Regie: Atmo Volleyballspiel E N D E 1