(c) Deutschlandradio Deutschlandradio Kultur Funkhaus Berlin Hans-Rosenthal-Platz 10825 Berlin Telefon (030) 8503-0 Deutschlandradio Kultur, Länderreport, 27. Januar 2017, 13 Uhr 30 Deutschlands preisgünstigste Stadt "Ein Euro ist in Tirschenreuth 1,40 wert" Von Michael Frantzen Tirschenreuth ist Statistiken zufolge die billigste Stadt Deutschlands. In der oberpfälzischen Kreisstadt ist der Euro im Vergleich zu München 1,40 Euro wert. Und weil das so ist boomt der 8.700 Einwohner zählenden Ort seit einiger Zeit: Verkehrte Welt, galten doch Tirschenreuth und die Oberpfalz lange als Armenhaus Bayerns. A 01 (Elvis Song des "Modernen Theaters Tirschenreuth", live aufgenommen) Regie: Kurz frei stehen lassen und dann unter ersten drei O-Töne blenden O 01 (Stahl) "Beginnen wa einfach." AUT Bitte. O 02 (Jäger) "Vor kurzem hat a Frau g'sagt: Was habt's ihr denn mit Tirschenreuth g'macht?" (lacht) AUT Der 9000-Einwohnerstadt nahe der tschechischen Grenze. O 03 (Hager) "Was hier an Lebenshaltungskosten anfällt, leben wir in Tirschenreuth ja in einer Traumwelt." AUT Tauchen wir also ein - in die Oberpfälzer Traumwelt - mit Elvis und einer viel beschäftigten Frau. A 02 (Telefon klingelt, Markowski nimmt ab, sagt: "Kinderhaus Kunterbunt. Markowksi. Hallo. (hört zu) Ja. (Redet weiter) Regie: Bis "Hallo" frei und dann Rest unter Autor blenden AUT So schnell ist sie nicht aus der Ruhe zu bringen: Silvia Markowski, die Leiterin des städtischen Kinderhauses. Freitagmorgen, ein sonniger Wintertag. Draußen liegt Raureif auf den Bäumen. Drinnen, in Markowskis Büro, hat ein Paketbote gerade ein Päckchen abgegeben. Jetzt auch noch der Anruf: Ganz schön viel los. Die Frau mit den kleinen Lachfalten zuckt die Schultern. Sie mag das. Ihr Kinderhaus, meint sie, sei ein bisschen wie Tirschenreuth: Lebendig; offen; bodenständig. O 04 (Markowski) "Es geht hier nicht um Programme oder Englisch lernen. Das sind alles so Sachen, die manchmal vielleicht auch in den Köpfen der Eltern sind, was aber eigentlich gar nicht so wichtig is. Die Basis muss stimmen, die Basis-Kompetenzen. Die Kinder sollen zur Selbstständigkeit gebracht werden." AUT Zwanzig Erzieherinnen kümmern sich um 125 Kinder. Markowski schaut zum großen Foto links neben dem Kruzifix: Da sind sie alle versammelt -ihr ganzes Team. Beim Oktoberfest. Links, im Dirndl - das ist sie selbst. Sie lacht. Soviel Tradition muss sein. Seit dreißig Jahren arbeitet die Kinder-Pädagogin jetzt schon hier. Weg wollte sie nie. Markowski schaut entgeistert: Warum auch? Schließlich hat sie hier alles, was sie braucht: Ihre Familie; engagierte Mitarbeiterinnen, die zwar im ersten Jahr nur 1600 Euro netto verdienen, aber trotzdem selten meckern; nicht zuletzt: Zufriedene Eltern. Pro Sprössling fallen 55 Euro Betreuungsgebühr an. In Nürnberg wäre es mindestens das Doppelte. O 05 (Markowski) "Dess is im Monat. Ja. Doch. Dess is im Monat. Dess is unglaublich. Also kostengünstiger kann man, glaube ich, seine Kinder nicht unterbringen." A 03 (Gemurmel aus Restaurant "Zum Goldenen Anker") Regie: Schon unter Ende vom vorherigen Autor blenden, frei stehen lassen und unter folgenden Autor blenden AUT Günstig ist es auch im Gasthof "Zum Goldenen Anker". O 06 (Charm) "Nen halber Liter Bier kostet, egal welche Sorte, ob Weißbier oder einfach, 2,40 Euro." AUT Stephan Charm schaut von seinem Stammplatz am Kachelofen zufrieden in die Runde: Ein volles Haus - das ist ganz nach dem Geschmack des Wirts. O 07 (Charm) "Suppe is bei uns: Die gängigste: Leber-Knödelsuppe für drei Euro." AUT Dass in der Traditionsgaststätte alles so preiswert ist, hat mit den niedrigen Betriebskosten zu tun. Allein schon die Miete: Keine 400 Euro zahlt Charm im Monat. Hinzu kommen die geringen Personalkosten: Wie anderswo auch in der Gastronomie wird im "Goldenen Anker" keiner reich - weder Charms Köche noch Kellnerinnen. Das bleibt nicht ohne Folgen. O 08 (Charm) "Es is relativ schwierig, deutsches Personal zu finden. Tschechisches Personal findet man eigentlich relativ einfach. Mein ganzes Personal besteht eigentlich nur aus Tschechen. Ich hab zwei tschechische Köche. Und eine tschechische Hilfsköchin und tschechische Bedienungen." A 04 (Gemurmel aus Restaurant "Zum Goldenen Anker") Regie: Schon unter Ende von O-Ton 8 blenden, kurz frei stehen lassen und unter folgenden Autor blenden AUT Beim Charm-Stephan schaut auch häufiger Tirschenreuths Bürgermeister vorbei. Er hat es ja auch nicht weit vom Rathaus, einem Renaissance-Bau aus Naturstein. Nur einmal quer über den quirligen Maximilian-Platz: Dann ist man da. O 09 (Stahl) "Ich bezeichne mittlerweile Tirschenreuth als Marke." AUT Franz Stahl hat nicht nur ein Faible für deftige Küche, sondern auch fürs Marketing. O 10 (Stahl) "Als positive Werbe-Marke - Tirschenreuth. Und ich werde immer wieder gefragt: Na, gut, Herr Bürgermeister Stahl: Was is jetzt in Tirschenreuth anders?" AUT In seinem kleinen Amtszimmer im ersten Stock des Rathauses holt Stahl - ein drahtiger Typ mit kurzem Haar - einmal tief Luft, ehe er die Eckdaten seiner Erfolgs-Marke runterrattert: Die Arbeitslosigkeit: Unter vier Prozent. 4400 Sozialversicherungspflichtige Jobs; jetzt auch noch der Titel: Billigste Stadt Deutschlands. O 11 (Stahl lacht) "Ja, gut. Billig is vielleicht ein bisschen negativ. Ich würde mal sagen: Billig is Ramsch. Aber Tirschenreuth bietet keinen Ramsch." AUT Sondern laut der Studie des "Instituts für Wirtschaft" das Beste Preis-Leistungsverhältnis aller Kommunen. Nirgendwo in der Republik bekommt ein Arbeitnehmer für seinen Lohn so viel wie in Tirschenreuth. Um 37 Prozent sind die Lebenshaltungskosten niedriger als in München, der teuersten Stadt Deutschlands. Der CSU-Mann reckt das Kinn. Von wegen: Die Oberpfalz: Das Armenhaus Bayerns. Das war einmal. O 12 (Stahl) "Wir haben eine hochwertige Lebensqualität. Billig is für mich etwas anderes wie günstig. Günstig ist ein Wohlgefühl. Wenn ich günstig einkaufen kann, wenn ich günstig leben kann." AUT Günstig leben - in Tirschenreuth heißt das nicht zuletzt günstig wohnen. Auf das Stichwort hat Stahl nur gewartet. Seine Augen leuchten. Andere Gemeinden: Ja, die hätten dem neoliberalen Zeitgeist geschuldet ihre städtischen Wohnungsanbieter meistbietend verscherbelt. Und dann zusehen müssen, wie die Privatanbieter die Mieten erhöhten. Ereifert sich der Mann, der sich trotz seines bayrischen Akzents zuweilen anhört wie Norbert Blüm, der Herz-Jesu-Sozialist. Sein Tirschenreuth hat da nicht mitgemacht. Ergo blieb die Durchschnittsmiete in der Kreisstadt stabil - bei fünf Euro pro Quadratmeter. Ein Ähnliches Bild bei den Baugrundstücken. O 13 (Stahl) "Wenn Sie bei uns in Tirschenreuth ein Baugrundstück kaufen wollen, versuchen wir natürlich auch immer kommunale Grundstücke anzubieten. Wenn die Kommune selbst im Angebot mit drin ist und das auch mit der Preissituation regelt, denn wird der freie Markt nicht nach oben explodieren. Und das ist unsere politische Zielsetzung, dass wir zum Beispiel Baugrundstücke anbieten, die also in einem unteren Level mit ist. Wir sind im Augenblick dabei ein neues Baugebiet auszuweisen. Und sie können hier zwischen 95 und 99 Euro voll- erschlossene Baugrundstücke kaufen." AUT In München wäre das undenkbar: In der Landeshauptstadt kostet der Quadratmeter durchschnittlich knapp 1600 Euro. Schöne, heile, Oberpfälzer Welt. Wenn da nicht der demographische Wandel wäre. Tirschenreuth schrumpft - das muss man dem Bürgermeister nicht zweimal sagen. Er kennt die Zahlen: 2025 werden in seiner Gemeinde voraussichtlich nur noch 8300 Bewohner leben. Metropolen wie München mögen zwar sündhaft teuer sein, doch sie ziehen die Leute an wie Motten das Licht. O 14 (Stahl) "Freilich: Wir können uns nicht mit München, Nürnberg messen oder vergleichen. Das wär absolut übertrieben. Aber umgekehrt kann sich München auch nicht mit Tirschenreuth vergleichen. Wir haben eine bessere Qualität in der Grundstruktur, was das Lebensgefühl natürlich betrifft. Die soziale Vernetzung. Sie sind hier nicht eine Nummer. Sie sind hier ein Mensch, der integriert is." AUT Integrieren tut sich der Tirschenreuther an und für sich und Martin Hager im Speziellen vorzugsweise in einem der exakt 111 Vereine. O 15 (Hager) "Dess, was da vor ihnen liegt, is a Hand-Böller. AUT Seit sieben Jahren ist der Trachtenträger Vorsitzender der "Tirschenreuther Böllerschützen". O 16 (Hager) "Das is das kleinste Gerät, dass wir schießen. Man sollte sie nicht unterschätzen: Die machen auch schon einen Riesen-Lärm." AUT Allerdings. A 05 (Böllerschuss) Regie: Schon unter vorherigen Autor blenden, kurz freistehen lassen und dann unter folgenden Autor blenden AUT Geböllert wird bei Kirchfesten - oder, wie vor kurzem, beim Neujahrsempfang der Stadt. Einfach so drauf los böllern: Das kommt nicht in Frage. Ordnung muss sein - auch bei der Kleidung. Tracht ist quasi Pflicht, samt eines anständigen Huts und Hut-Nadeln. O 17 (Hager) "Vom König angefangen. Bis übern Franz-Josef-Strauß. Wichtiger sind aber die Hutnadeln, die denn die Aktionen widerspiegeln, an denen wir teilgenommen haben. Wie zum Beispiel am bayerischen Böllerschützen-Treffen." AUT In gleich zehn Vereinen ist Hager Mitglied. Rotes Kreuz, die Jäger, der Handball-Club: Überall mischt der Biologie- und Mathematiklehrer mit; versucht er nicht zuletzt die Jungen zu motivieren, sich in Vereinen zu engagieren - und in der Oberpfalz zu bleiben. Der Familienvater verzieht unmerklich das Gesicht. Klappt nicht immer. Seine Tochter geht bald in die USA, nach Phoenix in Arizona - zum Praktikum in einer Anwaltskanzlei. Die große, weite Welt - Hagers Ding war das nie. Er fühlt sich wohl in Tirschenreuth; dass er auf gut Glück ins Vereinslokal - die Weinschenke - gehen kann, um sich mit seinen Kameraden zu treffen; er überall umsonst parken kann; die Jagd und sein Dackel so wenig kosten. O 18 (Hager) "Nehmen Sie nur die Hundesteuer für...(lacht) meinen kleinen Dackel. Ich zahl hier 35 Euro. Und das würde denn in Weiden über 110 Euro kosten. Das ist ein Unterschied: Wenn man sich das alles zusammen rechnet im Jahr: Da kommt schon was zusammen." A 06 (Turmuhr schlägt zwölf) Regie: Schon unter Ende des 18. O-Tons blenden, frei stehen lassen und dann unter 19. O- Ton blenden O 19 (Rösch) "Ein Geschäft in München, in vergleichbarer Größe: Die zahlen - ich schätze - nicht unter 6000 Euro Miete." AUT Ein neuer Tag, eine andere Ecke von Tirschenreuth. Und auch hier: Eine Lokalpatriotin; eine preisbewusste. O 20 (Rösch) "Ich hab ungefähr ein Zehntel davon. (lacht) Kann ich dann natürlich auch wieder auf die Kosten umlegen. Und somit meine Kalkulation anpassen." AUT Wenn Uhren und Schmuck, dann Rösch: In Tirschenreuth gilt das seit mehr als einem halben Jahrhundert. A 07 (Rösch läuft durchs Geschäft in die Werkstatt) "Is ne typische Uhrmacher-Werkstatt. Mit den verschiedenen Messgeräten. Hier zum Beispiel kann man die Batterie-Kapazität messen; die Spannung." Regie: Anfang der Atmo schon unter Ende des vorherigen Autors blenden AUT Doris Rösch hat den elterlichen Laden um die Jahrtausendwende übernommen - und ein paar Sachen geändert: Das Sortiment modernisiert: Mehr Silber- und Titan-Schmuck; vermehrt Werbung geschaltet. Von der Studie, bei der Tirschenreuth vorne lag, hat die Frau mit dem kleinen Panda-Bär am Ringfinger nur am Rande gehört. O 21 (Rösch) "Sie is an sich...ich sag es vorsichtig: Nen bisschen im Sand verlaufen, weil die nicht an die breite Öffentlichkeit gedrungen is. Einige Spezialisten wussten davon. Die anderen sagen: Bitte?! Wie? Was? Studie?! (lacht) Ich meine, man müsste das viel, viel mehr publik machen. Also so richtig uns auf die Fahnen schreiben: Hallo Leute! Hier!" (lacht) AUT Klarer Fall fürs Stadtmarketing. Also rüber in die Touristen-Information - zu Karl Jäger, seines Zeichens Träger eines fein ziselierten Oberlippenbarts und Vorstandsvorsitzender des Stadt-Marketings. Zusätzlich werben, mit der Studie?! Der pensionierte Wirtschaftswissenschaftler schüttelt den Kopf. Hat doch auch so die Runde gemacht - die Studie. O 22 (Jäger) "Ich hab viel Bekannte in München auch, Regensburg, sogar im Ausland: In Wien haben die dess auch bemerkt. Da hat man mich öfter drauf angesprochen." AUT Sachen an die große Glocke hängen: Karl Jäger mag das nicht. Der durchschnittliche Oberpfälzer auch nicht. Bodenständig sind sie zwischen Tirschenreuth und Regensburg. Bodenständig und bedächtig. O 23 (Jäger) "Abwarten. (lacht) Dess is auffallend immer bei unseren Theateraufführungen. Viele warten mal die Premiere ab. Und kaum lesen die die Kritiken: Ah! Und dann geht der Run los." A 08 (Ausschnitt aus "Servus Elvis", Produktion der Modernen Theatergruppe Tirschenreuth) Regie: Schon unter Ende von O 23 blenden, frei stehen lassen und dann unter Autor blenden AUT Bei "Servus Elvis", dem Musical des "Modernen Theaters Tirschenreuth", war es auch so - mit dem späten Run. Donnerstag, später Abend. Die Stadthalle von Vohenstrauß, einer Nachbargemeinde Tirschenreuths. Florian Winklmüller macht einen geschafften Eindruck. Kein Wunder: Die letzten zweieinhalb Stunden hat der Theater-Intendant vor ausverkauftem Haus gesungen; einen etwas trotteligen Bürgermeister aus der Adenauer-Zeit gemimt - und nebenbei noch einen lupenreinen Striptease hingelegt. Der Mann, dem man seine Anfang sechzig nicht ansieht, lacht, ehe er sich den Schweiß von der Stirn wischt. War eine große Gaudi. Winklmüller ist Laie, wie das restliche Ensemble. Heute: Das Gastspiel: War die letzte Aufführung ihres Musicals über den King; Elvis' Aufenthalt als US-Soldat in der Oberpfalz. Doch die nächste Produktion steht schon fest: Im Herbst inszenieren sie den "Jedermann", in Oberpfälzer Mundart. Dann wird sie wieder antanzen; die "Münchener Schickeria", wie Winklmüller ironisch meint. Und aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. Der Jedermann in Mundart: Geht das? Und was? Das Ticket nur 17 Euro? Unglaublich. O 24 (Winklmüller) "Ich seh es immer: Wenn wir Besuch bekommen und wir gehen denn bei uns Essen. Die Preise: Da sagt der Münchener: Was denn? Das gibt's ja nicht. Zum Beispiel: Das Typische. Die Zoigl-Wirtschaften, die bei uns alle zwei Wochen aufmachen." AUT Die Gaststätten mit dem für die Nord-Oberpfalz typischen untergärigen Bier. O 25 (Winklmüller) "Da zahlst für a halben Zoigl 1,80 Euro. Da kriegste in München nicht a mal a Schoppen." AUT Winklmüller weiß, wovon er spricht. Er stammt selbst aus München. Aber wie das halt so ist: Irgendwann lernte er seine Frau kennen, eine Oberpfälzerin, die nicht weg wollte aus der Heimat. Ergo ging der Großstädter in die Provinz; die tiefe. O 26 (Winklmüller) "Früher war ja dieser Unterschied zwischen Stadt und Land noch größer. Das heißt, die Oberpfalz selber: Die konnte sich eigentlich nie verkaufen, im Gegenteil. Wenn die Oberpfälzer in München waren und ihren Dialekt gesprochen haben, sind sie belächelt worden. Son bisschen von oben herab. Der Münchener sieht sich halt immer einfach ne Stufe höher. Das war natürlich immer der Fall: Dass die Oberpfälzer sind schwer getan haben. Aber mittlerweile haben sie ein gutes, gesundes Selbstbewusstsein entwickelt." A 09 (Kinder-Gemurmel aus Kinderhaus Kunterbunt) Regie: Schon unter Ende von 0 26 blenden, frei stehen lassen und dann unter Autor blenden AUT Noch einmal zurück ins "Kinderhaus Kunterbunt". Es ist kurz nach eins. Eine viertel Stunde noch, dann hat Silvia Markowski Feierabend. Seit sechs ist sie auf den Beinen. Die Sache mit dem Selbstbewusstsein - darüber hat sie sich auch schon Gedanken gemacht. Die Leiterin der Kindertagesstätte sieht das ähnlich wie der Theatermann: Die Tirschenreuther sind selbstbewusster geworden - und stolz auf ihr Provinz-Nest. Zunehmend auch die Jüngeren. Ihr Sohn beispielsweise. In Chemnitz hat er schon gelebt, in Bayreuth und Wuppertal. Doch vor kurzem ist er zurückgekehrt. O 27 (Markowski) "Der hat auch so die Überlegung gehabt: München oder wieder nach Hause gehen. Und da war immer der Grundgedanke: Wenn's hier a Möglichkeit gibt, möchte er wieder nach Hause kommen. Da is jetzt, was noch in den Startlöchern steckt. Wohnen kann er jetzt scho hier. Er hat a schöne Wohnung gefunden. Auch preisgünstiger, sag ich jetzt mal." AUT Silvia Markowski schließt ihr Büro zu. Morgen wird sie wieder um sieben auf der Matte stehen - in ihrer kunterbunten Welt, der preisgünstigen.