DEUTSCHLANDFUNK Hintergrund Kultur / Hörspiel Redaktion: Sabine Küchler Feature Ich tanze mit dir in den Himmel hinein ... Der Weg meiner Mutter Von Gabriele Schmelz Sprecherin: Dagmar Manzel Sprecher 1: Josef Tratnik Sprecher 2: Jochen Langner Sprecher 3: Hans Bayer REGIE: Thomas Zenke Urheberrechtlicher Hinweis Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Die Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 44a bis 63a Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © - unkorrigiertes Exemplar - Sendung: Freitag, 9. April 2010, 20:10 ? 21:00 Uhr ICH TANZE MIT DIR IN DEN HIMMEL HINEIN ... Der Weg meiner Mutter Von Gabriele Schmelz MUSIK: Ich tanze mit Dir in den Himmel hinein, In den siebenten Himmel der Liebe. Die Erde versinkt, und wir zwei sind allein, In dem siebenten Himmel der Liebe. SPRECHERIN (l): Meine Mutter hatte eine schöne Stimme, eine ungeübte allerdings. Manchmal sang sie: Operettenmelodien, Opernarien, Schlager, "beliebte Melodien", also Lieder, die in den Köpfen vieler Leute waren. Sie sang von den großen Gefühlen, schwärmte von Caruso, Benjamino Gigli, Mario Lanza, Maria Callas und Richard Tauber, immer wieder Richard Tauber. MUSIK: Komm' laß uns träumen bei leiser Musik Unser romantisches Märchen vom Glück, Und tanze mit mir in den Himmel hinein, In den siebenten Himmel der Liebe. 1. SPRECHER: Liebe Friedel, erst heute erhielt ich Deinen Brief. Ich kann Dir gar nicht sagen, wie ich mich darüber gefreut habe. Da ich auf meine Karten und Briefe keine Antwort erhielt, habe ich auch nicht mehr geschrieben. Aber auch sehr traurig hat mich Dein Brief gemacht. Ich ersehe daraus, dass Du mit mir nun gar nichts mehr im Sinn hast. Weißt Du, meine Gedanken sind sehr, sehr oft bei Dir. Meine Kartengrüße und Gedenken aus den Orten, wo wir gemeinsame schöne Stunden verlebt haben, werden Dir ja Beweis genug sein. Ich wollte, mein liebes Friedelein, ich könnte die Zeit zurückdrehen und vieles, vieles ungeschehen machen. Glaube mir, ich wäre glücklicher. So wie ich jetzt bin unzufrieden, gehetzt sinnlos und planlos, so war ich früher nicht. Ich habe solche Sehnsucht und so ein Verlangen nach Ruhe, Glück und Geborgensein, ich weiß leider zu gut, was ich verloren habe. Aber vielleicht ist doch noch eine kleine Hoffnung für mich. Ich habe auch große Sehnsucht nach unserer Tochter. Ihr kleines Briefchen lese ich oft und oft und das macht mich richtig glücklich. Ich bitte Dich, habe auch Du mich noch immer ein kleines bisschen lieb, wenn Du wüsstest, wie das mich auch glücklich machen würde. Nächste Woche bin ich zu Hause. Es war eine lange Zeit, die ich weg war. Zu lange. Es war sehr, sehr schwer unterwegs. Gewiß liebe Friedel, ich habe viel gesehen, bin viel herumgekommen, aber war trotzdem sehr, sehr einsam. Meine Gedanken waren aber wie gesagt oft bei Dir. Sieh mal, 40 Jahre musste ich alt werden, um den Blick zu erhalten, was ich aufgegeben habe. Ich hoffe und wünsche mir, dass ich wieder recht bald in die Lage versetzt werde, Dir vieles zu entgelten. Meine heutige schwierige Lage sehe ich als Strafe für mein schlechtes Handeln gegen Dich an. Es wird einem nichts geschenkt und für alles gibt es die Quittung. Ich bin sehr traurig, wenn ich an alles denke, denn in einer Woche bin ich wieder in Berlin und ich freue mich, Dich nach so langer Zeit dann ganz lieb in die Arme nehmen zu können. Zu Deinem Geburtstag wünsche ich Dir von Herzen Gesundheit, Gesundheit und ein gutes Geschäft, damit Deine Sorgen etwas abnehmen. Ich habe große Sehnsucht nach Dir!!!!! Bis auf Wiedersehen. Viele liebe Grüße und Küsse, Dein Harry SPRECHERIN(l): Dieser Brief ist von meinem Vater Harry Schmelz, geschrieben am 19. Februar 1954 aus Kassel an seine von ihm geschiedene Ehefrau, meine Mutter. Die Reue kam zu spät, viel zu spät. Zu dieser Zeit reiste mein Vater als Vertreter durch "Westdeutschland" - meine Mutter erzählte mir, dass er von Tür zu Tür gegangen war, um Damenunterwäsche zu verkaufen. Das klingt nach Rache, jedenfalls nach Häme, aber eine andere Auskunft bekam ich nicht. Der Brief: ein augenblickliches Stimmungstief, vermute ich. In Berlin lebte immerhin auch seine Geliebte, der Scheidungsgrund meiner Eltern, mit dem er sein weiteres Leben verbrachte, ab 1962 als Ehefrau. Meine Mutter hatte in diese Ehe einwilligen müssen, damals war das noch so. (r) Sylvester Mitte der 50er-Jahre, früh am Abend. Frieda Schmelz, geborene Bleyer, meine Mutter, klammert sich an einen Laternenpfahl Kurfürstendamm Ecke Fasanenstraße. Sie kommt aus ihrem Geschäft in der Oppelner Straße 3 am Schlesischen Tor. Sie hat getrunken, die Geschäfte gehen schlecht. Ich sehe sie, als ich sie von der U-Bahnstation Uhlandstraße abholen will. Ich führe sie in unsere Wohnung am Kurfürstendamm 29, nur ein paar Schritte entfernt vom Laternenpfahl. (l) 1951 waren wir dorthin gezogen, aus dem damaligen Ostberlin, dem sowjetisch besetzten Sektor der Stadt, in den Berliner Westen. Die Schwierigkeiten waren groß, aber es gab auch Hoffnung, Hoffnung auf einen Neuanfang. Der Ehemann war zu dieser Zeit schon nicht mehr dabei. Meine Großmutter Camilla Bleyer hatte vier eigene Kinder und drei Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes zu ernähren. Ihre vier Kinder waren von zwei verschiedenen Männern. Der erste Mann war noch vor der Hochzeit "in der Grube geblieben", im erzgebirgischen Tagebau. Ihr Ehemann, der Schlosser Max Bleyer, geboren in Johanngeorgenstadt, verstarb während des 1.Weltkrieges. Er war 35 Jahre alt geworden. Auch Camilla kam aus Johanngeorgenstadt. Das Leben dort war ärmlich ? sie erzählte immer wieder die Geschichte vom Hering. Der hing, so Camilla beinahe wehmütig, an einem Faden von der Decke; alle um den Tisch Versammelten durften ihn mit einem Stück Brot betupfen. Von der Decke. Baumelnd. Ein Hering. Ich war fasziniert, habe meiner Großmutter geglaubt. Jetzt weiß ich nicht so recht ... Irgendwann kam sie irgendwie nach Berlin. Sollte sie jemals davon erzählt haben, dann habe ich nicht zugehört. Sie lebte mit den Kindern in Berlin-Tegel. Die Jahre zwischen den Kriegen waren harte Jahre. Ich weiß nicht, wovon die Großmutter lebte, wie sie alle versorgte. Jedenfalls gab es immer wieder Pferdefleisch, auch Rentier oder Deichselhirsch genannt, um es den Kindern schmackhaft zu machen. Meine Mutter wäre gern Sportlehrerin geworden, doch sie musste in die Lehre gehen, wie ihre Geschwister auch, das Geld wurde gebraucht. Die beiden Brüder wurden Schlosser und Schweißer, die Schwester war Verkäuferin, Schuhverkäuferin bei Salamander. "Salamander, vorne spitz und hinten auseinander" wurde zum Familienspruch. Die Schuhverkäuferin, ihre Mutter und ihre Schwester sangen, auch weil es gerade ein Hit war aus der 1930 uraufgeführten Operette "Meine Schwester und ich". Meine Mutter machte eine kaufmännische Lehre bei "Graumann & Stern"; einer renommierten jüdischen Firma, die seit 1888 Mäntel und Kostüme produzierte und sich in den 20er und frühen 30er-Jahren mit einer eigenen Kollektion gegenüber der Konkurrenz aus Paris behaupten konnte. Der Sitz der Firma war in der Mohrenstraße. Auch am Hausvogteiplatz, am Spittelmarkt, in der Wilhelm- und in der Leipzigerstraße hatten sich die Konfektionsfirmen niedergelassen - bis zur Machtergreifung Hitlers war etwa die Hälfte dieser Modehäuser in jüdischem Besitz. Nach der Lehrzeit vom Juni 1932 bis Ende März 1933 wurde meine Mutter als kaufmännische Angestellte in den Betrieb übernommen. Für 99,-- Reichsmark monatlich war sie bis Ende April 1938 Abteilungsleiterin der Expedition. 2. SPRECHER: "Wir sind zu dieser Kündigung zu unserem Bedauern dadurch gezwungen, dass die Firma liquidiert und nicht weitergeführt wird." SPRECHERIN(r): heißt es in ihrem Zeugnis. Sie habe die ihr gestellten Aufgaben "zur vollsten Zufriedenheit bewältigt, fleißig und zuverlässig." Noch vor dem Ende ihres Arbeitsverhältnisses bei "Graumann & Stern", unterschreibt meine Mutter einen neuen Arbeitsvertrag bei der Firma "Georg Wille, Kleider" in der Jerusalemer Straße. 2. SPRECHER: "Ich engagiere sie als Fakturistin mit einem Monatsgehalt von 180 M brutto. Heil Hitler." SPRECHERIN(r): Das "Hochachtungsvoll" ist abgeschafft worden bei der Firma "Georg Wille". Meine Mutter bleibt nur ein halbes Jahr lang, vom 1.Mai bis zum 31. Oktober 1938. Das Zeugnis ? fleißig und zuverlässig war sie wieder - trägt das ADEFA-Zeichen. (l) Die ADEFA, die "Arbeitsgemeinschaft deutsch/arischer Fabrikanten der Bekleidungsindustrie" war seit 1933 ein eingetragener Verein, dessen Mitglieder sich verpflichteten, nur mit Waren "aus arischer Hand" zu handeln. Die Firma "Georg Wille" bekundete also mit ihrem Briefpapier, dass sie keine Beziehungen zu jüdischen Geschäftskollegen unterhielt. Schon Ende der 20er-Jahre schrieb der "Völkische Beobachter", die Pariser Mode sei "geistiges Kokain" für die deutsche Frau ? und höhnte: 2. SPRECHER: "Ein einziger Konfektionsjude hebt diktatorisch die Hand auf und Tausende von Frauen und Mädchen stülpen sich einen Küchentopf als 'Modeneuheit' auf den Kopf; eine französische Firma hat noch einige Exemplare einer Kopfbedeckung oder eines Gürtels übrig, sofort wird sie durch einen jüdischen Geschäftsfreund in Deutschland 'Mode'." SPRECHERIN(l): Schließlich rollten Mitglieder der NSDAP und ihre Helfer "mit Waren behängte Kleiderständer jüdischer Unternehmer auf die Straßen um den Hausvogteiplatz, der das Zentrum der Berliner Modeindustrie war, und verbrannten oder zerstörten die Kleidung." (r) Wieder hat meine Mutter ihren nächsten Arbeitsvertrag, diesmal mit "Deutschem Gruß", schon unterzeichnet, bevor sie die Firma "Georg Wille" Ende Oktober 1938 verläßt. Schon am nächsten Tag beginnt sie ihre Arbeit bei "Charlotte Röhl. Jugendliche Kleider" am Hausvogteiplatz, für 200 RM. Das ADEFA-Emblem findet sich auch hier auf dem Geschäftspapier. Nur vier Monate hält es sie bei "Charlotte Röhl". 2. SPRECHER: "Fräulein Bleyer stand nicht nur meiner umfangreichen Inlands-Expedition vor, sondern hatte auch meine Auslandsexpedition mit allen dazugehörigen Arbeiten selbständig erledigt. Sie hat die ihr übertragenen Arbeiten zu meiner vollsten Zufriedenheit ausgeführt, sodass ich sie nur bestens empfehlen kann. Fräulein Bleyer verlässt ihre Stellung auf eigenen Wunsch." SPRECHERIN(r): Dem Zeugnis ist zu entnehmen, dass ihr Aufgabenbereich bei "Charlotte Röhl" beträchtlich ausgeweitet worden war, aber meine Mutter wird unter diesem Emblem - wie schon bei "Georg Wille" - nicht glücklich gewesen sein. (l) Zu dieser Zeit gab es auch schon Harry in ihrem Leben ? sein Vater war in Polen geboren, in Lemberg, er war polnischer Jude. Am 15.7.1941 starb er im KZ Buchenwald. Mein Vater war also "Halbjude", nach nationalsozialistischer Terminologie. Von der Firma "Horn, vormals Herrmann Gerson, Modelle Engros", Charlottenstraße, wurde meine Mutter im März 1939 als Expedientin eingestellt. Schon Ende 1938 hatte der "Werberat der deutschen Wirtschaft" den arischen Bekleidungshäusern die Erwähnung ihrer jüdischen Vorgänger in der Firmenbezeichnung verboten. Die Firma "Horn", der neue arische Besitzer, warb jedoch unverhohlen mit dem alten, zugkräftigen Namen ihres jüdischen Vorgängers. "Herrmann Gerson" existierte seit 1835 und war Hoflieferant. ? In Fontanes "Stechlin" las ich, dass ein gewisser Baruch Hirschfeld, der in Gransee einen Tuchladen hatte und Mode und Damenhüte verkaufte, seine Ware bei "Gerson" bestellte. In den zwanziger Jahren hatte das Unternehmen 1200 Angestellte und bestimmte die Berliner Mode. Durch die enge Zusammenarbeit mit der IG Farben konnte "Herrmann Gerson" bald die ersten Stoffe aus chemischen Fasern anbieten. Das ADEFA-Zeichen fehlte auf dem Briefbogen ... Sprach das für die Firma? Jedenfalls blieb meine Mutter über fünf Jahre bei "Horn", bis zum 30.November 1944. (r) Im Auftrag der Firma reist sie nach Wien, Prag und Karlsbad. Vor mir liegt ein Foto von ihr aus dieser Zeit: Auf dem Kopf trägt sie einen schwarzen Hut mit Krempe, schräg aufgesetzt, sie trägt ein wahrscheinlich graues Kostüm, das Foto ist schwarz-weiß, zartes Karo-Muster, lange, eng anliegende Jacke, eine weiße, hochgeschlossene Bluse, Füchse über dem Kostüm, im angewinkelten linken Arm hält sie eine schwarze flache Ledertasche, an der linken Hand trägt sie einen Handschuh, den Handschuh für die rechte Hand hält sie mit linkem Daumen und Zeigefinger. Am rechten Ringfinger trägt sie einen schlichten Ring. Auch der rechte Arm ist angewinkelt, mit der rechten Hand umfasst sie die linke, behandschuhte. Sie ist sehr elegant. (l) Am Ende des Zweiten Weltkrieges lag der Hausvogteiplatz in Trümmern, die Berliner Modehäuser gab es nicht mehr. Ein Neuanfang wurde im Berliner Westen rund um die Gedächtniskirche gewagt. Auch meine Mutter, inzwischen Frieda Schmelz, von ihrem Mann aber schon getrennt lebend, versuchte es dort. Am 3.Novemer 1945, ein halbes Jahr nach Kriegsende, heirateten meine Eltern. Schon vorher hatten die beiden in einem Haus in Berlin-Köpenick, Wendenschloßstraße, zusammen gelebt. Es war ein Reihenhaus in einer 1936 erbauten Siedlung; Arbeiter und Angestellte sollten es gut haben mit einem handtuchschmalen Gärtchen vor und hinter dem Haus. Der "Kleinsiedlungsbau" wurde im Nationalsozialismus gefördert. Die "kleinen Leute" sollten Eigentum günstig erwerben können. Das Stückchen "Land" vor und hinter dem Haus könnte die Heimatverbundenheit stärken, der möglichst zahlreiche Nachwuchs würde gesund aufwachsen ? so wären die Bewohner der Stadtrandsiedlung ideale Mitglieder der Volksgemeinschaft. Das waren meine Eltern nicht. (r) Dennoch kauft meine Mutter eines der Reihenhäuser, für 7.500 Reichsmark, auf Raten. Hat mein Vater sich an den Kosten beteiligt? Er war gelernter Kaufmann, aber hat er in diesen Jahren Geld verdient, Geld verdienen können? Ich weiß es nicht. Im August 1942 übernimmt meine Mutter Haus und Garten. Mein Vater darf offiziell keinen Grundbesitz erwerben. Erst seit dem 25.Juni 1945 ist er polizeilich dort gemeldet Am 4.September 1946 ist das Haus schuldenfrei; drei Wochen später werde ich geboren. Ich bin ein "Wunschkind". Im Luftschutzkeller trifft meine Mutter eine ältere Frau, deren Tochter einen Hitlerwitz erzählt hat, verhaftet wird und in der Haft eine Lungenentzündung bekommt, die sie nicht überlebt. Hedwig Caplan wird meine Kinderfrau; ich nenne sie Dabita, meine Dabita. Wie und wo meine Eltern sich kennengelernt haben, weiß ich nicht, haben sie es mir erzählt? Erzählt haben sie mir, unabhängig voneinander, dass sie glücklich waren miteinander, ungefähr bis zum Ende des Krieges. Vor mir liegt ein Portraitfoto meiner Mutter. Sie ist schön, auch auf diesem Foto elegant, auf der Rückseite steht "Drei Tage Liebe, nein eine Ewigkeit. Deine Friedel, am 13.4.41". (l) Auf meine Fragen, wie er die NS-Zeit überstanden hat, er und seine beiden Schwestern, habe ich von meinem Vater nie eine Antwort erhalten. "Hab ich vergessen" und "ich kann mich nicht erinnern", hieß es nur. Von meiner Mutter erfuhr ich, dass er immer mal wieder für längere Zeit im Erzgebirge, auch in Johanngeorgenstadt, bei entfernten Verwandten gewesen wäre ? untergetaucht. Auch nach dem Krieg, nachdem meine Eltern verheiratet waren, tauchte mein Vater dann immer wieder unter. Er hatte andere Frauen. Wenn er da war, sang er meiner Mutter manchmal ins Ohr: 1.Sprecher: Regentropfen, die an Dein Fenster klopfen Das merke dir, die sind ein Gruß von mir... SPRECHERIN(l): Sie übernahm das Lied in ihr Repertoire. Der Druck, dem mein Vater während der Nazi-Zeit ausgesetzt war, war von ihm gewichen, die neue Freiheit hatte ihn übermütig gemacht. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Vielleicht war meine Mutter für ihn auch zu sehr mit dieser Zeit verbunden, die er vergessen wollte. Vielleicht war er einfach nur ein Mann, der mehrere Frauen brauchte oder wollte. Mit dem "Scheidungsgrund" hatte sie ihn "in flagranti" erwischt. Im Scheidungsurteil heißt es: 2. SPRECHER: Die Parteien haben am 3.11.1945 vor dem Standesamt in Berlin-Köpenick die Ehe miteinander geschlossen ... Sie sind staatenlos. Die Klägerin ist am 22.2.1915, der Beklagte ist am 27.12.1913 geboren. Aus der Ehe ist ein Kind hervorgegangen. Der letzte eheliche Verkehr hat Anfang Januar 1949 stattgefunden. Die Parteien leben seit Ende Januar 1949 voneinander getrennt. Der Beklagte, behauptet die Klägerin, treibe Ehebruch mit der Zeugin Ursula Feldmeier, Berlin-Charlottenburg, Lietzenseeufer 9a. Sie beantragt deshalb, die Ehe der Parteien aus Schuld des Beklagten zu scheiden. Der Beklagte ist wiederholt nicht erschienen. Ein Vorführungsersuchen blieb ohne Erfolg. Die Zeugin Feldmeier ist ebenfalls nicht erschienen, hat jedoch in schriftlicher Aussage zugegeben, mit dem Beklagten in intimen Beziehungen zu stehen. Die Klägerin ... hat bekundet, sie habe den Beklagten mit der Zeugin Feldmeier im Bett liegend in deren Wohnung überrascht. Der Beklagte habe ihr gegenüber den Ehebruch zugegeben. Er wohne auch jetzt noch bei der Zeugin. Aufgrund des Nichterscheinens des Beklagten, sowie des glaubhaften Bekundens der Klägerin hat das Gericht als erwiesen erachtet, dass der Beklagte sich des Ehebruchs mit der Zeugin Ursula Feldmeier ... schuldig gemacht hat. Die Ehe war deshalb gemäß §§ 42,52 des Gesetzes des Kontrollrats vom 20.2.1946 aus Alleinschuld des Beklagten zu scheiden. Ausgefertigt Berlin-Köpenick, den 11. Februar 1950. Verkündet am 27.Januar 1950." SPRECHERIN(l): Meine Mutter stürzte sich in die Arbeit. Schon vor meiner Geburt, im August 1946, gründete sie die Firma: "Frieda Schmelz Einzelhandel Textil und Lederwaren" am Kurfürstendamm 238; im April 1949 verlegte sie ihr Geschäft in die Tauentzienstraße 18a. Der einst vornehme Berliner Westen lag nun auch in Trümmern, die Ruine der Gedächtniskirche überragte alle anderen. Ein Jahr später, 1950, wurde das KaDeWe wiedereröffnet, nur ein paar hundert Meter entfernt von ihrem Geschäft. Dieser Konkurrenz konnte sie auf die Dauer nicht standhalten. Auf dem Fragebogen der Abteilung für Wirtschaft, Handel und Handwerk des Bezirksamts Charlottenburg, den meine Mutter ausfüllen musste, um ein Geschäft zu eröffnen, trug sie auf die Frage: "Ist der Inhaber anerkanntes Opfer des Faschismus oder der Nürnberger Gesetze", an der entsprechenden Stelle ein: "Ehemann ist Opfer der Nürnberger Gesetze". Das schrieb sie wohl, weil sie durch die Heirat staatenlos geworden war. Erst 1956 erhielten wir ? sie und ich ? die deutsche Staatsbürgerschaft. (r) Das Verhalten meines Vaters muss sie als Verrat empfunden haben; dieser Verrat, der Kampf um die Einbürgerung, die finanziellen Schwierigkeiten, - das alles belastet meine Mutter, ermüdet sie und macht sie bitter. (l) Sie hatte einen Verehrer, vielleicht liebte dieser Mann sie auch, wollte sie lieben. Von ihm sind Briefe erhalten, in denen er immer wieder darum bittet, ihr näher kommen zu dürfen. Rolf Ronniger lebte in Frankfurt am Main. Am 8. Februar 1952 schrieb er ihr: 3. SPRECHER: Liebe Friedel ! Habe recht herzlichen Dank für Deine Wünsche zum Geburtstag und die übersandten Blumen. Ich habe mich wirklich ganz ganz riesig gefreut und wäre am liebsten gleich ins Flugzeug gestiegen, um einen Abstecher zu Dir zu machen. Aber leider bist Du in Berlin (verständlicher Weise) einzig und allein nur Geschäftsfrau und nicht "Frau" und von morgens bis spät abends ein einziges Nervenbündel, das für nichts weiter Gedanken hat als für das Geschäft, sodass man ganz fremd und unbeholfen bei Dir und neben Deinen Sorgen steht und eine Ruhestunde nicht hat, weil Du von morgens bis abends viel zu viel zu verarbeiten hast und dementsprechend fertig bist. Schon oft sprachst Du davon, dass wir einen gemeinsamen Urlaub verbringen wollen ? nicht in Berlin - sondern irgendwo anders, wo Du auch "Frau" bist, aber immer hält Dich das Geschäft in Bann, sodass nun schon zwei Jahre verflossen sind, wenn nicht sogar 3, gerechnet von dem Zeitpunkt unseres Kennenlernens in Schwarzburg, ohne dass es in der Zeit einmal geklappt hätte. Vor allem aber wünsche ich, dass Dein Geschäft weiterhin aufblüht dass Deine viele Arbeit und Deine Sorgen belohnt werden und Du restlos frei und ungebunden auf eigenen Füßen stehst und dass das Geschäft nicht so schnell durch irgendetwas zu erschüttern ist. Ich selbst komme nicht mehr so schnell nach Berlin ? wir, liebe Friedel, haben ja doch beide nichts richtiges davon ? sondern ich bitte Dich nach wie vor, eine Erholungsreise zu machen, damit wir all das, was uns bisher versagt blieb, in Ruhe nachholen können. SPRECHERIN(r): "Nie", mit drei Ausrufungszeichen und dreimal unterstrichen, hat meine Mutter neben diesen Absatz geschrieben ... 3. SPRECHER: ... Und so wünsche ich zum Schluss, dass alles im Geschäft bei Dir so in Ordnung geht, dass Du eine Reise getrost antreten kannst und endlich nach all dem Ärger einmal die Ruhe findest, die Dir nach den vielen Kämpfen restlos zusteht. SPRECHERIN(r): Sechs Briefe gibt es von Rolf Ronniger, einen aus dem Jahr 1951, alle anderen aus dem Jahr 1952. 3. SPRECHER: "Hat sie" SPRECHERIN(r): schreibt er am 9.1.1952, und mit "sie" meint er meine Mutter, 3. SPRECHER: "hat sie die Krise überwunden von damals. Rückt ihr das Scheusal" SPRECHERIN(r): "Scheusal", das ist mein Vater, 3. SPRECHER: "Rückt ihr das Scheusal noch immer auf den Pelz? Geht der Laden? Hat sie nun endlich etwas mehr Ruhe und nicht mehr so viel Kummer und Sorgen wie damals, dass sie so dünn ist wie ein Strich? Und durch die Gegend rast wie geistesabwesend?" SPRECHERIN(r): Auf der Rückseite des letzten erhaltenen Briefes von Rolf Ronniger steht, dick mit Bleistift und unterstrichen: "Gelesen Harry". Mein Vater stöberte gern in den Sachen anderer Leute herum. Er hatte gelesen: 3. SPRECHER: Meine liebe Friedel, Dein Brief hat mich direkt auf die Bretter gelegt und ich muss Dir sogleich antworten, möchte Dir aber zuvor doch allerherzlichst zu diesen Erfolgen gratulieren und Dir weiterhin für den Aufbau und Dein Fortkommen von Herzen alles Gute wünschen. Es ging ja wahrlich mehr als rasch und ich bin erstaunt, dass Du auch schon, wie Du extra betonst, nicht mehr aus nur Knochen bestehst, wie es bei meinem letzten Besuch noch der Fall war, sondern in jeglicher Richtung das alte frühere Gleichgewicht wieder hergestellt hast. Auch die Schulden in Höhe von 30.000,-- ... SPRECHERIN(r): Meine Mutter hat ihre Gläubiger ausbezahlt ... 3. SPRECHER: ... Ich mache also jetzt einen ganz tiefen und ehrfurchtsvollen Diener vor Dir und wünsche weiterhin gute Fortschritte. Und freuen tue ich mich auf das versprochene Bild ? ohne Knochen. - Und jetzt möchte ich Dir einen Vorschlag unterbreiten. Du hast natürlich nach all den Anstrengungen eine Erholung nötig und wolltest schon lange mal nach Bayern fahren. Wie wäre es denn, wenn Du nach dem Winterschlussverkauf einen kurzen Abstecher machen würdest und auch ich nehme dann für einige Tage frei. In Berlin ist alles ganz schön und gut, aber mit Deinen Gedanken bist Du ja doch nur dauernd im Geschäft und hast auch nie die richtige Ruhe und ich warte von morgens bis abends, dass "Frauchen" nach Hause kommt und wenn sie dann da ist, ist sie so abgespannt und müde, dass man sie lediglich noch ins Bett bringen kann und etwas Vernünftiges ist mit ihr nicht mehr anzufangen. Wie oft wollten wir schon einmal gemeinsam wegfahren, entweder an die See oder in die Berge, aber leider ... Also vielen Dank für die Einladung nach Berlin, aber meine Lösung halte ich doch für besser und hoffe, dass es Dir gelingt, Dich einmal frei zu machen. So, meine liebe Friedel, nun bin ich in Erwartung Deiner Nachrichten und der versprochenen Bilder und zu Sylvester werde ich jetzt daraufhin gleich zwei besonders dolle Schnäpse für Dich und Dein ferneres Wohlergehen trinken. Innigst, Der Deinige Hoffentlich höre ich bald wieder von Dir, noch besser, habe etwas von Dir ... SPRECHERIN(l): Rolf Ronniger gab sein Werben auf. Er wird geglaubt haben, dass ihr Laden in der Tauentzienstraße nun florierte, sie nicht einmal mehr seinen verbalen Beistand brauchte und wollte. Doch meine Mutter schaffte es nicht mit ihrem eigenen Laden. Ein Schreiben vom Bezirksamt Kreuzberg aus dem Jahre 1963 offenbart lapidar das Ganze Elend: 2. SPRECHER: "Sehr geehrte Frau Schmelz! Auf Ihre Anfrage bestätigen wir Ihnen, dass sie beim Bezirksamt Charlottenburg zum Einzelhandel mit Textilien und Lederwaren unter der Anschrift Berlin 30, Tauentzienstr. 18a zugelassen waren. Diesen Geschäftsbetrieb haben Sie im Oktober 1953 nach Berlin 36, Oppelner Str. 3, umgemeldet. Diese Gewerbezulassung wurde Ihnen am 19.Juni 1959 nach dem Gewerbezulassungsgesetz zurückgenommen, da die Gewerbetätigkeit seit längerer Zeit nicht mehr ausgeübt worden ist. Nach ihren eigenen Angaben haben Sie das Geschäft bereits im Jahre 1956 geschlossen. Hochachtungsvoll." SPRECHERIN(l): Als das Geschäft in der Tauentzienstraße nicht mehr lief, hätte meine Mutter "in Konkurs gehen" können, doch das wollte sie nicht, es erschien ihr anrüchig. So meldete sie einen Vergleich an, das heißt, sie verpflichtete sich, ihre Gläubiger, soweit es möglich war, auszuzahlen. Mit den Einnahmen aus dem Geschäft in der Oppelner Straße am Schlesischen Tor, in der Nähe der Oberbaumbrücke, also an der damaligen Sektorengrenze, wollte sie die Schulden begleichen. (r) Ich bin sieben, acht Jahre alt, aber ich verstehe. Wenn ich nach der Schule zu meiner Mutter in das Geschäft fahre und wenn sie einmal hinausgeht und wenn in dieser Zeit ein Kunde kommt ? dann klettere ich auf einen Stuhl und hole aus dem obersten Regal die "Ladenhüter"; Pullover, die meine Mutter ihrer Kundschaft nicht mehr anbieten will. Kommt meine Mutter zurück, so macht sie meine Aktion rückgängig, entschuldigt sich bei der Kundin und schimpft mit mir. Ein Foto aus dieser Zeit zeigt meine Mutter hinter dem Ladentisch, - noch ? zuversichtlich blickend, in den Händen hält sie eine "Umrechnungstabelle" 1:4. Nach dem Prinzip des Rechenschiebers läßt sich mit dieser Tabelle schnell ermitteln, welchen Betrag in Ostmark die Kundinnen "von drüben", aus Ostberlin, zahlen müssen. Der Laden ist nur drei Jahre lang geöffnet. Ich sehe sie vor diesem Laden mit dem Gerichtsvollzieher, sorgenvoll und verhärmt, immer noch gut gekleidet, aber nicht mehr mit dieser selbstbewussten Eleganz. Es ist ihr nicht gelungen, alle Gläubiger auszuzahlen. Schließlich leistet sie einen Offenbarungseid. (l) Ihre Anstrengungen bezahlte sie mit ihrer Gesundheit. Sie gab den Laden auf und die Wohnung am Kurfürstendamm, eine Drei-Zimmer-Wohnung mit Wohnzimmer - die wuchtigen Chippendale-Imitationen standen schon in Köpenick -, einem Schlafzimmer und einem Zimmer mit Polstermöbeln, das meine Mutter ihr "Herrenzimmer" nannte; später staunte ich über diese Bezeichnung, denn in den Sesseln saßen keine Herren und geraucht wurde überall in der Wohnung. Ein Kinderzimmer gab es nicht. Ich schlief mit meiner Mutter im Ehebett. Der Ku'damm damals, in den 50er-Jahren: Im "Haus Wien" wurde an den Sonntagnachmittagen zum "Nachmittagstee" Musik gespielt. Geigenmusik. Manchmal gingen wir dorthin, meine Mutter, ich und irgendein Besuch; mit meinem Vater, wenn er sich blicken ließ. Beim Betreten des Cafés stieß man gleich auf ein großes Rondell mit Torten, ungeheuerlichen Torten. Sitzen konnte man zu ebener Erde, im Parkett, oder erhöht, hinter einer Balustrade ? es war der Inbegriff eines Caféhauses. An einer Seite des Hauses konnte man ein paar Stufen hinuntersteigen, dann war man im "Zigeunerkeller", auch mit Geigenmusik, Zigeunergeigen. Wenn wir dort waren, selten, es musste schon ein außergewöhnlicher Anlaß sein, trank meine Mutter Wein und sang vor sich hin: Im September 1956 zogen wir nach Berlin-Tegel, in die Zwei-Zimmer-Wohnung der Großmutter; in die Wohnung, in der meine Mutter ihre Kindheit und Jugend verbracht hatte und die sie erst verließ, als sie nach Berlin- Köpenick zog. Großmutter, Mutter und Kind lebten nun zusammen auf engstem Raum. Dabita, meine Kinderfrau, kam nur noch selten zu Besuch, bis zum Bau der Mauer 1961. Es war Ferienzeit. Meine Mutter und ich wanderten im Fichtelgebirge, sie naturbeflissen, ich angeödet. Am 13.August begegneten sich unsere Gefühle in der gemeinsamen Angst, ob wir noch nach Hause kommen, zurück ins eingeschlossene Berlin. (r) Im kaum benutzten, im Winter unbeheizten Wohnzimmer sind die Chippendale-Imitationen untergebracht. Im Schlafzimmer stehen das Gründerjahrebett der Großmutter und das Ehebett für meine Mutter und mich. Der Alltag spielt sich in der großen Küche ab. Die beiden erwachsenen Frauen ertragen einander kaum. Wie die mit der Butter umgeht, wie die ihren kleinen Finger abspreizt, beim Trinken ... .Im Sommer, an den Wochenenden, paddeln meine Mutter und ich auf dem Tegeler See oder lassen uns in einem kleinen Dampfer übersetzen auf die Insel Hasselwerder. Baden, Würstchen, Kartoffelsalat. Freitags, nach Feierabend, kommt oft ihr Bruder Alfred, der Schweißer, vorbei. Die beiden trinken eine Flasche Cognac, qualmen und spielen Klassenkampf. Meine Mutter, CDU, gibt sich als Grande Dame vom Kurfürstendamm; der Bruder, SPD, brüllt für die Würde des Malochers. Die Großmutter ist den Tränen nahe, ich verziehe mich. Mißmutig und gekränkt verabschieden sie sich bis zum nächsten Mal. Für einen Mann gibt es nun überhaupt keinen Platz mehr. (l) Mein Vater allerdings war auch nach der Scheidung immer im Hintergrund, immer raunend vorhanden, und meine Mutter wollte den Kontakt meinetwegen auch nicht abbrechen lassen. Ansonsten ging es ihr wohl nur ums Geld, das geht aus seinen Briefen hervor. Sie hatte ihm die Frau, die der Scheidungsgrund war, nicht verziehen. Alle seine Seitensprünge hatte sie hinnehmen können, diese Frau aber soll mit einem SS-Mann verheiratet gewesen sein, behauptete meine Mutter. Er war bei der Wehrmacht, hörte ich später ... 1. SPRECHER: Liebe Friedel ! Deine Briefe werden immer unverschämter! Wenn Du die Energie für diese Briefe auf eine kleine, ganz kleine Stundentätigkeit verwenden würdest, die Dir im Monat 150,-- DM einbringen würde, wärst Du frei und ledig aller Sorgen. Ich habe nie die Absicht gehabt, meine Unterhaltszahlungen einzustellen. Ich bin aber nicht verpflichtet, diese vor dem 1. zu tätigen und auch gar nicht dazu in der Lage. Ich brauche und habe mir keinerlei Vorwürfe sowohl Dir gegenüber noch meinem Kinde zu machen. Was im Bereich des mir Möglichen lag, habe ich gegeben und kann es jederzeit vor meinem Gewissen verantworten, vor einem Gericht ganz zu schweigen. Es ist traurig, dass Du nach all dem, was ich gegeben habe und was doch nicht wenig war, Du nichts anderes übrig hast als solche Briefe!! Anbei ein Brief für Gabriele, ich überlasse es Dir, ihn zu geben oder nicht! Mit vielen Grüßen für Dich und meine Tochter, Vati SPRECHERIN(l): Aus Duisburg schrieb er am 2.November 55: 1. SPRECHER: Liebe Friedel, Nun bin ich hier im Ruhrgebiet gelandet. Duisburg ist mir zu teuer, da werde ich in Oberhausen Quartier suchen. Es ist furchtbar kalt geworden und sehr ungemütlich. Den Brief wirst Du ja an einem Tag bekommen, den Du als den unglücklichsten Deines Lebens bezeichnest ... SPRECHERIN(r): ... den Hochzeitstag, den 3.November 1945 ... 1. SPRECHER: Ich würde mich aber freuen, wenn Du diesen Tag trotzdem etwas sorgenfreier verleben wirst, wie ich überhaupt hoffe, dass Du seit langer Zeit mal wieder eine sorgenfreiere Woche haben wirst. Ich will nur hoffen, dass ich meine Probezeit bestehe, denn dann, das möchte ich Dir noch mals wiederholen, wird es auch für Dich endlich wieder anders und ich werde Dir dann im nächsten Jahr bestimmt entscheidend unter die Arme greifen können, damit Du endlich mal Boden unter den Füßen bekommst, damit Du wieder körperlich und nervlich gesundest, zu Deinem Wohle und auch für Ela. SPRECHERIN(r): Ela, das bin ich. 1. SPRECHER: ... Ich habe mich sehr über Ela gefreut, sie war diesmal besonders lieb zu mir. Das war sehr schön. Ich werde ihr in den nächsten Tagen schreiben, aber jetzt ist meine Zeit noch zu knapp. Schreibe bald, meine Anschrift ist bis auf weiteres Oberhausen, hauptpostlagernd. Ich sende Dir und Gabriele viele liebe Grüße, Euer Vati SPRECHERIN(l): Nach dem Krieg handelte mein Vater auf dem Schwarzmarkt, das wurde mir erzählt und das glaube ich, er handelte mit Lederwaren, vor allem mit den begehrten Karlsbader Lederhandschuhen aus hauchdünnem Leder. Leder. Immer wieder Leder. Von ganz weit her höre ich einen Satz meiner Mutter: Wir hatten Leder gehortet, auf einem Dachboden". Kamen die Lederwaren in ihrem Geschäft vom Dachboden? Womöglich waren meine Eltern in ihren besseren Zeiten ein Lederwarenteam. Ich komme aus einer kaputten Lederfamilie ... Die Karlsbader Handschuhe wurden auch in Johanngeorgenstadt hergestellt, im Johanngeorgenstadt meiner Großmutter. Mein Vater wird die Zeit, die er dort während des Krieges verbrachte, sinnvoll genutzt haben ... Anfang der 50er-Jahre war Schluss mit dem Schwarzhandel und mein Vater war auf der Suche. Waren das die Jahre mit der Damenunterwäsche? Schließlich fand er eine feste Anstellung bei "Tefifon" in Oberhausen. Das Tefifon gab es seit Mitte der 40er-Jahre; es war ein früher Vorläufer der späteren Compact Kassette. Mein Vater war nun Tefifon-Vertreter, auch wir bekamen eines dieser Koffergeräte mit riesigen Kassetten. Auf einer Tefifon-Kassette war Platz für bis zu vier Stunden Musik, es waren Potpourris von Schlagern, Opernarien und Operettenmelodien, passend zu den Vorlieben meiner Mutter. Die Tefifon-Produktion wurde 1965 eingestellt. (r) Meine Mutter ist krank, sie leidet an Gelenkrheumatismus und hat kaputte Zähne. Mein Vater wusste davon, seine Briefe bezeugen es, wie der vom 19.November 1957 und auch die folgenden: 1. SPRECHER: Liebe Friedel! Deinen Brief habe ich erhalten. Ich bin sehr traurig, dass Du schon wieder so zu leiden hast, gerade mit den Zähnen ist ja so schmerzhaft. Hoffentlich geht auch das bald vorüber. Schicke mir dann sofort die Rechnung ein, damit ich es dann bezahlen kann. Es ist eben dann nicht zu ändern, aber Deine Gesundheit ist ja schließlich wichtiger. Da Ela 14 Tage Ferien hat, halte ich es für Euch beide für richtig für 14 Tage wegzufahren. Schon damit Gabriele mal herauskommt und wo sie soviel arbeiten muss, damit sie wieder neue Kräfte sammelt. Es ist besser, die 14 Tage in den Bergen zu sein und aus der schlechten Atmosphäre für einige Tage herauszukommen. Auch darüber mache ich mir große Sorgen. Besteht denn gar keine Aussicht, eine kleine 1 1/2 Zi.Wohnung zu bekommen, gegen einen kleinen Baukostenzuschuss? Gehe in den nächsten Tagen zum Bayern-Express und bestelle die Fahrkarten, denn sicher kann Ela einen Tag eher aus der Schule. Teile mir mit, was es kostet, dann schicke ich auch umgehend das Fahrgeld. Vielleicht bekommst Du Ela für den halben Preis weg. Also überlege Dir das alles und erledige alles. Ich wünsche Dir recht gute Besserung!!! Mit vielen Grüßen für Dich und Ela, Vati SPRECHERIN(l): Das war der letzte - erhaltene ? Brief meines Vaters an meine Mutter. Sie war nicht zum Bayern-Express gegangen; ich kann mich nicht erinnern, mit ihr jemals im Winter in den Bergen gewesen zu sein. "In den Bergen": das bedeutete im Allgäu, in Schöllang bei Oberstdorf. In den Sommerferien waren wir einige Male in Schöllang. Dort ging es uns gut; wir wohnten auf einem Bauernhof, kletterten auf die Berge, gingen ins Schwimmbad. (r) Ich sehe ein Foto meiner Mutter vor mir, am Fuße des Nebelhorns, mit hochgekrempelten Hosen, mit einem Spazierstock posierend und lachend. Doch ich sehe auch ein anderes Foto auf dem sie an einem Geländer lehnt, mit ungepflegten Haaren und traurigem Blick. (l) 1957 bewarb meine Mutter sich beim Kaufhaus Kepa-Tegel als Aushilfe für das Weihnachtsgeschäft. Für längere Zeit arbeitete sie dort aushilfsweise, sie ließ sich die Zähne richten. Im Mai 1959 wurde sie fest angestellt. (r) Abends badet meine Mutter ihre Füße in Dr.Scholls Heiltinkturen und löst Kreuzworträtsel. Wir hören Radio: "Wer fragt, gewinnt" mit Hans Rosenthal, "Schlager der Woche", "Es geschah in Berlin", "Paul Temple und der Fall soundso" von Francis Durbridge und "Die Insulaner". An den Wochenenden kocht sie mit Friedrich Lufts "Stimme der Kritik", hört 45er Platten von Gigli, Tauber und Caruso und singt ? manchmal; nachmittags gehen wir manchmal spazieren. (l) Im Bücherschrank standen Bücher von Pearls Buck, Heine, Jakob Wassermann, Mailers "Die Nackten und die Toten" ? und das Buch "Vom Unfug des Lebens und Sterbens" von Prentice Mulford, einem frühem Vertreter des "positiven Denkens". Meine Mutter muss es gelesen haben: Nach jedem größeren oder kleineren Missgeschick sagte sie: "Wer weiß, wofür es gut war" - das Missgeschick. Ich haßte diesen Satz. Immer öfter hob sie am Ende eines Satzes die Stimme und beendete ihn mit einem "...oder?" Ich haßte dieses "oder". Im August 1963 zogen wir um, Großmutter, Mutter und das Kind, das inzwischen ein Teenager war. Wir zogen in eine Wohnung mit Zentralheizung, wieder mit zwei Zimmern, ganz in der Nähe. Meine Großmutter hatte nun ein eigenes Zimmer; in dem anderen Zimmer schliefen meine Mutter und ich, meine Mutter auf einer schwedischen Ausziehcouch, ich auf einem einfachen Sofa. Von den Chippendale-Imitationen hatte sie sich getrennt. Schwedische Möbel waren modern, lange vor Ikea. Das Schwedenmöbel-Zimmer war auch das Wohnzimmer, in dem irgendwann der Fernseher stand. Auch hier fand vor allem in der großen Küche das alltägliche Leben statt. An vielen Freitagen setzten Bruder und Schwester den Klassenkampf fort ? bis zum Tod der Großmutter im Jahre 1968; der Bruder war ja auch ihretwegen gekommen. Im selben Jahr verließ ich die gemeinsame Wohnung, meine Mutter lebte von nun an allein in Tegel. Freunde hatte sie keine. An den Abenden löste sie Kreuzworträtsel, sah fern: Kuhlenkampff, Peter Frankenfeld, die ersten "Tatort"-Krimis, Leichtathletik im Sommer und Skispringen im Winter. Sie trank ein "Cognacchen" oder mehr und rauchte. (r) Die Arbeit im Kepa-Kaufhaus zehrt sie auf, inzwischen leidet sie an einer Venenentzündung in den Beinen, doch sie bleibt gewissenhaft, freundlich, fleißig und strebsam. Bis Ende Oktober 1970 bleibt sie bei Kepa. In ihrem Zeugnis steht: 2. SPRECHER: " Da Frau Schmelz über ein sehr gutes Fachwissen, hervorragende Allgemeinbildung und über ein gewandtes Auftreten verfügt, haben wir sie schon kurz nach ihrer Einstellung mit besonderen Aufgaben betraut. Frau Schmelz war bis zu ihrem Ausscheiden verantwortliche Verkäuferin (Lagererste) der Konfektions- und Miederwarenabteilung. Zu ihren Aufgaben gehörte u.a. das gesamte Bestellwesen und der Personaleinsatz in den von ihr verantwortlich geführten Abteilungen. Frau Schmelz war zuverlässig, immer hilfsbereit, hat uns mit ihren Leistungen stets zufriedengestellt und war zu unserer Kundschaft immer höflich und zuvorkommend. Frau Schmelz verlässt uns auf eigenen Wunsch. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles Gute." SPRECHERIN(l): Meine Mutter war 55 Jahre alt, als sie das Kaufhaus verließ. Über ihre Arbeit dort habe ich einmal geschrieben: (r) Bisweilen hole ich sie ab vom Kaufhaus Kepa. Wenn ich nicht ganz pünktlich bin und noch nicht vor dem Personalausgang stehe, die Verkäuferinnen also aus der Ferne ins Freie treten sehe, kann ich nicht feststellen, ob die Frau, die gerade aus der schmalen Aus-und Eingangstür tritt, meine Mutter ist oder eine andere, eine ihrer Kolleginnen. Alle Frauen sind ähnlich onduliert, es gibt nicht einmal eine auffallende Haarfarbe, mittelblond bis grau. Oder doch, die jungen Frauen haben manchmal blauschwarz gefärbtes, nach Kunstoff aussehendes Haar - Schaufensterpuppen treten aus der Tür ... Alle haben mindestens eine Kepa-Tüte in der Hand. Die Inhalte dieser Tüten unterscheiden sich nur quantitativ. Es sind alles Kepa-Kaufhaus-Produkte, vom Büstenhalter bis zur Kepa-Milch ... Die Frauen, die Schmerzen haben in den Beinen und Tüten von Kepa in den Händen, blicken wie suchend um sich, ob sie nun jemanden erwarten oder nicht. Wenn sie niemanden erwarten, dann suchen sie wohl nur nach dem Geruch und dem Gesicht des Tages. Im Winter haben sie das Glitzern auf dem Schnee verpasst, abends um halb sieben ist er schmutzig und zertreten. Wenn sie im Sommer aus dieser Tür treten, ist es noch hell, aber die Sonne hat ihre Runde schon gemacht ... Wehmütig blinzeln sie in den Sommerabend. Meine Mutter ist meist eine der letzten, denn ihre Kraft reicht nicht mehr zu einem hastigen Aufbruch; sie nimmt mich nur zerstreut und distanziert wahr. Sie ist noch nicht bei sich und bei mir angelangt, sie ist noch Kollegin unter Kolleginnen, von denen sie sich genauso abwesend verabschiedet, wie sie mich begrüßt. Sie ist nirgendwo in diesen ersten Minuten ihres Feierabends. Sie ist im Niemandsland, zwischen einer Welt, die nicht die ihre ist, die sie aber acht Stunden lang zu der ihren machen muss, und einer Welt, die sie als ihre eigene kaum erleben kann , in die sie immer nur für wenige Stunden am Abend eintritt, und die sie am nächsten Morgen hastig verlässt, um sich mit schmerzenden Beinen an ihren Platz zu stellen. Da ist sie eine Hingestellte, zwischen Klamotten, die sie vielleicht haben will, vielleicht auch nicht: jedenfalls muss sie sie verkaufen. Sie muss einen Einsatz bringen, gar einen verbalen, für Dinge, die sie nichts angehen. Sie muss Komplimente verteilen, selbst wenn der Anblick irgendeiner Frau in irgendeinem Fummel ihr ästhetisches Empfinden verletzt. "Ich war gut", sagte meine Mutter eines Abends, "ich war gut. Wir wurden, immer in Gruppen von circa 10 Frauen, während der Arbeitszeit in die Kantine geholt und sollten einen Test machen. Und ich war gut, ich war die schnellste. Du glaubst gar nicht, wie lange die anderen überlegen mussten." Da saßen die Frauen in der Kantine, in ihren blauen Kunststoffkitteln mit weißer Paspelierung, und wurden auf freiwilliger Basis genötigt, die Texte in einem längliches Heftchen zu vervollständigen: da, wo die Pünktchen waren, sollten sie ihre gescheite Antwort einsetzen. Ich habe dieses Heftchen noch heute... 2. SPRECHER: "Als Mitarbeiter betreten und verlassen sie das Haus nur durch den Personaleingang. Kreuzen sie an, welchen Eingang sie zum Betreten und Verlassen des Hauses nehmen müssen." SPRECHERIN(l): Anzukreuzen waren: Notausgang, Kundeneingang, Personaleingang, über die Laderampe. Meine Mutter war gut, sie kreuzte an: den Personaleingang. Sieben mal wird in dem Heftchen nach dem Personaleingang gefragt, den Verkäuferinnen im Kepa-Kaufhaus wurde eine gelinde Form des Schwachsinns unterstellt. Und sie sollten, im Schnellverfahren, zu gutem Benehmen erzogen werden. 2. SPRECHER: " Wenn sie in einer Verkaufsabteilung tätig sind, dann kleiden sie sich dezent, also unauffällig. Nicht zu farbenfreudig, nicht herausfordernd. Auffallen können sie im Urlaub oder am Wochenende ? falls sie es möchten. Sie machen auf den Kunden den besten Eindruck, wenn sie ... angezogen sind." SPRECHERIN(l): Meine Mutter schrieb: unauffällig, gab also die richtige Antwort. Ihre elegante Kleidung verschwand mit der Zeit in Kleidersäcken; vielleicht passte sie ihr nicht mehr ? mit Sicherheit entsprach sie nicht dem Stil des Kepa-Kaufhauses; Eleganz kann herausfordernd sein, am falschen Ort. Kittelschürzen allerdings, die es damals noch gab, rührte meine Mutter nicht an ? und manchmal, wenn sie ausging, legte sie ihren Fuchs um die Schultern. Die letzten sechs Jahre ihres Arbeitslebens verbrachte sie in dem Antiquariat "Carl Wegner" in der Berliner Martin-Luther-Straße. Ich hatte dort als Studentin gearbeitet; als der alte Carl Wegner eine festangestellte Sekretärin suchte, empfahl ich meine Mutter. Er war ein Herr "alter Schule" ? für ihn und seinen Kompagnon war meine Mutter eine Dame und eine gute Angestellte, nein: eine gute Mitarbeiterin. Sie fühlte sich wohl in dieser Atmosphäre. In ihrem letzten Zeugnis steht: 2. SPRECHER: "Die mit einem lebhaften Laden- und Versandgeschäft verbundene, oft mühsame Kleinarbeit hat Frau Schmelz über sechs Jahre hinweg verlässlich bewältigt. Wobei ihr stets freundliches Wesen und ihre Kontaktfreudigkeit zu meiner Entlastung beitrugen. Das sei hier dankbar anerkannt." SPRECHERIN(l): 1970, mit 61 Jahren, beendete meine Mutter ihr Arbeitsleben. Und mein Vater? Die Produktion von Tefifon-Kassetten war eingestellt worden. Mein Vater kam zurück nach Berlin und heiratete den Scheidungsgrund. Seine zweite Ehefrau, Inhaberin eines Schuhladens, verhalf ihm, ich habe keine Ahnung wie, zur Teilhaberschaft an der Klischeeanstalt "Gebr.Albrecht" in Berlin-Neukölln. Als die Firma, trotz seiner Teilhaberschaft, pleite ging, wurde er Vertreter bei der Leonberger Bausparkasse, später Generalvertreter für Berlin. Wieder hatte ihm seine zweite Ehefrau zu dieser Arbeit verholfen; die beiden passten zueinander. Mein Vater wurde ein wohlhabender Mann. Er starb am 9.November 2001 mit 88 Jahren. Noch während ihrer letzten Arbeitsjahre fuhr meine Mutter mehrmals "zur Kur", sie litt an Angina pectoris. Während einer dieser Kuren lernte sie einen Mann kennen, mit dem sie viel Zeit verbrachte, auf der Wiese hatten sie gelegen ... Er kam nicht aus Berlin. Meine Mutter hätte zu ihm gehen, ihn wenigstens besuchen können, sie wollte nicht. Nein, vielleicht wollte sie, aber sie traute sich die Nähe eines Mannes nicht mehr zu. Sie wollte keine Irritation mehr zulassen in dem Leben, das sie sich eingerichtet hatte. (r) Der Weg meiner Mutter Der Weg von einem Zimmer in das andere in die Küche in das Bad der Weg über das blanke Linoleum über die makellosen Teppiche der Weg ist immer unendlich weit von nichts umsäumt als den toten Dingen die im Blickwinkel auftauchen die immer da sind immer noch. Der Weg ist immer quälend kurz sie ist immer gleich da wo sie gar nicht hinwollte und kehrt um. Die Dinge die sie am Ende des Weges in die Hand nimmt fühlen sich kalt an. Am Ende des Weges sitzt niemand niemand ist da und wartet auf sie aber das hat sie auch nicht angenommen. (l) Meine Mutter starb am 27. Januar 1984 an Lungenkrebs, am Jahrestag ihrer Scheidung, mit 68 Jahren. Solange sie noch aufstehen konnte, hatte sie sich immer wieder gewaschen, von oben bis unten, den ganzen Tag lang. "Du bist vielleicht ne Marke", sagte meine Mutter lachend. Das war der letzte Satz, den ich von ihr hörte... 30