COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Ein Mann aus Muskeln und Zorn ? Auf den Spuren von Shaft in New York Regie Atmo 1 (8th Ave) startet. Wir hören Gehupe, dann einen Krankenwagen. Erzähler Der Film beginnt mit dem Blick aus der Vogelperspektive auf eine New Yorker Straßenschlucht. Die Musik setzt ein, ein lässig groovendes Funk-Stück von Soul-Legende Isaac Hayes. Suchend fährt die Kamera hinunter, nimmt Passanten ins Visier, bis sie sich auf einen Mann fokussiert, der federnden Schrittes die Treppen einer U-Bahn-Station herauf steigt. Er ist groß und schwarz, mit krausen kurzen Haaren und Schnauzer. Als ihn ein Taxifahrer beinahe anfährt, zeigt er ihm den ausgestreckten Mittelfinger. Dieser Mann, das wird schon in der Anfangssequenz klar, ist sein eigener Herr, einer, der Regeln missachtet und sich nichts gefallen lässt. "Wie heißt der schwarze Privatschnüffler, diese Sexmaschine, die alle Mädchen glücklich macht?", haucht Isaac Hayes in seinem typischen Sprechgesang. "Shaft", antwortet der Chor, was Hayes mit einem coolen "You're damn right" bestätigt. New York 1971. Regie Blende zu Musik 1 ("Theme from Shaft" von Isaac Hayes). Reingehen bei 2:40min. Zwei Strophen sollen frei stehen. "Who's the black private dick, that sex machine to all the chicks? (Shaft) You're damn right! Runter blenden Ansage Literarische Plätze Ein Mann aus Muskeln und Zorn ? auf den Spuren von Shaft in New York von Tom Noga Eine Reportage von Tom Noga Regie Eventuell Musik 1 erneut hoch ziehen, sodass zwei weitere Strophen frei stehen. "Who's the cat that won't cop out when there's danger all about? (Shaft) Right on! You see, this Shaft is a bad mother ... .. (Shut your mouth!) But I'm talkin' about Shaft (Then we can dig it) Reißt ab. Atmo 2 (Garment) startet. Soll kurz frei stehen. Wir tauchen wieder auf im New York des Jahres 2010. Erzähler New York 2010. Ein Mann und eine Frau entsteigen dem U-Bahn-Schacht auf 8ten Avenue. Er ist schwarz und hoch aufgeschossen, sie weiß und klein, trotz der hochhackigen Schuhe, mit denen sie sich auf geschätzte 1,60 hoch pumpt. Chafin Elliott und Karen Brueckner sind gebürtige New Yorker, sie haben die 70er-Jahre miterlebt. Und sie sind die Führer auf unserer Tour auf den Spuren von Shaft, dem legendären schwarzen Privatdetektiv. i Regie Atmo 2 als Trenner kurz hoch ziehen. Erzähler Chafin und Karen zwängen sich durch die Fußgängermassen auf der 8.Avenue. Vorbei an Sex-Shops, Internet-Cafés, Ramschläden und billigen Hotels. Sprecher 1 Zitator "An der 39. Straße bog Shaft nach Osten ab, auf den kurzen Häuserblock zu zwischen der 7. Avenue und dem Broadway. Sein Schritt war locker und entspannt. Es war ein langer Fußmarsch von ihrer Wohnung in den West Twenties gewesen, lang und gut. So früh am Morgen war die Stadt noch frisch. Die Ventilatoren der Coffeeshops, an denen er vorbei kam, pusteten frische Düfte in den grauen Frühlingsmorgen, es roch nach gebratenen Eiern und knusprigen Bagels." (Atmo 2 läuft weiter) Erzähler 39 Jahre später Heute riecht es hier nur nach Abgasen. Schon morgens staut sich der Verkehr in der engen Straße, es wird gehupt, geflucht, gedrängelt. Kaffeehäuser gibt es längst nicht mehr, aber Schneidereien: Beckenstein Fashion, Fabrics Garden, Chic Fabrics. O-Ton 1 Chafin Elliott "What you see here now, it was as thick with trucks, 30th., 38th, 37th. I used to work on 37th pushing trucks and it was vibrant. and the name of the place was with a K, Klassy Kitty Garments. In the 70's it was sort of the beginning of the end of the Garment District, sort of that. Because you had all of the shops that made coats, everything but the import stuff was beginning to take it's toll. And now, today, it's nothing near like it used to be.? Länge: 0:42min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Früher war es hier genauso verstopft, nur mit LKWs, auf der 39., 38. und 37. Straße. Auf der 37. habe ich früher gearbeitet, LKWs abladen. Hier pulsierte das Leben. Die Firma hieß Klassy Kitty Garment. Der Niedergang des Garment District begann in den 70ern. Die ganzen Läden gab's zwar noch, aber langsam forderten die Importe ihren Tribut. Und heute ist es nicht im Entferntesten wie es einmal war." Regie Blende zu Atmo 3 (6th Ave) Erzähler Auf der 39. Strasse spürt Shaft, das etwas nicht stimmt. Der Kiosk, an dem er sich im Roman eine Zeitung stibitzt, existiert nicht mehr, wo früher Whelan's Coffeeshop war, hat sich ein Starbucks ausgebreitet, einer von einem Dutzend auf und um den Times Square. Verschwunden auch der Schuhputzerladen, in dem Shaft erfährt, dass ihn sein Gefühl nicht getrogen hat. Sprecher 1 Zitator "Es waren zwei", drang die Stimme zu ihm hinauf. Er sah nicht von der Zeitung hoch, während der grauhaarige Schwarze die erste Schicht auf seine Schuhe rieb. Ausdruckslos starrte Shaft auf die Seite. "Wollten einen Mann finden, der schwer zu finden ist. Und zwar schnell." "Kannten sie mich?" "Scheint so." "Die Bullen?" "Nein." "Also wer?" "Uptown." Uptown? Uptown war seiner Meinung nach nördlich der 110. Straße, am Rand des Central Park. Uptown, das war Harlem, eine Schattenwelt, abgetrennt durch eine Mauer aus Angst." Erzähler Harlem. In den 70er-Jahren DAS Synonym für Gewalt. Chafin Elliot holt tief Luft. O-Ton 2 Chafin Elliott "Harlem conceptionally is the largest black community in the U.S. Actually, area-wise it may not be the largest but for it's celebrity status it is the largest. At that time it was the beginning of a lot of crime. Starting in the late 50's/early 60's Harlem started to go downhill. And when we hit the 70's we were really in the middle of it. People really didn't go uptown, you really had to know where you were going.? Länge: 0:42min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Abstrakt betrachtet ist Harlem die größte schwarze Gemeinde in den USA, nicht von der Fläche her, sondern von seiner Bedeutung. Zu Shafts Zeit wurde Harlem von immens hoher Kriminalität geplagt, nachdem es bereits seit den späten 50ern/frühen 60ern bergab gegangen war. Die 70er waren der negative Höhepunkt. Die Leute trauten sich nicht mehr nach Uptown, man musste echt aufpassen, wo man hinging." Erzähler Karen Brueckner räuspert sich. Muss man heute doch auch noch, wirft sie ein. O-Ton 3 Karen Brueckner "I don't go uptown now by myself. I mean, it depends where, Certain streets and certain neighborhoods are not good. Where I live, one or tow blocks from where my apartment is, is not great. You don't know who's going to hang around at 3 in the morning, so you avoid these areas if you know there could be a questionable situation.? Länge: 0:28min Sprecherin 3 Voice Over Karen Brueckner "Ich fahre heute noch nicht alleine hoch. Kommt halt drauf an, wohin genau. Manche Ecken sind gefährlich, auch im East Village, wo ich wohne. Man weiß halt nicht, wer nachts um drei auf der Straße rumhängt, also meidet man Ecken, in denen es zu bedenklichen Situationen kommen kann." Erzähler Geschenkt, antwortet Chafin. Ein bisschen gesunder Menschenverstand kann auch im New York des Jahres 2010 nicht schaden. Aber das Harlem der 70er-Jahre... O-Ton 4 Chafin Elliott "A lot of people moved out of Harlem, including me. And by the fact that so many people moved out of Harlem, it created a lot of vacant buildings, especially brownstones. And so many buildings were boarded up. Some were set on fire for the people to steal the copper, anything they could get their hands on.? Länge: 0:26min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Die Leute zogen reihenweise weg, ich auch. Und weil so viele Leute wegzogen, standen viele Gebäude leer. In ganzen Straßenzügen waren die Häuser mit Brettern zugenagelt. Manche wurden von Dieben nieder gebrannt, damit sie die Kupferrohre stehlen konnten oder was immer ihnen in die Finger fiel." (Atmo 3 läuft weiter) Erzähler Doch bevor es nach Harlem geht, biegen Karen und Chafin auf die 46. Straße ab, wie Shaft im Buch. Sie gehen auf den Broadway zu, New Yorks Theatermeile. Vor einem 20-stöckigen Gebäude mit Marmorfront bleiben sie stehen. Actors Equity Building steht auf einer Tafel, Gewerkschaftshaus der Bühnendarsteller. O-Ton 5 Chafin Elliott "Here were are here, this is the building I'm talking about: 1560 Broadway.? Länge: 0:08min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Das ist das Haus, 1560 Broadway." (Atmo 3 läuft weiter) Sprecher 1 Zitator "Die Straße runter war einer der offiziellen Eingänge zu seinem Bürohaus. Der andere war um die Ecke, am Times Square. Er kannte drei weitere. Einer war hinten, der Notausgang. Einer führte durch das Schuhgeschäft an der Ecke, Und dann dieser hier, in einem Sexshop, der ganz legal Pornos , aber auch zensierte Fotos unter dem Ladentisch verkaufte. Eine Bücherei für Spanner auf der 46. Straße." Erzähler "Seine Detektei ist nicht schlecht gelaufen, wenn er sich ein Büro in diesem Gebäude leisten konnte", wirft Karen ein. "So gut auch wieder nicht", kontert Chafin, "er hat ja nur im dritten Stock residiert." Dort lauern ihm die beiden Schläger aus Uptown auf. Den einen befördert Shaft durchs Fenster auf den Times Square, vom anderen erfährt er, dass Bumpy Jonas ihn sprechen will, ein Gangsterboss aus Harlem. Später trifft er Bumpy hier und lässt sich von ihm anheuern. Die Tochter des Ganoven ist entführt worden, Shaft soll sie suchen. Regie Atmo 3 als Trenner kurz hoch ziehen. Erzähler Ein Blick auf die Namenschilder: Studios, Fotografen, Agenten. Und im 8. Stock die Times Square Alliance, die Organisation der Geschäftsleute des Times Square. Regie Blende zu Atmo 4 (Büro) Erzähler Bob Esposito empfängt in einem winzigen Büro mit Blick auf eine Reklamewand, über die alle zehn Sekunden ein anderer Werbefilm flackert. Zu Shafts Zeiten ist Esposito Polizist gewesen, später hat er den Sicherheitsdienst der Times Square Alliance aufgebaut. O-Ton 6 Bob Esposito "It was a difficult time, drugs were really rampant, heroin was the drug of choice. Drug addicts committed crimes to satisfy their habits, to get money to buy drugs. It was a time, where I as a detective at that time was very. Very busy, constantly busy. And these were those annoying types of crimes, not somebody walking into Tiffany's and robbing all their jewelries. These were people walking up to somebody an grabbing their gold chain off their necks or some woman's pocket bock.? Länge: 0:34min Sprecher 4 Voice Over Bob Esposito "Das waren harte Jahre, Drogen waren weit verbreitet, vor allem Heroin. Und die Junkies begingen Straftaten, um ihre Sucht zu finanzieren. Ich war damals Polizist und ständig im Einsatz, ohne Pause. Dabei ging's um nervige Straftaten, keinen Juwelenraub bei Tiffany's, sondern um Leute, die anderen auf offener Straße Halsketten entrissen und den Frauen die Handtaschen." (Atmo 4 läuft weiter) Erzähler Bob Esposito lehnt sich zurück, ein kräftiger Mann mit vollem, grauen Haar und kugelrundem Bauch. Vierzig, fünfzig Raubüberfälle sind es damals allein in der Gegend um den Times Square pro Tag gewesen. Und ein Mord pro Woche, mindestens. In den Seitenstraßen blühte die Prostitution, Messerstechereien waren an der Tagesordnung. Er räuspert sich: Polizisten haben sich nicht mehr allein auf Streife getraut ? wie im Roman beschrieben Heute dagegen gilt New York als eine der sichersten Großstädte Regie Atmo 4 als Trenner kurz hoch ziehen. Erzähler Und er hat eine private Sicherheitstruppe aufgestellt, die Tag und Nacht Präsenz zeigt. Damit ist der Times Square Vorbild für viele andere Geschäftsstraßen in New York. Kulturpessimisten allerdings beklagen die Disneyfizierung von Amerikas bekanntestem Platz. O-Ton 7 Bob Esposito "I can relate to that, but they are wrong. Times Square form the Vaudeville days was always a little bit boardy and a little bit that and there were sections of ´8th Avenue where ... you know, pornography is still around, not to the degree that it was, there is less and less of that, but the intent was never to put them out of business. So these businesses is still here, so that edginess is still there. When these people tell me that they miss these days when they walked up the street and they got robbed and they got beat up ? I don't think anybody is missing that.? Länge: 0:32min Sprecher 4 Voice Over Bob Esposito "Ich kann das nachvollziehen, aber diese Leute haben Unrecht. Der Times Square hatte immer etwas Verrufenes, schon seit den Zeiten der ersten Varietétheater. Drüben auf der 8. Avenue gibt es immer noch Sex Shops, nicht mehr so viele, aber es ging ja nie darum, sie loszuwerden. Dieses Halbseidene ist also immer noch da. Aber mir kann niemand erzählen, dass er sich nach den Zeiten sehnt, als Leute auf offener Straße beraubt und zusammengeschlagen wurden. Das kann man nicht wirklich vermissen." Regie Blende zu Atmo 5 (Times Square). Soll als Trenner kurz frei stehen. Erzähler Zurück auf dem Broadway. Vor der Theaterkasse an der 47. Straße hat sich eine Menschenschlange gebildet, dirigiert vom Sicherheitspersonal der Times Square Alliance. Heute ist Mittwoch, die meisten Shows bieten Tickets zum halben Preis an. Am Times Square winkt Shaft im Film ein Taxi heran, doch der Fahrer braust an ihm vorbei. "Weißer Affenarsch!", ruft Shaft ihm hinterher. O-Ton 8 Karen Brueckner "There were a lot of problems years ago but then again, the population of the cab drivers has also changed. And today it is very unlikely that you find a cab driver who speaks English actually.? Länge: 0:14min Sprecherin 3 Voice Over Karen Brueckner "Solche Probleme hat's früher gegeben, aber die Taxifahrer heute sind anders, man findet ja kaum noch einen, der vernünftig Englisch spricht." Erzähler Chafin widerspricht. O-Ton 9 Chafin Elliott "70's, 80's, 90's, 2000 ? it's still. There's a black actor, Danny Glover, the point is right there: in the middle of Broadway ? not cab. Even though the majority of cabs are Indian or Arab, the sort of unwritten transference of prejudice is there. You come from another country and you are immediately above the blacks. They are coming here to make money in our country , but they won't take a black man.? Länge: 0:40min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "70er, 80er, 90er oder nach 2000 ? es ist immer noch so. Der schwarze Schauspieler Danny Glover hat kein Taxi bekommen, vor ein paar Wochen war das, da vorne, mitten auf dem Broadway. Auch wenn die meisten Taxifahrer mittlerweile Inder oder Araber sind, hat sich dieses ungeschriebene Vorurteil auf sie übertragen. Sie kommen aus einem anderen Land, stehen aber sofort über den Schwarzen. Sie wollen Geld verdienen, aber sie nehmen keine Schwarzen mit." Regie Blende zu Atmo 6 (Subway 1). Wir gehen runter in die U-Bahn. Erzähler Weiter geht's mit der U-Bahn nach Harlem. Früher sind diese Schnellzüge Touristenfallen gewesen, erzählt Karen. Wer etwa zur Upper Westside wollte und statt der normalen Bahn versehentlich den express train nahm, hat sich schnell in Harlem wieder gefunden. Sprecher 1 Zitator "Um zu gedeihen, braucht einer wie Bumpy Jonas eine enge schwarze Gemeinschaft, inklusive käuflicher weißer Cops und dem gegenseitigen Einverständnis, dass es völlig in Ordnung ist, schwarzem Vergnügen nachzugehen, im Getto zu saufen und Glückspiel zu betreiben. So lange man es brav dort tut und nirgendwo anders." Regie Blende zu Atmo 7 (Subway 2). Wir sind jetzt im Zug. Erzähler Chafin nickt, während er sich in an einen Haltegurt in der U-Bahn klammert. Glückspiel, Prostitution, nicht zuletzt Drogen ? das sind sie gewesen, die Geißeln seines Heimatviertels. O-Ton 10 Chafin Elliott "It was largely contained in Harlem, it wasn't widespread as it became in all communities throughout the city. The whites had to come to Harlem, in this case, to get what they wanted.? Länge: 0:17min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Drogen gab es lange nur in Harlem, sie waren noch nicht in der ganzen Stadt verbreitet wie später. Die Weißen mussten hoch kommen, um zu kriegen, was sie wollten." (Atmo 7 läuft weiter) Erzähler Und schließlich die Rassenunruhen, ausgelöst durch den Mord an Malcolm X. Statt zum gewaltlosen Widerstand aufzurufen, wie der Baptistenpfarrer Martin Luther King, hat der radikale Moslem Hass gepredigt, jedenfalls in den Augen der Weißen. "Aber anders als King wurde Malcolm X von seinen eigenen Glaubensbrüdern erschossen", wirft Karen Brueckner ein. "Ja und nein", antwortet Chafin, "den die Hintergründe der Tat wurden nie aufgeklärt." Und überhaupt: Das ist nicht der springende Punkt. O-Ton 11 Chafin Elliott "He was like: Don't let people walk over you. He spoke very hard against the whites, especially about U.S. government as what they were doing to blacks. And he was right, because the lie was so big: All men are created equal... How can you have lynchings in a country? How can you have blacks go off to war and then coming back and still have to sit in the back of a bus? The 60's were the worst decade in the U.S. Malcolm X in 65, King in 68 ? that knocked out whatever that black leadership was.? Länge: 0:45min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Er sagte: "Lass nicht zu, dass Leute auf dir rumtrampeln." Er ging die Weißen hart an, besonders die Regierung, weil sie nichts für die Schwarzen tat. Und er hatte Recht, die Lüge war einfach zu groß. Alle Menschen sind gleich... Wie kann es dann Lynchmorde geben? Wie kann es sein das Schwarze in den Krieg ziehen und wenn sie zurück kommen wieder hinten im Bus sitzen müssen? Die 60er waren das schlimmste Jahrzehnt für diese Land: 1965 der Mord an Malcolm X, 1968 an Martin Luther King ? damit hatten die Schwarzen keine Anführer mehr." Regie Blende zu Atmo 8 (Harlem streets) Erzähler In Harlems Zentrum sind die beiden schwarzen Bürgerrechtler heute im Gedenken vereint. Hier kreuzen sich Malcolm X und Martin Luther King Boulevard. Hier sucht Shaft nach Ben Buford, dem Anführer der Lumumbas, einer schwarze Guerillatruppe. Regie Atmo 8 als Trenner kurz hoch ziehen. Sprecher 1 Zitator "In etwa sechs Monaten sind alle bereit, die Muslims, die Panther, die Militanten. Die ganze Bande wird dann über eine zornige, organisierte und genügend ausgebildete Streitkraft verfügen, um zumindest den Versuch einer Revolution zu unternehmen." Regie Blende zu Atmo 9 (Silvia's) Erzähler Chafin und Karen steuern Sylvia's an, Harlems berühmtestes Restaurrant. Malcolm X und Martin Luther King haben hier gespeist. In Harlem beginnt der schwarze Privatdetektiv zu ahnen, dass Bumpy Jonas ihm nur die halbe Wahrheit gesagt hat. In Wirklichkeit weiß der Gangsterboss längst, dass die Mafia seine Tochter entführt hat, um ihn aus dem Drogengeschäft zu drängen. Aber zusammen mit Bill Bufords Guerilleros sieht er sich gut gerüstet für die Auseinandersetzung. Dumm nur, dass dabei Schwarz gegen Weiß kämpft ? eine hochbrisante Konstellation im New York des Jahres 1971. O-Ton 12 Chafin Elliott "It was the unrest that gave it a jump start. We speak of demonstrations, of blacks not getting jobs as easily as other people, the Civil Rights and sort an a general unrest, not only in Harlem but throughout the major black urban communities: Chicago, Phillie, Detroit. The picture reflects fairly accurately what the mood and the situation was at that time.? Länge: 0:45min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Die Unruhen waren der Knackpunkt. Demonstrationen, die Tatsache, dass Schwarze schwerer Jobs bekamen als andere, die Bürgerrechte ? es herrschte Aufruhr, nicht nur in Harlem, sondern in allen urbanen schwarzen Gemeinden, in Philadelphia, Chikago, Detroit. Diese Stimmung bringt der Film ziemlich genau rüber." Erzähler Und das Buch zum Film? Chafin setzt eine schmerzhafte Miene auf, während er seinen panierten Wels zerteilt. Keine große Literatur, außerdem von einem Weißen geschrieben. Die Handlung? Man hat schon Glaubwürdiges gelesen. Aber der Film! In Szene gesetzt von Gordon Parks, dem Fotografen der Bürgerrechtsbewegung ? das allein ist eine Referenz. Und dann Richard Roundtree als Shaft ? wer cooler ist, hat bereits das Zeitliche gesegnet. Kein Wunder, dass der Streifen die blaxploitation-Welle ausgelöst hat. Unter diesem Oberbegriff sind in den 70er-Jahren Filme zusammengefasst worden, meist Detektivgeschichten, die auf den realen Lebensbedingungen von Schwarzen basieren. O-Ton 13 Chafin Elliott "Personally I think, it was one of best movies. It really put forth a credible reflection of a black actor portraying a black detective, if you compare it to the Hollywood stereotypes of a white counterpart. And the fact that a significant part of the locations of Shaft were not only in new York but in Harlem, brought a great deal of more meaning to it. I personally like that picture very much.? Länge: 0:37min Sprecher 2 Voice Over Chafin Elliott "Für mich ist Shaft der beste dieser Filme, die erste glaubwürdige Darstellung eines Detektivs durch einen schwarzen Schauspieler, jedenfalls im Vergleich zu seinen stereotypen weißen Pendants in Hollywood. Und natürlich trägt es zur Bedeutung von Shaft bei, dass große Teile des Films nicht nur in New York, sondern in Harlem spielen. Ich mag diesen Film sehr." Regie Atmo 9 Sprecher 1 Zitator "Scheiße", murrte er leise und trat durch die Seitentür in die No-Name-Bar ein. Ein Schwall von Wortfetzen und Wärme kam ihm entgegen, getragen von einer Welle der Jukebox-Musik und dem Geruch von Alkohol und verschwitzten Körpern. Hoffentlich saßen ein paar von ihnen an der Theke und beobachteten seine Wohnung. Das würde es leichter machen, sie zu finden. Alles klar, sie waren tatsächlich da. Zwei von ihnen. Selbst Shafts schwarze Haut in einer Welt von Weißen stach weniger hervor als ihre Bösartigkeit. Die sind wirklich das Letzte, dachte er." Regie Blende zu Atmo 10 (Hudson St) Erzähler Zurück in Midtown Manhattan. Wo im Film die No Name Bar ist, befindet sich heute ein italienisches Restaurant, das Piccolo Angelo. (Atmo 10 läuft weiter) Erzähler In der No Name Bar spielt die beste Szene in Buch und Film. Shaft schlüpft in die Rolle des Barkeepers. Er ruft seine Freundin an, so, dass die beiden Ganoven es mitkriegen, um ihr zu sagen, dass er später noch bei ihr vorbei kommt. Dann wählt er die Nummer von Vic Anderozzi, seines Freundes bei der New Yorker Polizei. Regie Atmo 10 endet. Sprecher 1 Zitator "Ich bin's Baby, Jelly Roll. Ich musste an dich denken." Wann würde Anderozzi endlich seine Stimme erkennen? "Ich musste auch an dich denken, Shaft, aber im Moment liege ich im Bett. Was zum Teufel willst du?" "Hättest Du nicht Lust, den alten Jim zu besuchen? Ich hab' genau, was du brauchst." Die beiden Männer waren fasziniert, sie vergaßen sogar, aus dem Fenster zu gucken. Wie der mit den Weibern umsprang! Mit einem Schlag war Anderozzi wach. "Okay, wo bist du?" "In der No Name Bar, Schatz. Aber die macht irgendwann auch zu. Willst du nicht herkommen?" "Wie viele von denen sind da?" "Inzwischen schon zwei" "Wo?" "Von vorne. Das magst du doch, oder?" Regie Atmo 10 startet wieder. Erzähler Karen Brueckner lacht. Eine typische Männerfantasie. Eine weiße, ergänzt Chafin Elliott: der schwarze Mann, groß, stark und viril. Im Film zieht Shaft einem der beiden Ganoven eine Schnapsflasche über den Kopf, bevor die Polizei die Beiden einbuchtet. Dann macht sich der Detektiv auf in seine Wohnung drüber auf der Jane Street. Mit einer Frau, einer weißen. Das Liebespiel unter der Dusche als Entspannungsübung vor dem Showdown. Regie Atmo 11 (honk) einspielen. Wir hören wild hupendes Auto. Erzähler Greenwich Village, an der Kreuzung von Bleecker und McDougal Street. Wütend hupt ein Autofahrer einen Fußgänger von der Strasse. In Greenwich Village nimmt Shaft Kontakt mit der Mafia auf. Im Café Reggio gleich hinter der Minetta Tavern, einem der vielen Kaffeehäuser, die an die italienischen Ursprünge des Viertels erinnern. Regie Blende zu Atmo 12 (Reggio). Soll kurz frei stehen. Erzähler Drinnen ist es schummrig. Bistrotische stehen dicht an dicht. Auf einer verzierten Holzbank nehmen Karen und Chafin Platz, direkt unter einem kitschigen Renaissancebild ? wie Shaft im Film. Hier trifft er den Mafiamann, der ihn zu Bumpys Tochter führt. Der erste Befreiungsversuch misslingt, die Gangster können fliehen. Gemeinsam mit Ben Bufords Leuten spürt Shaft sie in einem Hotel auf der Washington Street auf. "Es existiert nicht mehr", weiß Karen, "heute steht dort ein Apartmentkomplex mit Fitnesscenter. Am Ende bekommt Bumpy seine Tochter wieder, der drohende Rassenkrieg ist abgewendet und Shaft lässt sich seine Dienste mit 20.000 Dollar entlohnen. Karen nippt an ihrem Espresso. O-Ton 20 Karen Brueckner "I think the city has become more friendly and less dangerous. However, we have different dangers now. Obviously, since 9.-11 our dangers are not so much from within, they are coming from all over. When you have to have your handbag searched when you ware going to the opera for instance, this is a new thing, this was never a problem. So I feel, that our spontaneous New Yorkers have sacrificed a lot because of the feeling of having to constantly on guard.? Länge: 0:36min Sprecherin 3 Voice Over Karen Brueckner "Heute ist die Stadt freundlicher und weniger gefährlich als zu seiner Zeit. Andererseits haben wir mit neuen Risiken zu tun. Seit 9-11 kommt die Gefahr weniger von innen als von außen. Selbst wenn du in die Oper gehst, wird deine Handtasche durchsucht. Weil wir ständig auf der Hut sein müssen, haben wir New Yorker viel von unserer Spontaneität geopfert," Erzähler Sie lässt die Worte im Raum stehen. Gegen diese Gefahr hilft kein typisch amerikanischer Held wie Shaft. Absage Sie hörten Literarische Plätze Ein Mann aus Muskeln und Zorn ? auf den Spuren von Shaft in New York von Tom Noga