Deutschlandradio Kultur Länderreport-Magazin: Immer wieder montags ... gehen die Bürger auf die Straße. 7.11.2011 Unterwegs mit dem letzten Aufrechten der Montagsdemo in Schwerin Länge: 7'58 Autorin: Alexa Hennings Redaktion: Heidrun Wimmersberg / Julius Stucke _________________________________________________________________ Atmo Markt, Aufbau Tische, Falk ...Geräusch Klapptisch...So, da werden wir uns mal postieren hier. Da kommen nachher noch fünfe, da kommen noch ein paar Leute von uns. Die wissen, dass wir heute hier sind... Atmo weiter Autorin Jeden Montagnachmittag hat Benno Falk einen Termin. Seit sieben Jahren schon. Dann steht er entweder auf dem Schweriner Marienplatz, dem großen Einkaufsparadies der Stadt, oder auf dem Markt. Heute ist der Markt dran. Denn heute tagen im Rathaus die Stadtvertreter. Einige grüßen Benno Falk, die meisten eilen gesenkten Blickes vorbei. Geruhsam baut Falk - weiße Jeans, gelbe Jacke, sorgsam gestutzter Bart - seine Klapptische auf. Auf dem Weg postiert er Plakate, am Tisch hängt er eine selbst bemalte Stoffbahn auf. O-Ton Falk Unser altbewährtes und altgedientes Transparent: Schluss mit dem Sozialabbau-Hartz IV muss weg! Existenzssichernde Arbeit für alle. Und ganz leicht darunter: Initiativgruppe Schwerin. Atmo Musik Darauf weiter Autorin Seine Lautsprecher hat Herr Falk auch mitgebracht. Und die neuesten Lieder von der bundesweiten Montags-Demo-Bewegung, die bekam er neulich bei der Großdemo in Berlin. Atmo Musik hoch Darauf weiter Autorin Drei, vier Mitstreiter - so nennt sie Herr Falk - gesellen sich um den Klapptisch. Das Ganze heißt "Montagsdemo" und es ist das, was die Zeit und die Kraft übrig ließen von den einst gut besuchten Montagsdemos in Schwerin. 2004 fing man bundesweit wieder an, montags auf die Straße zu gehen. Das Thema damals - der soziale Frieden im Land. "Weg mit Hartz IV - Wir sind das Volk", war der Aufruf, der eine Zeit lang viele Leute auf die Straße brachte. Auch Benno Falk, Ingenieur für Datenverarbeitung, 58 Jahre alt. O-Ton Falk Auslöser? Also, ich bin von jeher so eingestellt, dass ich Unrecht, egal wo, ob damals oder heute, schwer knacken kann. Und von der ersten Montags-Demo an war ich dabei. Da habe ich noch Arbeit gehabt. Bin ich trotzdem mitgegangen, weil ich für mich entschieden habe und eingeschätzt habe: das geht nicht gut. Autorin Auch Gewerkschaften, Verbände, Kirchen und Vereine machten damals mit. Doch die resignierten irgendwann. O-Ton Falk Und dann kam es zu einer Montagsdemo, wo sie sagten: So, das ist jetzt für uns das letzte Mal. Und dann standen wir da. Und waren erstmal sprachlos. Und die dann nachher letztendlich noch so standen und sich unterhalten haben, diskutiert haben, haben für sich gesagt: Das kann's nicht sein. Wir machen weiter! Atmo Markt, Ahlgrimm Wir bekommen sehr viel Zuspruch. Autorin Eine von Benno Falks Mitstreitern: Brigitte Ahlgrimm, drei Facharbeiterabschlüsse, 59 Jahre alt. O-Ton Ahlgrimm weiter Die sagen: Gott sei Dank, dass es so was gibt. Machen Sie bloß weiter! Das ist notwendig. Und das gibt uns dann immer wieder Kraft, hier zu stehen, auch immer wieder vor den Politikern hier zu stehen, den Stadtvertretern zu sagen: Überlegt doch mal, was ihr in den Ausschüssen beschließt! Autorin Brigitte Ahlgrimm hat es am härtesten getroffen im Schweriner Montagsdemo- Grüpplein. Sie verlor ihre Wohnung im sanierten Plattenbau, weil die plötzlich nicht mehr "angemessen" war für sie. Über 30 Jahre wohnte sie darin, bezahlte Genossenschaftsanteile, zog ihre Kinder groß, machte es sich schön. Bis ihr Betrieb sie kündigte und sie irgendwann auf Hartz-IV war. Das Jobcenter wollte sie zwingen, in eine heruntergekommene, unsanierte und zum sozialen Brennpunkt Nr. 1 in Schwerin gewordene Plattenbaugegend zu ziehen. Brigitte Ahlgrimm sagte sich: 40 Jahre habe ich gearbeitet und bin unverschuldet arbeitslos geworden - dort ziehe ich nicht hin! O-Ton Ahlgrimm Die klingelten unten. Und ich sag: Ich hab doch einen Räumungsschutzantrag gestellt und die Klage läuft! Nein, die bringen wir Ihnen jetzt mit, das ist ´ne Ablehnung! Ja, und dann wurde noch Polizei gerufen, mit Polizei wurde ich dann geräumt. Und dann sind wir den nächsten Tag hin, der Benno war mit. Und ich habe den Richter gefragt: Sagen Sie mir jetzt mal, welche Rechte ich habe. Ich stehe doch nicht rechtlos da! Ja, sagt er, Sie hätten noch 14 Tage Widerspruchsfrist. Aber was nützt Ihnen das jetzt? Sie sind doch Hartz-IV- Empfängerin, Sie leben doch auf Kosten des Steuerzahlers, was wollen Sie? Atmo Markt, Musik Hintergrund Darauf Autorin Jetzt wohnt Brigitte Ahlgrimm im Obdachlosenheim. Seit anderthalb Jahren. Und kämpft von dort aus weiter darum, wieder in eine ordentliche Wohnung in einer ordentlichen Gegend ziehen zu können. Doch selbst für eine 45- Quadratmeter-Wohnung sind im sanierten Teil des Großen Dreeschs - so heißt das Schweriner Plattenbaugebiet - die Mieten so hoch, dass das Jobcenter sie nicht bezahlen will. Ein Teufelskreis. Ein Mann mit Base-Cap, Ende 50, mischt sich ein. Auch er kommt fast jeden Montag hierher. Obwohl er kein Hartz-IV- Betroffener ist, unterstützt er die Gruppe. O-Ton Mann, Ahlgrimm Das sind einfach anständige Menschen. Das sind Menschen, die dahin gekommen sind - unverschuldet. In dieses Schicksal reingekommen sind. - Ahlgrimm im Hintergrund: Das kann man nicht Schicksal nennen... Darauf Autorin Hier muß Frau Ahlgrimm insistieren. O-Ton Ahlgrimm Ich bin kein Schicksal! Ich bin zum Schicksal gemacht worden, in dem Moment, wo man mir alle Rechte und das, was mir zusteht, streicht! O-Ton Mann Genau. Und das ist so ´ne Sache, die mir ein bisschen am Herzen liegt: Wenn Ungerechtigkeit ist. Und ich glaube, das ist in großem Maße ungerecht. Und wir leben in einer Gesellschaft, die unsolidarisch ist. Freiheit, ist alles schön - aber was ist Freiheit ohne Einkommen? Ich sag mal: Die Freiheit ist genauso groß wie's Portemonnaie. Atmo Markt, Ansage Falk mit Mikro Schwerinerinnen und Schweriner, liebe Gäste! Hier ist die Initiativgruppe weg mit Hartz-IV, überparteilich, demokratisch, antifaschistisch. Eingebunden in die bundesweite Montags-Demonstrationsbewegung... Autorin Es ist nicht so, dass Benno Falk damit aufgewachsen wäre, sich mit dem Mikrofon auf den Marktplatz zu stellen. Der Ingenieur, der nach der Wende im Tabakgroßhandel arbeitete und dort für Computer, Abrechnung und Logistik verantwortlich war, ist eher ein stiller Typ. Seine Lage hat ihn zum Robin Hood gemacht, meint er. O-Ton Falk Robin Hood, die waren ja auch vogelfrei. So einen Hauch von dem spür ich. Ich spür immer wieder, dass die verantwortlichen Leute, wenn es Probleme gibt, mit uns machen, was sie wollen und uns nichts, aber auch gar nichts zugestehen. Autorin Benno Falk und seine Frau, die ebenfalls arbeitslos ist, bekamen vom Schweriner Jobcenter auch ein Schreiben, dass ihre Wohnung nach den neuen Berechnungen nun plötzlich unangemessen sei - da waren sie schon sechs Jahre Hilfe-Empfänger. Zu hohe Heizkosten. Hunderte solcher Schreiben schreckten die Menschen in der Plattenbausiedlung auf, künftig werden weniger Heizkosten - bei gestiegenen Marktpreisen! - gezahlt. Falk organisierte eine Beratung für Betroffene, ist auf Stadtteilfesten und Flohmärkten vertreten, um sich die Sorgen der Leute anzuhören, um zu beraten. In seinem Fall half es, dass er und seine Frau je 10 Euro zu den Heizkosten dazugeben - 20 Euro, die die Familie weniger fürs Essen hat. Dafür dürfen Sie die Wohnung behalten. Atmo Markt, Falk spricht ins Mikro Hartz IV und ALG II - ohne Widerstand bist auch du bald dabei! Länderreport-Magazin: Immer wieder montags - gehen die Bürger auf die Straße. 7.11.2011 Montagsdemo in Magedeburg Länge: Autorin: Susanne Arlt Redaktion: Heidrun Wimmersberg / Julius Stucke ___________________________________________________________________ Atmo Ich möchte erst mal alle recht herzlich begrüßen... Ich freue mich, dass trotz des anfangenden Regens relativ viele Leute ... Autorin: Ines Horstmann steht auf dem Magdeburger Domplatz, hält mit beiden Hände das Megaphon, in das sie spricht. Jeden Montag Punkt 18 Uhr treffen sich die Mitglieder der Magdeburger Montagsdemo vor dem gotischen Gotteshaus. Elf Frauen und Männer der Bürgerinitiative sind diesmal gekommen. Ein übersichtlicher Protest. Direkt gegenüber liegt der Landtag von Sachsen-Anhalt. Atmo Ich freue mich, dass trotz des anfangenden Regens relativ viele Leute ... Autorin: Zum 380. Mal treffen sich die Frauen und Männer an diesem Montagabend. Es nieselt. Den Mitgliedern ist das egal. Dieser Abend ist ihr Abend. Viele sind inzwischen befreundet. SIe protestieren schon lange nicht mehr nur gegen die Hartz IV-Gesetze. Die Anhänger demonstrieren für eine bessere Welt. Aktuelle Themen stehen darum im Mittelpunkt: An diesem Abend geht es um den Euro-Rettungsschirm, die Verschuldung der Banken, die Krise des Kapitalismus. O-Ton Ines Horstmann und Christina Krüger: Wir möchten nicht nur was gegen die Hartz IV Gesetze machen, sondern wir müssen allgemein etwas machen für eine bessere Zukunft und das gemeinsam. ... Zumindest dass jeder ein richtiges Auskommen hat, wo er auch von Leben kann und zwar menschenwürdig, nicht nur dahinvegetieren. Autorin: So wie Ines Hortsmann ist auch Christina Krüger von Anfang an mit dabei. Vor sieben hatte die gelernte Bankkauffrau noch einen Job. Jetzt ist sie arbeitslos. Für den Finanzmarkt möchte sie nicht mehr arbeiten, sagt sie. Die 48-jährige lässt sie sich jetzt zur psychologischen Beraterin umschulen. Neben ihr steht Roland Nagel. Der gelernte Industriemechaniker lebt von Hartz IV. Er lehnt die soziale Marktwirtschaft ab. Nur die Reichen würden davon profitieren. Es seit an der Zeit, dass sich das System ändern, sagt der 49-jährige. Darum protestiere er. O-Ton Roland Nagel: Dass wirklich die Menschen von ihrer Arbeit und den Werten, die sie schaffen auch wirklich Anteil habe und auch wirklich menschenwürdig leben und nicht so eine kleine Klicke hier, ein Prozent ist das wohl in Deutschland, die sich ständig bereichern an den geschaffenen Werten der Gesellschaft und der überwiegende Teil bleibt auf der Strecke. Autorin: Zwei Männer halten ein Spruchband. Darauf steht geschrieben: Montagsdemo Magdeburg. Andere Transparente sind nicht zu sehen. Vor kurzem, sagt Roland Nagel, sei das noch anders gewesen. Mitglieder der Marxistisch-Leninistischen hatten aus ihrer Parteizugehörigkeit nie einen Hehl gemacht. Mit Plakaten hatten sie für ihre Partei geworben, die der Verfassungsschutz als extremistisch einstuft. Die Mitglieder der MLPD sind uns noch immer willkommen, sagt Nagel. Doch Plakate, Fahnen und Schilder mit Parteikennung seien seit einem halben Jahr unerwünscht. O-Ton Roland Nagel: Es ging darum, dass die Montagsdemo von außen her nur noch als eine Parteiveranstaltung wahrgenommen wurde. Und da fragt der Außenstehende nicht, wer ist nun wer und wer gehört dazu. Es sind dann alle eins. Autorin: Davor wollen sich die Mitglieder der Bürgerinitiative nun künftig schützen. Zu Beginn ihrer Bürgerbewegung vor sieben Jahren demonstrierten plötzlich Anhänger der rechtsextremen NPD mit. Für uns war das damals ein Schock, erzählt Ines Horstmann. Die NPD versuchte, den sozialen Protest für die eigenen politischen Ziele zu nutzen. Allerdings ohne Erfolg. O-Ton Ines Horstmann: Man hat das erst gar nicht gemerkt, dass waren ja unheimlich viele Menschen. Und dann plötzlich guckt man und sieht: Den Zug führen die Nazis an. Das heißt, man lief denen hinter her und das war ja eigentlich, was keiner wollte. Man hat dann das grüne Band eingeführt, dass man sagt, man grenzt sich von diesen Nazis ab. Und was sich damals beeindruckend fand, war, dass in Anführungsstriche normale Menschen, teilweise ältere Menschen, dieses grüne Band getragen und gesagt, wir grenzen uns ganz klar von diesen Nazis ab, wir wollen die nicht haben. Autorin: Nach eine halben Stunde Protest auf dem Domplatz setzt sich das Grüppchen langsam in Bewegung. Wie jeden Montagabend wollen sie durch die Magdeburger Innenstadt ziehen und lautstark die Menschen auf die sozialen Missstände in Deutschland hinweisen. Viele Frauen und Männer haken sich dabei untereinander ein. Auch wenn andere Passanten uns belächeln. Das ist völlig egal, sagt Ines Hortsmann. Denn: O-Ton Ines Horstmann: Man ist füreinander da, man weiß, dass man nicht alleine ist. Länderreport-Magazin: Immer wieder montags ... gehen die Bürger auf die Straße 7.11.2011 Stuttgart 21, Montagsdemo Autorin: Uschi Götz Länge: 3'30 Min. Redaktion: Heidrun Wimmersberg / Julius Stucke ___________________________________________________________________ Anmoderation: Am 27. November werden die Bürger in Baden-Württemberg über das Bahnprojekt Stuttgart 21 abstimmen. Die grün-rote Landesregierung brachte den Volksentscheid formell auf den Weg. Fast zeitgleich zum Volksentscheid findet in der Stuttgarter Innenstadt die 100. Montagsdemonstration. Was zunächst mit einem Dutzend Menschen am Bahnhof begann, ist mittlerweile eine Bürgerbewegung geworden. In Stuttgart ist der Wutbürger beheimatet. Bis heute trifft man Hunderte Wutbürger jeden Montagabend bei der Montagsdemonstration. Uschi Götz war auf der 95. Demo: ___________________________________________________________________ _ O-TON(Mann): Wir spenden grundsätzlich gutes Geld, jeden Montag. A: Heute ist seine 95. Demo, gefehlt hat der Mann aus einem Stuttgarter Nachbarort nur wenige Male. Die Stuttgart21Gegner haben einen langen Atem. Das bescheinigen ihnen sogar die Projektbefürworter. Atmo: Demo unter Mod A: Der Widerstand ist teuer. Allein die Bühne samt Tontechnik vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof kostet jede Woche rund sieben Tausend Euro. Atmo: Sammler läuft hörbar mit Büchse durch die Menge. A: Sie werfen Münzen in die Büchsen der freiwilligen Helfer, auch Scheine. Das "Wir - Gefühl" zählt, sagt ein Mann, ein Mitstreiter ergänzt: O- TON(Mann): Es sind Freundschaften entstanden; es geht sogar noch weiter: es sind Menschen dabei ... hätte ich nie gedacht, dass ich, wo ich in Stuttgart geboren bin, 1941, alle Altersgruppen. Also nicht die Demonstrierer, die man sonst vermutet, sondern alle Altersgruppen. Es ist wunderschön. A: Einmal in der Woche gibt es kein unten und kein oben. Wer montags vor dem Hauptbahnhof steht, versteht sich wortlos. O- TON: (Frau) Es ist wirklich sehr interessant. Man lernt sehr nette Leute kennen... vom Professor, vom Doktor und es entstehen sozusagen Freundschaften A: "Es ist mittlerweile so, als würde sich eine große Familie treffen". Das ist immer wieder zu hören. Atmo: Zwei Frauen begrüßen sich A: Wer Zeit hat, kommt schon ein bisschen früher: O- TON: (Mann und Frau reden gleichzeitig): Das geht 18 Uhr los ... das ist so: wir trinken vorher immer ein schönes Bier ... genüsslich, weil, irgendwie muss man sich ja auch was gönnen ... A: Die Polizei sperrt indes die Straßen um den Hauptbahnhof. Punkt 18 Uhr geht's los: Reden, Beifall, Pfiffe, Appelle. Atmo: Ton aus Kundgebung(kurz) / Trillerpfeifen A: Nach einer Stunde ist Schluss am Hauptbahnhof. Lautstark machen sich die Demonstranten dann auf in Richtung Innenstadt: O- TON(Mann): Also zuerst machen wir den genehmigten Demozug zum Schlossplatz hoch, und dann geht es vielleicht noch weiter. Wenn nicht, dann gehen wir in unsere Weinstube und trinken ein Glas Wein. Vielleicht auch zwei. A: Die Wirte freuen sich, Pendler umfahren gesperrte Straßen, Linienbusse machen Umwege. Eine Stadt hat sich mit dem Widerstand arrangiert. Die Montagsdemo ist zum Happening geworden: O- TON(Frau) Wir kannten uns früher, hatten uns dann aus den Augen verloren und haben uns praktisch nach 20 Jahren auf einer der Montagsdemos wiedergefunden. A: Es gibt viel zu erzählen. Die Geschichten haben meist nichts mit dem Bahnhof, erst recht nicht mit dem Stuttgarter Bahnhof zu tun. O- TON(Mann): Ich bin seit 50 Jahren Bürger dieser Stadt. Ich bin kurz vor dem Mauerbau aus der früheren DDR geflohen, zehn Wochen vor dem Mauerbau und bin seitdem in Stuttgart, und es ist das erste Mal, dass ich auf der Straße bin. A: Einige der Demonstranten in Stuttgart haben die Montagsdemonstrationen in der früheren DDR erlebt. Eine Frau, mittleren Alters, aufgewachsen in der DDR, hat kein Problem mit der Bezeichnung: O- TON(Frau): Es ist montags, dann kann man Montagsdemo dazu sagen. Ob das Erinnerungen an die ehemalige DDR und die Montagsdemos dort bringt, das muss sich jeder selber fragen. Für mich ist das kein Problem. Atmo: Demo, Trillerpfeifen A: Egal, wie der Volksentscheid Ende November ausfällt, die meisten wollen sich weiterhin montags treffen. Der Widerstand in Stuttgart hat sich längst verselbständigt und endet meist auch nicht nach der Montagsdemo: O- TON(Frau): Dann sitzen wir in den Bahnhof rein und dann trinken wir nochmal ein schönes Bier. Und dann gehen wir schön genüsslich heim, und dann sind wir zufrieden. 1