COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Länderreport Die kleine Sprachgeschichte. Pfälzisch Oder : Warum die da so anders sprechen. Autor Matthias Kußmann Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 20.01.2012 - 13.07 Uhr Länge 18?30? (mit Musik) 15?42? (ohne Musik) O-Töne Gerd Runck, Mundartautor Chako Habekost, Kabarettist Dr. Helmut Kohl, Legende Dr. Georg Drenda, Sprachwissenschaftler Zitator: Oliver Grimm Moderation Ja wie jetzt? Da sind wir für unsre ?Kleine Sprachgeschichte" kreuz und quer in Rheinland-Pfalz unterwegs, ?babbeln" und lauschen und bringen allerlei klangvolle Funde mit - und dann sagt uns ein Mainzer Sprachgelehrter lakonisch: ?Pfälzisch gibt es nicht". Sondern nur lauter Unterarten, West- und Ost- und Süd- und Nord-Pfälzisch, zum Beispiel. Und dann auch noch das Kurpfälzische, aber das spreche man in Baden. In Baden! Große Verwirrung. Bei uns. Die gute, alte, bodenständige Pfalz - ein zersplittert Sprachenland? Was ist da los? Wir baten Matthias Kußmann, mal nach dem Rechten zu sehn. Na, die Geschichte fängt ja gut an. -folgt Scrip Beitrag- Script Beitrag T 02: Runck (G2): Du Bolzeschorsch, du Bambelgrät, du Zimberliss, du Zwerchathlet! Du Rieweschees, du Ratschmannschee, du Schlaierail, du Schusskallee! Du Gnottelgees, du Gnewwersack, ehr Lottl unn ehr Lumpepack! Ehr elend Gsocks, ehr Eierkepp, ehr Drehschwänz unn ehr Durmeldepp! - Draus losst sich schunn vermuhre: en Pälzer sachts im Guhre. (30??) Autor: Ja, wie man hört, sagt´s der Pfälzer gern im Guten, und ausführlich auch. Der Mundartautor Gerd Runck war das, wir hören noch von ihm. Die Tirade, die er eben gelesen hat, heißt übrigens ?Herzlich willkommen? ? dies nur als Warnung für alle, die gern mal die Pfalz besuchen wollen. Es geht da schon ein wenig rustikal zu ? hart, aber herzlich, sozusagen. Das bestätigt auch das riesige ?Pfälzer Wörterbuch?, an dem Sprachwissenschaftler satte 85 Jahre lang gewerkelt haben, und das eine riesige Zahl von Schimpfwörtern aufweist... T 03: Runck (G4a): Drum Du bringsch mich noch um. Unn ich saach da aach warum: Du babbelsch so dumm. (10??) T 04: Habekost (19?28): Der Pälzer an sisch? Also erschd mol: Die Art wie er rädd, is klar. Er hat ned unbedingt den größten Hang zu leisen Tönen, sagen wir mal. Also uff guud Deitsch gsagt: Der Pälzer schreid sogar, wenn er flüschdert? (15??) Autor: meint der Pfälzer Kabarettist Chako Habekost. T 05: Habekost (19?50): Dann würd ich schon sage, dass der Pälzer eher ein direkter, offener Mensch is, das ist glaub ich kein Klischee. Das wird uns auch immer wieder von Außergewärdische bestätischt, die doohocke unn denke: ?Ach Gott, was wolle die alle vunn mir, die wolle doch alle was?? ? Nein, die wolle alle einfach nur so sei, wie se sinn! (15??) Autor: Dazu gehört auch kräftig essen und trinken ? letzteres bei Weinfesten gern klischeegemäß aus dem ?Dubbeglas?, einem Halblitertrumm, in das schön viel Wein passt? T 06: Habekost (8?10): Prinzipiell stimme alle Klischees nicht, außer wenn ma se sieht und saacht: ?Ach, guckamol doo, des is genau, wie ich gedenkt hab!? Also natürlich stimmt schon, dass der Pfälzer an sich den Wein in etwas größeren Mengen trinkt? Autor: ? also doch. T 07: Habekost (weiter): Aber auch da gibt´s eine Gegenbewegung. Also es is net so, dass mir nur aus 0,5-Liter-Blumevase trinke, die irgendwelche Vertiefunge hawwe, die ma ?Dubbe? nennt. Es is auch eine Bestrebung da, dass der Pälzer Wein inzwischen weg is vunn diesem Image des Massenweins und vom Glykol: Hängsch oimol kurz da Rüssl nei, unn schon bisch belämmert vunn demm, was do alles drin is? Nein, es gibt inzwischen auch in der Palz junge wilde Winzer, die sich richtisch Müh gebbe, die wochalang in ihrem Kella hocke und tüfteln, was do fürn Woi rauskommt? (45??) T 08: Runck (G5): Hätt en Pälzer mol kee Brout, herr er immer noch kee Nout. Herra awwa mool keen Wai, gäng er ai. Doch´s wär Zufall, falls da Fall wär, dass da Wai amool all all wär? (15???) T 09: Habekost (10?48): Wenn du als Pälzer gern freigiebig bisch, dann hockt so´n Außergewärdischa newwa dir, dann sagsch: ?Gunn Dooch, trinksch äna?? Dann hat er so ne Halbliter-Vase mit Woi vor sich stehn, da sacht dem sei Fraa: ?Pass auf, die wolln dich hier verarschen!? Dann trinkt der einen, hat noch einen vor sich stehn, noch einen dritten, und denkt: ?Ach Gott, sind die Pfälzer freigiebig hier!? In Wirklichkeit ist das vielleicht aber nur eine Art von Menschenversuch, was wir da machen. Weil: Es ist total lustig zu sehn, wie Außergewärdische auf diesen Alkohol reagiern. Uns wird das glücklicherweise immer noch als Freigiebigkeit ausgelegt ? aber mir beobachte ganz genau, wie Leut auf unsern Alkohol reagiern ? (40??) Autor: Kein geringerer als Helmut Kohl ? also ein Insider ? schrieb vor über 50 Jahren in seiner Dissertation: T 10: Zitator: Die Pfalz beheimatet einen fröhlichen und weltoffenen Menschenschlag, der viel Sinn für gesellschaftliches Zusammenleben und die Freuden der Zeit hat und dem dogmatischen Denken abgeneigt ist. Neben einem ausgeprägten Sinn für Toleranz besteht jedoch häufig ein allzu starkes und unangenehmes Selbstgefühl. Autor: Jaja, der Kohl? Hat´s damals schon gewusst. Man achte auf den Schluss, oder besser, den Chluss: T 11: Zitator: ? besteht jedoch häufig ein allzu starkes und unangenehmes Selbstgefühl. T 12: Habekost (1?01): Das Positive stimmt natürlich alles, ist ja klar. Fröhlich, weltoffen usw., dem Dogmatismus relativ abgeneigt? Wobei ma natürlich net verschweigen darf: Leider gibt?s auch bei uns im ?Gelobten Land? Neonazis, awwa des krieg ma schon noch geregelt. (?) Ich tendiere immer dazu zu sagen: Der Pälzer schwankt zwischen zwei Extremen. Das eine Extrem ist, dass man sein Licht unter´s Äffl stellt, also unter den Scheffel stellt und denkt: ?Ach Gott, mir sinn ned bedeutend, mir sinn ned groß genug, mir hann no ned mol a eignes Bundesland, miss ma uns zammeraufe mit denne Rheinländer!? (?) Ach, dass ma so bissl pienzt, wie ma Pälzisch sagt, also bissl jammert. (35??) Autor: Das ist das eine Extrem. Und das andre: T 13: Habekost (weiter): Uff da annara Seit schon ein stark ausgeprägter Hang zur Hybris: also dass mir die tollschde, die superschde, die allerschdärkschde sinn, vor alle Dinge, wenn die annere ned doo sinn? (?) Ich kämpf dafür, dass die Pälzer ?selbst-bewusstlos? wärre. Das heißt, dass ma ned dauernd driwwer noochdenge muss, wer ma is, was ma is ? sondern äfach des is, was ma is. Die Schwaben und die Bayern ham da weniger Schwierigkeite, die sind einfach so, wie se sinn, die rede sogar [fällt ins Schwäbische:] in der Öffentlichkeit soo, [wieder normal:] und kee Sau nimmt dror Ooschdooß. Bei uns denkt jeda sofort, mir hawwa n Schbroochfehla. (30??) Autor: Zu viel Selbstgefühl oder zu wenig ? fragen wir den Großen Vorsitzenden selbst, was er heute dazu meint: T 14: Kohl (P11/36?30): [Wütend:] Das ist so ne Journalistenfrage, wo ihr den lokalen Kram da aufmacht! Autor: Wie, ?lokaler Kram?? Sie fanden die Pfalz und die Provinz doch immer toll! T 15: Kohl (P11/5?06): Wer mit dieser Ortsangabe verbindet, dass dies provinziell ist, der verchteht halt wieder nichts von der Pfalz! Autor: Ah ja. T 16: Kohl (P11/11?11): Und mitten in Deutchland sein kann man nur, wenn man im größeren Vaterland auch die kleinere Einheit seiner Heimat ehrt. Autor: Ja ja? T 17: Kohl (weiter): Und wenn man das gelegentlich beim Dialekt chpürt, dann braucht man keine Komplexe zu haben. Der unsere ist unserer, andere haben einen anderen Dialekt ? und da wollen wir´s dabei belassen. Autor: Verchtehe. T 18: Kohl (P11/34?02): ? und dann werden wir einen richtigen draufmachen! Das ist unsre Art: Erst wird gearbeitet, dann wird gefeiert und dann arbeiten wir wieder. Autor: Äh? Was?!? T 19: Kohl (P11/45?25): Wer keine Feste feiern kann, der kann auch nicht schaffen, das ist eine wichtige und alte Lebenserfahrung! Autor: ?Die Pälzisch Weltgeschicht? heißt das Stück ? und seltsamerweise kommt diese Weltgeschichte ganz ohne Worte aus. Dazu passt, dass es ?die? pfälzische Sprache nicht gibt ? zumindest aus Sicht der Sprachwissenschaft. Pfälzisch ist nur ein Sammelbegriff für verschiedene, mehr oder weniger ähnliche Dialekte. Dr. Georg Drenda von der Uni Mainz: T 20: Drenda (0?09): Die Sprachwissenschaftler unterscheiden zwischen den nordpfälzischen, westpfälzschen, südpfälzischen und den ostpfälzischen Dialekten. Sie sehen also allein aus dieser Einteilung, dass wir es doch mit einer Fülle von Dialekten zu tun haben. Und auch innerhalb dieser ?Dialektgroßräume? haben wir noch eine Feindifferenzierung. Also: Es ist völlig richtig davon zu sprechen, dass es ?den? pfälzischen Dialekt nicht gibt. (30??) Autor: Und dann ist da ja noch das Kurpfälzische, das rechts des Rheins gesprochen wird, vor allem zwischen Mannheim und Karlsruhe, also in Baden. Aber das haben wir schon in einer früheren ?Kleinen Sprachgeschichte? belauscht. T 21: Habekost (14?04): Natürlich musch du einen Dialekt oder eine Sprache, eine Schbrooch, auch immer feschtmachen an Identität, Sprache hat immer was mit Identität zu tun. Wenn sich Leut als Pälzer begreife, dann rädden die Pälzisch, egal ob des jetzt so klingt oder so klingt. Natürlich gibt?s große, drastische Unnerschiede, auch mentolidädsmäßich, vun nem Pälzer aus em Hinnerwald unn zwische nem Pälzer, der da vorne, in der Ebene wohnt, zwische Rhoi unn Woi unn Schlote unn Exote. Natürlich. Der ääne is en Waldbewohner, der is froh, wenn er mol rauskummt. Unn der anna is froh, wenn er mol in da Wald neikummt. Aber was sie eint, was sie eint, [wird weinerlich:] ist diese kleine Identität der unterdrückten Pälzer, die nix zu saage hawwe, nix zu saage hawwe! Schu long nemehr in da Politik ? unn jetzt kriege se aa noch gsaacht, dass ihre Sprooch ned ä Sprooch is!!! So weit kummt´s schunn? (50??) Autor: Natürlich gibt es zwischen den verschiedenen Formen des Pfälzischen auch Ähnlichkeiten ? eine Art gemeinsamen Nenner: T 22: Drenda (9?56): Er ist dadurch gekennzeichnet, dass er wie das Niederdeutsche auch noch die Formen ?Pund? und ?Appl? hat, während sich nach Süden hin die Formen als ?Pfund? und als ?Apfel? präsentieren. (...) Ein Spruch für diese nicht verschobenen Laute in der Pfalz ist sehr weit verbreitet, und zwar lautet der: ?In der Palz geht der Parrer mit der Peif in die Kersch.? (30??) Autor: Zu Deutsch: ?In der Pfalz geht der Pfarrer mit der Pfeife in die Kirche?. ? Endlich eine Gemeinsamkeit. Doch die Unterschiede überwiegen. T 23: Drenda (0?56): Das Nordpfälzische zum Beispiel unterscheidet sich vom übrigen Pfälzischen durch das Wort ?haben?. Das Verb ?haben? wird im Nordpfälzischen als ?hunn? ausgesprochen. (?) Im restlichen Pfälzischen sagt man ?hann?, ?ich hann?. Das ist zum Beispiel so ein Kennwort, das die Nordpfalz von der übrigen Pfalz absetzt. Wenn Sie den Unterschied zwischen der Ostpfalz und Westpfalz machen wollen, da bietet sich an z.B. als Kennwort das Partizip von ?brechen?, also ?gebrochen?. Da heißt es in der Westpfalz ?gebroch?, er hat sich ?ein Bein gebroch?. Und in der Ostpfalz sagt man ?gebroche?. So haben wir also Merkmale, die spezifisch für die einzelnen Räume sind. (50??) Autor: Und wie kam es dazu, dass Wörter in der einen Region so, in der anderen ganz anders ausgesprochen werden? T 24: Drenda (1?55): Darauf gibt es keine Antwort. Das weiß man einfach nicht, das ist der Lauf der Sprachgeschichte. Man kann versuchen, Erklärungen zu finden: irgendwelche Grenzen politischer Art, territorialer Art im Mittelalter. Man kann versuchen, naturräumliche Grenzen zu finden, die es aber in der Pfalz nicht gibt. Naturräumliche Grenzen, die eine sprachliche Kommunikation behindern, das wären große Gebirge oder Moore usw. Das haben wir in der Pfalz nicht. Mit anderen Worten: Man weiß es nicht genau. Teilweise weiß man es gar nicht, warum dann plötzlich ein Umschlag stattfindet. (35??) Autor: Pfälzisch wird aber nicht nur in Rheinland-Pfalz, sondern auch in Teilen des Saarlands und Hessens gesprochen. T 25: Drenda (5?15): Historisch gesehen gehören diese Gebiete des Saarlands, also die östlichen Teile des Saarlands, territorial und politisch zur Pfalz, und da wird natürlich auch noch pfälzisch gesprochen (?), Bad Homburger Gegend usw. (15??) T 26: Habekost (4?37): Die Grenze zum Saarland ist glaub ich am drastischsten. (?) Hinter Kaiserslautern fängt dann langsam die Sprachverwicklung an, wo man denkt: ?Ha, wie räddn denn die do?? Da sagt man vielleicht zu einem aus Zweibrücken, der wirklich ganz nah an der Grenze wohnt, aber immer noch Pälzer ist: ?Sach mol, du räddsch faschd so wie so´n Saarländer!? Da musch uffbassa, weil dann kündigt der dir die pfälzische Gefolgschaft auf und dann stößt er dich aus. Pälzer wolle mit Saarländer nix am Hut hawwe: eine Art spielerische Feindschaft, die da hochgepusht wird. Die wird dann sofort aufgehoben, wenn man zamma uffm Betze hockt, beim FCK, beim 1. FC Kaiserslautern. Dann schreit man auch zusammen, weil die Saarländer henn jo gar koin annara Veroi. (?) Also müsse die praktisch, um gscheiten Fußball sehn zu wollen, zumindest Bundesligafußball, müsse se in die Palz kumme. (50??) Autor: Und wie sieht´s in Richtung Hessen, oder besser: Rheinhessen aus? T 27: Habekost (7?10): Die Rhoihesse, die sind so beleidigte Leberwürscht, die mol vergesse hawwe, dass se Pälzer ware. Ursprünglich warn die ja mal in der großen Palz zusammengefasst. Die haben sich dann abgegliedert, sozusagen. Jetzt wolle se halt aach dabei sei, guuda Woi mache unn so? Es is schwierig. Aber sie strengen sich an. Insofern: Mir hawwa nix gege die. (20??) Autor: Saarland, Rheinhessen ? das liegt nebenan. Aber dass auch am Niederrhein und sogar in den USA pälzisch gebabbelt wird, verwundert dann doch. Da trinkt man in Pennsylvania zum ?Hämbörgör? wahrscheinlich `n Schobbe Woi? T 28: Drenda (7?58): Pennsylvania: das sind Auswanderer aus der Pfalz, die dort gelandet sind, und das Pfälzische, ihre Heimatsprache, mitgenommen haben. Die konnten natürlich nicht Englisch, haben also dieses Pfälzisch gesprochen, diese Sprache wird dort bis heute gepflegt. Natürlich hat sie sich ganz anders entwickelt als das Pfälzische hier in Deutschland. (20??) T 29: Habekost (17?11): Pälzer sind eigentlich die Urmenschen, die ersten Menschen auf der Welt waren eigentlich Pälzer. Und zwar waren das der Adam unn sei Rippsche namens Eva. Die lebten in einem Garten namens Eden Koben. Dann ging von dort alles aus? (20??) Autor: Kleine Info für Nichtpälzer: Edenkoben ist ein Ort in der Pfalz. T 30: Habekost (17?30): Dann ham die Pälzer irgendwann mol das erste Hochhaus der Gechichte gebaut, das hamm sie benannt nach ihrer Lieblingstätigkeit: Das war der Turmbau zu Babbel. Dann sind sie, als Gott das Babbeln zu viel wurde, in alle Welt verstreut worden. Kee Wunna also, dass Sie heute noch in Pennsylvania Sprachfetzen hören, die mit Pälzisch in Zusammenhang gebracht werden können. Das hat aber was damit zu due, dass wir gewisse Wörter denne Amerikaner einfach gschenkt hawwe. (?). Ein Beispiel für diese ?Palatinisierung?, diese Einpfälzerung ist zum Beispiel das Wort ?sauber?. Daraus wird ?sauwa?. Genauso: Aus ?silber? wird ?silwa?. Und dieses ?silwa? ist von einem Exilpälzer mitgenommen worden ? und dort, in ?Pälzilwenie?, is es in die amerikanisch Hochschbrooch uffgenomme worre. ?Silver? is eigentlisch e pälzer Wort ? hamma denne gschenkt! So kummts. (50??) T 31: Drenda (8?30): Und zum Pfälzischen am Niederrhein ist so viel zu sagen: Das sind Auswanderer, die hatten vor, nach Amerika zu gehen, blieben dort aber hängen, das Geld ist ihnen ausgegangen. Sie sind also nicht weiter gekommen, zurück wollten sie auch nicht, also sind sie dort geblieben. Wir sind dort im niederdeutschen Raum, da wird Niederdeutsch gesprochen und das Pfälzische ist ein hochdeutscher Dialekt ? das fällt natürlich dort auf. Aber dieser Dialekt wird dort sehr stark abgebaut, weil es nur eine Sprachinsel ist und der Druck (...) ist da natürlich immens. (35??) T 32: Habekost (20?41): Die ?Palatinisierung?, also die ?Einpfälzerung? fremder Laute funktioniert natürlich nur deswege so gut, weil mir eine bestimmte Phonetik haben. Also mir dääde saage ?Phoneedick? ? is schunn e bissl dicker, unsre Phonetik, als onnere. Unn zwar is es der Klang von unsrer Schprooch: Unsre Schbrooch, die hatn Klong, wu singt unn bellt, so wie kee onnre uff da Welt, von Island bis Hongkong. En spezifisch härrlisch fette Klong! Wonn der uff deim Trommelfell zerschellt, machts diggidong! Weil der Klong is wie´n große fedde Gong im Gehörgang vumm King Kong. Diggidingdongdingdongdong? (35??) Autor: Nun gut, alles prima, ?diggidong? und so, beim Rap sind die Pfälzer ganz vorne mit dabei. Aber dann: zum Beispiel der Genitiv! Wir kennen das ja: Er verschwindet immer mehr aus der deutschen Alltagssprache. Stichwort: ?Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod?, Gott hab ihn selig. Und die Pälzer? Die wissen nicht mal, was das ist, ein Genitiv! T 33: Drenda (12?43): Ja, ähm, öhm, das ist nicht so einfach nachzuweisen, wann er verschwunden ist. Er ist auf jeden Fall im Dialekt nicht da. Es gibt einige Phänomene, die in den Dialekten nicht da sind, wobei da nicht nur das Pfälzische betroffen ist, sondern auch andere Dialekte. Zum Beispiel das Präteritum, das Imperfekt: ?Ich ging?, ?ich las? usw. Das wird alles im Pfälzischen mit dem Perfekt unterschrieben: ?Ich habe gelesen?, ?ich bin gegangen? usw. (30??) Autor: Und was ist der Ersatz für den nicht vorhandenen Genitiv? T 34: Drenda (13?17): Ja, das ist dann der Dativ, nicht? Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Also das heißt dann (?) nicht ?des Vaters Haus?, sondern ?dem Vater sein Haus?? (10??) Autor: Aber das findet Chako Habekost nicht umständlich an den Pfälzern, sondern im Gegenteil sehr clever: T 35: Habekost (18?52): ? weil die prinzipiell die Besitzverhältnisse ganz anders regeln. Eine Volksgruppe, wo das Schobbeglas Gemeinschaftseigentum ist: Die braucht kein Genitiv, da sind die Besitzverhältnisse dermaßen annerscht geregelt. Geht viel schneller: ?Dem seiner, ihr seiner, moiner? ? ferddisch. (15??) Autor: Darum ist auch nicht ?des Pfälzers Land? so schön, sondern schlicht und einfach: ?dem Pälzer sei Lond.? T 36: Runck (G3): Was heeßt do ?es langt jetzt?? Ich heb jo erscht sechs Schoppe. Soll ich verdurschde?! T 37: Kohl (P11/11,30): ? und da wollen wir´s dabei belassen. (Starker Applaus.) -Ende Beitrag- 0