DEUTSCHLANDFUNK Sendung: Hörspiel/Hintergrund Kultur Dienstag, 01.03.2011 Redaktion: Karin Beindorff 19.15 ? 20.00 Uhr Die Macht der Musik oder: Die Musik der Macht Das russische Alexandrow-Ensemble Von Elke Windisch URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. ? Deutschlandradio - Unkorrigiertes Manuskript - Musik CD ?Steh auf Du großes Land zum Heiligen Krieg? Konzertmitschnitt 2010 (kleiner Chor) Autorin: ?Steh auf du großes Land. Steh auf zum Kampf auf Leben und Tod. Steh auf zum Heiligen Krieg?. Auch der ganze Saal steht auf, wo immer in Russland dieses Lied erklingt. Das Lied der Lieder. Komponiert und arrangiert hat es Alexander Alexandrow. Der Gründervater des Tanz- und Gesangsensembles der russischen Armee. Moskaus singende Waffe. Geschmiedet im Zweiten Weltkrieg, der in Russland ?Großer Vaterländischer Krieg? heißt. Veteranen behaupten, dieses Lied hätte ihnen mehr geholfen als die hundert Gramm Wodka, die es vor jedem Angriff gab. Ansage: Die Macht der Musik oder: Die Musik der Macht Das russische Alexandrow-Ensemble Ein Feature von Elke Windisch Autorin: Heute steht bereits die fünfte Generation von Sängern auf der Bühne. Und sie feiern noch immer vor allem mit diesem Lied Triumphe. Von Kaliningrad bis Kamtschatka. Vor Soldaten und Zivilisten. Im Vatikan und im NATO-Hauptquartier. Atmo: vor Haus Ensemble Autorin: Das Hauptquartier des Alexandrow-Ensembles: Cremefarbener Anstrich, ganze vier Etagen. Ein Anachronismus im heutigen Moskau, wo die Häuser immer höher in den Himmel wachsen. Auf dem Weg zum Gartenring braust heute der Verkehr zehnspurig. Doch hier herrscht Stille. Wie Ende der dreißiger Jahre, als das Alexandrow-Ensemble hier einzog. Atmo: Tür fällt ins Schloss; Schritte im Treppenhaus aufsteigend Autorin: Auch drinnen scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Schon im Treppenhaus kommt keiner an IHM vorbei. Alexander Alexandrow. Strenge Züge, die Augen beherrschen das schmale Gesicht. Das Porträt des Ensemble-Gründers im Stil des sozialistischen Realismus erstreckt sich über zwei Etagen. Atmo: Probe Autorin: In der dritten: Der Konzertsaal. Dort proben täglich ab elf Uhr Chor und Orchester. Gäste sind eher ungern gesehen. Die Proben sind weit entfernt von der gewünschten Perfektion und Perfektion gehört zu den Primärtugenden der Alexandrows. So will es der Mann am Dirigentenpult. Hager, längeres weißes Haar und seit vier Jahren Künstlerischer Leiter des Ensembles: Igor Rajewski Atmo: Probe O-Ton Russ. Rajewski Sprecher 1: Wir müssen vor allem die Traditionen bewahren und das ist nicht ganz einfach. Früher bestand das Ensemble aus über 300 Mann. Allein der Chor hatte 80 Sänger, jetzt sind es nur noch 45 - da muss man natürlich Anpassungen vornehmen, damit das nicht allzu sehr auffällt. Das darf man nicht merken. Und wir dürfen deswegen auch die Messlatte nicht tiefer anlegen. Atmo Probe Autorin: Schon 74 Jahre alt, gibt Rajewski auch bei den Proben immer noch alles. O-Ton Russ. Rajewski Sprecher 1: Ich bin ja selbst ein Kriegskind, 1937 geboren. Ich kann mich noch gut an die Luftangriffe auf Moskau erinnern und daran, wie wir ständig in den Bombenkeller rennen mussten. In unserer Nähe gab es fünf Rüstungsbetriebe. Ich sehe auch die Scheinwerfer noch vor mir, die die Bomber suchten und wie die dann abgeschossen wurden. Das hat sich meinem Gedächtnis, so klein ich auch war, für immer eingegraben. Und damals habe ich auch dieses Lied zum ersten Mal gehört. Atmo: Probe läuft weiter; Historische Aufnahme ?Heiliger Krieg? O-Ton Russ. Rajewski Sprecher 1 Jeder kannte es. Sie haben es immer wieder im Radio gespielt. Sogar im Fernsehen. Das gab es da schon, aber die Bildschirme waren so klein, dass man eine Lupe brauchte. Und nur wenige Familien hatten so ein Gerät. Es erklang auch immer zu den Meldungen von der Front. Atmo: Historische Aufnahme Heiliger Krieg?, 1942, mit Originalton Frontmeldung Juri Lewitan O-Ton Russ. Rajewski Sprecher 1 Bei ?Heiliger Krieg? kommt natürlich immer eine tragische Stimmung auf. Und gleichzeitig Siegesgewissheit, das Lied bringt beides in wundervoller Weise zusammen. Dass der Krieg begann und wir dennoch siegen werden. Und den Feind vernichtend schlagen werden. Atmo: Zimmer Jewgeni. Alexandrow Autorin: Gleich neben dem Konzertsaal hat Alexandrow-Enkel Jewgeni sein Büro: Ein Bilderbuch-Russe: Untersetzte Statur, rundes Gesicht, hellblaue Kinderaugen. Er war drei Jahre alt beim deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941. O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Als der Krieg begann, wurde das gesamte Ensemble in das Haus der Roten Armee einquartiert, weil niemand wusste, was werden wird. Es herrschte das totale Chaos. Und als Alexandrow da beim Frühstück saß, gab ein Politoffizier ihm eine Zeitung mit einem Gedicht. ?Vielleicht können Sie daraus was machen?? Großvater hat alles stehen und liegen lassen ? Tee, Essen - und ist nach Haus gefahren. Noch am gleichen Abend ging?s los mit den Proben. Er hat das Ensemble zusammengerufen, in einen Klassenraum, hat Noten und Text verteilt ? Atmo Weißrussischer Bahnhof, Vorplatz: Autorin: Der Platz vor dem Weißrussischen Bahnhof in Moskau heute: Kioske aus Plastik und fliegende Händler mit Blumen und Bier, Fastfood und Krimskrams. Letzte Einkäufe vor der Reise in den Urlaub oder zu Verwandten werden hier getätigt, Gepäckträger, haben gut zu tun. 23. Juni 1941: vor 36 Stunden begann der Krieg, der Bahnhof war Gestellungsplatz. Hunderte Soldaten verabschiedeten sich hier von ihren Familien. Auf einer Bühne aus Holz: Das Alexandrow-Ensemble. Den Chor dirigierte Alexandrow selbst, das Orchester sein Ältester: Boris, der Onkel von Jewgeni Alexandrow. Atmo: Original-Version Heiliger Krieg (1941) O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Als sie fertig waren herrschte Grabesstille, hat Onkel Boris erzählt. Er und Großvater sahen sich an und beide glaubten an einen Reinfall. Dann brandete Beifall auf, die Soldaten schrien hurra und noch mal, noch mal. Sieben oder achtmal haben sie es gespielt. Und die Soldaten haben sich Text und Musik sofort eingeprägt und das Lied auf dem Weg an die Front gesungen. Damit begann der Triumphzug um die ganze Welt. Auch bei der NATO haben wir es vor kurzem gesungen? Und der Papst hatte es sich für das ?Konzert im Vatikan? ausdrücklich bestellt. Der Pole, der inzwischen gestorben ist. Atmo: Weißrussischer Bahnhof, Bahnsteig (Menschen, Ansage, abfahrender Zug) Autorin: Tot sind inzwischen auch die meisten Soldaten, die damals in die Züge stiegen. Züge, die von hier, vom Weißrussischen Bahnhof, auch heute noch stets nur in eine Richtung rollen können: Nach Westen, nach Wahrschau, Berlin, Paris. Schnellzüge, modern, komfortabel. Damals waren es Güterzüge, offene Wagen. Endstation: Smolensk. 400 km westlich von Moskau. Hier versuchte die Rote Armee im Juni 1941 eine neue Verteidigungslinie aufzubauen. Atmo: Smolensk Autorin: Smolensk: Heute eher beschaulich, im Krieg Schauplatz zweier Kesselschlachten, Partisanen-Hochburg und als westlichste Großstadt Russlands am längsten von der Wehrmacht besetzt: Zwei Jahre, zwei Monate, neun Tage. Atmo: Gebietsarchiv Smolensk Autorin: Akribisch dokumentiert im Gebietsarchiv. Es ist untergebracht in einem Wirtschaftsgebäude der Himmelfahrtskathedrale, dem Wahrzeichen von Smolensk. Auf einem Hügel hoch über dem Dnjepr. Bei manchen der hier aufbewahrten Dokumente kommen ihr noch immer die Tränen, sagt die Leiterin Nina Jemeljanowa O-Ton Russ. Jemeljanowa Sprecherin 1 Viele Bewohner hatten ihre Radios nicht abgeliefert und hörten heimlich die sowjetische Frontberichterstattung. Die Deutschen haben natürlich den Empfang gestört und auch versucht, die Radioapparate zu konfiszieren. Und wer beim Abhören des ?Feindsenders? erwischt wurde, wurde meist erschossen. Atmo: Gebietsarchiv Smolensk Autorin: Dennoch: Die Bewohner der besetzten Stadt kannten Alexandrows Lieder, sagt Nina Jemeljanowa. Viele hätten sie heimlich sogar gesungen. O-Ton Russ. Jemeljanowa Sprecherin 1 Was wäre ein Russe ohne seine Lieder. (lacht). Und solche, wie die über den Heiligen Krieg haben die Stimmung natürlich ungemein befeuert. Auch Katjuscha war hier sehr populär. Und dann natürlich alles, was mit unserem Gebiet hier zu tun hat. (Lacht) Smolensk ist überhaupt eine sehr musikalische und Musik liebende Gegend. Wir haben Dutzende Chöre und Ensembles Atmo: Haus der Offiziere, Probe, Chor singt sich ein: Heiliger Krieg Autorin: Eines dieser Ensemble nennt sich Bojewyje podrugi: Kampfgefährtinnen. Sein Programm besteht nur aus Liedern des Krieges. Eines Krieges, den jede der Sängerinnen auf den eigenen Schultern getragen hat: als Scharfschützin, Sanitäterin, Partisanin oder Bewohnerin der okkupierten Gebiete. Zwischen 15 und 18 der Veteraninnen kommen noch zu den Proben im Haus der Offiziere. Die jüngste ist 81, vielen tun die Knochen weh. Dennoch: Auf den Stock gestützt, aber kerzengerade stehen sie da in der dunklen blaugrünen Paradeuniform der Kriegsjahre. An der Brust mehrere Reihen von Orden. Singen heißt für sie leben, sagt die 40 Jahre jüngere Chorleiterin Nadeshda Agejenkowa O-Ton Russ. Agejenkowa Sprecherin 1 Im September vor dreißig Jahren haben wir angefangen. Nach der dritten Probe war klar, wer bleiben würde: fast 60. Die meisten blieben, solange sie konnten. Sie standen damals in drei Reihen auf der Bühne. Und wir sind uns auch schnell über das Repertoire einig geworden. Die Lieder des Krieges. Atmo: Probe Autorin: Sie hätten es auch mit Volksliedern versucht, sagt Frau Agenjenkowa. Aber daraus sei nichts geworden. Irgendwie fehlte dazu innerlich etwas. Die eigentliche Chefin des Veteraninnen-Chors ist Walentina Chilinskaja, 84, ehemalige Frontaufklärerin. Sie hat 1945 am Sturm auf den Berliner Reichstag teilgenommen und sich dort auch verewigt. O-Ton Russ. Chilinskaja Sprecherin 2 Es lebe der Sieg. Das haben sie nicht abgekratzt. Ich war kürzlich da, habe auf der Kuppel gestanden. Und erzählt, wie uns der Volkssturm aufhalten wollte. Fünfzehnjährige, denen haben wir dann all unser Brot gegeben. Mein Kommandeur wollte wissen, ob sie denn keine Angst vor uns hätten. Nein, haben sie gesagt. Wir wissen: Russische Soldaten töten nicht. Russische Soldaten töten wirklich nicht. Nicht mal die Soldaten des Feindes. Atmo: Chor Autorin: Mythen haben sich auf allen Seiten nicht nur um den Krieg gebildet, auch um die eigene Lebensgeschichte. Frontkämpferinnen wie Walentina Chilinskaja wurden zu Sowjetzeiten instruiert, wie und was zu erzählen war. Die tiefen Verletzungen und Traumata werden nicht zum Thema gemacht. Erst nach längerem Gespräch geben die Kampfgefährtinnen solche Erlebnisse preis. Schamvoll und verlegen. Walentina Agapowa, 81 O-Ton Russ. Agapowa Sprecherin 3 Meinen Vater haben die Faschisten erschossen, Mutter und uns sechs Kinder haben Partisanen ins befreite Gebiet geholt. Dort war ein Mädchen, so alt wie ich. ?Lass uns Schwestern werden?, hat sie gesagt. ?Ich habe niemanden mehr außer meinem Vater. Mit dem hab ich im Wald die Kühe gehütet als die Faschisten unsere Familie umgebracht haben. Zwanzig Menschen.? Nur ihr Vater und sie haben überlebt und sind zu den Partisanen gegangen. Atmo: Lied Rau rauschte der Brjansker Wald (CD mit Alexandrow-Ensemble ) Autorin: Walentina Agapowa ist im Nachbargebiet von Smolensk geboren. In Brjansk. Die dichten Wälder waren ein ideales Versteck für die Partisanen und sie inspirierten auch das Alexandrow-Ensemble. ? Rau rauschten Wälder von Brjansk, Begleitmusik zu Granaten, abgefeuert von Partisanen. Voll Hoffnung schleichen sie durchs Unterholz voran, des Sieges voll zurück. Es ist Walentina Agapowas Lieblingslied. Ihr Kummer: Ein Frauenchor kann es nicht singen. ATMO: Zimmer Schwedowa, Katze Autorin: So dicht wie die Wälder in Brjansk sind die bei Smolensk nicht. Dafür gibt es Sümpfe. Einer davon war das Rückzugsgebiet des Partisanen-Regiments von Soja Schwedowa. Früher war auch sie im Chor. Doch das Gehör macht mit 92 nicht mehr mit. Aber ihren Haushalt macht sie noch immer allein. Nur ihren Stock legt sie nicht mehr aus der Hand. Auch, wenn sie still am Tisch sitzt. Manchmal untermalt sie ihre Erzählungen damit. Ihr einzige Gesellschaft ist Sonja, die Katze. Ihr Mann, Lehrer wie sie, wurde schon kurz nach Kriegsbeginn eingezogen. O-Ton Russ. Schwedowa Sprecherin 2 Er war erst 25. Gleich in den ersten Tagen kam die Vermisstenmeldung. 35 Jahre habe ich auf ihn gewartet. Dass er klopft und er vor der Tür steht. Mit 57 habe ich dann noch einmal geheiratet. Hier, das ist sein Foto. Von meinem ersten Mann habe ich nicht mal ein Bild. Nur in der Seele. Autorin: Soja Schewdowa schloss sich der zurückweichenden Roten Armee als Sanitäterin an. Ihr Bataillon wurde nur hundert Kilometer weiter östlich in Wjasma von der deutschen Wehrmacht aufgerieben. O-Ton Russ. Schwedowa Sprecherin 2 Zwei Offiziere aus unserem Bataillon haben sich erschossen, die anderen ließen sich einfach gefangen nehmen. Es war schrecklich, einfach schrecklich. Und da wusste ich, dass ich weiter kämpfen werde. ATMO: Zimmer Schwedowa Autorin: Hinter der Front. Als Partisanin. Eine von über 30 000, die allein bei Smolensk dem Aggressor das Leben schwer machten. Elf Dörfer befreite Soja Schwedowas Regiment bis Anfang 1942. O-Ton Russ. Schwedowa Sprecherin 2 Dort gab es die Sowjetmacht wieder. Wir haben gemeinsam im Frühjahr die Felder bestellt. 1942! Sie haben richtig gehört: 1942! Wir haben Getreide gesät, Kartoffeln gepflanzt. Es gab wieder einen Dorfsowjet, die rote Fahne wehte. Und Zeitungen gab es auch, die haben sie abgeworfen. Funkkontakt hatten wir auch. Autorin: Den Apparat bediente ein Fünfzehnjähriger. O-Ton Russ. Schwedowa Sprecherin 2 Eigentlich hieß er Lazar Netschajewskí, in unserer Partisanengruppe aber immer nur Petka, der Wolf. Er hat die Funksprüche aufgefangen, dechiffriert und gleich vervielfältigt. Autorin: Die Texte der Kriegslieder kamen auch per Funk. O-Ton Russ. Schwedowa Sprecherin 2 Aber wir haben sie wenig gesungen. Wir hatten Angst, uns dadurch zu verraten, den Feind anzulocken. Wir waren zwar mehr als 4000 in unserem Partisanenregiment. Aber wir hatten uns in kleine Gruppen aufgeteilt. Mein Bataillon, das waren um die tausend Mann, aber davon waren nur 15-20 im Dorf. Atmo: Lied: Oj tumany (Historische Aufnahme, Schellack mit Spratzern) O-Ton Russ. Schwedowa Sprecherin 2 O Nebel, meine Nebel. O meine Wiesen, o meine Wälder. Die Partisanen ziehen aus in den Kampf? Das Lied haben wir später kennengelernt. Nicht gleich. Das Lied hat auch Petka der Wolf aufgezeichnet. Er hat es über Funk bekommen. Aus dem sowjetischen Hinterland. Und später haben wir sogar ein Radio bekommen. Da haben wir es auch gehört. .. Und auf der alten Straße nach Smolensk haben wir die ungebetenen Gäste empfangen. Ja, so war das damals Autorin: Auch der Veteranenchor hatte das Lied mal im Programm. Es greife die Sängerinnen aber zu sehr an, meint Chorleiterin Agejenkowa: und inzwischen seien es auch zu wenige. Es reiche kaum noch für die zweite Stimme, geschweige denn für die dritte. Atmo: Frauenchor, Walzer Autorin: Wann dieser Walzer aus dem Repertoire ganz gestrichen wird, ist daher abzusehen. Einer der größten Erfolge des Veteranenchors und des Alexandrow-Ensembles. Es geht um die Sehnsucht nach Frieden bei der Rast in einem herbstlichen Birkenwald, einem fremden, denn Premiere dieses Liedes war 1944, da hatte die Rote Armee die UdSSR-Grenze bereits überschritten. Atmo: Walzer: Original von Alexandrow Autorin: Es ist das Lieblingslied von Vera Kusmatschowa, 85. Gerade 17 Jahre alt, meldete sie sich Ende 1942 als Freiwillige an die Front. O-Ton Russ. Kusmatschowa Sprecherin 3 Nicht wegen patriotischer Gefühle, sondern, weil Freundinnen sich meldeten. Die wollte ich nicht verlieren. Ich bin mit zehn Jahren Waise geworden und bin im Kinderheim aufgewachsen. In Taschkent. 1935 sind meine Eltern aus Noworossijsk nach Zentralasien verbannt worden und dort gestorben. Autorin: Sie gehörten zu den ersten Opfern des stalinistischen Terrors. Trotzdem zog Vera Kusmatschowa nach extrem harter anderthalbjähriger Ausbildung in den Krieg. Ihre Einheit: Eine besondere Scharfschützenbrigade. Sie bestand nämlich nur aus Frauen. Stalins Flintenweiber hießen sie im Jargon der deutscher Landser. Von der Wehrmacht wurden sie besonders gefürchtet. 1944 wurde die Brigade aufgelöst, O-Ton Russ. Kusmatschowa Sprecherin 3 Die stellvertretende Brigade-Kommandeurin wurde zur Volksfeindin erklärt und direkt an der Front verhaftet. Unser Bataillon wurde zurück nach Smolensk geschickt, das wir kurz zuvor mit befreit hatten. Da haben wir dann Waffen und Munitionslager bewachen müssen. Atmo: Walzer auf dem Klavier, zart und lyrisch Autorin: Und die Liebe? Wie war das mit der Liebe im Krieg und darf eine Deutsche überhaupt nach Intimstem fragen? Vera Kusmatschowa antwortet ohne zu zögern: O-Ton Russ. Kusmatschowa Sprecherin 3 Liebe, nein, wie denn. Auch unsere Kommandeure waren Frauen. Von der Zugführerin bis zur Regimentskommandeurin. Die Liebe haben wir erst kennen gelernt, als andere schon mehrere Kinder hatten. Wir sind alle jungfräulich aus dem Krieg zurückgekommen. Atmo: Walzer auf dem Klavier, zart und lyrisch Autorin: Auch Igor Rajewski, der künstlerische Leiter des Alexandrow-Ensembles, mag Vera Kusamtschowas Lieblingslied sehr. Auf dem Klavier in seinem Büro spielt er dieses Lied auf seine Weise: Atmo: Rajewski spielt Walzer auf dem Klavier O-Ton Russ. Rajewski Sprecher 1 Diese Musik ist im Kampf geboren. Wir haben ja ständig irgendwo gekämpft. Im Fernen Osten und hier in Europa zuerst gegen die Finnen und dann gegen die Deutschen. So ist diese Musik entstanden. Ich würde sie sogar als grausam bezeichnen. Aber sie ist nicht nur grausam. Das funktioniert im Krieg nicht. Denn die Soldaten denken an ihre Lieben. An ihre Mütter, an ihre Frauen. Deshalb wurden auch lyrische Lieder gebraucht. Denn die wirken auf die Seele mehr als Heroismus. Autorin: Mit lyrischen Weisen eroberten Alexandrow und seine Truppe auch die Herzen deutscher Zuhörer. Beim legendären ?Konzert auf den Ruinen? 1946 auf dem Berliner Gendarmenmarkt. O-Ton Deutsch: Original-Ansage In enger Fühlungsnahme mit der Sowjetwirklichkeit, mit dem heldenmütigen Schaffen des Sowjetvolkes, das am Aufbau der kommunistischen Gesellschaft arbeitet, wendet das Alexandrow-Ensemble selbstverständlich der Popularisierung solcher Lieder große Aufmerksamkeit zu, die auf dem Leben der Sowjetarmee beruhen. Atmo: Gendarmenmarkt Autorin: Der Platz fasste damals 30 000 Menschen. Er war trotzdem schnell überfüllt und es kamen immer mehr. Atmo: Ansage, Beifall, Musik: Im schönsten Wiesengrunde mit Viktor Nikitin O-Ton deutsch Original-Ansage: ?Es singt der Verdiente Künstler der Republik: Viktor Nikitin.? Autorin: Recht ist immer das Recht der Sieger, Kunst ist es meistens auch. Doch die Alexandrows kamen nicht nur mit eigenem Liedgut. Auch mit Volksweisen der Besiegten. Von Alexandrow bearbeitet, wurden sie ein Hit bei Wunschkonzerten. Und ihre Langspielplatte der DDR-Plattenfirma Amiga ein Bestseller. Atmo: Im schönsten Wiesengrunde. Liedende: ?Das ist mein letztes Leiden, mein letzter Gang? Autorin: Auch für Alexander Alexandrow. Am Tag nach dem Konzert starb er an Herzversagen. Sein ältester Sohn Boris übernahm die Leitung des Ensembles, bis zu seinem Tod 1994. Und es blieb eine singende Waffe. Eine Waffe diesmal im Kalten Krieg. Die Arrangements wurden umgeschrieben, die Lieder härter, metallischer. Mehr Blech, mehr Bläser, mehr Chor. Lyrik und Belcanto passten nicht zum Casus belli, für den sich beide Blöcke rüsteten. Atmo: Ach ihr Wege mit Winogradow (CD ) Autorin: Star-Tenöre verließen daher das Ensemble: Viktor Nikitin und Georgi Winogradow. Beide traten im Krieg in den vordersten Stellungen auf. Deutsche Artillerie soll dann eine Feuerpause eingelegt haben, heißt es. Vor allem bei dem Lied: ?Ach ihr Wege?. Komponiert wurde es 1942, der Weg zum Sieg war da noch weit. Im Sommer voller Staub, im Winter voll Nebel. ?Ach ihr Wege? beginnt wie ein Volkslied und endet wie ein Choral. Zufall? Jewgeni Alexandrow. O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Wissen Sie, Musiker merken sofort, dass in allen Liedern von Alexandrow ein bisschen Kirche und ein bisschen Volkslied stecken. Auch in der Hymne und im ?Heiligen Krieg?. ATMO: Erlöserkirche Moskau Autorin: Also kein Zufall. Alexander Alexandrow, bis zum Ende der atheistischen Sowjetunion 1991 Übervater der Staatsmusik, war ?. Kirchenmusiker. Seine letzte Arbeits-Stelle: die Moskauer Erlöserkirche. 1935 war sie unter Stalin gesprengt worden. Nach dem Ende der Sowjetunion wurde sie originalgetreu wieder aufgebaut und 2000 neu geweiht. Kirchen- und Volksmusik sagt Jewgeni Alexandrow, habe sein Großvater quasi mit der Muttermilch aufgesogen. Atmo: Zimmer Alexandrow O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Er ist in einer rein bäuerlichen Familie geboren. In Plachino, einem Dorf bei Rjasan. Einen Kilometer von der Kirche entfernt, wo seine Eltern als Dienstboten arbeiteten. Das Dorf war ein singendes. Wegen der großen Familien, sieben acht Kinder, da bietet sich Singen geradezu an. Vor allem dann, wenn man oft nichts zu fressen hat. Einer aus dem Dorf hatte es in Petersburg bis zum Solisten gebracht und der hat ihn entdeckt... Schon als Dreikäsehoch konnte er Kirchenlieder wie Gassenhauer fehlerfrei nachsingen. Sein Vater hat begriffen, dass so eine Chance nicht wiederkommt und hat ihn ziehen lassen. Seine Mutter war dagegen. Weil er noch so klein war. Vier, höchstens fünf. Atmo: Traurige Musik Autorin: 1888 kam Alexandrow nach Petersburg, besuchte eine Kirchenmusikschule, später das Konservatorium. Bis zur Revolution 1917 machte er als Kirchenmusikdirektor Karriere und komponierte sakrale Musik. Sie ging 1918 im Bürgerkrieg für immer verloren. Dennoch trugen Kulturfunktionäre ausgerechnet dem Kirchenmusiker Alexandrow die Leitung eines Soldatenchors an - vielleicht weil die Kirche den Kommunisten mit Massenspektakel und Mission um fast zweitausend Jahre Erfahrung voraus ist. Aus dem Soldatenchor ? ganze zwölf Mann ? ging das Tanz- und Gesangsensemble der Roten Armee hervor. Seine größten Erfolge wurden Lieder des Bürgerkriegs wie ?Feldchen, mein Feldchen?. Von Alexandrow polyphon wie ein Choral arrangiert. Denn auf der Bühne standen inzwischen mehr Sänger als in der Kirche: Über 300. Atmo: Musik O-Ton Russ. Alexandrow O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Er wollte das Ensemble erst gar nicht leiten. Er sei kein Militär. Dann hat er doch ja gesagt, weil Kirchenmusik 1928 ? das Ensemble gab sein erstes Konzert am 12. Oktober - keine Zukunft mehr hatte. Autorin: Alexandrow arrangierte sich auch mit Stalin. Der hörte das Ensemble 1933 zum ersten Mal, erkannte sein Potenzial sofort, und sorgte dafür, dass es fortan bei allen Regierungskonzerten auftrat und übernahm höchstselbst den Feinschliff der Partituren. O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Einmal, so hat das meine Großmutter erzählt, hat er mitten in der Nacht angerufen. Da stand natürlich alles Kopf. Großvater schlief schon und rannte in Unterwäsche ans Telefon. Stalin hatte gerade Kalinka gehört, und wollte, dass das Ensemble es beim nächsten Konzert bringt. Stalin hat auch dafür gesorgt, dass dem Ensemble eine Gruppe von Volksinstrumenten angegliedert wurde, die es früher nicht gab. Und wenn der Saal dann raste bei einem neuen Lied, saß er da, rauchte seine Pfeife und freute sich. Er hielt auf Großvater überhaupt sehr große Stücke. Stalin hatte ja auch eine geistliche Ausbildung. Sie waren also in dieser Hinsicht irgendwie verwandte Seelen. Autorin: 1939 schenkte der Diktator Alexandrow sogar eine Wohnung im ?Haus an der Uferpromenade?. Mit Blick auf dem Kreml, am andern Ufer der Moskwa. Es ist ein massiger, verschachtelter Bau mit mehreren Innenhöfen, zwischen 1928-1931 als Haus der Regierung gebaut. Mit standardisierten Wohnungen für jede Kaste der Hierarchie. Die einzige Gemeinsamkeit: Extrem kleine Küchen. Essen lieferte der Kreml, standardisiert und ebenfalls nach Rang. Heute ist das Gebäude cremefarben gestrichen, nun mit einem Mercedes-Stern auf dem Dach, wirkt der Bau noch immer wie einer Kreuzung aus Kloster und Knast. Atmo: Museum Autorin: Viele der damaligen Bewohner endeten in den Gulags. Vor allem ihnen ist das kleine Museum gewidmet, das heutige Bewohner hier 1998 eröffneten. Familie Alexandrow hat dazu auch einiges beigesteuert: Schriftstücke, Fotos, Noten. Vergilbte Dokumente, die Museumsleiterin Olga Trifonowa in einem abgegriffenen braunen Ordner aus Pappe verwahrt. Denn Alexandrow komponierte hier im ?Haus an der Uferpromenade? den Heiligen Krieg und die Hymne der Sowjetunion. Putin ließ sie 2000 zur Hymne Russlands recyceln. Diese Musik sollte die Nation zusammenrücken lassen, hat deren Spaltung aber eher vertieft, sagt Museumsleiterin Trifonowa O-Ton Russ. Trifonowa Sprecherin 2 Ich hätte das anders entschieden. Diese Hymne ist mit sehr schweren Zeiten verbunden. Mit einer anderen Epoche. Ich meine, wir leben jetzt doch in einem anderen Land. Und da müssen wir auch eine andere Hymne haben. Den Text hätte man ändern müssen. Von Grund auf. Man hat ihn aber nur ein ganz klein bisschen umgeschrieben. Eigentlich ist es der alte geblieben. ATMO: Hymne bei Eröffnung der Militärparade auf dem Roten Platz Autorin: ?Man? hat sie umgeschrieben, sagt Frau Trifonowa, man ist Sergej Michalkow. Er schrieb den Text 1944 für Stalin, tilgte dessen Andenken, als er ihn 1977 für Breschnew umschrieb und machte ihn ? inzwischen über neunzig ? im Jahr 2000 auch für Putin hymnentauglich. Atmo: Hymne CD (Orchester-Version) O-Ton Russ. Trifonowa Sprecherin 2 Die Musik ist natürlich sehr schön. Das ist Musik, die aus der Seele des Menschen kommt. Majestätisch. Wie ein Schiff, das die Wellen der Ozeane zerteilt Atmo: Hymne CD Autorin: Stalins Worte, sagt Alexandrow-Enkel Jewgeni. Der Generalissimus habe nicht nur den Text redigiert. Auch die Partitur. Alexandrow hatte die Melodie schon 1938/39 als Lied für die Partei der Bolschewiki komponiert. O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Als das Ensemble sie zum ersten Mal spielte, wollte Stalin eine Wiederholung. Aber langsamer, feierlicher. Majestätischer? Atmo: Hymne O-Ton Russ. Alexandrow Sprecher 2 Und als das Ensemble das Lied dann so spielte, war er tief beeindruckt. 1942 wurde dann ein Wettbewerb für die Hymne der Sowjetunion ausgelobt. Da haben viele Komponisten mitgemacht. Das Ensemble hat alle Versionen gespielt. Das Politbüro und Stalin haben sich dann aber für die Melodie Alexandrows entschieden. Atmo: Büro Malew, Teetassen Autorin: Die Musik sei einfach unschlagbar gut, sagt Oberst Leonid Malew. Er ist seit 2002 der militärische Leiter und damit eigentliche Chef des Alexandrow-Ensembles O-Ton Russ. Malew Sprecher 3 Beim Gastspiel in Frankreich hat man uns extra gebeten, die Hymne ins Programm mit aufzunehmen. Die Melodie geht so sehr an Herz, das das Lied gar nicht als Hymne empfunden wird, sondern als Kunstwerk. Wie andere Nummern des Programms. Atmo: Russische Hymne mit Helmut Lotti (CD) O-Ton Russ. Malew Sprecher 3 Wir waren in Kanada, vor ein paar Jahren, zu einem Festival, an dem Künstler aus vielen Ländern teilnahmen. Aus Belgien der Sänger Helmut Lotti. Ein Lied sollte er mit uns singen. Wir haben ihn gefragt, welches? Und er sagt: Poljuschko (Feldchen) oder die russische Hymne. Atmo: Russische Hymne mit Helmut Lotti (CD) Autorin: Russlands Hymne mit Helmut Lotti - das war sogar den Alexandrows zu viel. Dennoch erfüllte sich Lotti seinen Herzenswunsch auf dem Roten Platz, allerdings mit einem anderen Soldatenchor. In Russland gibt es davon bereits mehrere Dutzend. Alle mit den Liedern des Alexandrow-Ensembles. Manche geben sich sogar für das Original aus. Atmo: Roter Platz, Glockenspiel, Besucher Autorin: Wieso hat ausgerechnet die Musik eines totalitären Regimes bis heute eine derartige Macht über die Menschen? Und wieso konnte ausgerechnet eine Diktatur künstlerische Leistungen hervorbringen, die in Russland bis heute Maßstäbe setzen? Und im Ausland Beifallsstürme wie das Bolschoi-Ballett auslösen? Der Historiker Wladislaw Kononow: O-Ton Russ. Kononow Sprecher 4 In Russland heißt der Zweite Weltkrieg nicht nur Großer Vaterländischer Krieg, er war es auch. Die Menschen haben nicht für Stalin, nicht für die Plankommission, für den KGB oder die Partei gekämpft. Sie haben für ihr Vaterland gekämpft... Und Alexandrows Musik hat sie zum Sieg inspiriert. Ich persönlich glaube, dass kaum, dass er das Lied vom Heiligen Krieg komponiert hatte, allen sofort klar wurde, wie der Krieg ausgehen wird. Atmo: Heiliger Krieg CD Autorin: Der Sieg im 2. Weltkrieg gegen das faschistische Deutschland ist nach wie vor der kleinste gemeinsamer Nenner für Gewinner und Verlierer des Systemwechsels. Wie steht es in Russland um das, was man in Deutschland so gerne als ?Aufarbeitung der Geschichte? bezeichnet? O-Ton Russ. Kononow Sprecher 4 Die meisten Historiker hier ? ich nicht ausgenommen - tun sich schwer mit Stalin. Haben Sie sich mal überbelegt, warum bisher kein ernstzunehmender Historiker sich an eine umfassende Stalin-Biografie gewagt hat? Was hat das zu bedeuteten? Natürlich war er eine komplizierte, vielschichtige Figur. Und das gesamte Massiv an Dokumenten, das man für ein objektives Bild braucht, steht bis heute nicht zur Verfügung. Viele Akten sind nach wie vor gesperrt. Vor allem aber: Mit Schwarzweißmalerei kommt man auch bei Stalin nicht weiter. Hier gibt es sehr viele Grautöne und Schattierungen. Autorin: Bürgerrechtler und die liberale Opposition sehen das anders, haben ein anderes, weit kritischeres Bild Stalins. Doch über Alexandrows Musik den Stab zu brechen, weil sie in der Stalin-Zeit entstand und der Komponist sich vor den Karren des Diktators spannen ließ, kommt selbst für sie nicht in Frage. Museumsdirektorin Trifonowa: O-Ton Russ. Trifonowa Sprecherin 2 Man kann ja auch nicht entscheiden, ob man Schuberts Serenaden spielt oder nicht. Sie sind da und werden immer leben. Autorin: Historiker Wladislaw Kononow O-Ton Russ. Kononow Sprecher 4 Kunst ist irgendwie wie Atomenergie. Sie kann zu friedlichen und zu militärischen Zwecken genutzt werden. Autorin: Und sei damit an sich weder gut noch böse. Entscheidend, meint Kononow, sei, was die Menschen aus Kunst machen, wie die jeweilige Macht sie den Massen verkauft. Wie verkauft das Alexandrow-Ensemble sie den Massen? Den Russen und dem Rest der Welt? Ensemble-Chef Oberst Leonid Malew: O-Ton Russ. Malew Sprecher 3 Wir sind Träger russischer Kultur. Wir singen und spielen vor allem für unsere Menschen, für unsere Soldaten. Wir treten natürlich viel im Ausland auf und vertreten dort unsere Kultur. Wir sind dazu berufen, unsere Armee zu feiern, unser Land. Und ich glaube, dass gelingt uns derzeit auch sehr gut. Der Beifall, den wir im Ausland einheimsen, gilt nicht nur uns. Er gilt unserer Armee unserem Land: Deshalb sind wir zum Sieg verdammt. Zum Erfolg. Wir müssen mit unseren Liedern ? unserer Waffe - eure Herzen gewinnen. Autorin: Und wie kommt das Ensemble damit zurecht, dass es Musik einer Macht ist, die im Ausland durchaus kritisch gesehen wird? O-Ton Russ. Malew Sprecher 3 Die Macht ist wie eine Rasierklinge. Dumme schneiden sich mit ihr in den Finger, Kluge scheren sich damit den Bart. So ist das. O-Ton Russ. Rajewski Sprecher 1 Wissen Sie, es gab viele Versuche, uns von unserem Werg abzubringen, uns Estrade aufs Auge zu drücken, uns fernsehtauglich zu machen und für die heutige Massenkultur zu verramschen. Und nicht nur uns, auch andere Kollektive, die sich rein russischer Kultur verpflichtet fühlen. Aber wir haben dem widerstanden, setzen wie gehabt auf Patriotismus und in diese Nische hat bisher niemand eindringen können. Und die werden wir weiter halten und verteidigen. Atmo: Alter Arbat Autorin: Eine Nische? Bei Straßenmusikern auf dem Alten Arbat ? Moskaus Flaniermeile - gehört Alexandrows Musik heute zum ständigen Repertoire wie das Ave Maria. Und das adelt die Lieder des Sieges, erhebt sie zur Klassik und zum Kulturerbe. Atmo: Moldawanka mit Alexandrow-Enemsble CD Absage: Die Macht der Musik oder: Die Musik der Macht Das russische Alexandrow-Ensemble Ein Feature von Elke Windisch Sie hörten eine Produktion des Deutschlandfunks 2011 Es sprachen: Heidrun Bartholomäus, Horst Hiemer, Ernst August Schepmann, Christiane Bruhn, Ilse Strambowski, Matthias Haase, Reinhard Firchow und Carmen-Maja Antoni Ton und Technik: Michael Morawietz und Hanna Steger Regie: Heide Schwochow Redaktion: Karin Beindorff 23