COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Claus Stephan Rehfeld Berlin, den 23.06.10 -Reportage & Hintergrund- MOD LR 28.06.2010 - 13.07 Uhr Script Ablaufplan M 01 ErkMu REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen MOD Auslese bei einem Spitzenjahrgang. Hamburg, die Bildung und einige Erkenntnisse. Am Mikrofon begrüßt Sie Claus Stephan Rehfeld. REGIE Musik kurz frei & unter Moderator weg MOD Hamburg, die Bildung und die Schulreform. Erst war es als das Vorzeige-, ja Prestigeprojekt der schwarz-grünen Landesregierung in den Schlagzeilen, dann bestimmten Nachrichten vom Widerstand gegen dieses Projekt die Nachrichten. Nun steht die Abstimmung der Bürger über die Inhalte der Schulreform in knapp drei Wochen an. Verena Herb bringt uns auf den letzten Stand der Dinge mit Details zur Reform und die Stimmung in der Hansestadt. LR-k Bildung HH / Herb - 3'39" AUT Der 18. Juli ist der Tag der Entscheidung: Denn dann stimmen Hamburgs Bürger über die Schulreform ab: Soll es beim alten Schulsystem bleiben? Vier Jahre Grundschule und die Eltern entscheiden weiterhin bereits nach Klasse vier, welche weiterführende Schule ihr Kind besuchen wird. Oder soll das Schulsystem grundlegend reformiert werden, wie es die Schwarz-Grüne Koalition vorhat? G 01 Atmo Schulhof AUT Eine Grundschule im Herzen Hamburgs. Hier gehen Schüler von der Klasse 1 bis zur Klasse 4 zur Schule. Noch. Denn eigentlich sollen nach den Sommerferien auch die Klassen fünf und sechs weiter miteinander lernen und die Kinder nicht, wie bislang, nach dem vierten Schuljahr getrennt werden. Primarschule heißt das Stichwort. E 01 (Junge) Ich finde das nicht so gut, weil dann ist man immer länger in der Schule und sieht man nie ne andere Schule richtig. (Mädchen) Ich find´s eigentlich toll, weil - man kennt die Lehrer schon... AUT Kleinere Klassen mit maximal 23 Schülern, Lehrer als Reformpädagogen, jahrgangsübergreifender Unterricht, Sitzenbleiben abschaffen, individualisiertes Lernen einführen. Letztendlich soll das dreigliedrige Schulsystem komplett abgeschafft werden. Ersetzt durch ein neues Zweisäulen-Modell. Das bedeutet: Nach der Primarschule, also nach der Klasse 6, wechseln die Kinder auf ein Gymnasium oder eine Stadtteilschule. In ihr werden alle bisherigen Schulformen vereinigt. Christa Goetsch, die Schulsenatorin der Grünen, erklärt: E 02 (Goetsch) Die Schule umfasst die Jahrgänge 7 - 13, also jede Stadtteilschule führt zum Abitur. Das ist ganz wichtig. In der Primarschule unterrichten ja Lehrer der Grundschule, der weiterführenden Gesamtschule und Gymnasien. AUT Das Reformpaket ist ein Kompromiss, der die ziemlich gegensätzlichen bildungspolitischen Ideale der beiden Koalitionspartner miteinander verbindet. Das eher elitäre Modell der Konservativen, die das Gymnasium stets für sakrosankt erklärten und auf die Einführung der sogenannten Stadtteilschulen drängten - trifft auf den egalitären Ansatz der Grünen, die "längeres gemeinsames Lernen" bis Klasse 9 favorisieren. Im Koalitionsvertrag bekamen beide Seiten ein bisschen: Die Grünen die Primarschule bis Klasse 6, die CDU die Stadtteilschule und das Gymnasium wird es auch weiter geben. Ole von Beust, der erste Bürgermeister der Stadt, setzt sich mit aller Vehemenz für das Reformvorhaben ein. E 03 (Beust) Die Art und Weise, wie wir in Deutschland, auch in Hamburg, Schulstruktur und Art der Schule machen, hält europäischen Standards nicht mehr stand. Und deshalb ist es nicht so gut, wie es ist. AUT Alle in der Bürgerschaft vertretenen Parteien CDU, GAL, SPD und die Linke stehen hinter der Schulreform, haben gar den "Hamburger Schulfrieden" geschlossen, der auf 10 Jahre garantieren soll, das Projekt entsprechend umzusetzen - sollten die Bürger für die Pläne stimmen. Der parteiübergreifende Parlamentskonsens ist eine Reaktion auf den Protest von vielen Hamburger Eltern, die durch die Initiative "Wir wollen lernen" repräsentiert werden und den Volksentscheid überhaupt erst auf den Weg gebracht haben. Viele Hamburger lehnen die sechsjährige Primarschule ab, fordern, die Gymnasien ab Klasse 5 so zu belassen und anstelle einer kompletten Veränderung der Schulstruktur lieber das Geld in die vorhandenen Schulformen zu investieren. Es ist unbestritten: Die Hamburger Bildungslandschaft wird durch die avisierte Reform zu einer Großbaustelle. Nicht nur inhaltlich-strukturell, sondern auch praktisch vor Ort. Grundschulen müssen plötzlich zwei weitere Jahrgänge unterbringen. Bei manchen Schulen werden Räume angebaut oder angemietet. Teilweise werden weiterführende Schulen mit Primarschulen zusammengelegt, sowohl Gymnasien als auch die neuen Stadtteilschulen. Welches Bildungssystem die Schüler nach den Sommerferien vorfinden werden - zur Zeit ist das ungewiss. Alles hängt ab vom Volksentscheid im Juli. -ENDE Herb- MOD Als Folge der Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre werden in diesem Sommer statt rund 7.000 etwa 14.000 Abiturienten die Hamburger Schulen verlassen. In einem beispiellosen Verdrängungswettbewerb strömen sie an die Hoch- und die Fachhochschule sowie in die Betriebe der Stadt. Doch weder die einen noch die anderen sind auf diesen Ansturm wirklich vorbereitet. Im Saarland hatte man 2009 ohne all zu große Probleme den ersten doppelten Abiturjahrgang aus den Schulen in die Unis und Betriebe geschleust. Doch Hamburg muss als erste Millionenmetropole seinen doppelten Abiturjahrgang in Ausbildung bringen. Und weil die Stadtstaaten traditionell auch viele Studenten aus den Flächenländern ausbilden, wird das zur ersten echten Nagelprobe für die kommenden Jahrgänge. Hamburg und das Doppelabitur. Sabine Eichhorst berichtet. LR-l Abschluß mit Auslese / Eichhorst -15'04" ATMO (Schule ...) Collagieren: E 1 (Moritz) Abitur lief sehr gut, insgesamt bin ich sehr zufrieden, und ich muss sagen, dass ich mich nicht überarbeitet habe. SPR Moritz, 19 Jahre, ein G9-er. E 2 (Frederic) Bei mir ist es erfreulich gelaufen, ich hab das alles recht gut mitgenommen, aber ich sehe es halt, dass es bei vielen Kollegen nicht so gut geklappt hat. (Elisabeth) Für mich nicht so erfreulich, ich bin ein bisschen enttäuscht von meinen Noten. SPR Frederic und Elisabeth: beide 18, beide G8-er. Was wie die Abkürzung einer Kampfgruppe klingt bedeutet: Abitur nach neun bzw. als Folge der Schulzeitverkürzung nach acht Jahren Gymnasium. ATMO (Schule ...) Kurze Brücke, Ausblende, Text drauf, Atmo weg. SPR Dienstagnachmittag. Draußen scheint die Sonne, drinnen sitzen Moritz, Philipp, Frederic, Falko und Elisabeth in einem leeren Klassenzimmer, auf dem Tisch Salzbrezeln und Apfelschorle. Die Klausuren liegen hinter, die mündlichen Abiturprüfungen noch vor ihnen. Und dann? E 4 (Moritz) Ich habe das erreicht, was ich erreichen wollte, und das wird auch für meinen Studienplatz reichen. SPR Moritz: groß, blond, lässig - und sehr entspannt. E 5 (Moritz) Dann gehe ich für ein Jahr nach Chile, weil ich meinen Zivildienst im Ausland machen möchte. Danach möchte ich Wirtschaftsingenieur studieren. E 6 (Philipp) Das Abitur ist halt nicht so gelaufen, wie ich es mir erhofft hatte, und ich möchte danach als Immobilienkaufmann tätig werden und bin jetzt am Bewerben. SPR Philipp: groß, kräftig, nicht so lässig, nicht so entspannt. E 7 (Philipp) Nach meinem Verständnis macht man 'ne Ausbildung ja nach der Mittleren Reife und der Entschluss, dass ich 'ne Ausbildung machen kann, kam auch eher spontan - weil ich komme auf 'nen Schnitt von 3,6. Das ist halt doch sehr weit unten. SPR 12.800 Abiturienten, 5.200 mehr als üblich, verlassen in diesem Sommer die Hamburger Schulen. Erfahrungsgemäß entscheiden sich 75 bis 85 Prozent für ein Studium - das wären 3.900 - 4.420 zusätzliche Studienanfänger. Hochschulsenatorin Herlind Gundelach. E 8 (Gundelach) Wir haben im Rahmen des Hochschulpakts I für das Jahr 2010 400 zusätzliche Studienplätze vorgesehen, und mit Blick auf den doppelten Abiturjahrgang haben wir jetzt noch mal mit den Hochschulen zusätzlich 800 Studienplätze vereinbart. So dass wir insgesamt 1.200 Studienplätze mehr haben, als wir für das Studienjahr 2009 hatten. SPR Natürlich weiß weder die Senatorin noch sonst jemand, wo die Abiturienten studieren wollen, noch wann sie anfangen, zum Wintersemester oder später. Allerdings hatte die Hamburger Schulbehörde bei ihrer Prognose die Schüler der beruflichen Gymnasien "vergessen" und musste die Absolventenzahl schließlich um 2.000 nach oben korrigieren. E 9 (Fischer) Spekulativ ist das schon, und das ist wirklich nicht einfach, weder für uns als Institution noch für die Abiturienten, ob man mit einer gewissen Verlässlichkeit eine Chance hat auf einen Studienplatz. SPR Holger Fischer ist Vizepräsident der Universität Hamburg und erzählt freundlich und erstaunlich gelassen, dass dort im vergangenen Jahr 38.000 Bewerbungen für 6.000 Plätze eingingen. Da die Stadt Hamburg auch Träger sieben weiterer Hochschulen ist, die sich die zusätzlich geschaffenen Studienplätze teilen, bleiben für seine Hochschule - die größte, immerhin - in diesem Jahr: 250. Reicht das? E 10 (Fischer) (seufzt) Vermutlich nicht. (lacht) Vermutlich wird das nicht reichen, aber in der Vorbereitungsphase haben wir immer darauf hingewiesen, dass durch den Hochschulpakt, der ja bundesweit geschlossen ist, im Prinzip genügend Studienplätze zur Verfügung stehen für die doppelten Abiturjahrgänge. Möglicherweise nicht in Hamburg, aber bundesweit gibt es genügend Plätze. SPR Der Hochschulpakt I half den Länder mit Unterstützung des Bundes zusätzliche Studienplätze zu schaffen. 1.376 waren das für Hamburg, sagt die Wissenschaftssenatorin. Wir haben mehr Studenten aufgenommen, als wir mussten, sagt der Hochschulvizepräsident. Ob die Qualität des Studiums darunter leide? Es gibt Einschränkungen, sagt der Vizepräsident. Gejammert wird immer, sagt die Senatorin. Sicher ist: In vielen Fächer wird der Numerus Clausus steigen. E 11 (Fischer) Es gibt einige, die exorbitant auffallen, dazu zählen Medien- und Kommunikationswissenschaften, die Psychologie ist so ein Fach, aber auch die BWL. Germanistik inzwischen auch, Lehrämter... - eigentlich wirklich flächendeckend. Ist letztlich egal, ob man dann die dreifache Bewerberzahl hat oder die zehnfache, wenn die Abiturnote schlechter ist als 2 oder 2,2 sind die Chancen doch schon relativ gering. ATMO (Schule ...) Collagieren: SPR Frederic möchte im Herbst an der European Business School, einer privaten Hochschule in Frankfurt und Wiesbaden Wirtschaftsrecht studieren. Die dafür nötige Abi-Note? E 12 (Frederic) Am besten (lacht) 'ne Eins und 'ne Null hinten dran. SPR 1,0 - 1,2 - 1,5 - 1,9: ein Einser-Abitur galt bislang immer als guter Start ins Leben. E 13 (Frederic) Besonders wo jetzt mehr Leute auf den Markt strömen, gibt es natürlich einen Verdrängungsfaktor. Und das ist natürlich auch sehr teuer, so ein Studium. Da muss man sich auch um ein Stipendium bemühen. Und von daher kann man, glaube ich, nie gut genug sein. SPR Selbst Moritz wirkt beim Thema Numerus Clausus nicht mehr so entspannt. E 14 (Moritz) Weil ich einen relativ guten Numerus Clausus für Wirtschaftsingenieur brauche. Wenn man die letzten Jahre betrachtet, sieht man, dass der echt nach oben geht, immer steiler. Und mir wurde auch angedeutet, als ich mir die Uni angeguckt haben, dass er dieses Jahr noch höher ist als letztes Jahr und nächstes Jahr noch höher sein wird, und da der jetzt schon im Einser-Bereich ist, ist da schon extremer Druck. SPR Philipp hat, wenn er nachmittags um fünf aus der Schule kam, Pizza ausgefahren, um Geld für seine Ausbildung zu verdienen -jetzt reicht seine Abi-Note nicht fürs Studium. Auch Falko geht erstmal nicht an die Uni. E 15 (Falko) Meine Note... - sie hätte besser sein können, sie ist jetzt irgendwo im Zweier-Bereich, wenn ich noch reinhaue. Ich habe mich entschlossen, erstmal ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen, weil mir die Orientierung ein bisschen fehlte. Ich habe den G8-Jahrgang gehabt und... - ich wüsste nicht, was ich jetzt studieren sollte. E 16 (Georgi) Ich fand es sehr bedenklich - ich kenne einige Schulinspektionsberichte, dass da ganz klar thematisiert worden ist: Sie bereiten ihre Absolventen nicht darauf vor, dass die ein Studium bewerkstelligen können. SPR Edda Georgi, stellvertretende Vorsitzende der Elternkammer Hamburg. E 17 (Georgi) Insgesamt zeigen auch die Rückmeldungen, dass viele Kinder genau das bemängeln: dass sie zu wenig Zeit hatten, um ihre Begabung zu entfalten. Dass sie zu wenig wissen: Wo sind meine Stärken? Wobei wir auch jetzt schon das Phänomen haben, dass 53 Prozent der Abiturienten nicht wissen, was sie studieren sollen, und 30 Prozent an der Uni vor Abschluss des Studiums scheitern. Und ich glaube nicht, dass man mit G8 die Studierfähigkeit in dieser Gruppe erhöht hat. SPR Gleichzeitig rät Hochschulvizepräsident Fischer zu Eile. E 18 (Fischer) Bewerbt euch bitte gleich in diesem Jahr noch, weil im nächsten und übernächsten Jahr kommen die großen Flächenländer, dann wird es wirklich kritisch. SPR 2011 Niedersachsen und Bayern. 2012 Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Bremen. Dann NRW und Hessen, 2016 noch Schleswig-Holstein. Und Hamburg bildet traditionell auch viele Studenten aus Flächenländern aus. E 19 (Frederic) Wenn man schon G8 macht (lacht), kann man auch gleich weitermachen. Ich hatte da nicht so viel Interesse, ein Jahr zu verschwenden. Und ich hoffe, dass das mit dem Studiengang klappt, den ich mir wünsche, Wirtschaftsrecht, denn da ist schon ein sehr starker Leistungsdruck, zumindest bei der Uni, die ich anstrebe, von daher muss man schon unter den Top-Leuten sitzen. E 20 (Elisabeth) Ich habe durch meine nicht so guten Abi-Noten meinen Einser- Durchschnitt leider vertan. Bin auch ziemlich traurig, aber andererseits habe ich meinen Studienplatz schon sicher. Ich studiere hier in Hamburg Modemanagement. SPR Modemanagement - ein Fach ohne Zulassungsbeschränkung. Doch auch Elisabeth ist "so drin", dass sie keine Pause will. E 21 (Elisabeth) Ja, habe ich überlegt, ob ich auch noch mal ein Jahr ins Ausland gehe, aber irgendwie kann ich auch gleich anfangen zu studieren. Der Studiengang geht über drei Jahre, dann bin ich 21, dann kann ich ja immer noch ein Jahr ins Ausland. ATMO (Schule ...) Kurze Brücke, Ausblende, Text drauf, Atmo weg. SPR 11,8 Millionen Euro hat Hamburg bislang in den Ausbau der Studienkapazitäten investiert, und bis 2014 sollen noch einmal 4.370 Studienplätze geschaffen werden. Dabei mangelt es nicht nur an Studienplätzen, sondern auch an bezahlbarem Wohnraum. Und wie sinnvoll ist es überhaupt, Professoren zu verpflichten und Hörsäle zu bauen, fragt das Zentrum für Hochschulentwicklung, wenn in wenigen Jahren wegen des demografischen Abwärtstrends geburtenschwache Jahrgänge nachrücken? E 22 (Mohaupt) In bestimmten Ländern wie Sachsen oder auch Mecklenburg- Vorpommern: Die können ihre Ausbildungsplätze schlicht und ergreifend nicht mehr besetzen. SPR Fin Mohaupt ist Leiter der Abteilung Aus- und Weiterbildung der Handelskammer Hamburg und versichert, für die Wirtschaft sei der doppelte Abiturjahrgang ein Segen. E 23 (Mohaupt) Ich bin selbst überrascht: Wir hatten auch gedacht, dass es noch ein bisschen länger dauert, gerade auch bis uns das hier in Hamburg betrifft, aber das scheint mir so, dass es doch viel früher einsetzt. Insofern: Eigentlich hätte man jetzt schon vorgesorgt haben müssen, spätestens jetzt muss man damit anfangen. SPR Ein Viertel der Hamburger Abiturienten eines Jahrgangs beginnt erfahrungsgemäß eine duale Ausbildung. Die Unternehmen schufen wegen des Doppeljahrgangs 1.000 zusätzliche Ausbildungsplätze. Die Resonanz? E 24 (Mohaupt) Ein bisschen suchen wir den Jahrgang, wir wissen nicht, wo der ist! E 25 (Saecker) Die Anzahl der Schulabgänger, die sich tatsächlich für eine Ausbildung interessieren, ist nicht in dem Maße eingetreten, wie wir das erwartet haben. SPR Matthias Saecker von der Hamburger Sparkasse will 25 zusätzliche Bankkaufleute ausbilden. Seine Bilanz wenige Wochen vor Ausbildungsbeginn: alle Plätze noch offen. E 26 (Keuchen) Aufgrund unserer Expansion suchen wir auch ein paar mehr, so dass wir gesagt haben: Das wäre natürlich klasse, weil wir uns denken, dass die Abiturienten natürlich auch ein bisschen älter sind, ein bisschen reifer und dementsprechend vielleicht auch schneller in Führung gehen können. Das ist für uns im Moment ein Knackpunkt: dass wir ein bisschen schneller Führungskräfte brauchen. SPR Uta Keuchen von der Drogeriekette Budnikowsky will zehn zusätzliche Einzelhandelskauffrauen ausbilden. Ihre Bilanz: sechs Bewerber eingestellt, darunter eine einzige G8-Abiturientin. E 27 (Mohaupt) Es gibt drei Szenarien: Das erste ist, dass diese Jugendlichen jetzt einfach 'ne längere Pause brauchen, Sommerferien machen und viel, viel zu spät, Anfang August auf der Matte stehen und dann doch noch in Ausbildung wollen. Zweitens gibt es sicherlich auch welche, die ein Karenz-Jahr brauchen und im nächsten Jahr dann hier auf der Matte stehen - wo sie dann mit dem Doppelabiturjahrgang in Niedersachsen zusammentreffen. Und die dritte Möglichkeit ist die, dass die einfach verschwunden bleiben. Wenn sie sich bundesweit verteilen, auf die vielen Bachelorstudiengänge, dass die... - ja: einfach verschwunden bleiben. Denn so ist es im Saarland und in Mecklenburg-Vorpommern passiert. SPR Die Befürchtung, viele Abiturienten verdrängen Realschüler und die wiederum die Hauptschüler und die seien die eigentlichen Verlierer der Schulzeitverkürzung hält Mohaupt für abwegig; kein Betrieb setze einen Abiturienten ins Lager, anstelle eines Hauptschülers. Doch, eine gewisse Verdrängung gäbe es, sagt Matthias Saecker von der Hamburger Sparkasse; aber er stelle sehr gern Realschüler ein, weil die nach der Ausbildung blieben und nicht studierten. Doch im Moment stellt sich das Problem gar nicht ... E 28 (Saecker) Wenn jemand am 31. Juli sich bei mir meldet und sagt: Ich lege Ihnen hier meine Zeugnisse vor, und ich hätte jetzt Zeit, mit Ihnen ein Gespräch zu führen, dann wäre ich noch bereit, geeignete Bewerber einzustellen. ATMO (Schule ...) Collagieren: SPR Die eigentliche Herausforderung kommt erst noch, wirklich eng wird es zwischen 2011 und 2013. Holger Fischer, Vizepräsident der Universität Hamburg. E 29 (Fischer) Wir gehen davon aus, dass wir in diesem Jahr sicherlich die 40.000-Grenze durchbrechen werden. Weder wir sind in der Lage noch die FU in Berlin noch die LMU in München ist in der Lage, die erhöhte Nachfrage jeweils allein zu befriedigen, deswegen brauchen wir die bundesweite Solidarität. SPR Universitäten und Fachhochschulen in den neuen Ländern, wo sich die Zahl der Schulabgänger wegen des "Nachwendeknicks" innerhalb kurzer Zeit halbiert hat, könnten für Entlastung sorgen. Eine Frage des Geldes, sagt die Elternkammer. Und der Reife. E 30 (Georgi) Eine Mutter sagte mir: Aber ich habe große Bauchschmerzen - meine Tochter wird jetzt erst achtzehn und sie geht nach Frankfurt! Die werden jetzt entlassen - die haben nur gelernt! Die haben nur gelernt, aber sie müssen auch ihr Leben in die Hand nehmen können. SPR Eine Frage der Selbstständigkeit, sagt die Senatorin, die gehöre zum Studium nun mal dazu. Sie wolle gar nicht, dass alle Hamburger Abiturienten in Hamburg studierten. Moritz will gern woanders studieren. In Aachen. Im Osten? Auf keinen Fall. E 31 (Moritz) Muss ich sagen: nein. Wenn man aus Hamburg kommt, hat man auch hohe Erwartungen an die Stadt. E 32 (Fischer) Von allen Beteiligten in diesem Spiel wird eine deutlich größere Flexibilität erwartet, aber auch eine größere Belastungsbereitschaft, weil man das eben alles nicht mehr optimal organisieren kann. ATMO (Schule ...) Collagieren: SPR Dienstagnachmittag. Draußen regnet es und drinnen packen Moritz, Philipp, Frederic, Falko und Elisabeth die Tüte mit den Salzbrezeln, Apfelschorle-Flaschen und leere Gläser zusammen. In ein paar Tagen werden sie ihre mündlichen Abiturprüfungen absolvieren. Und dann? Beginnt an den Hamburger Hochschulen der Wettlauf. Aber auch nur dort. In den Betrieben der Stadt sind von den 1.000 zusätzlich geschaffenen Ausbildungsplätzen noch ein paar Hundert zu haben. ATMO (Schule ...) Ausblende. -ENDE Eichhorst- MOD Auslese bei einem Spitzenjahrgang. Hamburg, die Bildungspolitik und das Doppelabitur - Sabine Eichhorst und Verena Herb berichtete. Morgen dann im Länderreport ab 13.07 Uhr steht ein Landgang auf dem Programm. Er führt uns diesmal nach Sachsen-Anhalt, vom dem kaum einer spricht, weil er kaum etwas von dort hört. Wir haben unsere Lauscher aufgestellt. Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Claus Stephan Rehfeld. -ENDE Ablaufplan-