"Der Taktstock - Beim Dirigentenwettbewerb in Bamberg" Von Carolin Pirich Redaktion: Eberhard Schade / Ellen Häring Sendetermin: 30.6.2013 * ANFANG * O-Ton 1 - Dalia Stasevska - Voice Over It's the first five minutes the crucial thing... Die ersten fünf Minuten sind entscheidend: Entweder stimmt die Chemie mit dem Orchester. Oder sie stimmt nicht. Entweder gewinnst du das Spiel oder du verlierst. Das zeigt sich sofort. Or you win the game or not. Autorin 1 -> Atmo 1 Stimmzimmer Dalia Stasevska rückt mit dem Hocker ans Klavier, schlägt eine Partitur auf, ein Lied von Gustav Mahler. Sie sei eine lausige Pianistin, sagt sie; eigentlich hat sie Geige gelernt, dann Bratsche. Dalia Stasevska aus Finnland, 27 Jahre alt, offener Blick, streng zurückgebundenes Haar, übt jetzt die Partitur mit einem einzigen Ziel: sie will dirigieren, hervorragend. O-Ton 2 - Dalia - VO The beginning, it is really fantastic, like here: (Sie schlägt Tasten auf dem Klavier an) We recognize it straight away as Asian. (Sie spielt zwischendurch auf dem Klavier) No... No... Yes! And then...! The whole piece is like that: Maybe this, maybe that. Maybe more. bar by bar. And I will try to show that feeling... Autorin 2 -> Atmo 1 Stimmzimmer Autorin Das Unentschiedene, Schwebende, das in dem Lied steckt, dieses Gefühl zwischen Ja und Nein, das will sie vermitteln, Takt für Takt. Die Luft draußen ist heiß und schwer von Blütenduft, Bäume hängen ihre Zweige in den Fluss Regnitz, und in der schönen Altstadt von Bamberg beugen sich die Menschen über üppige Eisbecher - Erdbeer, Zitrone, Vanille. Dalia Stasevska sitzt in einem karierten, zelt-weiten Hemd und Röhrenjeans in einem der Stimmzimmer in der Bamberger Konzerthalle und brütet über einem allem Irdischen entrückten Lied Gustav Mahlers: "Ich bin der Welt abhanden gekommen." Alle Kandidaten müssen dieses Lied dirigieren. Jeder soll es auf seine Art interpretieren. 407 junge Dirigenten aus aller Welt haben sich beworben, sechs sind übrig geblieben und kämpfen nun in diesen beiden Tagen in diesen beiden Tagen um den ersten Platz. Dalia gehört dazu. O-Ton 3 - Dalia - VO I wasn't originally chosen for it, I was on the reserved list... Eigentlich war ich auf der Nachrückliste, also konnte ich erst vor kurzem diese Partituren überhaupt anschauen. Aber ich höre mir keine Aufnahmen von anderen an, sondern studiere es am Klavier ein und will zeigen, was ich in der Musik sehe, was ich fühle. ...want to feel it myself. Autorin 3 Der Preis ist in Reichweite: 20.000 Euro bekommt der Sieger. Aber das ist nicht das Wichtigste. Der Wettbewerb findet nur alle drei Jahre statt. Die klassische Musikszene weltweit blickt schaut hin. Bamberg, das ist ein Karrieresprungbrett. Atmo 2 - Orchester stimmt sich ein (einblenden) Als der Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb zum ersten Mal stattfand, 2004 war das, gewann der venezolanische Dirigent Gustavo Dudamel. Heute ist er ein Weltstar, auch außerhalb der Musikwelt bekannt. Sein Ruhm strahlt gewissermaßen auf Bamberg zurück. Internationale Anerkennung, die verspricht Dudamels Geschichte. --> Atmo 3 Schritte Autorin 5 Während die Dirigentin sich vorbereitet, eilt einen Stock tiefer ein Jurymitglied durch die fensterlosen Gänge vom Konzertsaal in die Cafeteria, Christian Dibbern. Die Wettbewerbstage sind auch immer eilige Tage: Mehrere Stunden am Tag Wettbewerbsrunden, in denen die Kandidaten mit dem Orchester proben; die vielen Gespräche, auch die Gespräche mit den gescheiterten Kandidaten. Sie sollen schließlich etwas vom Wettbewerb mitnehmen, selbst wenn sie die Finalrunden nicht erreichen. Dibbern ist ein flinker Mann mittleren Alters und mittlerer Größe mit runden Brillengläsern und einem leicht fröhlichen Zug um die Mundwinkel herum. Dibbern spielt Geige bei den Bamberger Symphonikern, Tutti-Geige. O-Ton 5 - Christian Dibbern Kanalarbeiter. Das nennt man bei uns so, intern: Kanalarbeiter. Tutti- Schweine. Nein, nein, also: die sind alle genauso wichtig wie alle anderen. Autorin (Atmo 4 - Cafeteria) Niemand sonst in der Cafeteria, alle draußen. Er lässt sich auf einen Stuhl fallen, köpft eine kleine Wasserflasche. Dibbern gehört zu den zehn Jurymitgliedern, die anderen sind Dirigenten, Komponisten, Intendanten - und die Enkelin des großen Komponisten höchstselbst: Marina Mahler. Dibbern vertritt die Bamberger Symphoniker in der Jury. O-Ton 6 - Dibbern 'n guter Dirigent, jetzt aus der Sicht des Orchesters, setzt sich natürlich aus sehr vielen Faktoren zusammen. Die ganz handwerklichen Dinge: Man muss eine gut ausgebildete Schlagtechnik haben, die jeder Musiker nachvollziehen kann, also dass alle sie kapieren und nicht nur einzelne. Dann ein musikalischer Ausdruckswillen und eine Ausdrucksfähigkeit. Und das ist 'ne Gestik, das geht auch in die Mimik rein. Das Verbale womöglich auch. Bloß es gibt Leute, die reden wahnsinnig viel und können das aber mit ihrer Gestik nicht umsetzen. Autorin Da sind sie wieder, Dibberns humorvoll tänzelnde Mundwinkel. Man könnte sagen, dass das Orchester immer der schärfste Kritiker eines Dirigenten ist. Die Meinung von Orchestermusikern über Dirigenten jedenfalls ist nicht immer die beste. Über Dirigenten können Musiker viele Witze erzählen, fast so viele wie über Bratscher. Die gehen dann in diese Richtung: "Was dirigiert Karajan denn heute?" "Ich weiß nicht, was er dirigiert. Wir spielen Beethovens Fünfte." O-Ton 7 - Dibbern Man muss sich das vorstellen: Ein großes Orchester, da sitzen 100 Leute, auch alles sehr gut ausgebildete Leute, die alle auch eigene Künstlerpersönlichkeiten sind. Die muss ich bündeln können. Das ist ein großes Problem. Also jemand der nicht stört, der lässt uns an der ganz langen Leine, aber dann kommt die Interpretation von uns alleine. Das geht. Aber was man eigentlich ja will, ist, diese Individuen zusammenzuführen und mit denen zusammen etwas Neues zu kreieren. Autorin Während des Dirigentenwettbewerbs zeigen die Bamberger Symphoniker, dass es geht: wie die verschiedenen Persönlichkeiten der Kandidaten den Ton angeben und den Klang beeinflussen - der eine will es höchst präzise, der nächste verkopft, wieder einer sehr emotional... O-Ton 8 - Dibbern Wenn der Dirigent etwas bewegen will, wenn er etwas gestalten will, dann muss er uns mitnehmen können. Und ob er das kann, da gibt es unterschiedliche Meinungen darüber. Autorin (evtl. auf eine leise Atmo - Musik aus Wettbewerb?) Beim Semifinale treten sechs Musiker gegeneinander an. Jeder will das Orchester für sich gewinnen: der Taiwanese, der in Weimar Dirigieren studiert und sich seither nicht mehr Tung Chieh, sondern Jonathan nennt. Der Südkoreaner, der in Stuttgart studiert; ein Österreicher aus Salzburg; Lahav Shani aus Israel, Student in Berlin; und Dalia Stasevska aus Finnland. Niemand ist älter als 35. O-Ton 9 - Dibbern In der nächsten Runde kommen jetzt zwei Kandidaten, die unterschiedlicher nicht sein können. Erstens sind es eine Frau und ein Mann. Und zweitens sind es zwei Temperamente: ihr Schlag ist ganz unterschiedlich, sie haben unterschiedliche Ausdrucksweisen und vollkommen unterschiedliche künstlerische Vorstellungen. Und beides sind total interessante Leute. Atmo 1 - Stimmzimmer Autorin Die eine der beiden, Dalia Stasevska, strahlt in ihrem Stimmzimmer noch eine erstaunliche Ruhe aus, wie sie da auf dem Klavierhocker sitzt, ein paar Stunden vor dem Semifinale, die Beine locker auf den Boden gestellt: eine Frau wie aus einem Meditationsseminar. Der Taktstock liegt hinter ihr auf einem Tisch, helles Holz, der Griff aus Kork. Manche Dirigenten geben viel Geld aus für ihren Stab, manche lassen ihn sogar extra für sich anfertigen. Immerhin ist er das einzige Attribut, das sie sofort als Dirigent erkennbar macht. Sonst haben sie nur ihren Körper, ihre Mimik. Ohne Orchester bleiben sie stumm. O-Ton 10 - Dalia - VO It is the cheapest one that I found. Das ist der billigste Taktstock, den ich finden konnte. Die sind ziemlich teuer, der billigste kostet 30 Euro. Immer, wenn ich einen kaputt mache und ins Geschäft muss, ärgere ich mich darüber. Ich würde das Geld lieber für etwas anderes ausgeben. I'd rather spend it for s.th. else. Autorin Auf vielen Fotos, die Dirigenten von sich machen lassen, damit sie in Programmhefte gedruckt werden können, sieht der Taktstock aus wie ein Fehler im Bild. Manche halten ihn wie einen Regenschirm, andere, als würden sie gerade ein Streichholz auspusten. Auf Dalias Foto im Programmheft zum Wettbewerb sieht man gar keinen Taktstock. Man sieht sie im Profil, sie hält gerade in einer Bewegung inne, den Daumen ans Kinn gelegt, wie um einen Gedanken anzupeilen; ihr Foto ist ein Schnappschuss. O-Ton 11 Dalia (4) I don't know. I just live music fully... Ich lebe für die Musik. Wettbewerbe sind mir eigentlich egal, man soll mich so wollen, wie ich bin, oder man soll es bleiben lassen. Das habe ich vor einem Jahr so entschieden. Denn wenn du jung bist, willst du dich immer pushen. In den Dirigierklassen, ach, egal wo, immer musst du der Welt etwas beweisen. Ich aber habe beschlossen, dass ich niemand anders mehr sein will. ... I am who I am, and you take it or leave it, you know. Autorin Dalia Stasevska ist nicht nur eine der letzten sechs Kandidaten aus 407, sondern auch die einzige Frau, die noch im Wettbewerb ist - das ist repräsentativ; Dirigieren ist nach wie vor ein von Männern dominierter Beruf. Würde Dalia also den ersten Preis beim Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb gewinnen, wäre das eine kleine Sensation. Atmo-Wechsel: Atmo 5 - Spaziergang an der Regnitz Der Israeli Lahav Shani dagegen könnte - nach Gustavo Dudamel - der jüngste Gewinner sein; auch eine kleine Sensation: 24 Jahre alt, geboren in Tel Aviv, sein Vater - ebenfalls Dirigent. Lahav Shani hat bereits viel Erfahrung: als Kontrabassist im Orchester, als Pianist und Solist vor dem Orchester. Und jetzt will Lahav Shani zeigen, dass er das größte Instrument überhaupt beherrscht: das Orchester als Dirigent am Pult. O-Ton 12 Lahav Shani Wenn man zum ersten Mal vor einem tollen Orchester wie die Bamberger Symphoniker steht, man ist schon ein bisschen gestresst. Aber nach einer Probe, wenn es richtig gut ging, man ist frei danach. Von den ersten paar Töne habe ich sofort gefühlt, dass das Orchester schnell reagiert, und ich bekomme sehr viel von denen. Autorin Am Abend vor dem Semifinale geht Lahav Shani an der Regnitz spazieren, ausnahmsweise. Die winterliche Blässe seiner Haut lässt vermuten, dass er nicht oft draußen gewesen ist in letzter Zeit. Lahav Shani sieht noch jünger aus als er ist. Sein Bart ist mehr Flaum als Dreitagebart. Er ist zart gebaut, eher leise als laut, mehr Kopf als Bauch. Auf den ersten Blick schwer vorstellbar, dass dieser junge Mann 80 Musikern zeigt, wo es langgeht. Aber irgendwie scheint es doch zu klappen. O-Ton 14 - Lahav Shani Es gibt natürlich Sachen, die man nicht erklären kann, weil, wenn man das erklären könnte, dann könnten das wahrscheinlich alle machen (lacht). Nein, es ist natürlich so: es gibt Sachen, mit denen man geboren ist, die man nicht lernen kann. Ich will nicht sagen von Charisma, ich verstehe solche Worte nicht. Aber man muss vor allem ganz überzeugt sein. Autorin Überzeugt. Aber auch fleißig. Shani sieht in immer kürzeren Abständen auf seine schwere Armbanduhr. Er will zurück ins Hotel, zurück zu den Partituren: Eine Sinfonie von Haydn, ein Stück von Alban Berg, das Lied von Gustav Mahler. Er hat noch knapp 23 Stunden. Atmo 6 - "Gong" Konzertsaal Atmo 7 - Orchester stimmt sich ein Autorin Am nächsten Tag im Konzertsaal: Die zehn Jurymitglieder haben sich einzeln auf die Reihen verteilt. Marina Mahler, Gustav Mahlers Enkelin, eine elegante 70-jährige Dame mit großen Brillengläsern, nimmt exakt in der Mitte des Parketts Platz und schiebt sich ein Kissen in den Nacken. Hier wird sie die nächsten zwei Stunden bleiben sitzen, fast reglos. Das Publikum darf in den oberen Rängen sitzen. Die Semifinalrunden sind öffentlich, der Eintritt ist frei. Alle Kandidaten haben auf die Minute die gleiche Zeit für die drei Werke, für Haydn, Berg und Mahler. Die Jury will sie dabei beobachten, wie sie mit dem Orchester proben. Atmo 8 --> Applaus "Bitte begrüßen Sie jetzt Frau Dalia Stasevska aus Finnland." Autorin (auf Applaus) Dalia Stasevska betritt die Bühne, ihre Körperspannung ist bis in die oberen Reihen zu spüren. Sie stellt sich aufs Pult, zack, schlägt die Partitur auf, hebt die Arme. Energisch. Und so klingt auch ihr Haydn. Energisch, irgendwie. Musik 1 - Haydn --> kurz frei, dann unter Text Dalias Gesicht wird gefilmt und auf eine Leinwand projiziert, damit die Jury ihre Mimik verfolgen kann. Ein seltener Anblick fürs Publikum: normalerweise sieht es nur den Rücken des Dirigenten. Als Dalia die Hand sinken lässt, setzen die Musiker ab. Atmo 9 - Korrekturen / Musik --> unter Text blenden --> in Musik 2 Dalia trägt ein kleines Mikrophon an der Bluse, damit die Jury besser hört, was sie zum Orchester sagt. Später wird sie selbst sagen, sie sei mit dem Haydn nicht ganz zufrieden gewesen: Sehr sportlich, sehr heroisch. Irgendwie mehr Richtung Beethoven. Musik 2 Haydn --> Ende "OK. Great." Dafür ist sie mit ihrem Mahler umso glücklicher. Musik 3 Mahler - kurz frei, unter Text blenden. Sie malt vor dem Orchester Säulen in die Luft. Dann fordert sie die Musiker auf, sie sollten sich vorstellen, wie es wäre, jemanden zu massieren. Ein Jurymitglied sagt ihr später, so könne man mit einem Orchester nicht sprechen. Ein anderer Juror dagegen bezeichnet ihre Metaphorik anerkennend als "verbale Molotowcocktails". Dalia wirft sie ins Orchester und wartet ab, was dann passiert. Musik 3 - Mahler - Schluss und Applaus --> unter Text Dalias Zeit ist um. Sie klappt die Partituren zu, bedankt sich, auch die Musiker im Orchester applaudieren. Das heißt, die Streicher schlagen rhythmisch mit den Bögen auf die Notenpulte. Dalia Stasevska verbeugt sich tief und kurz und schreitet am Flügel vorbei von der Bühne. Atmo 10 (mit Applaus) "Zum Abschluss des ersten Semifinaltages: Lahav Shani aus Israel" Autorin Lahav Shani betritt das Dirigentenpult wie es seine Art ist: zurückhaltend, abwartend, kontrolliert. Musik 4 - Haydn Lahav Seine Gesten, sein Taktstock: ruhig, maßvoll. Weil Shani ein schwarzes Hemd trägt, zeichnet er sich auf der Leinwand kaum vor dem dunklen Hintergrund ab, sein Gesicht ist etwas unscharf, ein heller, ovaler Fleck. Umso prägnanter schiebt sich der Bariton seiner Stimme in den Raum, als er das Orchester unterbricht. Atmo 11 "Es muss so sein, dass es keine Überraschung ist..." ->weitere Atmo unter Text, in Musik Mahler blenden. Autorin Seine Vorgängerin sprach vor allem in Bildern, Lahav nutzt meistens die musikalischen Begriffe, mehr piano, richtig piano. "Unglaubliche Sicherheit, Gelassenheit und ein blitzschnelles musikalisches Reaktionsvermögen" wird ihm von der Jury später attestiert. Die Art, wie die Kandidaten versuchen, ihre Visionen der Musik zu vermitteln, auch das bewertet die Jury. Es zählt nicht unbedingt das Klangergebnis. Sondern, wie sie es erreichen. Conducting is hands, eyes, face, but your voice also. Dirigieren, das sind Hände, Augen, das Gesicht, auch die Stimme. Atmo 13 - Konzertsaal Autorin Gad Kadosh , 29 Jahre alt, kommt ebenfalls aus Israel. Er war unter den letzten Zwölf, ist aber vor dem Semifinale ausgeschieden. Jetzt sitzt er im Publikum und beobachtet die anderen Kandidaten. Mit seinem Wuschelkopf und dem spitzen Gesicht erinnert Gad ein wenig an den italienischen Komiker Roberto Begnini. O-Ton 17 - Gad Some of this stuff you aren't able to control. If you have a pleasant voice... Wenn du eine angenehme Stimme hast, du kannst das nicht einmal kontrollieren, dann löst es etwas aus in den Musikern, unbewusst. Und auch wie du mit ihnen sprichst. Wir haben heute zwei Kandidaten gesehen, die beide sehr gut dirigierten. Aber der Unterschied des Orchesterklangs hatte sicher damit zu tun. ... has to be also related to these things. Autorin Gad ist gerne in Bamberg geblieben. Er hat sich angefreundet mit einem anderen ausgeschiedenen Dirigenten. Es scheint in diesem Wettbewerb keine wirklichen Kontrahenten zu geben. O-Ton 18 - Gad That is the problem with competitions: there is no best... Das ist das Interessante und gleichzeitig das Problem von Wettbewerben, es gibt keinen Besten. Es gibt viele verschiedene Persönlichkeiten und Ansätze. Aber das ist das Schöne: deshalb gibt es Dirigenten. Musiker. Kunst. You have many ways to get there. That's why we have conductors, Musicians and arts. Atmo Musik Atmo 14 - Trailer unter Text einblenden Autorin Am nächsten Mittag, 13 Uhr. Die Jury bespricht sich in einem gläsernen Raum im ersten Stock in der Konzerthalle. Die Lamellen der Jalousien haben sie geschlossen. Die 6 Musiker sitzen in der Cafeteria und warten, bis verkündet wird, welche drei Kandidaten ins Finale kommen. Ein sensibler Moment, Außenstehende sollen ihn nicht stören, die Türen sind verschlossen. Atmo 14 weiter - Stimme Herbert Feuerstein: Warum? Wozu das Ganze, das Badababim, Badadadaa? Was mach' ich hier eigentlich? Was braucht die Welt eigentlich Dirigenten? Autorin Es ist so still in der Konzerthalle Bamberg, dass man die Töne aus dem Film hört, der unten im Foyer in Dauerschleife läuft; der Trailer einer Dokumentation über den Gustav-Mahler-Dirigentenwettbewerb. Atmo 15 - draußen Eine Stunde, nachdem ein Mitglied der Jury die Namen der Musiker genannt hat, die sie im Finale hören will, sitzt Dalia Stasevska auf einem Platz in Bamberg in einem Café. O-Ton 19 - Dalia It was the Haydn, a difficult Repertoire for me. The Berg and the Mahler, they are in my heart. Der Haydn wars schuld. Ein schwieriges Stück für mich. Mahler und Berg, die sind in meinem Herzen. Die Jury kam rein und sagte, wer die drei Finalisten sind. Und zu mir sagte die Jury , dass ich generell zu energisch bin. Ja. Sie sagten mir, ich hätte zu viele Ecken und Kanten. Ich sei ein Risiko. Das Orchester mochte mich wohl gern, aber man muss eben auch verlieren können. ... Autorin Es ist vier Uhr nachmittags und heiß geworden. Dalia streicht eine Haarsträhne hinters Ohr, die gleich wieder in ihr Gesicht zurückfällt. O-Ton 20 Dalia I have a house at the countryside... Ich habe ein Haus komplett auf dem Land, vielleicht könnte ich einfach ein paar Tiere haben. Einfach eine Bäuerin sein. Oder Kunst aus Blumen machen. Wie Monet leben, der Maler, der einen Garten anlegt. I think that this is what I am going to be. (lacht) Autorin Da ist es wieder, das breite Lächeln. Ein Scherz. Aber eigentlich hat sie nur den Plan A und einen großen Traum: Dirigentin sein. Und eines Tages vor den Berliner Philharmonikern stehen. Als Frau. Atmo 6 - "Gong" Konzertsaal Im Finale sind noch drei Männer. Die Aufgabe der letzten Runde: mit den Bamberger Symphonikern den ersten Satz aus Mahlers erster Symphonie proben. Drei Mal dieselben Noten, die aber nicht dieselbe Musik ergeben. Musik 5 - Akzent (Chuang Mahler Schluss) Da ist der Taiwanese Tung-Chieh Chuang, der sich jetzt Jonathan nennt: präzise, kontrolliert. Der Österreicher David Danzmayr: kernig, geerdet. Und der Israeli Lahav Shani, der am Ende seine Arme so führt, als zügele er ein wildes Pferd. Musik 6 - Akzent (Lahav Mahler Schluss) Autorin Nach dem Finale stehen Kandidaten, Publikum, Journalisten im Foyer und vor der Konzerthalle herum und warten auf das alles entscheidende Ergebnis der Jury. Bei den meisten deutschen Journalisten gilt der Österreicher als Favorit. O-Ton 21 - Klaus Kalchschmid Der David Danzmayr, also das ist eigentlich ein richtiger Prackl, ein Kollege von mir sagte ganz passend, das ist Fred Feuerstein auf speed, weil er eine unglaubliche Energie ausstrahlt. Autorin Der Kollege von der BBC ist von einem anderen hingerissen, vom Kandidaten aus Taiwan, er habe bei allen drei Komponisten diese gewisse Atmosphäre geschaffen. O-Ton 22 - BBC-Kollege Without a doubt the Taiwanese who we heard this morning, whose name I think is Tung-Chieh Chuang, because he did equal justice to all three composers. He found that remarkable atmosphere. Autorin Und der Favorit der Jury? Atmo 6 - Gong Atmo 16 - Applaus, Jury tritt auf --> unter Text "So meine Damen und Herren, es ist mir ein besonderes Vergnügen..." Autorin Nach knapp zwei Stunden reihen sich die Juroren auf der Bühne auf, die Herren in dunklen Anzügen, die einzige Dame ganz in schwarz mit rotem Schal, Gustav Mahlers Enkelin. Sie vergeben diesmal zwei zweite Plätze - und einen ersten. Im Sport würde man sagen: Ein Herzschlagfinale. Atmo 17 - Gewinner --> Applaus Der Gewinner des Bamberger Symphoniker Gustav-Mahler- Dirigentenwettbewerbs ist Lahav Shani aus Israel. Autorin --> darunter Applaus blenden. (letzte beiden Sätze trocken) Lahav Shani, 24 Jahre alt, Dirigierstudent in Berlin. Nach der Preisverleihung drückt ihm jemand ein Glas Sekt in die Hand, er schüttelt Hände, lächelt ein bisschen, wirkt insgesamt, als ginge er in Watte gepackt. Schnell steuert Lahav Shani eine Tür an und verschwindet hinter der Bühne. Dann ist er weg. ENDE 1