COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Erfolgsformel gesucht Wie kommt das deutsche Eishockey auf die Beine? von Dieter Jandt Atmo 1: Anfeuerung Lanxess-Arena 22:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: 1. O-Ton: 1. Fan 17:02:17 Ja, in den Medien ist überhaupt nichts los. // Eishockey ist in den Medien nicht präsent. 2. O-Ton: 2. Fan 21:02:48 Handball wird gezeigt, Basketball wird gezeigt, so Randsportarten in meinen Augen, man zeigt da auf DSF zeigt man abends um 20 Uhr irgendwelche Wettshows, da kann man raten, und Eishockey überhaupt nicht. Sprecher: Die Lanxess-Arena in Köln. Die Haie spielen gegen die Düsseldorfer Metro Stars. Der Klassiker schlechthin. Das Spiel wird vom TV-Sender Sky übertragen. Und weil das Geld kostet, schauen nicht so viele hin. Aber auch das Stadion ist nur zu drei Viertel voll. 3. O-Ton: 2. Fan 21:02:13 Gucken Sie doch mal hier, wenn jetzt Spiele sind, du hast 10.000 Zuschauer kalkuliert, da kommen 6, 7.000 Zuschauer. // (03:23) Die Düsseldorfer spielen momentan vor 4.000 Zuschauern //, die hatten früher 10.000 an der Brehmstraße, egal wer kam. Da sollte man sich mal drüber Gedanken machen. Sprecher: Kaum neun Monate ist es her, da war die Begeisterung groß bei der WM im eigenen Land. Man war wieder wer im Eishockey. Das Eröffnungsspiel fand vor 78.000 Zuschauern auf Schalke statt, die Euphoriewelle trug das Team fast bis ins Finale. Am Ende war es Platz vier, und das sollte dem Eishockeysport in Deutschland einen Schub verleihen. Hat es das getan? Oder hat der Erfolg über eine Misere hinweggetäuscht? Atmo ausblenden 4. O-Ton: Frau 21:01:20 Ja ist ein bisschen abgeklungen, würde ich sagen, jetzt ist man wieder voll in der Meisterschaft, WM ist Vergangenheit. 5. O-Ton: 3. Fan 19:00:49 Es fehlt die Förderung einfach. In Deutschland fehlt die Förderung. Atmo 2: zwei Nachwuchsmannschaften beim Spiel 5:03:40 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: 6. O-Ton: 2 Jungen 4:01:32 - Ich will in der NHL spielen. // Washington. // Weil da der Wechkin ist, das ist mein Vorbild. // - Also ich will auch mal NHL-Spieler werden, auch Washington oder Philadelphia. Sprecher: Landshut. Eishockeystadt. In grauer Vorzeit war der Verein ab und an mal Deutscher Meister. Nun spielt er in der Zweiten Liga, in der Nachwuchsarbeit jedoch die erste Geige. Das immerhin. Die Kids, die allesamt in die NHL, die nordamerikanische Eishockeyliga wollen, drängen sich in den Katakomben, drängen nach oben zum zweiten Drittel gegen Dingolfing. 7. O-Ton: 2 Jungen 4:00:04 - Ja ich bin eines Tages mit meiner Mutter mit dem Fahrrad gefahren, und da war ich noch ganz klein, und dann auf einmal habe ich irgendwas gehört im Eisstadion, und ich wollt`s unbedingt wissen, was da drin ist, da habe ich zu meiner Mutter gesagt, ich will das auch machen, und dann sind wir gleich am nächsten Tag hingegangen zur Fördergruppe. // - Also mein Papa war schon immer Eishockeyfan, und irgendwann mal wollte ich, also ich habe dann auch immer Spiele angeschaut, und irgendwann wollte ich dann auch Eishockey anfangen. // Mit vier habe ich angefangen, also jetzt sieben Jahre. Atmo ausblenden 8. O-Ton: Thomas Mühlbauer 2:00:41 In Landshut ist es eben Tradition, also kommen die Kinder eigentlich auch schon von selber. Sprecher: Thomas Mühlbauer. Nachwuchstrainer. Es ist Samstag mittag. Auf der Tribüne sitzen Eltern frierend mit den Händen in den Anoraktaschen, wippen mit den Beinen und schauen zu, wie ihre Kinder die Dingolfinger deklassieren. 9. O-Ton: Thomas Mühlbauer 2:07:12 Man hat dann natürlich eine große Auswahl an talentierten Spielern, dann kommt in Landshut dazu, dass mit Dingolfing, Erding, Straubing, Regensburg viele Spieler eben auch spielen und dann nach Landshut gehen wollen, weil eben Landshut einen sehr guten Ruf in der Ausbildung hat, und in allen Klassen eigentlich höchstklassig spielt, also immer die höchste Klasse erreichbar ist, und natürlich auch das Ziel da ist, dass man eventuell mal Profi-Eishockey spielen kann. Sprecher: Traditionsvereine wie der EC Bad Tölz, EV Füssen oder eben Landshut spielen seit Jahren zweit- oder drittklassig. Sie versuchen von ihrer Nachwuchsarbeit zu profitieren. Die wiederum ist nicht umsonst. Atmo 2: zwei Nachwuchsmannschaften beim Spiel 5:03:40 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: 10. O-Ton: Dirk Späth 2:03:16 Wenn man sich vorstellt, dass die Kinder im Schnitt vier Mal in der Woche trainieren und auch zwei Mal in der Woche noch Spiele machen, - Sprecher: Dirk Späth, 2. Vorsitzender des EV Landshut. 11. O-Ton: Dirk Späth 2:03:24 Dann kommen in der Woche, wenn wir mal sagen: zwei, zehn, wenn die Kinder so 12 bis 15 Stunden auf dem Eis stehen, das // über acht, neun Jahre hinweg, dann kann man sich`s eigentlich leicht ausrechnen. 12. O-Ton: Thomas Mühlbauer 2:03:43 Man braucht ja Eiszeiten, die der Verein von der Stadt kaufen oder mieten muss, dann versuchen wir in Landshut hier fast bei jeder Mannschaft, oder es wird so praktiziert, dass fast immer zwei Trainer auf dem Eis sind oder sogar drei, die ja alle das auch nicht umsonst machen, also das ist schon kostenintensiv, // das summiert sich schon. 13. O-Ton: Dirk Späth 2:07:56 ... dass wir uns eben zwei hauptamtliche Nachwuchstrainer leisten, und unsere anderen Nachwuchstrainer arbeiten natürlich Teilzeit, // und bemühen uns da auch, extrem viel Geld rein zu stecken auch in die Weiterbildung der Trainer, um da einfach auf dem höchsten Niveau Ausbildung zu betreiben. 14. O-Ton: Kind 3:01:03 Wir haben ne gute Trainer, genau so der, wo neben mir steht, und Weltmeistertrainer, den Eduard Ovira. Sprecher: Mithilfe von Sponsoren schafft es der Verein immer noch, seinem guten Ruf in der Nachwuchsförderung gerecht zu werden. Daneben gibt es den Reindl-Pool. Aus diesem Topf werden Gelder an die Vereine gezahlt, die erfolgreich in den Nachwuchsligen spielen und ihre Schützlinge an die Jugendnationalmannschaft abstellen. Für Landshut waren das im Jahre 2010 immerhin 70.000 Euro. Atmo ausblenden 15. O-Ton: Dirk Späth 2:06:36 In Landshut haben die jungen Spieler schon die Chance, eben auch in der ersten Mannschaft zu spielen, es werden immer wieder jedes Jahr mehr, also eher so zwischen drei und fünf Spieler eingebaut in die erste Mannschaft, was natürlich auch ein extremes Zugpferd ist in die Jugend rein, dass die sehen, wenn sie trainieren, wenn sie hart an sich arbeiten, ist die Chance definitiv da, in der ersten Mannschaft zu spielen. Sprecher: Die firmiert unter Landshut Cannibals im Mittelfeld der Zweiten Liga. Und da den Jungspunden das meist nicht genug ist, wollen sie weg. Der Verein hat ausgebildet und bleibt auf den Kosten sitzen. 16. O-Ton: Thomas Mühlbauer 2:04:32 Das ist genau das Problem. Früher hat`s ja praktisch Transfersummen gegeben, das heißt, das ist dann festgelegt worden, einer war Nationalspieler im Nachwuchs schon, // oder du hast so und so viele Spiele gehabt in der ersten Mannschaft, dann hat der eine Verein an den anderen was gezahlt, wenn der praktisch gewechselt ist. Dann ist das Bosman-Urteil gekommen, und seitdem gibt`s ja keine Ablösesummen mehr im Eishockey. Das heißt, wenn Landshut viele gute Spieler produziert, haben sie eigentlich nichts davon, außer die Spieler wechseln in die NHL noch, Nordamerika, // dann bekommt der Verein Geld, ansonsten eigentlich nicht. // (06:09) Wenn eben ein Spieler gut ist, dann kann man eigentlich drauf warten, dass der irgendwann entweder in die DEL geht oder den Sprung in die NHL versucht, und Landshut hat dann im Endeffekt von der guten Ausbildung vielleicht ein, zwei Jahre was, und dann sind die Spieler weg. Atmo 1: Anfeuerung Lanxess-Arena 22:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Aber da, wo sie hingehen, spielen sie nicht. So klagt Christoph Fischer, einer der Shootingstars der letzten Saison in Diensten der Wolfsburger Grizzly Adams, der Nachwuchs bekomme keine echte Chance, und fordert mehr Eiszeiten, sprich weniger Bankdrücken. 17. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:02:24 Junge Spieler, egal wer sie sind, muss ihre Eiszeit dann verdienen. // Wir haben viel zu oft in der Vergangenheit einfach junge deutsche Spieler Eiszeit gegeben. Sprecher: Lance Nethery. Kanadischer Manager bei den Düsseldorfer Metro Stars. Ein geradliniger Typ mit jahrzehntelanger Erfahrung im deutschen Eishockey. 18. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:02:44 Die jungen deutschen Spieler sind verwöhnt hier in Deutschland, die haben keine Ahnung, was Konkurrenz ist. // (03:10) Was wir machen müssen, wir müssen mehr deutsche Spieler haben. Mehr Konkurrenz haben. Dass sie dann wissen, dass sie für ihren Platz kämpfen müssen und nicht nur einen Platz haben müssen. Oder einen Platz auf einen goldenen Teller bekommen. Und wenn wir das schaffen, und langsam schaffen wir das, dann werden wir viel mehr Möglichkeiten haben und viel bessere Spieler haben. Sprecher: Der Wolfsburger Hoffnungsträger Christoph Fischer aber mault weiter: "Es ist doch so, dass enorm viele eingedeutschte Profis in die Liga kommen, die mit Deutschland überhaupt nichts am Hut haben und sich einen deutschen Pass fast schon ergaunern." 19. O-Ton: Lance Nethery 6:04:01 Ich hasse, wenn Spieler über Eiszeit meckern. Dann soll er besser spielen. Atmo ausblenden 20. O-Ton: 2. Fan 21:00:52 Wenn sie keine Eiszeiten kriegen, können sie nicht beweisen, dass sie spielen können. // (00:17) Wir haben junge Spieler gehabt letzes Jahr, die waren gut, die haben gut gespielt, aber eben dieses Jahr spielen sie eben nicht, aus welchen Gründen auch immer, ich würde sie lieber einsetzen. Atmo 2: zwei Nachwuchsmannschaften beim Spiel 5:03:40 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Zurück nach Landshut. 21. O-Ton: Erich Kühnhackl 1:06:15 Vielerorts ist es halt so, dass sie nicht die Chance bekommen. Sprecher: Die Eishockey-Legende Erich Kühnhackl. Während die Pausenmusik durch die Plexiglasscheiben wummert, sitzt Kühnhackl ausgeglichen und gelassen im Restaurant des Landshuter Stadions und schaut auf die Jungen herab, die sich unten auf dem Eis warm laufen. Vize-Präsident des Deutschen Eishockeybundes ist er nun und nach wie vor Idol. Der Nachwuchs soll zum Einsatz kommen. Wie sonst soll sich die Nationalmannschaft in der A-Liga halten? 22. O-Ton: Erich Kühnhackl 1:06:24 Zu meiner Zeit war es für die jungen deutschen Spieler etwas einfacher, weil da gab`s nur zwei Kontingentspieler. Und 18 deutsche Spieler. Oder 20, je nachdem. In der heutigen Zeit ist es ja so: Du kannst zehn Kontingentspieler innerhalb der Mannschaft haben, viele Vereine haben dann noch den einen oder anderen Deutsch-Kanadier, Deutsch-Ami, Deutsch- Russen, und dann bleiben nicht mehr viel Plätze übrig für die jungen deutschen Spieler. Und Spieler, junger Spieler kann sich ja nur entwickeln, wenn er ne Chance bekommt. Sprecher: Nach einer Vereinbarung innerhalb der Eishockeyliga soll die Anzahl der Ausländer pro Team stufenweise auf acht beschränkt werden, wenn es nach Erich Kühnhackl ginge, gar auf sechs. Momentan ist der Anteil der Ausländer plus derer, die mittlerweile einen deutschen Pass haben, zwei Drittel einer Mannschaft. Der Nachwuchs bildet meist die vierte Reihe, und die wird eher selten eingesetzt, schon gar nicht in Drucksituationen, in Unter- oder Überzahl. Wie soll man da lernen? Atmo ausblenden Manager Lance Nethery aber bleibt beinhart. 23. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:05:11 Ich finde, dass die jungen deutschen Spieler und besonders jemand wie Herr Fischer die komplett falsche Meinung haben. Die müssen hart arbeiten, die müssen für ihren Platz kämpfen, und die müssen beweisen, dass sie besser sind, und nicht nur besser als ein Ausländer, besser als die anderen deutschen Spieler, dann werden sie entsprechend Eiszeit bekommen. // (06:10) Wir hier in Düsseldorf, dieses Jahr hat sehr viele junge deutsche Spieler. Auch junge deutsche Spieler, die spielen. Was passiert: Wir haben weniger Zuschauer als letztes Jahr. Sprecher: Der ehemalige Nationalspieler Peter Draisaitl hält dagegen: "Bei uns läuft so viel Schrott herum. Leute, die sonst nirgendwo mehr unterkommen, landen in Deutschland", so der jetzige Trainer des Zweitligisten EV Ravensburg. "Anstatt 50.000 Euro für einen Vierte-Reihe-Ausländer auszugeben, sollte man die Vereine dazu verdonnern, das Geld in den Nachwuchs zu investieren." 24. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:07:14 Ja, wenn der junge Nachwuchs besser als die viertklassige Ausländer, habe ich kein Problem damit. Hahaha, ich hab kein Problem damit. Es ist einfach falsche Meinung nach meiner Meinung. // (07:45) Das komische Ding ist, dass es manchmal gibt es eine Fußballmannschaft mit sieben, acht, neun oder zehn Ausländer auf dem Platz, aber ich höre nie eine Diskussion, was sie machen sollen. Oder warum haben sie so viele Ausländer auf dem Platz. 25. O-Ton: 3. Fan 19:00:20 Guter deutscher Nachwuchs ist besser als jeder Ami oder Kanadier. Sprecher: Viele Fans unterstellen den Stars aus Übersee und Nord- und Osteuropa mangelnde Leistungsbereitschaft. Auch beim Spiel der Haie gegen die DEG. 26. O-Ton: 2. Fan 21:01:00 Wenn ich hier hinkomme und zahle meinen Eintritt und sehe, dass man kämpft, spielt, aber dann trotzdem verliert, dann hab ich aber was gesehen. Wenn ich aber so Stars wie Akerman oder Ciernik sehe, die nur Schlittschuh laufen, dann kann ich mein Geld auch woanders ausgeben. 27. O-Ton: 3. Fan 19:01:18 Zu teure Spieler, die zu viel Gehalt verdienen, und die nichts bringen. Die Motivation ist einfach hin. Kann man nicht anders nennen. Ist so wie in der Bundesliga. Die verdienen zu viel Geld und reißen sich nicht mehr den Arsch auf. 28. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:04:47 Es ist auf Leistungsprinzip, und nicht ob ein Deutscher ist oder Ausländer ist, es ist eigentlich egal. Wer sind die beiden besten Spieler bei Bayern München? Ribbery und Robben. Ich glaube, dass sie Ausländer sind. Aber die sind sehr gute Spieler auch noch dazu. Sprecher: Trainer und Manager der DEL, der Deutschen Eishockeyliga bezweifeln, dass eine Sechs-Ausländer-Regelung umsetzbar ist. So viele gute deutsche Spieler gebe es gar nicht, um die Liga attraktiv zu halten. Lance Nethery ist dafür, den Nachwuchs zunächst in den unteren Ligen auszubilden. Dort mögen sie sich erst einmal die Hörner abstoßen. 29. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:13:56 Das heißt, dass viel mehr junge deutsche Spieler in die Zweite Liga dann Möglichkeiten haben zu spielen, und von der Zweiten Liga ist viel einfacher dann in der nächsten Stufe der DEL zu kommen. // Und wenn wir das hinkriegen, ich glaube, das wird eine gute Sache für das Deutsche Eishockey. Sprecher: Nethery sieht die Gründe für die Probleme des Nationalteams beim DEB selbst. 30. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:01:32 In den letzten zehn Jahren war ein Riesenfehler in die deutsche Nachwuchs, die haben nur die oberste Juniorenliga DNL, nur bis 17, das war ein Riesenfehler, wir haben viele Spieler wegen das verloren, jetzt haben die das bis 19, das ich finde richtig ist, und ich glaube, in der Zukunft werden wir mehr junge deutsche Spieler dann nicht nur auf dem Eis sehen, aber auch produzieren. Sprecher: Jahrelang wurden die 17- bis 19-jährigen sogleich in die Erwachsenen-Ligen weitergereicht. Dort saßen sie meist auf der Bank und versauerten. So aber kommt man nicht in die Nationalmannschaft. Nun spielt diese Altersgruppe in der DNL, der Juniorenliga und wächst mit ihrer Aufgabe. Atmo 1: Anfeuerung Lanxess-Arena 22:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Und mit einem Mal steht die Nationalmannschaft so gut da wie lange nicht. Da war einmal der Erfolg bei der WM, und auch beim Deutschlandcup im vergangenen November besiegte das Team Kanada und die Schweiz. 31. O-Ton: 2. Fan 21:01:38 Da hat der Uwe Krupp ja mit der ganz jungen Mannschaft gespielt gehabt, wo ich dann sagen muss: Der Uwe Krupp hat en Händchen für junge Spieler, die haben en paar Länderspiele gehabt, waren unbekannt, und haben den Deutschlandcup gewonnen, und wir haben zwei Spieltage waren wir da, haben uns das angeguckt, also ich war von der deutschen Mannschaft sehr angetan. Muss ich ganz ehrlich sagen. Sprecher: Aber haben diese Erfolge auch Auswirkungen auf den Ligabetrieb? Oder sind der Deutsche Eishockeybund und die Eishockeyliga völlig verschiedene Paar Schlittschuhe. Atmo ausblenden 32. O-Ton: Gernot Tripcke 13:13:13 Da haben wir auch ein gewisses Grundrauschen und good will auch in den Medien erreicht, nur // dann gehen drei Monate ins Land, dann kommt das Tagesgeschäft, // das sind die Clubs vor Ort - Sprecher: Gernot Tripcke. Geschäftsführer der Deutschen Eishockey-Liga. 33. O-Ton: Gernot Tripcke 13:13:32 Und // in der Liga, // die haben auch keine negativen Zahlen gehabt, als die Nationalmannschaft vor einigen Jahren in die B-Gruppe abgestiegen ist, das hat sich auch in dem Sinne nicht negativ bemerkbar gemacht, // ob der Verband irgendwann mal in ein, zwei Jahren feststellt, Mensch, nach der WM haben sich mehr Jungs angemeldet zum Eishockey, // auf der anderen Seite ist die Infrastruktur für Eishockey in Deutschland so schwierig, dass die Kapazitäten schon fast erschöpft sind, // wenn jetzt auf einmal paar hundertausend Eishockey begeistert wären und anfangen wollten zu spielen, das kann Eishockey nicht stemmen, wir haben 25 - 28.000 Aktive in Deutschland, das muss man einfach mal sehen, Kanada hat 80.000 Schiedsrichter. Atmo 1: Anfeuerung Lanxess-Arena 22:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Dennoch: Wenn der Klassiker Kölner Haie gegen die DEG nicht ausverkauft ist, stimmt etwas nicht. Die Haie führen durch den Kanadier Ryan Ramsay eins zu null, sie versuchen endlich aus dem Tabellenkeller herauszukommen. Die Stimmung ist gut, aber die oberen Ränge sind leer. 34. O-Ton: Gernot Tripcke 13:00:10 Wir haben den Zuschauerschnitt in den letzten Jahren natürlich auch dank der Multifunktionsarenen und größeren Hallen deutlich gesteigert, also aus den 90er Jahren waren`s ungefähr 4.000 im Schnitt, wir sind jetzt beim Schnitt von ungefähr 6.000 Zuschauern, von daher hat sich das sicherlich schon positiv entwickelt, grade aktuell sagen die Umfragen, dass nach der Weltmeisterschaft sicherlich das öffentliche Interesse am Eishockey gestiegen ist, aber das sind natürlich auch immer Wellenbewegungen, die dann auch sehr schnell verpuffen, die Weltmeisterschaft ist leider immer nach der Saison, sodass es sehr sehr schwer ist, das dann in die kommende Saison mit rein zu transportieren, weil drei Monate nicht gespielt wird. Atmo ausblenden Sprecher: Dass Eishockey so wenig wahrgenommen wird, ist schwer zu verstehen. Liegt es einfach daran, dass ab März die Menschen kein Eis mehr sehen wollen? Dann aber steckt man immer noch in der Vorrunde. Die entscheidenden Spiele, die Play Offs finden mitten im Frühling statt, und die Weltmeisterschaft im Wonnemonat Mai. Die schnellste Mannschaftssportart der Welt hat möglicherweise ein schlechtes Timing. Dennoch: Der Sport ist spannend, und die Liga sollte davon profitieren, dass es momentan kein dominantes Team gibt, wie früher jahrelang die DEG oder Adler Mannheim. So gesehen kommt keine Langeweile auf. 35. O-Ton: Gernot Tripcke 13:07:46 Von daher müssten wir uns sicherlich in der DEL nicht verstecken, das Niveau der Liga ist mit den ganzen anderen europäischen Ligen vergleichbar, und wir haben vielleicht sogar den Vorteil, dass wir wahrscheinlich sogar die ausgeglichenste Liga sind in Europa. Sprecher: Tatsächlich liegt die DEL nach der schwedischen und der Schweizer Liga europaweit an dritter Stelle, was den Zuschauerschnitt angeht. Die Eisbären Berlin bilden mit rund 14.000 Zuschauern die Spitze. Andererseits hat der Meister Hannover Scorpions nur 4.000 Zuschauer pro Spiel, die Haie knapp 9.000, die DEG mit ihrem überdimensionierten ISS-Dom nicht einmal 5.000, die Grizzly Adams aus Wolfsburg 2.200. 36. O-Ton: Gernot Tripcke 13:09:47 Wir haben natürlich auch die Kehrseite dessen, dass wir sehr schöne Arenen haben, dass diese Arenen en gewissen Kostendruck auch machen, weil wir mussten in den letzten 10 Jahren natürlich, um mit der Zeit zu gehen, die Arenen mussten modernisiert werden, // auf der anderen Seite muss man eigentlich konstatieren, und da können die DEL-Klubs nichts für, dass die meisten Multifunktions- und neuen Hallen in Deutschland zu groß sind. Zu groß für Eishockey, // man hat sich da an Nord-Amerika orientiert, hat 10, 12, 14, 18.000er Hallen gebaut, aber in Märkten, die das normalerweise nicht hergeben. Wenn man das sieht in Nordamerika das Staple-Center, glaube ich, in Los Angeles hat 17.000er Kapazität, haben aber einen Einzugsbereich von 15 oder 18 Millionen Leuten. Köln hat auch 18.000, ist größer als das Staples-Center, hat einen Einzugsbereich von vielleicht anderthalb oder zwei Millionen, aber da steht schon die nächste Halle in Düsseldorf und die übernächste Halle in Krefeld, und in Dortmund steht eine - 37. O-Ton: Fan 4 17:01:28 Köln ist sehr schwierig, die wirtschaftlichen Verhältnisse mit den Stadionmieten sind sehr hoch, die Zahlungen an die Spieler sind sehr hoch, und man muss die richtige Mischung finden. Die Spieler, die Fans können nicht endlos 52 Heimspiele 20 Euro bezahlen, das passt auch nicht, man muss die richtige Mischung finden. Da muss, glaube ich, auch bisschen von der DEL noch passieren. Und ohne Aufstieg und Abstieg ist es auch langweilig geworden. Sprecher: Man stelle sich vor: Borussia Mönchengladbach hat 10 Punkte nach der Hinrunde, was aber niemanden stört. Man kann ja nicht absteigen. Geht einfach nicht. Seit einigen Jahren kann sich die DEL mit dem DEB nicht auf eine Auf- und Abstiegsklausel einigen. Das sorgt nicht gerade für Spannung, wenn es relativ egal ist, ob man in der 14er Liga Letzer oder 12. ist. Also spielen die Hamburg Freezers gegen die Iserlohn Roosters, ein müdes Match vor immerhin 6.000 Zuschauern. Und in der Zweiten Liga fehlt die Motivation an der Spitze, wenn man ohnehin nicht hochkomnt beziehungsweise darauf warten muss, dass einer der Spitzenvereine insolvent wird. Die Kölner Haie sind nahe daran. Der Meister aus Hannover hat seinen Spielern die Gehälter gekürzt. Es fehlt die Medienpräsenz. Atmo 3: Beifall, Anfeuerung in der LANXESS-Arena 22:04:50 Stadionsprecher: freier Eintritt in die Wiener Steffi. einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: 38. O-Ton: 2 Fans 19:02:12 Also ich find`s im Stadion besser wie im Fernsehen. Weil man den Puck wenigstens sieht. - Man kriegt mehr mit, das ist so. - Und außerdem hat man nen Grund zu saufen. 39. O-Ton: 5. Fan 16:01:56 Wenn man heutzutage kein Internet hat, sag mal, ich guck mal DEL-TV, guck ich mal im Internet, ich find`s bisschen schade, das ist so Eishockey bisschen zurückgeblieben. 40. O-Ton: 3. Fan 17:02:34 Also die Vorrunde passiert ohne Öffentlichkeit, // erst wenn`s in die Play-Offs geht, wird mal zwei drei Minuten en Zusammenschnitt gezeigt, // die Medienpräsenz des Eishockeys ist im Vergleich zum Fußball, wenn man überlegt: Montags zweite Liga, Dienstag, Mittwoch Europapokal, freitags Zweite Liga, Samstag Bundesliga, Sonntag Bundesliga, ist Eishockey völlig unterrepräsentiert. Sprecher: Die DEG hat ausgeglichen und nur jene, die Sky abonniert haben, konnten am Bildschirm verfolgen, wie Chris Lee, wiederum ein Kanadier, einlochte. Und als die Spieler sich wenig später vor dem Kölner Block prügeln, was auch immer wieder ein Hingucker ist, bleibt das den meisten Eishockeyfans verborgen. Atmo ausblenden 41. O-Ton: Gernot Tripcke 13:04:45 Eurosport sendet acht Spiele in der Saison dieses Jahr, live- Spiele, aber ich glaub, der zentrale Punkt ist eigentlich mehr Highlights, also wir sind, glaube ich, bei Sky mit unseren 70 live-Spielen gut aufgehoben, // (05:28) aber wichtig ist halt wirklich an die zu kommen, die so`n bisschen latent interessiert sind, aber jetzt nicht Eishockey-verrückt sind. Sprecher: Mit Ausstrahlungen im Bezahlfernsehen wird man das nicht erreichen, zumal sich die öffentlich-rechtlichen Sender sperrig geben - und auch Sparzwängen unterworfen sind. Das Sportschau-Telegramm ist schon lange von der Bildfläche verschwunden, und auch die dritten Programme haben Sendungen abgesetzt, in denen regelmäßig Eishockey gezeigt wurde. Was kann man da tun? 42. O-Ton: Gernot Tripcke 13:15:02 Ich meine, natürlich müsste sich so`n bisschen die Einstellung von ARD und ZDF // en bisschen ändern, man könnte durchaus auch, grade im Winter, was Eishockey betrifft, in diesen ganzen Wintersportblöcken, Bilder, die wir ja sogar anliefern könnten, in diese Wintersportblöcke am Samstag vormittag integrieren, // da muss meines Erachtens nicht das vierte Mal das Interview mit dem Torwart von Samstag kommen, der schon in der Sportschau war, der schon im Aktuellen Sportstudio war, und dann schon mal irgendwie beim DSF-Frühstücksfernsehen war, // und wir brauchen uns da nicht vor Frauenfußball, wir brauchen uns nicht vor Dritter-Liga-Fußball oder irgendwem zu verstecken, auch vor den meisten Zweitligisten nicht. Sprecher: Das Argument, man müsse nur Erfolg haben, und schon stünden die Medien parat, scheint so nicht aufzugehen. Fast jeden Sonntag wird stundenlang Skispringen gezeigt, wo die Deutschen seit Jahren hinterher fliegen. Im Gegensatz zu Eishockey nicht gerade eine rasante Sportart. Vorher gibt es Skilanglauf, hinterher Rodeln, da gewinnen viele Deutsche, begeistern können sich aber nur wenige. Gesendet wird dennoch. 43. O-Ton: Gernot Tripcke 13:16:52 Ob das dann in der Sportschau oder Sportreportage zum siebten Mal wieder aufgewärmt werden muss, da setze ich dann doch ein Fragezeichen, in diesen Regelsendungen, glaube ich, sollte man die Mannschaftssportarten besser berücksichtigen. Sprecher: Womöglich sind auch Empfindlichkeiten im Spiel: Wenn die Senderechte an das Bezahlfernsehen verkauft werden, machen sich die Zukurzgekommenen vom Acker, sagen Kenner der Szene. Atmo 1: Anfeuerung Lanxess-Arena 22:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Die DEG ist soeben in Führung gegangen, verdientermaßen, sie spielt druckvoller in einer leider chancenarmen Partie. Eishockey kann attraktiver sein. Und wenn man häufiger Pucks über den Bildschirm sausen sähe, wäre Eishockey auch attraktiver für Sponsoren. 44. O-Ton: 2. Fan 21:03:36 Wenn sie nicht präsent sind, wie wollen sie Sponsoren kriegen, die wollen doch in den Medien drin sein. Und wenn sie keine Fernsehübertragungen haben, nicht live da sein können, wer will da noch Sponsor werden? Ich würde mein Geld auch dem geben, wo ich sage, hier: Mein Name ist zu sehen. Atmo ausblenden 45. O-Ton: Gernot Tripcke 13:09:02 Die Sponsoren, die wir haben, machen das mehr aus regionalen und aus strategischen Gründen, mit Mediadaten tun sich selbst die Fußballer schwer, mit Mediadaten Sponsoring zu verkaufen, aber natürlich wäre da wichtig, größere Reichweiten zu erzielen, Regelmäßigkeit in den Sportregelsendungen zu schaffen, da braucht man sich nichts vormachen, also da haben wir momentan leider relativ schlechte Argumente, das würde helfen, aber es ist nun mal nicht so, das war auch noch nie so, also von daher ist das ne Sache, für die wir in der Zukunft versuchen zu arbeiten, aber man muss da sicherlich auch keine Wunschbäume zu Weihnachten sich wünschen. Atmo 1: Anfeuerung Lanxess-Arena 22:00:00 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Dann wird das Spiel doch rassig. Vierzehn Sekunden vor Schluss erzielen die Haie den Ausgleich. Und kurz darauf diskutieren die Schiedsrichter darüber, ob ein Gegentreffer der DEG vor oder nach dem Schlusspfiff fiel. Die Partie geht in die Verlängerung, die Fans kommen auf ihre Kosten. Atmo noch einmal hochziehen, weiter folgend unterlegen: Im Rückraum an den Bierständen hoffen die Anhänger beider Teams, dass der Erfolg der Nationalmannschaft bei der WM nicht nur ein Frühling auf dem Eis war und dass sie nicht wieder in das Tal der vergangenen Jahre abrutscht, denn sie kann absteigen, im Gegensatz zu den Haien. 46. O-Ton: 5. Fan 16:01:13 Die Mannschaft hat Spaß gemacht, aber ich hoffe, dass es so weiter geht. Weil wir gehören irgendwie unter die ersten Acht, und da muss man auch hin. Wir sind ja nicht da unten Weißrussland, wir gehören unter die ersten acht. // Das war früher immer so, wir waren damals nie von der A-Klasse rauszukriegen, aber seitdem neue Mannschaften, neue russische Mannschaften gekommen sind, muss man unter den ersten 16 kämpfen, aber wir gehören unter die ersten Acht, eindeutig. Atmo ausblenden Sprecher: Erich Kühnhackl, Held vergangener Tage, macht in Optimismus. Aber ist der angebracht? Was wird nach der nächsten WM, wenn Uwe Krupp nach fünf Jahren als Teamchef zu den Kölner Haien wechselt. Er war es doch, der für frischen Wind in der Nationalmannschaft gesorgt hatte. Wird der abflauen zur lauen Luft? 47. O-Ton: Erich Kühnhackl 1:07:10 Es gibt vielerorts gute Ansätze, man hat gesehen, auch durch die WM in Deutschland in 2010, zu was junge Deutsche Spieler imstande sind zu leisten, und man sieht immer mehr, auch in der Deutschen Eishockeyliga deutsche Spieler, die mit 18, 19, 20 Jahren ne Chance bekommen, diese Chance auch nützen, aber man sieht auch sehr viele junge Spieler, die schon in ner gewissen Führungsrolle sind, und das, meine ich, ist Zeichen davon, dass man die Zeichen der Zeit doch erkannt hat. Und für den Nachwuchs mehr macht. 48. O-Ton: Lance Nethery, DEG 6:12:35 Langsam, aber sehr langsam haben wir es organisiert, dass wir können die jungen Leute eine gute solide Ausbildung geben. // Junge Spieler sollten in Überzahl spielen, die sollten in Unterzahl spielen, die sollten Verantwortlichkeit übernehmen, das ist wie man einen Spieler ausbildet. Und wenn wir das schaffen, mittlerweile geht es in diese Richtung, werden wir in fünf Jahren, sieben Jahren wesentlich mehr Spieler zur Verfügung haben. Atmo 2: zwei Nachwuchsmannschaften beim Spiel 5:03:40 einen Moment freistehen lassen, weiter folgend unterlegen: Sprecher: Die Kids in Landshut machen sich darum keinen Kopf. Sie haben die NHL im Blick. So etwa in sechs Jahren wollen sie rübermachen. Dann bekäme der EV Landshut immerhin Geld für den Transfer. Die Nachwuchsarbeit hätte sich gelohnt. 49. O-Ton: Jungen 4:01:09 - Ich bin Stürmer und ich spiele links. Also linksaußen. // Offensiv spielen und vorchecken. Ist schon anstrengend. - Ja, ist schon anstrengend , man muss halt auch viel laufen, und halt immer das ganze Spielfeld im Blick haben. Atmo ausblenden Sprecher: Die Fans in der Lanxess-Arena haben nur noch den Torraum im Blick. Penalty- Schießen. Die DEG gewinnt, die Haie sind wieder Tabellenletzter und die Fans hoffen, dass Eishockey in der öffentlichen Wahrnehmung nicht wieder absteigt. 28