COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur, Zeitfragen 27. Dezember 2010, 19.30 Uhr Meine Katze, mein Hund, mein Schwein! Eine deutsche Zuneigung Von Thomas Klug CD oder Youtube: Lassie Autor: Am schlimmsten wird es am Samstagabend um halb acht im Fernsehen. Das wirkliche Leben wird dann aus- und das ZDF eingeschaltet. CD oder Youtube: Unser Charly Autor: Um die Zeit drehen sie in Mainz den Heile-Welt-Regler ganz nach oben und jagen allerlei Viehzeug über den Bildschirm. CD oder Youtube: Hallo Robbie Autor: Aber das gab es schon lange vor dem ZDF. Echtes und vermeintliches Hausgetier auf dem Bildschirm - und jede Menge Zeitgenossen finden alles nur noch schön. Ausgedachte Tiergeschichten im Fernsehland wirken wie eine kollektiv verabreichte Lächel-Droge. Die Sprache der Zuschauer schrumpft auf ein "niedlich" oder "süß" - zumindest bei den Intellektuellen. Alle anderen schaffen nur noch Geräusche des Wohlgefallens: Sp. v. Dienst, Sprecher, Sprecherin: (durcheinander) Oooh, oh, oooh. Autor: So redet man unter deutschen Dächern, wenn es um Kinder geht. Oder eben um allerlei Getier: CD oder Youtube: Flipper Sp. v. Dienst: Meine Katze, mein Hund , mein Schwein. Eine deutsche Zuneigung. Effekt Werbung Sprecherin: Porzellan-Hundenapf groß, weiß/silber 99 Euro; klein, mit Blumendekor 79 Euro. Atmo: Bellen Sp. v. Dienst: Ein Feature von Thomas Klug Atmo: Bellen Sp. v. Dienst: Was denn? Sprecher: Und mich sagste gar nicht an? Atmo: Knurren Sp. v. Dienst: Und Kampfdackel Gerrit. Atmo: Bellen Autor: Der tierbesessene Teil der Menschheit will nicht in den Stall, um das Tierleben zu beschauen, sondern das Viehzeug kommt in die Wohnung und wird zum Familienmitglied ernannt, ob es will oder nicht. So gesehen hat Flipper, der Delphin, noch einmal Glück gehabt. CD oder Youtube: Flipper Autor: Menschen denken sich bei den frisch ernannten Familienmitgliedern: Alles, was Mensch braucht, braucht Tier auch. Take Liepe Also wir fangen mal hier vorne an. Wir machen ja immer eine ganz nette Dekoration zu irgendeinem Thema. Also in der Jahreszeit, egal, ob jetzt Weihnachten oder nicht, ist jetzt kuscheln angesagt. Da haben wir ganz viele Betten und Hundedecken dekoriert und haben auch ganz viele Sachen, wo Hunde sich im Winter mit wohl fühlen, vor allem auch Sachen zum Anziehen, was nicht jeder Hund braucht. CD: Martina Brandl 0 - 0'07 Take Liepe (trennen) Na ja, Diese Saison ist angesagt, was jede Saison angesagt ist: In Deutschland, weil, wir sind noch nicht so weit wie in Amerika. Sprecherin: Dagmar Liepe, Inhaberin des Hundegeschäfts Ally and Dotty in Berlin. Take Liepe Es ist immer alles praktisch, warm und wasserabweisend. Also hier wird nicht angezogen um des Anziehens willen, so mit T-Shirt und nett, das geht vielleicht so ab München auch schon, aber hier in Berlin noch nicht. Alles muss praktisch, wasserabweisend und leicht anziehbar sein, ob das jetzt Pullover sind oder eben auch richtig Regenjacken. Der Trend geht natürlich genau zu den gleichen Farben wie bei uns, bisschen lila, bisschen rot. Manche mögen es schlicht, manche poppiger, haben wir alles. Autor: Ich stelle mir jetzt gerade den Kampfhund in lila vor. Sieht ein bisschen albern aus? Ja, da haben wir jetzt gerade hier vorn so ein Halloween-Batman-Kostüm, das kann der Kampfhund auch gut tragen, wenn der Besitzer das mag. A: Da liegen jetzt so verschiedene andere Sachen da, da das sieht aus wie ein Keuschheitsgürtel für Hunde. Ja, das sind eben Halsbänder bzw. Geschirre. Manche Hunde ziehen ja stark, so wie Mops oder eben auch Jack Russel u.a und die tragen dann mitunter ein Geschirr und nicht ein Halsband, weil Halsbänder drücken hier an der Kehle und würgen und bei Geschirren verteilt sich der Druck mehr auf den Rücken. CD: Martina Brandl 0'07 - 0'30 Sprecher: (immer wieder leichtes Bellen andeuten) (mit Atmo) Da ist ja immer noch ein Fleck. Ich muss aufräumen, aber jetzt muss ich erst mal etwas...Etwas sagen. Hier plappern alle über ein Thema, ohne betroffen zu sein. Ich bins übrigens, Gerrit, genannt der Kampfdackel. Der Typ am Anfang hat das ja schon gesagt. Hört mich überhaupt jemand? Egal. Tiere und Hunde. Schlimm genug, dass da niemand sagt: Da muss man differenzieren. Ich will nicht mit einer dummen Katze in einen Topf geschmissen werden. Ich will überhaupt nicht in einen Topf geschmissen werden. Wir sind doch nicht in China. Töpfe - Schweine und Rinder sind da ganz anders. Die denken ja bis zuletzt, dass sie in keinen Topf passen. Was wollte ich eigentlich sagen? Ich meld mich später noch mal. Autor: Das Tier von heute hat es nicht leicht. Entweder es wird in Massen gehalten, im Supermarkt als richtiges oder als Gammelfleisch verkauft und anschließend verspeist. Oder es wird verhätschelt, dann aber selten gegessen. Effekt: Werbung Sprecherin: (penetrant) Hundebett groß, in grau/schwarz, 149 Euro. Klein in pink/schwarz 99 Euro. Autor: Hunde mit Jacken und künstlichen Gelenken, Katzen, die einen extra Festtagsbraten bekommen und natürlich die Geburtstagstorte für den geliebten Vierbeiner - will man sich da wirklich ausmalen, was unsere Vorfahren dazu gesagt hätten? Take Macho Tja, die würden schon an unserem Verstand zweifeln vermutlich. Sprecherin: Thomas Macho, Professor für Kulturgeschichte an der Berliner Humboldt-Universität: Take Macho Gleichzeitig würden sie aber auch sehen, dass wir mit den Tieren sonst nichts mehr anfangen können, dass die Beziehungen, die wir ansonsten zu Tieren führen, sehr einfach, sehr linear, sehr unterkomplex geworden sind, weil wir all das, was wir im Lebensalltag tun, all das, was wir machen, ohne Tiere erledigen. Take da Silva Meine Katze heißt Scully. Da gucken immer alle, auch der nette Interviewpartner gerade. Scully rührt natürlich daher von der Akte X und zwar als damals die allererste Staffel lief und ich völlig begeistert war von der Darstellerin der Agent Scully. Sprecherin: Magy da Silva, Schauspielerin und Katzenhalterin. Take da Silva 14 Jahre ein Tier an der Seite zu haben ist schon, na ja, ich weiß nicht, so ein bisschen Beziehung. In meinem Fall: Männer kommen und gehen, Wohnungen wechseln, Jobs wechseln, aber das Tier ist irgendwie immer da. Also ich habe jetzt schon ein bisschen Bammel davor, wenn diese Katze mal stirbt oder ich sie einschläfern lassen muss, weil, dann wird sicher irgendwie, da wird was fehlen, ganz klar. Atmo Liepe Verkaufsgespräch Hallo. Kann ich helfen? Der Hund, mag der vegetarische? Ich habe keine Ahnung, ich kenne den Hund nicht. Denn manchen Hunden sind vegetarische zu gesund, die an ihre Aroma- und Lockstoffe gewöhnt sind. Vielleicht lieber so eine Mischung aus Sardine und Leberwurst? ... Autor: So ein Haustier kann nützlich sein: Als Blindenhund, auch als Gefährte im Alter. Als jemand, der Herrchen oder Frauchen auf Trab hält. Aber: Take Liepe Es gibt ja Hunde, die sind ja wie Sofakissen, die lassen alles mit sich machen, die lassen sich alles gefallen. Und dann gibt es eben diese ewig renitenten, die wollen halt so was alles nicht, das ist wie mit Kindern oder mit Jugendlichen: Nein, diesen Pullover zieh ich nicht an. Irgend so was ist immer. CD: Martina Brandl 0'31 - 0'45 Take Liepe A: Was gibt es noch, Reisetaschen für Hunde? Ja, es gibt Reisetaschen, also welche für die Bahn, das sind größere oder auch welche fürs Auto. Und dann gibt es welche zum Fliegen, da sind ja die Airlines ziemlich streng geworden, die brauchen bestimmte Maße, sonst darf man damit nicht fliegen, die müssen unter den Vordersitz passen. A: Ich frage ganz vorsichtig: In diese Reisetasche für Hunde kommt der Hund rein oder das, was der Hund unterwegs für Spielzeug und Kleidung braucht? Da kommt an erster Stelle der Hund rein. Und Sie sehen ja, da sind so ein paar kleine Taschen, da kann man auch etwas Equipment lagern, was man dann so als Reiseproviant braucht, wobei viele Hunde dann auch sediert werden, die brauchen dann kein Proviant, die schlafen dann lieber. A: Was ich vermisse, ist dass da irgendein Designername drauf steht... Der steht drauf, den haben Sie nur noch nicht gesehen. Die sind von London-Pet, das ist eine Firma aus London. CD: Martina Brandl 0'47 - 1'09 Atmo: Bellen Effekt: Werbung: Sprecherin: (penetrant) Rascheltunnel aus hochwertigem Nylon, ein spannender Abenteuerspielplatz für Katzen. Waschbar per Handwäsche. 10,99 plus Versandkosten. Autor: Der Mensch so ganz ohne Tiere - das wäre keine schöne Aussicht. Es ginge gar nicht. Wen sollten wir dann essen und wer würde für uns arbeiten? Nein, das mit dem Arbeiten ist weniger geworden. Ein paar Pferdekutschen als Attraktion, ein paar Wachhunde zur Sicherheit. Aber welcher Esel muss hierzulande schon noch Lasten schleppen? Die Tiere verschwinden einfach. Wer will auch schon auf der Straße treffen, was später auf dem Teller liegt? Die Tiere, die es doch noch im Straßenbild gibt, werden als Spielzeug gesehen und behandelt - zumindest von denen, die sie halten. Thomas Macho spricht deswegen auch nicht von Haustieren, sondern von Pets. Take Macho Ich verwende dafür ja eigentlich nicht mehr den Begriff der Haustiere und zwar deshalb weil man mit dem Begriff der Haustiere nur das meint, was wir heute Nutztiere nennen. Über die lange Zeit, in der Menschen mit Tieren zusammengelebt und vor allem auch mit Tieren zusammen gearbeitet haben, waren diese Tiere fast so was wie Partner auf vielen Ebenen. Man hat die Arbeit mit ihnen geteilt, man hat das Haus mit ihnen geteilt, man hat den Krieg mit ihnen geteilt, man hat vielleicht sogar manchmal in der Liebe das Bett mit ihnen geteilt. Jedenfalls berichten manche Mythen und Geschichten von solchen Verhältnissen von Mensch und Tieren. Und dann so spätestens ab dem 18./19. Jahrhundert bricht das und wir haben Nutztiere, die wir nicht mehr kennen und mit denen wir keine Beziehung haben, die uns weder namentlich noch als Personen in irgendeiner Form etwas bedeuten, die nicht einmal mehr als Nahrung auf unseren Tellern daran erinnern, dass das mal Tiere waren. CD: Muppets Intro - kurz freistehend, dann länger im Hintergrund Take Macho (Fortsetzung) ...Und die Pets, das sind keine Haustiere mehr, wie sie die Bauern hatten oder die Hirten hatten, sondern das sind Haustiere, die unsere psychischen Bedürfnisse erfüllen sollen. Und die vergöttern und lieben wir dann tatsächlich bzw. erstaunlicherweise kann diese Liebe dann wahnsinnig rasch ins Gegenteil umschlagen, wenn man schaut, wenn diese Pets, die etwa zum Weihnachtsfest verschenkt wurden, anschließend in Tierheimen landen, dann stellt man fest, die Vergötterungsbereitschaft mag es gegeben haben, aber plötzlich hat man festgestellt, dass das Tier dann doch nicht so nett ist, dass es keine Sorgen und Umstände und Probleme macht und sobald das erste Problem entsteht, will man das Tier wieder nicht mehr haben, schafft es ab, setzt es aus oder gibt es im Tierheim ab. CD: Martina Brandl 1'10 - 1'40 Take Liepe Mein Jack-Russel-Mix, die hat einen schicken Pullover aus New-York, einen Zopfmuster-Pulli, den findet die auch ganz toll. Und mein Terrier, die kriegt ihren eigenen Pelz, die ist immer neidisch, weil alle im Wald sagen: Ach, siehst du süß aus. Dann will die auch was. Die kriegt dann so einen Schal mit einer Bommel um und dann ist die auch glücklich, aber die zieht nichts an. Die hat zwar auch eine tolle Jeansjacke, eine Hells-Angels-Jeansjacke, aber die will sie nicht und die will sie auch nicht haben. Die sieht aber klasse aus. Autor: Die anderen Tiere, die kleineren wie Mäuse, Ratten, Mücken und Großstadttauben werden einfach als Plage gesehen - weil sie sich eher einen Dreck um menschliche Bedürfnisse scheren - und weil sie eher selten die Chance haben, sich bei Menschen beliebt zu machen. So viele Punker gibt es eben nicht, die sich mit Ratten schmücken. Und Mäuse finden nicht eben viele. Sprecherin: (leicht affektiert) niedlich. Musik Autor: Eine Stadtmaus muss heute kaum noch Angst vor einer Katze haben. Es lauern ganz andere Gefahren. Angst vor Katzen sollten eher deren Halter haben, sei es wegen einer Katzenallergie. Oder: Take da Silva Ich habe Tatsache ein blaues Auge von meiner Katze bekommen. (Lachen) Sprecherin: Magy da Silva, Katzenhalterin und Schauspielerin: Take da Silva Ich lache dabei, aber eigentlich ist es gar nicht so zum Lachen. Meine Katze ist verhaltensgestört. Die hat manchmal Aussetzer und da konnte bis jetzt auch kein Tierarzt eine Erklärung dafür finden. Die rastet wirklich manchmal aus, also da legt sich ein Schalter um im Kopf und dann ist sie, eine Sekunde lang ist sie ganz normal, liegt und schnurrt oder guckt aus dem Fenster oder ist beim Futtern oder wie auch immer. Und von einer Sekunde zur anderen dreht dieses Tier durch und dann fällt sie mich auch an. Bislang waren es immer nur die Waden, die dann dran glauben mussten oder die Jeans, wo reingebissen wurde. Das, wovor ich immer so ein bisschen Angst hatte, weil ich dieses Tier ja auch schon eine Weile kenne, das ist dann gestern Abend wirklich eingetroffen. Sie schläft immer bei mir auf dem Kopfkissen und sie schnurrte und ich habe sie gestreichelt und von einer Sekunde zur anderen fing sie an zu knurren und zu fauchen und normalerweise, weil ich das Verhalten schon kenne, ziehe ich mir die Decke über den Kopf, dann passiert auch nichts. Aber gestern war ich nicht schnell genug, dann hatte ich, Tatsache, die Krallen im Gesicht und es war wie Sie ja sehen hier, wirklich haarscharf am Auge direkt vorbei. Und heute morgen, ich wusste wirklich nicht, ob ich lachen oder heulen sollte, weil da wurde mir auch bewusst, welche Kraft dahinter steckt, es ist wirklich, die Katze hat mir ein blaues Auge gehauen. Ich habe ein blaues Auge jetzt von meinem Haustier, es ist unglaublich. Effekt: Werbung: Sprecherin: (penetrant) Laserpointer für Katzen. Der Hit aus den USA. Ein Muss für jede Katze. Fördert die Aufmerksamkeit und den Spieltrieb. Inklusive Pocket-Card. 29,70 Euro. Sprecher: (immer wieder leichtes Bellen andeuten) (mit Atmo) Katzen, Katzen. Katzen. Geht's noch? Wir sollten hier über wirklich wichtiges reden. Also über mich, Gerrit den Kampfdackel. Mich nervt nämlich Eva, dieser blöde Wellensittich. Ständig fliegt er in der Gegend rum. Wenn ich gerade mal schlafe, dann setzt er sich auf mich drauf. Und der, der sich immer Herrchen nennt und mich füttern darf, findet das lustig. Ich soll mich wehren sagt er dann, ich soll Eva hinterherrennen. Als ob ich das nötig hätte. Blöde Eva. Das ist doch kein Umgang für mich. Wie oft dieses depperte Flugvieh gegen die Scheibe donnert. Davon muss man ja blöde im Kopf werden. Ach. Dackel und Wellensittiche passen einfach nicht zusammen. Deshalb habe ich...Na ja. Manche sagen, ich sei gestört. Ich bin nicht gestört. Ich bin verhaltenskreativ.... Ich muss das jetzt wegräumen. CD: Martina Brandl 1'41 - 2'06 Take Liepe Das ist normaler Weizenteig. Wir haben ja auch viele Touristen hier und dafür haben wir eigentlich die Ampelmännchen, die haben wir auch ein bisschen mit Lebensmittelfarbe gefärbt, dass die nicht ganz so traurig aussehen und die Fernsehtürme haben wir auch ein bisschen beglittert und die Schweiz haben wir jetzt schon gebacken. Wir suchen auch immer ein bisschen exotische Backformen, das ist auch gar nicht so einfach. Sprecherin: Dagmar Liepe, Inhaberin des Hundegeschäfts Ally and Dotty in Berlin. Take Liepe (Fortsetzung) Dann haben wir natürlich auch vom Armani-Trenchncoat bis zum richtig Fellmantel aus Lammfell für die ganz nierenempfindlichen. Darf man ja schon gar nicht mehr sagen, mit dem Fell, mit dem Pelz. Und hier ist so was, wenn es so ist wie heute, wenn es regnet, das ist eben einfach nur was wasserabweisendes, simples. A: Sieht jetzt eher aus wie Sack... Das muss man angezogen sehen am Hund. Hier ist der Armani-Trench. Habe ich aus New-York mitgebracht, das Armani-Zeichen, innen, hier natürlich auch überall. Und da habe ich ein Riesen-Ridgeback gesehen mit einem Mann mit der Aktentasche. Und der hatte den gleichen Mantel an, wie sein Hund. Hier ist das Lamm. A: Sieht schick aus. Ja. Wo ist da oben und unten? Da, wo der Kragen ist, ist immer oben. Ach, das ist bei Hunden auch so, ja? Ja, ist es auch so ähnlich. Das Gleiche gibt es noch mal für die Größeren unter uns. Das könnte ich irgendwie auch anziehen. Das ist jetzt für eine Kuh, oder? Das könnte für einen oder so was in der Art sein. Kühe werden hier noch nicht ausgerüstet. Autor: Die Tiere verändern sich, wie sich unsere Sicht auf die Tiere verändert - und damit unser Umgang. Katzen waren dazu da, Mäuse zu fangen. Damals, als Katzen noch draußen waren: Take da Silva Die hat nie die Wohnung verlassen, die ist nichts anderes gewöhnt, sie ist auch ansonsten super lieb. Ich habe viele Tiere und Menschen in meinem Umfeld auch: Da sind die Haustiere, die reißen alles runter und springen in den Regalen rum. So was macht meine Katze gar nicht. Sie würde auch auf dem Balkon nie auf den Gedanken kommen, da irgendwo hoch zu springen oder so. Sprecherin: Magy da Silva, Schauspielerin und Katzenhalterin CD: Annett Louisan: Die Katze - freistehend, dann im Hintergrund und immer wieder mal im Vordergrund Take da Silva (Fortsetzung) Sie ist eigentlich eine ganz vorsichtige und eine ganz liebe Katze. Nur, dass sie halt manchmal diese Ausraster hat. Eine Freundin von mir, die ebenfalls Katzen hat, hat angemerkt, vielleicht hat die Katze einen Gehirntumor, soll ich mal untersuchen lassen, weil das auch so umschlägt, mit diesen Ausrastern. Woher ihre Macke kommt weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ihre Macke da ist und sie tut mir dann auch leid, weil es ist wirklich so, dass sie dann auch in den Augen - ja, Katzenbesitzer beobachten ihr Tier natürlich auch intensiv, wenn man nicht gerade ne Großfamilie mit in der Wohnung hat - und ich lebe allein mit dieser Katze, ich sehe es ihr an. Sie flippt dann aus und irgendwann schaltet das wieder um, dann ist sie völlig verwirrt und weiß überhaupt nicht, wo sie ist und was sie überhaupt gemacht hat. Dann denke ich mir, meine Güte, ist ja eigentlich schlimm, für sie auch. Autor: Es heißt Affenliebe. Wenn sie denn mal nur den Affen gelten würde, davon werden ja hierzulande nicht allzu viele gehalten. In jedem dritten Haushalt in Deutschland soll ein Tier leben. Am beliebtesten sind natürlich Hunde Sprecher: Ausruf der Freude Autor: Nur Katzen sind noch beliebter. Sprecher: bellt Take Macho Man kann auf der anderen Seite aber auch sehen, was für volkswirtschaftlich unsinnig hohe Summen vergeudet werden dafür, dass wir uns diesen Luxus des Liebhabenwollens in dieser Weise realisieren. Was alles investiert werden muss, um dieses System am Leben zu erhalten, ist enorm. Autor: Laut einer Studie der Universität Göttingen geben deutsche Hundebesitzer jährlich zirka 5 Milliarden Euro aus. Sprecher: bellt Autor: Was sagen diese Summen, investiert in Tiere, über die Gesellschaft aus? Take Macho Dass unsere Bereitschaft mit Lebewesen, ganz egal, ob anderen Menschen oder Tieren, Umgang zu pflegen, die nicht darauf konditioniert sind, unsere psychischen Bedürfnisse zu spiegeln immer mehr Schwierigkeiten bekommen, das heißt wir immer mehr in einer Welt leben, die eigentlich von den Imaginationen, denn das ist ja das Geheimnis der Pets. CD oder Youtube: Lassie Take Macho (Fortsetzung) Das Pet ist immer schon ein Vertreter von etwas, was als Bild, als Idee, als Film, als Stofftier usw. vorher da war. Das hat mich immer am meisten fasziniert, so in einem Nebensatz gesagt, wie viele Dalmatiner es eine zeitlang gab als Hunde, weil dieser Disney-Film so ein hohes Maß an Popularität erreicht hat und alle Kinder dachten, wenn man einen Hund kriegt, dann muss das so aussehen, wie bei Disney und das heißt eben weiß mit schwarzen Punkten und das war eine sehr komische Geschichte, es gab eben wirklich sehr viel mehr Dalmatiner, die diesem Bild entsprechen sollten. Sprecher: (immer wieder leichtes Bellen andeuten) (mit Atmo) Ja. Ich noch mal. Ich habe aufgeräumt. Alles ist weg. Verdammt, da liegt immer noch so eine Feder. Hat dieser depperte Wellensittich Eva wirklich geglaubt, es kann mich ständig ärgern? Ich musste gar nicht viel tun. Eva hat mich mit großen Augen angesehen, dann mächtig mit den Flügeln geschlagen. Na ja. Und dann.... Klospülung. Ade. Jetzt bin ich vogelfrei. Aber ich muss mich konzentrieren. Der, der sich immer einbildet, mein Herrchen zu sein, kommt immer sieben Minuten vor acht nach Hause. Ich habe ihn noch nie wirklich gemocht. Gut, manchmal habe ich so getan. Aber was macht man nicht alles, wenn man Hunger hat. Neulich hat er erzählt, er will mit mir so einen Kurs besuchen: Dog-Dancing. Irgendsoeine Mode: Herrchen und Hundchen tanzen gemeinsam zu furchtbarer Musik. Diese Idee hätte er nicht haben sollen. Heute beginnt meine Selbständigkeit. Ab morgen wird nicht mehr geheuchelt. Nicht mehr Männchen gemacht. Nicht mehr nach dem blöden Ball gerannt. Ab morgen mache ich, was ich will und wann ich es will. So noch ein paar Minuten. Auf den Überraschungseffekt kommt es an. So ein Herrchen kann ja nicht so mit den Flügeln schlagen. Take da Silva Man teilt vieles mit dem Tier, man erzählt die Kümmernisse und wenn es dem Frauchen mal nicht gut geht, dann kommt die Katze kuscheln, bildet sich Frauchen jedenfalls ein, dass die Katze dann zum Trösten kommt, ist vielleicht auch nur Wunschdenken. Da baut sich auch eine Beziehung wirklich auf und da macht man sich Gedanken, was ist, wenn dieses Tier mal nicht mehr ist. Take Macho Dann gibt es ja noch die Übertragungen. Sprecherin: Thomas Macho, Kulturwissenschaftler an der Humboldt-Universität zu Berlin: Take Macho (Fortsetzung) Die finde ich ja immer besonders spannend als Kulturwissenschaftler, wenn man sehen kann, dass die Tiere, die man als Stofftiere kennt, die will man dann auch lebendig haben. Das ist schon fast wie der Mythos, wo das Spielzeug zum Leben erwachen soll, träumt man dann von den Teddybären, von den kleinen Hunden und Katzen auf dem Küchenregal, die zum Leben erwachen sollen und wundert sich, dass die in Wirklichkeit anders funktionieren. Autor: Aber der Mensch ist beeinflussbar. Dreht Hollywood einen Film über 1001 Dalmatiner - welche Hunderasse ist dann plötzlich Weihnachtswunsch Nummer eins? Ruft die Filmindustrie "Findet Nemo" - dann steht plötzlich ein langweiliger Fisch im Mittelpunkt. Take Macho Oder Schweinchen Babe - die große Renaissance des Schweins als Pet begann mit Schweinchen Babe. Da gab es dann die berühmten Zuschriften und Protestzuschriften an die Filmproduktionsfirma, ob es dem Schweinchen Babe auch gut geht und dass es auch wirklich nicht geschlachtet worden sei, wie irgendwelche Gerüchte besagten. Und dann haben die zurückgeschrieben, nee, dem geht's blendend, das wird beteiligt an den Einkünften. Und unter der Hand weiß man, das, was den Verantwortlichen am ehesten den Schweiß auf die Stirn trieb, war die schlichte Tatsache, dass es nie ein Schweinchen Babe gab, sondern dass das 77 Schweine waren, die das dargestellt haben, weil, die werden einfach zu schnell groß und so schnell dreht man einen Film nicht mehr wie in den 20er Jahren, das heißt, die haben nicht nur unterschiedliche Schweine gehabt, die Unterschiedliches konnten, sondern mussten auch schon aus Gründen, um diese eine komische Erscheinungsform aufrecht zu können, mussten sie den Träger wechseln. Effekt: Werbung Sprecherin: Micro-Mini-Racer " Mouse", ein ferngesteuertes Maus-Set in weiß oder grau, inklusive Fernsteuerung, ohne Batterien, in alle Richtungen lenkbar, auch vor und zurück. 19,95 Euro. Autor: Tiere in ihrer Eigenart begreifen, ihnen eine Umgebung bieten, die halbwegs natürlich ist. Und sie nicht zum Menschenersatz werden lassen, ein Tier einfach Tier sein lassen. Katzen fangen Mäuse. Hunde hüten oder jagen. Oder werden gejagt - um auf dem Teller zu landen. Dabei ist es doch nur kulturell bedingt, dass hierzulande Hunde nicht auf dem Teller landen. Die Chinesen sehen das anders. Kann man ihnen das vorwerfen? Take Macho Man kann ihnen vieles vorwerfen, aber das nicht. Dass kann man im Zweifelsfall noch für vergleichsweise vernünftig halten. Sprecherin: Thomas Macho, Kulturwissenschaftler und Herrchen der zehn Jahre alten Perserkatze Nati. Atmo: heftiges Bellen Sp. v. Dienst: Meine Katze, mein Hund, mein Schwein. Eine deutsche Zuneigung. Sprecher (mit Atmo) Übrigens: Es hat geklappt. Ab heute bin ich frei. Kann mir jemand mein Abendessen bringen. Regie: ab hier sehr langsam blenden und die Absage darüber legen. Sprecher (mit Atmo) Hallo? Hört mich jemand. Hallo? Ich will mein Abendessen, habe ich gesagt. Hee! Ich habe Hunger. Ich hätte gern mein Futter. Hallo, Kampfdackel Gerrit hat Hunger. Jetzt macht mal hin. Hallo. Verdammt noch mal. Hallo. Hunger. Sp. v. Dienst: Ein Feature von Thomas Klug Es sprachen: Viola Sauer (hat drei Stubentiger)... Thomas Klug (hat auf dem Dorf jede Menge Viehzeug kennengelernt; aber keine Hunde mit Armani-Jacken) Tim Lang (wechselt ab einer bestimmten Hundegröße grundsätzlich die Straßenseite; sicher ist sicher) Ton und Technik: (hat ein halbes Pferd im Stall) Regie: Klaus-Michael Klingsporn (hat hier die Sau rausgelassen) Redaktion: Constanze Lehmann (vom Dackel gebissen) Eine Produktion von Deutschlandradio Kultur (hat einen sprechenden Kakadu im Programm; aber das ist auch schon egal.) 1