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Es war auch ein Grund, weshalb ich in die Armee eingetreten bin: andere Länder, andere Kulturen anschauen. Kennmusik: Take 04 Pütz Dann habe ich meinen Enkel genommen, wir wohnen hier hinten am Feld. Da fliegt das Flugzeug rüber und da habe ich gesagt, guck mal, da oben fliegt das Flugzeug, das mit dem du spielen kannst. Das ist dann aber so groß. Und so hat er die Angst verloren. Sp. v. Dienst: Klein-Amerika in Deutschland Die US-Base Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz Eine Deutschlandrundfahrt mit Thomas Klug Atmo: Stadt Autor: Das Haus ist fünfeckig und wird seit Jahren, eigentlich seit Jahrzehnten renoviert. Es soll das fünftgrößte Gebäude der Welt sein. Das Pentagon, das Verteidigungsministerium der USA, liegt am Potomac River in Arlington, direkt neben dem Nationalfriedhof, an der Grenze zu Washington, D.C. 6869 Kilometer sollen es bis Washington sein. Ein Wegweiser in der Fußgängerzone teilt das mit. Die Fußgängerzone befindet sich in Kaiserlautern. Und das amerikanische Militär auch. Take 05 Blümlein, Shopping-Mall 6'20 Das geht eigentlich soweit, dass sie in der Hälfte aller Kneipen in Kaiserslautern mit Sicherheit mit Dollars bezahlen können. Autor: Das Militär, das ist Kilian Blümlein, Pressesprecher der Air Force, der Luftwaffe. Take 06: Sie bekommen da nicht unbedingt den fairsten Kurs. Aber trotzdem, für diese Bequemlichkeit, die Sie haben, dass Sie kein Geld wechseln müssen. Das ist schon bemerkenswert, wie manche Stadtviertel von Kaiserslautern zumindest zweisprachige Reklame haben, weil man eben ganz gezielt die Amerikaner ansprechen möchte. Musik 1: Titel: Dreaming of Fiji Interpret: Filmmusik Komponist: Philip Glass Verlag: Milan; LC 08126 Autor: Aus den privaten Reisenotizen des Autors: Das haben sie nun davon. Es könnte so einfach sein: Rom, Paris, Prag vielleicht. Oder Berlin. Städtenamen - kurz und knapp, ohne jede überflüssige Silbe. Nichts, wo man Luft holen muss, um sie auszusprechen, ohne dabei zu ersticken oder sich auf die Zunge zu beißen. Und dann das: Wenn man schon in Rheinland-Pfalz lebt, in einem Bundesland also, das für ausländische Zungen eine Herausforderung ist, muss man seine Kleinstadt ja nicht auch noch so kompliziert nennen: Kaiserslautern. Hier wohnen Menschen - aber weshalb? Kaiserslautern - Was soll das denn sein? Kaiser und noch lauter - das will man doch nicht haben. Also sind sie selber schuld. Die, nunja, Touristen haben die Stadt kurzerhand umgetauft - in K-Town. Nicht schön, aber zungenhandlich. Nach K-Town kommen viele - von sehr weit her. Weniger, um die Stadt zu besichtigen. Die Army machte aus Kaisesrlautern K-Town. Und bei der Gelegenheit hat sie die Stadt gleich mal zweisprachig gemacht. Musik 1 - kurz freistehend, Ende Autor: Rheinland-Pfalz. Musik 2: - kurz freistehend, dann im Hintergrund Titel: Swing`in the Blues Interpret: Swing Dance Orchestra Komponist: Count Basie Verlag: BMG, LC 00055 Autor: Saumagen und Fast Food. Volkstümliches Gedudel und Swing. Kohl und Beck, wobei da die Unterschiede nicht so groß sind. In Rheinland-Pfalz trägt man noch stolz ein paar Kilo mehr mit sich herum, zumindest, wenn man Politiker ist. Landschaft gibt es irgendwie auch. Berge nennen sie hier Steingerüttelkopf und Erbeskopf. Im Süden liegt Kaiserslautern, gleich hinterm Wald, der in diesem Fall der Pfälzer Wald ist. Und 20 Kilometer weiter weg liegt Ramstein. Von dort donnern immer wieder Flugzeuge durch die Landschaft. Amerikaner. Nato. Die Army ist hier zum Greifen nah. Aber wo sind die Soldaten, die in den Krieg ziehen? Take 07 Frauenclub 1 3'11 Wir befinden uns hier im Moment auf dem Rathaus Kaiserslautern, das ist also das höchste Gebäude, war also, es gebaut wurde, auch das höchste Rathaus in ganz Deutschland. Im Moment befinden wir uns auf der Außenterrasse und haben einen wunderschönen Blick auf die Stadt Kaiserslautern, vor uns das Fritz-Walter-Stadion, auf der anderen Seite verschiedene berühmte Kirchen und ganz weit in der Ferne auch den größten amerikanischen Militärstützpunkt in Europa, vielleicht sogar der größte außerhalb der USA. Autor: Ein Aufenthalt auf dem Rathaus von Kaiserslautern hat wenigstens einen Vorteil: Das Rathaus selbst gerät aus dem Blickfeld. 25 überirdische Etagen aus Beton aufeinandergestapelt, abgestellt neben einer Verkehrsinsel. Dabei ist das Rathaus nicht einmal das hässlichste Gebäude der Stadt. In der 21. Etage befindet sich ein Restaurant. Es trägt den Namen Twenty-one. Ein weiter Blick über die Stadt. Von oben ist Kaiserslautern zu ertragen. Take 08 Frauenclub 2'01 Terrasse Das ist dann der Ostteil der Stadt, und wenn Sie diesen Turm dort, also den Turm, also in diese Richtung, das ist eine Kaserne, die nennt sich eigentlich 23er Kaserne, aber heute Kleberkaserne. Dort ist die US-Armee praktisch zu Hause. Also, die arbeiten dort. Das ist die Air-Force in Ramstein, also Housing, dort ist die Armee und hier ist mehr vermehrt Air- Force. Wenn Sie dann hier, das ist also alles noch Wohngebiet hieraus, das geht also alles Richtung Mannheim, hier hinter dieser Palme da, da geht es nach Mannheim, die Autobahn, ne. Autor: Frauen im Verein. Ein Club, der deutsch ist, amerikanisch und obendrein noch international. Take 09 7'04 Mein Name ist Bruni Pütz, ich bin die Präsidentin des deutsch-amerikanischen- internationalen Frauenclubs in Kaiserslautern. 10'35 Der Club wurde 1956 gegründet. Das war nach diesem Fraternisierungsverbot, das ja 1949 komplett weg war. Es wurde als Frauenclub gegründet, Frauen untereinander konnten einfach unbürokratisch der notleidenden Bevölkerung Hilfe leisten. 6'21 Mein Name ist Gina Hutchons-Inman. My name is Gina Hutchons-Inman and i'am the recording secretary of the german-american and international womens club here in Kaiserslautern. Ich bin also die amerikanische Protokollführer beim deutsch- amerikanischen und internationalen Frauenclub in Kaiserslautern. 16'33 Ich bin so ein richtig deutsch-amerikanisches Produkt in lebender Form. Das bedeutet: Mein Vater ist Amerikaner, meine Mutter war Deutsche. Ich bin allerdings amerikanische Staatsbürgerin. Autor: Deutsche und US-Amerikaner in einem Club - da ist reichlich Gelegenheit für Missverständnisse. Aber deshalb gibt es den Club ja auch - um die Missverständnisse zu diskutieren. Take 11 Frauenclub Pütz / Klug 26'55 32'50 Die ganzen Gelder, die wir einnehmen, die spenden wir wieder an wohltätige Organisationen, gemeinnützige Organisationen. Und wir sind ein gemeinnütziger Verein und müssen aus diesem Grund eine ordentliche Buchhaltung machen. Und das ist eben in den USA anders. Da hat man jetzt wieder was zu erklären, warum, wie was wo anders ist. Gut, da ist das Verständnis ein bisschen schwerer. Also Sie müssen den Amerikanern die großartige Segnung deutscher Bürokratie beibringen? So ungefähr. Autor: Der Mann am Tisch wird geduldet. Mit den Amerikanern kennt er sich aus. Und mit einer Amerikanerin besonders: Take 12 7'27 Henze Ich bin mit Gina Inman liiert und ich bin aus diesem Grund mit hier vor Ort. Rüdiger Henze. 35'06 Wir kannten uns eigentlich vorher schon, bevor Gina in den Verein eingetreten ist, durch eine gemeinsame Tätigkeit auf dem Flugplatz Ramstein. Sie war da und ich arbeite im NATO-Headquater. Da sind wir aufgrund von ihrer Funktion...sind wir da zufällig in Kontakt gekommen. Und die Kontakte haben sich im Laufe der Zeit verfestigt. Sozusagen. Autor: Rüdiger Henze schaut Gina Inman an. Bruni Pütz sitzt zwischen den beiden. Gina schaut zurück, ein gelassenes Lächeln im Gesicht. Es steht ja nicht immer gut, um das Verhältnis zwischen den beiden Ländern diesseits und jenseits des großes Teichs. Um große Politik geht das da. Und manchmal geht es um ganz etwas anderes. In einer Beziehung ist aber manchmal alles anders: Take 13a Henze 3'27 Das Positive von Amerikanern sie gehen erst einmal weltoffen, im Wesentlichen die, die ich kennengelernt habe, auf einem zu und erwarten was Positives. Gehen nicht generell skeptisch an eine Sache ran und sind optimistischer eingestellt, als die Deutschen. Das Negative ist, den Amerikaner erkennt man immer, wenn man mit dem Auto unterwegs ist und er steht einem irgendwie im Weg rum oder behindert einem auf der Autobahn. Die sind mit den deutschen Autofahrgelegenheiten etwas auf Kriegsfuß, für meine Verhältnisse. ... Sie fahren langsamer als die Deutschen, sie haben eben ihren Stil drauf und haben auch eine andere Fahrschulausbildung, die wesentlich schlechter ist, als die Deutsche. Take 13b 45'18 Henze Wir haben mal eine Amerikanerin bei uns gehabt, die kam neu und die hatte den ersten Kaffee gekocht. Und nach dem ersten Tag wurde ihr verboten, die Kaffeemaschine noch mal anzufassen. Autor: Ja, so ist das in Kaiserslautern. Man kennt sich, man wohnt nebeneinander. Die Deutschen und die Amerikaner. Man weiß um die Macken der jeweils anderen. Es klingt fast, nach einer Idylle. So halbwegs. Nur eine Idylle kennt keinen Flugzeuglärm. Der US- Stützpunkt, verniedlichend Flugplatz genannt gilt als der größte US-Militärstützpunkt außerhalb der USA. Entsprechend ist der Flugverkehr. Take 14 9'05 Inman Natürlich, Flugzeuge erzeugen Lärm. Aber ich denke, dass die meisten Menschen hier in der Region auch wissen, dass der benachbarte Flugplatz und die hohe amerikanische Präsenz hier in der Gegend ein riesiger Wirtschaftsfaktor ist. Autor: Bruni Pütz, die Präsidentin des Deutschen-Amerikanischen und Internationalen Frauenclubs von Kaiserlautern weiß, wie man mit den Flugzeugen klarkommen kann. Take 15 Unsere Schwiegertochter ist Umweltschützer und würde gerne in die grüne Richtung gehen, sage ich jetzt mal und hat immer über den Fluglärm geschimpft und über die Verschmutzung usw. Und weil ich weiß, dass es manche Mütter gibt, die machen ihren Kleinkindern Angst, in dem die Mütter sagen, jetzt kommt der Krach. Dann habe ich meinen Enkel genommen, wir wohnen hier hinten am Feld. Da fliegt das Flugzeug drüber und da habe ich gesagt, guck mal, da oben fliegt das Flugzeug, das mit dem du spielen kannst. Das ist dann aber so groß. Und so hat er die Angst verloren. Autor: "Sound of Freedom" sagt Bruni Pütz noch und zeigt aus dem Fenster. Irgendwo am Horizont fliegt ein Flugzeug. Musik 3: Titel: The final cut Interpret: Pink Floyd Komponist: Roger Waters Verlag: EMI, LC 00542 Atmo: Bürgerbüro 0'45 Autor: Der Wegweiser in der Fußgängerzone verkündet 1349 Kilometer bis Spanien. Spanien - mitten im Bürgerbüro. Take 16 Bürgerbüro Mein Name ist Ruth Pinios. Ich bin angestellt bei der US-Luftwaffe, beim 86. Lufttransportgeschwader auf dem Flugplatz in Rammstein. Autor: K-Town hat ein Bürgerbüro, was nicht weiter ungewöhnlich ist. Aber das Bürgerbüro von Kaiserslautern ist ganz paritätisch zweisprachig. Und es wird von der Army, der Air-Force und der Stadt gemeinsam betrieben. Von den Soldaten ist im Bürgerbüro gerade keine Spur. Take 17 8'30 Das deutsch-amerikanische Bürgerbüro wird auch GACO genannt, das ist die amerikanische Abkürzung, steht für German-american-comunity-office, ist eine internationale Anlaufstelle, nicht nur für Deutsche und Amerikaner, sondern für jedermann, der Interesse am deutsch-amerikanischen Zusammenleben hat. Autor: Einen Führerschein umschreiben lassen - oder eine Parkuhr bedienen - alles kann man auch auf englisch erfragen. Und eigentlich nicht nur auf deutsch und englisch, sondern auch auf spanisch. Kaiserslautern ist doch tatsächlich international. Das liegt am Militär. Take 18 Bürgerbüro 1'36 Also meine Eltern sind aus Spanien beide. Ich bin hier geboren in Deutschland, hier aufgewachsen. Und werde vermutlich auch hier bleiben, wie es aussieht. Ich bin hier also fest verwurzelt....Mein Vater wollte etwas anderes erleben, er wollte gern ins Ausland. Seine Schwester war damals mit einem Amerikaner verheiratet, der in Ramstein stationiert war, auf dem Flugplatz. Und so zog es meinen Vater dann zu seiner Schwester und meine Mutter ist dann mitgezogen. Ja, so kam's. Autor: Deutsch-Amerikanisches Bürgerbüro. Von Fundbüro bis Hochzeit, von Adoption bis Hundesteuer - alles, was Bürger und Obrigkeit miteinander zu bereden haben, kann man im Bürgerbüro vortragen. Deutsch und Amerikanisch, so groß können die Unterschiede nicht sein, denkt man. Und dann kommt die Rede auf die wahrscheinlich komplexeste Frage des deutschen Alltagslebens: Die Mülltrennung. Take 19 10'20 Wir sind ja, wir Deutschen sage ich jetzt mal, hineingewachsen. Für Amerikaner, die hier neu sind, ist das natürlich alles fremd. Unsereins kennt sich damit mehr oder weniger aus. Was kommt denn alles in die gelbe Tonne? Kunststoff, Dosen, Styropor, Tetrapack und bestimmt einiges mehr. Steht ja alles drauf auf den gelben Säcken. Aber das verstehen ja, wenn es auf deutsch draufsteht, die Amerikaner nicht. Daher sind wir als Bürgerbüro da, um denen zu sagen, so oder so wird es gemacht. Musik 1 - im Hintergrund Autor: Aus den privaten Reisenotizen des Autors: Mein Onkel Eberhard sagte nur "Fußball". Eigentlich ist er ein freundlicher, wortgewandter, umgänglicher Mensch. In einem Alter, das man gemeinhin als fortgeschritten bezeichnet, hat er sogar noch ein Buch veröffentlicht mit dem merkwürdigen Titel "Eine virtuelle Tragödie". Und bei Kaiserslautern sagt er nur "Fußball". Sonst ist er so vernünftig. Um dann noch hinterher zu schieben: "Wunder von Bern. Fritz Walter". Sein Buch hat nun gar nichts mit Fußball zu tun. Ich weiß nicht einmal, ob er je selbst gespielt hat, so als Kind. Fußball. Tröt. Ole. Es reicht. Musik 1 - kurz freistehend Autor: 4346 Kilometer nach Saudi-Arabien. Auf dem Wegweiser in der Fußgängerzone von Kaiserslautern ist das zu lesen. Ja. Wer hier wohnt, schaut auf, wenn ein Martinshorn zu hören ist oder wenn ein Hund bellt. Aber nicht wegen eines Flugzeuges. Take 20a Emrich 11'25 Ich habe mich vorher nie mit Flugzeugen beschäftigt. Und seid ich diese Arbeit mache, ist mir das geläufig. Autor: Diese Arbeit, das ist das Engagement in einer Bürgerbewegung Take 20b Ich kann die einzelnen Typen unterscheiden, ich höre es auch am Klang schon. Autor: Doris Emrich ist wütend. Ihr Mann ist es auch. Am Morgen ist es wieder passiert. Die Flugzeuge. In Kaiserslautern wimmelt es von Flugzeugexperten. Nicht jeder ist es freiwillig geworden. Und manche kennen Begriffe, die man nur in der Nähe von Flugplätzen braucht. Bodenlärm ist so ein Begriff: Take 21 Emrich 10' D.h, diese Triebwerksläufe. Diese uralten Maschinen, diese Hercules, diese C 130- Maschinen, die lässt man warmlaufen. Man prüft die Triebwerke. Und das geht über Stunden Manchmal bis nachts um zwei Uhr. Und morgens um 5 Uhr fängt das Ganze wieder an. Und ab 6 Uhr wird dann gestartet. Und dieser Bodenlärm, das müssen Sie sich vorstellen, als ob die Erde bebt. Autor: Die Erdbeben, die Doris Emrich und ihr Mann Horst wahrnehmen, beginnen morgens. Flugzeuge kennen übrigens keine Wochenenden. Take 22 Emrich 26'38 Wir möchten morgens so gegen 8 Uhr gemütlich frühstücken, dann fällt wie aus heiterem Himmel der Krieg über uns ein in Form von diesen Kampffliegern. Da haben wir aber meistens schon eine Stunde Starts mit erlebt. Je nachdem wie die Wetterlage ist, etwas leiser, etwas lauter. Wenn Ostwind ist, hören wir es nicht so, weil dann gegen Osten gestartet wird. Da sind wir ein bisschen befreit davon. Dann kommen diese Kampfflieger. Musik 4: Anfang freistehend, dann im Hintergrund Titel: Über den Wolken Interpret: Reinhard Mey Komponist: " Verlag: BMG, LC 00116 Take 23 Emrich 8'30 Wir haben nach 24 Jahren unser Haus verkaufen müssen, weil wir dort nicht leben konnten. 9:01 In diesem Haus, wo wir wohnten, haben wir uns sehr wohl gefühlt. Es war eine sehr schöne Gegend und wurde dann nach diesem Ausbau Einflugschneise. Wir hielten das nicht mehr aus, also wir waren beide nervlich am Ende. Ich bekam hohen Blutdruck von diesem Zeitpunkt an. Wir haben gesagt, wir müssen irgendwas ändern. Musik 4 Über den Wolken, Refrain Autor: Doris und Horst Emrich sind einer Bürgerinitiative beigetreten, als die Flugzeuge immer häufiger flogen. Sie reden dann auch nicht nur von dem Lärm, sie reden von der Umwelt und vom Krieg. Take 24 Emrich 5'20 Das ganze hat begonnen mit dem Irakkrieg, als es plötzlich anfing hier in Ramstein den Flugplatz vermehrt zu nutzen. Da haben wir die Logistikflüge gehabt Tag und Nacht. Und dadurch wurden die Leute natürlich auch sensibler, sie wurden auch immer mehr gestört. Das war nicht alles. Plötzlich hieß es dann, Frankfurt, US-Air-Base wird geschlossen. Dann hatten wir zehntausend Unterschriften gesammelt gegen...Entschuldige bitte, 13 000. Ok, 13 000, besser noch, gegen den Ausbau der Airbase Ramstein. Das wurde gar nicht beachtet. Man hat dann ausgebaut. Dann ging es ja erst richtig los: Mehr Starts, mehr Landungen. Autor: Richtig ruhig, für einige Tage sogar, war es, als ein isländischer Vulkan Asche spuckte. In Kaiserlautern sollen da einige irritiert in die Luft geguckt haben. Eine Ruhe, zum Davonlaufen. Als hätte bei einer Party jemand den Strom abgestellt. Musik 5: Titel: Don Quixote Interpret: Nik Kershaw Komponist: " Verlag:: Universal, LC 12677 Musik 1 - kurz freistehend, dann im Hintergrund Autor: Aus den privaten Reisenotizen des Autors: "Waren Sie schon in Kaiserslautern?" Vielleicht dreimal am Tag wird mir diese Frage gestellt. Das ist mir an keinem anderen Ort so häufig passiert. Woran liegt das? Vielleicht steckt dahinter eine Hoffnung: Jemand, der einmal hier war, freiwillig und absichtlich, könnte ja doch ein zweites Mal kommen. Vielleicht ist ein Preis auf so jemandem ausgesetzt: Bringt mir den, der ein zweites Mal freiwillig nach Kaiserslautern kommt. Eine Fliege dröhnt über meinem Kopf. Ich schrecke aus meinem Traum hoch. Das Flugzeug hat nicht auf mich gewartet. Und ich habe keine Ahnung, ob es eine Galaxy war oder was da sonst so rumfliegt. Atmo: Regen Autor: Regen fällt heftig. Autor: Die Amerikaner in der Pfalz. Eine Geschichte für sich. Eine lange Geschichte. Michael Geib ist Leiter des Dokumentationszentrums, das eben diese Geschichte erforscht. Die Flugzeuge mischen sich ein: Take 25 Geib 01 Das ist ein sehr sensibles Thema. Wir erleben ja Was fliegt da gerade über uns? Das ist ein Flugzeug? Das fliegt nach Ramstein. Man stellt sich das immer vor mit Düsenjäger und so. Im Grunde ist das ein Riesen-Logistikzentrum. Das heißt, hier fliegen Riesen-Transportmaschinen, die hier über Kaiserslautern die Einflugschneise haben und das führt natürlich zu enormen Belastungen auch für die Bevölkerung. Ich habe gestern gelernt, jeder, der hier wohnt, der weiß auch genau was für ein Flugzeugtyp das ist, der hört das. Nein, bei "Wetten, dass...", das kann ich jetzt noch nicht. So genau gucke ich mir das nicht an. Es gibt so eine begrenzte Zahl von Flugzeugen. Ich kenne die Galaxy, den Sound kennt man, weil das so ein Pfeifen ist. Aber ob das jetzt so eine Clubmaster ist oder was weiß ich, kann ich Ihnen jetzt leider nicht mit dienen. Also einigen wir uns auf Flugzeug, das ist nicht falsch. Es ist Flugzeug. Laut. Lautes Flugzeug. Aber ich hatte sie gerade unterbrochen. Das war in der Frühzeit, da gab es verschiedene Phasen. Erst einmal, Wir-haben-den- Kriegen-verloren-Nummer. Die Amerikaner, waren sie die Befreier oder haben sie uns besiegt, das war sehr schwierig zu ermitteln. Also diese Anfangsphase, später, in den frühen 50er Jahren war es so, jetzt sind wir auf der richtigen Seite und Wirtschaftsaspekte. Man muss hier vorstellen, hier in der Westpfalz war ja sehr wenig los, um es mal vorsichtig zu formulieren, gerade in der Region um Ramstein, was 20 Kilometer weg ist. Nach dem Krieg war das natürlich ein Boom. Man muss sich vorstellen, das ging Ende der 40er Jahre los im kalten Krieg. Und innerhalb von ein, zwei Jahren wurde hier der linksrheinische Bereich in der Pfalz militärisch aufgebaut, aufgerüstet. Es entstanden x Flughäfen, darunter auch Ramstein. Es entstanden für die Army Einrichtungen, darunter Kaiserslautern oder auch das Depot oder das Hospital in Landstuhl. Alles innerhalb kürzester Zeit. Autor: Kaiserslautern und die Amerikaner. Man kennt sich vom Sehen und manchmal näher. Ein Reisebüro heißt FBI - Flugbüro International. Ein Friseur nennt sich Hairkiller. Die üblichen Fastfood-Imbisse, die sich Restaurants nennen. Und die üblichen Slogans auf Englisch. Also, so wie sich Deutsche Englisch vorstellen. Deutsche Werbesprache eben. Deutsche Fußgängerzone. Deutscher Bahnhof. Sprache: Denglisch. Kaisesrlautern ist da nicht anders. Vielleicht war hier alles nur ein wenig früher. Schon in den 50er Jahren. Take 26a Geib 5'55 Durch den hohen Dollarkurs natürlich noch, fanden viele Leute eine Arbeit auf den Flugplatz. Amerikanische junge Soldaten suchten Wohnraum, die wohnten dann bei Leuten unterm Dach in einer kleinen Wohnung. Dann alles mögliche von Konsumbereich wurde auch bedient. Oder es wurden Service-Kräfte auf dem Flugplatz gesucht. Das klingt jetzt für mich so, dass die Deutschen die Amerikaner so lieben, wie man seinen Arbeitgeber liebt, eigentlich nicht.... Jetzt muss ich überlegen, was politisch korrekt ist. Nee, gar nicht. Aber wir sind ja unter uns. Gelegentlich habe ich auch das Gefühl. Man kann ja in die Köpfe der Leute auch nicht reinschauen. Aber das war sicher ein großes Argument. Neben der politischen Situation des Kalten Krieges, des geteilten Deuschlands und da gab es halt die bösen Russen und die guten Amerikaner. Und da war man auf der richtigen Seite. Wie ernst das gemeint war, das ist eine Glaubensfrage.... Musik 6: im Hintergrund Titel: Perdido Interpret: Count Basie & his Orchestra Komponist: Juan Tizol Verlag: Black Lion, LC 02940 Take 26 b 8'55 Das andere, was dazu kam, war diese amerikanische Kultur, die westliche Kultur. Da ging es gerade um die Clubs, die eine große Bedeutung hatten in den 50er und 60er Jahren, in denen die bekanntesten Stars auftraten. Es gab auch auch deutsche Stars. Max Gregor wollte sich in Ramstein mal ein Grundstück kaufen. Bully Buhlan war da, Count Basie war da, Catarina Valente war da. Und da haben die jungen Leute haben kennengelernt diese amerikanische Kultur, die sie vermisst haben früher. Sie trafen aber auch auf junge Menschen, auf junge Gis. Wenn sie heute mit älteren Menschen sprechen, die schwärmen ihnen heute die Ohren voll. Autor: Das Schwärmen ist weniger geworden. Es ist da, wenn man in Kaiserslautern von der großen weiten Welt spricht, von Freundschaften, die über Jahre anhalten. Aber die Soldaten sind andere geworden. Sie laufen durch die Stadt - und kennen nur das, was Kriegshandwerk genannt wird. Sie sind gekommen und haben nicht ein Gefühl von Freiheit mitgebracht. Sie sind eben da. Und bald auch wieder weg. Sie sind Durchreisende in Sachen Krieg. Wieviele es sind, weiß man nicht so genau. Die Zahlen schwanken. 45 000 bis 50 000 sollen es sein. Seit Caterina Valente hat sich einiges geändert. Früher, so sagt es der Historiker Michael Geib, trafen Durchschnitts-Amerikaner auf Durchschnitts- Deutsche. Inzwischen ist die US-Army eine Berufsarmee. Wer Soldat ist, hat keinen anderen Beruf mehr. Take 27 Geib 13'38 Das andere ist natürlich die Sicherheitslage, die sich verändert hat. Seit den 80er Jahren, als die ersten Anschläge kamen, auch von der RAF gab es hier Anschläge. Da haben sich die Amerikaner zunehmend eingeigelt, dann natürlich 11.September war dann der große Schock. Mittlerweile, so ist mein Eindruck, hat sich das normalisiert wieder einigermaßen. Trotzdem gibt es so eine gewisse Distanz mittlerweile. Das muss man sagen. Musik 7: Titel: Mack The Knife Interpret: Ella Fitzgerald Komponist: K.Weill/B.Brecht//M.Blitzstein Verlag: Gauser & Hanke, LC 01622 Autor: Obama ist da. Er steht da, hat die Arme ausgebreitet und grinst. Die Größe stimmt nicht. Der Obama hier ist kleiner und er ist aus Pappmaché. Stellt sich irgendwer ohne böse Absicht eigentliche eine Papp-Merkel ins Büro? Take 28 Tönnesmann 02 6'57 Es gibt doch viele junge Leute, auch in Kaiserslautern, die so einen deutsch- amerikanischen Hintergrund haben. Die gut englisch sprechen, die Verwandte dort haben, die dort hingereist sind, die eben aus einer deutsch-amerikanischen Familie stammen. Autor: Die Atlantische Akademie besteht aus drei Zimmern und einem Hörsaal, in einem Gebäude gleich hinter dem Rathaus. Wolfgang Tönnesmann ist der Direktor. Seine Visitenkarte ist auf beiden Seiten bedruckt. Einmal deutsch, einmal englisch. Der einzige Unterschied der beiden Seiten ist ein "c". Director : Direktor - auf englisch und auf deutsch. Begegnungen zwischen Deutschen und Amerikanern in Kaiserslautern. Begegnungen zwischen Zivil und Militär, zwischen Normalität und Kriegseinsatz. Plötzlich und unerwartet. Take 29 Tönnesmann 9'36 Solche Zusammentreffen sind eher selten, also dass ich jetzt wirklich Kontakt habe zu einem Soldaten. Man merkt das auf andere Weise. Wir haben z.B. Rammstein, der Standort hat eine tolle Bibliothek. Die habe ich mir angeschaut. Da gibt es z.B. Kinderbücher für Kinder, deren Eltern in den Krieg ziehen, die auf einmal nicht mehr da sind, wo ein Elternteil in den Irak gesandt wird. Das gibt es in einer deutschen öffentlichen Bibliothek natürlich nicht. Wenn man sich solche Kinderbücher anschaut, da merkt man, es gibt hier so ein Problem, was wir als Deutsche so unmittelbar nicht haben, zumindest nicht in dieser Region. Und man muss sich damit auseinandersetzen und diese Familien müssen sich damit auseinandersetzen. Das ist sicherlich auch so, dass es private Kontakte gibt zwischen Amerikanern und Deutschen, wo der Amerikaner dann sagt, demnächst bin ich nicht mehr da, da bin ich in Afghanistan, dann bin ich versetzt worden in einen anderen Teil der Welt. Und dann muss man damit umgehen. Autor: Damit umgehen. Wie geht man damit um, Menschen zu treffen, die vielleicht in ein paar Wochen in Irak oder Afghanistan sein werden - im Kampfeinsatz, im Krieg? Und wo sind die Soldaten in K-Town Kaiserslautern? Auf der Base, heißt es. Die Base, der Stützpunkt. Oder der Flugplatz. Die Einfahrt zur Base ähnelt einer Autobahn. Take 30 Blümlein 01 Wir nähern uns jetzt dem Flugplatz Rammstein, Air-Base. Und zwar das Westtor, das ist so das Haupttor hier. Und man sieht hier rechts und links ein gewaltiges Verkehrsaufkommen, fast, Sie haben es ja schon genannt, fast wie auf der Autobahn. Hier zur rechten ist das Visitor Control Center, also das Besucherzentrum, wo wir auch reinmussten, weil wir gegenwärtig durch die Bedrohungssituation beim amerikanischen Militär hier sehr strenge Kontrollen gemacht werden und keiner kommt hier mehr bloß auf Treu und Glauben rein, daher ich Sie auch heute die ganze Zeit Ihres Aufenthalts begleiten muss als Eskorte. Autor: Kilian Blümlein ist Pressesprecher der Base. Der blaue Mini-Bus rollt auf die Einfahrt zu. Ein Uniformierter nähert sich: Take 31 Blümlein 01 1'13 Gerade das amerikanische Militär dürfte wohl eine der bedrohtesten Organisationen sein und insbesondere suchen sich....Jetzt brauche ich Ihre.... I have the gentleman as a guest, journalist from radio. Thank you, have a good day. Autor: Weiter vorn steht ein Soldat. Jung. Sehr jung. Er salutiert, als er in einem Wagen einen Militärangehörigen erkennt. Er macht das exakt. Nicht so, als würden ein paar Jungs Krieg spielen. Hier ist es ernst gemeint. Take 32 Blümlein 01 1'40 Man kann also mit 16 oder 16 einhalb oder mit 17 kann man ins Militär gehen. Viele junge Leute sehen aber wirklich noch so jugendlich oder knabenhaft aus, das man auch meinen könnte, es wären jetzt Kadetten oder direkt von der High-School. Autor: Die Base zwischen Kaiserslautern und Ramstein. Rheinland-Pfalz. Und große, weite Welt. Der blaue Mini-Bus hält. Ein paar Meter weiter sind große Militärmaschinen zu sehen. Gegenüber ein Neubau: Ramstein Inn ist darauf zu lesen, als wäre es ein Hotel. Es ist ein Hotel. Ein Hotel und etwas, was man Shopping-Mall nennt. Flughafen, Hotel und Einkaufszentrum, alles eng zusammen - wie eine bizarre Variante eines Pauschalurlaubs. Wären da nicht die Uniformierten, die zwischen den Touristen laufen. Vielleicht die Abenteuer-Variante des Pauschalurlaubs. Vom Shopping-Center in den Krieg. Take 33 Blümlein 02 0'12 Wir haben jetzt ein Büro, was wir gleich aufsuchen werden. Das ist das so genannte Fenster nach Rheinland-Pfalz. Dort arbeiten also Arbeitnehmer und im weitesten Sinn Tourismusvermittler oder Touristikagenten, die es den Amerikanern schmackhaft machen wollen, einmal die Base zu verlassen und einfach mal rauszugehen und zu schauen, was die Pfalz, was die Region oder was Deutschland im weiteren Sinne zu bieten hat. Es ist also ein Angebot hier aus der Region, was auch politisch unterstützt wird und wo man eben auch versucht, die beiden Mentalitäten, die Amerikaner und die Einheimische, näher zueinander zu bringen. Thank you. Denn je mehr man von den jeweils anderen kennt und versteht, umso besser ist es ja. Autor: Soldaten - Verbraucher in Uniform. Kilian Blümlein eilt durch die Gänge des Einkaufzentrums. Eine Treppe hoch und mitten im Gang steht ein runder Verkaufstresen, hinter dem drei Frauen berufsmäßig lächeln. Das Lächeln will Soldaten ins Umland schicken, jenseits der Kasernentore. Take 34 Mein Name ist Astrid Kleemann, ich betreue das Window to Rheinland-Pfalz. Das ist ein Informationscounter hier im KMCC... Autor: Astrid Kleemann macht ausladende Handbewegungen. Sie spult ab, was in Rheinland- Pfalz wichtig sein soll. Sie nennt es informieren. Sie spricht von Ausflügen, von Angeboten. Jeder Satz bedeutet, die Amerikaner können ihre Kaserne gern verlassen. Als ginge es um Urlaub und um Wochenenden, die gemütlich sein sollen. Und die Amerikaner? Die wissen so ungefähr, wo sind sind. Take 35 Kleemann 5'26 Das ist häufig klar, dass das Deutschland ist. Die einzelnen Bundesländer sind natürlich vielen Amerikanern kein Begriff, wobei Ramstein auch in USA ein wohl bekannter Begriff ist durch die Air-Base und den Bezug, den viele zur Army, einfach zum Militär haben und viele schon Angehörige hatten, die hier stationiert sind, stationiert waren. Autor: Zwei Dinge gibt es, die die Amerikaner besonders interessieren: Burgen. Und zweiter Weltkrieg. Burgen wie Burgruine Beilstein. Und Weltkrieg wie - eigentlich wie überall hier. Kilian Blümlein eilt weiter. Take 36 Blümlein Wir sind jetzt mitten in dieser Shopping-Mall, die größte auf einem amerikanischen Gelände außerhalb der USA. Sie ist letztes Jahr eröffnet worden. Sie besteht einmal aus einem ganz großen......Das sind die so genannten, das sind die Warenhäuser, die man früher und auch heute noch auf jeder Militäreinrichtung hat, damit die Militärangehörigen sich dort entsprechend versorgen können. Autor: Fernseher, Computerspiele, Couchecken, riesige Rasenmäher und Autos kann man hier kaufen. Musik 1 - im Hintergrund Autor: Aus den privaten Reisenotizen des Autors Rammstein.Das Gelände ist größer, als man auf den ersten Blick sieht. Ich bekomme ein Touristenprogramm geboten. Einkaufen auf der Base - nein, die Läden sind natürlich keine Konkurrenz für die einheimischen Geschäfte, wird mir sofort erklärt. Gleich am Eingang entsteht ein neues Gebäude. Hier sollen die Soldaten untergebracht werden, bevor sie in den Krieg fliegen. Damit sie sich noch einmal sammeln können, wie es heißt. Um sich auf den Kriegsalltag vorzubereiten. Um die Testamente zu verfassen. Vielleicht auch, damit die Soldaten nicht verschwinden können, bevor sie in den Irak oder nach Afghanistan gebracht werden. Diejenigen, die von dort zurückkommen, sollen auch erst ein paar Tage hier verbringen, abgesondert von den anderen. Damit sie nach dem überlebten Krieg nicht gleich über die Stränge schlagen, heißt es. Vielleicht weil man ihnen die Zivilisation nicht gleich wieder zumuten kann. Und die Zivilisation will vielleicht keine Kriegsheimkehrer ertragen. Musik 1 - kurz freistehend Atmo: Flugzeug Autor: Die Flugzeuge. Sie stehen auf der Air-Base. Flugzeuge in irgendeinem Grauton Take 37 Blümlein vor Feuerwehr: Das ist diese Einheitsfarbe, die so graublau ist und ich gehe davon aus, dass das die Farbe ist, die man am wenigsten erkennt im Himmel....Und was Sie hier vor sich sehen, das ist eine C 130. Also C steht für Cargo, für Frachtflugzeug. Das gleiche Modell gibt es auch in der Wirtschaft, gibt es auch in Deutschland, da nennt man das Modell Herkules und jetzt haben wir das J-Modell davon, das ist also das neueste Flugzeug. 4'10 Atmo Flugzeug Autor: Es gibt deutsche Polizei auf der Base. Der Weg zur Polizei ist schwierig. Noch eine Sicherheitsprozedur. Diesmal gibt es nur den Blick in verspiegelte Scheiben. Dahinter scheint jemand zu sitzen, denn der Ausweis, den man durch eine Luke schieben muss, kommt irgendwann zurück. Was hinter der Luke geschieht, bleibt streng geheim. Vielleicht macht jemand Suduko. Oder isst heimlich vegetarisch. Es ist natürlich wahnsinnig geheim. Sicher hängt der Weltfrieden und die Demokratie von den verspiegelten Scheiben ab. Keine Chance es zu erfahren. Immerhin: die anonymen Bewacher lassen passieren. Die deutsche Polizei wird gut bewacht. Aber wozu überhaupt Polizei: Hier ist doch alles gut bewacht. Take 38 10'03 Es gibt schon Kriminalität vom Einbruchsdiebstählen, Schlägereien, Einbrüche. Jaja, das ist kaum zu glauben, in einer so schwer bewachten Liegenschaft, muss man ja schon sagen, aber sehr, sehr groß. Und in der Zeit, wo viele Bautätigkeiten waren..., da wurden durchaus diese Bürocontainer, die die verantwortlichen Firmen hier aufgestellt hatten, durchaus Einbrüche begangen. Reihenweise. Laptops. Computer. Wiederholt. Ja. Autor: Bernd Riffel und Peter Stein sind zwei der drei deutschen Polizisten auf der Airbase in Ramstein. Take 39 11'53 Die ganze Liegenschaft ist mit Sicherheit schon gut bewacht, denn allein darf ja nicht jeder rein hier. Es ist auch immer noch ein nicht öffentlicher Verkehrsraum. Das muss man auch deutlich sagen. Wer hier im Bereich des Flugplatzgeländes oder auch der Liegenschaften im Kaiserslautern Communitiy-Bereich einen Verkehrsunfall hat, macht den nicht im öffentlichen Verkehrsraum, ist also nicht im Interesse der deutschen Polizei. Wir nehmen keine Verkehrsunfälle hier auf, weil es kein öffentlicher Verkehrsraum ist. Wir vefolgen nur dann strafrechtliche Dinge wie z.B diese Körperverletzung, also fahrlässige Körperverletzung im Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall. Da das ein eigener Straftatbestand ist, wird das von uns natürlich verfolgt. Aber der Verkehrsunfall, Verkehrswidrigkeiten, Verkehrsverstöße werden von uns absolut nicht geahndet, natürlich von der US-Seite. Deshalb ist die Securitiy-Police hier von der amerikanischen Polizei hier zuständig und macht genauso Tätigkeiten wie wir. Autor: Die Polizei verfügt über eine Arrestzelle. Es ist eine amerikanische Zelle: Take 40 Polizei Ramstein 2'53 So sieht also eine Zelle bei der US-Polizei aus: Da fällt mir sofort auf als deutschen Polizeibeamten: Keine Liegemöglichkeit, keine Toilette, kein Licht. Dafür oben eine Kamera und ein verspiegeltes Fenster, wo man von anderer Seite die Person beobachten kann. Das ist aber auch keine Zelle, in der jemand tagelang aufbewahrt werden soll, sondern vielleicht nur für einige Stunden. Aber wie man sieht sehr spartanisch. Das Limit ist hier wesentlich tiefer als bei uns angesiedelt. Die haben auch in den Streifenwagen das Gitter hinten drin, wo man hinten reinfliegt. Alles, was bei uns gänzlich unmöglich ist, undenkbar, das machen die hier alles. Wie im Fernsehen ist das. Das ist genauso wie in den Krimiserien im Fernsehen, werden die Leute behandelt. Das sieht man an den Dienstwaffen, was für eine Ausrüstung die mit sich rumschleifen. Musik 8: - bis 1'10 Titel: Alle Soldaten wollen nach Haus Interpret: Reinhard Mey Komponist: " Verlag: ZYX, LC 06350 Autor: Die Armee soll hier zu Hause sein, heißt es in K-Town Kaiserslautern. Als ob Armeen ein Zuhause hätten. Zitator Take 41 VO Wir sind hier in einem Café, warrior zone. Die warrior zone ist ein Platz für Soldaten und ihre Gäste, wo sie nach der Arbeit herkommen, um sich zu entspannen, Fernsehen schauen, Videospiele spielen. Autor: Pulaski Barracks, ein Teil der KMC - Kaiserslautern Military Comunity. Manche sprechen von der Militärgemeinde. Vier Soldaten waren für das Interview geplant. Nach den ersten Sätzen erhält Bryan die Mitteilung, dass die anderen drei doch nicht kommen dürfen. Weshalb. Brian zuckt mit den Schultern. So ist sie halt, die Armee. Zitator 0'18 VO Take 42 Mein Name ist Brian Apsun (auf deutsch). Ich bin 19 Jahre alt, komme von Santiago, Kalifornien. Ich bin zur Armee gegangen, weil ich zur Militärpolizei wollte. Und weshalb ich hier bin? Die Armee sagte: Geh nach Deutschland. Es war auch aufregend. Es war auch ein Grund, weshalb ich in die Armee eingetreten bin: andere Länder, andere Kulturen anschauen. Autor: Draußen scheint die Sonne. Drinnen ist es dunkel. Es ist ein Raum ohne Fenster. Die Computerspiele werden abgestellt, sonst ist ein Interview unmöglich. Irgendwo läuft noch ein Radio. Es auszuschalten, scheint mühsam. Wahrscheinlich war es noch nie aus. Eine Spielhölle mit dunklen Monitoren. Ein Soldat, zwei Pressesprecher und ein Journalist sitzen auf zwei schwarzen Sofas. Nur die Geräusche der Klimaanlage sind zu hören. Die Klimaanlage - vielleicht das einzige, was hier an Kalifornien erinnern könnte. Zitator Take 43 3'0 VO Ich spreche nicht die Landessprache, ich weiß nichts über die Kultur. Das war am Anfang sehr fremd. Aber es war auch aufregend. Das ist sicher für viele Leute so, die in die Armee eintreten, dass sie vorher nichts über Deutschland wissen. Dem amerikanischen Durchschnittssoldaten geht das so. Bei mir ist es ein anderer Fall: Ich war schon als Kind hier, weil meine Mutter für eine deutsche Firma gearbeitet hat. Ich war 2006 hier, vor der Weltmeisterschaft. Ich war dreimal in Berlin, auch in München. Autor: Brian redet über Boss - Better Opportunities for Single Soldier. Ein Programm für Soldaten. Brian spricht darüber Ausflüge und Veranstaltungen zu organisieren. Er spricht, als wäre die Kaserne eine Reiseagentur. Der Krieg scheint weit weg. Aber er weiß, dass seine Kameraden und er jederzeit in einen Kampfeinsatz geschickt werden können: Zitator: Take 44 18'28 Eine der Aufgaben in meinem Job ist es, sicherzustellen, dass deren Zeit in Deutschland so gut wie möglich verläuft. Vielleicht erhalte ich morgen mit meiner Einheit einen Marschbefehl für einen Einsatz. Ich weiß, dass ich hier meine Zeit genießen kann und das will ich auch an die anderen Soldaten weitergeben. Autor: Ach ja, der Krieg. Brian will nicht so viel daran denken, sagt er noch. Sicher lassen sich die Gedanken nicht vermeiden. Aber zu viele Gedanken an den Krieg - da könne er seine Arbeit nicht gut machen. Die Befehle, in den Krieg zu ziehen, das weiß Brian, werden ganz oben gegeben. Die Soldaten erfahren als letzte, wann ihr Transport in den Irak oder Afghanistan erfolgt, der Geheimhaltung wegen. Dann machen sie ihre Testamente, betreten die Transportflugzeuge und fliegen über Kaiserslautern in eine Welt, die sie vorher nie gesehen haben. Sp. v. Dienst: Klein-Amerika in Deutschland Die US-Base Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz Sie hörten eine Deutschlandrundfahrt mit Thomas Klug 1