Phönix aus der Asche Das postindustrielle Pittsburgh Von Michaela Vieser Jahrzehntelang prägte die Stahlindustrie Pittsburgh. Heute gilt die Stadt als einer der zehn romantischsten Orte der Welt. Wie kann das sein? Atmo Straße/Maschine/Musik erst stehen lassen, dann unterlegen und immer wieder bedrohlich raufkommen lassen. (Bitte Regie besorgen!!) Sprecher: Eine Fabrik steht neben der anderen. Ihre Schornsteine qualmen und spucken stinkenden, rußschwarzen Rauch gen Himmel. Er fällt auf Häuser, Straßen, Menschen, setzt sich fest in Lungen und auf Wänden. Alles in dieser Stadt ist dreckig. Selbst die Flüsse sehen ungesund aus - ihre Ufer sind längst abgeholzt, die Hügel kahl und verletzt. Eiserne Brücken spannen sich wie Finger eines nimmersatten Stahlmonsters über das Wasser. In dieser Stadt im Bundesstaat, der den Namen "Pennsylvania - die Wälder des Penn" trägt, gibt es kaum noch Bäume. Atmo noch mal kurz hoch, dann weg/oder Wechsel zu lieblicher Musik. (Bitte Regie besorgen!!) Sprecherin: 2013 listete das Forbes Magazin Pittsburgh als einer der 10 romantischsten Ort der Welt. Andere aufgeführte Orte sind Brüssel, Cinque Terres oder Èze. Romantisch, das bedeutet laut dem englischen Oxford Dictionary: Sprecher: "Etwas, das sich dadurch auszeichnet oder den Eindruck erweckt, eine idealisierte Ansicht der Realität zu geben: so wie eine romantische Einstellung zur Vergangenheit zu haben oder die romantische Vorstellung eines friedlichen Lebens auf dem Lande." Sprecherin: Brüssel ist alt und bekannt für seine gute Schokolade, der Aphrodisiak schlechthin. Cinque Terre ist ein Küstenstreifen an der italienischen Riviera, man muss das nicht groß erklären. Èze ist eine kleine Stadt neben Nizza, mit verwinkelten Gassen, auch klar. Warum aber Pittsburgh, eine Industriestadt, die für ihre Stahl- und Kohlewerke bekannt ist? Eine Stadt, in der Ende des 19. Jahrhunderts Immigranten aus Osteuropa, Deutschland, England und Schottland im Schweiße ihres Angesichts für den industriellen Aufschwung Amerikas schufteten. Krasser kann der Gegensatz zum Begriff der Romantik kaum sein, der doch als Gegenbewegung zur Industrialisierung entstand. Atmo Lied: There´s a pawnshop, at the corner, in Pittsburgh, Pennsylvania... Sprecherin: Der englische Autor Charles Dickens besuchte Pittsburgh im März 1842 zusammen mit seiner Frau Kate. Ihn interessierte die demokratische Bewegung Amerikas: Er hatte die Hoffnung, in dem neugegründeten Land eine gerechtere Gesellschaft anzufinden und wurde enttäuscht. Auch ohne die Aristokratie und ihre Auswüchse gab es in den Vereinigten Staaten Standesunterschiede, Klassendenken und Sklaverei. Über Pittsburgh schrieb er nur mäßig begeistert: Sprecher: Pittsburgh ist wie Birmingham in England; oder zumindest behaupten die Leute hier das. Wenn man sich die Straßen, die Läden, die Häuser, die Wägen, die Fabriken, die öffentlichen Gebäude und die Bevölkerung wegdenkt, dann vielleicht schon. Jedenfalls hängt hier eine unglaubliche Menge an Rauch in der Luft." Sprecherin: Um dann aber doch noch versöhnlich anzuschließen: Sprecher: Ansonsten ist die Stadt recht hübsch am Allegheny River positioniert und zwei Brücken führen darüber. Und auch die Villen der Reichen, die sich über die Hügel ziehen, sind nicht zu verachten. " Atmo Musik Sprecherin: Als Dickens Pittsburgh besuchte, war die Stadt, noch jung. Es war keine 100 Jahre her, da stand an der Spitze, wo der Allegheny River den Monongahela River trifft und sich beide zum Fluss Ohio vereinigen, das Fort Pitt. Es nahm während des französisch-indianischen Krieges eine strategisch wichtige Position ein. Der Ort war aber auch hervorragend geeignet, um Pioniere und Trapper flussabwärts ins Landesinnere zu schicken. Zeitgleich wurden riesige Kohlevorkommen in den Hügeln entlang der Flüsse entdeckt - die Siedlung um das Fort - schon damals Pittsburgh genannt, wuchs daraufhin noch schneller. Dank des Kohlevorkommens wurden hier vor allem Glas- und Eisenwaren produziert, mit denen der Westen des Landes versorgt wurde. Auswanderer aus Europa strömten in die vielversprechende Stadt, auf der Suche nach Arbeit unter anderem in einer der 140 Kohlengruben oder bei US Steel, dem damals größten Stahlerzeuger der Welt. Der 1826 geborene Liedermacher Stephen Forster war auch ein Sohn Pittsburghs, seine Folksongs sind bis heute unsterblich. Atmo Lied: Stephen Forster: Oh Susanna oder Beautiful Dreamer Sprecherin: Ein Einwandererkind aus Schottland war Andrew Carnegie. Heute kennt man den Namen von der Carnegie Hall in New York, den unzähligen Carnegie Liebraries oder dem Carnegie Museum in Pittsburgh, das Kunst, Naturkunde, ethnologische Sammlung und Designgeschichte beinhaltet. Andrew Carnegie kam als 12 jähriger Junge zusammen mit seiner Familie, bettelarm, nach Pittsburgh. Er arbeitet anfangs wie sein Vater in einer Weberei, dann lernte er das Telegrafieren, besuchte eine Abendschule, wurde Sekretär und Schritt für Schritt arbeitete er sich so zu einem der reichsten Männer der Welt empor. Er verdiente sein Geld hauptsächlich mit Stahl und spekulierte mit Eisenbahnaktien. Seine Erziehung war streng katholisch und da er panische Angst davor hatte, reich zu sterben und in der Hölle zu landen, verbrachte er die zweite Hälfte seines Lebens damit, sein Geld in Stiftungen auszugeben. Es ist Zynismus der Geschichte, dass er ausgerechnet auf dem Friedhof von "Sleepy Hollow" begraben wurde, - den manch einer vom gleichnamigen Film her kennen mag - und auf dem die Verstorbenne der Legende nach keine Ruhe finden sollen. O-Ton 1 Tom Murphy07:35: Pittsburgh was a hundred years ago the richest city in America. Fade Out/ Voice over: Even more wealthy than NY city because of the industrial wealth that was made here. The original Bill Gates was really in Pittsburgh, Andrew Carnegie, Frick, Heinz, millions and millions, billions by the todays measurements, there was no income tax then, and they created foundations and that wealth has helped Pittsburgh to remarkable culture and arts. That is heavily supported by the foundations these philantrophists lay down. Pittsburgh war vor hundert Jahren die reichste Stadt Amerikas. Sie war sogar reicher als New York City, wegen des industriellen Reichtums, der hier gemacht wurde. Der ursprüngliche Bill Gates stammt eigentlich aus Pittsburgh: Andrew Carnegie, Frick, Heinz - die besaßen Millionen über Millionen, Millarden, nach heutigem Standard. Damals gab es keine Einkommenssteuer und diese Männer errichteten Stiftungen und es ist dieser Reichtum, der zu Pittsburghs beeindruckender Kultur und den Kunstsammlungen beigetragen hat. Beide werden bis heute noch von den Stiftungen dieser Philantrophen gefördert. Sprecherin: Tom Murphy war von 1994 bis 2006 Bürgermeister der Stadt Pittsburgh und profitierte während seiner Amtszeit stark von den Stiftungen, wie der von Carnegie, von Heinz - dem Erfinder des Ketchup, von Mellon dem Stahl- oder von Frick, dem Koks-Tycoon. Überall in der Stadt sind noch heute Gebäude, Parks, oder Museen verteilt, die diese Männer der Stadt vermacht haben. O-Ton 2 Tom Murphy 33:12 The best places in a city ought to be in the public realm. Fade Out/ Voice over:And when I go to lots of cities, for example Jacksonville, Florida, and I want to go for a run on the riverfront, peoples backyards go to the riverfront, so they have the best property, and as the public you cant go through there, you have to go out. And I see that when the cities have given away. So, one of the ingredients is how do you build really spectacular places that create vibrancy. Die schönsten Orte einer Stadt sollten die im öffentlichen Bereich sein. Mir geht es immer wieder so, dass ich in Städte komme, wie zum Beispiel Jacksonville in Florida und ich möchte Joggen gehen, entlang des Flussufers, aber ich kann nicht, weil die Flussufer irgendwelchen Leuten gehören. Der beste Grund und Boden der Stadt gehört jemandem! Und weil man als öffentliche Person diese Grundstücke nicht betreten darf, muss man Leine ziehen. Mir fällt immer wieder auf, was solche Städte aufgegeben haben. Daher denke ich, eine der wichtigsten Fragen ist, wie kann ich Orte schaffen, die lebendig und spektakulär sind? Sprecherin: Die Bürgerinnen und Bürger von Pittsburgh schätzen ihre öffentlichen Orte, auch wenn die Stifter sie nicht ganz uneigennützig gründeten. Natürlich dienten sie dazu, den Arbeitern, die in den Fabriken für den Reichtum der Industriellen rackerten, einen Ort der Kontemplation und der Bildung zu bieten. Aber sie waren auch gleichzeitig ein Manifest der Stifter selbst und wer durch Pittsburgh spaziert, kann sich dem Gefühl nicht verwehren, dass hier ein Krieg der Philantrophen stattfand: Jeder Wohltäter der Stadt versuchte, etwas noch Größeres auf die Beine zu stellen als sein Konkurrent und sich selbst dadurch in der Stadtgeschichte zu verewigen. ATMO aus dem Museum O-Ton 3 Jonathan Gaugler, Museum 42:50: ...sirens chained to the rocks, an amazon birthday, ---murals Fade Out/ Voice over: crowding of labor mural with scenes of Pittsburgh, and above them the crowning of labor, who looks suspicious like Andrew Carnegie, as he kind of ascends above the smoke and downstairs there are even more panels, of wheels turning away...The arts have arisen from the hard work of the mills and made the arts possible and here the people are going to the museum. Sirenen, die an Felsen gekettet sind, ein Fest der Amazonen - Wandbemalung...dann ein Wandrelief, dass die Arbeit darstellt, mit Szenen aus Pittsburgh, und oben drüber, als Krönung der Arbeit, jemand, der verdächtig wie Andrew Carnegie aussieht. Er erhebt sich vom Rauch und unter ihm gibt es noch mehr solcher Bilder, von rotierenden Turbinen...die Kunst ist erstanden aus der harten Arbeit in den Stahlwerken, die die Kunst erst möglich gemacht haben. Und den Leuten die Möglichkeit gibt, überhaupt ins Museum zu gehen. Atmo Museum Sprecherin: Jonathan Gaugler ist einer der Direktoren der berühmten Carnegie Museen, die von Andrew Carnegie 1895 gestiftet wurden. Für eine kleine Stadt wie Pittsburgh, knapp 300.000 Menschen leben dort, sind die Museen Weltklasse. Hier hängen Van Goghs, die Wasserlilien von Monet, ein Giacometti und viele andere weltbekannte Künstler. Es gibt einen Trakt mit dekorativer Kunst, die dem "Victoria und Albert Museum" in London das Wasser reichen kann. Außerdem befindet sich hier eine Sammlung japanischer Masken, ein paar erstklassige Dinosaurierskelette und eine ganze Halle des Museums ist gefüllt mit Gipsabdrücken historisch bedeutsamer europäischer Gebäude. Das ist so speziell, das immer wieder Historikern kommen, um an den Gipsabdrücken zu forschen, da sie den Originalen getreuer sind, als die Originale selbst: Die waren die letzten Hundert Jahre Wind und Wetter ausgesetzt, wie die Fassade der Kirche St.-Gilles-du-Gard, aus dem 12. Jahrhundert in Südfrankreich. Die Gipsabdrücke im Museum nicht. Andrew Carnegie bestellte sie einst auf der Weltausstellung in Chicago und schenkte damit Generationen von Pittsburghern die Gelegenheit, europäische Architektur zu bestaunen, ohne je dorthin reisen zu müssen. Atmo Museum Sprecherin: Das Museum hat viele Menschen positiv beeinflusst. Andrew Warhol verbrachte als Teenager viel Zeit dort und die Schriftstellerin und Pulitzer Preisträgerin Anne Dillard fühlte sich hier mehr zu Hause, als in der echten Welt und auch für Jonathan Gaugler birgt das Museum schöne Erinnerungen. O-Ton 4 Jonathan Gaugler 34:10 I enjoyed - you are here with your friends, you are here with the girl you have a crush on, you are talking more, you are trying to sound more interesting, you spend the whole day and then you came back the next day. Fade out Ich habe es immer genossen, hierher zu kommen. Man kommt zusammen mit seinen Freunden und irgendwann auch einmal mit dem Mädchen, das man toll findet. Hier hat man viel zu bereden, man versucht, interessant zu sein, kluge Sachen zu sagen. Ach, man verbrachte hier einfach gerne einen ganzen Tag und vielleicht sogar den nächsten. Sprecherin: Diese Orte, die die Pittsburgher seit ihrer Kindheit regelmäßig besucht haben und die zum romantischen Vermächtnis der Stadt geworden sind, ziehen sich wie ein roter Faden durch die Stadt selbst. ATMO PARK hoch und unterlegen Sprecherin: Im Botanischen Garten etwa, 1893 von Henry Phipps gegründet, gibt es einen Tunnel, in dem sich traditionell geküsst wird, oder, wie die Pittsburghs Radiolegende Rick Sebak erklärt, einen Parkplatz in einem Park: O-Ton 5 Rick Sebak 10:28 I remember my first kiss on the front porch of a girls house, but! When you grow up in the south hills of Pittsburgh, there is a huge park. Fade Out/ Voice over:There are actually several different parks, but in south park thats where you can drive to in your car with your girlfriend. You can just park your car and it is dark. I always thought it was fun and strange that as long as you left not your lights, but your parking lights on in the car, the police wouldn´t bother you. This was just like "Hey we are sitting here, not causing any trouble, just leave us alone. That was a place to go and canoodle in the car. Ich erinnere mich an meinen ersten Kuss auf der Veranda eines Mädchens. Aber wenn man in den Südlichen Hügeln von Pittsburgh aufwächst, dann gibt es dort einen großen Park, den Southpark in den kann man zusammen mit seiner Freundin mit dem Auto fahren. Man kann dort einfach parken und ist dann im Dunkeln. Und - das fand ich lustig und merkwürdig zugleich - es gab ein ungeschriebenes Gesetz , das besagte, wenn man nur das Bremslicht anlässt, dann würde sich die Polizei nicht um dich scheren. Das bedeutet einfach: "Hey, wir sitzen hier, wollen niemanden stören, lasst uns doch einfach auch in Ruhe. Das war DER Ort, an dem man sich zum Knutschen verabredete. ATMO PARK wieder kurz stehen lassen, dann weiter Sprecherin: Auch der Freizeitpark Kennywood wurde 1898 von dem Industriellen Richard Mellon auf einem der Hügel um Pittsburgh errichtet, nur fünf Jahre nachdem der Pittsburgher William Ferris bei der Weltausstellung in Chicago das Riesenrad vorgestellt hatte. Der Park zählt heute zu einem der beiden einzigen als historisches Denkmal eingezeichneten Freizeitparks in den USA. O-Ton 6 Rick Sebak: One of the oldest rides in Kenny Wood, if not the oldest ride, is Garfields nightmare. Most people refer to it as the old mill. But there is no question, it is the tunnel of love. Fade Out/ Voice over: Its a place where lots of kids when they are in highschool, when they are having first dates, first encounters, often you get to sneak a kiss when you ride through the old mill - or what is called Garfields nightmare now. It is dark for mots of the time. You are in a small boat and you are travelling through a dark tunnel and occasionally there are these diaramas that will appear, that are lid and they are ...I think now they have sort of a cartoonish horrorfield to them. Which might also lead to someone grabbing on to someone on to someting out of fear. It is an interesting, very interseting spot and I am sure it causes many romantic memories. Einer der ältesten Attraktionen in KennyWood - vielleicht ist es sogar die älteste Attraktion - ist Garfields Alptraum. Die meisten Leute nennen es einfach nur die alte Mühle. Aber es gibt keinen Zweifel - die Attraktion ist der Tunnel der Liebe! Das ist der Ort, wohin es Teenager verschlägt, wenn sie ihre ersten Dates haben, ihre ersten Begegnungen - denn man kann sich dort ziemlich einfach einen Kuss ergattern, während man durch diese alte Mühle fährt - oder was heute eben Garfields Alptraum heißt. Die meiste Zeit ist es dunkel dort. Man sitzt in einem kleinen Boot und reist durch dunkle Tunnel und manchmal erscheinen Dioramen, die beleuchtet sind - ich würde mal sagen, die bewirken so ein überzogen-lächerliches Gefühl von Horror. Aber es reicht aus, dass sich jemand an dir festhält, aus Angst. Es ist ein interessanter Ort, ein sehr, sehr interessanter Ort und ich glaube, viele verbinden damit romantische Erinnerungen. Sprecherin: Jedem Besucher wird schnell klar, wie traditionsbeladen hier alles ist. Da passt es, dass es keinen Ort in den USA gibt, wo die Menschen so lange in einem Postleitzahlen-Bezirk leben wie in Pittsburgh. Und es manifestiert sich auch im täglichen Leben fast überall: Auch am typischen Leibgericht der Pittsburgher, den Piroggen. Polnische Einwanderer brachten die Rezepte der gefüllten Teigtaschen einst mit. Wenn man die Piroggen heute in einer Bar bestellt, sind sie meist von den Frauen der nächstliegenden Kirche gekocht worden, nach einem Rezept, das seit einem Jahrhundert nicht verändert worden ist. Atmo Elk Lounge live Sprecherin: Und dann gibt es da noch die Elk Lounge, in der seit den 1930er Jahren jeden Mittwoch Männer und Frauen zusammen kommen und auf dem Banjo spielen. Jeder, der will setzt sich dazu, zahlt 50 Cent für ein Cola und hat einen großartigen Abend. Lied: Elk Lounge live/Dann krasser Schnitt zu: O-Ton 7 Jonathan Gaugler: Museum47:06 Haha - what are we seeing here? We are looking at a case of taxedermy. It contains the arab courier that is being attacked by lions and he is on the back of a camel. The courier has a knife and he is trying to stab a lion that is about to drag him off with the camel. Fade Out/ Voice over: This cas e was acquired by the american museum of national history out of one of the late 18hundreds paris world fairs and after a while they said: no, it is too dramatic. It is not scientific enough. We don´t want this anymore. And Andrew Carnegie said I´ll buy it off from you for 50 dollars. Haha. And they agreed. It is indeed very dramatic and ...I wouldn´t call it catchy, it is just very unexpected in a hall of otherwise very regular presentations of animals from around the world. People come right of the stairs or the elevators and they look at it and they are immediatley drawn to it. So, it is like a thing from a different era. Alltogether. Amazing you still keep it - it is part of the legacy. Yeah, it is absolutely part of the legacy, it is - you know the snowglobs, that you shake - well we made a snowglobe with that. Und hier sehen wir einen Schaukasten mit einem ausgestopften Präparat. Dargestellt ist ein arabischer Kurier, der auf dem Rücken eines Kamels sitzt und von Löwen angegriffen wird. Der Kurier hält einen Dolch in der Hand und versucht einen der Löwen, der sich auf ihn stürzt, zu töten. Dieser Schaukasten wurde einst vom Naturkundemuseum in New York auf einer der Weltausstellungen Ende des 18. Jahrhunderts in Paris erstanden, aber irgendwann fanden sie das alles zu dramatisch, nicht wissenschaftlich genug und wollten es schlichtweg nicht mehr. Da hat Carnegie es ihnen für 50 Dollar abgekauft. Haha. Was für ein Deal. Ich finde die Darstellung tatsächlich auch ziemlich dramatisch. Ich würde sie zwar nicht als verfänglich bezeichnen, aber als sehr unerwartet. Und dieser Schaukasten steht ja mitten in einer Sammlung von ausgestopften Tieren. Und die Besucher, die kommen hier aus dem Lift oder die Treppen hoch, und werden direkt mit dieser Darstellung konfrontiert. Einer Darstellung aus einer anderen Zeit. Es ist eigentlich verwunderlich, dass wir es noch immer haben, aber es gehört so sehr zum Vermächtnis, dass wir eine Schneekugel damit im Souvenirladen anbieten. Sprecherin: Tradition und Moderne stoßen am heftigsten bei der "Cathedral of Learning" zusammen, einem Wolkenkratzer, der mitten auf dem Campus der "Carnegie Mellon Universität" steht. Der Legende nach hörten der ausführende Architekt und Andrew Mellon, der Stifter, gemeinsam Wagner, als dieser sagte: Sprecher: So wie die Musik von Wagner sich Springbrunnenartgig exhaltiert, so soll das Gebäude in die Höhe wachsen. Geld spielt keine Rolle. Sprecherin: Steht man heute in der "Cathedral of Learning" fühlt man sich schnell an Harry Potters Zauberschule Hogwarts erinnert: Neugothische Säulen tragen eine Halle, die sich über fünf Stockwerke erstreckt, gezimmerte Möbel, die an einen Rittersaal erinnern und riesige imposante Portale. In all dieser Pracht schmöckern Studenten heute in ihren Büchern, essen Fast-Food und warten auf die nächste Vorlesung. Jedes Klassenzimmer wurde thematisch nach Nationen eingerichtet. So sitzt man im deutschen Klassenzimmer in einem holzgetäfelten Raum, die Nischen bemalt mit dem Drachentöter Siegfried, mit Rotkäppchen und Beethoven. Die Zeitschrift "The New Yorker" schrieb einmal über Pittsburgh: Würde die Stadt in Europa liegen, wäre sie voll von Touristen. Zoe Edcombe ist Landschaftsarchitektin aus Charlottsville, jetzt ist sie für ein paar Tage als Touristin in Pittsburgh unterwegs. O-Ton 8 Zoe Edgecomb 13:08 I really think the topography influences how you experinece the city, because you don´t see everything in a flat sight land, like you do in a more midwestern place. It really has an adventurous feel Fade Out/ Voice over: - similar to - one of our favorite cities is Leipzig in Germany and it has the similar sense that a lot happend, it was a very wealthy city at one point and then something happened and now you have a lot of opportunity. Wonderful old building that could be fixed up. You just have the sense, that if you lived here, there would be so many things to do, so many creative projects to take on, there is so much more of a creative sense of potential than like let´s say New York, where things are so expensive and there are a lot of wonderful art and a lot of wonderful architecture, but you feel it has already been discovered. Whereas Pittsburgh is not that great destination that everybody knows about, so you feel as if you have discoverd it yourself when you come here, so thats kind of the overwhelming sense of excitement that we get from this place so far. Für mich ist es wirklich die Topografie dieses Ortes, die prägt, wie man die Stadt für sich erfährt. Man nimmt die Stadt nicht als Flachland wahr, wie man es weiter im Mittleren Westen tun würde. Die Stadt hat so eine abenteuerliche Atmosphäre, so ähnlich wie - ich würde es vielleicht mit Leipzig, eine meiner Lieblingsstädte in Deutschland, vergleichen. Die Orte fühlen sich ähnlich an, denn man spürt, hier ist in der Vergangenheit viel passiert. Einst war es eine reiche Stadt, dann geschah etwas und jetzt gibt es unendliche Möglichkeiten. Herrliche alte Gebäude, die man wieder herrichten kann. Ich habe einfach das Gefühl, dass wenn ich hier leben würde, dann gäbe es so viele Dinge, die ich tun könnte, so viele kreative Projekte, die sich mir erschließen. Ich finde die Stadt hinterlässt einen viel stärkeren Eindruck für kreatives Potential, als beispielsweise New York, wo alles so teuer ist. Natürlich gibt es in New York herrliche Kunst und herrliche Architektur, aber wenn man dort ist, hat man nicht das Gefühl, es selbst zu entdecken. Wogegen Pittsburgh einer dieser Orte ist, von denen man erst einmal ja nicht viel gehört hat. Und dadurch erschließt sich die Stadt einem ganz neu, wenn man sie besucht. Es ist ein so überwältigendes aufregendes Gefühl, dass mich hier überfällt. Sprecherin: Da gibt es zum Beispiel den Vorort Braddock. Innerhalb weniger Jahre schrumpfte die Bevölkerung dort von 25.000 auf nur 2000 Einwohner. Dramatisch. Viele Häuser stehen leer und verfallen. Um zu retten, was es noch gibt, wurden verschiedene Initiativen gestartet: So gibt es eine Bilderleihbibliothek, wo man sich die Kunstwerke großer berühmter Künstler für drei Wochen für zu Hause ausleihen darf, um sie zuhause aufzuhängen. Und neulich wehte der Wind der Philantrophen wieder hinein nach Braddock, als moderne Version: Die Bürgerinnen und Bürger wünschten sich ein gutes Restaurant. Ein Konzept wurde erstellt und auf der Internetplattform Kickstarter angeboten. Innerhalb von nur 48 Stunden spendeten die Pittsburgher 250.000 Dollar Lied: Come and Go with me the Dell Vikings Sprecherin: Pittsburgh wird oft im selben Atemzug mit Detroit genannt. Detroit ist die Wiege der Soulmusik, Pittsburgh die des Doo Wop. Die beiden Städte verbindet viel, mit dem Auto sind sie gerade mal viereinhalb Stunden voneinander entfernt. Für ein Land wie Amerika ist das ein Katzensprung. In beiden Metropolen verloren durch die Energie- und Stahlkrise in den 1970er Jahre tausende Menschen ihren Arbeitsplatz. Während man in Detroit bis heute hinter den Ruinen dem Nichts gegenüber steht, hat sich Pittsburgh phönixgleich aus der Asche erhoben. Die Stadt begann bereits in den 60er Jahren damit, sich neu zu definieren. Damals wurde die "Allegheny Conference" gegründet, die sich für die Bereinigung von Luft und Wasser einsetzt. Tom Murphy erinnert sich noch gut an die Zeiten, als er als Sohn eines Arbeiters in der Stahlindustrie aufwuchs: O-Ton 9 Tom Murphy: 04:55 We all grew up in Pittsbrgh with two things that our mothers said: be home before the street lamps get switched on and never go near the rivers. And my mother would always say, that if you go into the river, you would melt, because the water was so polluted. Fade Out/ Voice over: 05:15 They would catch on fire periodically from all the pollution from the mills and everyting okay? And this is in my lifetime. Wir alle, die wir in Pittsburgh aufwuchsen, haben von unseren Müttern zwei Sätze eingedrillt bekommen: Sei zu Hause bevor die Straßenlampen angehen und halte dich nie bei den Flüssen auf. Meine Mutter behauptete immer, man würde schmelzen, wenn man zu nahe an die Flüsse käme, weil sie so verdreckt waren. Ich meine, die standen oft in Flammen, wegen dieser ganzen Verschmutzung aus den Fabriken. Und das noch zu meinen Lebzeiten! Sprecherin: Heute hat das Umweltprogramm einen so großen Erfolg, dass man in Pittsburgh eher ein Problem mit der Reh- und Bieber-Population hat, genauso wie mit kanadischen Wildgänsen: O-Ton 10 Tom Murphy:14:23 Geese, canadian geese on the river - you know, they never used to be here and now there are huge flocks of them. Fade Out/ Voice over: I think they are - they add to the romance, but they are also messy. And so - when they are flocking over the ball parks and there is a ball game, we would hire a woman with a dog who would drive the geese away. Diese Wildgänse unten am Fluss, die gab es hier nie und jetzt gibt es sie in riesigen Schwärmen. Klar tragen sie auch zu einem "romantischen Stadtempfinden" bei, aber sie machen ziemlich viel Dreck. Und darum haben wir jetzt eine Frau angestellt, die mit einem Hund die Wiesen entlang des Flusses abläuft und so die Gänse verscheucht. Sprecherin: Eine alte Eisenbahntrasse, die Pittsburgh mit Washington verbindet, wurde als Fahrradweg umgebaut. Fünf Tage lang kann man darauf radeln, ohne je einem Auto zu begegnen. Andere Orte wurden zu Attraktionen umgewandelt und herausgeputzt. So gibt es heute in Downtown Pittsburgh einen Theater Disctrict, in dem herrliche Kinos und Theater aus den 20er Jahren noch immer in Betrieb sind. Anstatt sie abzureißen und etwa durch das übliche Multiplexkino auszutauschen, hat man sie schön restauriert. Der Zeitgeist dort könnte nicht überwältigender sein. Überall ist das Vermächtnis der einstigen Industriemetropole zu sehen. Die Hügel, die die Stadt umgeben, von denen Charles Dickens schrieb, dass die Reichen dort in der guten Luft lebten, sie waren einst zu steil für den Straßenbau, stattdessen baute man 23 Standseilbahnen hinauf. Heute fahren noch täglich zwei dieser "Inclines" und gelten als die ältesten Transportmittel der Welt, die noch in ständigem Gebrauch sind. Von dort oben hat man eine spektakuläre Aussicht über die Stadt. Überhaupt ist Pittsburgh gut zu Fuß und öffentlichen Verkehrsmitteln zu erleben und ein Spaziergang durch Downtown Pittsburgh ist bizarr - 100 Jahre alte Hochhäuser schlucken das Sonnenlicht und erzählen so etwas vom Bau der Wolkenkratzer. Es war Andrew Carnegie, der zum ersten Mal Stahlträger beim Häuserbau einsetzte. Und so ist nicht verwunderlich, dass Pittsburgh als Filmkulisse für Gotham City in den Batman Filmen diente. O-Ton 11 Tom Murphy 34:44 So I say to people when they drive into a city, do you want a sign that says Berlin - its a little do city, or do you want a Berlin - that´s a word class city. Fade Out/ Voice over: Whatever you put on the sign, it doesnt matter. Its waht people see, when they come into your city. The choices you have made and how you have built your city. Ich sage den Leuten immer, wenn sie in eine Stadt reinfahren und ein Willkommensschild sehen: Wollt ihr das darauf steht Berlin - eine mickrige Stadt. Oder wollt ihr, dass darauf steht: Berlin - eine Stadt von Weltklasse. Aber wissen Sie, egal was auf das Schild steht, das tut nichts bei Sache. Wirklich wichtig ist, was die Leute sehen, wenn sie in eine Stadt kommen. Also die Entscheidungen, die eine Stadt gefällt hat und wie sie dann tatsächlich bebaut wurde. . Sprecherin: Die Pittsburgher scheinen es richtig gemacht zu haben, denn seit Jahren wird ihre Stadt von der Zeitschrift "The Economist" als die lebenswerteste Stadt Amerikas ausgezeichnet. Pittsburgh hat prozentual die meisten Schulabschlüsse zu verzeichnen. Grundstücke sind noch erschwinglich. Und auch wirtschaftlich steht die Stadt wieder gut da: Noch während der Stahl- und Energiekrise formulierten die Bürgerinnen und Bürger, was die Stärken ihres Standorts seien: Innovation und Energie. Wer in der Geschichte Pittsburghs nach Innovationen sucht, wird überwältigt: Die Industriellen zogen immer wieder Erfinder an. Drahtseile für Hängebrücken, Standardzeit und die erste Radiosendung der Welt kamen von hier und das sind nur ein paar Beispiele von vielen. Heute ist die Stadt ein Zentrum der Robotik, der Medizintechnik und der Informationstechnologien. Themen, die auch noch in Zukunft wichtig sein werden. O-Ton 12 Jonathan Gaugler Carnegie Museum11:35 I´ve lived in Pittsburgh, studied in England, lived in NY and I wantd to come back for many reasons.Fade Out/ Voice over: For lifestyle I think. I wanted to have a house, thaty I could buy, a giant victorian house, and I could afford it. I wanted to work on it, I wanted to have a place I could renovate myself. It was an easy place to rear a child. It is a place I really enjoy living in. Ich bin in Pittsburgh groß geworden. Ich habe in England studiert, in New York gelebt. Und es gab viele Gründe, warum ich zurück wollte. Ich denke es war wegen des Lebensstils. Ich wollte ein Haus kaufen, ein großes viktorianisches Haus, das ich mir leisten konnte. Ich wollte am Haus arbeiten, ich wollte einen Ort haben, den ich selbst renovieren konnte. Und dann ist das hier so ein angenehmer Ort, um Kinder groß zu ziehen. Es ist ein Ort, an dem es einfach Spaß macht zu leben. Sprecherin: Vielleicht ist das das Geheimnis für die Auszeichnung romantischer Ort: Es ist angenehm und unanstrengend in Pittsburgh zu sein. Das Leben ist erschwinglich, es gibt genug zu entdecken, Altes wie Neues, und wie einer der Bibliothekare der Carnegie Bibliothek sagte: Hey, ein Blumenstrauß kostet hier weniger als 10 Dollar und wenn ich zu einem Date gehe, kenne ich in den meisten Restaurants einen der Kellner und der gibt mir einen guten Tisch. Klar, Pittsburgh ist eben eine sehr romantische Stadt, die sich eben genau dadurch auszeichnet, "das man ungescholten eine idealisierte Ansicht der Realität leben kann." Atmo Musik ENDE The Pittsburgh Press 1934, http://news.google.com/newspapers?nid=1144&dat=19340221&id=BZAcAAAAIBAJ&sjid=v4 4EAAAAIBAJ&pg=4941,6874870 - PAGE 3 -