COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Der Berliner und seine Spree Eine hübsche Beziehungsgeschichte Autor Barbara Kerneck Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 20.08.2012 - 13.07 Uhr Länge 18.19 Minuten Moderation "Stadt - Land - Fluss" so hieß mal ein beliebtes Unterhaltungsspiel in Familien, unter Kindern. Das alphabetische Wissensquiz machte Spaß. Welches Kind besiegt nicht gerne seine Eltern! Und : Der Zusammenhang liegt nahe : Stadt und Fluss. Die Besiedlungsgeschichte illustriert dies; die geographische Lage führte gar häufig die Feder bei der Ansiedlung und schrieb ihre eigenen Geschichten. Zum Beispiel bei Berlin und der Spree. Dies ist heute das Thema im Länderreport von Barbara Kerneck. Der typisch berlinische Spruch zur Sendung : "Ick steh uff die Brücke / und spuck uff'n Kahn, / da freut sich de Spucke, / dass se Kahn fahrn kann." Bitte. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag Musik 1: Abschnitt auf eisernes Klirren 1.Spr.: Der Fluss ist flach, der Krieg ist nah. Bären, Bauern und Fernhändler sind Nachbarn in den Dörfern Cölln und Berlin. Jedes liegt auf einer Sandbank. In der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts führt die Spree hier relativ wenig Wasser, leicht grünliches ist es. Oft auch bräunlich. Wenn der Wind die Asche herweht. Europas Bevölkerung wächst rasant. Auch deshalb brandroden die Menschen große Flächen in den bisher undurchdringlichen brandenburgischen Wäldern. Gefolgsleute der beiden Askanier, Ottos des III. und Johanns des I., haben in der Furt zwischen beiden Dörfern einen mächtigen Damm errichtet: Brücke und Schutzwall gegen andere Fürsten und slavische Stämme. Die beiden Brüder werden als zuständig für Cölln 1237 urkundlich erwähnt. Sie sind Nachkommen des ersten berühmten Markgrafen in der Region, Albrecht des Bären von Brandenburg. Doch der Name Berlin hat nichts mit Bären zu tun. Er bedeutet im Slavischen so viel wie "sumpfiger Ort". Atmo 1: kurzes Froschgequake 2. Spr: Und "Spree" - so ähnlich nannten den Fluss schon frühe Anwohner, die germanischem Semnonen: Spree - die Sprühende, verwandt mit dem modernen Wort "Spray". Die Semnonen zogen ab dem 3. Jahrhundert mit der großen Völkerwanderung gen Süden und mauserten sich dort zu Schwaben. 1. Spr.: Das spätere Berlin entsteht als durchgeplante Festung: ein Kreis von geraden Tangenten durchzogen. Hier führen wichtige Handelsweg durch, von Leipzig nach Stettin, von Hamburg nach Frankfurt-Oder. Die frischgebackenen Berliner stauen ihren Fluss weiter auf und betreiben auf dem Vielzweckdamm auch noch sechs Wassermühlen. Die Spree wird unpassierbar. Alle Schiffer müssen fortan aussteigen und ihre Waren den Berlinern ein paar Tage lang feil bieten. Erst dann dürfen sie auf der anderen Dammseite weiter. Den sächsischen Wettinern in der flussaufwärts gelegenen Burg Köpenick steigt buchstäblich und ökonomisch das Wasser bis zum Hals. Sie werden pampig und stoßen einen Schlachtruf aus. Im heutigen Berlinerischen etwa: 2. Spr. "Also dit wolln wa uns erst ja nich erst anjewöhn, wa! Da haut Krawallo den'n gleich eens vor de Schnauze! Musik 2: Passage, in der der Fluss hinunterplumpst 1. Spr.: Doch der wettinische Rachefeldzug scheitert. Einen gemeinsamen Magistrat bilden 1307 Berlin und Cölln. Das neue Rathaus blickt auf keines von beiden sondern - von einer neuen Brücke - auf die Spree. Atmo 2: Wasserrauschen 2.Spr: Wie bei der Stadtgründung haben die Berliner auch in den folgenden Jahrhunderten immer bloß den Flussabschnitt vor ihrer eigenen Nase im Auge. Was anderswo an der Spree geschieht, ist ihnen schnuppe. Die meisten wissen nicht einmal, wo sie entspringt - bis heute: Take I: O-Ton Umfrageantworten (Beginnt mit Schritten auf Kies, Geräuschen vom Park, Vogelgesang, Jogger, Kinderwagen) Paar: Weisst Du das, wo die Spree entspringt? - Ne - Ne, wissn wer nich. Eine Frau: - hmmm - in Spreewald! Zweite Frau: keine Ahnung, ich weiß es nich. Mann: Die Spreeeee? - Die Spree entspringt eigentlich gar nicht richtig. Atmo 1: kurzes Froschgequake 1. Spr. : Die Spree entspringt im Obelausitzer Bergland an der tschechischen Grenze aus drei Quellen zugleich. Nach 400 - weitgehend im Flachland zurück gelegten - Kilometern mündet sie im Berliner Stadtteil Spandau in die Havel und mit dieser dann in die Elbe. Atmo 3: Entengeschnatter, fragend 1. Spr. : Die Spree wird immer brauner - über Jahrhunderte fließen Fäkalien in den Fluss. Doch für die Berliner bleiben Spreefische die wichtigste Proteinquelle. 1574 verfügt der bereits in Berlin residierende Kurfürst Johann Georg von Brandenburg eine Fischschonzeit von Ostern bis zum Bartholomäustag, dem 24. August. An diesem Stichtag feiern die Städter forthin das Anfischen mit lautem Budenrummel und Gelagen, flussaufwärts im Fischerdörfchen Stralau. Für den "Stralauer Fischzug" lassen sie alles stehen und liegen. Da das Fest im Laufe von dreihundert Jahren in immer wüstere Prügeleien, Sauf- und Sexorgien ausartet, wird es 1873 verboten. Atmo 4: klagendes Möwengeschrei und Entengeschnatter 1. Spr.: Nach 1700, als Gottfried Wilhelm Leibniz die preußische Akademie der Wissenschaften gründet, schmücken die Berliner ihre Stadt mit dem Beinamen Spree-Athen als Etikett für Weltläufigkeit. Doch die Spree selbst betrachten sie weiterhin nur unter Nützlichkeitsgesichtspunkten. Da sie die Verhältnisse nicht gern verklären, singen sie ihr auch keine weinseligen Lieder. Noch um 1840 wird der Schriftsteller und Theaterdirektor Heinrich Laube die Spree als "still und ernsthaft" bezeichnen und ihr eine "geplagte Stellung in der Literatur" bescheinigen: 2. Spr: Die Spree leidet unschuldig. Sie war früher da als Berlin. Sie hat sich Berlin nicht angemaßt und ist ein viel würdigerer Fluß, als man denkt. Sie ist ein bescheidenes Veilchen unter den Flüssen, nicht wegen ihres Geruches am Unterbaume, sondern wegen ihrer stillen Vorzüge. Die Spree ist geachtet von den Obst- und Holzkähnen. Sie trägt Dampfschiffe und ist fruchtbar und schöpferisch wie ein Kaninchen. Es gibt keinen Fluß, der so reich an Fischen von aller und bester Art wäre, wie die Spree. Atmo 2: Wasserrauschen Den Unterbaum - und auch den Oberbaum - hatte im Jahre 1734 Friedrich Wilhelm II eingeführt. Berlin war da schon Hauptstadt des Königreichs Preußen. Am Mühlendamm gab es längst eine Schleuse, aber Zollkontrollen sollten sein. Also verrammelte man die Fahrrinne in der Spree nachts mit zwei dicken Baumstämmen, unten im Westen und oben im Osten. Atmo 2: Wasserrauschen 1. Spr.: Die Mühlen sind zu Heinrich Laubes Zeit um 1840 längst aus Stein. Auf der Fischerinsel - so heißt der zentrale Kiez an Stelle des ehemaligen Cölln - erinnern Häuser mit direkt aus dem Wasser emporstegenden Fassaden an Venedig. Ganz in der Nähe wohnt während seiner Lehrjahre als Apotheker Theodor Fontane bei seinem Onkel. Und anders als in seinen Romanen, in denen er die Spree meist nur erwähnt, beschreibt er sie hier. 2.Spr.: An Sommerabenden lagen wir hier im Fenster und sahen die Spree hinauf und hinunter. Es war mitunter ganz feenhaft, und wer dann von der "Prosa Berlins", von seiner Trivialität und Häßlichkeit hätte sprechen wollen, der hätt' einem leid tun können. In dem leisen Abendnebel stieg nach links hin das Bild des Großen Kurfürsten auf und dahinter das Schleusenwerk des Mühlendamms, gegenüber aber lag das Schloß mit seinem "Grünen Hut" und seinen hier noch vorhandenen gotischen Giebeln, während in der Spree selbst sich zahllose Lichter spiegelten. Musik 3: lyrisch murmelnd 1. Spr.: 1888 haben die Mühlen ausgemahlen. Wo 1830 noch Fuhrwerke die Nachttöpfe aus den Gassen abholten, durchquert in den 90er Jahren des Jahrhunderts die Stadtbahn Berlin. Wir haben die Gründerzeit. Ganze neue Stadtviertel entstehen - und neue Häfen. Denn 2. Spr.: Berlin is aus nem Kahn jebaut. 1.Spr.: Zahlreiche Stichkanäle führen an die für Berlins Baustoffbedarf im Zeitalter der Industrialisierung ausgehobenen Ton-, Kies- und Kalkgruben. Später werden Seen draus. 1840 hat Berlin 330 000 Einwohner, 1871 - über 900 000. 2.Spr.: Als Wappentier könnte der Stadt jetzt die Ratte dienen. 1.Spr.: Zwischen 1831 und 1872 sucht die Cholera die Stadt dreizehn mal heim. Auf dieses Trauma reagiert der Berliner Stadtrat und Ingenieur James Hobrecht. Er leitet die Fäkalien auf Rieselfelder. Ganz Berlin wird dafür mit mächtigen Gewölben unterkellert, in denen alle Abwässer zusammen laufen: die aus den Haushalten mit denen von den Straßen. Deshalb heißt das System "Mischkanalisation" - es funktioniert bis heute. 2.Spr.: Das Spreewasser hellt sich wieder auf. Zwischen 1871 und 1900, also in dreißig Jahren, verdreifacht sich die Einwohnerzahl auf zwei Millionen siebenhunderttausend Menschen. Bis zu den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts werden es vier Millionen 1. Spr.: Berlin ist nun der größte Binnenhafen Deutschlands. Außerdem entdecken Studenten, Pensionäre, Büromädchen, kleine Angestellte und junge Intellektuelle den Fluss und die umgebenden Seen als Erquickung für ihre gestressten Seelen. Musik 4: Marlene Dietrich, Durch Berlin fließt immer noch die Spree (nur Refrain) Denn durch Berlin fliesst immer noch die Spree. Denn durch Berlin fliesst immer noch die Spree. 1. Spr: Die Hinterhofgören in den aus dem Boden gestampften Mietskasernen kennen keine Dampferfahrten. Ihr Abzählreim: 2. Spr: Ick stehe uff ner Brücke Und spucke inn' Kahn Da freut sich meene Spucke, Det se Kahn fahn kann. 1. Spr: Zwischen Oberbaum und Unterbaum hat man die Spree im 19. Jahrhundert ins Korsett eiserner Spundwände gezwängt. Schwarzschillernd, ohne Sonnenlicht, unheilträchtig vor den Häuserschluchten, so hat der Sozialkritiker Heinrich Zille sie gezeichnet. Atmo 5: sich entfernendes Möwengeschrei 1. Spr.: Zur Zeit der deutschen Teilung wird die Spree immer wieder zur Todesfalle - gerade für junge Berliner. Mitten im Zentrum - aber auch im östlichen Treptow, wo sie fünfmal so breit ist - ersetzt die Spree als Grenze die Mauer. Durch starke Einleitungen von Chemikalien aus der Produktion und Düngemitteln aus der Landwirtschaft ist ihr Wasser voller giftiger Blaualgen und schimmert dunkeltürkis. Die Anwohner wenden ihr den Rücken zu. Atmo 5: sich entfernendes Möwengeschrei Musik 5: lyrisch murmelnd, anschwellend Die Spree erscheint inmitten der wiedervereinigten Stadt als Fata Morgana für Bürger und Bürgerinnen - wie das eigene Neugeborene einem bis dato unter unerfülltem Kinderwunsch leidenden Ehepaar. Ein Fluss-Revival erleben zu jener Zeit alle europäischen Großstädte. Aber außer dem langen Spreeentzug der Innenstädter zeichnet noch etwas die Situation in Berlin aus: östlich der Jannowitzbrücke wurden die Flussufer jahrzehntelang baulich in Ruhe gelassen. Dazu der Stadtplaner Ümit Bayam, aufgewachsen am Landwehrkanal: Take II O-Ton Ümit Bayam ( 0:37) Kurz nach Mauerfall war natürlich in dieser allgemeinen Euphorie auf einmal auch die Sicht auf unseren Stadtteil von der anderen Seite her möglich, dass man auf die andere Seite gehen konnte und von dort über die Spree nach Kreuzberg gucken konnte - ganz normale Sichtachsen, das war phänomenal. An diesen Grundstücken, die direkt am Wasser lagen, besonders auf der Friedrichshainer Seite, die brach lagen, haben wir dort gezeltet und Nächte dort verbracht und das ganze genossen. Bis wir dann vertrieben wurden als Jugendliche, weil dann Ansprüche gestellt worden sind von Eigentümern. Und so weiter und so fort und so fort. Atmo 6: Möwenkrächzen 1. Spr: Am einstigen Mühlendamm verbringen Geschäftsleute jetzt ihre Mittagspause in Strandbar-Liegstühlen mit Spreeblick, neben ihnen die für einen Kurzurlaub heimgekehrten Semnonen - in Schwabengestalt. Auf den Brachen jenseits des Ostbahnhofes entstehen neue Paradiese. Atmo 7: musikalische Megapreedemo, dem Folgenden unterliegend 1. Spr: Etwa ab dem Jahr 2000 verlässt die Beliner Partyszene im Sommer ihre Keller und begibt sich an die Ufer. In einer Handvoll von Clubs wie dem "Yaam" treffen zum Chillen hier eigens angereiste Gäste aus Australien und Japan auf einheimische Kids. Dass die Stadt Räume für unterschiedlichste Szenen bietet, ohne sie zusammenzuzwingen, zieht Ströme von Touristen an. Im Jahre 2008 veröffentlicht die Hertie-Stiftung eine unabhängige soziologische Studie über das Lebensgefühl der Berliner. Das Ergebnis: sie gehen hart mit ihrer Stadt ins Gericht und sind gleichzeitig ihre größten Fans. Demnach ist Berlin vor allem auch die Hauptstadt der Individualisten. Tatsächlich machen sich mindestens 3/4 aller Befragten aus allen Teilen der Stadt und mit Vorfahren aus den verschiedensten Ländern große Sorgen wegen Arbeitslosigkeit, Armut und steigenden Preisen hier. Aber die überwältigende Mehrheit lebt trotzdem gern in Berlin Sie genießt die Weltoffenheit der Stadt. Ein glückliches Privatleben, gute Freundschaften und die Möglichkeit, nach eigener Façon selig zu werden, finden fast alle wichtiger als materiellen Wohlstand. Musik 6: Song von Yaam- Sängerin, dem vorherigen und folgenden unterliegend 1. Spr: Die an die Problemkieze Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Treptow angrenzenden Spreewiesen sind Fliegenleimstreifen für das soziale Miteinander. - und sie fügen sich in eine einzigartige Kulturmeile. Die Treptower ARENA - ein ehemaliges Omnibusdepot, ist hier einer von mehreren beliebten Event-Orten für Konzerte, Kabaret, Theater. Vor dem ARENA- Strand liegt das Badeschiff in der Spree - heute im Ausland ein Wahrzeichen Berlins wie der Fernsehturm am Alex. Der ehemalige Lastkahn, wurde zum Schwimmbad umfunktioniert. In ihm können - bei gleicher Höhe beider Wasserspiegel - die Badenden wenigstens so tun, als schwömmen sie bereits im Fluss. Denn an heißen Sommertagen wollen die Berlinerinnen und Berliner nicht nur an die Spree sondern - verbotenerweise - vor allem in die Spree. Atmo 8: Geräusche am Badeschiff, Platschen, scharfer Pfiff 2. Spr. Die neuen Paradiese sind bedroht durch aggressive Bebauungspläne. Ein Moloch aus Beton soll sich über die Flussufer legen. 1. Spr.: Mit einem Volksentscheid wehrt sich der Kiez Friedrichshain-Kreuzberg am 13. Juli 2008. Von 35 000 teilnehmenden Wählern und Wählerinnen sagen 90% "nein" zum Flächennutzungsplan des Senats und "ja" zu den Foderungen der Abstimmungs- Organisatoren: 50 m Bebauungsabstand zu den Ufern und keine neuen Hochhäuser! . 2. Spr.: Der Senat ignoriert dieses Plebiszit bis heute. Und noch ein Problem: Atmo 4: Möwengekreische, empört 1. Spr.: Etwa 30 mal im Jahr, vor allem bei sommerlichen Gewittern, reicht die Mischkanalisation für die Abwassermengen nicht mehr aus. Dann treiben die Straßenabwässer die Jauche aus den Haushalten durch Überlaufrohre in den Fluss. Der wird durch die ganze Pampe nachhaltig verkeimt. Dann gelten wieder Friedrich Rückerts Verse aus dem Jahre 1845 2. Spr.: Der Spree ist weh, sie kann sich nicht entschließen, in Berlin hineinzufließen. Hindurch doch muß sie schwerbeklommen. Sie kommt beim Oberbaum herein, rein wie ein Schwan, um wie ein Schwein beim Unterbaum herauszukommen. 1. Spr.: Berlin ist der einzige deutsche Stadtstaat, in dem sich ein geschlossener Wasserkreislauf vollzieht. Wenn der Berliner auf die Toilette geht, führt er der Spree Wasser zu. Trinkt er aus der Leitung - dann versickertes Spreewasser - von vorzüglicher Reinheit. Denn an Stelle der Rieselfelder sind längst Klärwerke getreten. Und das Leitungswasser wird nicht direkt aus dem Fluss gewonnen - sondern gleich neben den großen Berliner Seen - aus tiefen Brunnen. Dort, in der Erde, wirken nützliche Mikroorganismen. - Doch auch deren Wohl hängt langfristig vom Zustand der Oberflächengewässer ab. Atmo 2 mit Atmo 9: Wasserrauschen mit Landvogelgezwitscher. 1. Spr.: Immerhin geht es den Spreetieren heute weit besser als vor 20 Jahren. Die Chemikalieneinleitungen in den Fluss sind eingestellt. Bei ruhigem Sommerwetter ist das Wasser wieder so hellgrün wie im Jahre 1237. Die lang ersehenten Laichkräuter sind zurück gekehrt und mit ihnen - noch - über 30 Fischarten. 2. Spr.: Während aber die Lebewesen im Spreewasser von seiner neuen Klarheit profitieren, leiden sie jetzt, weil es spärlich fließt. Die Lausitz und Brandenburg sind die Regionen Deutschlands, in denen der Klimawandel am unerbittlichsten zuschlägt. In manchen Sommern herrscht hier jetzt fast Steppenklima. Die Spree bleibt dann in Berlin stehen und fließt manchmal sogar rückwärts. Musik 7: einzelne Tröpfchen 1. Spr.: Alarmierte Berliner und Berlinerinnen engagieren sich gerade deshalb gegen Flussbegradigungen, Baumfällungen an den Ufern, Vertiefungen der Fahrrinne. Mindestens ein Dutzend Bürgerinitiativen haben in den vergangenen 20 Jahren schon viele Siege errungen im Kampf für die Zukunft der Spree, der Havel und ihrer Kanäle. Take III O-Ton Rentner: Grade Spree: Nee! Oder: Hochwasser wie am Rhein - Frajezeichen: Nein! Was ham wir für Veranstaltungen jemacht. Demonstrationen ham wer jemacht hier. Wir sind mitm Dampfer hier auf der Spree gefahren und ham Plakate entworfen. Zich Dinger ham wer jemacht. Das is eben so. 2. Spr.: Der Spree hat der Stadt Berlin ihr Leben und ihren Reichtum geschenkt. Heute wenden mehr Bürger und Bürgerinnen dem Fluss ihre Gesichter zu denn je. Berlins Regierende sind ihr den Dank dafür noch schuldig. Musik 8: fließend -ENDE Beitrag-