COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Länderreport / 23.4.10 Die Banane als politischer Nährwert im Prozess der deutschen Wiedervereinigung Autorin: Adama Ulrich Red.: Claudia Perez Zitator Warum ist die Banane krumm? Weil sie immer einen großen Bogen um die DDR macht. Zitatorin Wie verdoppelt man den Wert eines Trabis? Einmal voll tanken! Und wie verdreifacht man seinen Wert? Eine Banane in die Ablage legen. Zitator Kann man aus einer Banane einen Kompass machen? Klar, abends die Banane auf die Berliner Mauer legen, da wo am nächsten Tag abgebissen wurde, ist Osten. Zitatorin Zwei Apfelsinen im Jahr und zum Parteitag Bananen. Sprecherin Theoretisch hätte es jede Südfrucht treffen können. Doch ausgerechnet die Banane ist zum Synonym für die Mangelwirtschaft geworden, die einen Teil des Lebens in der DDR ausgemacht hat. Warum ausgerechnet die Banane? Musik: Willi Rose "Ausgerechnet Bananen" O-Ton Brüns Nun hätte man ja auch sagen können: Wir haben tolle Äpfel, wir haben Orangen aus Kuba, aber nein, es muss die Banane sein. Da drückt sich ja vielleicht auch ne Verachtung der eigenen politischen Region oder der politischen Zugehörigkeiten aus: Nur was aus dem Westen kommt, ist gut. Sprecherin Die im Westen Deutschlands aufgewachsene Literaturwissenschaftlerin und Publizistin Elke Brüns musste zwar nie auf diese herrlich-krumme, gold-gelbe, mehlig-süße Frucht verzichten, doch das Wort Südfrucht hatte auch in ihrer Kindheit noch einen besonderen Klang. O-Ton Brüns Jetzt kann ich mich aber gar nicht erinnern, dass es damals so eine spektakuläre Auswahl an Südfrüchten gegeben hätte. Oder dass man dauernd spektakuläre außergewöhnliche Südfrüchte gegessen hätte. Da waren ja im Prinzip eigentlich die Orangen und die Bananen. Sprecherin: Diese jedoch gab es immer und überall auf der westlichen Seite des Eisernen Vorhangs. Bananen, auch wenn sie weit entfernt auf sonnigen Erdflecken wuchsen, waren in der Bundesrepublik eine Art Grundnahrungsmittel, billig, nahrhaft und gesund. O-Ton Brüns Ja, die Banane gibt es eben in der DDR nicht, sie ist sehr begehrt usw. und an Weihnachten bekommt man sie, während sie aber in Westdeutschland, also in der alten BRD, jederzeit verfügbar war. Und das Witzige ist ja, dass sie in der BRD überhaupt nicht diesen Status des Außergewöhnlichen hatte, sondern dass sie ja eben ein ganz alltägliches, preisgünstiges Nahrungsmittel war. Sprecherin Na ja, das war aber nicht immer so. Nach Marshallplan und Währungsreform wurde die exotische Frucht in Westdeutschland Ende der 50er Jahre zum Symbol für Wohlstand und wirtschaftlicher Kraft. Zitator Die Banane ist eine Hoffnung für viele und eine Notwendigkeit für uns alle. Sprecherin So Bundeskanzler Conrad Adenauer. 1957 hatte er gegenüber der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft die zollfreie Einfuhr der Banane durchgesetzt. Sie wurde zur zweit beliebtesten Frucht nach dem Apfel. Neben "Pfirsich-Melba" und "Birne Helene" war "Bananen-Split" das Dessert des Wirtschaftswunders. Musik Willi Rose "Ausgerechnet Bananen" Sprecherin Im Osten Deutschlands war die Situation schwieriger. Für Ost-Mark waren einfach keine Bananen zu kriegen. Oder doch? O-Ton Schürer Es hatte den Versuch gegeben, die Kuba-Banane zu importieren. Aber die ist nicht angenommen worden. Das ist zwar, wer sie kennt, eine sehr süße und schmackhafte Banane, aber sie entspricht eben nicht dem Geschmack einer Banane, wie es sie heute in Deutschland gibt. Sprecherin Gerhard Schürer war von 1965 bis 1989 Vorsitzender der Staatlichen Plankommission beim Ministerrat der DDR. Er kann bezeugen, dass sich die DDR-Regierung über die Bedeutung der Banane für die Zufriedenheit der Bevölkerung völlig im Klaren war. O-Ton Schürer Ich habe es nicht nur als Erfolg betrachtet, dass wir, ab und zu jedenfalls, die Weihnachtsversorgung sichern konnten. ... Aber da musste dann der Generalsekretär von seinem Konto, er hatte ein Konto für besondere Fälle, wo man auch für Hilfeleistungen für andere Länder Zugriff haben konnte, rein greifen und sagen, die Weihnachtsversorgung übernehme ich. Sprecherin All zu oft konnte Generalsekretär Erich Honecker jedoch nicht den Weihnachtsmann spielen. Er wies immer wieder auf diesen Notstand hin. O-Ton Honecker Außerdem müssen wir einige Nahrungsmittel und Genussgüter einkaufen, wie Kaffee, Kakao und Südfrüchte. Sie wachsen bei uns nicht. Sprecherin Darum lautete die Devise: Ohne Export keinen Import. Werbe-O-Ton Der Außenhandel geht uns alle an. Und vergessen sie nicht, Voraussetzung für den Import ist der Export. ... Alle Importe, auch die Banane, reifen nicht in unserer Republik. O-Ton Schürer Importe bedeuteten für uns Importe aus kapitalistischen Ländern oder aus Entwicklungsländern, die gegen Devisen verkauft haben. Auch in den Entwicklungsländern, zu denen wir gute Kontakte hatten, waren die Plantagen und Unternehmen, die Bananen anbauten und produzierten, meist in den Händen von ausländischen Unternehmungen. Sprecherin Auch das DDR-Fernsehen hat die Bananen-Import-Problematik aufgegriffen und versucht, sie auf unterhaltsame Weise den geneigten Zuschauern nahe zu bringen. Vater, Mutter und zwei Kinder sitzen um einen reich gedeckten Abendbrottisch: Fernseh-O-Ton Mutti, kann ich nicht lieber eine Banane haben? Nein, erst isst du deine Schnitte auf und hinterher kannst du eine Banane essen. Ach, hat es endlich mal wieder Bananen gegeben? Schließlich wachsen ja Bananen nicht hier bei uns. Die müssen wir doch einführen. Und nicht nur Bananen. Was denn noch? Was glaubst du mein Junge, wenn wir die Importe nicht hätten, was hier von unserem Tisch alles verschwinden würde. Musik Harry Belafonte "Banana Boat Song" Sprecherin Wenn es tatsächlich mal im Konsum um die Ecke Bananen zu kaufen gab, hat sich das rum gesprochen wie ein Lauffeuer. Die Leute ließen alles fallen und liegen und versammelten sich vor dem Geschäft. Peter Leuschner aus Leipzig erinnert sich nur zu gut an diese Zeit. O-Ton Peter Leuschner Es kam dazu, dass vor meinem Geschäft in der Coppistr. in Leipzig, sich eine Schlange gebildet hatte und ich im Geschäft gar keine Ware zur Verfügung hatte. Da bin ich dann raus gegangen zu den Kunden und habe gefragt, warum bilden sie jetzt hier eine Schlange, wo ich doch gar keine besonderen Artikel zu verkaufen habe? Da sagten die, ja unten in der Breitenfelder Str. der Laden, der hat schon Bananen bekommen. Und da wir aus jahrelanger Erfahrung wissen, dass sie der nächste sind, da kommen wir schon hier her, stehen als erste in der Reihe und können dann gleich die Bananen kaufen. Sprecherin Auch in der Schlange vorm Konsum bewahrheitete sich Michael Gorbatschofs Ausspruch: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. O-Ton Peter Leuschner Es kam ja so, dass wir die Schlange nicht voll bedienen konnten. Die letzten 20 bekamen immer nichts. Und dort herrschte dann diese größere Unruhe bis hin zum kleineren Tumult. Sprecherin: Auch der Dresdner Schriftsteller Thomas Rosenlöcher musste als Kind mit leeren Händen und hängenden Schultern am Obststand in die soeben leer gekauften Kisten starren. In seinem Text "Das Leuchtbild der Banane" aus dem Erzählband "Ostgezeter" schildert er, was dann geschah: Zitator: Mit hornissenartigem Brummeln, ein jeder jeden im Zickzack behindernd, versuchte die Schlange sich selbst zu entkommen und sich ein paar Straßen weiter aufs Neue anzustellen. Ich aber stand noch immer mit dem Fünfmarkschein an der Ladentafel. Und sah, wie hinten im Laden die Mangelware Klempner erschien. Und, nach dem Gesetz der gegenseitigen Anziehung von Mangelwaren, mit einer ganzen Kiste Bananen auf der Schulter verschwand. Sprecherin Solche Zustände waren nicht haltbar, wenn in einer gerechten Gesellschaft wie der DDR der neue Mensch, eine sozialistische Persönlichkeit hervorgebracht werden sollte. Deshalb gab es sogar eine geheime Ministerratssache, die den groß angelegten Import von Bananen verhandelt hat. Jährlich wurden bis zu 35.000 Tonnen der Südfrucht importiert, das entsprach etwa 1,5 Kilo pro Kopf - pro Jahr. 10 Mal weniger als in der Bundesrepublik. Doch das sollte sich bald ändern. O-Ton RIAS-Reportage: Grenzöffnung Bornholmer Str.: Zirka ne Stunde ungefähr sind die Grenzen offen, im wahrsten Sinne des Wortes jestürmt worden. - Vorhin hamse noch einzeln durchjelassen, dann hamse dit Tor aufjemacht. Jetzt konnten wir alle, ohne vorzeigen, ohne alles, konnten wir gehen, ohne jede Kontrolle. - Nüscht, jar nüscht. - Ick hab nich mal n Ausweis bei. (Lachen) (...) Und jetzt jehn wa uffn Kudamm. - Einmal, und dann jehn wa wieder zurück. Und morgen jehn wa arbeiten, und übermorgen komm wa wieder. Sprecherin Von jenen DDR-Bürgern, die in den Tagen nach der Maueröffnung am 9. November 1989 in den Westen drängten, ist vielen neben den Menschenmengen, Trabi-Schlangen und der Euphorie noch ein anderes Bild in Erinnerung geblieben: Die westdeutschen Landsleute, die hinter den Grenzübergängen am Straßenrand standen und Bananen an die Neuankömmlinge verteilten. Der Satiriker Wiglaf Droste fand das gar nicht lustig. O-Ton Wiglaf Droste Diese eigentlichen Vereinigungsvorgänge, die habe ich ja doch sehr hautnah mitgekriegt, weil ich da um die Ecke, Oppelner Straße, gewohnt habe, gleich da am Übergang Oberbaumbrücke. Da muss man sagen, dass der erste Abend noch fast so was Spielerisches und auch - zumindest in einigen Momenten - auch was sehr Schönes und Befreiendes hatte. Es gab eben nicht nur diese ästhetisch doch sehr unangenehmen Szenerien, wo da so Bolle-Berliner die Ostberliner da mit Bananen und Schokoladen begrüßt haben, also wildfremde Leute einfach gezwungen haben: Hier, nehmt Bananen! (...) also eine so unangenehme, großkotzige Haltung, die der Westler dem Ostler gegenüber sowieso hat. Sprecherin Auch nicht jeder gen Westen strömende Ostler empfand den Bananensegen als Wohltat. Der damals vierundzwanzigjährige Christian P., der heute unter dem Pseudonym "Der Demokrat" ein Blog schreibt, notiert in seinem Erfahrungsbericht. Zitator: Gekränkt und peinlich berührt, nahezu wütend verschämt war ich, als ich auf meinem Rückweg vor der westlichen Seite des Grenzüberganges Bornholmer Straße einen LKW sah, von dem DDR-Bürgern massenweise Bananen zugeworfen wurden und sich die darum versammelten DDR-Bürger nahezu um diese Bananen prügelten, als hätten sie Jahrzehnte Hunger gelitten. Das war der Moment, wo ich mich heulend abwandte und nicht mehr DDR-Bürger sein wollte. Dieser Augenblick machte jede Freude, die ich vorher über die Öffnung der Grenze empfand, zunichte. O-Ton Marktfrau Und immer wieder die gold-gelben Bananen hier bei uns für nur 99 Pfennige. Wer hat heute noch keine Banane gegessen? Na komm, hier. Komm Vater du kriegst auch eine Banane. Ist gut für die Nerven. Musik: Banana Song / Harry Belafonte Sprecherin Doch mit zunehmendem Verzehr verlor die Banane auch ihre Leuchtkraft, ihren besonderen Glanz, den Thomas Rosenlöcher seit seinen Kindertagen kannte. Zitator: "Ich begann, Bananen zu essen, als ob ich den vierzigjährigen Vorsprung meiner Westverwandten im Bananenessen jemals noch hätte aufholen können. Doch umso mehr Bananen ich aß, desto weniger bemerkte ich, dass ich Bananen aß. Bis ich über dem Bananenessen die Banane vergaß. Und sie auch sonst aus den Augen verlor, sosehr sie sich zwischen Ananas und Artischocke auch häuften. (...) Und auch das höhere Leuchten verschwand, seitdem an jeder Ecke die Fortschrittsbanane steht - Ja, die Banane hat die Banane beseitigt. Der Mangel an Mangelware den Traum vom Überfluss. O-Ton Brüns Die Banane steht sozusagen auch für Freiheit und für ne Utopie, und in dem Moment, wo er alles haben kann, und eben auch die Bananen haben kann, verlieren eben nicht nur die Bananen ihre Besonderheit, sondern auch die Freiheit gewinnt ihre Besonderheit, d.h. man muss eigentlich immer einen Mangel haben, um etwas schätzen zu können. Und in dem Moment, wo man im Überfluss alles verfügbar hat, wird man es einfach nicht mehr wertschätzen, man wird es einfach nicht mehr begehren. Musik: Banana Song Sprecherin: Die Publizistin Elke Brüns, die mit ihrem Buch "Nach dem Mauerfall" eine erste "Literaturgeschichte der Entgrenzung" geschrieben hat, erlebte eine Überraschung, als sie im März 1990 kurz vor den ersten freien Wahlen in der DDR zur letzten Montagsdemo nach Leipzig fuhr. O-Ton Brüns In der Innenstadt schien mir ein ganz tolles Spektakel stattzufinden. Da habe ich etwas Großes, Buntes in der Luft gesehen und hab gedacht: eine Kunstaktion, toll, da muss man sofort hin! Ja, und als man dann dahin kam, hat man gesehen, das war also eine riesige, fünf, sechs Meter hohe Banane, die da in der Luft schwebte, von Chiquita Bananas, und darum tummelte sich also das Volk. Und ich hab zu meinem damaligen Begleiter gesagt: Guck mal, das ist der gesamtdeutsche Phallus, den man jetzt gefunden hat. Und manchmal denke ich, Thomas Brussig stand daneben und hat die Idee aufgegriffen und aus der Banane dann den gesamtdeutschen Phallus gemacht, den wir aus "Helden wie wir" kennen. Musik "Ausgerechnet Bananen" ... Sprecherin ... dachte sich so mancher, als die Ergebnisse der letzten Volkskammerwahl bekannt gegeben wurden. Die CDU ging mit 40 Prozent als eindeutiger Wahlsieger hervor. Das DDR-Volk hatte sich für Marktwirtschaft, Einheit und die D-Mark entschieden. Damit war der Bananenkauf auf alle Fälle erst mal gesichert. Für den Rechtsanwalt und Politiker Otto Schily stellte sich ein Zusammenhang zwischen Wahlausgang und bevorzugtem Bananenkonsum unmittelbar her. O-Ton Otto Schily Ein Argument für die Wahl ist dies hier: Die schöne Banane. Und ich kann das auch verstehen, dass die Menschen, die ja lange nach solch Südfrüchten haben anstehen müssen, wenn sie überhaupt vorhanden waren, höchstens mal bei der Leipziger Messe, dass sie die gerne auch in ihrem Laden zu einem guten Preis haben wollen. Musik: Wise Guys "Alles Banane" Sprecherin Den Spott der Westdeutschen über die ostdeutsche Bananenaffinität brachte das Satiremagazins "Titanic" schon im November 1989 auf den Punkt, als es auf seinem inzwischen legendär gewordenen Titelbild eine "Zonen-Gaby im Glück" zeigte, die mit glänzenden Augen ihre "erste Banane" präsentierte. Auf dem Bild hält eine junge Frau eine im Bananenstil geschälte Gurke in der Hand. Das Bild machte Karriere - weltweit! Auf die Idee kam der Satiriker und ehemalige Chefredakteur der "Titanic" Bernd Fritz. O-Ton Bernd Fritz Vorausgegangen war eben die Szene in Berlin mit den LKWs und den Bananenladungen, die in die Menge geworfen wurden. Da war klar, irgendwas mit Banane muss da kommen. Das war das eine Motiv. Das andere waren die Fernsehbilder von den DDR-Bürgern, die über Ungarn und die Prager Botschaft in den Westen kamen. Die vor Glück nicht mehr ein noch aus wussten, dass sie es endlich geschafft hatten und, wie so oft, die Fernsehkameras nehmen die, die am Plakativsten sind. Und da nahmen sie so junge Frauen, die so aussahen wie die, die man im Westen nun schon lange nicht mehr sehen wollte. Die hatten so blondierte Minipli-Locken und billige Jeansjacken an. Das sind die Bilder, mit denen wir konfrontiert werden und die uns inspirieren. ... Sprecherin Zu Wendezeiten hing Zonen-Gaby in unzähligen Partykellern und Studentenzimmern der noch geteilten Republik. Die Frau mit der Gurke in der Hand wurde zum Star, Zeitungen in der ganzen Welt druckten das Titelbild nach. Ein Witz auf Kosten eines Volkes, das soeben die Freiheit erlangt hatte und dem der Mangel noch in den Knochen steckte. Durfte man darüber als gut versorgter und vorurteilsfreier Westler eigentlich lachen? O-Ton Brüns: Mit nem bisschen schlechtem Gewissen schon. Das liegt aber wahrscheinlich daran, dass ich so moralisch bin. Natürlich ist das als Bild lustig. Man ist vielleicht gehemmt, darüber zu lachen, weil man weiß, man macht sich aus ner Position der Überheblichkeit eigentlich lustig. Trotzdem ist es natürlich ein komisches Bild. Sprecherin: Aber wer ist eigentlich die Frau, die sich mit der Gurke in der Hand fotografieren ließ? O-Ton Bernd Fritz Woher nun eine Zonen-Gabi nehmen aus dem Osten, wo wir keine kannten? Da ist mir eine junge Frau eingefallen aus der Stadt, aus der ich komme, aus Worms, die genauso aussah, wie man sich die Ossibraut vorstellte, bzw. die Fernsehbilder das nahe legten. Die frage ich mal, ob sie vielleicht Model machen könnte und diese Gurke in die Hand nehmen sollte. Dann habe ich mich mit der getroffen und da hatte sie allerdings eine recht zivile Frisur - so kurz, glatt. Da dachte ich, das geht nicht. Da haben wir gesagt, gut, du kriegst den Friseur bezahlt, wenn du dir so einen Minipli machen lässt. Das sah grausam aus. Aber sie hat es dann gemacht. Musik: Hoosier Hot Shots Like Bananas (Because They Have No Bones) Sprecherin Andy Warhol hat sie zum Kunstwerk gemacht, Musiker haben sie besungen, Republiken werden nach ihr benannt und die Ethnie Ossi erlebt nur dann eine gründliche Souveränität, wenn sie sich endlich von der Banane als Symbol der Wiedervereinigung befreit und sich auf einen vergleichbaren Konsum mit dem Wessi einpendelt. Anfang der 90er Jahre betrug der Verzehr von Bananen im Osten durchschnittlich 26 Kilogramm pro Kopf und Jahr! Heute hat er sich in der gesamten Republik so um dreizehn, vierzehn Kilogramm eingependelt. Und da die Deutschen so gerne Weltmeister sind, hat irgendein Amt für Statistik belegen können, dass sie das auch wirklich sind. Keine andere Nation - ist da zu lesen, konsumiert so viele Bananen. Nun hat aber die Vielfalt dieser Südfrucht der Statistik einen Strich durch die Rechnung. Denn in Afrika und Lateinamerika ist sie ein Grundnahrungsmittel - gekocht, gebraten, frittiert. Dort werden viel mehr Bananen gegessen als in Deutschland. Da aber viele Länder vor allem für den Eigenbedarf produzieren, sind sie für hiesige Statistiken uninteressant. So relativiert sich alles zu einer kühlen Erkenntnis: Die wahren Weltmeister im Bananenkonsum leben ganz woanders. Musik hoch 1