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Musik: (Fortsetzung Musik: West End Blues ? unter Meckel ausblenden) Zitator (Christoph Meckel) Wer oder was ist Günter Bruno Fuchs? Können Sie uns das schlüssig erklären? Sprecherin Fragte der Dichter Christoph Meckel im April 1977 in seiner Totenrede für den früh verstorbenen Fuchs und versammelte eine imaginäre Trauergemeinde aus Freunden und Feinden. Zitator (Christoph Meckel) Das Finanzamt hat auch schon davon gehört; der Gerichtsvollzieher ist in eine Spendierhose gezwängt worden und überreicht einen symbolischen Sargnagel. Es kommt ein Vertreter der deutschen Kritik, verschwendet eine Krokodilsträne und bittet im Namen seiner Kollegen um Nachsicht für Versäumnisse in zwanzig Jahren. Es kommt Ringelnatz und bedankt sich für die kinderleichte Abschaffung wortkargen Tiefsinns und wortreicher Ideologie. Es kommt Buster Keaton und sagt: wir haben das gut zwischen uns aufgeteilt: du lachst, ich verzieh keine Miene, beides täuscht. Es kommt Günter Eich und schweigt sich aus. Es kommt Bobrowski und nickt mit dem Fallada-Kopf; unser Begräbnislied kennst du ja, sagt er, Abel Babel, Gänseschnabel, Engelfüßchen schmecken süßchen. Sprecherin Wer oder was Günter Bruno Fuchs war, läßt sich nicht schlüssig erklären. Schon zu Lebzeiten ließ er sich partout in kein Raster einordnen. Seine Phantasie schien unbegrenzt, und die poetischen Einfälle flogen ihm nur so zu. Als Dichter, Illustrator seiner Texte und Hörspielautor ist er in der deutschen Nachkriegsliteratur ohne Vergleich. Die Grundsubstanz seiner Arbeiten bildet der Humor, subversiv und anarchisch, mit fröhlichem, manchmal auch bitterem Spott auf alles, was dem Deutschen beim Aufbau des Wirtschaftswunders heilig war. O-Ton 02 (Günter Bruno Fuchs) Zwischen Fassaden sitzend ? tief in Polstern einen abgestellten Sessels ? den Kopf mit zerzauster Mähne zurückgelegt und ziemlich dicken Bauchs seinen Zuhörern, seinen Bierflaschen, zugewandt, ruft der Kanalpoet herüber: Siehst du das Pferd, das mit seinen Hufen Nüsse knackt? Siehst du den Mann, der ein Kopfkissen gegen die Zimmerdecke wirft? Gut, du siehst. Wisse aber, mein Lausebengel: Der Sonntag in seiner lautlosen Kutsche verbietet dir mit dem Wagenführer zu spucken! Die Nacht wird ins Bierglas gefüllt, du mußt sie trinken, du bist auserwählt! Und deshalb: Hut ab vor der Windmühle auf meinem Schreibtisch! O-Ton 47 Musik: Franz Schubert: Moments Musicaux Op. 94, Nr 3. f-Moll: Allegro Moderato Sprecherin Am 3. Juli 1928 in Berlin-Kreuzberg geboren, blieb Fuchs diesem Stadtteil sein Leben lang treu. Schon in den 50er Jahren hatte er den Ruf eines Berliner Bohemiens und kauzigen Kreuzberger Kneipendichters weg. Seinen Ruf als Enfant terrible bekräftigte er mit der Berufsbezeichnung ?Lyriker, Holzschneider, Trinker?. O-Ton 3 (Günter Bruno Fuchs) A B, von A nach B, könnt ihr mir folgen? Sprecherin Berlin-Ost oder Bobrowski. Auf dem Höhepunkt des kalten Krieges pflegte Günter Bruno Fuchs unbeirrt seine Freundschaften mit Schriftstellern im Ostsektor der Stadt und hielt ihnen auch nach dem Mauerbau die Treue. Ein besonders enger Freund war Johannes Bobrowski, Schriftsteller und Verlagslektor, Kenner der deutschen Literatur des 18. Jahrhunderts und der barocken Kirchenmusik. In seinem Roman "Lewins Mühle" hat Bobrowsi Fuchs im letzten Kapitel ein Denkmal gesetzt. Unter dem Motto: "Wir brauchen immer lustige Personen" taucht er hier als Maler Philippi auf, der gut seine zwei Zentner Gewicht hat, die er jedoch trägt wie nichts. Auch ein Prosagedicht schrieb Bobrowski für Fuchs. O-Ton 04 (Johannes Bobrowski) Günter Bruno Fuchs (Publikum lacht) Dies ist der Dichter der Dichter, der Künstler der Künstler, der Freund der Freunde, der Leichteste der Leichten der Schwerste der Schweren. Ach, wer versteht das denn schon. Artisten stehen nun mal einer dem anderen und sich selber genau auf dem Kopf. Sprecherin Bobrowski versammelte in seiner Wohnung im Osterberliner Bezirk Friedrichshagen regelmäßig den engeren Kreis der Freunde, den er scherzhaft "Friedrichshagener Dichterkreis" nannte und dem drei Präsidenten vorsaßen. Fuchs beschrieb seine Rolle so: O-Ton 05 (Günter Bruno Fuchs) In Berlin geboren habe ich die Ehre, seit gut drei Jahren zweiter Präsident des Altberlin Friedrichshagener Dichterkreises zu sein, an dessen Gründung um neunzehnhundert unser aller bockiger Freund, Erzpoet und Parkbankschläfer Peter Hille nicht unbeteiligt war. Der zurzeit erste Präsident, Wiederwahl anläßlich der letzten Weihnachtlichen Passierscheinausgabe an Westberliner Bürger zwecks Bescherung der Ostberliner Bürger, das heißt also anläßlich einer Festsitzung der Hochschule für angewandten Durst, Sektion Dichtkunst. Der zurzeit erste Präsident heißt Johannes Bobrowski. Dieser Manns schreibt Lyrik, Prosa bisweilen, trinkt Bärenfang, masurischer Honigschnaps, Herznahrung, sehr wohlschmeckend, sehr hinterlistig. Herr Bobrowski spielt Cembalo. Läßt beim Spielen die Blicke seiner schönen Nilpferdaugen um die Kirchtürme von Buxtehude wandern, liest einem dann, mir auch, dem Jüngeren, jedes Mal Gedichte vor, lustige und traurige, alte und neue, eigene, unbekannte und bekannte. Da sitzen wir dann mitten in unserer Sitzung und eine Fahne haben wir auch. (Lachen) Ich gebe zu, dieser Umgang hat mich jeder vernünftigen Arbeit ferngehalten. Die Aussicht auf Klebemarken für eine Altersrente sind endgültig futsch, meine Sicherheiten faul. Sie liegen lang ausgebreitet und wollen nicht aufstehen. Es gibt etlichen Samariter unter Deutschlands Himmel, die sich solcher Oblomovereien annehmen. Im Berliner Senat fallen auf einen schöpferischen Faulpelz 143 Sachbearbeiter. (Lachen) Sprecherin Der Verleger Klaus Wagenbach, damals noch Lektor bei S. Fischer, reiste oft als "korrespondierendes Mitglied" von Berlin-West nach Friedrichshagen. O-Ton 06 (Klaus Wagenbach) Also erstmal haben wir zusammen diesen seltsamen Friedrichshagener Dichterkreis gegründet, zusammen mit Bieler und Günter Bruno und Bobrowski, und zweitens, was ich erzählen wollte, daß er, Günter Bruno, immer so seltsame Dinge mitbrachte, von Reisen oder für Freunde und eben auch zu Bobrowski. Das konnte sein: ein Stück Käse, obwohl Günter Bruno gar keinen Käse aß, aber er dachte sich: der Bobrowski ist so schön dick, der will sicher auch mal gerne Käse essen. Und so war es auch. Oder einen kleinen Gummibaum, oder ein Holzspielzeug aus Rußland. Das sind solche Holzspielzeuge, da steht ein großer Bär und ein kleiner Bär, und der kleine Bär, der hat vor sich ein A und ein B, d.h. es ist ein ABC-Schütze. Sprecherin B wie Berliner Boheme. Der Dichter Peter Hille war, wenn nicht Vorbild so doch ein Verbündeter im Geiste. In Hille hatte Fuchs einen Vorläufer, dessen Ideal es war, unabhängig vom bürgerlichen Literaturbetrieb zu leben und zu schreiben. Im Kreis der sogenannten Berliner Boheme um 1900, zwischen Schriftstellern und Anarchisten um Else Lasker-Schüler und Erich Mühsam, lebte Hille oft ohne festen Wohnsitz als Vagabund und "Parkbankschläfer". O-Ton 07 (Günter Bruno Fuchs) Peter Hille in Friedrichshagen Der Tag hat seine Hunde zurückgepfiffen, der grüne Bettelwind streicht um die Müggelberge herum. Bleib zu Haus wenn du weißt wo dein Haus ist. Ich hab die singende Säge gestimmt. Baumblätter mit alten Gesichtern reisen über den Abend hin. Seine Straße endet im Fensterkreuz. Er hat keine Bleibe. Er mißt meinen Schatten nach. Für einen roten Sechser vermiete ich ihm dieses Dach und meine Strophen auf Zeitungspapier. Wer wird sie entziffern. Der Abend richtet sich ein. Von draußen höre ich ihn. Er spielt Harmonika. Er wird mich verfluchen. Leb wohl. Jetzt kommt die Nacht. Mein Affenherz springt aus der Quetschkommode. Sprecherin Den tieferen Sinn seiner Poesie tarnte Fuchs gern als Unsinn oder Nonsens. Er benutzte die unfreiwillige Komik in der Ausdrucksweise des deutschen Beamten, und es machte ihm Spaß, wenn die Sprache sich selbst gegen die Anordnungen von oben wehrte. Sein Spott galt gleichermaßen Parkwächtern und Haus- oder Bürgermeistern. Fuchs liebte den öffentlichen Vortrag und die Stegreifdichtung nach Vorbild der königlichen Hofpoeten des 18. Jahrhunderts und war ein glänzender Interpret seiner Texte, wie beispielsweise in der Sendung "Autorenmusik" in Helmut Heißenbüttels Radio-Essays 1971 beim Süddeutschen Rundfunk. O-Ton 08 (Günter Bruno Fuchs) In der Residenz Friedrichs des II. ja, wir sind in der Residenz des preußischen Königs. "Mon Chèr", sagt er näselnd zu seinem Lieblingsgast, dem Monsieur Voltaire ? "Mon Chèr, ich habe eine Überraschung für Sie. Sie wissen, ich liebe doch, wie kaum einer meiner Landsleute, den sowjetischen Soldatenchor unter Leitung des Dirigenten Boris Alexandrow, denselben Chor, der im Jahre 1945, gleich nach Kriegsende im zerstörten Berliner Lustgarten vor meinen Landsleuten singen wird dereinst, und zwar, mon jeux, das Lied "Im schönsten Wiesengrunde". Da werden dann meinen Landsleuten 1945 die Tränen fließen vor Rührung, N'est pas? Da wird's dann noch keine Himmelsrichtung geben mit Namen Ost und West. Aber Mon Chèr, da kommen sie schon." Und Voltaire erhebt sich, geht den sowjetischen Soldaten entgegen und sagt: "Oui, mon ami, ouir würden gern hören "Kalinka". Musik: Kalinka Sprecherin Die tiefe Abneigung gegen Uniformen jeder Art hatte bei Günter Bruno Fuchs einen konkreten biografischen Hintergrund. Mit fünfzehn Jahren war er selbst in eine Uniform gesteckt worden, als Luftwaffenhelfer an einer Fliegerabwehrkanone. Mit sechzehn, während eines Fronteinsatzes in der Nähe von Bremen, geriet er in Kriegsgefangenschaft. Weihnachen 1945 kam er zurück ins zerbombte Berlin. Das Haus, in dem er aufgewachsen war, stand nicht mehr. O-Ton 09 (Günter Bruno Fuchs) Wie soll ich einen Mann aus mir machen, der seine Augen strammstehen läßt, die Sonne mit einer Zielscheibe verwechselt, den Titel eines staatlich geprüften Bauchredners führt. Seiner Kindheit verhungertes Hündchen tauscht er ein gegen Trauerflor und blankgewichste Stiefel, das Lied vom Hans im Unglück ist sein Zeitvertreib: Koppel für den Leib, für den Leib: aus Blech den Totenschein, für den Weg nach Haus zu seinem Weib wird sein Augenlicht von Erde sein. Was soll ich den Seelöwen erzählen, wo ich hingegangen bin. Sie haben sich nicht von der See getrennt, damit ich den Fahneneid murmle vor Hochgenuß. Also empfange ich sie mit dem torkelnden Lachen der Freunde und bin schlecht zu sprechen für Polterknechte und Bumsmacher, was soviel heißen soll, daß die Einberufung abgelehnt wird. Sprecherin 1952 stellte die SPD den Antrag, die Remilitarisierung der Bundesrepublik für verfassungswidrig zu erklären. Fuchs organisierte eine Kundgebung auf dem Rathausplatz in Herne und schrieb einen Aufruf gegen das geplante Wehrgesetz: Programmsprecher (Günter Bruno Fuchs) An alle Jungendlichen! An alle Mütter und Frauen! Seid Ihr euch dessen noch nicht bewußt, daß ein neues Morden vorbereitet wird, ein Krieg, der tausendfach schrecklicher ist, als alle bisherigen Kriege? Es könnte sehr bald möglich sein, daß Brüder auf Brüder schießen sollen, wenn das geplante Wehrgesetz Wirklichkeit wird. Sprecherin Ein Jahr später ging Fuchs nach Reutlingen und gründete mit dem Maler Winand Victor die telegramm-Gruppe. Zusammen gaben sie eine Serie literarisch-grafischer Flugblätter heraus, das erste unter der Überschrift "Den Toten der Gewalt". Der Widerstand gegen Militarismus bestimmte den Beginn seines Schreibens. Fuchs veröffentlichte erste Texte in christlichen Verlagen, Kinderbücher, einen Essay über Wolfgang Borchert und seinen ersten Gedichtband ?Zigeunertrommel?. 1942 hatte er während der sogenannten Kinderlandverschickung in die Slowakei, die Verhaftung und Deportation der slowakischen Zigeuner durch die deutschen Besatzer erlebt. Die Erfahrung der Unmenschlichkeit des blinden Gehorsams überdauert sein Frühwerk als ein zentrales Motiv. Doch auf Begriffe wie ?Barmherzigkeit? oder ?Demut? hatte die Literaturkritik mit peinlichem Schweigen reagiert. Und es scheint, als hätte Fuchs dieses Gefühl von Peinlichkeit später selbst empfunden. Jedenfalls erwähnte er die meisten seiner frühen Veröffentlichungen nicht mehr. O-Ton 46 Musik: Franz Schubert: Moments Musicaux Op. 94, Nr. 2 As-Dur: Andantino (ab 1'10'') O-Ton 10 (Günter Bruno Fuchs) 1953 zog ich nach Reutlingen und habe dort in Reutlingen zunächst mal den Kreis um den Maler Grieshaber kennengelernt, kam dann 1956 in Stuttgart in eine Abendgesellschaft, wo sich Herr Stomps, VauO Stomps, befand, der damalige Leiter der Eremitenpresse. VauO Stomps gab mir damals Gelegenheit in seinem Verlag, in seinem kleinen Verlag, in kleiner Auflage eine erste Sammlung von 14 Gedichten mit einigen Holzschnitten herauszubringen. Sprecherin 1955 war das geplante Wehrgesetz in Kraft getreten, nur zehn Jahre nach Kriegsende fand die Wiederbewaffnung statt. Fuchs änderte jetzt seinen Stil, offenbar hielt er Ironie und Satire für wirkungsvoller, vielleicht auch für befreiender. Sein zweites Debüt hatte er mit dem Gedichtband "Nach der Haussuchung", 1957 in der Eremitenpresse herausgebracht, einem anspruchsvollen und bitterarmen Verlag, wo die Autoren beim Drucken ihrer Bücher helfen mußten. Nicht nur deshalb bezeichnete Fuchs den alten Stomps später als seinen Lehrmeister, dem er viel zu verdanken habe. Auch Klaus Wagenbach verkehrte in Stierstadt. O-Ton 11 (Klaus Wagenbach) Da kamen immer die Berliner an und haben mitgedruckt. "Schloß Sanssouris" hieß das Ding, mauslos, waren aber haufenweise Mäuse da, war so ein altes Haus voller Mäuse und einer großen Druckmaschine, nicht allzu groß. Da wurden diese kleinen schönen Bücher der Eremitenpresse gedruckt. Da hat auch Fuchs immer wieder mitgearbeitet. Sprecherin Gleichzeitig veröffentlichte Fuchs in der Zeitschrift ?Akzente?. Carl Hanser wurde auf ihn aufmerksam und verlegte 1959 die autobiografische Erzählung "Polizeistunde". Der Schriftsteller und Verleger Michael Krüger betreute Fuchs damals als Lektor des Hanser Verlags: O-Ton 12 (Michael Krüger) Ich erinnere mich an viele Besuche von Günter Bruno auch hier im Verlag, wo wir dann zu Herrn Hanser gingen, der am Anfang dann immer versuchte, Günter Bruno quasi ins Gewissen zu reden, er möge doch mit dem schweren Trinken aufhören und er soll sich doch auf den großen Roman konzentrieren. Aber ich erinnere mich eben, mit welcher Zuneigung diese beiden Herrschaften sich gegenüber saßen, der etwas strenge, nicht gerade besonders impulsive Herr Hanser, der mit ruhiger Stimme immer sagte: "Herr Fuchs, auch ein Schriftsteller muß sich an bestimmte bürgerliche Konventionen gewöhnen, und auch Sie, der Sie doch so talentiert sind, müssen doch bestimmte Regeln einhalten." Und auf der anderen Seite der Fuchs, der über alles nachdachte, nur nicht darüber, wie man ein bürgerliches Leben führen könnte. O-Ton 13 (Günter Bruno Fuchs) Diese Arbeit hat ein Motto von Paul Scheerbart: Guten Morgen! schreit das Menschentier; Und mancher Schuft trinkt jetzt noch Bier. Sprecherin Mit der Erzählung "Herrn Eules Kreuzberger Kneipentraum", ebenfall bei Hanser erschienen, feierte Günter Bruno Fuchs seine Rückkehr 1959 von Reutlingen nach Berlin. O-Ton 14 (Günter Bruno Fuchs) Plötzlich begannen die Glocken der Kanaldampfer vor Freude zu läuten, und kopfüber sprang ich herab vom Pferdewagen des Altwarenhändlers mitten hinein in die Kreuzberger Nacht. Meine Wodkaflasche am Hals, stand ich nun kerzengrade da: genau wie eine dieser alten scheppernden Standuhren, mit denen der Pferdewagen davongerollt war. Und hörte mich neunmal Bimm-Bamm schlagen. Und hörte den Funkwagen kommen. Die Polizei hört auf staatlich anerkannte Bauchredner, ich höre auf den Namen Max Eule. O-Ton 47 Musik: Franz Schubert: Moments Musicaux Op. 94, Nr 3. f-Moll: Allegro Moderato Sprecherin Die Bilder seiner Berliner Kindheit werden an jeder Straßenecke, in jedem Hinterhof lebendig. Fuchs erinnert sich an seinen Spielplatz am Landwehrkanal, an die Verstecke unter den Brücken, und an die Männer, denen er hier begegnet war, die "Kanalpenner", wie die obdachlosen Brückenschläfer von den Bürgern genannt wurden, an Lumpensammler, Bettler und Hausierer. Diese Bilder verarbeitet er in seinen " Blättern eines Hofpoeten": O-Ton15 (Günter Bruno Fuchs) Gestern Jestern kam eena klingeln von Tür zu Tür. Hat nuscht Jesagt. Kein Ton. Hat so schräg sein Kopf Jehalten, war Still. Hat nuscht Jesagt, als wenn der von jestern war und nur mal rinnkieken wollte, wies sich so lebt. Sprecherin Fuchs war in der Admiralstraße in Kreuzberg zur Welt gekommen. Der Vater macht sich früh aus dem Staub und die Mutter erfindet Geschichten: Er sei Maurer gewesen und vom Gerüst gefallen. Die Wohnung liegt in der Nähe des Landwehrkanals. Tagsüber hört man die Glocken der Kanaldampfer, nachts bei Sturm das Summen der Teppichstangen im Hof, das die Klagelieder der Katzen übertönt. O-Ton 16 (Günter Bruno Fuchs) Knurrendes Weib am Spielplatz. Der Bengel da mit seine Ohren. Wie ihm so die Ohren ausm Kopp gucken, dem könnt ick wat flüstern, der hättse weg jeden Tag, seine paar Katzenköppe. Zum Jeburtstach eins vorn Hals. Verschwinde bloß! Mir noch fragen wie spät. Sprecherin In den ersten Jahren sieht Fuchs seine Mutter nur besuchsweise. Er wird von der ostpreußischen Großmutter aufgezogen. Die hat einen großen Hund und setzt den Jungen manchmal auf dessen Rücken wie auf ein Pony. In Gewitternächten muß er sich anziehen, denn die Großmutter sagt, man dürfe nicht schlafen, solange das Unwetter anhält. Dann beobachten sie die Blitze, der Hund winselte unruhig, und in der Küche fallen die Schaben von den Wänden. Die Angst vor dunklen Treppenhäusern bleibt. O-Ton 17 (Günter Bruno Fuchs) Dämmerung Wer hat im Treppenhaus gerufen, wer saß am Fensterbrett und blickte stumm? Mein Traum, das Pony mit den sanften Hufen, erschrak so sehr und warf den Kopf herum. Die Zeit befiehlt, im Zimmer wach zu liegen. Die Nacht ist wieder Heimwehkrank. Sie spricht zu mir: die Fledermäuse fliegen Und stürzen manchmal auf das Blech der Fensterbank. Vielleicht schon früh im Morgengrauen, grüßt mich das Lied von Ararat: ein armer Engel wird in meine Stube schauen, der auch im Treppenhaus gerufen hat. Sprecherin Fuchs erlebt die Diktatur, die Fahnen und Aufmärsche, die Verhaftungen. Als der jüdische Schuster denunziert wird, hängt er ein Schild an seine Ladentür: ?Empfehle mich?, springt kopfüber in den Landwehrkanal, bleibt in einem rostigen Bettgestell hängen und ertrinkt. Dieses Bild taucht im Lied vom "Kanalpenner" wieder auf ? ?Der Kanal hat einen Schuster geschluckt, der Schuster macht Schuhe für einen großen Fisch.? O-Ton 18 (Michael Krüger) Diese ganze Welt von Zirkus, Parkbank, Außenseitertum, das war ja gelebt, das war ja nicht als Exotikum sich angelesen, oder so wie man heute in den Zirkus geht, einmal im Jahr, weil man gerne Clowns sieht, sondern das war natürlich alles autobiografisch imprägniert, von oben bis unten. O-Ton 44 (Michael Krüger) Für die Rezeption war er eben diese eigenartige Säuferfigur, großzügig, genialisch, dick, generös, der, wenn er Geld in der Tasche hatte, es sofort mit allen teilte. Das war so ein äußerliches Bild. Aber tief drinnen war er natürlich so ein unerhört verletztes Kind, das seine Verse schrieb oder seine Holzschnitte machte. O-Ton 19 (Günter Bruno Fuchs) Mann auf der Parkbank Ham sie vielleicht etwas Vogelfutter? Is ja nich meinetwegen. Brotkanten? Is ja Ejal Wird sachte Saukalt. November, nichtwahr? Is ja nich meinetwejen. Ham sie vielleicht etwas Vogelfutter oder was ham Sie? O-Ton 20 (Günter Bruno Fuchs) Ich habe ein sehr pittoreskes Leben durchaus hinter mir bis jetzt und könnte ein mehrbändiges autobiografisches Werk schreiben, aber das kann vielleicht in zehn oder fünfzehn Jahren geschehen. Sprecherin Meinte Fuchs im Rückblick auf seine Karriere als Maurerumschüler, Hilfsarbeiter, Student an der Hochschule für bildende Künste, Clown in einem Wanderzirkus, Schulhelfer in Ostberlin, Zechenarbeiter im Ruhrgebiet und Mitarbeiter der Westdeutschen Allgemeinen. O-Ton 21 (Günter Bruno Fuchs) Ich habe sowohl Gedichte, oder was man Verse nennt oder gebrochene Zeilen nennt, ich habe Romane, Bücher mit dem Untertitel Roman geschrieben, ich habe Erzählungsbände geschrieben, ich habe Kürzestgeschichten geschrieben, ich habe Prosagedichte gemacht. Es sind alles in allem Stücke, die immer wieder den Lernprozeß hinter sich gebracht haben. Und ich bleibe auch dabei. Ich möchte nicht Bestseller schreiben, die zu einem gewaltigen Wälzer und zu einer aufschäumenden Fontäne für ein paar Jahre werden, sondern ich möchte Stücke versuchen zu schaffen, Parabeln und Fabeln ganz im alten Sinne zu schaffen. Wir können auch hier auf die Nachbarschaft Johann Peter Hebels anspielen. Es sind immer wieder Kalendergeschichten, die mir vor Augen kommen dabei, und ich sehe sie für den heutigen Gebrauch, wenn wir jetzt hier wirklich mal das Wort Gebrauch einsetzen wollen, für erforderlich an. Sprecherin Die Erlebnisse drängen sich nach Jahren auf, eine Geschichte entsteht, wird verworfen, kommt wieder zum Vorschein. Dann geht die Arbeit am Text erst richtig los. Gerade die Kürzestgeschichten, die Kalender- und Fibelgeschichten erfordern Präzision. Fuchs tauscht die Sätze aus und reduziert, bis der Text sich vom tatsächlichen Vorgang löst und selbständig wird. Er liest ihn immer wieder laut vor, wie in der Schulstunde. Er will wissen, ob das Entstandene für den Vortrag brauchbar ist, oder, wie er sagt: ?ob es intakt genug ist, um zwischen den herrschenden Ideologien sein eigenes Dasein zu behaupten." O-Ton 22 (Günter Bruno Fuchs) Die Anlässe zum Erzählen oder zu dem, was erzählt wird, sind gegensätzlichster Art. Das kann eine genauso bombastische wie völlig unscheinbare Sache sein, die den Anlaß gibt. Es kann auslösen ein Wort, das man auf einem Plakat oder einer Hausinschrift sieht, es kann ein menschliches Gesicht sein, es kann eine Stimmungslage sein, in der man sich befindet. Ansonsten ist das andere, was dazukommt, was man durch die Jahre erlernt hat, und an dem man immer weiter lernt, denn man kann nicht sagen, man kann es, sondern man muß weiter lernen und im Lernen bleiben. Alles andere ist dann eine Frage des Handwerks, der Auseinandersetzung und der List, nämlich der List, die Brecht fordert vom Schriftsteller, indem er maskiert arbeitet. Und das hat auch Jean Paul vom Schriftsteller gefordert, indem er nicht platterdings die Wirklichkeit, die wir also in Einflächigkeit vor uns sehen, abschildert, sondern indem er sie auf seine spezifische Weise verwandelt, interpretiert und verändert. Verändert natürlich im Sinne einer Veränderung, die den Menschen zugute kommt. O-Ton 48 Musik: Louis Armstrong, Wild Man Blues (ab 26'') O-Ton 23 (Günter Bruno Fuchs) Naja, von A bis B, könnt ihr mir folgen? Sprecherin Ab Anfang der 60er Jahre bezeichnete Fuchs sich selbst als ?freischaffenden Trinker?. Jahrelang sind die Berliner Kneipen sein eigentliches Zuhause. Michael Krüger lebte damals in Berlin und war Lehrling im Herbig-Verlag. O-Ton 24 (Michael Krüger) 4:39 Dadurch daß er aber so in der Nähe wohnte, habe ich ihn oft besucht, und wir haben ja dann auch bei Herbig diese Kontorbücher mit ihm herausgegeben, auch so eine Sache, die mit wahnsinnig viel Arbeit verbunden war und natürlich überhaupt keine Verkäufe gezeitigt hat. Aber da habe ich ihn oft gesehen, bin oft auch mit ihm mitgezogen. Sprecherin Auf diesen Touren durch die Berliner Kneipenszene bewegte Fuchs sich in verschiedene Literaten- und Künstlerkreisen, die sich teilweise auch überschnitten. Mit den Surrealisten um Lothar Klünner und Gert Henninger war er genauso unterwegs wie mit dem Schriftsteller Robert Wolfgang Schnell und dem Berliner Malerpoeten Kurt Mühlenhaupt. O-Ton 25 (Klaus Wagenbach) Da gehörte noch dazu: Oskar Huth, zu diesem Kreis, Oskar Huth, ein sehr tapferer Mann, der zu meiner Verblüffung plötzlich auch in dem sehr interessanten Buch von Enzensberger über Hammerstein auftaucht. Da kommt plötzlich Oskar Huth vor, und zwar ganz korrekt, als jemand, der in der Nazizeit als Drucker Pässe gefälscht hat, Lebensmittelmarken gefälscht hat. Ein sehr tapferer Mann, ganz bescheidener Mann, der unentwegt vor sich hinredete, zum Teil sehr komische Sachen. Und zwischendurch bestellte er einen Doppelstöckigen, und Günter Bruno dann: "Bitte einen vierfachen Doppelstöckigen." O-Ton 26 (Günter Bruno Fuchs) Schnee und Trinker Der Trinker trifft den Schnee. Der Schnee sagt: Ich bin der Schnee, die weiße Fahne gehört zu mir, ich bin der Parlamentär, ich geh auf Zehenspitzen durchs Niemandsland. Der Trinker sagt: Ich bin der Trinker, meine Fahne gehört zu mir, der Winter ist mir nicht fremd, ich fall morgen ins Niemandsland. Gut, sagt der Schnee, gehen wir gemeinsam. Ja, sagt der Trinker, wir gehen. (25'') O-Ton 27 (Klaus Wagenbach) Das weiß heute kaum jemand, daß die einzige Stadt in Deutschland, wo es keine Polizeistunde gab, Berlin war, weil man offenbar in Westdeutschland dachte, wenn die schon eingesperrt sind, dann dürfen sie wenigstens saufen. Und so war es auch, man blieb bis morgens um vier in der Kneipe. Und dann kam der Putzdienst und dann hat man die Füße hochgehoben und dann wurde geputzt. Also sozusagen: die Bedienung wechselte, aber die Gäste blieben. Das war schon, also wie soll man sagen, ein sehr seltsamer kleiner Westberliner Zoo. Sprecherin Einer der Direktoren dieses Westberliner Zoos war der Literaturprofessor Walter Höllerer, der "Erfinder des Literaturbetriebs". Höllerers ?Autorenabende? in der Technischen Universität, zusammen mit der Zeitschrift ?Akzente? wurden zu aufsehenerregenden Veranstaltungen. Es lasen Autoren von Rang und Namen, von Grass bis Bachmann, während das Publikum aus 700 Studenten aller Berliner Unis bestand, dazu Schriftsteller, Kritiker und Professoren. Höllerer erregte so viel Aufsehen, daß selbst die Bild-Zeitung berichtete: ?Jede Woche ein Dichter?. Im zweiten Veranstaltungszyklus ?Literatur im technischen Zeitalter" las Fuchs am 7. Dezember 1960 aus dem ?Brevier eines Degenschluckers?. Michael Krüger: O-Ton 28 (Michael Krüger) Walter Höllerer war sehr für ihn, die haben sich geliebt. Er ist ja oft bei ihm in der Heerstraße 99 mit einem großen Kuchenpaket vorbeigegangen. Und Höllerer hat ihn auch eingeladen in seine großen Poesie-Serien in der Technischen Universität. Aber für die Gruppe 47 war er nicht geschaffen. Er war natürlich so verletzbar und durch die Trinkerei auch nicht so stabil, daß er das durchgestanden hätte. Er mußte sich ja auch immer, wenn es zu konventionell und zu eng wurde, durch einen blöden Witz befreien, und das bedeutete, daß man ihn dort sicher nicht gerne gesehen hätte. Sprecherin Bereits 1958 hatte Höllerer Fuchs zu einer Tagung der Gruppe 47 eingeladen, doch war Fuchs der Einladung nicht gefolgt. Offenbar hatte er keine Lust, sich dem Tribunal der Herren auszusetzen, die sich anmaßten zu bestimmen, was Literatur sei, und denen Johannes Bobrowski im Scherz prophezeit hatte, sie würden bald die Bonner Regierung stellen. O-Ton 29 (Michael Krüger) Ich nehme mal an, daß Hans Werner Richter auch nichts mit dieser kindlichen Poesie hätte anfangen können. Daß er aber nicht Mitglied der Berliner Akademie geworden ist, das hat ihn doch im tiefsten Herzen gegrämt, daß da lauter feine Herren saßen, aber er nicht zugelassen wurde, daß er nie einen der größeren Literaturpreise erhalten hat, das hat ihn auch gewurmt. Er war ja ein wirklich guter Freund, und Leute wie Günter Eich und Meckel und Grass haben ihn natürlich auch sehr geschätzt, mit Recht sehr geschätzt. O-Ton 30 (Günter Bruno Fuchs) ? etwas, was ich für sehr wichtig halte: die Albernheit. Mein Kollege und Freund im Sinne des Schreibens, Günter Eich, ist in seinen jetzigen Jahren, nachdem er also der deutsche Hörspielautor war, der das Geheimnis gewissermaßen auf der offenen Hand trug, jetzt in seinen letzten Arbeiten, Arbeiten der letzten Jahre, bewußt zu detaillierten Albernheiten übergegangen, und hat damit ein Ventil geschaffen, was meines Erachtens zum Humor wieder hinführt, zum menschlichen Gelächter und Lachen. Und dieses Phänomen Albernheit scheint mir eine außerordentlich wichtige Sache in Gesamtdeutschland zu sein. Sprecherin Günter Eich: Preisgünstig. Zitator (Günter Eich) Die halbgeleerten Bierflaschen an der Baustelle sollten Sie austrinken, die Verschlüsse sind schlecht, die Atmosphäre füllt sich mit Hopfen, die Flasche mit Nebel. Dahinter erhofft man Veränderungen, gehofft, gehopft, gesprungen, so weit kommt man bei guter Nebelsicht über die Sprache hinaus. O-Ton 31 (Günter Bruno Fuchs) A ? tu auf den Mund und sage A gleich Satchmo ? Musik: Louis Armstrong, Satchmo Sprecherin Abstrakter Expressionismus und Informel beherrschten die Kunstszene in der Adenauer-Ära. Je weniger an reale gesellschaftliche Veränderung zu denken war, schrieb Enzensberger 1968 im Kursbuch 15, desto unentbehrlicher war der westdeutschen Gesellschaft ein Alibi im Überbau. Wenigstens in der Kultur wollte man auf der Höhe der Zeit sein, und abstrakte Kunst schien der Schlüssel dazu. Ein paar Individualisten machten jedoch nicht mit. Sie zogen sich nach Kreuzberg zurück, auf den Kiez, wo Kleinbürger, Rentner und Arbeiter wohnten, ein Stadtteil der, so Fuchs, bis dahin nur als "Pißbudenviertel" galt. Hier gründete er die erste Berliner Hinterhofgalerie, zusammen mit dem Bildhauer Günter Anlauf und dem Schriftsteller Robert Wolfgang Schnell, der später über diese Zeit schrieb: Zitator (Robert Wolfgang Schnell) Die kulturpolitische Hilflosigkeit der Kalten Krieger ließ alles hochleben, was sich von Figur, Thema, Gegenstand und konkretem Inhalt entfernte, obwohl es das eigentlich gar nicht gibt. Das sollte die Antwort auf die Kulturpolitik des bekämpften Bereiches, vornehmlich der DDR sein, wo man gerade um den Realismus stritt, vor allem wie und auf welche Art er sozialistisch sein könnte oder müßte. Beide Seiten bäumten sich gegeneinander auf und produzierten immer kühnere Thesen, fernab von der Wirklichkeit. Mehr dem poetischen Wesen der Kunst anhängend, d.h. ihre politische Haltung an der friedliebenden Kreativität messend, waren sich Günter Bruno Fuchs, Anlauf und ich einig, unsere Art von Kunst zu zeigen, deren Erlebnis ins Phantastische, Realistische, Ironische, Traumhafte, in eine Welt gelebten Friedens führte, fern von äußerlicher Polemik. Sprecherin Eine Fotographie zeigt die drei Galeristen vor dem Hintergrund der zukünftigen Galerie, eines Backsteingebäudes mit trüben Fensterscheiben, zwei dicke Männer und ein dünner, alle mit Schiebermützen. Eines Tages im Jahr 1959 kam Fuchs begeistert zu Robert Wolfgang Schnell: Zitator (Robert Wolfgang Schnell) Er sagte: ?Ich habe Räume für eine Galerie gefunden?. Er zeigte mir die Etage im Hinterhof der Oranienstraße 27 in Kreuzberg ? heute abgerissen. Ich sagte: ?Um Gotteswillen!? Günter Bruno tippte sich an die Stirn und sagte: ?Du Meisenkaiser, das ist genau das Richtige!? Sprecherin Zwei niedrige Räume mit Kachelofen, Tageslicht durch kleine Fenster zum Hof. Der Stadtteil war bewußt gewählt ?Kunst aus den ästhetischen Zirkeln herausholen und sozial fruchtbar machen" war die Idee zehn Jahre vor '68. Der Name des Unternehmens: "zinke", das Signet zusammengesetzt aus drei Gaunerzinken, der Geheimsprache der Bettler und Landstreicher. Zitator (Robert Wolfgang Schnell) Die alten Zinken wurden zur "zinke": ein Männchen mit erhobenen Armen, nach Ost und West. Sprecherin Zur Eröffnung brachte Bezirksbürgermeister Kressmann eine Flasche Doornkaat mit und versprach. "Ich kann euch die Baupolizei fernhalten, das ist alles!" Mehr Unterstützung hat die "zinke" von staatlichen Stellen tatsächlich nie erhalten. Manche "zinke"-Veranstaltungen hatten den Charakter eines Happenings, z.B. wenn der längste Strich der Welt auf Klopapierrollen gemalt und Blattweise verkauft wurde. Zum größten Erfolg wurde die Ausstellung ?Unbekannter Privatbesitz". Wenn Robert Wolfgang Schnell aus Courths-Mahler las, bogen sich die Dielen beängstigend unter dem Stampfen der Menge. Wenn Fuchs dagegen aus Queneaus ?Stilübungen Autobus S? vortrug und den ersten Satz siebenundachtzigmal wiederholte, weil er ihm so gut gefiel, hielt die Begeisterung sich in Grenzen. Die "zinke" wurde zum Treffpunkt zwischen Ost und West. Oft kamen Johannes Bobrowski und Christa Reinig, manchmal Herman Kant, Anna Seghers, Helene Weigel, Herbert Sandberg, Lothar Kusche. Bald genoß die ?zinke? beim Verfassungsschutz den Ruf eines "kommunistischen Unternehmens". O-Ton 32 (Günter Bruno Fuchs) Fast eine ähnliche Geschichte hat sich zugetragen, als Günter Grass in der "zinke" gelesen hat. Er saß dort mit baumelnden Beinen im Fenster und sein Freund Geldmacher blies auf der Flöte, nach jedem Gedicht, das er vorlas. Die "zinke" war so überfüllt, daß die Leute im Hof stehen mußten. Und ein Mitbewohner des Hauses, ein jüngerer Mann, der so langsam genug davon hatte, von dem was da vorgelesen wurde, stellte seinen Schallplattenapparat ins Fenster und übertönte nun Grassens Stimme mit dem Babysitterblues, der damals ziemlich neu war. (?) Und die Sache hatte ein schönes Nachspiel mit der Berliner Polizei. Ich bekam einen Brief, der war also adressiert an Herrn Grass per Galerie ?zinke?, Oranienstraße. Und ich sollte mich also vorstellen beim nächsten Polizeirevier, um dort nun auch folgendes zu erleben. Dort saß ein Polizeiwachtmeister und hatte vor sich liegen einen Artikel, der über die Lesung erschienen war und hatte einige Zeilen rot unterstrichen. Und zwar, daß also zum Teil auch obszönes gelesen wurde und frage mich: "Sagen Sie mal, waren eigentlich bei dieser Lesung auch Kinder anwesend?" Und da hab ich ihm gesagt: "Na ja, es waren natürlich die Kinder anwesend. Die schliefen ja in ihren Betten." Da sagte er: "Wie laut hat denn der Herr Grass gelesen? Hätten denn die Kinder das verstehen können?" Und da hab ich ihm gesagt: "Wissen Sie, die Leute, die verstehen sich mit uns so großartig dahinten im Hof. Die haben immer dann die Fenster zugemacht, wenn sone Stelle kam." Sprecherin Dann wird, kaum 500 Meter von der ?zinke? entfernt, die Mauer gebaut. Die Besucher aus Ostberlin können nicht mehr kommen, ein herber Verlust. Stattdessen kommen die Leute aus Charlottenburg, immer öfter parken Limousinen aus dem Westend in der Oranienstraße, schließlich ist Kreuzberg "in". Die drei Galeristen machten die ?zinke? dicht. O-Ton 01 Musik: Louis Armstrong, West End Blues O-Ton 33 (Klaus Wagenbach) Er hatte ja als echter Säufer immer entsetzliche Geldnot, irgendwo mußte er dann schnell eine Grafik verkaufen. Gott sei Dank konnte er Grafik verkaufen. Er hat sehr schöne Grafiken gemacht, dann hat ihm ab und zu jemand eine Grafik abgekauft. Dabei hat er natürlich auch so ein bißchen, das kann man sehr genau nachverfolgen, vom selben Holzschnitt, den hat er dann ein bißchen verändert, wups, dann war es wieder eine neue Serie von eins bis fünfundzwanzig. In solchen kleinen Geschäften war er sehr kenntnisreich, sagen wir mal. O-Ton 34 (Michael Krüger) Aber mir fiel damals eben schon auf, als ich ihn kennenlernte, daß er irgend etwas ganz besonderes war, dazu gehörte natürlich auch, daß er bei seiner Mutter lebte. Das war für uns, das war in den 60er Jahren, etwas ganz Unerhörtes. Warum lebt ein gestandener Dichter bei seiner Mutter? Sprecherin Fuchs hatte zum zweiten Mal geheiratet, und 1964 wurde eine Tochter geboren. Trotzdem wollte er sich nicht von seiner Mutter trennen, und so wohnte das Paar mit der Mutter zusammen, bis die Frau schließlich genug hatte und ihn verließ. Permanent befand Fuchs sich auf Wohnungssuche und hatte nie Geld in der Tasche. Diesem Umstand ist seine enorme Produktivität jener Jahre zu verdanken. Bei Hanser entstehen bibliophile Ausgaben, die er selbst gestaltet, teilweise illustriert mit Holzschnitten und Zeichnungen. Carl Hanser ist es auch, der ihm hilft, die Werkstatt Rixdorfer Drucke einzurichten. Hier druckt er mit Künstlerfreunden großformatige Bücher und Mappen mit Originalabzügen seiner Holzschnitte auf der Handpresse. 1967 erscheint im Wagenbach-Verlag "Zwischen Kopf und Kragen". O-Ton 35 (Klaus Wagenbach) An dieses Buch kann ich mich auch deswegen so gut erinnern, weil es ein Vergnügen war, es zusammenzustellen. Da es so klein war, und der Verlag damals in Räumen wohnte, so Berliner Qualität, relativ groß, haben wir die Texte und die Bilder nebeneinander gelegt und sind so wie die Störche, sind wir da immer so rüber, und: "Oh, das könnte doch dahin" oder "findest du nicht auch, diese Zeichnung paßt mehr dahin. Also wir haben mindestens drei, vier Nachmittage damit verbracht ? dann mußte er wieder ab in die Kneipe ? haben wir damit verbracht, dieses Buch zusammenzustellen. Sprecherin Zu einem wichtigen finanziellen Standbein wurde die Arbeit für Rundfunkanstalten. Zuerst aus Geldnot, aber dann mit immer größerem Vergnügen schrieb Fuchs ein Dutzend Hörspiele. Mit seiner Vorliebe für gesprochene Sprache und Dialog und Nachahmung der Umgangssprache von Berlinerisch bis Bürokratendeutsch, haben seine erzählenden Hörspiele oft einen satirischem Grundton. O-Ton 36 (Michael Krüger) Die einzigen, die ihn davon überzeugen konnten, daß auch die verwaltete Welt ihre Berechtigung hat, um jemanden zu entlasten, in dem Falle auch ihn, das waren die Rundfunkanstalten. Herr Schale war einer der wenigen von ihm wirklich geliebten Menschen, weil, der hatte das Mischpult, der hatte die Möglichkeiten, seine Sachen aufzunehmen, der hatte Verständnis für ihn. Sprecherin "Kraschewski verläßt das Altersheim", damals noch Funkerzählung genannt, wird 1964 gesendet. Auf das zweite Manuskript, "Landwehrkanal oder die Geschichte von Lausitzer", muß der damalige Leiter des Hörspiels beim Süddeutschen Rundfunk, Jochen Schale, drei Jahre warten, nachdem Fuchs versprochen hatte, es am nächsten Tag zur Post zu bringen. O-Ton 37 (Jochen Schale) Fuchs rückte nichts heraus, wenn es nicht aufs Tütelchen für ihn stimmte. Und er gehörte auch zu den Autoren mit denen man nicht arbeiten mußte oder konnte, sondern wenn es fertig war, kam es perfekt. Und das Manuskript war wie ein grafisches Kunstwerk, auch die Blätter, kein Fleckchen oder irgend etwas. Das war sowieso das Merkwürdige bei ihm, daß er in seiner Arbeit ungeheuer sorgfältig war, was man eigentlich bei einem so extremen Alkoholiker nicht unbedingt vermuten könnte. O-Ton 38 (Michael Krüger) Er war bei aller Liebe zum Detail dann auch oft schwer erträglich. Wenn man etwas nicht genau so machte, wie er es wollte, und ihn nicht vom Gegenteil überzeugen konnte, war er auch stinkig und sauer und hat einem das vorgeworfen: man hätte sozusagen sein Lebenswerk zerstört usw. Aber das war natürlich ein Spiel, das man spielte, und am Schluß kamen eben diese fünfzehn bis zwanzig tollen Bücher heraus, die wir da gemacht haben, und an denen er wirklich seine Freude hatte. Am schönsten sind die Briefe, die er dann nach Erhalt der ersten Exemplare an alle im Verlag geschrieben hat, also an den Hersteller, an die Vertriebsfrau und an mich und Hanser und an alle möglichen Leute, wo er sich dann überschwenglich im Tone eines Briefes des 18. Jahrhunderts, mit großen Kratzfüßen bedankt hat. Sprecherin Sogar einen Film dreht Fuchs im Winter 1972 ? ?Denkmalsforschung" ? mit dem Regisseur Wolfgang Ramsbott für das Literarische Colloquium. Später lobte Walter Höllerer diesen Film als gelungenes Beispiel für eine Zusammenarbeit von Schriftsteller und Regisseur an den Ausdrucksformen einer Sprache im technischen Zeitalter. Zitator (Walter Höllerer) Die Überraschung bei diesem Film: Fuchs vervielfältigt sich. Den mündlichen Fuchs, den pantomimischen Fuchs, hier hört und sieht man ihn neben dem bekannten schriftlichen Fuchs. O-Ton 39 (Günter Bruno Fuchs) AB AB AB AB AB AB AB AB A B A B A B A B A B A A A A Aaaaa. (Überblenden oder die Musik unterlegen) O-Ton 31 Musik: Louis Armstrong, Satchmo Sprecherin Mit 1968 beginnt der Einbruch des Akademischen in die Literatur. Die Theorie geht jetzt der Sache voraus, und der Schriftsteller muß seine gesellschaftliche Rolle rechtfertigen. Aber Fuchs glaubt nicht daran, daß Literatur die Welt verändern würde. Er kennt das Arbeitermilieu zu gut, um den missionarischen Eifer seiner Kollegen zu teilen. Für ihn ist der Dichter nicht mehr als ein Hofpoet im Kulturbetrieb, mit Sitz und Stimme im Rat der Narren. Die theoretischen Debatten pariert er mit einer eigenen Interpretation seiner Arbeit. O-Ton 40 (Günter Bruno Fuchs) Ich möchte Ihnen ein Gedicht vorlesen, das den Titel trägt "Geschichten erzählen" und dazu eine Selbstinterpretation. Geschichten erzählen Gestern sah ich einen hohen Offizier auf einen Baum steigen ? da wußte ich: die Militärs bemühen sich um gute Aussicht. Heute früh sah ich drei grüne Fische teppichklopfen ? da wußte ich: wer sich über den Anblick teppichklopfender Fische nicht verwundert, hält diesen Anblick entweder für möglich oder hat ihn gar nicht zu Gesicht bekommen. Vorhin sah ich drei Telefonzellen über den Ozean schwimmen ? da wußte ich: eine Nachricht aus Übersee wird dich erreichen. Nun, wie gefällt Ihnen das? Bitte, bitte hören sie auf! ? Ich glaube, Sie erzählen mir da lauter Geschichten. Dieses Gedicht wirkt reichlich albern, ich vermute, es hat einen albernen Menschen zum Verfasser, oder einen Trinker. Meine Vermutungen können mich und andere täuschen. Deshalb interessiert uns nicht der Zustand des Verfassers, sondern der des Gedichts. Also wiederhole ich gern den ersten Satz: Dieses Gedicht wirkt reichlich albern, und setze hinzu, auf mich. Schuld daran ist ein gewisses Gekicher, das gleich zu Beginn laut wird. Die Vorstellung nämlich, ein Offizier höheren oder niederen Rangs erklimme einen Baum, zeugt von Unkenntnis. Natürlich, das Bild ist erheiternd. Ich zum Beispiel sehe den einfachen Bundesbürger in Uniform, wie er den Baumstamm umklammert, wie er hinaufblickt zum Wipfel, dem er die Ruh stehlen wird. Aber soll denn hier gleichzeitig anklingen, der gebildete Offizier unserer Tage habe es nötig, einen Baum zu besteigen? Habe es nötig sich solcher Bemühung zu unterziehen, einer Bemühung um gute Aussicht gar, bei der immerhin die Nähte seines Ehrenkleids krachen könnten? Ich finde, die ersten fünf Zeilen des Gedichts geben so etwas wie die Meinung des Verfassers wieder, ja, mir scheint sogar er mag es nicht, das Militär schlechthin, gleich welcher Nation und Herkunft. Sprecherin Obwohl der Geist von 1968 schon lange vorher in vielen Texten von Günter Bruno Fuchs steckt, obwohl der Protest gegen Militarismus und Krieg ihm besonders viel bedeutete und die antiautoritären Umgangsformen der Studenten scheinbar seinen eigenen entsprachen, wurde das Leben für ihn nicht einfacher. O-Ton 41 (Klaus Wagenbach) Nein, es wurde nicht einfacher, weil Saufen war ja nicht sanktioniert gesellschaftlich, vögeln war sanktioniert und kommunistisch sein war ganz schwer sanktioniert, und Haschischrauchen. Unter diese Kategorie fiel Günter Bruno nicht, der fiel zwischen die Kategorien und wurde als seltsamer... Alle haben sich gewundert, daß wir befreundet waren, weil, ich war ja, also galt als ein schrecklicher Kommunist und er als so'n Bilderbuchpoet. Und dann haben die Leute gesagt: "Was mögen die beiden miteinander haben." O-Ton 42 (Michael Krüger) Deshalb fehlte er natürlich auch auf vielen dieser Unterschriftenlisten, die damals kursierten. Dauernd, jeden dritten Tag stand ja irgendwas in der Zeitung an Protest, der von allen Schriftstellern unterzeichnet wurde, und Günter Bruno fehlte immer, weil gar keiner an ihn dachte, und weil er sich auch nicht in den Vordergrund spielen wollte. Nein, das war alles nicht seine Welt. Da konnte er nicht mithalten, das war ihm auch unheimlich, das war ihm auch zuwider. O-Ton 43 (Günter Bruno Fuchs) Ich halte diese Sache mit dem: man kann nicht mehr schreiben und man kann nicht mehr erzählen, das halte ich genau für eine ähnliche Art von Blei-Ente wie wenn beispielsweise eine Behauptung aufgestellt wird: alle Menschen müssen ihre Aggressionen abreagieren und alles ähnliche an Modekram, der täglich durch die Massenmedien auf die Menschen eindonnert. Was soll dieser Unfug, man kann nicht mehr erzählen. Jedes kleine Kind möchte abends eine Gutenachtgeschichte hören von seiner Mutter oder seinem Vater, und genau das ist es, was der Erwachsenen auch haben möchte. Und dafür ist ein Autor da, das ist sein Handwerk, das ist seine Tätigkeit, das ist seine gesellschaftliche Aufgabe, die nicht in irgendeiner Weise angezweifelt werden kann. Zitator (Enzensberger) Die politische Alphabetisierung Deutschlands ist ein gigantisches Projekt. Sie hätte selbstverständlich, wie jedes derartige Unternehmen, mit der Alphabetisierung der Alphabetisierer zu beginnen. Sprecherin Schrieb Enzensberger 1968 und gab zu Bedenken, daß dieser mühselige Prozeß nur auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit beruhen könne. Zitator (Enzensberger) Es eignet sich dafür nur, wer fortwährend von jenen lernt, die von ihm lernen. Sprecherin In die gleiche Richtung ging eine Rezension, die Klaus Wagenbach 1971 über das bei Hanser erschienene "Lesebuch von Günter Bruno Fuchs" für den Spiegel schrieb: Zitator (Wagenbach) Diese Texte verhalten sich dem Leser gegenüber solidarisch. Sie nehmen seine Phantasie für voll, sie könnten Leser produzieren, die mit der Phantasie, mit Träumen arbeiten. Das wäre ein politischer Fall. O-Ton 45 (Günter Bruno Fuchs) Nachdem ich das, was ich bisher gemacht habe, vorliegen habe und an der Sache nicht nur Freude, sondern auch Schmerz empfinde, kann ich von ihr nicht mehr weg. Und nun versuche ich einmal, ohne jedwede missionarische Absicht oder irgendeine andere Art von Sendungsbewußtsein, versuche ich, das Beste daraus zu machen, was zu machen ist. Was aber das Beste ist, das weiß ich vielleicht jetzt noch nicht. Sprecherin Mitte der 70er Jahre wird es still um Günter Bruno Fuchs. Er mietet sich einen Arbeitsraum, will sich konzentrieren und versucht, mit dem Trinken aufzuhören. Aber er schafft es nicht mehr. Am Abend des 19. April 1977 findet seine Mutter ihn tot an seinem Schreibtisch, den Telefonhörer in der Hand. Fuchs ist keine 50 Jahre alt geworden. Zitator (Christoph Meckel) Ein genialer Mensch ist gestorben, das ist leicht gesagt die Freunde kommen und sind mit ihm einig die Freunde aus der DDR sind mit ihm einig und können nicht kommen sie telefonieren, daß sie nicht kommen können und lassen sagen, daß sie anwesend sind es kommen auch ein paar Leute, die man nicht sieht es kommt Peter Hille mit dem Papierschnitzelsack und sagt: Fuchs, mal ganz ehrlich, hältst du es für möglich, daß irgendein Mensch in dieser weltweit verlorenen Stadt weiß, wer wir sind? O-Ton 01 Musik: Louis Armstrong, West End Blues (ab Gesang) - 30 -