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Doch die Idylle trügt, seufzt Ranger Lawrence Munro, 36 Jahre alt, dunkelgrüne Uniform, blonde Haare, den Blick vom Hubschrauber aus konzentriert auf den Boden gerichtet. 448 Nashörner wurden im vergangenen Jahr in Südafrika gewildert, so viele wie nie zuvor. O-Ton 1: We have always suffered ... . Wir haben schon immer Nashörner durch Wilderer verloren. Aber bis 2008 waren das Einzelfälle. Seither hat die Zahl dramatisch zugenommen. Inzwischen werden in einem Jahr mehr Nashörner getötet als in den letzten zehn Jahren zusammen. ... prior to that. Atmo kurz hoch Autorin: Der Hubschrauber fliegt eine Kurve, auf den Grenzzaun des Parks zu. Auf der anderen Seite sind vereinzelt Rundhütten in der dichten Vegetation zu sehen, ein paar Kühe und Ziegen. Aus diesen weit verstreuten Dörfern stammen die meisten Wilderer, erklärt Lawrence Munro. International operierende kriminelle Kartelle werben die Männer an. Sie verfügen über die nötige Ortskenntnis, sind erfahrene Jäger und kennen sich mit großkalibrigen Waffen aus. Sie sind arm und daher leicht zu kaufen. O-Ton 2: Currently at the moment ... Zur Zeit versuchen wir so viele Informationen über die Wilderer zu sammeln wie möglich. Also zum Beispiel wo sie leben, wie sie vorgehen und welche Fahrzeuge sie nutzen. Dazu kommen andere präventive Maßnahmen. Dieses Hubschrauber-Projekt ist eine davon. Den Wilderern gefällt das überhaupt nicht, wenn wir über ihren Köpfen kreisen. Wir haben schon oft beobachtet, dass sie wegrennen- oder fahren sobald wir auftauchen. ... .driving on again. Atmo 2: Hubschrauber Autorin: Neben dem Helikopter hat der Park vor einem guten halben Jahr auch ein kleines Flugzeug angeschafft, erzählt Lawrence Munro weiter. Seine Augen wendet der erfahrene Pilot dabei keinen Moment von der Buschlandschaft ab. O-Ton 3: With the arrival ... Seit wir den Park auch aus der Luft überwachen sind weniger Nashörner gewildert worden. Wir haben dadurch momentan einen entscheidenden Vorteil. Wenn die Wilderer in Zukunft auch Helikopter einsetzen, dann müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen. Es ist ein ständiges Kräftemessen von Taktik, Planung und Technologie. Derjenige mit der besseren Technologie ist einen Schritt voraus. ... how it works. Atmo kurz hoch Autorin: Die Hubschrauber-Überwachung ist zwar wirksam, aber teuer. Etwa 300 Euro kostet eine Flugstunde, fügt der Ranger nachdenklich hinzu, den Blick jetzt auf den Grenzzaun gerichtet. Ein privater Sponsor finanziert momentan 20 Stunden im Monat. Auf solche Spenden ist der südafrikanische Nationalpark angesichts knapper Kassen angewiesen. Die Hubschrauber-Patrouille ist daher auch die Ausnahme. Meistens sind die Wildhüter zu Fuß unterwegs. Atmo 3: Schritte durch den Busch Autorin: In einem anderen Teil des Parks bahnen sich fünf Männer in olivgrünen Uniformen im Gänsemarsch einen Weg durch's dichte Gestrüpp. Kollegen von Lawrence Munro. Eine Spezialeinheit gegen Wilderer. Mit Maschinengewehren bewaffnet. Aufmerksam mustern sie den rotbraunen Boden, suchen nach Tierspuren, aber auch menschlichen Fußabdrücken. Plötzlich bleibt der Patrouillenführer abrupt stehen. Ein Spitzmaulnashorn. In nur knapp fünf Metern Entfernung. Atmo 4: "You must climb that tree, there is a black rhino here.? Autorin: "Schnell, auf den Baum!" flüstert Jabulani Ngubane. Denn Spitzmaulnashörner sind für ihre Aggressivität berüchtigt. Das Tier schaut in seine Richtung, versucht die Geräusche zu orten. Die Ohren aufgestellt, die Nase in den Wind gereckt. Atmo 5: Vögel, Stimmen, Schritte Autorin: Die Männer verteilen sich langsam. Einer nimmt einen Posten auf einem Baum ein, zwei beziehen darunter Stellung, die beiden erfahrensten Ranger pirschen sich vorsichtig an, lassen den gepanzerten Koloss keinen Moment aus den Augen. Es ist ein Prachtexemplar: Ein junger Bulle, ein kleineres Horn weiter hinten auf der Nase, ein großes vorn. Darauf haben es die Wilderer abgesehen, flüstert Jabulani Ngubane. Ein einziges Horn kann bis zu 5 Kilo auf die Waage bringen, auf dem Schwarzmarkt ist es mindestens 200.000 Euro wert. Es ist eine Schande, dass diese majestätischen Tiere aus reiner Profitgier umgebracht werden, fügt er hinzu, als der Bulle gemächlich umdreht und wieder im Dickicht verschwindet. Denn das Horn kann problemlos entfernt werden, ohne dass dem Tier Schaden zugefügt wird. Es wächst dann einfach wieder nach. O-Ton 4: Basically because it is easiest ... Die Wilderer erschießen die Nashörner, weil es am einfachsten ist und am schnellsten geht. Man könnte sie auch betäuben, aber dazu bräuchte man das entsprechende Know-how und Geduld. Beides haben diese Leute nicht. Die Tiere müssen unvorstellbar leiden: Sie leben oft noch, während ihnen das Horn mit einer Axt abgehackt wird, ihre Augen quellen hervor und sie geben einen schrecklichen Klagelaut von sich. Wer ihn einmal gehört hat, wird in niemals wieder vergessen. Uns blutet jedes Mal das Herz, wenn wir ein Nashorn verlieren. Es ist so, als wäre ein Familienmitglied gestorben. ... .see them again. Atmo 6: Schritte durch den Busch, Äste knacken Autorin: Schweigend setzen sich die Wildhüter wieder in Bewegung, folgen einem Trampelpfad durch hohes, trockenes Gras. Jabulani Ngubane bildet das Schlusslicht. Der 34-Jährige hat selbst als Ranger gearbeitet, bevor er zum regionalen Koordinator gegen die Nashorn-Wilderer befördert wurde. Der Kontakt zu seinen Männern an der Basis ist ihm wichtig, regelmäßig begleitet er sie auf ihren Patrouillen. So wie heute. Das stärkt die Motivation, erklärt er. Wichtig bei dem lebensgefährlichen Job, der enormen körperlichen und psychischen Belastung. Mehrere seiner Kollegen sind bei Gefechten mit Wilderern ums Leben gekommen. Atmo kurz hoch Autorin: Die Ranger in diesem Park verbindet eine besondere Geschichte mit den Nashörnern, fährt Jabulani Ngubane nach einer Weile fort. Anfang der 60er Jahre war das Breitmaulnashorn vom Aussterben bedroht. Die letzten Tiere ihrer Art lebten hier. Nur dank der "Operation Rhino", des engagierten Eingreifens unserer Wildhüter, hat sich der weltweite Bestand wieder erholt, sagt er stolz. Doch nun sind sie wieder in Gefahr. International operierende Kartelle haben sie ins Visier genommen, denn der Handel mit Nashornpulver ist vor allem auf asiatischen Märkten ein äußerst lukratives Geschäft. Ein Gramm Horn ist wertvoller als ein Gramm Gold. Da hilft es wenig, dass Nashörner durch ein internationales Artenschutzabkommen geschützt sind. Das Pulver ist gefragt und bringt viel Geld. O-Ton 5: There is many theories ... Es gibt unterschiedliche Theorien darüber, warum die Nachfrage in den letzten Jahren so drastisch zugenommen hat. So hat zum Beispiel ein Minister in Vietnam öffentlich erklärt, dass Nashornpulver Krebs heilen kann. Eine solche Äußerung hat natürlich Signalwirkung. Verbreitet ist auch das Gerücht, dass es einen sexuell potenter und fruchtbarer macht. Oder, dass es Dämonen vertreibt. Aber das ist natürlich Irrglaube, wissenschaftlich ist nichts davon bewiesen. Im Gegenteil: Das Horn der Tiere besteht aus der gleichen Substanz wie unsere Fingernägel. Die Leute könnten also ebenso dafür so viel Geld ausgeben. Es ist reine Dummheit und Bösartigkeit. ... vicious evil. Atmo 7: Schritte, Vögel Autorin: Die Netzwerke der organisierten Kriminalität statten die Wilderer mit neuesten Technologien und Waffen aus. Die südafrikanischen Ranger müssen dagegen häufig mit veralteter Ausrüstung auskommen. Gewehr, Fernglas, Handschellen und Funkgerät, viel mehr haben die Männer auf ihrer Patrouille nicht dabei. Dazu kommt das riesige Einsatzgebiet: Der Hluhluwe-Imfolozi Nationalpark umfasst rund 960 Quadratkilometer. Auf einen Wildhüter kommen durchschnittlich zehn Hektar. Aber das ist noch lange kein Grund aufzugeben, meint Ngubane. Erstmals hellt ein Lächeln sein sonst eher ernstes Gesicht auf. O-Ton 6: I mean the area is big ... Zweifellos ist die Fläche des Parks groß. Deshalb kommt es entscheidend darauf an gute Informanten zu haben. Wir bemühen uns darum das Vertrauen der Leute in den Dörfern zu gewinnen, denn auf ihre Hinweise sind wir angewiesen. Nur so kann ich die Patrouillen zielgerichtet einsetzen und den Wilderern einen Schritt voraus sein. Wenn man keine Ahnung hat was sie vorhaben, hat man angesichts der Größe des Parks natürlich keine Chance. ... .be to big for you. Atmo 8: Männer unterhalten sich Autorin: Es ist kurz nach Mittag, die Männer haben ihre tägliche Patrouille nach fast sieben Stunden beendet. Sie sitzen an Holztischen vor einem kleinen Reet gedeckten Bürogebäude mitten im Park, essen belegte Brote, unterhalten sich. Jabulani Ngubane ist wieder in seine Rolle als regionaler Koordinator gegen die Nashorn-Wilderei geschlüpft, sitzt bei offener Tür am Schreibtisch, entspannt zurückgelehnt, die Beine ausgestreckt tippt er eine Email in sein Smartphone. Er erwartet einen Gast. Atmo 9: Begrüßung Autorin: Ein älterer Mann betritt den schmucklosen Raum. Graue Haare, vom Wetter gegerbtes Gesicht, einen verschlissenen Hut in der Hand. Jabulani Ngubane steht auf, begrüßt ihn herzlich, erkundigt sich höflich nach der Familie. Nach etwas Smalltalk wenden sich die beiden ihrem eigentlichen Thema zu: der Nashorn-Wilderei. Der alte Mann stammt aus einem Dorf, das unmittelbar an den Park grenzt. Er ist ein Induna, ein traditioneller Stammesführer der Zulu. O-Ton 7: Original auf Zulu ... . Wir stehen in ständigem Kontakt mit den Rangern hier im Park. Ich würde sagen, wir haben ein gutes, nachbarschaftliches Verhältnis zueinander. Wir können uns an sie wenden, wenn ein ausgebrochenes Tier Probleme bereitet: Zum Beispiel hat gerade eine Hyäne mehrere unserer Ziegen gerissen und auch Leoparden klettern regelmäßig über den Zaun des Parks, um sich bei uns den Bauch voll zu schlagen. Umgekehrt werden wir informiert, wenn ein Nashorn getötet wurde. Wir hören uns dann um, ob es irgendwelche Hinweise auf die Täter gibt. Denn die Zunahme der Wilderei bereitet auch uns Sorgen. Ich bin hier aufgewachsen, habe mein ganzes Leben hier verbracht, aber so etwas hat es vorher noch nie gegeben. ... Original auf Zulu. Atmo 10: Vögel Autorin: Die Kartelle haben auch schon im Dorf versucht Wilderer zu rekrutieren, erzählt der Alte weiter. Es ist eine große Versuchung, gerade für die Jüngeren. Denn Armut und Arbeitslosigkeit sind groß. Von dem Verkauf eines einzigen Horns können ganze Großfamilien für mehrere Monate leben. O-Ton 8: Original auf Zulu ... . Wir als Dorfälteste können nicht viel tun außer die Jugend vor den kriminellen Banden zu warnen, sie über die Gefahren und möglichen Konsequenzen aufzuklären. Ansonsten sind uns die Hände gebunden. Die Armut ist das Problem. Am Besten wäre es, wenn man den jungen Leuten Alternativen liefern könnte. Auf eine legale Weise Geld zu verdienen. Aber allein schaffen wir das nicht, dazu brauchen wir Unterstützung. ... Original auf Zulu. Autorin: Jabulani Ngubane nickt zustimmend. Aus diesem Grund hat die Nationalparkverwaltung mehrere Projekte in den umliegenden Dörfern ins Leben gerufen, betont er, bevor er das Gespräch auf den aktuellen Fall eines gewilderten Nashorns lenkt. Die Informationen sind vertraulich, Journalisten ab diesem Punkt unerwünscht. Atmo 11: Stimmen im Gerichtsgebäude Autorin: Einen Monat später. Das Amtsgericht in Empangeni, rund eine Stunde Fahrtzeit vom Nationalpark entfernt. Auf den Fluren herrscht reger Betrieb: Im Minutentakt kommen Menschen durch die Drehtür. Auch Ranger Lawrence Munro ist da. Er trägt eine säuberlich gebügelte beige Uniform, lange Hosen und ein kurzärmliges Hemd. Heute findet ein Prozess gegen Wilderer statt, die ich selbst festgenommen habe, erzählt er. O-Ton 9: The suspects were arrested ... Die Verdächtigen hatten Hörner dabei als wir sie festgenommen haben. Zwei der vier Männer haben den Kadaver des Nashorns dann im Park identifiziert. Uns allen war klar, dass sie es selbst getötet und die Hörner abgehackt haben. Aber das können wir leider nicht beweisen: Wir haben weder eine Waffe noch das Projektil gefunden, trotz intensiver Suche. Deswegen stehen sie nun nicht wegen Wilderei sondern wegen illegalen Besitzes der Hörner vor Gericht. ... .holding the horns. Autorin: Lawrence Munro hat sich intensiv auf den Prozess vorbereitet, bespricht letzte Details mit einem Kollegen. Rod Potter, Ermittler der Nationalparkbehörde, ehemaliger Polizist und Ranger. Krawatte mit Nashornmotiv, graue Haare, Vollbart. Es ist wichtig, dass die Wilderer nicht mit einer Geldstrafe davonkommen, sondern wirklich hinter Gittern laden, betont er. O-Ton 10: There has been an increase ... Die Strafen sind härter geworden, sowohl gegen Wilderer als auch gegen Händler. Bis zu 20 Jahre Haft wurden schon verhängt. Das ermutigt uns natürlich. Denn wir betonen vor Gericht immer wieder, dass Geldstrafen nicht viel bringen: 10.000 Euro klingen vielleicht erstmal viel, aber für die kriminellen Kartelle ist das nicht mehr als Wechselgeld. Es steht in keiner Relation zu den enormen Summen, die sie für ein Kilogramm Horn erzielen. Die Schwarzmarktpreise liegen momentan locker bei 40.000 Euro und höher. Die einzig wirksame Strafe ist daher, die Wilderer für mehrere Jahre ins Gefängnis zu bringen. Geld ist in diesem Geschäft einfach zu leicht verfügbar. ... rhino horn trade. Atmo 12: Stimmen auf dem Flur Autorin: Wir haben es hier mit organisiertem Verbrechen zu tun, erklärt Rod Potter, setzt sich auf die schmale Holzbank vor den Gerichtssaal. Die Kartelle schicken Mittelsmänner in die Nachbardörfer der Parks, werben dort erfahrene Jäger an. Die Hörner gehen durch mehrere Hände, bevor sie außer Landes geschmuggelt werden. Jeder kennt nur den unmittelbaren Auftraggeber, mit jeder Ebene steigt der Profit. Die Drahtzieher halten sich im Hintergrund und sind nur schwer zu fassen. O-Ton 11: The international syndicates ... Diese international operierenden Kartelle sind gut organisiert und sehr erfahren. Für uns ist das eine Herausforderung. Es reicht nicht mehr nur auf Provinzebene zu ermitteln, wir müssen landes- und weltweit arbeiten. Während wir ein solches Netzwerk noch aufbauen, haben die Kartelle bereits etablierte Routen. Sie schmuggeln darüber nicht nur Nashorn, sondern auch Elfenbein, Drogen, Diamanten oder Waffen. Deshalb wird es Südafrika allein nie schaffen das Problem zu lösen. Wir sind auf internationale Unterstützung angewiesen. Wir arbeiten bereits mit Interpol und einer Reihe von Ländern zusammen. Aber es gibt auch asiatische Staaten, die sich nicht kooperativ verhalten und unsere Ermittlungen sogar behindern. ... our investigations. Atmo kurz hoch Autorin: Der Markt für die Hörner liegt größtenteils in Asien, in China und Vietnam, fährt der erfahrene Ermittler fort. Der Wirtschaftsaufschwung in der Region und die hartnäckigen Gerüchte, dass Nashorn ein echtes Wundermittel ist, haben Nachfrage und Preise auf dem Schwarzmarkt in den vergangenen Jahren in die Höhe getrieben. Doch eine Frage bleibt. O-Ton 12: If we are looking at the number ... Wenn wir uns anschauen, wie viele Hörner momentan aus unserem Land geschmuggelt werden und uns bewusst machen, dass es in den letzten Jahren etliche Tonnen gewesen sein müssen, dann ist es schwer vorstellbar, dass diese astronomischen Mengen nur die aktuelle Nachfrage decken. Ich glaube, dass jemand einen Vorrat anlegt, um in Zukunft den Markt und die Preise zu kontrollieren. ... .in the future. Atmo 13: Stimmen, Rod: "except the magistrate? Autorin: Rod Potter schaut auf, der Staatsanwalt hat gerade ein Telefonat beendet und nun schlechte Nachrichten. Der Richter ist aufgehalten worden, der Prozess beginnt daher nicht wie geplant um 9 Uhr, sondern erst drei Stunden später. Rod Potter und Lawrence Munro nehmen das erstaunlich gelassen hin. Ständige Verzögerungen gehören leider zu unserem Alltag, meint der Ermittler lächelnd, packt seine Unterlagen wieder in seinen schwarzen Aktenkoffer. O-Ton 13: It is unfortunate ... Es ist bedauerlich, dass sich viele unserer Fälle buchstäblich über Jahre hinziehen. Das Nashorn, um das es hier geht, wurde bereits 2009 erlegt. Die Wilderer sind solange auf freiem Fuß bis sie verurteilt werden. Immer wieder kommt es vor, dass Zeugen sterben oder das Land verlassen, dass Beweise unbrauchbar werden oder Dokumente verschwinden. Das alles schmälert unsere Erfolgschancen. ... cases in court. Autorin: Gemeinsam gehen der Ermittler und der Ranger nach draußen, Zeit totschlagen. Drei Stunden später, pünktlich um 12 Uhr sitzen sie im Gerichtssaal. Atmo 14: Gerichtssaal füllt sich Autorin: Die Verhandlung ist öffentlich: Die beiden Angeklagten sitzen bereits in Handschellen auf ihrem Platz, den Blick gesenkt. Typische Verdächtige, erklärt Lawrence Munro. Beide sind Ende 20, arbeitslos und stammen aus armen Verhältnissen, aus einem der Dörfer, das an den Nationalpark grenzt. Atmo kurz hoch Autorin: Immer mehr Zuschauer finden sich ein, ältere Frauen und Männer, wahrscheinlich Angehörige und eine Gruppe jüngerer Männer. Einer von ihnen begrüßt den Ranger mit Handschlag, wie einen alten Freund. Die beiden unterhalten sich kurz. Das war einer der bekannten Wilderer aus der Gegend, meint Lawrence Munro etwas später. Wie er da so gelassen und freundlich bleiben kann? Er lächelt. O-Ton 14: They are people that we know ... Wir wissen über Leute wie ihn Bescheid, ihre Namen fallen immer wieder im Zusammenhang mit der Nashorn-Wilderei. Aber uns liegt nichts Konkretes gegen sie vor. Und so lange das so ist sind sie freie Menschen. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel. Manchmal versuchen sie mich einzuschüchtern oder aus der Reserve zu locken. Es ist wichtig, dass man sich darauf nicht einlässt. Selbst wenn sie dir drohen, dich auf dem Rückweg vom Gericht umzubringen. Wenn ich im Zeugenstand stehe, darf ich daran nicht denken. Ich muss mich voll und ganz auf meine Aufgabe konzentrieren. Denn ich habe nur diese eine Chance und die muss ich nutzen. ... .have to make that count. Atmo kurz hoch Autorin: Der 36-Jährige lässt den Blick durch den Gerichtssaal streifen, mustert jedes Gesicht, schmunzelt. Hier geht alles zivilisiert zu, sagt er, aber wenn ich diesen Wilderern in den nächsten Wochen im Park begegne, dann ist das etwas vollkommen anderes. O-Ton 15: Very, very different ... Wenn wir uns in der Wildnis treffen, werden wir versuchen, uns gegenseitig zu töten. ... .kill each other. Atmo 15: Richter kommt herein, Prozess beginnt Autorin: Der Richter betritt den Saal, nimmt auf seinem Sessel hinter dem erhöhten Pult Platz. Alle erheben sich kurz und setzen sich dann wieder. Als erstes wird Lawrence Munro in den Zeugenstand gerufen. Hochkonzentriert steht er kerzengerade hinter dem Holzpult, wirkt dabei wie ein Soldat beim Appell. Atmo 16: Eid und Befragung Autorin: Ob die Dorfbewohner öfter im Park jagen, weil sie arm sind und etwas zu Essen auf den Tisch bringen müssen, will der Verteidiger der beiden Wilderer wissen, wendet sich mit großer Geste ans Publikum, als erwarte er Applaus für diese Frage. Lawrence Munro nickt ungerührt: Auch Antilopen und Warzenschweine werden gewildert, sagt er aus. Allerdings stimmt es nicht, dass die Menschen sonst verhungern würden. Denn in den Dörfern werden durchaus Kühe, Ziegen und Hühner gehalten. Der Richter blickt kurz auf, macht sich Notizen. Atmo 17: Ende Befragung, Stimmen Gerichtssaal Autorin: Nach ein paar weiteren Fragen wird Lawrence Munro aus dem Zeugenstand entlassen, setzt sich wieder zurück ins Publikum. Es ist ja klar, dass der Verteidiger die Armutskarte spielt, raunt Ermittler Rod Potter ihm zu. Doch der schicke Anwalt fragt nicht, wie diese armen Menschen sein Honorar bezahlen können. O-Ton 16: The state will make available ... Der Staat stellt Angeklagten einen Verteidiger, wenn sie sich keinen leisten können. Aber bislang hat noch kein Wilderer von diesem Recht Gebrauch gemacht. Stattdessen werden sie von teuren Anwälten vertreten, die am Tag so viel kosten wie diese Leute vielleicht in einem ganzen Jahr verdienen. Das beweist, dass sich die Kartelle auch um ihre Leute auf der untersten Ebene kümmern. Sie halten zusammen. Das macht es für uns noch schwieriger in diese Kreise einzudringen. ... more difficult. Atmo 18: Prozess Ende, Stimmen Autorin: Der Richter hört noch zwei weitere Zeugen, bevor er den Prozess am Nachmittag erneut vertagt. Eine Enttäuschung für Rod Potter und Lawrence Munro: Sie hatten eigentlich auf ein Urteil gehofft. Man braucht einfach einen langen Atem, seufzt der Ranger. O-Ton 17: In the fight against ... In unserem Kampf gegen die Wilderer müssen wir besser und stärker sein als unsere Gegner. Dabei geht es nicht nur darum, körperlich überlegen zu sein, sondern auch bei der Planung unserer Patrouillen und hier vor Gericht. Um effektiv zu arbeiten, darf man an nichts anderes denken als an diesen Kampf. Denn jede noch so kleine Schwäche wird direkt ausgenutzt. Natürlich wirkt sich der Job auch auf unser Privatleben aus: Unsere Familien, Frauen und Kinder, sehen uns nur selten. Aber wenn man dieses Opfer schon bringt, dann sollte man es wenigstens richtig machen. ... .do it properly. Atmo kurz hoch Autorin: Finanziell werden wir uns nie mit den Kartellen messen können, fügt Lawrence Munro nachdenklich hinzu. Aber wenn wir unsere Kräfte clever einsetzen und flexibel bleiben, wenn wir weitere Unterstützung bekommen und mit diesem Problem nicht allein gelassen werden, dann können wir den Kampf langfristig gewinnen. So wie David gegen Goliath. Atmo hoch und blenden 1