COPYRIGHT: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von DeutschlandRadio / Funkhaus Berlin benutzt werden. Deutschlandrundfahrt Schorlemmers Wittenberg Mit dem Theologen und Bürgerrechtler unterwegs in der Lutherstadt Von Ute Burtke und Margarete Wohlan Sendung: 18. August 2012, 15.05h Ton: Alexander Brennecke Regie: Roswitha Graf Redaktion: Peter Lange Produktion: Deutschlandradio Kultur 2012 Opener Kennmelodie 01 O-Ton Bochmann Friedrich Schorlemmer hat die Welt nach Wittenberg geholt. Vom tschechischen Botschafter über große Schriftsteller wie Günter Grass, Christa Wolf, großartige Schauspieler wie Ulrich Thein und Angelica Domröse und Jutta Hoffmann, auch Gisela May, und eben auch sehr viele politisch aufgeklärte denkende großartig handelnde Persönlichkeiten. Autorin Sagt Klaus Bochmann, ein Freund, der den Theologen und Bürgerrechtler seit 40 Jahren kennt. Und was sagt er selbst über den Ort, in dem er seit 1978 lebt? 02 O-Ton Schorlemmer: Wittenberg besteht ja daraus, dass man deutlich macht, wie viele Leute dieses kleine Nest besucht haben, das dann zu einer Weltstadt geworden ist, durch das Wort, nicht durch die Gebäude, nicht durch einen Riesenpapst, nicht durch große Institution, sondern durch eine Erkenntnis. Sprecher vom Dienst Schorlemmers Wittenberg Mit dem Theologen und Bürgerrechtler unterwegs in der Lutherstadt Eine Deutschlandrundfahrt von Ute Burtke und Margarete Wohlan 01 Atmo: Marktplatz, Schritte, Vögel 03 Schorlemmer: Luther hat hier auf dem Denkmal auf dem Marktplatz eine Bibel in der Hand und weist mit dem Finger drauf und sagt, das ist mein Kapital. Das kann natürlich einer, der im Westen groß geworden ist, nicht verstehen, wieso Kapital, der denkt vielleicht an Geld dabei. Das ist mein Kapital, das Buch ist wohl wertvoll, es ist alt vielleicht, kann man gut vermarkten, nein, nein: DAS ist mein Kapital. Also, das ist die Grundschrift, das ist das Kapital. Hier Luther, aufgeschlagene Schrift, ja, seine großartige Bibelübersetzung, die ja einheitsstiftend wurde. Die Deutschen haben sich über die deutsche Sprache schließlich zusammengefunden. Der das Sprechen der Menschen in Sprache verwandelt hat, er hat genau hingehört, wie denkt das Volk, wie spricht das Volk und dann - AUTORINNEN: Das ist ja immer noch das Sprichwort, was man sagt, dem Volk aufs Maul schauen. SCHORLEMMER: Ja, genau aufs Maul schauen, wobei es heißt nicht, der Bildzeitung aufs Maul schauen, weil die Bildzeitung behauptet, sie hat dem Volk aufs Maul geschaut, dabei muss man manchmal der Bildzeitung aufs Maul hauen, denn manches, was aus dem Maul des Volkes kommt, muss auch noch mal gesiebt werden. LACHEN 02 Atmo Marktplatz Autorin: Friedrich Schorlemmer steht auf dem Markplatz von Wittenberg, mitten im Zentrum, vor dem Denkmal des Reformators. Natürlich spielt Luther eine wichtige Rolle für den 68-Jährigen Schorlemmer, der in der Stadt seit 34 Jahren lebt - die Hälfte seines Lebens also. Vor zwei Jahren erst machte Wittenberg mit einer Aktion von sich reden, die Schorlemmer noch heute aufregt. 04 Schorlemmer Na, da muss ich ein klein wenig ausholen. Hier auf dem Marktplatz in Wittenberg stehen zwei große Denkmäler aus dem 19. Jahrhundert, eh und die mussten wegen der Wettereinflüsse restauriert werden und wurden runtergenommen. Und da kam der damalige Prälat zusammen mit einem sogenannten Künstler aus Nürnberg, der eine spezielle Kunstform nach seiner Meinung entwickelt, die heißt eben serielle Kunst, also der macht einfach mal 800 überdimensionierte Hühner aus so nem ganz leichten Plastekram da, rot, grün und blau und golden, oder er macht Erdmännchen oder er macht Zwerge mit Hitlergruß und ja und das verkauft er dann, in diesem Falle Luther für 250 Euro, und jedenfalls wurden hier 800 Plastegegenstände, die das Lutherdenkmal abbilden sollten, in Kleinform, 1 Meter hoch, ganz leicht zu tragen, kann man unter den Arm nehmen, und den finden sie jetzt in Gärten, in Vorgärten oder so, da hinten in der Kneipe gleich hier, in der da (zeigt hin), sind gleich viere, hier in jede Ecke, die sie kommen, steht der da. Mein Haupteinwand war, also neben der ganzen Polemik, die ich daran angeschlossen habe, mein Haupteinwand war: Luther darf, wie auch nirgendwo ein Mensch, geklont werden. Luther ist einmalig, als Person, so wie Sie, Sie und ich einmalig sind, uns gibt es nicht noch mal, es sei denn, wir fangen an, uns zu klonen. Und was hier passierte, war eine Plastikverklonung eines Denkmals. Und das Besondere ist ja, dass Luther die Individualität, die Unverwechselbarkeit des einzelnen, seine Würde, wie wir im Grundgesetz heute sagen, die unverletzlich ist, seine, na wie soll ich sagen, seine Würdigung jedes einzelnen, seiner Begabung, die er hat, die lässt sich nicht vermillionenfachen. Und die wurden also hier in Reih und Glied aufgestellt, ja, ich fand das ungeheuerlich, ungeheuerlich. 03 Atmo Marktplatz Autorin: Friedrich Schorlemmer hat sich in Rage geredet. Um seinen Ärger verständlich zu machen, will er uns einige Exemplare der Lutherzwerge zeigen. + 04 Atmo Gehen wir hin, gehen wir gleich mal hin." 05 Schorlemmer (Wir gehen durch den Durchgang über einen Hof zum Brauhaus) Also auch hier war bis zum Ende der DDR ganz schön erhalten, weil hier auch eine alte Dame wohnte und die den Balkon schön pflegte und auch Geranien hier hatte, dass wer hierhin kam, dachte, oh ist ja toll, hier oben ja Geranien, hat eine alte Dame viele, viele Jahre gepflegt und da ist auch ein bisschen das Holz erhalten worden, sodass ich dachte, ja, hier, hier, hier später können wir mal ein schönes Bierlokal machen. Hab ich gedacht. Und war alles verfallen, wohnte keiner mehr, nichts. Und jetzt haben wir hier einen, ja, einen. Können die Münchener neidisch sehen, was wir für einen Biergarten hier haben. Wunderbar. (Schritte) Die Münchener machen mehr Stimmung, wenn sie hier sind. Das ist einfach schön, nicht, so. Frage: Gehen Sie öfter auch mal in Biergärten? Schorlemmer: Ja klar, mit Freunden ja klar, also ich finde, ein gezapftes Bier ist doch was anderes als Flaschenbier, gezapftes Bier mit anderen zusammen, einfach so'n richtigen Halbliterkrug. So jetzt gehen wir hier ins Brauhaus. Das besondere Brauhausrezept ist ja, dass man das hier sehen kann, hier so. (Volksmusik im Hintergrund) So hier steht einer. Margarete: Das is'er? Schorlemmer: Das ist einer, da steht der zweite. Ute: Da steht der nächste. Schorlemmer: Ich weiß nicht, wo noch welche stehen, also wenn du pinkeln gehst, kommst du an Luther nicht vorbei. LACHT. Aber Sie müssen einfach mal sehen, ich hoffe, (fragt laut ins Lokal) Ist der festgemacht? Entschuldigung, ist der festgemacht? Ich sage, Sie sind Kunsthistorikerinnen. Guten Tag, ich wollt nur mal wissen, wir haben hier zwei Kunsthistorikerinnen, die wollen wissen, wie schwer der ist. Ist der festgemacht? Kellnerin: Der ist fest, ja, der ist aber ziemlich schwer. Sch: Und der da, der ist auch fest? K: Ich glaube, der ist nicht fest. Sch: Darf ich den mal anfassen? K: Wenn Sie nichts kaputt machen, wenn Sie ihn wieder hinstellen, dann dürfen Sie das. Sch: Der ist hohl, der ist hohl, der ist hohl. Deswegen bin ich dafür, man sollte oben am Kopf einen Schlitz reinmachen und wenn man dann ein Euro-Stück reinsteckt, dann liest Luther einen Brief an Käthe, und wenn man 50 Euro reinsteckt, ja, es muss rascheln, richtig groß rascheln, ja, dann singt Luther: eine feste Burg ist unser Trott. WIR LACHEN. MUSIK. GERÄUSCHE. Diese Proportionen, diese Hand hier drauf. Es ist, es ist, ich sag mal, aus einem so traurigen Zwerg kommt kein fröhlicher Furz. 2'44 Volksmusik. Schorlemmer: Aber Sie wissen auch, dass Luther ein passionierter Biertrinker war, nicht? K: Ja! Damals haben das die Kinder getrunken. Sch. Was? Wer erzählt denn das? K: Müssen Sie mal ins Lutherhaus gehen, ich hab da gearbeitet. Das ist so. Sch: die Kinder? K: Na ja, damals, das Wasser war ja viel dreckiger als heute und da konnte man den Kindern dann das nicht geben und da hat man ihnen verdünntes Bier sozusagen gegeben. Sch: Ach so, damit die keinen Durchfall kriegen. K: Ja, ja. Sch: Das heißt: Früh übt sich, wer ein Trinker werden will. K: Sozusagen. LACHT Sch: Das weiß kaum jemand sonst außer Ihnen in Wittenberg, weil Sie da gearbeitet haben, dass das so ist. Gut, gut. Na ja, na dann also, wünsche ich Ihnen in unserem bayrischen Biergarten. K: Das ist Beyers-Hof, deswegen wahrscheinlich der Beyerische. Sch: Ach so, aber das hat kein Bayer jetzt in der Hand? K: Nee, Christian Beyer, der hat hier gewohnt. Sch: Gut, danke schön. K: Tschüß. MUSIK 1 : " La Biere " I+K: Jacques Brel Label: Universal, LC-Nr. 00126 Atmo 03 Marktplatz 06 Schorlemmer: Ich hole mein Rad mal, Sie können hier schon mal langgehen. Ich komme. Ute: Hmmm. GEHEN. 02 Atmo Autorin: Wir gehen weg vom Marktplatz, die Collegienstraße entlang. Schorlemmer erinnert sich, wie es hier vor der Wende ausgesehen hat: 07 Schorlemmer: Kein Mensch auf der Straße, kein Lokal irgendwo, kein Tisch draußen, schönes Wetter. Und (lacht) Haufen von Braunkohle und Mülltonnen, das war rausgestellt. Jetzt haben wir die Mülltonnen drinnen schön versteckt und draußen stehen Tische und Stühle und da kann man wunderbare Pizza essen und dann schön Wein trinken, das ist doch wunderbar. Margarete: Aber sagen Sie, Herr Schorlemmer, Sie sind jetzt auf dem Fahrrad, sind Sie immer auf dem Fahrrad gefahren? Schorlemmer: Ja, seit meinem achten Lebensjahr, hm. M.: Kein Auto? Sch.: Doch ich hab ein Auto, aber es leidet unter mangelnder Zuwendung. Das hat drei Gründe. Erstens isses unglaublich bequem. Zweitens bin ich unmittelbar in der Wirklichkeit, hier brauche ich doch nur so zu machen, um mit jemandem zu sprechen, da brauche ich nicht gucken, ist jetzt Parkzone oder nicht, wo kriege ich das jetzt hier unter, ich muss hier nicht aussteigen, ich brauche nur den Fuß runterzusetzen und bin a) auf der Erde und b) bei den Menschen. Ja. Hier ist dann früher der Wittenberger Hof gewesen, ein sehr schönes Lokal, jetzt ist es Best Western, das is so ne Steuerabschreibungsimmobilie für reiche Leute. Der Wittenberger Hof, weiß ich noch, da konnte ich mit meinen Freunden essen gehen, weil ich den Chef kannte, und der hielt mir nen Platz frei und dann haben meine Freunde aus dem Westen dann eben Schnitzel mit Mischgemüse und Kartoffeln, das war so das Essen! Musik 2: "I am moving on" I: B.B. King K: Will Jennings/Joe Sample Label: Universal, LC-Nr. 07341 08 Schorlemmer: Mein Buch heißt "Wohl dem, der Heimat hat", positiv, wohl dem, der eine hat - und ich muss auch sagen, wehe dem, der überhaupt keine hat, also der nirgendwo was benennen kann, wo er sagt, da sind meine Wurzeln, daran knüpfe ich Erinnerungen, in denen bin ich zu Hause - und dazu gehören auch die schweren Dinge. Heimat ist nicht, wo mir ganz wohlig wird nur, sondern Heimat ist da, wo ich dann in meiner Erinnerung ganz bei mir bin, und weiß, warum ich so bin wie ich bin. Und mit Wittenberg ist verbunden: diese wunderbare Stadtkirche mit dem Cranach-Altar - und wenn Sie dort nach dem Verlust eines Menschen, eines lieben Menschen, so ganz zufällig wenn man so will, es gibt keine Zufälle, alles Fügung, wenn dort dann das Brahmsche Requiem aufgeführt wird, dann kann ich nur sagen: ich hab, ich glaube, fünf Einspielungen des Brahmschen Requiems, aber das Brahmsche Requiem, das ist für mich verbunden mit dieser Kirche. So habe ich es dort gehört, 20 Minuten Beifall nach einer Sinfonie, das hab ich nie wieder erlebt. Musik 3: Ein Deutsches Requiem, 4. Satz "Wie lieblich sind deine Wohnungen" I: Berliner Philharmoniker, Dgt. Sir Simon Rattle K: Johannes Brahms Label: EMI Classics, LC-Nr. 06646 05 Atmo Geräusche, Schritte Autorin: Wir gehen in das älteste und markanteste Gebäude von Wittenberg: die Stadtkirche, in der Martin Luther gepredigt hat und die heute Teil des UNESCO- Welterbes ist. 09 Schorlemmer: ANFANG ATMO 0'05 Schönen guten Tag, haben Sie Herrn Naumann gesehen? Ach da hinten, der versteckt sich da. Naumann: Grüß dich. Schorlemmer: Das ist der, der deutsche Küster, also Kirchmeister, der weiß, wie man am Sonntag sich zu kleiden hat. Naumann: Ja gut, zum Gottesdienst. Schorlemmer: Bernhard Naumann sorgt hier auch für Angemessenheit, das wollte ich damit auch mal sagen, wie man mit einem Raum umgeht, wie man mit der Kunst hier umgeht, wie man mit Menschen umgeht, wie man sich in einem Gottesdienst verhält, dass die Andacht der Menschen, früher hätte ich son Wort gar nicht benutzt, aber ich find das wichtig: Andacht oder sagen wir Konzentration und so, das hab ich im Gottesdienst heute morgen auch erlebt, dass der jetzige Pfarrer, mal abgesehen von dem, was er sagt, auch Zeit lässt für das Innehalten, für das Schweigen. Naumann: Ja, und das ist das Besondere von Kirche, das ist ihre Aufgabe, war immer ihre Aufgabe und vielleicht heute noch mehr als in alter Zeit, diese Räume zu öffnen für dieses Nachdenken, Bedenken, Zu-sich-Kommen. Wer zu sich kommt, kommt ja vielleicht auch zu ja, etwas mehr. Schorlemmer: Luther, der hat ja, in seinem berühmten Katharinenportal steht sein Leitspruch, und den finde ich, auch als ich hier herkam 1978 schon, ganz großartig, der heißt, lateinisch sag ich das jetzt nicht: In Stille sein und Hoffen wird eure Stärke sein. Musik 4: Ein Deutsches Requiem, 4. Satz "Wie lieblich sind deine Wohnungen" I: Berliner Philharmoniker, Dgt. Sir Simon Rattle K: Johannes Brahms Label: EMI Classics, LC-Nr. 06646 06 Atmo Platz vor der Kirche 11 Schorlemmer: Es ist ja so, ich bin ja 1978 hergekommen und das ist also 40 Jahre nach 38 gewesen. Und dann haben wir hier das entdeckt, ich hab da mit großem, wie alt war ich denn da, 34 ja, mit großem Entsetzen mitbekommen, dass ganz wenige Wittenberger überhaupt dieses Schandmal wahrgenommen haben an unserer Kirche, das oben am Giebel, die größte erhaltene sogenannte Judensau, also eine Verspottung der Juden. Wo ein Rabbi einem Wildschwein ins After schaut, während die Judenkinder an den Zitzen der Sau säugen. Das versteht nur, wer weiß, dass für die Juden das Schwein das unreine Tier ist, und ausgerechnet daraus, also aus dem After des unreinen Tieres sucht der Rabbi Erkenntnis! So, und das ist für die Juden natürlich ganz -, wenn jemand jetzt ne Pfütze und spritzt und sagt "du Sau", kann man das sagen, aber wenn man zu jemand sagen würde, Judensau, verbindet man das Wort Jude mit dem unreinen Tier. Und das ist wirklich eines der ganz schlimmen Denkmale, die uns überkommen sind. Und es gab dann ne große Debatte in den darauf folgenden Jahren, ob wir das oben abhacken, einfach weg damit. Und wir haben uns entschlossen: Nein, das lassen wir. Wir wollen das nicht verschweigen, was da war, und haben dann, 1988 erst - hat's also zehn Jahre gebraucht, eh wir zu einer Lösung gekommen waren, indem wir das hier: Das ist ein gepflasterter alter Friedhof hier mit diesem Hasenkopfpflaster, haben das ein kleines Stückchen erhöht und einen Stolperstein eingebracht, eine Tafel, die vier Tafeln sind, die ein Kreuz bilden und von unten drängt etwas hoch, so wie Gedärm, drückt nach oben, dass man es nicht runterdrängen kann. Musik 5: "Edna's Nigun" I: Giora Feidman K: Edna Nahamias Label: pläne, LC-Nr. 00972 Und nun hat später dann ein Pfarrer nach 1990 (lacht) eine kleine Zeder aus Israel mitgebracht, die wächst hier, passt natürlich so ganz hier nicht her, aber er wollte gern, also das ist ja das berühmte, nicht, also: die Bäume sind gepflanzt wie die Zedern Libanons, also dieses Üppige da, nicht wahr, im Libanon, die wachsen auch dort, wo karger Boden ist, ja, und das heißt: Du wirst auch wer, wenn du ganz schlechte Voraussetzungen hattest, du wirst was, aus dir wird was. Aber das sehe ich jetzt erstmal so, wie mächtig die so, seit ich hier lange nicht mehr lang gegangen bin, geworden ist, das habe ich nicht beachtet, riesig also, ja. 07 Atmo: Platz 12 Schorlemmer: Ich hab mich ja sehr intensiv mit einem der ganz großen Theologen, sag ich jetzt mal, mit Lessing beschäftigt, der aus einem Pfarrhaushalt kommt, (Glocke) der sehr lutherisch erzogen worden ist und dem wir das Weltstück, wirklich das Weltstück, um das es heute gehen kann und muss, geschrieben, nämlich den Nathan. Und er hat hier ein Jahr zugebracht und hat hier studiert, Medizin. Und jedenfalls hier hat Lessing gewohnt, gleich gegenüber der Kirche, gleich gegenüber diesem schrecklichen Mahnmal und ich denke, das gibt zwar keine - bisher sind keine Quellen gefunden, ob das miteinander einen Bezug hat, aber ich nehme mir noch vor, im nächsten Jahr, da, in dem Jahr geht's um Toleranz, da in Wolfenbüttel zu forschen, ob es irgendeine Äußerung gibt, eine nicht publizierte natürlich, ja, Äußerung von Lessing, die Bezug nimmt auf morgendliche Betrachtung dieser furchtbaren Verhöhnung der Juden. Ja, und Wittenberg besteht ja daraus, dass man deutlich macht, wie viele Leute dieses kleine Nest besucht haben, das dann zu einer Weltstadt geworden ist, durch das Wort, nicht durch die Gebäude, nicht durch einen Riesenpapst, nicht durch große Institution, sondern durch eine Erkenntnis, so. Und jetzt sehen sie hier, also ich nehme an, er hat hier gewohnt und den Giebel gesehen, und nicht ein Stückchen weiter und hier: "Gotthold Ephraim Lessing erwarb 1752 in Wittenberg den Magistergrad, Dramatiker, Philologe" - na, wenn ich dann was geforscht habe, dann kommt dahinter noch: Theologe. Musik 6: "Cello Suite No. 3 in C Major" I: Yo-Yo Ma K: Johann Sebastian Bach Label: Sony Classical , LC-Nr. 06868 Autorin: Der Theologe Friedrich Schorlemmer wohnt in der Lutherstraße - klar, wie könnte es anders sein. Unweit der Altstadt, in einer breiten Straße mit großen Bäumen und Bürgerhäusern. In die Altbauwohnung ist er vor 20 Jahren gezogen. Die Zimmer erzählen einiges über ihn und seine Interessen: überall Schallplatten, CDs, Manuskripte, Bücher. 13 Schorlemmer: Mein Vater hat gesagt, Bücher sind die schönste Tapete. Und so habe ich mir von einem Tischler so ein ganz einfaches Regal, das eben bis an die Decke reicht - und dazu brauche ich auch eine Leiter, um da oben hinzukommen. Das Schöne ist, die erdrückt mich nicht, sondern sie inspiriert mich, und wenn man bestimmte Dinge erreichen will, muss man in der Tat ein Stückchen höher steigen, ja, so, und das wird auch durchaus gefährlich. Und ich hoffe doch, dass es im Himmel eine große Bibliothek gibt. Damit ich all das, was ich nicht gelesen habe, aber was mir noch so interessant erscheint, dass ich das noch endlich lesen kann, also. Ich bin immer noch nicht fertig, weil immer wieder was dazwischen kam. Ich hab immer noch nicht den dritten Band von Thomas Manns "Josef und seine Brüder" gelesen - jetzt wahrscheinlich muss ich ihn noch mal neu anfangen! Mein Vater las am Tage Thomas Mann "Josef und seine Brüder", und wenn Stromsperre war, früh morgens, keinen Sinn aufzustehen, dann erzählte er uns "Josef und seine Brüder", also sowohl die biblische Geschichte angereichert durch Thomas Mann. Und dem verdanke ich, verdanke den Stromsperren mein Verhältnis zur Literatur. Musik 7: "Cello Suite No. 3 in C Major" I: Yo-Yo Ma K: Johann Sebastian Bach Label: Sony Classical , LC-Nr. 06868 08 Atmo Cranachhof Autorin Die beiden Cranach-Höfe liegen im Zentrum von Wittenberg - ein Anwesen ist in der Schlossstraße, eins direkt am Marktplatz. In Schorlemmers Wittenberg dürfen sie nicht fehlen. 14 Schorlemmer: Ja, hier sehen Sie also, wie die Cranachhöfe ausgesehen haben im Zustand von 89, noch ein halbes Jahr später, und es wär alles zusammen gefallen. In einem jammervollen Zustand, da hatten, zehn Jahr vorher, noch Leute gewohnt, Dächer völlig kaputt, das ist natürlich für ein Gebäude, keine einzige Dachrinne mehr da und die wunderbaren Renaissance-Giebel völlig zerfallen, und auch von dem sauren Regen natürlich, durch Piesteritz hier, Chemiewerk, zerfressen, und ansonsten, denke ich, nur der Tummelplatz von Ratten. Ich bin seit 1978 in der Stadt, immer wenn ich Freunde hier hatte, sind wir in das Haus Lucas Cranachs des Jüngeren gegangen, und ich habe immer gesagt, guckt mal, wie schön das wäre, und wenn es anders kommt, das bauen wir wieder auf, da sagte eine liebe Freundin aus Köln, ach Mensch, du gibst den Mut wohl gar nicht auf. Ich hab ihr aber nicht verraten, dass ich es gar nicht wirklich glaubte, dass wir das je machen können. Ich hab gesagt, wenn es denn so ist, und deswegen bleib ich auch hier, dann muss es welche geben, die das Land a) den Kommunisten nicht überlassen und b) wenn wir es dann können, auch wieder aufbauen. Und deswegen habe ich mich hierfür auch von Anfang an mit engagiert und wir haben dann in einem sehr, sehr langen Prozess beide Wohn- und Wirkungsstätten Lucas Cranach des Älteren und des Jüngeren wieder aufgebaut. Sehen Sie mal da oben, wir haben natürlich mit klugen, in diesem Fall einer italienischen Architektin, die dafür sorgte, dass wir so viel wie möglich von dem Alten erhalten, alsodass zum Beispiel die Dachsteine, die Biberschwänze da, ja, die sind alle alt, die sind alle 300, 400 Jahre alt, und machen natürlich, diese Patina macht das aus. Wenn da ganz frische wären wie hier, ganz frische, das sieht anders aus als das, ja, das sehen Sie hier, das ist alles, musste alles neu gemacht werden. 09 Atmo unter Autorin Autorin: Zur Zeit der DDR waren die Wirkungsstätten der Maler Lucas Cranach des Älteren und des Jüngeren, die im 16. Jahrhundert gebaut wurden, dem Verfall preisgegeben. Schorlemmer gehörte zu einer kleinen Gruppe, die das nicht hinnehmen wollte. 15 Schorlemmer: Wir haben ja in der Stadt, in der Schlosskirche seit dem 10. Oktober gebetet um Erneuerung, nicht nur um gesellschaftliche Erneuerung, um Erneuerung überhaupt, es geht nicht nur darum, die Kommunisten los zu werden, sondern auch selber anders zu denken, über das, was heute an Problemen ansteht. Und uns waren damals schon neben den Friedensfragen die Gerechtigkeitsfragen und die ökologischen Fragen wichtig. Aber jetzt ging es erstmal darum, dass wir unsere Stadt wir in unsere Hand nehmen, und ich hab da einen Aufruf formuliert, den wir verlesen haben am 7. November 1989 - die Schlaumeier sagen, dass war doch schon zwei Tage davor, war doch alles zu Ende, ich sage: diesen Satz hätt ich von dir gern mal zwei Tage vorher gehört, so, da war alles schon zu Ende, ich sag, wo wart ihr denn da - man muss immer gucken, zu welchem Zeitpunkt, mit welchem Wissen hat ein Mensch was wo gesagt! Also gut, und da sagten wir "Rettet die Cranachhöfe" - wir nehmen unsere Stadt in unseren Besitz und wir mischen uns in unsere inneren Angelegenheiten ein, denn die kommunistischen Herrscher meinten ja immer, wir dürfen uns nicht in die Angelegenheiten einmischen, die die Partei verwaltet. Das heißt ja, die Partei schrieb vor, wo die Baukapazitäten hingehen, und sie gingen ja bis 87 zehn Jahre lang fast ausschließlich nach Ostberlin. Und man hatte ja ne Ideologie, die Neubauideologie. Und die Altstädte verfielen, bis auf ein paar Ausnahmen. Und ich hab damals auf soner Synode 87 in Görlitz gesagt, ja also, wenn man von dem Boulevard als dem rechten Weg abkommt, so wie beim Märchen Rotkäppchen nicht wahr, dann fällt einem nur noch der Volksspruch ein "Ruinen schaffen ohne Waffen". Das wurde dann später als Satz von mir kolportiert, dabei hatte ich den gehört, der kam aus dem Volk. Und so haben wir jetzt hier diesen Künstlerhof und müssen sehen, wie wir das auch erhalten und ausfüllen. Hängt auch ein bisschen davon ab, ob die Menschen sich darauf beschränken, ihre kulturellen Bedürfnisse bei 48 oder 160 Fernsehprogrammen zu befriedigen oder ob sie sagen, wir machen uns auf und schauen uns mit anderen zusammen etwa jetzt hier diese wunderbare Ausstellung mit Cranach-Bildern aus Dessau an oder gehen hier zu einem Flötenkonzert, und denken nicht, wir haben das ja auf CD zu Hause. Hier hab ich einen Abend gemacht vor zwei Jahren mit Hesse-Gedichten und in einem der größeren Räume haben wir Hölderlin gelesen oder so. Oder wir hatten ganz wunderbare, also ungewöhnliche Sachen hier, als Udo, Udo Lindenberg ja, seine Likörelle-Ausstellung hier machte, und eins, das kann man oben sehen, und ich find ja, das ist unglaublich, seine Likörelle, er hat das mit Likör die Bilder gemacht, ja ja. Ich bin ein Udo-Fan ja, alles klar auf der Andrea Doria, das ist, ich find es so entspannend, dieses understatement, was dadrin steckt, bei allem, diese leichte Selbstironie und gleichzeitig hohes Engagement und "Keiner will sterben, das ist doch klar", das ist natürlich, ist das auch Politkitsch, aber man braucht in bestimmten Zeiten der Herausforderung auch die Botz. Musik 8: "Alles klar auf der Andrea Doria" I+K: Udo Lindenberg Label: Universal, LC-Nr. 00309 10 ATMO Schritte ins Cranach-Haus 16 Schorlemmer: ATMO 0'02 Nen schönen guten Tag, sehen wir uns mal wieder, das ist schön, geht's dir gut? Ja, es geht gut. Och schön, ja, das ist eine der Besucherinnen von Veranstaltungen bei mir, wenn sie da ist, die Frau Oppermann, sie guckt mich immer so freundlich an, dass ich alle Spannung verliere, weil ich denke, sie interessiert sich jetzt, so ist doch Frau Oppermann? Ach, na das weiß ich wohl nicht, ich freu mich. LACHT. Und: Wollen Sie? Schorlemmer: Ich wollt mal kurz durchgehen. Das war hier ein Friseurladen, hier bin ich, hab ich 15 Jahre lang mir die Haare schneiden lassen. War sicher alles anders, alles verdorben, alles verkommen. Atmo Gehen Hier können Sie, setzen Sie sich doch mal rein, schalten Sie doch mal ein. Atmo Flötenmusik Stimme: Persönliches über den Reformator: (es folgt Stimme Schorlemmers): "Ich bin eines Bauern Sohn, mein Urgroßvater, Großvater und Vater seien rechte Bauern gewesen, wie wohl der Vater sagte, er wollte mich zu etwas Größerem machen, ein Schultheiß und was sie mehr im Dorf haben. Meine Eltern waren zuerst arme Leute, mein Vater ist ein armer Heuer gewesen, die Mutter ... Schorlemmer: Das ist die erste AutoBiografie Luthers, wie er sich selber so darstellt, wo er hergekommen ist. Und das hab ich hier aufgelesen, und da ist dann ne Flötenmusik von einer jungen Frau, der Tochter meines Kollegen, Probst Treu, spielt Flöte, Lutherlieder, und ich hab dann so Texte gelesen. Atmo Schritte Schorlemmer: Jetzt gehen wir noch mal kurz, wir haben jetzt, dadurch, dass in Dessau eins der Schlösser, das Georgium, restauriert wird, dadurch sind die Cranach-Bilder, die Originale, die dort hängen, frei geworden, und die haben wir hier aufgehängt für zwei Jahre im Haus. Denn hier im Haus selber sind ja überhaupt keine Cranach-Gemälde gewesen, natürlich nicht, das war ja ein Wohnhaus hier, und eine Anwaltskanzlei. Und jetzt haben wir im Cranachhaus zwei Jahre lang Cranach hängen. Das find ich besonders schön. Du sag mal, das Likörello von Udo, das hängt oben, im Flur, nicht, oder? Sie Ich weiß es nicht. Sch.: Gucken wir mal. Sie: ich war schon lange nicht da. Sch: Gucken wir mal hoch, ja. Atmo Treppe Schorlemmer: Wunderbar! Müssen Sie wenigstens angucken, schauen sich's an. LACHT Und: in diesem Falle braucht er die Gegenbewegung zwischen dem Menschen, der nach vorn weist und schaut und auf etwas hinweist, was in der Zukunft liegt, und gleichzeitig den Kopf 180 Grad dreht und guckt a) was ist gewesen und wer folgt vielleicht auch noch. Und hier wird es links blau oder dunkel, je nachdem wie man es deutet, und hier ist es vielfarbig, mit viel gelb und rot und grün, kommt er aus der Buntheit und Vielfalt in das Einfarbige und Dunkle? Oder kommt er aus dem Beliebigen in das Himmlische, in das himmlische Blau? Wie auch immer, jedenfalls ist diese Anmutung, die Dynamik da drinnen, dieses da geht's lang, er guckt so und so ist es im Leben manchmal, wir wissen's zwar, aber dann sind wir doch nach hinten gerichtet und versteinern zur Salzsäule. Musik 9: "Damals in der DDR" I: Udo Lindenberg K: Jean-Jacques Kravetz/Udo Lindenberg Label: Universal, LC-Nr. 00309 Autorin: Schorlemmers Wittenberg ist nicht nur Luther - das sind auch unvergessene Momente, Gerüche und Erinnerungen. 18 Schorlemmer: Am Freitagabend wurde ausgelost, wer steht morgen früh auf? Wissen Sie warum? Wer ist morgens um zehn vor sieben bei Bäcker Henze?! Und holt Brötchen. Nach halb acht war es schon schlecht. Waren sie schon alle. Und Bäcker Henzes Brötchen - also ich bin gar kein Brötchen-Esser sonst, aber weil die so richtig schön feucht waren innen, also ich denke Brötchen, die man nicht kugeln kann, ja, das ist nüscht. So, also diese Brötchen, und dann wiederum das Pflaumenmus, weil mein Bruder in Werben immer noch Pflaumenmus rührt, und so kriegte ich dann, wenn ich ihn besuchte, dann auch ein Glas Pflaumenmus - und dann ja, dann war ich bei mir. Meine Kinder mochten auch das Pflaumenmus, wir hatten Ost-Brötchen, übrigens, ich glaube, also ohne jede Nostalgie, aber das Schönste an der DDR waren die Brötchen. Bäcker Henze gibts nicht mehr, aber dort hat sich wieder einer eingenistet, der da bissl was verkauft und so, nen Nachfolger gab es noch ne Weile, der hat's versucht, aber doch nicht mehr dieses Brot! Doch nicht mehr das Bäcker Henze Brot! Das sind doch dieses Backmischungsbrot, das manche für Brot halten! Das ist aufgedunsene Backmischung! Und kein Brot. Das muss, es muss Sauerteig drin sein, ja! Brot muss riechen! Brot muss man kugeln können, Brot braucht ne richtige Kruste, dass man sich streitet um den Kanten - man muss, also ein Brot muss auch richtig glänzen, ja?!! Musst so drüber streichen, muss ein bisschen rau sein und dann dass man es streicheln kann und so richtig glänzen. Heute sind die so eingemehlt häufig so, nee, ich möchte ein richtig glänzendes Brot und dieses wunderbare Gefühl: du kommst und brichst dir das Brot ab und es ist noch warm und es knustert so und so - das ist Heimat! Musik 10: "True Love" I: Kiri te Kanawa K: Cole Porter Label: EMI Classics, LC-Nr. 06646 11a Atmo Straße, Vögel, Stimmen 11b Atmo Lutherhof, Flur reingehen Autorin Natürlich spielt Martin Luther beim Rundgang mit Friedrich Schorlemmer durch Wittenberg eine Rolle. Man begegnet ihm gewissermaßen auf Schritt und Tritt. Das Haus, in dem der Reformator seit 1508 fast 35 Jahre lang lebte, liegt am Rande der Altstadt. Bereits im Durchgang zu Haus und Hof bleibt der Theologe stehen. 19 Schorlemmer: So, das ist jetzt hier das Haus, das alte schwarze Kloster, das dann nach der Reformation zum Teil eben alte Universität war und zum Teil Luthers Haus, in dem er wohnte mit seiner Käthe und seinen Kindern Und die Studenten kamen ja auch zu Luther in die Wohnung und er hat die auch untergebracht (gehen weiter, hallt ein bisschen im Flur). Sie mussten ja irgendwo leben, mancher deutsche Professor kann sich das nicht vorstellen. Und dann gibt es einen Satz Luthers in dieser Eingangshalle der alten Universität - übrigens die größte Universität Deutschlands im 16. Jahrhundert, ja größer als Prag, ja, von Heidelberg gar nicht zu reden. Im 16. Jahrhundert kamen die Leute in Massen hierher aus ganz Europa. Man hat dann später einen Spruch hier angebracht: Ich, also Luther, ich hab einmal des Papstes Dekret, also diese Bannandrohungsbulle, wenn du weiter machst, wirste verbrannt, ich hab einmal des Papstes Dekret allhier zu Wittenberg - zweihundert Meter weiter - verbrannt und wollt's wohl noch einmal verbrennen. Also (flüstert) ich bereue nichts, ich steh dazu. Toll, erster Satz. Zweiter Satz. Noch wichtiger, viel wichtiger (Schritte zu hören). Ja hier bin ich ja nun täglich unter diesem Spruch entlang gegangen und das prägt, hier: Es liegt nichts an mir, aber Gottes Wort will ich mit fröhlichem Herzen und frischem Mut verantworte. Niemand angesehen, dazu mir Gott einen fröhlichen und unerschrockenen Geist gegeben hat. Das isses. Und dieser sollte hier übertüncht werden, als man das hier renovierte - und ich hab schon öfter gesagt, falls ich einstmals, dermaleinst sagt man bei uns, bei Petrus anklopfen darf und nicht bei Luzifer, und der sagen würde, na haste irgendwas gebracht, was du vorweisen kannst, würde ich sagen, ja, ich habe verhindern können, dass im Jahre 1982 dieser Spruch übermalt wurde, hab ich verhindern können. 12 Atmo Hof / Schritte / Glocke / Regen Autorin: Wir gehen weiter in den Lutherhof: eine grüne Oase mit Bäumen, Sträuchern, einem kleinen Brunnen und zwei Bänken. Wir setzen uns. Irgendwann wird es anfangen zu regnen, doch der 68-Jährige scheint das kaum zu bemerken. 20 Schorlemmer: Zu Zeiten Luthers war dies Haus noch das sogenannte Lutherhaus, darin wohnte er, da sehen wir die Butzenscheiben, da war das Wohnzimmer, dort steht auch der große Tisch, an dem die berühmten Tischreden gehalten wurden. Dieses Portal, das sogenannte Katharinen-Portal, ist ihm geschenkt worden, weil bedeutende Bürger hatten ein Portal, ja hatten ein Portal. Er ist ja sonst ein ziemlich armer Mann gewesen, also materiell, einfach weil er, das habe ich in meinem Buch auch versucht rauszuarbeiten, er ist ein von Herzen solidarischer Mensch gewesen. Der konnte es nicht ertragen, dass es anderen schlecht geht. Oder dass es ihm besser geht als anderen, deswegen hat er alles verschenkt. Wenn Käthe nicht gewesen wäre, hätte er nicht überlebt. Da gibt es so ne schöne Passage, da schreibt er an sie, von irgendwoher unterwegs, schreibt er ihr: du, da kommt der und der Student, der stammt aus dem Baltikum, der hat keinen Pfennig, nimm ihn auf. Ich weiß, du hast nichts, aber Gott hat's gegeben, Gott wird's wieder geben. Verkauf den Becher, der da oben auf der Konsole steht, den Zinnbecher, den ich von dem Fürsten sowieso geschenkt bekommen habe, verkauf den und gib ihm das Geld. Also ich find das wunderbar. Dass er nicht, wenn er zurückkommt, sagt, Käthe, wo ist denn der schöne Becher?! Sondern er schreibt ihr: komm, nimm den Becher. Sie war die Frau fürs Praktische und hatte auch wirklich großen Humor. Und in der Tat, das ist richtig, hier steht dann auch ein Denkmal für sie, mit forschem Schritt, mit dem sie dort los geht. Denn ich meine, die, als sie aus dem Kloster abhaute, riskierte auch ihr Leben, Nonnen, die das Nonnenkloster verließen, waren des Todes schuldig. Und dann sind diese Nonnen da, wirklich also wirklich, diese mutigen Weiber da einfach auf so nen Leiterwagen gestiegen, einer hat sie zugedeckt, und dann sind sie hierhin und haben, wahrscheinlich haben sie dann auch sehr bald also den Mönchen, denen ja durch Luthers Theologie nicht mehr untersagt war, zu heiraten, haben sie angefangen, wie es heißt, schöne Augen zu machen. Wann darf denn eine Nonne mal schöne Augen machen? Immer nur vor dem Herrgott? Na. Das geht schon, aber das reicht nicht. Musik 11 Cello-Suite Nr. 1 in G-Major I: Yo-Yo Ma K: Johann Sebastian Bach Label: Sony Classicals, LC-Nr. 06868 13 Atmo Lutherhof Autorin Hier im Lutherhaus hat Friedrich Schorlemmer von 1978 bis 1992 gelebt und gearbeitet. 21 Schorlemmer: Wissen Sie, wir kamen aus Merseburg, wirklich aus der ökologischen Hölle. Zwischen den großen Chemie-Giganten hieß es ja früher, Leuna-Werke Walter Ulbricht und Buna- Werke und genau dazwischen lag ein MiG-Jäger-Flughafen, das waren diese MiG- Jäger, die konnten ja in ner viertel Stunde Bundesrepublik erreichen. + 22 Schorlemmer: Und eine unglaublich laute Straßenbahn fuhr direkt an unserem Haus vorbei und das Haus erzitterte - kommst du hierher, guckst dann aus der Küche und aus dem Schlafzimmer raus, und siehst eine wunderschöne Rotbuche, einen Magnolienbaum, der göttlich blüht jedes Mal, hier war eine riesengroße Linde, hier war eine riesengroße Eiche, dort noch ein kleiner Magnolienbaum! Und ich kann so was nicht fassen morgens, ich hatte einfach eine Weile immer am Fenster erst mal meditiert, und sag: Wo bist du denn jetzt, es ist wahr, es hatte etwas Paradiesisches hier. + 23 Schorlemmer: Das war das Schöne, und das gehört zu den Glücksfällen, wenn man nicht 15 oder 50 km fahren muss, also ich brauchte nur auf der Etage rüber gehen und da war der Kollegraum und war dann in der Pause wieder zurück. So. Aber der Nachteil ist, dass die Vikare, die hier wohnten, etwa 20, auch jeder Zeit Zutritt hatten und auch jederzeit Zutritt haben sollten. Wir wollten nicht von ihnen getrennt leben, aber das ist für das Privatleben nicht immer sehr dienlich. Wenn laufend Leute da sind, obwohl wir eine relativ große Wohnung hatten, aber mein Amtszimmer lag direkt hinter unserem Wohnzimmer, meine Frau hatte auch ein eigenes Zimmer noch, aber wenn die dann kamen, mussten die durch das Wohnzimmer und in dem Wohnzimmer stand zum Beispiel der Fernseher und meine Frau nach der Arbeit hat dann eigentlich nicht mehr gepackt irgendwas zu lesen, die hat sich dann beim Fernsehenschauen entspannt, was ich wiederum nicht so gut verstehen konnte, aber das war so. Ich meine, dass zum Protestantismus, zur evangelischen Existenz auch das offene Pfarrhaus gehört. 13 Atmo Lutherhof Autorin: Das aber auch seine Nachteile hat. 1989 wird die Ehe von Friedrich Schorlemmer nach 20 Jahren geschieden. 24 Schorlemmer: Also eine Trennung hat immer viele Gründe und ist immer auch schmerzlich. Und jeder legt sich vielleicht zurecht, woran es eigentlich gelegen hat. Und ich kann nur sagen, es hat eigentlich daran gelegen, dass wir uns nicht mehr geliebt haben. Und alles andere sind Rationalisierungen. Das gibt's auch noch und das kann noch und das kann der Grund sein. Ich könnte auch sagen: na ja, seit sie Feministin geworden ist, war es zwischen uns schwer, das stimmt auch, aber es reicht auch nicht aus. Die von mir sehr verehrte und gut befreundete Margarete Mitscherlich, ja die hat auch mit einem Macho umgehen können, der hat sie ausgehalten und sie ihn auch. Also es geht auch. Also wollt nur sagen, dass muss nicht so sein - wir haben uns nicht mehr geliebt. Und wenn man das spürt ne Weile lang, das kann man ja nicht ganz sicher sagen, so jetzt lieb ich noch. Es gibt ja unwahrscheinlich viele Ehen, die bestehen, aber sie sind entweder so gute Freundschaften oder sie sind die gelingend organisierte Langeweile. Also da ich Pfarrer bin und Seelsorger bin, weiß ich ziemlich viel, worüber ich nicht sprechen kann. Aber verallgemeinernd kann ich schon sagen, es ist irgendwie schön zu sehen, wenn Leute, die 50 Jahre miteinander verheiratet sind, noch irgendwie miteinander turteln. So was gibt's auch. Das ist doch ein Wahnsinnsglück. Also ich sag mal, die Art, wie Hans Koschnick mit seiner Frau umgegangen ist, so wunderbar, oder Walter und Inge Jens. Herrlich. Es war ne sehr nüchterne Beziehung, glaube ich, ja, da so, aber es war eine Beziehung, die von so hoher innerer Wertschätzung und Freude und Das-nicht-ohne-einander-können und doch sich jeder profiliert, das gelingt auch nicht in jeder Ehe, dass also entweder er so dominiert, dass sie ja, auch Konkurrenzprobleme bekommt oder umgekehrt, ach, es gibt so viele Gründe - aber dass man sich einander verspricht und nach 20 Jahren sich sagt, das, was uns verbunden hat, das trägt nicht mehr, das gibt es doch und mich hat das auch ereilt. 14 Atmo Regen, Glocke im Lutherhof Autorin: Friedrich Schorlemmer hat im Lutherhaus aber nicht nur gewohnt und als Pfarrer gearbeitet, sondern er war hier auch politisch aktiv. Eine Aktion, die ihn über die Grenzen von Wittenberg bekannt machte, war 1983 das Umschmieden eines Schwertes. 25 Schorlemmer: Hier stand der Amboss, hier 2 m von uns entfernt, und da hat ein Schmied ein Schwert, das er selber vorher geschmiedet hatte, zu einer Pflugschar umgeschmiedet. Das ist für die vielleicht 1000 Leute, die hier waren, ganz wichtig gewesen, aber dann, dadurch, dass ein kleines Fernsehteam da war, auch in die Welt hinausgegangen und hat Menschen ermutigt. Er war schon historischer Moment, der Menschen lebenslang in der Tiefe prägte. Nicht, ob da 50 Millionen oder 100 Millionen oder 70.000 das mitbekommen. Es hatte Wirkung über Wittenberg hinaus, aber ich hatte damals nur die Wirkung hier am Ort für, vor allem junge Leute, denen es untersagt worden war, dieses kleine Symbol als Fließ an sich zu tragen. Die Kirche hat sich auf den staatlichen Druck dann eingelassen, das nicht mehr öffentlich zu machen, nicht mehr zu drucken, und ich hab gesagt, so eine Vision gehört nicht in den innerkirchlichen Dienstgebrauch, sondern in die Welt. Und deswegen haben wir das hier gemacht. Und das Tolle an dem Leben in der Diktatur ist ja, man lernt Lebenskünstler zu sein! Und wenn man das Glück hatte, dann nicht nach Bautzen zu kommen, dann ist das Leben in der Diktatur auch etwas sehr interessantes. Nicht interessant ist es nach Bautzen zu kommen oder so, verstehen Sie, ich wollte damit nur sagen, denen ein Schnippchen zu schlagen und sich den Raum der Freiheit zu nehmen in der Unfreiheit und nicht darauf zu warten, bis sie einem gegeben wird, das ist protestantischer Geist! Die Freiheit, sich nehmen und nicht geben lassen, so. Und das haben wir versucht. Musik 12: "Wand an Wand" I: City K: City, Titti Flanell Label: Amiga, LC-Nr. 00055 15 Atmo Räuspern, Stuhlrücken (Akademie) Autorin Die Evangelische Akademie in Wittenberg hat Schorlemmer maßgeblich geprägt. Obwohl er seit 1993 im Ruhestand ist, betreut er immer noch Veranstaltungen hier, zu denen auch langjährige Freunde kommen - wie Renate und Klaus Bochmann. 26 Schorlemmer: Renate? Seine Gattin ist meine älteste Freundin. Bochmann: Ja. Sch: Eine Freundin, die ich seit 1964 ohne Unterbrechung habe, das ist Frau Bochmann und ja, mit der ich sehr viel erlebt und durchstanden habe, in Zeit der Studentengemeinde, und wir kennen uns seit 1972. Frage: Und wie kennengelernt? Schorlemmer: Meine Freundin Renate hat sich in ihn verliebt und seitdem haben wir eine sehr gute freundschaftliche und vor allen Dingen eine Freundschaft, die was Produktives hat, das ist das Schöne, ja. Klaus Bochmann ist Fachmann, ja der ist, wie soll man das sagen, du bist, du kannst zwölf Sprachen und Romanist jetzt? Bochmann: ja, ich bin Romanist. Schorlemmer: Jetzt können Sie ihn weiter befragen. (zu Bochmann): 72? Da müssen wir einen drauf trinken, das sind 40 Jahre, he? Bochmann: Ja. Schorlemmer: So alt sehen wir noch gar nicht aus. LACHEN. Bochmann: Müssen wir mal eine Gelegenheit suchen dafür. Frage: Erzählen Sie noch mal ein bisschen, wie sich das so ein bisschen entwickelt hat, mit ihrer Freundschaft, so die Anfänge Ihrer Freundschaft mit Herrn Schorlemmer? Renate Bochmann: Ja, die begann schon, bevor ich ihn kannte. Und zwar sind wir beide Altmärker, und da hörte ich schon bei mir zu Hause in Salzwedel, da gibt es einen, der sammelt alle Altmärker unter seiner Fahne. Und das bedeutete, dass wir schon im ersten Studienjahr über die Evangelische Studentengemeinde Kontakt aufgenommen haben. Eigentlich hat es da gefunkt, seitdem sind wir Freunde. Ja, ich erinnere mich auch an schwere Zeiten in der DDR, ob's allgemeiner Art war oder auch ganz privater. Friedrich hat jedes Mal, ja, zu mir gestanden. Aber wirklich in unglaublichen Situationen wusste ich, also ich hab eigentlich gerne in der DDR gelebt, weil ich dachte, da gibt's einen, der würde für dich ins Gefängnis gehen. Und das habe ich ihm später mal gesagt, da war er ganz verlegen und hat nur so ganz nebenbei gesagt, hätte ich auch gemacht. Das war wirklich sehr schön. Klaus Bochmann: Also man kann sagen, Friedrich Schorlemmer hat die Welt nach Wittenberg geholt. Und wir sind zwar Hallenser, aber wir haben uns daran mit beteiligen können, wir haben davon vieles erleben können, also vom tschechischen Botschafter, über große Schriftsteller wie Günter Grass, Christa Wolf, großartige Schauspieler wie Ulrich Thein und Angelica Domröse und Jutta Hoffmann, auch Gisela May, und eben auch sehr viele Politiker und politisch aufgeklärte denkende großartig handelnde Persönlichkeiten, wie zum Beispiel die zwei Bundespräsidenten Richard Weizsäcker und Johannes Rau, die alle hier gewesen sind und mit denen wir hier, sagen wir mal, so eine Art persönliches Gespräch, persönliche Beziehung für eine kurze Zeit aufbauen konnten. Renate Bochmann: Ich möchte noch eins erwähnen, nicht nur die großen Leute, sondern was ganz wichtig war, der Kontakt zwischen Ost und West (er: ja), gerade in den 90er-Jahren, wo wir uns unsere Geschichten erzählt haben und da haben sich auch auf der menschlichen Ebene so viele Freundschaften herausgebildet, das war eigentlich ganz schön und diese Freundschaften existieren auch heute noch. Autorin: Trink und iss, Gott nicht vergiss, bewahr dein Ehr, denn dir wird nicht mehr von all deiner Habe als ein Tuch zum Grabe. Ein Spruch Martin Luthers, der auch dem Genießer Friedrich Schorlemmer zusagt. Musik 13: "Violin Concerto, 3. Satz Allegro giocoso" I: Itzhak Perlman K: Johannes Brahms Label: EMI Classics, LC-Nr. 06646 29 Schorlemmer: Ich gebe zu, ich bin gern bei Italienern, weil die auch so toll bedienen, aber im Prinzip bin ich Kartoffel abhängig. Ich brauch Kartoffeln. Wenn ich so mit Freunden, die auch sagen, wir müssen nicht auf die Linie achten, sondern aufs Glück: Dann gehen wir ins Kartoffelhaus. Die Varianten Kartoffeln, sind da ganz herrlich. Ich gehe gerne ins Kartoffelhaus. Ich freue mich jetzt schon, ich meine, werd eine Woche mit Enkeln an die Ostsee fahren, also ich freu mich schon aufs Fischessen. Bohne 12 auf dem Darß in Ahrenshoop. Ha, Fisch! Fisch kann ich gut kochen. Also so gesattenen Fisch so, so den Rotbarsch, indisch schon das kann ich, das kann ich gut, ja. Und Kartoffelbrei kann ich! Mein Lieblingsessen Kartoffelbrei kann ich und zwar also nicht so, dass er wie Stärke wird sondern mit der Hand so, nicht?! Und den Kartoffelbrei muss man, ich hab so gesagt: Heimat ist der gekrümmte Finger am Topf in den Kartoffelbrei. Ja, das ist so, Kartoffelbrei. Also ich bin irgendwie, wenn man mich fragen will, was mir das Liebste ist, dann würd ich sagen: das Violinkonzert von Brahms und Kartoffelbrei. Musik 16: "Violin Concerto, 3. Satz "Allegro giocoso I: Itzhak Perlman K: Johannes Brahms Label: EMI Classics, LC-Nr. 06646 17 a + 17b Atmo Elbe 30 Schorlemmer: Für mich ist Wittenberg nicht denkbar ohne Luther, aber erst recht nicht ohne die Elbe. Also an der Elbe auf einer Buhne sitzen und den Sonnenuntergang erleben und gewissermaßen mit der Sonne zusammen in der Elbe zu versinken dann. Das macht Wittenberg, das macht ein Abendgefühl aus für diese Stadt. Und wissen Sie auch, wenn die Elbe zu einem Meer wird, da mit einem Paddelboot drüber zu fahren, durchzufahren, oder zu erleben, wie die Elbe wieder absackt, das Wasser ja geht ganz schnell und da bleiben so Tümpel und dann musst du ganz schnell hingehen und "lühmern", das heißt also den Boden aufrühren, dass das ganz trübe wird und noch trüber wird, bis die Fische keinen Sauerstoff mehr haben, dann gucken sie schon, kommen sie mit ihrer Nase raus, dann musst du drunter fassen und ans Land und dich drauf werfen, und dann hast du den Fisch. So war das, ja, also das heißt du musst rangehen, bevor die Fischreiher kommen, so. Das war das eine, das andere ist, also, mein erstes Liebeserlebnis mit einer Frau - aah, war auf den Elbwiesen! Das vergisst man doch auch nicht! Gut. Aber meine Kinder lieben die Elbe, meine Enkel lieben die Elbe - in diesem Jahr im Winter gab es endlich mal wieder richtig Frost und tja, ich hab dann auch meine, nach vielen, vielen Jahren jetzt wieder meine Schlittschuhe rausgeholt und dann los und denk, bloß nicht zu schnell, also mit 68 fällt man etwas hart, wenn man fällt. Kennmelodie Sprecher vom Dienst Schorlemmers Wittenberg Mit dem Theologen und Bürgerrechtler unterwegs in der Lutherstadt Sie hörten eine Deutschlandrundfahrt von Ute Burtke und Margarete Wohlan Ton: Alexander Brennecke Regie: Roswitha Graf Redaktion: Peter Lange Eine Produktion von Deutschlandradio Kultur 2012 Manuskript und Online-Version der Sendung finden Sie im Internet unter dradio.de 2