COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport Viel Wind ums Rad - Windkraft an der Nord- und Ostsee. Eine Bestandsaufnahme - Autor Günther, Matthias Redaktion Stucke, Julius Sendung 08.03.2010 - 13.07 Uhr Länge Beitrag 18.34 Minuten Länge Sendung 20.28 Minuten -folgt Manuskript Beitrag- Manuskript Beitrag AUTOR Fast überall in Schleswig-Holstein drehen sich Windräder - die meisten an der Westküste, wo der Nordseewind weht. Das Land kann etwa 40 Prozent seines Stromverbrauchs durch Windkraft decken - nur in Mecklenburg- Vorpommern und in Sachsen-Anhalt ist der Anteil noch etwas höher. Schleswig-Holstein war mit dem ersten deutschen Windpark im Jahre 1987 Vorreiter bei der Nutzung des Windes. Deshalb haben sich hier auch viele Firmen angesiedelt, die sich mit der Windkraft befassen. Inzwischen sind in Schleswig-Holstein 8000 Menschen in der Branche beschäftigt - 3000 davon in der Region Husum im Kreis Nordfriesland. Matthias Volmari von der Agentur windcomm, die zur Förderung der Windenergiebranche gegründet wurde, erklärt, in welchen Bereichen Arbeitsplätze entstanden sind: OT 01 (Matthias Volmari) "Das sind Firmen aus der gesamten Palette der Windenergie. Errichtung, Forschung, Entwicklung. Wir haben Service- und Wartungsunternehmen, wir haben Logistik-Unternehmen, wir haben auch Zulieferer aus dem Bereich Komponenten-Herstellung für onshore- Windkraftanlagen, Verkabelung, elektrotechnische Fachunternehmen im Bereich der Windenergie und natürlich sind wir auch stark im Bereich der Dienstleistungen." AUTOR So finanzieren und versichern Unternehmen aus der Region Husum Windkraftprojekte. Außerdem werden von hier aus Windparks in aller Welt geplant. Husum gilt als die Hauptstadt der Windenergie - die nordfriesiche Kreisstadt hat beispielsweise auch die weltgrößte Windenergie-Messe. Während der "HusumWind" ist in der nordfriesischen Kreisstadt und im Umland jeweils jedes Zimmer belegt, sagt Husums Bürgermeister Rainer Maaß: OT 02 (Rainer Maaß) "Wir haben ca. 20.000 Besucher in der Stadt in fünf Tagen, davon ca.30 Prozent Ausländeranteil aus der ganzen Welt, und das ist für eine Stadt wie Husum schon ein Prestigeobjekt." AUTOR Schon seit 1987 werden in Husum Windkraftanlagen gebaut - zunächst von der Husumer Schiffswerft. Heute sind die großen Hersteller Repower und Vestas mit jeweils etwa 500 Beschäftigten in Husum ansässig. Im Service-Center von Vestas sitzt Mathias Polakowsky. Er wählt an seinem Rechner gerade eine Windkraftanlage in Kroatien an. OT 03 (Mathias Polakowsky) "So, jetzt haben wir hier die Daten, wir können jetzt sehen, dass wir hier einen Wind haben von 8 Metern in der Sekunde, da haben wir auch die Produktionsdaten von 700 KW, die hier jetzt eingespeist werden." AUTOR Das Windrad in Kroatien läuft problemlos. Die Firma Vestas kontrolliert von Husum aus Tag und Nacht Tausende Anlagen in Mittel- und Osteuropa, die Firma Repower kontrolliert Anlagen in aller Welt. Wenn eine Windkraftanlage ausfällt, geht in Husum eine Störungsmeldung ein. Meist kann der Fehler dann von hier aus behoben werden, erklärt Mathias Polakowsky: OT 04 (Mathias Polakowsky) "Wir wollen dadurch die Stillstandszeiten unserer Anlagen möglichst gering halten, das heißt, der Kunde kann sich darauf verlassen, wenn er nachts im Bett liegt, dass seine Anlage auch von hier wieder gestartet wird - sofern wir das können. Ansonsten würden wir das aufnehmen als Störung und dann würde am nächsten Morgen ein Service- Team eingesetzt werden, das dann die Anlage anfährt und natürlich vor Ort den Fehler repariert." AUTOR In Husum gab es auch die ersten Überlegungen für einen Windpark vor der schleswig-holsteinischen Küste, also "offshore". Im Jahr 2000 beschlossen neun Geschäftsleute aus Husum, unter dem Namen "Butendiek" einen Windpark in der Nordsee zu bauen. Sie hatten gute Erfahrungen mit Windparks an Land, also "onshore", gemacht und wollten nun auch den viel ergiebigeren Seewind nutzen. Ein Bürgerwindpark sollte entstehen, ohne große Konzerne, mit Privatleuten als Anteilseigner - sagt Wolfgang Paulsen, einer der neun Initiatoren: OT 05 (Wolfgang Paulsen) "Uns war damals sehr klar, wenn wir zu spät offshore gehen und die Konzerne die Felder abstecken, dann würde es für die Bürgerwindpark-Idee offshore nicht mehr gehen. Deswegen waren wir mit einer der Pioniere, die damals sehr früh Anträge gestellt haben und Butendiek hat ja auch in Deutschland die zweite Genehmigung erhalten - die erste Genehmigung für 80 Windenergieanlagen im Stück." AUTOR Mehr als 30 Kilometer vor der Insel Sylt wollten sie den Bürgerwindpark "Butendiek" bauen. Wolfgang Paulsen erinnert sich, dass ihre Idee Anfangs belächelt wurde. Aber die neun Geschäftsleute fanden genügend Mitstreiter: OT 06 (Wolfgang Paulsen) "Unsere Idee war, 20.000 Anteile zu vertreiben, das haben wir auch geschafft. Es sind letztendlich 8.400 Personen, denen die 20.000 Anteile gehören." AUTOR 2002, folgte die Baugenehmigung, Baubeginn sollte 2006 sein, 2007 sollte der Windpark "Butendiek" stehen. Aber es kam anders. Zum einen war die Industrie noch nicht so weit, unter den besonders schwierigen Bedingungen vor der deutschen Küste Windparks zu bauen, erklärt Wolfgang Paulsen: OT 07 (Wolfgang Paulsen) "Das sind die großen Wassertiefen, die großen Küstenentfernungen, die Hafenstandorte, die nicht optimal sind, sind alle Tide-beeinflusst, von daher schwieriger als die Häfen, die heute genommen werden in Dänemark für die Versorgung der Offshore-Parks oder auch in Holland, und das nicht vorhandene Know-how bei diesen Bedingungen." AUTOR Zum anderen waren die Rohstoffpreise inzwischen gestiegen. Und die Banken stellten höhere Anforderungen. Die 8400 Teilhaber des Projekts "Butendiek" sahen keine Möglichkeit mehr, das Vorhaben ausschließlich in privater Initiative umzusetzen. Sie suchten einen Partner und fanden ihn in dem irischen Unternehmen "Airtricity", das Windparks in Europa, den USA und Kanada entwickelt und betreibt. Die Iren übernahmen 2007 die Führung bei "Butendiek". Doch inzwischen will auch die Muttergesellschaft von "Airtricity" das Risiko des eine Milliarde Euro teuren Projekts nicht mehr alleine tragen und sucht seinerseits einen Partner für "Butendiek". Und so wurde der bereits vor zehn Jahren erdachte Windpark in der Nordsee nach wie vor nicht realisiert - und auch andere offshore-Projekte des Landes liegen auf Eis. Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jost de Jager gibt sich dennoch zuversichtlich: OT 08 (Jost de Jager) "Wir haben in den vergangenen Wochen eine erfreuliche Entwicklung gehabt, weil sich RWE dazu entschieden hat, den Windpark vor Helgoland jetzt zu realisieren. Das ist der zweite, der in eine Konkretitionsphase geht. Bisher war es so, dass der ehemalige Bürgerwindpark Butendiek vor Sylt in die Planung gegangen ist. Offenbar gibt es dort jetzt eine Verzögerung. Gleichwohl sind diese beiden Windparks jetzt in einer Konkretisierung. Das ist ein Fortschritt. Wir haben insgesamt sechs offshore-Windparks, die vor den schleswig-holsteinischen Küsten - Ostesee wie Nordsee - genehmigt sind. Dass vier nicht realisiert werden gegenwärtig ist natürlich bedauerlich. Dass es mit den beiden aber vorangeht, ist ein Fortschritt. Diese beiden konkreten Projekte zeigen, dass es doch einen Silberstreif am Horizont gibt." AUTOR Ein Silberstreif - auch in Anbetracht der Ziele der schleswig-holsteinischen Landesregierung: denn die will bis 2020 so viel Strom aus erneuerbaren Energien herstellen, dass damit theoretisch der gesamte Bedarf des Landes gedeckt werden könnte. Und das lässt sich nur mit den Windparks auf See verwirklichen. Die Windräder an Land haben derzeit eine Kapazität von mehr als 2700 Megawatt - so viel wie drei bis vier Kohle- oder Atomkraftwerke. Mit den sechs genehmigten Windparks auf See würde sich die Leistung verdoppeln. Deutschlands erster offshore-Windpark ist gerade in Niedersachsen vor der Insel Borkum fertig gestellt worden. Das Modellprojekt "alpha ventus". Matthias Volmari von der Agentur windcomm hofft, dass die dort gewonnen Erkenntnisse alle anderen Vorhaben voranbringen. Entscheidend ist für ihn, für den Einsatz auf See besonders zuverlässige Anlagen zu entwickeln, weil Wartungstrupps sie nicht so leicht wie an Land erreichen können. Auch ein einem anderen Bereich sieht der Windkraft-Förderer noch Handlungsbedarf: OT 09 (Volmari) "Wir arbeiten hier mit Spezialschiffen bei der Errichtung, die es nicht wie Sand am Meer gibt. Und da wird es sicherlich auch noch Nachholbedarf geben, was den Bau und auch den Einsatz von Spezialschiffen für die Errichtung von Windkraftanlagen angeht. Ich hoffe, dass das relativ kurzfristig, vielleicht auch unter Berücksichtigung unserer Werft-Standorte hier in Schleswig-Holstein, dann eine Möglichkeit gibt, hier zusätzlich Spezialschiffbau zu betreiben und eben auch eine Verfügbarkeit von wirtschaftlichen aber auch von technisch neuen Installationsschiffen zu erreichen, die dann für den Aufbau der offshore-Windkraftanlagen sorgen können." AUTOR Der Bau von offshore-Windparks könnte also auch den gebeutelten Werften neue Aufträge bringen. Insgesamt wollen Butendiek, ein amerikanischer Fonds sowie die großen Energie-Konzerne in Deutschland für die vor schleswig-holsteinischen Küsten geplanten Windparks neun Milliarden Euro investieren. Die Agentur windcomm will dazu beitragen, dass die Betriebe im Lande ein möglichst großes Stück von diesem Kuchen abbekommen. Nicht nur auf See, auch an Land soll die Windkraft-Produktion ausgeweitet werden. Dagegen regt sich zum Teil Widerstand. In der Gemeinde Loit im Kreis Schleswig-Flensburg hat der Protest von Bürgern dazu geführt, dass der Gemeinderat den Bau eines Windparks ablehnte. Klaus-Dieter Wagner ist froh darüber. OT 10 (Klaus-Dieter Wagner) "Rundherum um diese Grundstück wollte hier aus dem Dorf ein Investor alles mit Windkraftwerken voll stellen und eben auch mit diesem Mindestabstand von 300 Metern. Das heißt: rundherum, egal welche Windrichtung hätten wir Tag und Nacht, bei Wind natürlich, dann diesen Lärm gehabt." AUTOR Denn Windräder drehen sich nicht lautlos. ATMO (Geräusch Windkraftanlage) AUTOR Je nachdem, woher der Wind weht kann Klaus-Dieter Wagner manchmal sogar ein Windrad hören, dass 1300 Meter entfernt ist. OT 11 (Klaus-Dieter Wagner) "Das sind also Schwirr- und Wumm-Geräusche, die Tag und Nacht in das Haus eindringen und die den Schlaf stören. Manche Menschen sind da sehr empfindlich. Manche weniger. Und das ist eine große Belästigung." AUTOR Klaus-Dieter Wagner gehört dem Vorstand des schleswig-holsteinischen Landesverbandes der Windkraftgegner an. Der Verband setzt sich dafür ein, Windkraftanlagen nur weit entfernt von Wohnhäusern zu genehmigen. OT 12 (Klaus-Dieter Wagner) "Im Augenblick können die noch bis an 300 Meter herankommen. Da gibt es aber mittlerweile andere Bundesländer wie Baden-Württemberg. Dort ist ein Mindestabstand von 1500 Metern vorgeschrieben. Das ist auch das, was wir hier fordern als Minimum. Und es gibt aber auch Bestrebungen der Windlobby, diese Abstände völlig aufzuheben." AUTOR Zur so genannten "Windlobby" gehört auch der Landwirt Karl Detlef auf der Insel Fehmarn. Er ist Geschäftsführer mehrerer Windparks. Eine völlige Aufhebung von Abstandsregelungen fordert er aber nicht: OT 13 (Karl Detlef) "Wir haben das Bundesemissionsschutzgesetz. Hier wird klar geregelt, wie die Abstände sind. Und das tolerieren wir auch. 1500 Meter halte ich absolut für unrealistisch. Das ist ein Totschlag-Argument. Vollkommen unrealistisch." AUTOR Wirtschaftsminister Jost de Jager kann sich für so strenge Abstandsregelungen auch nicht begeistern, er sagt aber. OT 14 (Jost de Jager) "Ich weiß, dass das auch mit der Beeinträchtigung von Menschen einhergehen kann, die dort wohnen. Auf der anderen Seite: wenn wir Windenergie als Teil auch einer regionalen Wirtschaftspolitik ansehen, dann muss uns daran gelegen sein, dass mehr von diesen Anlagen aufgestellt werden. Es gehört aber auch dazu, dass die Regionen, die diese Anlagen dann am Ende aufstellen wollen und werden, an der Wertschöpfung und damit auch an dem Einkommen dann beteiligt werden." AUTOR So ist es auf Fehmarn geschehen: die Windparks wurden zusammen mit den Anwohnern entwickelt, viele Bürger sind finanziell beteiligt, die Akzeptanz ist daher hoch - berichtet der Bürgermeister der Insel, Otto-Uwe Schmiedt: OT 15 (Otto-Uwe Schmiedt) "Das ist der Vorteil der Bürgerwindparks hier auf Fehmarn. Die Landwirte hatten den Boden, die hatten die Idee, die haben auch das entsprechende Know-how entwickelt und herangeholt. Und dann hat man sich in den verschiedenen Gemeindebereichen dann geeinigt und entsprechende Anteile herausgegeben in verschiedenen Stückelungen. Und nun sind viele Fehmaraner Miteigentümer einer Windkraftanlage, die auch entsprechend Erträge bringt." AUTOR Und wer mit einem Windpark Geld verdient, stört sich vielleicht nicht so sehr an den Geräuschen der Anlagen. Auch dem Bürgermeister sind die Windkraftanlagen willkommen. OT 16 (Otto-Uwe Schmiedt) "Jede Windkraftanlage ist für mich jetzt ein kleiner Gewerbebetrieb. Und ich kann sagen, dass eine Anlage so zwischen 20.000 und 30.000 Euro Gewerbesteuer brutto pro Jahr bringt. Das ist schon für eine Kommune ein warmer Regen." AUTOR Den Windkraftgegnern geht es aber nicht nur um die Geräusch- Belästigung. Für Jürgen Hecker aus Rendsburg verschandeln Windräder die Landschaft: OT 17 (Jürgen Hecker) "Ich bin der Meinung, dass es ein optisches Problem darstellt, dass also unsere schönen Landschaften immer mehr zugestellt werden mit diesen Windrädern. Wir haben eigentlich in Deutschland sehr schöne Landschaften - zumindest gehabt -, und ich denke die Zahl ist inzwischen erreicht, mit der man diese Landschaften belasten darf durch Windkraft." AUTOR Jedoch: Die Zahl der Windräder ist in jüngster Zeit nicht etwa gestiegen, sondern zum Teil gesunken. Und das, obwohl vermehrt auf Windenergie gesetzt wird. Der Grund: das so genannte Repowering; neue leistungsfähigere Anlagen ersetzten die alten. Auf Fehmarn wurde so die Zahl der Anlagen halbiert - gleichzeitig verdreifachte sich die Leistung. Zuvor waren 160 Anlagen über die ganze Insel verteilt, jetzt sind 80 in wenigen Gebieten konzentriert. Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt: OT 18 (Otto-Uwe Schmiedt) "Es ist schon intelligent, die Windmühlen zusammenzufassen in bestimmte Bereiche und andere Bereiche windmühlenfrei zu lassen, so dass also der Landschaftsblick erhalten bleibt und auf der anderen Seite dann auch Vogelzug und ähnliches nicht überall gestört wird, sondern nur in bestimmten Bereichen, so dass man da auch minimiert hat. AUTOR Die Menschen auf der Insel Fehmarn leben zu 90 Prozent vom Tourismus. Aber auch Touristen nehmen an den Windrädern offenbar keinen Anstoß: OT 19 (Touristen) "Besonders schön sieht es nit aus, aber es stört mich nit. Man muss ja dass mal sehen im Verhältnis zu anderen Möglichkeiten, die es gibt. Da stört mich die Windkraft weniger als die Atomkraft." "Die sind ja so in die Landschaft mit eingebracht, dass es wirklich nicht störend ist." "Mich stören die auch nicht. Sie sind - sage ich mal - nützlich. Wir sparen dadurch Energie. Und die haben keinen Ausstoß." "Wir brauchen ja nun einmal die erneuerbare Energie. Und das ist Sonne, und das ist eben der Wind. Und den haben wir halt hier oben, nicht?" AUTOR Karl Detlef plant für die Insel Fehmarn schon den nächsten Schritt - ein weiteres Repowering mit noch weniger Anlagen und noch mehr Leistung. Der Windpark-Geschäftsführer gerät ins Schwärmen: OT 20 (Karl Detlef) "Heute sind wir in der Lage, auf der Insel Fehmarn 350.000 Menschen mit umweltfreundlicher Energie zu versorgen. Ziel sollte es sein, 2020 dann die Umsetzung zu haben auf 700.000 bis 800.000 Menschen. Frische umweltfreundliche Energie, hergestellt in Deutschland auf der Ferieninsel Fehmarn." AUTOR Doch dazu müssten die Anlagen höher sein als heute zulässig ist. Fehmarns Bürgermeister Otto-Uwe Schmiedt ist das eine Überlegung wert: OT 21 (Otto-Uwe Schmiedt) "Wir haben einen Ratsbeschluss, dass die Anlagen bei 100 Meter Höhe verbleiben sollen. Ich weiß - und jeder Windmüller sagt mir das und jeder, der mit der Sache befasst ist -, dass zehn Meter mehr Höhe zehn Prozent mehr Effizienz bringen. Also im Endeffekt muss man darüber nachdenken, ob man statt 100 Metern sich nicht irgendwo bei 130, 140 Metern einigt. Ich glaube, dass ist auch optisch fast überhaupt nicht wahrnehmbar, ob es eine 100-Meter-Anlage ist oder eine 140-Meter- Anlage. Vielleicht ist der nächste Schritt hier im Repowering, dass man sagt, wir können auch ein bisschen höher gehen." AUTOR Die schleswig-holsteinische Landesregierung arbeitet gerade an einem neuen Landesentwicklungsplan, der zusätzliche Flächen für Windparks vorsieht Fehmarns Bürgermeister weiß, dass es auf der Insel schon vergleichsweise viele Windräder gibt, aber: OT 22 (Otto-Uwe Schmiedt) "Hier weht der Wind, und zwar relativ stabil, relativ permanent. Die Erträge sind gut. Und eigentlich ist es nur ne Logik, dass man die Anlagen da, wo diese Voraussetzungen optimal sind, auch pro Hektar vielleicht ein paar mehr Anlagen hinstellt als irgendwo im Binnenland, wo viel Wohnbebauung ist. Wir wollen den nächsten Schritt gehen und appellieren auch an den Wirtschaftsminister und an den Innenminister, auch für Fehmarn weitere Flächen auszuweisen, um weitere wenige Anlagen noch zu errichten." AUTOR Für die Windmüller in Schleswig-Holstein gibt es aber ein Problem: wenn sie noch mehr Windstrom produzieren, kann er möglicherweise gar nicht abfließen. Schon heute müssen Anlagen manchmal abgeschaltet werden, weil die Netzkapazität nicht ausreicht. Windpark-Geschäftsführer Karl Detlef bestätigt das: OT 23 (Karl Detlef) "Wir haben die ersten Abschaltungen gehabt. Und oberstes Ziel sollte sein, die Netze auszubauen. Nicht nur in Schleswig-Holstein, auch in Mecklenburg, Brandenburg, Richtung Berlin, aber auch im Verbund europaweit. Und wir fordern unsere Elektrizitätsversorgungsunternehmen auf, im Interesse des Klimaschutzes und im Interesse der mittelständischen Wirtschaft die Netze auszubauen." AUTOR Wirtschaftsminister Jost de Jager kennt das Problem. Aber er kann die Energie-Konzerne nicht zum Netzausbau zwingen. Er sucht eine andere Lösung: OT 24 (Jost de Jager) "Ich habe gerade ein Gespräch geführt, wo es darum geht, auszuloten, ob es nicht möglich sein kann, den Netzausbau dadurch voranzutreiben, dass man tatsächlich mal eine Wettbewerbssituation schafft. Das heißt, die Fragestellung, ob die Windmüller nicht selber zu Netzbetreibern werden können, um in eine Konkurrenz zu treten etwa mit der e.on-Netz. Und diese Konkurrenz könnte dann dazu führen, dass der Netzausbau beschleunigt wird. Diesen Pfad wollen wir zusammen mit der Windenergie-Branche weiterverfolgen, weil ich glaube, dass wir in puncto Netzausbau ein Marktversagen haben. Insofern müssen wir die Marktkräfte in Gang setzen, dadurch, dass wir Wettbewerb wieder möglich machen." AUTOR Langfristig soll ein Hightech-Kabel in der Nordsee Strom aus Windkraftwerken, Gezeitenkraftwerken oder Wasserkraftwerken über Tausende Kilometer hin und her fließen lassen. An dem Projekt mit dem Namen "supergrid" beteiligen sich neben Deutschland acht weitere europäische Staaten. Für Minister de Jager eine durchaus realistische Zukunftsmusik: OT 25 (Jost de Jager) "Supergrid würde es ermöglichen, dass wir, wenn in Schleswig-Holstein kein Wind weht, wir gleichzeitig Strom aus der Windenergie etwa von den Shetland-Inseln bekommen oder aus der Wasserkraft Skandinaviens. Das heißt, das Problem, das wir gegenwärtig haben, dass wir konventionelle Kraftwerke brauchen, die dann zur Verfügung stehen, wenn Windkraftanlagen etwa nicht laufen können, können wir künftig dadurch lösen, dass wir dann auf andere erneuerbare Energien aus anderen Teilen Europas zurückgreifen können. Ich bin zuversichtlich, dass das eines Tages gelingen wird. Ich glaube aber auch, dass das keine Option für die nächsten fünf bis zehn Jahre sein wird." AUTOR Damit Schleswig-Holstein sein Ziel erreichen kann, bis 2020 genau so viel Strom, wie im Lande verbraucht wird, mit Windkraft zu erzeugen, müssen also noch einige Hemmnisse aus dem Weg geräumt werden - auf See und an Land, offshore wie onshore. Ein vielfältiges Betätigungsfeld auch für die Studierenden an den Fachhochschulen Kiel und Flensburg, die den bundesweit einzigartigen Abschluss "Master of Windengineering" anstreben. Sie sind jedenfalls davon überzeugt, dass sie sich für eine zukunftsträchtige Branche entschieden haben: OT 26 (Studenten) "Ich denke, dass wir noch relativ am Anfang stehen, und dass sich aufgrund der wissenschaftlichen Arbeit da noch recht viel tun wird." "Ganz allgemein ist die Entwicklung so, dass es auf Dauer kein Erdgas und kein Erdöl mehr geben wird, und dass so viel wie möglich durch regenerative Energien substituiert werden sollte." "Ich denke, irgendwann wird es auch mehr in Richtung Privatkunden gehen, vielleicht, dass sich jemand sein eigenes kleines Windrad kaufen kann." -ENDE- 1