COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Die Reportage, 9.5.2010 Sogar Omas spielen Fußball - Südafrika fiebert der WM entgegen Von Leonie March Atmo 1: Maradonna! Omas feuern ihr Team an Autorin: Maradonna rennt auf's Tor zu. Nicht in Buenos Aires, sondern in Johannesburg. Denn diese Maradonna ist 62 Jahre alt, Witwe aus einem entlegenen Dorf in Südafrika. Den Namen des argentinischen Fußballstars hat sie sich selbst gegeben, denn die Mittelstürmerin ist eine der schnellsten ihrer Mannschaft, dem FC "Vakhegula Vakhegula", zu Deutsch "Die Omas". O-Ton 1: At first they were just joking.... Übersetzerin: Zuerst haben sich die Leute über uns lustig gemacht. Aber jetzt unterstützen sie uns. Wir bekommen jede Menge Aufmerksamkeit. Das macht uns stolz. Wir fühlen uns großartig. ...makes us feel great. Atmo noch mal hoch Sprecher: Sogar Omas spielen Fußball - Südafrika fiebert der WM entgegen. Eine Reportage von Leonie March. Atmo 2: Fans Autorin: Die Großmütter sind mit Herz und Seele beim Spiel: Maradonna rennt so schnell sie kann, die korpulente Verteidigerin geht bei einem Duell schwerfällig zu Boden, die Torhüterin wagt sich weit aus dem Strafraum und lässt sich auf den Ball fallen, die Mannschaftsführerin beginnt eine erregte Diskussion mit dem Schiedsrichter. Atmo kurz hoch Die berühmtesten Omas Südafrikas sind mit ihrem eigenen Fanclub nach Johannesburg gereist. Über 500 Kilometer aus der Provinz nach Johannesburg. Freunde und Familie machen es sich am Spielfeldrand mit Picknickkörben und Sonnenschirmen bequem, feuern die alten Damen an. In der prallen Sonne, auf einer kleinen Holz-Tribüne, sitzt Beka Ntsanwisi, die Gründerin der Mannschaft. Es ist ein ganz besonderer Tag für die alten Damen, erzählt sie. Denn für viele von ihnen ist es die erste größere Reise ihres Lebens. O-Ton 2: They are so happy.... Übersetzerin: Sie freuen sich sehr darüber. Denn viele von ihnen haben ihr Dorf noch nie verlassen. Sie waren vielleicht schon einmal in der nächst größeren Stadt oder haben ihre Verwandten im Nachbardorf besucht. Aber für das Spiel sind wir über 500 Kilometer weit gereist. Die Großmütter haben in einem Hotel übernachtet und in einem Restaurant gegessen. Das ist für sie purer Luxus. ...it is luxury. Atmo hoch Autorin: Auch deshalb geben die Spielerinnen heute alles. Das Alter spielt auf dem Fußballplatz keine Rolle, sagt Ruth Sebola, lächelt und zeigt dabei ihre wenigen verbliebenen Zähne. Die 77-Jährige wird gleich eingewechselt, bereitet sich vor, schnürt ihre Stollenschuhe. Sieben Kinder hat sie großgezogen, sieben Enkel und sechs Urenkel. Die waren am Anfang nicht begeistert von meinem neuen Hobby, erzählt sie. O-Ton 3: First they said.... Übersetzerin: Zuerst meinten sie, ich sei viel zu langsam zum Fußballspielen. Aber ich antwortete nur: Ihr werdet schon sehen, denn ich war schon in der Schule eine gute Läuferin. Und ich habe sie tatsächlich überzeugt: Heute helfen sie mir sogar dabei, meine Urenkel in den Kindergarten zu bringen, damit ich mehr Zeit für's Fußballtraining habe. ....go and practice soccer. Atmo 3: Pfiff und Zuschauer Autorin: Ruth läuft auf's Spielfeld. Wie alle Frauen im Team trägt sie schwarze Leggins, darüber blau-weiße Shorts, ein gleichfarbiges T-Shirt und ein grünes Kopftuch. Zuhause trainieren wir auf einem buckligen Rasenplatz, in Röcken und Kitteln, erzählt Beka Ntsanwisi. Die professionellen Trikots sind ziemlich neu, von einem Sponsor, und kamen erst gar nicht so gut an. O-Ton 4: Remember in our culture.... Übersetzerin: Bedenken Sie, dass es in unserer Kultur nicht üblich ist, dass eine Großmutter Shorts trägt. Ich musste sie also erst davon überzeugen. Sie machten sich Sorgen, wie ihre Kinder und Enkel reagieren würden. Aber ich sagte ihnen, dass dies nun mal zum Fußball gehört. Unsere Frauen-Nationalmannschaft trägt schließlich auch Shorts. Außerdem ist das Verletzungsrisiko mit einem Rock zu groß. Da kann man leicht stolpern. Die Omas lenkten also ein und nachdem sie die Shorts erst einmal angezogen hatten, waren sie auch zufrieden damit. ...wearing the shorts. Atmo 4: Singen, anfeuern Autorin: Röcke und Blusen tragen nur die Spielerinnen, die heute nicht auf den Platz gehen, wie Angelina Hlophe. Unermüdlich feuert die 70-Jährige ihre Teamkameradinnen an, singt und tanzt. Fußball hat mein Leben verändert, erzählt sie begeistert. O-Ton 5: I started with the soccer.... Übersetzerin: Ich habe zu spielen begonnen, weil ich krank war. Ich hatte zwei gebrochene Wirbel und musste vier Jahre lang an Krücken gehen. Am Anfang konnte ich nur zehn Minuten lang spielen, aber heute halte ich eine dreiviertel Stunde durch. Die Krücken brauche ich nicht mehr. Ich kann wieder springen und rennen, ich bin gesund und kräftig. Ich liebe Fußball. Er macht mich glücklich. Und manchmal schieße ich sogar ein Tor. ...when I play in the ground. Atmo noch mal hoch (Lied) Autorin: Vielen von uns geht es so, fügt Angelina Hlophe hinzu. Durch Fußball haben wir Krankheit und Einsamkeit besiegt. Davon handelt auch unsere Vereinshymne: O-Ton 6: It says we are not fighting.... Übersetzerin: Wir singen, dass wir nicht gegen die Gegner kämpfen, sondern um unsere Gesundheit. Wir brauchen keine Medikamente gegen Bluthochdruck, wir leiden nicht mehr unter Stress. Denn jetzt treiben wir Sport, sind aktiv und bekämpfen unsere Krankheit. Darum geht es in unserem Lied. ....that's our song. Atmo noch mal hoch, Lied Ende, Vuvuzelas Autorin: Halbzeit für die Großmütter. Es steht eins zu eins. Einige der Omas geben im Schatten der Bäume ein Fernsehinterview. Sie sind die Lieblinge der südafrikanischen Medien und daher inzwischen landesweit bekannt. Atmo 5: Straße Autorin: Eine belebte Straße vor dem African Art Center, einer Kunst-Galerie in Durban. Im Schaufenster hängen Bilder, die an die Omas von Vakhegula Vakhegula erinnern. Frauen in der traditionellen Kleidung der Zulu, in farbenprächtigen Röcken, mit perlenbestickten Hüten, die Fußball spielen. Eine Ausstellung des jungen Künstlers Lalelani Mbehle. Mit einer farbbeklecksten Cargohose und einer weißen Mütze auf dem Kopf begutachtet er seine Werke. Ein Lächeln huscht über sein Gesicht. O-Ton 7: Since everyone talking about 2010..... Übersetzer: Seit einiger Zeit sprechen ja alle von 2010 und denken dabei nur an eines: an Fußball. Für die meisten ist das was für Männer. Aber ich wollte die weibliche Seite zeigen. Es geht mir dabei um Gleichberechtigung. Unsere Vorväter meinten, dass die Frauen zuhause bleiben sollten, während die Männer zur Arbeit gehen. Aber heute trifft das nicht mehr zu. Frauen sind selbstständig und brauchen die Unterstützung von uns Männern nicht mehr. Darauf will ich die Leute mit meinen Bildern aufmerksam machen. Es geht hier also um mehr als Fußball. ....soccer side only. Autorin: Lalelani Mbhele kehrt seinen Bildern den Rücken zu, geht ein paar hundert Meter die Straße entlang, betritt einen Hinterhof. Der Geruch von Lösungsmitteln liegt in der Luft. Drei junge Frauen und drei Männer stellen Tische auf, bedecken den Boden mit Zeitungspapier, begrüßen Lalelani. Er leitet heute einen Kunst-Workshop. Thema: Fußball. Atmo 6: Workshop Autorin: Lalelani öffnet einen Pappkarton, holt sechs Bauarbeiterhelme heraus, stellt sie auf einen der Tische. Beim letzten Mal haben wir Formen und Figuren aus dem dicken Plastik geschnitten, erklärt er, nimmt einen knallgelben Helm in die Hand. In der Mitte ragt der Umriss einer Figur mit Fahne in der Hand hoch, rechts und links ein Kreis. Heute bemalen wir die Helme, kündigt Lalelani an, verteilt sie an die Kursteilnehmer. O-Ton 8: The paint that we are using.... Übersetzer: Die Farbe, die wie benutzen ist sehr stark, es ist Autolack. Ihr müsst die Chemikalien genau abmessen und dann mit dem Härtungsmittel mischen. Die glatte Oberfläche der Helme müsst ihr erst mit Sandpapier bearbeiten und grundieren, damit die Farbe auch hält und nicht wieder abblättert. ...it won't peel off. Atmo 7: Sandpapier Autorin: Die jungen Künstler machen sich an die Arbeit, bearbeiten ihre Helme mit Sandpapier. Nozipho Zulu, die Workshops wie diese für das African Art Centre organisiert, schaut ihnen zufrieden zu. Makarapas heißen diese bemalten skulpturartigen Plastikhelme, erklärt sie. Da Fußball in Südafrika der beliebteste Sport der schwarzen Bevölkerungsmehrheit ist, waren früher viele der Fans Bergleute. Ihre Helme haben sie auch im Stadion getragen, zum Schutz bei Auseinandersetzungen mit den Fans der gegnerischen Mannschaft. Aber inzwischen tragen sie selbst die Fans der kickenden Omas, fügt Nozipho Zulu grinsend hinzu. O-Ton 9: The Makarapa originated... Übersetzerin: Der Makarapa stammt eigentlich aus der Johannesburger Gegend. Dort wurde er erfunden und zum ersten Mal bei einem Fußball-Spiel getragen. Inzwischen gehört er zur Tradition im Stadion. Die Fans zeigen damit, welches Team sie unterstützen. Gelb-schwarz steht beispielsweise für den Erstligisten Kaizer Chiefs und die Farben der südafrikanischen Flagge für unser Nationalteam. Die Makarapas gehören also zur Fankultur wie die Vuvuzelas, die lauten Plastiktrompeten. Das ist typisch südafrikanisch, das findet man nirgendwo sonst. ... find it anywhere else. Atmo 8: Workshop Autorin: Einer der jungen Künstler nickt zustimmend. Philani Luthuli ist Ende 20 und hat ein kleines Atelier in Durban. O-Ton 10: Look, I would say.... Übersetzer: Ich würde sagen, dass Kunst für uns Südafrikaner ganz allgemein eine große Rolle spielt. Alles was wir tun hat auch einen künstlerischen Aspekt. Auch unsere Fußballkultur. Ich habe auch mal Bundesligaspiele gesehen, zum Beispiel von Bayern München, und mir ist aufgefallen, dass deren Fans nichts besonders Ausgefallenes im Stadion tragen. Sie scheinen keinen Bezug zur Kunst zu haben. ...use arts as supporters. Atmo 9: Besucher vor dem Stadion Autorin: Nur ein paar Straße weiter: Das neue Moses-Mabhida-Fußball-Stadion von Durban. Schon jetzt zieht das architektonische Schmuckstück viele Besucher an. Touristen und Südafrikaner aller Hautfarben. Zwei Familien mit ihren Kindern, ein dutzend junge Männer in gelben Fußball-Trikots und ein Pärchen aus England stehen geduldig Schlange, um mit dem Skycar zu fahren, der wohl größten Attraktion des Stadions. Loraine Gegan will sich das nicht entgehen lassen. Die 34-Jährige ist mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern eine Stunde mit dem Auto nach Durban gefahren, um schon einmal ein bisschen WM-Luft zu schnuppern. O-Ton 12: It is the most amazing thing.... Übersetzerin: Es ist fantastisch, was gerade hier in Durban geschieht, also habe ich meinen Mann überredet. Ich habe ihm gesagt, dass wir mit den Mädchen im Skycar fahren sollten, denn wenn wir keine Tickets mehr für die WM bekommen, dann sind wir wenigstens hier gewesen. Das bedeutet mir sehr viel. Es ist ein ganz besonderer Moment in unserem Leben. Die Weltmeisterschaft ist das Beste, was Südafrika je passiert ist. Jahrelang haben wir darauf gewartet und jetzt ist es bald so weit. ....that is it. Autorin: Die schmale indisch-stämmige Südafrikanerin strahlt über das ganze Gesicht. Wie ein Fußballfan sieht sie in ihrer eleganten schwarzen Hose und der pastellfarbenen Bluse nicht aus. Doch das Fußball-Fieber hat sie ergriffen. Genauso wie die Großmütter, die sich vor ein paar Jahren auch noch nicht vorstellen konnten, dass sie mal vor Zuschauern Tore schießen, lächelt sie, betritt gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern die Kabine des Skycars. Die Glastüren schließen sich. Atmo 10: Fahrt im Skycar Autorin: Die Fahrt geht los. Loraine Gegan schaut sich begeistert um, zeigt nach vorne auf eine riesige Rasenfläche, den künftigen Fanpark. Dahinter ragen die grauen Hochhäuser der Innenstadt in den Himmel. Nur ein paar Minuten später öffnen sich die Türen zu einer Art Terrasse mit Holzboden, umgeben von schulterhohen Panzerglasscheiben. Das Panorama ist überwältigend. Atmo 11: auf der Aussichtsplattform Autorin: Die subtropische Hafenmetropole zeigt sich von ihrer besten Seite. Im Hintergrund den Hafen mit seinen riesigen Containerschiffen, die Standpromenade mit den Hotels und Appartementblocks. Eine palmengesäumte Allee für Fußgänger führt vom Stadion direkt zum Strand. Noch ist kein Mensch auf der frisch gepflasterten Prachtmeile zu sehen, aber während der WM sollen hier die Massen aus Stadion und Fanparks zur den Hotels und Restaurants am Strand gelotst werden, erzählt Loraine. Das hat sie gerade in der Zeitung gelesen. O-Ton 13: I am sure... Übersetzerin: Ich bin mir sicher, dass die Leute sich hier wohl fühlen werden, und dass viele von ihnen sogar noch einmal wiederkommen wollen. Die Renovierung und Modernisierung der Stadt ist wirklich wunderschön gelungen. Außerdem sind wir Südafrikaner sehr gastfreundlich. Zwar muss man angesichts der Kriminalität vorsichtig sein, aber ich bin überzeugt, dass die Sicherheitsmaßnahmen streng sein werden. ...will be in full force. Atmo kurz hoch Autorin: Loraines Mann Vernon lehnt sich auf die Brüstung der Balustrade zur anderen Richtung hin. Ganz so überschwänglich wie seine Frau ist er nicht. O-Ton 14: The biggest concern.... Übersetzer: Meine größte Sorge ist die Sicherheit. Unser Land hat eine der höchsten Gewaltkriminalitätsraten der Welt. Ich hoffe sehr, dass die WM gut verläuft. Denn wenn Menschen hier überfallen und ermordet werden, dann wird Südafrika nie wieder als Gastgeber in Frage kommen. Es liegt also in den Händen aller, sich gut zu benehmen, das gilt für Südafrikaner ebenso wie für die Fans aus aller Welt. ...overseas fans as well. Atmo 12: Rückfahrt, vor Stadion Autorin: Vernon und seine Familie steigen wieder ins Skycar, fahren nach unten, gehen mit ihren Töchtern zu einem schicken neu eröffneten Cafe unter den Stadionrängen. Ein Händler geht von Tisch zu Tisch, zieht zwei, drei Sonnenbrillen aus einer Plastiktüte. Ein echtes Schnäppchen, verspricht er. Doch Vernon Gengan lehnt dankend ab. O-Ton 15: If you see people.... Übersetzer: Leute wie er, die hier jetzt noch Sonnenbrillen verkaufen, werden während der WM hier vor dem Stadion nicht erwünscht sein. Profitieren werden nur die hohen Tiere in Politik und Wirtschaft, die Reichen werden noch reicher. Aber die armen Leute, die kleinen Straßenverkäufer werden hier keine Genehmigung bekommen. ....like little vendors. Atmo 13: Cafe Autorin: Die Familie setzt sich, studiert die Speisekarte. Fast alle Tische sind jetzt zur Mittagszeit besetzt. Das Konzept der Stadtplaner scheint also aufzugehen: Das Stadion zieht auch schon vor der WM viele Neugierige an. Am Nachbartisch der Gengans sitzt ein junges Paar und trinkt Kaffee. Wir freuen uns schon auf die WM, platzen sie heraus, sowie sie das Mikrofon sehen: O-Ton 16: Everyone is enthusiastic... Übersetzer +Übersetzerin Jeder ist vollkommen aus dem Häuschen. Wir können es kaum abwarten. Die WM ist momentan das einzige Gesprächsthema. Und unser Stadion ist einfach wunderschön geworden. Hier wird es richtig abgehen und wir freuen uns schon auf turbulente Zeiten. Sie können sicher sein, wir werden mittendrin sein. ....in the middle, definitely. Atmo 15: Strandpromenade, Bauarbeiten Autorin: Vom Stadion ist es nicht weit zum Strand. Zu Fuß ein paar hundert Meter die palmengesäumte Allee entlang. Doch noch ist nicht alles bereit für die Fans: Direkt am Meeresufer wird noch mit Hochdruck gebaut. Auch jetzt, am Wochenende. Mehr Licht, mehr Sicherheit, mehr Menschen, so das Konzept, erklärt Julie-May Ellingson. Sie koordiniert die Modernisierungsprojekte in Durban vor der WM und macht sich heute selbst ein Bild von den Fortschritten. O-Ton 19: We are doing basically... Übersetzerin: 250 Millionen Rand, etwa 25 Millionen Euro, investieren wir in die Modernisierung der Gegend hier um die Strandpromenade. Seit 1986 hat sich hier nichts verändert. Es war also ohnehin an der Zeit. Der Strand ist das wichtigste Kapital der Stadt. Schließlich kommen die meisten Touristen wegen unseres warmen Klimas und unserer Strände nach Durban. Aber einige der Häuser in dieser Gegend sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten verwahrlost. Gebäude wurden besetzt und für kriminelle Machenschaften genutzt. Damit räumen wir jetzt auf, renovieren die Häuser und bauen sie zu Sozialwohnungen aus. Dieser Prozess wird auch nach der WM fortgesetzt werden. ...it will continue. Atmo kurz hoch Autorin: Julie-May Ellinson schaut nachdenklich in Richtung Süden. Ihr Kleid flattert in der Seebrise. In ihrem Rücken die großen Hotels, die Strände im Norden, die näher am Stadion liegen. Vor ihr der Süden der Strandpromenade, der näher am Hafen liegt. Eine Gegend, die in der Vergangenheit wegen Drogenhandels und Prostitution berüchtigt war. Darunter leidet das gesamte Image der Stadt. Immer wieder machen Überfälle, auch auf Touristen, Schlagzeilen. Positive Geschichten, wie die über die fußballbegeisterten Großmütter sind dagegen selten. Doch Julie-May Ellingson ist zuversichtlich, dass die WM ihrer Heimatstadt zu einem besseren Ruf verhelfen wird. O-Ton 20: I think if you look at crime statistics.... Übersetzerin: Wenn sie sich die Kriminalitätsstatistiken ansehen, dann werden sie feststellen, dass Durban besser abschneidet als Kapstadt oder Johannesburg. Aber viel wichtiger als die Statistiken ist die Antwort auf die Frage, ob eine Familie sich bei einem Besuch in Durban sicher fühlt. Daher haben wir die Strandpromenade hier komplett umgestaltet: Sie ist extrem gut beleuchtet. Jede Ecke wird durch Überwachungskameras kontrolliert. Außerdem werden hier natürlich Polizisten in Uniform patrouillieren. Wir nehmen die Sicherheit unserer Besucher also sehr ernst, aber wir sind dabei auch nicht naiv. In jeder größeren Stadt gibt es Gegenden, die man meiden sollte, auch in Durban. Für die WM haben wir daher Routen durch die Stadt konzipiert und wir empfehlen den Touristen, sich an diese Wege zu halten. Dort können wir für ihre Sicherheit garantieren. Etwas anderes ist es natürlich, wenn jemand um drei Uhr morgens angeheitert aus einem Club kommt, sich nicht an die Regeln hält und denkt er ist Supermann. Das ist wohl weltweit Konsens, dass man hierfür nicht die Verantwortung übernehmen kann. ...for those kind of things. Autorin: Julie-May Ellingson verabschiedet sich. Bis zum Anpfiff ist noch viel zu tun. Atmo 16: Händler Autorin: Ein Stück weiter auf der Strandpromenade haben Händlerinnen Decken auf dem Bürgersteig ausgebreitet. Ihre Stände fallen nicht in die Bannmeile des Stadions und dürfen daher bleiben. Schnitzereien, kleine Nashörner und Elefanten, Schlüsselringe aus bunten Perlen und selbst geflochtene Körbe bieten sie an. Heute ist nicht viel los, die Frauen unterhalten sich im Schatten eines Baumes. Auch wir haben nur ein Gesprächsthema, lacht die 25-Jährige Sneli: Natürlich die Fußballweltmeisterschaft. O-Ton 21: I think now we make more money.... Übersetzerin: Ich denke, dass wir wegen der WM mehr Geld verdienen. Unsere Preise werden steigen: dieser Rock zum Beispiel kostet normalerweise 200 Rand, während der WM werde ich 300 dafür verlangen. Denn wir erwarten sehr viele Touristen hier. Die Weltmeisterschaft wird bestimmt ein tolles Ereignis. Sehen sie sich um, alles verändert sich hier in der Gegend und zwar zum Besseren. Beschweren tut sich hier keiner. ...no people complaining. Autorin: Snelis Freundinnen nicken. Ihr Geschäft wird während der WM boomen, daran besteht für sie kein Zweifel. Atmo kurz hoch Autorin: Ein Surfer geht an den Frauen vorbei. Garth Lezard kommt jedes Wochenende hierher, denn der Strand ist bekannt für seine hohen Wellen. O-Ton 22: It had a couple of surf champions.... Übersetzer: Hier wurden schon ein paar Meisterschaften im Wellenreiten ausgetragen. Es ist der Hauptstrand in Durban und hat daher alle Einrichtungen, die man sich wünschen kann, Bars und Restaurants. Momentan wird hier alles umgebaut, aber normalerweise gibt es auch Duschen und Umkleiden. Man konnte hier immer schon gut seine Freizeit verbringen, aber es wird bestimmt noch besser, wenn erstmal alles fertig ist, hoffentlich ein positives Erbe der WM. ....a legacy for the future. Autorin: Ob er sich ein Spiel im Stadion ansehen wird? Der Surfer zuckt mit den Schultern. Vielleicht wenn meine Lieblingsmannschaft spielt: Vakhegula Vakhegula, die Omas, sagt er mit einem breiten Grinsen. Atmo 17: Fußballspiel Grannies Autorin: Bei ihrem Gastspiel in Johannesburg haben die Großmütter das erste Match verloren, inzwischen spielt die B-Mannschaft von Vakhegula Vakhegula. Sie wird von ihren Fans genauso enthusiastisch angefeuert wie das A-Team, wieder geben die Omas auf dem Platz alles. Beka Ntsanwisi, die Gründerin der Mannschaft, sitzt auf der Tribüne und verfolgt das Spiel. Für die WM hatte sie große Pläne: O-Ton 23: I wanted the grannies to be... Übersetzerin: Ich wollte, dass die Großmütter bei der Eröffnungsfeier spielen. Danny Jordaan, der Chef des Organisationskomitees hat davon aus der Presse erfahren, uns aber direkt klar gemacht, dass das nichts für die WM ist. Jetzt hoffen wir, dass wir wenigstens zu den Spielen in unserer Heimatprovinz, eingeladen werden. Aber man lässt uns warten. Das Problem ist, dass uns viele Leute einfach nicht ernst nehmen. Ihre Einstellung würde sich wahrscheinlich ändern, wenn sie unser Team erst einmal kennen lernen würden. Denn es sind nicht nur einfach irgendwelche lustigen Omas. Viele von ihnen waren einsam und krank, aber seit sie Fußball spielen, geht es ihnen viel besser. Viele müssen ihre Enkel großziehen, weil ihre Kinder an Aids gestorben sind. Aber wir können ihnen die Chance geben, glücklich zu sein. Sie kommen zuhause raus, spielen Fußball, haben Spaß und leben dadurch vielleicht sogar länger. ....can live long. Atmo 18: Singen Autorin: Die Großmütter scheinen ihr Alter tatsächlich zu vergessen, sie singen aus voller Kehle, um ihr Team anzufeuern, sie bewegen sich im Takt, stampfen mit den Füßen auf den Boden, fiebern bei jedem Duell mit. Die 77-Jährige Ruth Sebola springt auf, als die Torhüterin sich wieder einmal weit in den Strafraum wagt und sich etwas plump auf den Ball fallen lässt. Ein Spiel der Fußball-Weltmeisterschaft im Stadion zu sehen, das ist ein Lebenstraum von mir, seufzt sie und setzt sich wieder. O-Ton 24: Uh, we are ready.... Übersetzerin: Wir sind bereit für die Weltmeisterschaft. Am liebsten würden wir unsere Nationalmannschaft, Bafana Bafana, ins Stadion begleiten, damit sie gewinnen. Aber wenn es nicht klappt, dann sehen wir uns die Spiele eben im Fernsehen an. Das Wichtigste ist, dass unsere Jungs nicht aufgeben, selbst wenn sie mal eine Niederlage einstecken müssen. ...mustn't give up. Autorin: Genau, stimmt Angelina Hlophe ihrer Freundin zu und sie hat noch einen anderen Tipp für die südafrikanische National-Elf, die von ihren Fans Bafana Bafana, unsere Jungs, genannt wird: O-Ton 25: They must be better.... Übersetzerin: Sie müssen besser spielen, stärker werden, schneller rennen und endlich auch mal ein paar Tore schießen. Ich gebe ja auch mein Bestes. Leider kann ich nicht so weit schießen, denn dann bekomme ich wieder Schmerzen, aber ich kann rennen und bin fit. Ich bin schon ganz aufgeregt, denn ich liebe Bafana Bafana, und glaube fest daran, dass sie gewinnen werden. ....going to win. Atmo noch mal hoch Sprecher: Sie hörten: Sogar Omas spielen Fußball - Südafrika fiebert der WM entgegen. Eine Reportage von Leonie March. Atmo wieder hoch - Lied Ende