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Die Gäste bestellen Kaffee und auch schon das eine oder andere Bier. Rik Vanwalleghem Angefangen hat es 1913. Ein Jahr zuvor hatte erstmals ein Belgier die Tour de France gewonnen. Der Journalist Karel Van Wijnendaele organisierte die Flandernrundfahrt als Promotion für seine Zeitung Sportwereld. Die Tour de France war 1903 übrigens auch nicht aus Romantik gestartet worden, sondern aus reinem Geschäftsinteresse. Die erste Flandernrundfahrt war ein völlig verrücktes Unternehmen. 34 Teilnehmer. 324 Kilometer. Ein Wahnsinn. Und das bot natürlich ausreichend Stoff für die neue Zeitung. Nur sechzehn Fahrer erreichten das Ziel. Der Sieger brauchte 12 Stunden, 10 Minuten und 10 Sekunden. "Flandernland - plattes Land". Das gilt nur für den Westteil. Den Osten durchzieht eine Hügelkette, die flämischen Ardennen. Rik Vanwalleghem Die Flandernrundfahrt - erbarmungslos, gnadenlos, schwierig - ideal für die Flamen unter den Rennfahrern. So ist das im kollektive Bewusstsein verankert: "Das sind wir." Atmo Zes - vijf - vier - drie - twee - een - nul Pünktlich um zehn schickt der Startschuss das Feld auf die Reise. Sechshunderttausend Fans werden den Fahrern in den nächsten sechs Stunden an den Straßen zujubeln. Axel und Tim haben sich für zwei Nächte in einem Hotel in Oudenaarde einquartiert, am Ziel der Flandernrundfahrt. Axel Ich fahre gerne diese ganzen Profiklassiker ab. Am Samstag fahren sie die Strecke selbst, am Sonntag schauen sie den Profis zu. Neben dem Bett stehen die Rennräder. (Axel) Ich habe breitere Reifen drauf. Du auch, oder? - (Tim) Ja, fünf Millimeter mehr als normal. - (Axel) Sonst sind das ganz normale Rennräder. Axel Noll ist Mitte Vierzig, kommt aus Bochum und ist zum achten Mal dabei. Axel Bisschen erkältet, aber sonst alles klar. Tim Koch ist Anfang zwanzig. (Tim) Ich bin bester Laune Es ist sein vierter Start. Letztes Jahr waren sie zu dritt. Aber seine Freunde sind nicht leicht zu begeistern, meint Axel. Axel Viele verlieren auch schnell die Lust hier. Einmal Gerüttel reicht. Einmal gefahren, und dann ist es gut. Aber richtig infiziert war davon keiner, dass er jedes Mal wieder hin muss - so wie ich. Atmo zu Fuß gehen Axel Ich werde morgen einfach nur die Strecke abfahren und genießen, nicht ganz so sportlich fahren wie sonst, weil - wie gesagt - ich bin ein bisschen erkältet. Ich will das mal genießen. Axel erklärt sich bereit, ein kleines Diktiergerät mit auf die Reise zu nehmen. Das Procedere ist jedes Jahr das Gleiche. Freitagabend führt sie ein kurzer Spaziergang zur Halle, in der die Startnummern ausgegeben werden. Atmo Einschreibehalle Axel beim Einschreiben die Lenkernummer, die Kontrollkarte ... die wird abgestempelt, dass man auch alle Kontrollen angefahren hat. Das wird schon kontrolliert. Verpflegung gibt es unterwegs. Für heute Abend hat Axel vorgesorgt. Axel beim Einschreiben Ich habe Nudelsalat von zu Hause mitgebracht. Da kann man nichts falsch machen. Ich brauche schon meine Kohlenhydrate heute Abend in Form von Nudeln am besten. Morgen früh wollen die beiden mit dem Bus zum Start nach Brügge fahren. Atmo Straße in Oudenaarde Oudenaarde, in diesem Jahr Ziel der Flandernrundfahrt, war bisher Etappe. Axel und Tim kennen die Stadt nur vom Durchfahren. Neugierig sind sie auf das Besucherzentrum der Flandernrundfahrt mit Café und Museum. Es liegt am Marktplatz, gleich hinter der Kirche. Atmo Museum Atmo Rik Vanwalleghem Die Popularität der Flandernrundfahrt hat viel zu tun mit den flämischen Radrennfahrern von früher: Das waren einfache Bauernsöhne, die sich um Geld zu verdienen, französischen Rennställen bei der Tour de France anschlossen. Rik Vanwalleghem ist Radsportautor und Leiter des Zentrums. Rik Vanwalleghem Ein Flame, der in Frankreich Radrennen fuhr, das war exotisch. Das war das andere Ende der Welt: Pyrenäen, Alpen, schneebedeckte Gipfel. Das war fantastisch. An der Form der Fahrräder hat sich im Grunde wenig geändert. Nur waren sie früher mindestens doppelt so schwer. Tim im Museum Ja und kaum bis gar keine Gänge. Der hat aber schon eine Kettenschaltung. - (Tim) Aber maximal zwei oder drei Gänge. Atmo Rüttelgeräusch Tim tritt in die Pedalen eines aufgebockten Rennrads. Das Hinterrad bewegt zwei Walzen, die den Fahrer wie Kopfsteinpflaster durchrütteln. (Tim) "Das bräuchte ich auch im Keller." Axel ins Diktiergerät Es ist zehn vor sieben. Zirka 45 Minuten Busfahrt liegen hinter uns. Ich habe die Zeit noch genutzt, um ein bisschen zu schlafen. Ich bin noch ziemlich müde. Ich weiß auch gar nicht, was ich hier soll. Draußen ist es noch dunkel. Na ja, mal ganz langsam fertig machen. Die Hobbyfahrer starten am Fußballstadion. Axel und Tim frieren in ihren Renntrikots. Zusammen mit den anderen Fahrern drängen sie sich durch ein Tor im Gatter. Atmo Fluchen Niemand muss sich beeilen. Es geht nicht um Sieg und Niederlage und auch nicht um Rekorde. Start ist zwischen sieben und neun Uhr. (Axel) Ja, sollen wir los? - (Tim) Okay, fahren wir los. - (Axel) Dann machen wir uns jetzt auf den Weg. 250 km Fahrradfahren. Viel Spaß noch. Ciao. Atmo 15 Losfahren Nach sechshundert Metern müssen die beiden erstmals warten. An der Kreuzung regelt ein Polizist den morgendlichen Verkehr. Die Straßen sind nicht gesperrt, sonst würde an diesem Samstag gar nichts mehr gehen. Wie mag das früher gewesen sein? Rik Vanwalleghem Flandern war vor hundert Jahren ein Agrarland und arm. Flandern war echt arm. Und die Radrennfahrer,die aus Frankreich zurückkehrten und vielleicht sogar eine Etappe bei der Tour de France gewonnen hatten, wurden abgöttisch verehrt. Rik Vanwalleghem Das Rennen, bei dem sie ihre Qualitäten am besten unter Beweis stellen konnten, war die Flandernrundfahrt. Kopf zwischen die Schultern - schweigen - arbeiten. Axel ins Diktiergerät Wir haben die erste Kontrollstelle, also die erste Verpflegungsstelle, erreicht. Axel ins Diktiergerät Es gibt Honig und Müsliriegel und Waffeln gibt es auch noch. Atmo Axel Ich habe eigentlich mit der Familie angefangen, Fahrrad zu fahren. Wir haben Radtouren gemacht mit Picknick und so weiter. Atmo unterwegs Vorbeifahrt. Dazwischen Auto. Axel Da war ich davon fasziniert, wie man durch eigene Körperkraft von A nach B kommt und dann auch weite Strecken fahren kann. Und so hat sich das fortgesetzt. Atmo Axel ins Diktiergerät Die ersten achtzig Kilometer liegen hinter uns. Komplett flach mit Rückenwind. Aber gleich geht der Spaß so langsam los. Ob Engländer, Spanier oder Deutscher. Zwei wichtige Worte Niederländisch kennt jeder Rennfahrer: helling und kasseien. Tim Das eine geht halt bergauf, das sind die hellingen, so Berge, klein aber gemein. Und die kasseienstraaten: da geht es halt gerade durch, manchmal zwei Kilometer, über manchmal schönes Kopfsteinpflaster, manchmal sehr übles. Manchmal ist es auch zu Anfang schön und wird zum Ende übel. Atmo Hubschrauber Ein Tross von Begleitfahrzeugen folgt den Fahrern. Auch von oben sind Kameras auf das Feld gerichtet, das wie ein bunter Strich zwischen noch grauen Feldern hindurch auf die roten Dächer einer Kleinstadt zurast. Atmo Fernsehkommentar Dort werden jetzt Zuschauer, die schon seit Stunden die Bilder im Fernsehen verfolgen, hastig zum Jubeln an die Straße eilen. Dus, achthonderd meter anlop en dan twalfhonderd meter op kasseien. en de liggen verdomd scheef.... An den Anstiegen ballt sich das Publikum. Für die Fahrer bleibt oft nur eine schmale Gasse. Atmo Fernsehkommentar Als je kijkt hier links en rechts, dan is dat moeilijk door te komen hier met de duizenden mensen..... Take 31 Axel Also, zum Zugucken ist es da am besten. Da passiert am meisten: Stürze und so. Die Fans, die da stehen, schubsen auch die Fahrer manchmal an, wenn sie an Schwung verlieren. Atmo Koppenberg Come on .... Hopp, Hopp.... Take 32 Axel ins Diktiergerät Die erste helling ist absolviert. Bekomme total schlecht Luft wegen der Erkältung. Aber der Molenberg ist schon mal geschafft. Tim ist schon wieder zurückgefallen. Er kämpft sich aber zurück. Atmo Unterwegs Vorbeifahrt Rik Vanwalleghem Früher war die Flandernrundfahrt eine Schlacht bis zur völligen Erschöpfung. Es ging über Schotter- und Kieswege, und alle Straßen waren gepflastert. In Flandern wurde erst ab den 50er Jahren asphaltiert. Atmo Axel Der Trainingsaufwand ist enorm hoch, um im Frühjahr jetzt schon so fit zu sein. Und viele Hobbyfahrer, die wir nun mal sind, haben nicht die Lust, im Winter so viel zu trainieren, um Ende März so fit zu sein, um hier zu starten. Axel ins Diktiergerät So, wir haben die nächste Verpflegungsstelle erreicht. Der letzte Abschnitt war jetzt schon ein bisschen anspruchsvoller. Viel Kopfsteinpflaster und einige hellingen waren auch schon dabei. Jetzt geht es Richtung Koppenberg. Atmo Fernsehkommentar We gaan naar de Koppenberg.... Der Koppenberg ist ein rund siebzig Meter hoher Hügel in Ostflandern. Die Straße befahren sonst hauptsächlich Trecker. Einmal im Jahr sind unzählige Kameras auf diesen abgeschiedenen Fleck gerichtet. Dann ist der Koppenberg Pilgerziel für Tausende von Radsportfans. Atmo Koppenberg Hechelnde Fahrer Die ersten 120 Meter der Straße, die hinaufführt, sind asphaltiert. Es folgen 430 Meter notdürftig geflicktes Kopfsteinpflaster. Die maximale Steigung beträgt 22 Prozent. Das ist der Ort, an dem man die Helden der Landstraße leiden sehen kann, vor allem die Hobbyfahrer. Atmo Koppenberg Knirschen der Schuhe Viele schieben oder haben das Rad geschultert. Die Rennschuhe klappern auf dem Pflaster. Andere kämpfen sich mit hochrotem Kopf Meter um Meter an ihnen vorbei. Axel Am Koppenberg bin ich ehrlicherweise schon viermal abgestiegen, aber weil es so voll war, nicht weil ich nicht konnte. Dann ist wirklich kein Vorankommen mehr. Letztes Jahr bin ich fahrend da hochgekommen. Es war trocken, und ich hatte Platz. Dann ist es auch kein Problem. Der Koppenberg ist immer so ein Knackpunkt. Da muss man öfter schon mal schieben, weil es da sehr eng ist und sehr steil. Oben auf der Kuppe warten die Fahrer aufeinander. Schläuche werden gewechselt, der Luftdruck kontrolliert. Es herrscht ein Sprachengewirr. Atmo Koppenberg Fahrer unterhalten sich auf Spanisch, Englisch und Niederländisch Hast du es geschafft oder bist du abgestiegen? deutscher Teilnehmer Abgestiegen. Der letzte Ehrgeiz hat nicht gelangt. Schade. deutscher Teilnehmer Es fallen immer mal welche um, weil sie denken, es geht, aber es geht nicht mehr, dann fallen sie um, die kommen nicht mehr aus der Pedale raus. Und wenn du direkt dahinter bist, dann stehst du auch. Und da anzufahren ist halt die Schwierigkeit. Wenn du mal den Koppenberg geschafft hast, schaffst du alles. Atmo Koppenberg Rik Vanwalleghem In Belgien veranstaltet fast jedes Dorf ein Radrennen, manchmal zwei oder drei pro Jahr, und es gibt Hunderte von Profirennen. Das ist die Basis der Pyramide. Das ist hier organisch gewachsen und tief verwurzelt in den Menschen, fast in den Genen. Die Flandernrundfahrt ist wie Gottesdienst, wie eine Religion. Zweimal haben deutsche Fahrer die Flandernrundfahrt gewonnen: 1964 Rudi Altig und vierzig Jahre später Steffen Wesemann. Doch im Sportteil deutscher Zeitungen war das nur eine Meldung neben anderen. Tim Also, Deutschland ist tot mit dem Radsport. Das sieht man ja schon, wenn man die Straßenrennen in Deutschland mal aufzählt. An einer Hand kann man die abzählen, die großen. Und hier in Belgien kann man, glaube ich, eigentlich jeden Tag ein Radrennen ansehen, wenn man möchte, und kann auch selber als Amateur viele Rennen fahren, eigentlich jeden Tag, was in Deutschland nicht der Fall ist. Wenn man Glück hat, kann man jedes Wochenende ein Rennen fahren. In Deutschland ist der Ruf des Radsports wegen der Dopingfälle ruiniert. Das öffentlich- rechtliche Fernsehen berichtet nicht mehr live von der Tour de France. Doch die Fans finden, dass es jetzt Strafe genug ist. deutsche Teilnehmer In Deutschland wird der Radsport ja niedergemacht. Das muss man auch mal sagen. Natürlich gibt es in jedem Land Dopingsünder und in jeder Sportart. Die Favoriten belauern sich: der Schweizer Fabian Cancellara und Lokalmatador Tom Boonen. Für einen Ausreißversuch ist es noch zu früh. Plötzlich stürzt ein Fahrer am Rande des Feldes. "Aua", durchzuckt es den Fernsehkommentator. "Das sieht böse aus". Atmo Fernsehkommentar Dat ziet er niet goed uit. Ik denk dat dat over is en een van de grote favorieten in de wedstrijd moet..... Fabian Cancellara ist in voller Fahrt gegen einen Bordstein gestoßen. Der Arzt ist schon zur Stelle. Atmo Da ligt hij in het midden van de weg. De absolute topfavoriet. Arme Jongens. Arme Cancellara. Ein demoliertes Fahrrad wäre schnell zu ersetzen ... anders als bei den Hobbyfahrern. Tim 2010 habe ich es nicht ganz zu Ende gebracht. Da ist das Schaltwerk ins Laufrad geraten und hat meine Fahrt jäh beendet. Da musste ich in den Bus einsteigen und wieder zurück. Atmo Unterwegs Abfahrt von Berg Tim Wenn man stürzt, ist das Rad sowieso... irgendwas ist immer hin, ob es der Lenker ist, ob es ein Schaltgriff ist. Axel Vor allem, wenn es nass ist, dann wird es richtig gefährlich. Ich habe ja auch schon meine Erfahrungen gemacht mit Stürzen. Auch hier auf Kopfsteinpflaster. Ich habe hier in Oudenaarde auch schon im Krankenhaus gelegen 2007. Axel Ich bin nicht zum Sturz gekommen wegen des Kopfsteinpflasters, sondern weil sich eine Schraube an meiner Bremse gelöst hat. Ich weiß nicht, ob durch das Gerüttel. Jedenfalls hat die Bremse dann das Vorderrad blockiert. Und dann bin ich abgestiegen. Unfreiwillig. Axel Da bin ich gestürzt und habe mir einen Knochenabriss an der Hüfte geholt. Das war nicht angenehm. Aber das gehört wohl dazu. Axel Meine Freundin macht sich zum Beispiel jedes Mal Sorgen, wenn ich in Belgien bin bei den Kopfsteinpflasterklassikern. Aber sie steht hinter mir. Rik Vanwalleghem Radrennen spiegelt das Leben wider und alles, was in einem Menschen steckt, Gutes und Schlechtes. Nach zweihundert Kilometern bist du völlig fertig und nicht mehr diplomatisch. Dann sagst du, was du denkst: "Ich hätte gewinnen können, verdammte Scheiße." Axel ins Diktiergerät Die letzte Verpflegungskontrolle ist geschafft. Ich bin ziemlich im Arsch. Meine Erkältung macht mir mehr zu schaffen, als ich bis jetzt dachte. Ich bin auch froh, wenn gleich alles vorbei ist. Zirka 40 Kilometer noch. Axel ins Diktiergerät Von Tim ist im Moment nichts zu sehen. Ich werde jetzt an der letzten Kontrolle nicht mehr warten, sondern mich allein auf den Weg machen, um die letzten Kilometer zu fahren. Atmo Fernsehkommentar ...we zijn met deze Ronde van Vlaanderen nog niet thuis .... laatste keer de Kwaremont ...Terpstra alleen ...Boonen die een opening zucht Nur noch einer der Favoriten ist übrig. Während sein Teamkollege sich gerade abzusetzen versucht, lauert Tom Boonen im Hauptfeld. Rik Vanwalleghem Was sich da alles im Feld abspielt .... das ist griechische Tragödie, Hollywood, Soap. ... da gibt es Netzwerke, offene Rechnungen, alles, was sich für ein großes Epos eignet: Treue, Freundschaft, Mut, Durchsetzungsvermögen, Fallen und Wiederaufstehen. Rik Vanwalleghem Gibt es etwas Schöneres, um darüber zu schreiben, als Radrennen? Nimm zum Beispiel Schwimmen. Das Element ist Wasser. Und, sorry, Wasser bleibt Wasser. Ein Fußballfeld... Gras bleibt Gras. Was soll man darüber schreiben? Aber Radrennen ist fantastisch. Steigungen, Kurven, Asphalt, Schotter, Regen und so weiter. Und dann das Nomadische ... das ist ja eine Karawane ... weg von Zuhause. Die Tour de France. Das ist ein anderer Planet. Und Fußball: Auswärtsspiel ... und anschließend schnell wieder zurück nach Hause. Axel ins Diktiergerät Bin eben über die Ziellinie gefahren für die Radprofis morgen, die endlose neue Ziegerade mit strammen Gegenwind. Wer da morgen im Spurt das Rennen entscheiden will, darf nicht zu früh im Wind stehen. Und ich bin jetzt froh in Oudenaarde zu sein. Atmo en de spanning nemt toe hier in Oudenaarde. Een Italiaan of Tom Boonen?.... Auf den Fernsehbildern können die Zuschauer, die das Geschehen auf einer Großbildleinwand am Ziel verfolgen, sich fast schon selbst erkennen. Nur noch wenige hundert Meter. Drei Fahrer, die sich vom Feld gelöst haben, belauern sich gegenseitig. Die Italiener Balan und Pozzato und Publikumsliebling Tom Boonen. Er hat das Rennen schon zweimal gewonnen. "Jetzt kann er unsterblich werden," ruft der Kommentator. Atmo Sprecher am Ziel Wie begint de spurt als eerste en deze Ronde van Vlaanderen. Pozzato of Boonen? Pozzato of Boonen? Pozzato of Boonen? Tom Boonen... Tom Boonen wint zijn derde Ronde van Vlaanderen. Kein Endspurt, keine Sieger und Verlierer, keine offizielle Zeitnahme. Der Empfang für Axel und die anderen Hobbyfahrer ist wesentlich unspektakulärer. Atmo am Ziel Axel am Ziel Na ja, das war jetzt meine achte Teilnahme. Aber ich war noch nie so froh am Ziel zu sein. Aber es hat auch Spaß gemacht. Atmo Sprecher teilt die Teilnehmerzahl mit 15343 Teilnehmer waren in diesem Jahr dabei. Seit Stunden trudeln sie ein und so wird es bis in die späten Abendstunden weitergehen. Noch fehlt Tim. Axel am Ziel Bei Kilometer 100 war er ziemlich flott unterwegs, und am Koppenberg war er auch noch vor mir, aber danach nicht mehr. Schließlich entdeckt Axel seinen Freund in einem Pulk ankommender Fahrer. Tim ist gut durchgerüttelt... Tim am Ziel Das war mehr Kopfsteinpflaster als sonst, oder? ... und blass um die Nase. Tim am Ziel Nach dem Koppenberg war ich so ein bisschen tot. Atmo Sprecher am Ziel Stimmen drunter Axel ins Diktiergerät Der Ordnung halber noch: 8 Stunden 30 Fahrzeit, einen knappen 28er Schnitt. Bei den Windverhältnissen kann ich zufrieden sein, trotz Erkältung. Aber ich war wirklich noch nie so froh, am Ziel zu sein, wie dieses Mal. 2