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Doch wenn es regnet und stürmt, wenn Nebel und Dunkelheit auf dem Moor herrschen, dann glaubt man leichter den Legenden von kopflosen Reitern und gespenstischen schwarzen Hunden, die des Nachts umgehen. GERÄUSCH Eulenruf ERZÄHLERIN Es wird berichtet vom Beast of Bodmin Moor, vom Beast of Exmoor. Schon vor Jahren, bei meinem ersten Besuch in der Gegend, hat man mir von dem rätselhaften "Ungeheuer" erzählt. Immer wieder einmal soll es gesichtet worden sein, doch es existieren keine greifbaren Beweise, keine Fotos. Das fand ich damals schon spannend. Inzwischen ist einige Zeit vergangen. Die Zeitungen haben weiter von Menschen berichtet, die - bei Tag oder bei Nacht - ein rätselhaftes schwarzes Tier gesehen haben wollen. Unter ihnen befinden sich kurzsichtige alte Damen und spät heimkehrende Zecher, nicht die zuverlässigsten Zeugen. Andererseits haben auch Bauern, Tierärzte und Polizisten dem "Ungeheuer" Auge in Auge gegenübergestanden. Sie können sich doch nicht alle geirrt haben. Die Sache lässt mich nicht mehr los. Ich beschließe, mich selber auf die Suche nach dem Untier im Moor zu machen. Als erstes sammle ich Hintergrundinformationen. Mit dem "Beast of Exmoor" hat sich niemand eingehender beschäftigt als Nigel Brierly. Und zwar von Anfang an. Nigel Brierly We didn't know what they were... SPRECHER Auf einem benachbarten Hof wurden immer wieder Schafe gerissen, aber niemand wusste, ob von Hunden oder einem anderen Tier. Alle möglichen Leute kamen - Großwildjäger aus Afrika versuchten, das Tier zu erschießen. Aber sie hatten kein Glück. Dann kam die Armee, und eine Zeitlang hockte hinter jedem Gebüsch ein Soldat mit dem Gewehr im Anschlag. Die Armee war der Meinung, die Schafe würden von verwilderten Hunden gerissen, aber niemand schien damals genau zu wissen, was dahinter steckte. ...nobody seemed to find out what it was, at that time. ERZÄHLERIN Nigel Brierly und seine Frau Doreen leben in einer alten Schule. Das Haus steht einsam auf einem Hügel. Man schaut weit ins Land. Das Wohnzimmer befindet sich ganz oben unter den schrägen Dachbalken. Bei meinem Besuch herrscht stürmisches Wetter; das alte Haus ächzt und knarrt wie ein Schiff auf hoher See. Aber als damals das Ungeheuer umging, war es Sommer und windstill, sodass man andere Geräusche gut ausmachen konnte, besonders nachts, wie sich Doreen Brierly erinnert. Doreen Brierly I heard it calling outside... SPRECHERIN Ich konnte es vom Schlafzimmerfenster aus rufen hören. Das Geräusch schien aus ziemlicher Entfernung zu kommen, aber wegen der vielen Hügel hier war es schwierig, die Richtung auszumachen. Es war mitten in der Nacht, aber ich konnte nicht anders. Ich musste aus dem Bett springen und zum Klavier laufen und so lange suchen, bis ich den Anfangs- und den Endakkord gefunden hatte und den Ruf nachspielen konnte. ...where it ended and how it went up GERÄUSCH Tierruf auf Klavier ERZÄHLERIN Man konnte es hören, und am anderen Tag die Schafe sehen, die es in der Nacht gerissen hatte - aber was war das rätselhafte Es? Nigel Brierly empfiehlt mir einen zuverlässigen Augenzeugen, den Landwirt John Milton. MUSIK Emain, Track 11 ?The Road to Rock? John Milton My son and I were going off to a machinery sale... SPRECHER Mein Sohn und ich waren unterwegs nach Cambridge, um Landmaschinen zu kaufen. Wir brachen immer so gegen drei Uhr morgens auf, um rechtzeitig anzukommen. Wir waren auf der Landstraße, kurz vor der Hauptstraße, als ich vor uns im Scheinwerferlicht ein Paar großer grüner Augen sah. Das Tier drehte sich um, und ich konnte sehen, dass es dunkelgrau bis schwarz war. Es hatte einen langen Schwanz und bewegte sich nah am Boden. Es bewegte sich wie eine Katze. Die Straße ist auf beiden Seiten von einer Buchenhecke gesäumt, ungefähr einen Meter sechzig oder siebzig hoch. Dieses Tier machte einen Satz, einen einzigen Sprung und war über die Hecke. Ich sah es springen, und mir war klar, dass dies kein einheimisches Tier war. Ich habe mein ganzes Leben hier verbracht. Das war kein Fuchs und kein Dachs, das konnte man an diesem Sprung sehen. Es war eine verdammt große Katze. ...it was a hell of a large cat. ERZÄHLERIN John Milton bewirtschaftet einen großen Hof. Seit über einem Jahrhundert befindet er sich im Familienbesitz. In der guten Stube tickt eine altmodische Standuhr, das Mobiliar ist schwer und solide, aus dunklem Holz. An einem dicken Eichenbalken über dem Kamin hängen polierte Messingbeschläge vom Pferdegeschirr, die im einfallenden Sonnenlicht wie Gold glänzen. Eine pechschwarze Hauskatze schläft zusammengerollt auf einem Stuhl. Plötzlich setzt sie sich auf, gähnt und zeigt ein rosa Mäulchen voller nadelspitzer weißer Zähne. "Eine verdammt große Katze war das damals", wiederholt John Milton. Er wirkt nicht so, als würde er in der Dunkelheit eine große Hauskatze mit einem schwarzen Panther verwechseln. Und er ist bei Weitem nicht der einzige Engländer, der eine Begegnung der katzenhaften Art erlebt hat. Die Zahlen sind beeindruckend. Allein im vergangenen Jahr sind in ganz Großbritannien über 2000 Großkatzen gesichtet worden: Von Spaziergängern, Autofahrern, Landwirten, sogar von Polizisten. Zwei Drittel der Augenzeugen beschreiben genau wie John Milton schwarze Großkatzen: Panther? Pumas? Jaguare? Wie kann das sein, mitten im dicht besiedelten England? Aber ganz unmöglich ist es nicht. Bis in die siebziger Jahre hinein galt es als schick, sich möglichst exotische Haustiere zu halten, darunter auch Raubkatzen. 1976 wurde jedoch ein Gesetz erlassen, das die Privathaltung solcher Tiere verbot. Manche Besitzer haben damals vielleicht klammheimlich ihre Lieblinge in einer möglichst unbewohnten Region ausgesetzt - zum Beispiel auf dem Hochmoor. Auch Nigel Brierly hält das für die wahrscheinlichste aller Erklärungen. Nigel Brierly There may be, say, half a dozen species... SPRECHER Es sind eventuell fünf oder sechs verschiedene Arten unterwegs, manche größer, manche kleiner. Von den größeren - Pumas, Panther, Jaguare - hat noch nie jemand einen Kadaver gefunden. Aber wenn beispielsweise ein Bauer eine solche Großkatze erschießen sollte, wird er sie wohl stillschweigend vergraben, um jedes Aufsehen zu vermeiden. Um welche Art es sich bei den schwarzen Raubkatzen handelt, weiß niemand genau. Ein Puma ist einfach zu identifizieren, er ist braun und hat Abzeichen am Maul. Mit den schwarzen Katzen ist es ein bisschen schwieriger. ...but with the black ones it's a bit difficult. MUSIK Emain, Track 11 ?The Road to Rock? ERZÄHLERIN Unwillkürlich fange ich an, mich bei meinen Moorspaziergängen wachsam umzusehen - nur für den Fall, dass mir im Gebüsch eine schwarze Raubkatze auflauert. Genau das, hatte Nigel Brierly gesagt, sei vor einigen Jahren der Landwirtin Mary Rawle passiert, die in der Einöde des Hochmoors ihren Hof bestellt. GERÄUSCH Auto ERZÄHLERIN Gemeinsam fahren wir sie besuchen: Auf engen Straßen, die sich durch die grünen Hügel schlängeln, von Erdwällen und stacheligen Hecken eingefasst, so dass man kaum über die eigene Windschutzscheibe hinaus blicken kann. Wir winden uns bergauf, hoch und immer höher, bis wir die letzte Hecke hinter uns gelassen haben. Wir haben die Hügelkuppe erreicht; um uns herum erstreckt sich in alle Richtungen das Moor. Goldgelbe Gräser neigen sich, der Wind schüttelt das Auto, als wäre es ein Strauch voller reifer Haselnüsse. An den Bäumen, die hier oben wachsen, lässt sich seine Kraft ablesen: Er hat sie unerbittlich geformt, so dass sie nun alle in eine Richtung geneigt sind, vorgebeugt wie alte Weiblein im Märchen. Geduckt in einer Senke jenseits der Hügelkuppe liegt die Farm von Mary Rawle. Ein kleiner Bach fließt über den Weg, erweitert sich zu einer großen Pfütze, in der Enten und Gänse planschen. GERÄUSCH Enten ERZÄHLERIN Das Haus ist alt, gebaut aus unregelmäßigen Feldsteinen, und weiß getüncht. Im Garten wachsen Blumen und blühende Sträucher wild durcheinander, verwunschen und schön. Mary Rawle ist weißhaarig, sehr aufrecht, das Gesicht runzelig wie ein Bratapfel, die Augen darin blau und klar. Mary Rawle It was about June time, and I was riding... SPRECHERIN Es war im Juni, ich war auf dem Pferd mit meinen Schäferhunden unterwegs, um bei den Schafen nach dem Rechten zu sehen. Es war ganz früh an einem Sonntagmorgen, ich werde das nie vergessen. Alles war ganz still. Und plötzlich sah ich da in einer Mulde, an einer sumpfigen Stelle, aus dem Schilf zwei spitze Ohren hervorlugen, und mir wurde schlagartig klar, dass ich vor mir das Tier hatte, das in der Gegend so viele Schafe gerissen hatte. Es war nicht weit weg, hundert Meter vielleicht. Dann sah es mich, sprang auf und rannte mit großen Sätzen davon. Es war ein wunderschönes Tier mit einem schwarzen Fell, das in der Sonne glänzte. Unterm Kinn hatte es einen weißen Fleck. An der Bewegung konnte man sehen, dass es kein Hund war. Es hatte auch einen langen Schwanz. Ich habe noch nie ein Tier mit einem so schönen, samtigen Fell gesehen. Es war wirklich wunderschön. Ich werde das nie vergessen. ...one of those things you never forget. MUSIK Rig-a-jig-jig: Dance music of the south of England, Track 10 ?Napoleon march? GERÄUSCH Windsausen, Vogelgesang, Krähenrufe, Schafe, Schritte ERZÄHLERIN Es ist ein sonniger, windiger Tag. Mary Rawles Beschreibung folgend finde ich bald die Stelle, wo sie damals das spitzohrige schwarze Tier gesehen hatte. Ich bewege mich vorsichtig durch hohe Gräser und Heidekraut, aber natürlich lauert heute keine große Katze im Schilf. Ich gebe die Suche auf und wandere zurück zum Bauernhof. Noch nagt ein Zweifel an mir: Wenn im Moor tatsächlich Raubkatzen wild leben, warum hat dann noch nie jemand eine gefangen? Warum ist noch nie ein Kadaver aufgetaucht? Mary Rawle hat darauf eine Antwort: Mary Rawle But then, it's so funny we never find anything... SPRECHERIN Es ist schon komisch, dass man nie ein totes Tier findet. Aber wissen Sie, hier auf dem Moor gibt es Hunderte von Rehen, und man findet nie ein totes Reh. ...and you never see a dead one. ERZÄHLERIN Ich bin nun wild entschlossen. Ich will das "Ungeheuer" selber sehen. Nigel Brierly bietet an, mir die besten Stellen auf der Landkarte zu zeigen. Er selbst zieht heute nicht mehr auf Ungeheuerjagd. Allein möchte ich aber auch nicht gehen. Ich stelle mir vor, wie ich des Nachts lauernd im Gebüsch sitze, und am nächsten Tag neben meinen abgenagten Knochen die Spuren eines Panthers gefunden werden. Es muss Begleitung her. Ein Experte. Oder vielleicht eine Expertin. Ich frage bei Merrily Harpur an, die das North Devon-Großkatzenregister verwaltet. Sie heißt mich in ihrer alten, pittoresken Bauernkate am lodernden Feuer willkommen. Merrily Harpur Eighty percent of the cats are black... SPRECHERIN Achtzig Prozent aller Großkatzen, die hier gesichtet werden, sind schwarz. Das müssten also entweder Jaguare oder Panther sein, keine andere Raubkatzenart. Die gängige Theorie lautet ja, dass es sich um entlaufene Tiere aus Zoos oder von privaten Haltern handeln soll. Ich glaube das aber nicht. Es ist noch nie jemandem gelungen, eine dieser Raubkatzen einzufangen. Und niemand hat je einen Kadaver gefunden. ...and bodies would have turned up. ERZÄHLERIN Das ist sehr interessant, sage ich. Wie lautet Ihre Theorie? Merrily Harpur I think that they are creatures from another dimension... SPRECHERIN Ich bin der Meinung, dass es sich um Wesen aus einer anderen Dimension handelt. Ich glaube, dass es Daimonen sind. Nicht Dämonen, sondern Daimonen. Der platonische Philosoph Iamblichos hat Daimonen als Wesen beschrieben, die zwischen uns, den Menschen, erdgebundenen, fleischlichen Geschöpfen, und den Göttern stehen. ...earthly, material existance and the gods. ERZÄHLERIN Das ist ... wirklich sehr interessant, wiederhole ich und versuche, eine einigermaßen intelligente Miene aufzusetzen. Was sage ich als nächstes? Ich muss mir schnell etwas einfallen lassen, bevor ich hysterisch zu kichern anfange. Ich frage Merrily Harpur nach ihrer ersten Begegnung mit einer Großkatze - Pardon, mit einem Daimon. Merrily Harpur I saw what I think could have been one... SPRECHERIN Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ich habe tatsächlich einen gesehen - ich war nachts mit dem Auto unterwegs und sah ungefähr 200 Meter vor mir ein katzenhaftes Tier. Es war etwa so groß wie eine Dogge, aber es war kein Hund und auch kein Reh. Ich war fasziniert, bin näher herangefahren und habe das Auto angehalten, aber da war das Tier schon weg. Meine Begegnung mit ihm war also eher faszinierend und rätselhaft, nicht Ehrfurcht einflößend, wie es von manchen anderen Menschen empfunden wird. Ich glaube deshalb, dass ich nicht zum Kreis der Auserwählten zähle. ...don't consider myself one of the select crowd. ERZÄHLERIN Ich setze ein - hoffentlich - neutrales Lächeln auf und verabschiede mich. Da gehe ich doch lieber allein ins Moor. MUSIK Rig-a-jig-jig: Dance music of the south of England, Track 17 ?The Irish Washerwoman? ERZÄHLERIN Vor diesem Schicksal bewahrt mich der Britische Großkatzen-Forschungsverein, der mir Christopher Johnson empfiehlt. Mr. Johnson verbringt fast jedes Wochenende auf der Suche nach den rätselhaften schwarzen Katzen. Und er glaubt nicht an die vierte Dimension. Wir verabreden uns auf Bodmin Moor. Christopher Johnson Over the years, there's been more sightings... SPRECHER Hier sind in den letzten Jahren mehr Raubkatzen gesichtet worden als sonst irgendwo. Genau hier, wo wir jetzt stehen, hat man neulich zwei schwarze und eine hellbraune Katze gesehen. Aber ich habe heute früh mit einem Mann aus der Gegend gesprochen. Er hat mir erzählt, dass auch noch andere Großkatzen beobachtet wurden. Das kommt hier so oft vor, dass es gar nicht mehr gemeldet wird. Die Leute haben sich einfach daran gewöhnt, dass die Katzen unterwegs sind. GERÄUSCH Schritte und Regen ERZÄHLERIN Als erstes gehen wir zum Fluss. Es regnet. Wir stapfen in Gummistiefeln, mit hochgeschlagener Kapuze und eingezogenem Kopf, am Ufer entlang. Christopher Johnson I was looking for tree scratchings... SPRECHER Ich halte hier zum Beispiel nach Kratzspuren an den Bäumen Ausschau. Raubkatzen markieren ihr Gebiet mit solchen Kratzspuren oder hinterlassen sie beim Krallenschärfen. An diesem Baum verläuft eine Kratzspur, aber sehen Sie, die Kratzer laufen den gesamten Stamm hinauf. Sie stammen nicht von einer Katze. Auch auf Pfotenabdrücke sollten wir achten, vor allem im weichen Schlamm direkt am Ufer. Ich habe hier in der Nähe schon Tatzenspuren gefunden. ...I've seen some not too far from here. GERÄUSCH Schritte und Regen ERZÄHLERIN Wir stapfen weiter. Spuren finden wir keine. "Früher", erzählt Christopher Johnson, "habe ich jedes Wochenende erwartet, dass mir ein Puma oder ein Panther über den Weg läuft. Das war natürlich nicht so, und ich war dann jedes Mal enttäuscht. Jetzt fahre ich einfach zum Wochenende aufs Land, genieße die frische Luft und die Landschaft: Wenn ich darüber hinaus noch Spuren oder dergleichen finde, sehe ich das quasi als Bonus an.? Er finde es einfach schön, draußen in der Natur zu sein, sagt er. Der Regen rauscht nur so auf uns herab. Der Pfad am Ufer ist schlammig und glatt. Der Fluss fließt schnell. Die Strömung scheint stark zu sein. Das Wasser ist schlammig braun. Hin und wieder streckt ein Baum eine kunstvoll verdrehte Wurzel aus, so als hoffe er, unsere Neugier damit zu Fall zu bringen. "Ich bin hier schon ein paar Mal ins Wasser gefallen", berichtet Christopher Johnson munter. Ich weiß nicht recht, ob ich seine Begeisterung bewundern oder gar teilen soll. Christopher Johnson I think it might be best if we go up... SPRECHER Ich glaube, wir sollten jetzt als Nächstes hinauf aufs Moor fahren und uns dort umsehen. Hier in der Gegend wurde früher viel nach Zinn geschürft, da oben gibt es noch alte Schächte und Höhlen, da kann sich eine Raubkatze gut verstecken. ...caves and quarry for it to hide out. ERZÄHLERIN Doch erst einmal kehren wir im letzten Café vor dem Hochmoor ein, um uns für die kommende Expedition zu stärken. Und nicht nur das. Christopher Johnson The café here keep a log book... SPRECHER Das Café hat ein Logbuch. Man kann hierher kommen und melden, dass man eine Großkatze gesehen hat; das kommt dann alles ins Buch. Sie können darin die Augenzeugenberichte der letzten Jahre komplett nachlesen. Wenn ich in der Gegend bin, fahre ich immer als erstes hier in das Café und sehe nach, ob jemand wieder etwas gesehen hat. Hier, diese beiden Berichte sind interessant. "Große schwarze Katze, die über eine Mauer gesprungen ist... definitiv keine Hauskatze." ...definitely not a house cat. ERZÄHLERIN Solchermaßen angespornt wickeln wir uns wieder in Regenmantel, Schal und Gummistiefel und gehen hinaus aufs Moor. GERÄUSCH heulender Wind ERZÄHLERIN Das Wetter ist nicht besser geworden. Dichte Regenschleier hängen über den rotbraunen Hügeln. Um uns herum heult und pfeift der Wind. Innerhalb weniger Minuten sind wir triefend nass. Der Regen wird vom Wind fast waagerecht übers Land geschickt. Er kriecht unter die Kapuze, schiebt einem nasskalte Finger in den Kragen, in die Ohren. Selbst in Gummistiefel weiß er vorzudringen. Mir ist, als wäre ich in voller Montur baden gegangen. Irgendwo hier draußen auf dem Moor ist ein Panther unterwegs, ein Puma, ein Leopard, ein Daimon aus der vierten Dimension, eine geisterhafte schwarze Katze, das Ungeheuer vom Moor. Das will ich sehen, wenn ich mich schon bei diesem Schauerwetter hinauswage. Triefend stapfen wir voran. Aus dem Nebel vor uns ragen gespenstische Gestalten. Beschwörend heben sie die Arme. Ich schaue genauer hin. Es sind vom Wind verkrüppelte Bäume, deren Äste im Sturm schwanken. Oder als Bäume getarnte Geister, genau lässt sich das nicht ausmachen. "Als ich letzten Sommer hier war", erzählt Christopher Johnson, "bin ich einmal morgens bei strahlendem Sonnenschein aufgebrochen, doch dann hat es plötzlich zu regnen angefangen, gehagelt und gestürmt." So richtig ermutigt fühle ich mich nicht. Wenn es hier schon im Sommer hagelt und stürmt, fängt es jetzt womöglich gleich zu schneien an. Einstweilen heult der Wind und schleudert aus vollen Händen Regentropfen wie kleine Geschosse. Mitunter müssen wir uns umdrehen und rückwärts laufen, so scharf prasseln sie uns ins Gesicht. Ich stelle mir vor, dass in einer Höhle windgeschützt und trocken ein Panther sitzt und grinsend beobachtet, wie wir pitschnass und frierend umherirren. "Vielleicht haben wir Glück und finden ein totes Schaf", sagt Christopher Johnson aufmunternd. "Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass hier eine Raubkatze unterwegs ist." Der Regen läuft mir in kalten Rinnsalen den Rücken hinab. Ich habe alles Gefühl in Fingern und Zehen verloren. Meine Nase ist eiskalt und fällt bestimmt gleich ab. Ich will kein totes Schaf finden. Ich will ein heißes Bad, einen großen Kakao mit viel Whisky, eine Massage und trockene Kleider. Nach einer weiteren halben Stunde geben wir uns schließlich geschlagen und treten den Rückzug an. MUSIK England-Ireland. Scotland-Wales, Track 2 ?Sherpherd?s Song? GERÄUSCH Sturmheulen, von innen ERZÄHLERIN Wir kehren wieder im Café am Hochmoor ein, wo uns die Bedienung mit einer Mischung aus Mitleid und Argwohn einlässt. Was sie denkt, kann man ihr am Gesicht ablesen: Welche Irren gehen bei diesem Hundewetter auf dem Moor wandern? Ich ziehe mich auf die Damentoilette zurück: wringe meine nassen Beinkleider aus, kippe das Wasser aus den Gummistiefeln und ziehe mich um. Noch nie zuvor war mir bewusst, dass trockene Kleidung die wahre Glückseligkeit darstellt. In der Zwischenzeit hat uns Christopher Johnson eine große Kanne Tee bestellt. GERÄUSCH Café, Tee einschenken ERZÄHLERIN Vor dem Fenster tobt das Wetter. Wir trinken viel heißen Tee. Von innen hört sich das Sturmheulen direkt gemütlich an. Christopher Johnson erzählt von den Großkatzen in seinem Leben. Christopher Johnson From a young lad at school... SPRECHER Ich habe mich bereits in der Schule für Raubkatzen und Haie und Ufos und das Ungeheuer von Loch Ness interessiert. Als ich dann zum ersten Mal von diesen Katzen im Moor hörte, war das für mich die ideale Kombination, rätselhafte Raubkatzen. Jetzt faszinieren mich aber die Katzen selbst, ich bin richtig besessen davon. Man sieht sie nicht oft, aber manchmal kann ich ihre Anwesenheit spüren; da besteht eine gewisse Verbindung. Und ich bin mir sicher, dass ich bisweilen ganz nah an einer Raubkatze vorbeigegangen bin. ...but I didn't see it. ERZÄHLERIN Ich frage Christopher Johnson, ob er heute auch die Anwesenheit einer verborgenen Raubkatze gespürt hat. Zum Glück verneint er. Manchmal, fügt er tröstend hinzu, spürt er die Raubkatze nicht nur, sondern bekommt sie auch zu Gesicht. Christopher Johnson I went for a walk... SPRECHER Ich war spazieren und hatte natürlich mein Fernglas mit. Und auf einmal sah ich durch das Fernglas am Waldrand eine Bewegung. Es war ein Tier mit einem großen Kopf und durchdringenden Augen. Es begann, den Kopf langsam hin und her zu bewegen. Da wusste ich, dass ich einer Großkatze gegenüber stand. Ich konnte sie ungefähr eine Minute lang beobachten, dann verschwand sie. Etwa eine halbe Stunde später ging ich mit dem Bauern, dem das Land gehört, an der Stelle nachsehen. Und wir fanden am Flussufer große Tatzenabdrücke. ...big prints by the water's edge. ERZÄHLERIN Als wir wieder trocken sind und uns gründlich aufgewärmt haben, ist es draußen glücklicherweise schon fast dunkel. Für heute geben wir die Katzenjagd auf. Morgen ist auch noch ein Tag. Ich fahre in meine Pension, die wunderbar abgelegen auf dem wilden Moor liegt. MUSIK Pink Panther?s, Track 3 ?Fever? GERÄUSCH Wind im Fenster ERZÄHLERIN Der Regen hat inzwischen aufgehört, doch der Sturm pfeift noch immer über die Hügel. So richtig genießen lässt er sich am besten, wenn man im warmen Bett liegt und das Fenster einen Spalt weit offen steht. Mein Handy klingelt. Christopher Johnson berichtet aufgeregt, dass heute früh eine Frau ganz in der Nähe eine große schwarze Katze mit vier Jungen gesehen hat. Wir verabreden, am nächsten Morgen gleich nach dem Frühstück der Sache nachzugehen, und ich verspreche, auch schon beim Joggen die Augen offen zu halten. Dann döse ich weiter und erfreue mich daran, alle meine zehn Zehen wieder spüren zu können. GERÄUSCH Pumaschrei ERZÄHLERIN Ich fahre auf. War das der Wind? Ein Traum? Der lose Keilriemen eines vorbeifahrenden Autos? Ich fliege ans Fenster und versuche, mit den Augen die Dunkelheit zu durchbohren. Bin ich einem verliebten Kater auf den Leim gegangen, oder sollte ich eben tatsächlich den Schrei des Ungeheuers vernommen haben? Ich höre vor lauter Konzentration beinahe auf zu atmen. GERÄUSCH Wind im Fenster ERZÄHLERIN Vergeblich. Es ist nichts weiter zu hören als das Sausen des Windes im Heidekraut, nichts zu sehen als tintenschwarze Nacht auf dem Moor. Nicht einmal der Mond ist so zuvorkommend, sein Licht über die Landschaft zu gießen; kein Stern funkelt am Himmel. Nichts. Ich erwäge, mir mehrere Pullover überzuziehen, eine Taschenlampe zu leihen und mich hinaus ins Dunkel zu stürzen, dem Ungeheuer auf den Fersen. Und sehe mich bis zum Hals im Sumpf stecken. Oder mit gebrochenem Bein im Wald liegen, während ein Paar glühender grüner Augen immer näher kommt. Eine rege Fantasie ist manchmal gar nicht praktisch. Christopher Johnson könnte ich anrufen, aber inzwischen ist es ein Uhr nachts geworden. Vielleicht habe ich mir das Geräusch auch nur eingebildet? Ich bleibe weiter zweifelnd, hoffend am Fenster sitzen. Schließlich gebe ich auf und gehe wieder ins Bett. MUSIK England-Ireland. Scotland-Wales, Track 7 ?Welsh Ballad? ERZÄHLERIN Natürlich sehe ich am Morgen beim Joggen außer Matsch, Brennnesseln und Brombeerranken nichts, noch nicht einmal ein totes Schaf. Aber dann hat Christopher Johnson mir etwas zu erzählen. Christopher Johnson It was about half twelve last night... SPRECHER Ich bin in der Nacht gegen halb eins aufgewacht. Da war ein Geräusch draußen, das ich noch nie zuvor gehört hatte. Es klang definitiv wie ein Katzenschrei. Es war sehr aufregend, ich habe dann noch eine Stunde lang am Fenster gesessen und gehofft, draußen etwas zu sehen. ...to see if I could see anything. ERZÄHLERIN Aufgeregt holen wir die Wanderkarte heraus und stellen fest, dass meine Pension am Seeufer nur etwa anderthalb Kilometer von Christopher Johnsons Hotel entfernt liegt. Die Straße führt um den See herum. Per Luftlinie beträgt die Entfernung nur etwa achthundert Meter. Womöglich haben wir zur gleichen Zeit dieselbe Raubkatze schreien gehört. Christopher Johnson ist sich sicher, dass es ein Puma gewesen ist. Er empfiehlt mir ein Fachbuch, in dem ich später nachlese: ?Der Puma gibt ein lang gezogenes Heulen von sich. Der erste Laut ist gemeinhin der deutlichste, während der letzte langsam aushaucht, wobei man fast glaubt, dass der Puma neben einem steht. Sein Heulen klingt wie ein lang gezogenes U-U-U-UH!, dreimal hintereinander. Ist es ein Weibchen, so gleicht der Schrei dem eines Kindes in höchster Not. Tatsächlich ruft der Schrei des Pumas in der Nacht mehr Nervosität hervor als eine Begegnung mit dem Tier am helllichten Tag.? Eine Begegnung mit dem Tier am helllichten Tag ist genau das, was uns vorschwebt. Uns beide hat das Jagdfieber gepackt. Und dann ist da auch noch die Augenzeugin. Christopher Johnson A local nurse two mornings... SPRECHER Eine Krankenschwester aus der Gegend hat die letzten beiden Tage morgens auf dem Weg zur Arbeit eine große schwarze Raubkatze mit vier Jungen beobachtet! Wir sind ganz in der Nähe. Sie hat sie im alten Steinbruch gesehen. Dort gibt es viele Höhlen, die einen idealen Unterschlupf für die Jungen bieten. Mal sehen, ob wir da noch näher heran kommen können. ...get a bit closer to that area. MUSIK Pink Panther?s, Track 1 ?Pink Panther Theme? GERÄUSCH Zweite Expedition. Krähen, Rabe, Dohlen, ab und zu eine Amsel, Rotkehlchen, Matschschritte ERZÄHLERIN Glücklicherweise ist das Wetter heute besser. Es weht noch immer ein frischer Wind, doch am Himmel ziehen weiße Wolken, dazwischen etwas Blau, hin und wieder schaut auch die Sonne hervor. Der Steinbruch liegt am Ende einer wenig befahrenen Landstraße. Am besten kommt man zu Fuß dorthin, querfeldein. Wir stapfen einen matschigen Pfad entlang, vorbei an einer Herde Kühe, klettern über einen Zauntritt, eine Vorrichtung aus ein paar Brettern über Kreuz. Christopher Johnson There's a print, and it wasn't... SPRECHER Hier ist ein Pfotenabdruck, aber der sieht ziemlich verwischt aus. Er ist auch eher klein, aber es sind ja auch Junge gesichtet worden. Vielleicht ist das der Abdruck eines Pumajungen. Und hier ist etwas Dung. Der könnte von einem Fleisch fressenden Tier stammen. Die haben festeren Dung als Pflanzenfresser. Hier sind auch noch weitere Pfotenabdrücke, aber leider sehr verwischt. ...but they're not too clear. ERZÄHLERIN In der Nacht hat es wieder geregnet. Schwer zu sagen, wie alt die Spuren sind. Sollten wir tatsächlich einem halbwüchsigen Puma auf der verwischten Fährte sein? Christopher Johnson geht langsam weiter, vornüber gebeugt, die Augen auf den Boden geheftet, um sich ja keine Einzelheit entgehen zu lassen. Christopher Johnson So we're going in the right direction... SPRECHER Jedenfalls sind wir in der richtigen Richtung unterwegs. Die Spuren werden deutlicher. Sehen Sie, hier ist noch ein Abdruck, auch wieder ein kleiner... ...It's quite small again. ERZÄHLERIN Der Weg wird matschiger, aber wir nehmen es gar nicht mehr wahr. Noch ist der Steinbruch einen guten Kilometer entfernt, und schon haben wir greifbare Anhaltspunkte! Wir spekulieren, dass sich hier oben auf dem Weideland, unter grasenden Kühen und Schafen und wildlebenden Kaninchen, gut die Jagdgründe der Pumas befinden könnten. Im verlassenen Steinbruch wird die Raubkatze samt Anhang unbehelligt leben können. Hier oben gibt es leichte Beute. Christopher Johnson Some droppings, let's try and... SPRECHER Hier ist wieder Dung. Den wollen wir mal ein bisschen genauer unter die Lupe nehmen. Sehen Sie hier, jede Menge Haare. Und hier, Knochenstückchen. Ich kann nicht hundertprozentig sagen, dass das von einer Großkatze stammt, aber es sieht jedenfalls sehr interessant aus. ...but it certainly looks interesting. ERZÄHLERIN Voller Begeisterung beugt er sich über seinen Fund und unersucht ihn genau. "Schauen Sie nur!" wiederholt er freudestrahlend. "Pumas putzen sich, genau wie Hauskatzen, daher kommen die Haare. Und die Knochenstückchen stammen von Beutetieren, das ist ganz typisch für Katzendung." Auf den zweiten Blick kann ich den Hinterlassenschaften im Gras allerdings weniger abgewinnen. Christopher Johnson stochert fasziniert darin herum und macht ein Foto. "Wunderbar", sage ich höflich und gehe ein paar Schritte zur Seite. Mir ist ein bisschen flau im Magen geworden. Da möchte ich fast lieber ein totes Schaf finden. Noch ein Foto, dann steckt Christopher Johnson die Kamera weg und richtet sich auf. Die Jagd geht weiter. MUSIK Pink Panther?s, Track 2 ?The Pink Panther Theme? GERÄUSCH Schritte und Wind, gelegentlich erzählt Christopher Johnson etwas ERZÄHLERIN Der Pfad schlängelt sich um goldgelb blühenden Stechginster, durch lila Farnkraut. Hin und wieder lässt sich im Schlamm ein undeutlicher Pfotenabdruck ausmachen. Wir schauen uns beim Gehen um: Sollte der Puma etwa im Gebüsch sitzen und uns beobachten? Ist vielleicht gerade die ganze Familie auf der Jagd? Wir entdecken eine Vertiefung im Erdboden, eine kleine Höhle, die ein überhängender Busch halb verdeckt. "Ein gutes Versteck für Raubkatzen", urteilt Christopher Johnson, klettert unverzüglich hinab und reckt suchend den Oberkörper in die Dunkelheit. Wie soll ich seiner Witwe erklären, was passiert ist, wenn ihm jetzt das Pumaweibchen den Kopf abbeißt? Aber außer nassem Laub und Schafkötteln findet sich nichts. Erst als wir schon fast das nächste Weidegatter erreicht haben, machen wir wieder eine Entdeckung. Christopher Johnson Print. That's a dog print... SPRECHER Hier ist wieder ein Pfotenabdruck. Der stammt von einem Hund. Sehen Sie, er ist oval. Katzen haben runde Pfoten. Und hier kann man sehen, wo sich die Krallen eingedrückt haben. Katzenfährten haben fast nie sichtbare Krallenabdrücke, weil alle Katzen, auch Raubkatzen, ihre Krallen beim Laufen einziehen. Die Krallen drücken sich nur dann ab, wenn die Katze schnell läuft oder abspringt. Es war der deutlichste Abdruck, den wir bisher hatten. Das zeigt uns, dass wir Hundespuren gefolgt sind, dass hier ein Hund entlang gekommen ist. ...dogs coming through here. ERZÄHLERIN "Aber wir haben ja noch den Dung", versuche ich ihn zu trösten. GERÄUSCH Tor wird geöffnet, Schritte ERZÄHLERIN Wir sind nun auf einer schmalen Landstraße unterwegs, die auf beiden Seiten von Erdwällen und hohen Hecken eingefasst ist. Die Hecken sind durchweg so hoch, dass ich nicht sehen kann, was sich auf der anderen Seite befindet. Christopher Johnson There've been loads of... SPRECHER Im Laufe der Jahre sind auf solchen Straßen immer wieder Großkatzen gesichtet worden. Augenzeugen berichten, dass die Katze von der einen Seite über die Hecke auf die Straße springt, einen Augenblick stehen bleibt, dann mit einem Satz die Hecke auf der anderen Seite überspringt. Das kommt immer wieder vor. ...there've been many like that. ERZÄHLERIN Der Steinbruch ist nicht mehr weit. Die Straße führt jetzt an einer Mauer aus Feldsteinen entlang. Die Steine sind fast nicht mehr zu erkennen, so sehr ist die Mauer mit Moos und lang herab hängenden, silbergrauen Flechten bewachsen. Ein schöner, unheimlicher Anblick. Noch ein paar Jahre; ein Jahrzehnt vielleicht, überlege ich, dann wird sie ganz von der Natur verschluckt. Jenseits der Mauer liegt unebenes Weideland, eine kleine Baumgruppe, jenseits des nächsten Zauns grasen Schafe. Christopher Johnson holt das Fernglas aus der Tasche. Christopher Johnson Just a shadow down there... SPRECHER Ich habe da unten in der Hecke einen Schatten gesehen. Ich will nur eben nachschauen, um sicherzugehen. Was ist das? Da ist etwas Schwarzbraunes, das sieht aus wie ein ? nein, das ist nur ein Baumstumpf. ...I think it's a tree stump. ERZÄHLERIN Falscher Alarm. Wir gehen weiter. Christopher Johnson wirft noch einen letzten Blick zurück. Christopher Johnson It's gone! Just disappeared... SPRECHER Jetzt ist es weg! Einfach verschwunden. MUSIK Pink Panther?s, Track 18 ?Malibu Remix? ERZÄHLERIN Der Baumstumpf war kein Baumstumpf. Irgendwo auf einem Baum sitzt jetzt der Puma und lacht sich ins Fäustchen. Aber das ist uns egal. Wir wissen, was wir beinahe gesehen haben. Wir suchen den Steinbruch ab und sind nicht überrascht, als wir dort nichts finden. Schlammbespritzt, frierend, triumphierend machen wir uns auf den Rückweg. Wir sind dem Ungeheuer im Moor begegnet, und es hat sich als würdiger Gegner erwiesen. GERÄUSCH Pumaheulen MUSIK Pink Panther?s, Track 18 ?Malibu Remix? 22 1