Deutschlandradio Kultur Länderreport Schillers Locken und Kafkas Gabel - In der Schatzkammer des Deutschen Literaturarchivs Marbach - Autor Matthias Kußmann Red. Claus-Stephan Rehfeld Sdg. 25.10.2012 - 13.07 Uhr Länge 17.16 Minuten Zitate Oliver Grimm (1'23") Moderation Wenn vom deutschen Literaturgedächtnis guthin die Rede ist, kommt man schnell auch auf das Literaturarchiv Marbach zu sprechen. Dort werden nicht nur Handschriften, Bilder und Bücher gesammelt, sondern auch sogenannte "Erinnerungsstücke". Mit dem Reliquienkult früherer Jahrhunderte hat das nichts gemein, man geht vor eine paar Schiller-Haaren nicht mehr ins Knie. Auch nicht vor dem Taufkleid von Thomas Mann oder dem Schreibzeug Mörikes oder dem Zylinder des Philosophen Jaspers. Aber irgendwie strahlen sie doch einen seltsamen Reiz aus, der nichts mit dem von Handschriften gemein hat. Warum dem so ist und was da noch in Marbach liegt und was es uns erzählen kann - Matthias Kußmann wird es uns sagen. -folgt Script Beitrag- Script Beitrag Geräusch: Tippen auf alter Schreibmaschine. Döblin: Meine Damen und Herren! Nach einer ausgedehnten Ferienreise trete ich nun wieder vor dieses Mikro, und habe "Kritik des Tages" zu sprechen. Was soll ich anfangen, anfassen? Welchen Tag, welche Tage? Autor: 1946 begründet Alfred Döblin, hier im seltenen Originalton, beim Südwestfunk die Reihe "Kritik der Zeit". Er kommentiert Aktuelles aus Alltag, Kultur und Politik und will helfen, ein neues, besseres Deutschland aufzubauen. Der Autor des legendären Romans "Berlin Alexanderplatz" lebt in Mainz und sieht, wie sich Deutsche und Franzosen langsam wieder näherkommen. Noch ist er optimistisch. Döblin: Der Rhein ist in diesen Jahren derselbe geblieben, aber an seinen Ufern hat sich einiges geändert, und nicht nur an den Straßen der Stadt. Die Menschen hier verhalten sich anders, sind anders zueinander, mir scheint: besser. Früher war es recht schwierig für sie, für beide, Deutsche und Franzosen, beim besten Willen miteinander in Kontakt zu kommen und sich zu verstehen, einander näherzurücken. Und das war ja zu begreifen, ein fürchterlicher Schatten stand zwischen ihnen und man konnte sich seiner nicht erwehren ... Autor: Kurz zuvor ist der jüdische Autor nach zwölf Jahren Exil aus den USA nach Deutschland zurückgekehrt - im Gepäck eine kleine Reiseschreibmaschine. Sie befindet sich heute in der sogenannten "Schatz- kammer" des Deutschen Literaturarchivs Marbach, in einem klimatisierten Bunker unter der idyllischen Schillerhöhe. An einer Wand steht ein großer Stahlschrank mit verschiedenen Schreibma- schinenmodellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Eine Augenweide für Sammler - doch sie sind vor allem literarisch-historische Dokumente. Davidis: Hier zum Beispiel die Schreibmaschine, die Alfred Döblin hinterlassen hat. Sie ist nicht nur als techni- sches Gerät interessant, sondern auch als Dokument seines Exils und seiner Rückkehr aus dem Exil. Erstens ist es eine Kofferschreibmaschine, die man also mit sich tragen kann, das ist für einen Exil- autor ja nicht unwichtig ... Autor: ... sagt Michael Davidis, langjähriger "Herr der Dinge" in Marbach. Dieser Tage geht er in den Ruhestand. Davidis: Und zweitens ist es ein englisches Modell, aber es hat eine französische Tastatur, Sie sehen hier die Tasten mit den Accents. Döblin kam ja als französischer Besatzungs-Offizier zurück nach Deutschland, und das ist eben ein Dokument seiner Verbindung zu Frankreich. Autor: Döblin war 1933 vor den Nationalsozialisten in die Schweiz, dann nach Frankreich geflohen. 1936 wurde er französischer Staatsbürger. Nach dem Krieg bat ihn die Militär-Regierung im französisch besetzten Sektor Deutschlands, dort als Kultur-Offizier nach dem Rechten zu sehn. Zitator: Ich hatte eine begrenzte Aufgabe, nämlich Werke der Belletristik, Lyrik, Epik und Dramatik zu lesen und meine Ansicht über ihren ästhetischen Wert, auch ihre Haltung (...) kurz niederzulegen. Ich konnte mich so, innerhalb gewisser Grenzen, über den Geisteszustand des Landes orientieren. Und nachträglich kann ich sagen, zu dieser ersten Begegnung mit den Resten der aus der Kriegszeit hinter- bliebenen Literatur, und mit der ersten keimenden neuen: Es war eigentlich zum Verzagen. Autor: Enttäuscht von der restaurativen Politik der jungen Bundesrepublik, verbittert über seine Isolierung und die Missachtung seiner Bücher, geht Döblin erneut ins Exil. 1953 zieht er nach Paris. An den befreundeten Theodor Heuss schreibt er: Zitator : Ich kann nach den sieben Jahren, jetzt, wo ich mein Domizil in Deutschland wieder aufgebe, mir resümieren: Es war ein lehrreicher Besuch, aber ich bin in diesem Land, in dem ich und meine Eltern geboren sind, überflüssig. Autor: Die Marbacher Schreibmaschinensammlung reicht bis in die jüngste Vergangenheit - und findet dort auch ihr Ende. Davidis: Dieser "Atari" stammt aus dem Besitz von F.C. Delius, der letztes Jahr den Büchner-Preis gekriegt hat. Er ist einer derjenigen Autoren, die schon sehr früh am Bildschirm gearbeitet haben und nicht mehr mit der Schreibmaschine. Das wird für das Archiv zunehmend ein Problem werden, denn es ist nicht einfach, dann die verschiedenen Stadien des Schreibens nachzuverfolgen. Man bekommt vielleicht künftig keine Typoskripte mehr, sondern Festplatten von den Autoren ... Geräusch: Schreiben auf Computertastatur. Autor: Das Deutsche Literaturarchiv wurde 1955 eröffnet - in Marbach, der Geburtsstadt Friedrich Schillers, wo zuvor schon das Schiller-Museum residierte. Das Archiv dokumentiert die deutschsprachige Literatur von der Aufklärung bis heute. Die Sammlung umfasst Verlags-Archive, etwa von Cotta oder Suhrkamp, sowie Nachlässe von Schriftstellern, Philosophen und Gelehrten: Bücher, Manuskripte, Briefe, Fotos - und, in der "Schatzkammer", auf vielen Regalmetern, Gegenstände ihres Lebens: Schillers Mokkatasse, Thomas Manns Taufkleid, Mörikes Tintenfass. Ein Zylinder von Karl Jaspers, eine Medaille des schreibenden Marathonläufers Günter Herburger, eine Gartenschaufel von Barbara Frischmuth, und und und. Mal repräsentativ, mal banal - aber jedes Ding hatte seinen Platz in einem Autorenleben und damit seine Geschichte. Davidis: Schillers Uhr würde man natürlich immer für wichtig halten. Sie ist geheiligt schon durch ihre Reliquiengeschichte über die vielen Jahrzehnte weg. Während die Armbanduhr eines jetzigen Autors dann interessant wäre, wenn er in seinem Werk auf sie Bezug nehmen würde, wenn er ein ganz besonderes Verhältnis zur Zeit hätte. Da würde man jetzt immer überlegen: Was ist wirklich bezeichnend für den Betreffenden? Wir bemühen uns fast immer um Schreibwerkzeuge, das ist ja klar, oder andere beruflich spannende Objekte, aber nicht unbedingt um alltägliche Gebrauchsgegenstände, wie sie jeder hat. Da es in der letzten Zeit ja immer mehr um Vorlässe und immer weniger um Nachlässe geht, sprechen wir natürlich auch mit den Schriftstellerinnen und Schriftstellern, was ihnen wichtig ist, was sie der Nachwelt unbedingt überliefern wollen im Archiv. Autor: Noch vor zehn Jahren waren literarische Ausstellungen oft langweilig. Vitrinen mit aufgeschlagenen Büchern, Manuskripten, Briefen und ellenlangen Erklärungen - also Bleiwüsten. Es war verpönt, persönliche Gegenstände von Autoren zu zeigen, sie galten als anekdotisches Beiwerk: "Was sagt die Mütze von Brecht über seine Dramen?" Inzwischen hat sich herumgesprochen, dass Dinge Geschichten erzählen können. Davidis: Es gibt in Weimar eine große Ausstellung, "Weimarer Klassik, Kultur des Sinnlichen", wo man aus der Lebens- und Wirkungsgeschichte der Autoren Gegenstände zeigt, an denen vieles deutlich wird, was man textuell nur sehr umständlich beschreiben könnte. Wir gehen von den Dingen aus und erklären die Lebensgeschichte anhand der Dinge. Das ist allgemein, man könnte sagen, im "Trend" der Museumswelt. Autor: Gerade heute, wo es angeblich keine Gewissheiten mehr gebe, alles nur noch "virtuell" sei, gibt es eine Renaissance der Dinge. Der Berliner Kunsthistoriker Peter Geimer beschäftigt sich seit Jahren mit dem Verhältnis von Mensch und Ding. Sein Forschungsgebiet nennt er lakonisch "Reliquien, Reste, Zeugs". Geimer: Die Dinge sind nicht einfach nur passive Objekte, die uns zur Verfügung stehn, sondern die Dinge sind auch aktiv. Sie können ihren Dienst verweigern, sie können mitspielen. Sie haben Biografien, das ist eine Formulierung, die man heute häufig findet, auch im Bereich der Wissenschaftsgeschichte, da gibt es Bücher, die heißen "Biografien" wissenschaftlicher Objekte. Man ist eigentlich - zu Recht, finde ich - ein bisschen abgekommen von der Vorstellung: Der Mensch ist der Hauptakteur und kann den Objekten seinen Stempel aufpressen und die sind nur wie Wachsformen und müssen diesen Abdruck aufnehmen. Sie setzen uns auch etwas entgegen ... Autor: ... wenn sie denn echt sind. Überall war von dem Kunstfälscher Beltracchi die Rede, anklagend oder bewundernd. Doch wer spricht von den gefälschten Locken von Schillers Haupt? In der Marbacher Schatzkammer gibt es gleich sechs verschiedene Schillerlocken - naja, sogenannte Schillerlocken ... Davidis: Hier ein Medaillon mit Haaren Schillers. Hier sagen uns neuere Untersuchungen, dass nicht jede Schillerlocke eine wirkliche Schillerlocke ist. Sie stammen laut den letzten Untersuchungen von min- destens fünf verschiedenen Personen ... Selbst wenn hier ein Zertifikat des Sohnes von Schiller dabei ist - auch er kann sich getäuscht haben. Es geht aber dabei nicht darum, wirklich die Authentizität zu beweisen, sondern eher den Kult sich vorzustellen, der im 19. Jahrhundert mit den Genies getrieben wurde ... Heute sieht man die Dinge nicht mehr als Reliquien - man kniet nicht nieder vor "der Tasse, aus der er getrunken hat" -, sondern als sozialgeschichtliche Quelle: Was hatten sie für Möbel, was hatten sie für Gegenstände, waren die reich oder arm, die Leute? Autor: Michael Davidis sieht die Objekte eher rational, ohne falsche oder echte Ehrfurcht. Der Ding-Forscher Peter Geimer dagegen beharrt auf einer gewissen Aura mancher Gegenstände: Geimer: Eine Schreibfeder von Adalbert Stifter, ein Stück der Korktapete von Marcel Proust - diese Dinge haben eine bestimmte Aufladung und ich halte das auch für legitim. Natürlich kann man immer sagen, man sieht den Objekten das nicht an. Das ist ja auch ein Teil der Wirkung dieser auratischen Dinge: Man sieht einem Objekt nicht an, dass Person X oder Person Y dieses Objekt besessen hat. Trotzdem ist es aber Teil der Aura dieser Objekte! Autor: Und was, wenn der Besitzer nicht Person X oder Y gewesen wäre, sondern, sagen wir ... Adolf Hitler? Geimer: Ich hab mal vor langer Zeit auf einem Flohmarkt in einer westdeutschen Kleinstadt einen Stand gesehen von einer alten Frau, da war mehr oder weniger nur Gerümpel ausgestellt, ein verrosteter Dosenöffner ... Zwischen diesen Dingen stand ein Zahnputzglas und in diesem Zahnputzglas eine Zahnbürste - und dann eine mit krakeliger Handschrift auf eine Papptafel geschriebene Aufschrift: "ADOLF HITLER SEINE ZAHNBÜRSTE - 1000 MARK." Autor: Des Führers Bürste ... Geimer: Die Verkäuferin hat offenbar versucht, diesem wertlosen Ding durch diese Inschrift eine historische Aura und historische Authentizität zu geben. Das ganze Umfeld machte es sehr unwahrscheinlich, dass wir hier tatsächlich Hitlers Zahnbürste vor uns haben, weil der ganze Rest offenbar wirklich Gerümpel war. Trotzdem gibt es keinen Beweis, es könnte theoretisch Hitlers Zahnbürste gewesen sein! Ich finde, dass dieses Beispiel sehr schön zeigt, wie labil dieses Verhältnis zwischen den Dingen und dem, was wir ihnen zuschreiben, ist. Sie können aufgeladen werden, aber diese Aufladung kann ihnen auch jederzeit wieder entzogen werden, wenn sie sich zum Beispiel als Fälschungen erweisen ... Autor: Womit wir bei Franz Kafka und seiner Gabel sind. Sie hat vier Zinken, trägt die Prägung "F. Kafka" und ist jetzt in einer Marbacher Ausstellung über die Literatur der Moderne zu sehen. Kafka soll die Gabel 1911 in einem Wirtshaus beim Kartenspielen verloren haben; auf verschlungenen Wegen gelangte sie zu ihren heutigen Besitzern. Davidis: Kafkas Gabel ist 20 Cent wert, wenn Sie sie als verzinktes Blech auf dem Flohmarkt kaufen sollten. Wenn sie aber wirklich von Kafka ist, ist sie natürlich mehr wert. Die mussten wir aber glücklicherwei- se nicht kaufen, die ist Dauerleihgabe der Besitzer. Autor: So hat uns Franz Kafka Weltliteratur hinterlassen - und eine Gabel. Doch auf seltsame Weise passt das zu diesem von Zweifeln gequälten hageren Mann, der unter Magenproblemen litt und dessen Text "Ein Hungerkünstler" von einem Mensch handelt, der sich zu Tod hungert ... Zitator: ... "weil ich nicht die Speise finden konnte, die mir schmeckt. Hätte ich sie gefunden, glaube mir, ich hätte kein Aufsehen gemacht und mich vollgegessen wie du und alle." Das waren die letzten Worte, aber noch in seinen gebrochenen Augen war die feste, wenn auch nicht mehr stolze Überzeugung, dass er weiterhungere. Geräusch: Alte Schreibmaschine. Autor: Die Gabel von "F. Kafka" ... Wer kann sicher sagen, dass sie wirklich von Franz Kafka stammt, und nicht von irgendeinem Friedrich oder Ferdinand Kafka? Leichter ist es für die Marbacher mit Nachlässen von Zeitgenossen. 2006 starb in Heidelberg die große Lyrikerin Hilde Domin. Ihr schriftlicher Nachlass wird jetzt in Marbach gesichtet, und auch in der Schatzkammer gibt es Dinge von ihr. Alle sehr würdig, Schreibgeräte, persönliche Erinnerungsstücke ... Und dann, plötzlich, in diesen heiligen Hallen - eine Shampoo-Flasche. Aus Plastik! "Timotei Haarshampoo". Große Verwirrung. Herr Davidis, übernehmen Sie! Davidis: Wenn ich das jetzt wüsste. Das muss, das muss ja zu Hilde Domin gehören. Da müsste ich erst recher- chieren, warum das aufgehoben worden ist. Normalerweise könnte man sowas ja sehr gut wegwerfen ... Autor: Dass der "Herr der Dinge" nicht jedes seiner zahllosen Schäfchen kennt - geschenkt. Auch der Länderreporter war nicht so clever, die Flasche aus dem Regal zu nehmen und einfach umzudrehen. Denn da steht die Lösung des Rätsels, wie später herauskam. Sie lautet: Zitator : Windgeschenke Die Luft ein Archipel / von Duftinseln. / Schwaden von Lindenblüten / und sonnigem Heu, / süß vertraut, / stehen und warten auf mich / als umhüllten mich Tücher, / von lange her / aus sanftem Zuhaus / von der Mutter gewoben. // Ich bin wie im Traum / und kann den Windgeschenken / kaum glauben. / Wolken von Zärtlichkeit / fangen mich ein, / und das Glück beißt / seinen kleinen Zahn / in mein Herz. Autor: Ausgerechnet die Kapitalismus-kritische Hilde Domin hat offenbar Werbung gemacht. Oder hat sie ihr Gedicht den Managern von Timotei kostenlos überlassen - geschmeichelt, in vielen Badezimmern gelesen zu werden? Ein spannender Fall. Wir berichten weiter. Geräusch: Tuuut, ausfahrendes Schiff aus Hafen. Autor: Dieser Länderreport hat mit einer Exil-Geschichte begonnen und endet auch mit einer - doch diesmal geht sie gut aus. Michael Davidis stellt in der Marbacher Schatzkammer einen kleinen, alten, etwas lädierten Koffer auf den Tisch. Davidis: Zu diesem Koffer gibt es eine ganz wunderbare Entdeckungsgeschichte. Als ich vor 10 Jahren mit meinem Kollegen Gunter Nickel eine große Ausstellung ausschließlich aus Erinnerungsstücken hier in Marbach vorbereitet habe - das war die Initialzündung für viele weitere Ausstellungen dieser Art auch anderswo, wir haben damals ausschließlich Sachzeugnisse präsentiert -, fehlte uns noch ein Stück, das das Exil symbolisieren sollte. Ich sagte zu meinem Kollegen: Es wäre doch schön, wir hätten einen Koffer, der relativ klein ist, um zu signalisieren, dass viele wenig Objekte mitnehmen konnten. Der Koffer sollte aber seine Geschichte wirklich verraten und nicht neutral aussehen, dass man was dazu erzählen muss. Und es wäre gut, der Koffer würde von einer Frau stammen, denn Frauen waren in der Ausstellung noch unterrepräsentiert. Mein Kollege sagte, "Den wirst du dir selber basteln müssen", und ich sagte, "Warte mal..." Autor: Das Warten lohnte sich. 14 Tage später wurde Davidis zu einem Kollegen gerufen. Der hatte gerade in Wien zwei Objekte von der hochbetagten Schriftstellerin Elisabeth Freundlich erhalten - darunter tatsächlich der gewünschte Koffer: Davidis: Der stand auf dem Tisch, ich sah ihn und sagte, den hab ich bestellt und jetzt ist er geliefert worden! Elisabeth Freundlich ist einen Tag nach dem Selbstmord von Walter Benjamin über die Pyrenäen ge- flohen, mit diesem Koffer, 1940 - um über das letzte Schlupfloch, das es damals gab, nämlich Lissa- bon, nach New York zu fahren: Sie sehen hier auf dem Koffer den Aufkleber dieser Passage, der portugiesischen Schifffahrts-Gesellschaft nach New York. Dort heiratete sie den Philosophen Günter Anders und kehrte mit ihm 1950 nach Europa zurück, mit einer amerikanischen Schifffahrts- Gesellschaft - das ist dieser Aufkleber. So dass Sie hier auf ein und demselben Koffer die Emigration und Remigration anschaulich verfolgen können ... Geräusch: Tuuut, einfahrendes Schiff in Hafen. -ENDE Beitrag- MOD Schillers Locken und Kafkas Gabel. In der Schatzkammer des Deutschen Literaturarchivs Marbach stöberte Matthias Kußmann herum. Morgen dann im Länderreport ab 13.07 Uhr : Die Energiewende in den Kommunen. Wie sehr setzen Städte und Gemeinden auf erneuerbare Energien? Am Mikrofon verabschiedet sich von Ihnen Claus Stephan Rehfeld. -ENDE Ablaufplan-