COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport vom 26.02.2010 Landgang. Brandenburg. - Moderator: Claus Stephan Rehfeld - Autor Axel Flemming Beitrag 1 - 2'42" / Beitrag 5 - 2'32" Matthias Biskupek Beitrag 2 - 2'21" Oliver Kranz Beitrag 3 - 2'17" / Beitrag 6 - 2'22" Claus Stephan Rehfeld Beitrag 4 - 3'38" Red. Claus Stephan Rehfeld Sdg. 26.02.2010 - 13.07 Uhr Länge 21.32 Minuten LIZENZ MUSIK Haindling LC 00116 Vivaldi & vier Jahreszeiten BMG 8276 61219 2 daraus: Haindlings Frühlingsthema 2'48" Moderation (in vorproduzierter Sendung) -folgt Script Sendung- Script Sendung M 01 Haindling REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen Moderator Herzlich willkommen zum Landgang. Brandenburg ruft und wir sind da. Als Reiseleiter vom Dienst begrüßt Sie Claus Stephan Rehfeld. REGIE Musik kurz frei & unter Moderator legen Der typische Brandenburger. Er ist edel, hart, rahmig und warmblütig. Eleganter Kopf, große Augen. "Der Hals ist gut aufgesetzt und hat ein leichtes Genick." Seine Schultern, lesen wir, "sind schräg, gut und stark bemuskelt." Rücken elastisch, Schweif setzt gut an. "Die Beine des Brandenburgers sind korrekt ... Der Brandenburger erreicht ein Stockmaß von 165 cm." Der Rasse "stehen viele Vorurteile entgegen", aber er hat ja "ein dickes Fell". Nun ja ... E 01 Jodeln E 06 (Frau) "Mit Jodeln habe ich nichts am Hut." (Mann) "Wir meckern lieber." Damit haben die Beiträge heute irgendwie alle zu tun im Landgang Brandenburg. M 02 Haindling Krause, Brandenburg Moderator Die Krause-Männer im Landstrich Brandenburg. Er heißt Horst, ist Dorfpolizist, fährt altes Motorrad mit Beiwagen, darin sitzt Vera, seine Schäferhündin. Wird es kritisch, langt Krauses Horst zur Boulette. Oder er geht mal undienstliche Wege. Wie zum Beispiel in "Dettmanns weite Welt". So ist er, der Polizeihauptmeister Krause. Und wie nun ist der Brandenburger? Also wie brandenburgisch ist denn nun Krause? Krause, Brandenburg / Flemming- 2'42" G 01 Musik Polizeiruf alt, darauf: AUT Am ersten Einsatz von Horst Krause als Polizist hatten einige Zuschauer etwas auszusetzen, heißt es. Ein so molliger Polizist sei in der DDR völlig unglaubwürdig. Damals, 1988, trat Horst Krause als Leutnant Rolf Schön in der beliebten Serie "Polizeiruf 110" auf. G 02 Musik Polizeiruf neu, darauf: AUT Heute spielt Horst Krause Horst Krause, den Dorfpolizisten Horst Krause aus Brandenburg im "Polizeiruf", in dem die Dienstgrade seit der Wende nicht mehr militärisch sind. E 02 (Frau) " Nette Gegend hier, muß ich sagen." (Krause) "Nischt gegen Brandenburg." E 03 (Dresen) "Der Polizist Horst Krause aus dem Krimi, mit dieser Eierschale auf dem Kopp. Ich hab mit Horst aber selber schon in zwei Filmen gedreht." AUT ... sagt Andreas Dresen, der in Potsdam wohnt. Krause ein typischer Brandenburger? Nein, sagt der Regisseur: E 04 (Dresen) "Nee, dis glaub ich nicht. Der typische Brandenburger, ich weiß nicht, wie der aussehn soll. Das ist dann eher das Klischee des tumben Dorfpolizisten. Also ich glaube, da gibt es eine ganze Reihe anderer Typen in Brandenburg. Das ist ein lustiger Charakter, ein sehr spezieller Charakter, aber der typische Brandenburger, glaube ich, sieht doch ein bisschen anders aus." AUT Krause spielt nicht nur an der Seite von Jutta Hoffmann oder Imogen Kogge sondern auch als so genanntes Spinoff. Mittlerweile gibt es zwei Filme: "Krauses Fest" und "Krauses Kur", in denen der Polizeihauptmeister etwas privater dargestellt wird. E 04 (Mann) "Schultze gets the Blues." (Krause) "Schultze ... Schultze ... Schultze ..." AUT Geboren wurde Horst Krause am 18. Dezember 1941 in Bönhof, das war in Westpreußen. 1947 siedelte seine Mutter mit ihm und den vier älteren Geschwistern nach Ludwigsfelde, südlich von Berlin, um, ein Jahr später kehrte sein Vater aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft zurück. Fast ein echter Brandenburger. E 05 (Schwarz) "Kommt der eigentlich von hier? Ich glaube, der kommt von hier. Nee, der typische Brandenburger ist er nicht, dazu ist er zu dick. Paar Kilo weniger. Nicht, wolln mal sagen: dünne gerade, aber ein paar Kilo weniger wäre der richtige Brandenburger. Für en richtigen Brandenburger ist er doch zu dick." AUT Polizeiruf-Kollege Jaecki Schwarz ist aber nicht davon überzeugt, dass Krause ganz typisch für Brandenburg ist: E 06 (Schwarz) "Krause ist ja manchmal ein bisschen stupid, also kommt er ja rüber. Ich glaube, ganz so stupid ist der Brandenburger auch nicht. Er ist von allem ein bisschen zu viel. Er ist ein bisschen zu langsam und ein bisschen zu dick." -ENDE Krause/Flemming- M 02 Haindling Gipfelsturm, Brandenburg Moderator Die Berge rufen. Berge gibt es gar viele in Brandenburg, also auch Almhütten und Almdudlerpartys. Während letztere vor allem dem Fernseher, dem neuzeitlichen Lagerfeuer für Daheimgebliebene, vorbehalten bleiben, rücken wir in einer landestypischen Almhütte enger zusammen und lauschen beim knisternden Lagerfeuer den feurig vorgetragenen Erlebnissen eines sächsischen Gipfelstürmers hier in Brandenburg. Ja, ja, Brandenburger Gipfelsturm. Allerdings heute ohne das legendäre Echo der hiesigen Bergwelt. Die Berge rufen / Biskupek- 2'21" G 01 Feuer, knisternd REGIE Geräusch kurz frei & durchgängig unter Autor legen AUT Mögen die Louis Trenkers und Reinhold Messners von Ihren Gipfelsturmerlebnissen schwadronieren - wir berichten von den zerklüfteten Höhen Brandenburgs. Natürlich gibt es in dieser wildromantischen Landschaft Achttausender die Menge - allerdings der Länge nach. Man berechnet den Brandenburger Tschomolungma am besten in der Horizontalausdehnung. Weit über 8.612 ellenlange Meter muss man überwinden, steigt man mit trockener Kehle von der Schwarzen Kuhle über den Langer Grund zum Finstern Platz am Eckigen Stein empor, bis man im Herzen der Märkischen Schweiz steht. Märkische Schweiz, wie markerschütternd das klingt. Dort ragt er majestätisch auf: Der Krugberg. Über ewigen Kiefernwipfeln ist Ruh. Ein 121er! Siebzigmal die eigene Größe überwinden. Das heißt Gipfelsturm in Brandenburg. In mancher Hütte auf der windumtosten Höhe gibt es nur noch das Ewige Fruchteis. Sauerstoff wird knapp, wenn man in Ronnys Raucherecke sich verschnaufen muss. Und die brandenburgischen Bergführer benötigen Wodka und Korn als Treibstoff. Furchterregend sind sie alle, auch die Namen der einheimischen Größen, die kaum ein Fremder besteigt. Der Pimpinellenberg hinter Oderberg. Die Kahle Glatze bei Guben. Babbener Berge und Kesselsberg, Brandberg und Teufelsberg, allesamt Hundertfünfziger. Geht man mit Todesverachtung dann bis an seine menschlichen Grenzen, also über die Zweihundertvollmetergrenze hinaus - dann steht man allerdings in Feindesland. Die höchste Erhebung Brandenburgs ist die Heidehöhe mit 201,4 Meter. Leider müssen wir auf dem Gipfelkreuz lesen: Als eigenständiger Berg zählt die Heidehöhe nicht zu Brandenburg, da der höchste Gipfel in Sachsen liecht. REGIE Geräusch kurz frei & weg -ENDE Gipfel/Biskupek- M 02 Haindling Jodeln, Brandenburg Moderator Wir waren Ohrenzeuge. In Brandenburgs Verkehrsmitteln oder Einkaufstagesstätten wird gelegentlich gejodelt. Nicht ganz so oft wie daheim, wenn der Fernseher jodelt, aber immerhin. Wir vermuteten hartgesottene Bajuwaren hinter dem Einkaufsregal oder auf dem Tram-Sitzplatz, aber keine Lederhose ward zu sehen. Im Musikunterricht des Flachlandes wird Jodeln nicht gelehrt, haben wir es also mit einer neuen Tradition hierlands zu tun? Fragen über Fragen, wir baten um Aufklärung. Jodler / Kranz - 2'17" E 01 Jodeln REGIE kurz frei & unter Autor legen AUT Jodeln klingt nur richtig gut, wenn es durchs Gebirgstal hallt. REGIE Jodler kurz frei & abrupt weg (oder ausjaulen lassen) AUT Brandenburg ist flach, viel zu flach. Hat aber viele Berge, jedenfalls laut Landkarte. Doch die sind - brandenburgisch mental gesehen - zu flach, viel zu flach. E 02 (Frau) "In Norddeutschland, da redet man nicht viel, da singt man auch nicht viel." AUT Wortkarg wie ein Bergbewohner: der Brandenburger. Und dennoch. Bitte, Herr Professor Dr. Wolfram Seidner. (flüsternd) Er war mal Leiter der Phoniatrischen Abteilung der Berliner Charité, weiß als Bescheid. E 03 (Seidner) "Jeder Mensch ist im Grunde in der Lage einen Jodelschlag zu erzeugen." AUT Schön. E 04 (Seidner) "Bloß wie es so im Leben ist: Die einen sind geschickter, die anderen sind weniger geschickt in der Handhabung ihrer Stimme." AUT Nicht schön. E 05 Jodelschule AUT Jodeln kann man auch im Flachland lernen, sagen Experten. Doch dem sturen Brandenburger scheint dafür irgendwie die innere Bereitschaft zu fehlen. E 06 (Frau) "Mit Jodeln hab ich nichts am Hut." (Frau) "Kann ich nicht, nie gelernt. Ich probier es auch nicht." (lacht) (Mann) "Wir meckern lieber." AUT Jodeln. E 07 Handy-Jodler REGIE kurz frei AUT Da. Haben Sie es gehört? E 08 (Frau) "Ich glaube, man kann nur jodeln, wenn man besoffen ist." AUT Stimmt nicht! Ich rufe Sie noch mal an. Sie haben doch auch diesen Handy-Klingelton! E 09 Handyton REGIE kurz stehen lassen, dann leise zum Übersprechen E 10 (Seidner) "Man hat einfach akustische Signale über verschiedene Gebirgshöhen übermittelt. Was man sich da mitgeteilt hat, das ist sehr unterschiedlich. Da ging's um Kampfeinsätze, da gings um Familientreffen oder so etwas." E 11 Jodler AUT Na bitteschön. So gesehen ist Jodeln auch in Brandenburg durchaus sinnvoll. Die Schwiegermütter könnte ihren Besuch ankündigen, der Autofahrer vor einer Radarfallen warnen, der Bergsteiger vor einer Lawine. E 12 (Mann) "Ne Theorie ist: Wenn man etwas melodischer meckert, dass dann Jodeln rauskommt. Wäre ne Möglichkeit." -ENDE Jodeln/Kranz- M 02 Haindling+ Birnbaum, Brandenburg Moderator "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland / Ein Birnbaum in seinem Garten stand ..." - wir alle kennen das Gedicht, haben es gebimst und dabei übersehen, worauf wir nun mit der Nase gestupst werden: Kam der Herr wirklich aus dem Havelland? Eine Ballade, das mussten wir lernen, der Autor Fontane, kein Adliger, sondern mit großem F geschrieben und zusammen: Fontane, das wollten wir uns merken. Der olle Ribbeck - ein gütiger märkischer Landjunker, kein geiziger Herrscher, das imponierte uns schon in der Schule. Doch wir übersahen ein Fragezeichen: Stammt derer von Ribbeck tatsächlich aus dem Havelland? Wir, also Sie daheim, nehmen ein Blatt Papier, einen Bleistift, den Telefonhörer und Frau Wierling beim Wort. Ribbeck / Rehfeld E 01 (Wierling) "Genau." SPR Wenn ich das noch nicht geteilte Blatt betrachte, dann ist das welches Sprachgebiet? E 02 (Wierling) "Das noch nicht geteilte Blatt ist das Märkische." SPR Wir teilen das Blatt durch eine Linie in zwei Hälften. E 03 (Wierling) "Hmmm!" SPR In die obere Hälfte schreiben wir Neuruppin rein. E 04 (Wierling) "Ja." SPR In die untere Hälfte schreiben wir dann Ribbeck. E 05 (Wierling) "Genau." SPR Genau. E 06 (Wierling) "Genau, das ist das Zentralmärkische. Und die obere Hälfte mit Neuruppin ist das Nordmärkische." SPR Genau. Nun hat uns der Herr Ribbeck durch den Herrn Fontane nicht allzu viel Sprachmaterial gegeben. Wir haben ein paar Substantive drin ... E 09 (Wierling) "Junge, Dirn, Beer und (als Synonym dafür Birn) und lütt als Adjektiv allerdings." SPR Junge? E 14 (Wierling) " ... und lütt, ein Adjektiv." SPR So, dann fangen wir mal mit Junge an. E 15 (Wierling) "Der ist ganz eindeutig. Das ist ja im Deutschen nur so eine grobe Einteilung in Junge und Boar oder Bub. Da ist es ganz eindeutig, dass Junge nur im norddeutschen Bereich zu finden ist." SPR Der ist nicht aufzuteilen in Nordmärkisch und Zentralmärkisch. Vielleicht kommen wir jetzt mit lütt Dirn weiter? E 16 (Wierling) "Ja. Also Dirn - da gibt es ja auch eine Wortkarte zu Dirn bzw. Mädchen, und diese Linie verläuft westlich von Ribbeck und auch westlich von Neuruppin, also auch westlich vom Nordmärkischen." SPR Das heißt für uns? E 17 (Wierling) "Das es weder in Neuruppin noch in Ribbeck so gesprochen wird mit Dirn." SPR Hm. Und das lütt? E 18 (Wierling) "Lütt ist die Linie, die lütt von dem anderen Wort klein trennt. Die liegt westlich von Ribbeck, dass heißt also: lütt würde nicht in Ribbeck gesprochen, sondern in Neuruppin." SPR Das heißt also, wir müssten uns von Ribbeck nach Norden begeben. E 19 (Wierling) "Genau." SPR Überschreiten dann unsere lütt-klein Linie, also sozusagen den Trennungsstrich. E 20 (Wierling) "Richtig, genau, der verläuft direkt zwischen Neuruppin und Ribbeck." SPR Da kommen wir dann hin. E 21 (Wierling) "Genau.". SPR Und warum kommen wir dann nach Neuruppin? E 22 (Wierling) "Nach Neuruppin kommt man, weil man jetzt natürlich mal sehen muß, wer eigentlich dem Herrn von Ribbeck diese Wort in den Mund gelegt hat, die ja so nicht überliefert sind." SPR Hm. Fontane. E 23 (Wierling) "Theodor Fontane hat ja seine Kindheit und Jugend in Neuruppin verbracht und da auch seine Sprachentwicklung mitgemacht. Das heißt, er ist eigentlich sprachlich gesehen in Neuruppin vom Nordmärkischen geprägt." SPR Hm. Fonti und Ribbeck, zwei Nordmärker ... Hm. Und ich finde es schön, dass es noch einen Unternehmer gegeben hat, der seinen Nachkommen hinterlässt, was nachwächst. E 24 (Wierling) "Genau, ja, genau." SPR Der Birnbaum. Wollen wir das Gedicht dem Wirtschafts- oder Finanzminister schicken? E 25 (Wierling) "Ja!, Das wäre schön. Ja, genau, diese selbstlose (lacht herzlich) diese selbstlose Speisung der armen Landbevölkerung, der Kinder vor allen Dingen." SPR (kraxelnd) An den Bundesfinanzminister Hmhmh, an den Bundeswirtschaftsminister Hmhmhm (kurz Pause) An die Bundeskanzlerin! -ENDE Ribbeck/Rehfeld- M 02 Haindling Spitznamen, Brandenburg Moderator Jeder anständige Dorfbewohner hat einen Beinamen oder einen Spitznamen. Wir kennen das aus unserer Kindheit. Die ist nun schon ein paar Jahre her, aber das mit den Spitznamen auch? Wir fassen es nicht. Und wollen es einfach nicht glauben. Und siehe da: "Zecke" ist Stürmer beim SC Eichwalde, "Zwiebacksäge" steht für Mopeds, die "lauter als schneller sind", "Dr. Schmeißfliege" ist ein international anerkannter Forensiker ... Also doch, wir ahnten es. Und wie schaut es mit politischen Spitznamen aus? Uns fielen sofort nicht wenige ein. Spitznamenkunde / Flemming- 2'32" AUT Brandenburg ist ein armes Land, das zeigt sich auch an den Spitznamen für die Politiker - man muss lange danach suchen. Für das Land selbst prägte der erste Ministerpräsident Manfred Stolpe den Spitznamen "kleine DDR". An den Folgen muss sein Nachfolger Matthias Platzeck heute noch arbeiten, beweisen, dass es nicht so ist. Aber Spitznamen für Politiker? E 01 (Mächtig) "Gibt's keene Spitznamen bei uns, die sind alle viel zu ernst. Nee, wirklich nicht, kenn ich nicht, überhaupt nicht." AUT Fragen wir nach bei SPD und CDU, bei den Fraktionschefs Dietmar Woidke und Johanna Wanka: E 02 (Wanka) "Ich? (lacht) Nein, eigentlich nicht.Nein, nein. Ich weiß, wie mich die Leute in meinem Dorf nennen, aber das ist kein Spitzname, das ist eigentlich liebevoll, einen direkten Spitznamen habe ich nicht." (Woidke) "Ja, den sage ich aber nicht." AUT Und die Linkspartei, die ja immerhin schon die Namen SED und PDS trug, bevor sie im Lauf ihrer kurzen Geschichte beim Namen "Die LINKE" landete? "Kaiserin" für die Fraktionsvorsitzende Kerstin Kaiser. Naheliegend, also nicht originell, also kein Spitzname. Das Verzeichnis der Abgeordneten listet Spitznamen natürlich auch nicht auf. Aber, was ist das denn: Margitta Mächtig. Das klingt ja so echt wie Dagobert Duck oder Klaus Kleber, das ist doch mindestens ein Künstlername: Margitta Mächtig ... E 03 (Mächtig) "Nein, ich heiße so, man sieht mir das doch an oder nicht?" (Lachen) AUT Also gut, wenn die Politiker nicht kooperieren wollen, dann muss man zu härteren Maßnahmen greifen, dann spreche ich eben mit der Bildzeitung, ich frage den Kollegen Michael Sauerbier (der heißt wirklich so). E 04 (Sauerbier) "Ach, ich weiß nicht, ob Spitznamen bei Politikern überhaupt angebracht sind. (...) Ich finde, es geht besser ohne Spitznamen!" AUT Aber in der Vergangenheit, der jüngeren Vergangenheit immerhin gab es doch Spitznamen: - "Mutter Courage" für die verstorbene Sozialministerin Regine Hildebrandt. - "Der General" für den ehemaligen Innenminister Jörg Schönbohm. - Oder "Deichgraf" für Matthias Platzeck, damals als er noch Umweltminister war und das Land mit eigenen Händen vor dem Oderhochwasser rettete ... E 05 (Sauerbier) "Das Beispiel Platzeck und Deichgraf ist ein Spitzname, den nicht andere ihm gegeben haben, sondern den er sich geben ließ und den er politisch bis heute nutzt. Wer sich das ganze in der Vergangenheit genauer anschaut, der weiß, dass damals Alwin Ziel als Innenminister der Deichgraf war, der die Arbeit gemacht hat, und Herr Platzeck vor allem vor den Fernsehkameras gestanden hat." AUT Schade. Aber "Deichgraf" ist ja eh nur ein Beiname. Eigenartig nur, dass hier keiner über die Spitznamen reden mag, wo doch auf dem Land eigentlich jeder Dorfbewohner einen hat. -ENDE Spitznamen/Flemming- M 02 Haindling Fluchtgedanken, Brandenburg Moderator "Dann wach ich auf in einer Stadt, die keiner kennt / Wo nicht viel los ist ... weil alles pennt." D i e Zeilen auf Frankfurt/Oder gehen uns einfach nicht aus dem Gedächtnis. So mancher schnürte seinen Ranzen und kehrte nimmermehr heim. Und machte Platz für die da aus der Großstadt. Zu denen nun gehörte beinahe auch Rainald Grebe. Erst verfasste er seine Hymne auf Brandenburg, wir mögen sie, dann zog es ihn gar hin. Nach Brandenburg. Aber auch weg? Brandenburger Liedgut / Kranz - 2'22" E 01 (Song / Brandenburg) "Es gibt Länder, wo was los ist." AUT ... und es gibt Brandenburg" - für diese Pointe sahnt Rainald Grebe seit fünf Jahren Beifall ab. Da rasen Jugendliche gegen Alleebäume und Nazis finden keinen zum Verprügeln. E 02 (Grebe) "Also ich habe Brandenburg immer schon schön gefunden, zum Urlaub machen oder so." AUT ... zum Urlaub. Urlaub ist aber nur das halbe Leben. E 03 (Grebe) "Ich will ein Haus auf dem Land haben." E 04 (Song / "Landleben") "Landleben, das ist das Landleben. Das ist das Leben auf dem Land. Landleben, das ist das Landleben." AUT Romantikgefühle von Durchfahrenden. E 05 (Grebe) "Diese Gedanken kommen immer so auf Autobahnraststätten oder in schlechten Hotels, dass man gern so ne Station hätte." AUT Für den Traum von romantischer Lage gibt es das Internet. Da ist die brandenburger Landimmobilie schön gelegen, alt sowieso, nur Grebe will nicht aus-, sondern nur teileinsteigen. E 06 (Szene / Rainald Grebe) "Meine Suchmaske ist im Moment: Besondere Immobilie, Maximalkaufpreis: 700.000. Ich hatte vorher 50.000 eingegeben, aber da gab's nur Schrott." AUT ... davon hat der der Städter eh schon genug um sich herum. Er träumt von vielen Hektar und von einem schöneren Morgen. E 07 (Szene / Rainald Grebe) "Der Morgen ist auch so ein Begriff, also ein Morgen Land, das ist die Fläche Land, die man an einem Morgen umfahren kann, mit dem Sitzrasenmäher." (Song / "Landleben") "Landleben, das ist das Landleben. Ich fahr so gerne raus." AUT ... Milchkaffe auf der Freitreppe trinken. E 08 (Grebe) "Das sind dann gleich so feudale Gedanken, die da kommen: Man braucht nen Gärtner, man braucht nen Zimmermann." AUT Potentielle Mitbewohner im Jagdschloss im Grünen. Die Residenz als große Kommune. E 09 (Grebe) "Nen Hof zu haben, wo viele wohnen können oder arbeiten können. Solche Gedanken sind das eher." E 10 (Song / "Landleben") "Wir panieren heute einen Riesenbovist. Wir haben so viel verlernt." AUT Brandenburg, ach Brandenburg. (kurze Pause, trocken weiter) Grebe hat keine Lust, Tomaten zu züchten und Gedichte über Herbstlaub zu schreiben. Seine Seele ist verloren, er ist eben doch ein Stadtmensch. -ENDE Landleben / Kranz- M 02 Haindling Moderator Das war der Landgang Brandenburg. Leichtfüßig durchschritten aufrechten Hauptes autorenmäßig den Landstrich Axel Flemming, Matthias Biskupek, Oliver Kranz sowie Claus Stephan Rehfeld, der sich auch durch die Sendung moderierte. Am 31. März klopfen wir dann in Bremen an. Vielleicht können wir die Stadt "freiküssen". Einen schönen Tag noch. -ENDE Landgang BB- 1