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Autor Aber nicht nur alte Märchen sind heute wichtig für das 5000-Seelen- Städtchen im nordhessischen Hügelland. Stolz ist man hier auch auf neue Energien - auf den selbstgemachten elektrischen Strom: O-Ton Wir können sehen am Horizont die Windparks, können auf der anderen Seite auch sehen eine Fotovoltaikanlage in der Nachbarschaft. Und desweiteren sehen wir auch unten die Diemel, die mit Wasserkraft uns ja auch regenerative Energien bringt. Autor Auf der anderen Seite der Burg: Fachwerkhäuser und Gewerbe- gebäude auf deren Dächern Solarstromanlagen in der Sonne schimmern. "30 Millionen Kilowattstunden Strom im Jahr produzieren die privaten Kraftwerke", sagt Bürgermeister Klug. Das sind zehn Millionen mehr, als alle Haushalte und Gewerbebetriebe von Trendel- burg zusammen verbrauchen. Der grüne Strom wird in das Stromnetz eingespeist, das dem Energieriesen Eon gehört. Dessen Netzreich er- streckt sich über weite Teile von Nordhessen, Südniedersachsen und Thüringen. Doch das könnte sich bald ändern. Atmo Schwere Tür wird knarrend geöffnet Autor Das Rathaus der kleinen Märchenstadt: Ein über 400 Jahre alter Fach- werkbau. In Trendelburg weiß man die Tradition hoch zu schätzen. Das heißt aber nicht, dass alles so bleiben soll wie es ist. Oben, in seinem Amtstübchen, zieht Bürgermeister Klug einen dicken Aktenordner aus dem Regal: "Konzessionsvertrag" steht auf dem Deckel. Atmo Blättern. Autor Dieser Vertrag erlaubt dem Energiekonzern Eon, das Stromnetz auf dem Gebiet der Gemeinde zu betreiben. Dafür bezahlt er ihr eine jähr- liche Gebühr von bis zu 200 Tausend Euro. Eon wiederum kassiert für die Durchleitung des Stromes durch sein Netz bis zu zwei Millionen Eu- ro im Jahr. Bislang: Am 31. Dezember 2011, läuft der Konzessionsver- trag nämlich nach 20 Jahren Laufzeit aus. Das weckt kommunale Be- gehrlichkeiten. Denn nach dem Auslaufen einer Konzession können Kommunen sich einen neuen Vertragspartner suchen oder das Strom- netz selbst übernehmen. Das hat der Gesetzgeber ausdrücklich ge- stattet, sagt Bürgermeister Klug: O-Ton Die Überlegung ist ganz einfach, mit dem Erwerb des Netzes auch die Wertschöpfung die hier in dieser Region entsteht auch in dieser Region zu belassen, damit es also nicht abfließt in die Zentralen der Energie- versorger nach München oder nach Düsseldorf. Autor Es geht der kleinen Märchenstadt aber nicht nur darum, die Durch- leitungsgebühren aus dem Stromnetz in die Stadtkasse umzuleiten. Es geht auch darum, den in der Kommune erzeugten grünen Strom zu- künftig weitgehend im regionalen Niederspannungsnetz zu belassen und möglichst selbst zu verbrauchen. Ihn also nicht über Hoch- spannungsnetze erst in einen überregionalen großen Stromsee zu leiten und von dort aus wieder zurück. O-Ton Das ist vielleicht ein Kardinalsatz: Dass Entscheidungen über künftige Stromversorgung im Kreis, in unserem Umfeld, nicht von anonymen Konzernzentralen getroffen werden, sondern vor Ort mit beeinflusst werden können. Autor Dieses Motto findet sich als Überschrift in der "Power-Point" - Präsentation, die der Bürgermeister zusammen mit einem Beratungs- büro erstellt und in den letzten Monaten schon vielen Amtskollegen in den Nachbargemeinden gezeigt hat. Bernhard Klug zeigt auf den Bild- schirm seines Notebooks: Dort leuchtet noch so ein Merksatz seiner Präsentation. O-Ton Wir sind weder zu dumm, noch sind wir zu arm, die kommunalen Niederspannungsnetze zu rekommunalisieren. Autor Rund 20 Nachbargemeinden von Trendelburg wollen mitmachen. Ge- meinsam das Stromnetz zurückkaufen, dass sie vor vielen Jahren an große Versorgungsunternehmen abgaben. Während die Energie- konzerne und deren Regionalnetzbetreiber vor allem hohe Renditen für ihre Aktionäre erwirtschaften müssen, sind kommunale Unternehmen den Vorgaben der Stadt- und Gemeinderäte verpflichtet. Diese werden dort demokratisch ausgehandelt. Dabei geht es natürlich auch ums Geldverdienen, aber nicht nur: Immer mehr Bürger fordern eine voraus- schauende und nachhaltige Entwicklung - auch in ihrer persönlichen Lebensumwelt, auch beim Thema Energie, sagt Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Kommunaler Unternehmen, kurz VKU.. O-Ton 8:42: Die Menschen sind aufgrund der Globalisierung schon auch glo- bal orientiert und haben auch das Gefühl, das z.B. hier beim Klima- schutz hier auch Deutschland Verantwortung übernehmen muß. Aber die Menschen sind auch lokal eingebunden: Sie erwarten von ihren Städten und Gemeinden lokale Handlungsoptionen, sie erwarten lokale Energieeffizienzkonzepte. Autor Zum gewachsenen ökologischen Bewusstsein kommt noch eine neue Skepsis gegenüber bisherigen ökonomischen Glaubenssätzen O-Ton 7:59 Die Wirtschafts- und Finanzkrise hat in unserem Land die politi- sche Kultur aber auch die politischen Einschätzungen nachhaltig ver- ändert, auch bei den Menschen. Autor Die Ideologie des globalen Turbokapitalismus ist erschüttert. Das Miss- trauen gegenüber mächtigen Konzernen ist gewachsen. Und die un- ablässigen Forderungen nach der Privatisierung allen öffentlichen Eigentums verstummt. O-Ton 8:07 Die Ablehnung von kommunalen wirtschaftlichen Strukturen ist überhaupt nicht mehr vorhanden. Im Gegenteil. Wir wissen aus einer Vielzahl von Umfragen: Unsere Popularität ist extrem hoch als Kommu- nalwirtschaft. Autor Das starke Vertrauen der Bürger eröffnet den kommunalen Unter- nehmen große Chancen, glaubt Verbandschef Reck. Und zwar auch auf Geschäftsfeldern, die äußerst zukunftsträchtig sind, wie dem der Energiewirtschaft. In der Vergangenheit gehörte sie vielerorts zu den wichtigsten Säulen der Kommunalwirtschaft. Doch in den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden viele Stadtwerke und ihre Stromnetze von den großen Energiekonzernen aufgekauft. Und zwar mit dem Geld, das diese von Gesetz wegen zurücklegen mussten, für eine spätere Ent- sorgung ihres Atommülls. Mit den Zukäufen von Stadtwerken wollten die Betreiber der Atom- und Kohlekraftwerke auch nach der Öffnung der Strommärkte ihre marktbeherrschende Stellung sichern. Eine clevere Strategie, zumindest aus ihrer Sicht. Doch es gab etwas, was sie nicht voraussahen: Trotz teils erbitterter Widerstände ihrer Lobbyisten entwickelten sich die erneuerbaren Energien zum Renner. Immer mehr Bürger investierten in Wind-, Solar- und Biogasanlagen. Wurden so zu konkurrierenden Stromproduzenten. Inzwischen werden deutschlandweit rund fünfzehn Prozent des Strombedarfes aus er- neuerbaren Energiequellen gedeckt. Und es könnten recht schnell noch sehr viel mehr werden. Wenn diese nämlich - in einem nächsten Schritt - intelligent miteinander vernetzt und mit Stromspeichern versehen werden. Dann können diese lokalen Verbünde zuverlässig Strom liefern und Atom- und Kohlestrom schnell überflüssig machen. VKU-Chef Reck Autor 11:39 Die Zukunft der Energieversorgung wird eine dezentrale. Das heißt wir werden vielfältig über Biomasse, Geothermie, Wind, Foto- voltaik dezentrale Erzeugungsstrukturen bekommen. Und das setzt ent- sprechende Infrastrukturen voraus, die auch intelligent mit Erneuer- baren Energien umgehen können, man spricht da in der Fachsprache von smart grids. Autor Kurz gesagt: Wer über smart grids - intelligente Stromnetze - verfügt, der kann das Tempo für die Energiewende erheblich beschleunigen. Immer mehr Städte und Gemeinden haben daran ein großes Interesse. Und wollen deshalb die Stromnetze auf ihrer Gemarkung den mächtigen Stromriesen wieder abzutrotzen. So wie Wolfhagen. Wo man schon seit einiger Zeit versucht, sich seinen Bürgern als Vorreiter einer klimafreundlichen kommunalen Energieversorgung zu präsen- tieren. Atmo Auto rollt über Kopfsteinpflaster Autor Das nordhessische Wolfhagen. Einst soll hier, laut der Gebrüder Grimm, ein böser Wolf sechs von sieben jungen Geißlein verschlungen haben. Heute hat Wolfhagen 15 Tausend Einwohner und seit gut einem Jahr auch ein neues Stadtlogo: Neben den Gebrüdern Grimm und der mittelalterlichen St.Annakirche ist dort auch ein sonnenbestrahltes So- lardach symbolisiert. Wir setzen auf "Tradition und Fortschritt", sagt Bürgermeister Reinhard Schaake: O-Ton Acht Prozent des Stroms, den die Wolfhagener Haushalte verbrauchen, wird heute schon über Fotovoltaik produziert, also ne ganze Menge, das achtfache gegenüber dem Bundesdurchschnitt. Autor Der Anteil des regenerativ erzeugten Stroms soll aber noch erheblich gesteigert werden: Auf hundert Prozent bis zum Jahr 2015 so hat es sich das Wolfhagener Stadtparlament zum Ziel gesetzt. Da trifft es sich gut, dass die Stadt ihre Stadtwerke und ihr Stromnetz nicht an einen großen Konzern verkauft haben, wie es so viele andere Gemeinden ge- tan haben. Denn die Stadtwerke sollen nun die Wolfhagener Energie- wende organisieren und vorantreiben. Um sie dafür wirtschaftlich zu stärken, setzt die Kommune auf die Vergrößerung des Versorgungs- unternehmens: Neben dem eigenen Stromnetz im Stadtgebiet - so die Idee - sollen die Stadtwerke auch das Stromnetz im Umland betreiben. Bislang gehörte dieses Netz Eon. Weil aber der Konzessionsvertrag gerade auslief, forderte Wolfhagen den mächtigen Energiekonzern vor einigen Jahren auf, sein Netz für einen Zukauf herauszurücken. So wie es der Gesetzgeber den Kommunen zugestanden hat. Doch das Vor- haben wurde zu einem unerwarteten Kraftakt, erinnert sich der Bürg- meister: O-Ton Die Kaufvertragsunterzeichnung war dann eine sehr, sehr schwierige Geschichte, weil die spannende Frage die war, der Konflikt darin lag, was kostet das Netz denn eigentlich. Und da gab es eben sehr, sehr große unterschiedliche Auffassungen. Autor Fast dreimal soviel, wie von der Stadt kalkuliert, forderte Eon für sein Stromnetz. Ein Wucherpreis - zumindest nach Einschätzung der Wolfhagener Experten. Es schien, als wollte der Konzern die Kommune ganz schnell von ihrem Vorhaben abbringen. O-Ton Wir haben gesagt, das kann nicht sein, wir können die Netze nicht be- treiben zu diesem Preis nicht wirtschaftlich betreiben, also wir brauchen einen günstigeren Preis und das war genau der Streitpunkt, um den es dann ging. Autor Als die Stadt drohte, den wahren Wert des Stromnetzes vor Gericht klä- ren zu lassen, lenkte Eon ein. Man einigte sich schließlich auf einen für beide Seiten akzeptablen Preis. Aber die Stadt musste sich verpflichten, über die bezahlte Summe strenges Stillschweigen zu bewahren. Das Beispiel Wolfhagen sollte keinesfalls Schule machen, so erhoffte man sich wohl im 30 Kilometer entfernten Kassel. Dort hat Eon-Mitte, die für die Stromnetze zuständige Tochter des Düsseldorfer Energiekonzerns, ihren Firmensitz. In einem repräsentativen, aus mächtigen Naturstein- Blöcken errichtetem Gebäude. Es erinnert an eine Festung. Doch diesen Vergleich mag Henrich Wilkens, der Vorstand von Eon-Mitte in Kassel nicht besonders. O-Ton Richtig ist, dass unser Gebäude sehr schön ist. Ich sage gerne immer wieder, dass das Gebäude mit kommunaler Mehrheit geschaffen wor- den ist. Autor Errichtet wurde das prachtvolle Gebäude bereits von dem Regionalver- sorger EAM, kurz nach der deutschen Wiedervereinigung. In einer Zeit, als ein Wettbewerb auf dem Strommarkt noch kein Thema war. Vor einigen Jahren kaufte sich Eon dann EAM und übernahm so die Kon- trolle über örtliche Stromnetze in Nordhessen, Südniedersachsen und Thüringen. Doch nun laufen mit über 200 Kommunen die zwanzig- jährigen Konzessionsverträge aus. Und immer mehr Städte und Ge- meinden wollen aussteigen aus der vertraglichen Verbindung mit dem Energiekonzern. Stromnetz-Manager Wilkens ist alarmiert. O-Ton Das macht uns Kopfschmerzen und zwar stellt es auch ein wenig die Gründungsgeschichte dieses 80 Jahre alten Unternehmens auf den Kopf, einfach deswegen: Damals im Jahre 1929, hat es die Überlegung gegeben, dass eine einzelne Kommune mit ihrem Stromnetz nicht optimal aufgestellt ist. Insoweit haben sich dann die Kommunen zu- sammengeschlossen und dann - wie wir selbst auch sagen - statt eines Stadtwerkes ein Landwerk gegründet. Autor Bis heute sind die Landkreise als Aktionäre an der Eon-Mitte beteiligt. Dieses große Netzunternehmen nun wieder aufzudröseln, könne doch nicht im Interesse der Kommunen sein, argumentiert man in Kassel. Auch dann nicht, wenn sie auf erneuerbare Energien setzen. Mit die- ser Botschaft schickt der Eon-Mitte Chef derzeit seine Berater in die Rathäuser der Region. O-Ton Wenn man sich solche Netze zurückkauft, hat man damit nicht eine Ein- rittskarte in die dezentrale Energie. Es gibt genauso die Möglichkeit, dass man die Konzessionsverträge abschließt und trotzdem dezentrale Energieerzeugung macht. Autor Tatsächlich ist jeder Netzbetreiber, ob Stadtwerk oder Energiekonzern, gesetzlich dazu verpflichtet, Strom von jedem Produzenten aufzu- nehmen und durchzuleiten- Der Strom aus erneuerbaren Energien hat dabei sogar Vorrang. Doch eine Pflicht, die erneuerbaren Energie- quellen optimal miteinander zu kombinieren, hat ein Netzbetreiber bis- her nicht. Eon werde die Energiewende in den nordhessischen Kommunen nicht bremsen, beteuert Wilkens. O-Ton Die frühere Politik, die vielleicht der eine oder andere Große verfolgt hat, sich nur als Interessenswahrnehmer von Großkraftwerken hier zu definieren, ist längst überholt. Autor Es klingt wie im Märchen. Oder hat der Wolf nur Kreide gefressen? Vie- le Bürger und Kommunen mögen den Beteuerungen der Energie- konzerne und formal unabhängigen Netzbetreibern aber nicht mehr glauben. Schließlich haben Eon und Co. gerade mit aller Macht eine er- hebliche Laufzeitverlängerung für ihre Kernkraftwerke durchgeboxt. Gegen die Interessen von vielen Stadtwerken. Denn diese haben vielerorts reichlich Geld in moderne Kraftwärmekopplungs-Anlagen in- vestiert oder wollen es noch tun. Weil diese flexiblen Kleinkraftwerke sich gut mit dem schwankenden Stromangeboten aus Wind und Sonne kombinieren lassen. Doch mit dem Billigstrom aus abgeschrieben Kern- kraftwerken können diese kommunalen Anlagen trotz aller Effizienzvor- teile kaum konkurrieren. Eine "Brücke" in das Zeitalter der erneuerbaren Energien, wie die Stromkonzerne behaupten, sei die von der Bundes- regierung gehätschelte Atomenergie jedenfalls nicht, sagt VKU-Chef Reck O-Ton 14:13 Und so ist nach meiner Auffassung statt der Brücke ein Damm entstanden, ein Damm des Protektionismus. Autor Ob die geplante Laufzeitverlängerung ohne Zustimmung des Bundes- rates einer Prüfung des Bundesverfassungsgerichtes stand hält, sei aber noch nicht klar, sagt Reck. Auch die europäische Monopol- kommission könnte noch ihr Veto einlegen gegen die einseitige Bevor- zugung der Energiekonzerne. Den immer stärker werdenden Wunsch vieler Kommunen, die regionalen Stromnetze wieder selber zu be- treiben, scheint die Atom-Laufzeitverlängerung nicht zu beeinflussen. Deshalb versucht der Netzbetreiber des Stromkonzerns Eon sie jetzt mit einem zukunftsträchtigen Angebot umzustimmen. Mit einer "Muster- kommune" hat man dafür ein "Modellprojekt" vereinbart. Eon-Mitte Vor- stand Wilkens O-Ton Ein Modell, wie wir diese Herausforderung, die technisch die dezentrale Energieerzeugung für das Netz bedeutet, durchexerzieren, erproben. Bis hin zu dem Verbraucher, der in seinem Verbrauchsverhalten so an- gereizt werden kann, in dem Moment wo dezentrale Energieerzeugung in Form von Fotovoltaik oder Windenergie an geht, also der Strom er- zeugt wird, dann in dem Moment auch verbraucht wird. Also klassisch, die Waschmaschine oder die Geschirrspülmaschine, dass die im richtigern Moment läuft, wenn dezentral auch gerade Energie erzeugt, Strom erzeugt wird Autor Das Angebot des Eon-Konzerns, den Kommunen beim Einstieg in die dezentrale Stromerzeugung und -versorgung zu helfen - es klingt ver- lockend. Zumal der Umbau zu intelligenten Stromnetzen auch viel Geld kosten wird. Dennoch wollen viele der rund 2000 Städte- und Ge- meinden in Deutschland, die jetzt über eine Neuvergabe der Stromnetz- Konzessionen entscheiden, zukünftig lieber ihren eigenen Weg gehen. "Unabhängigkeit von großen Atom- und Kohlekraftwerken, das ist das zentrale Motiv der Kommunen", sagt Peter Moser vom "Kompetenz- netzwerk Dezentrale Energietechnologien", einem Verein im nord- hessischen Kassel, der Kommunen bei ihrer Energiewende berät O-Ton und das ist vielleicht gar nicht im Interesse der bisherigen Strom- konzerne, die ja ihre großen Kraftwerke weiter betreiben wollen, so- lange es geht. Und ne Kommune hat dann eigentlich nur die Möglichkeit schon Einfluss auf den Netzumbau in dem Bereich zu nehmen, indem sie einfach hier teilweise das Netz zurückkauft, bzw. mit anderen Kommunen Regionalwerke gründet, um dieses Netz besser zu mana- gen. Autor Ob Kommunen ihr örtliches Stromnetz zukünftig wieder in eigener Re- gie betreiben sollten, ob im Verbund mit anderen Kommunen oder doch besser in Zusammenarbeit mit einem Stromkonzern - darüber lohnt es sich intensiv Gedanken zu machen, sagt Hans-Joachim Reck vom Ver- band kommunaler Unternehmen. O-Ton 11:07 Das Entscheidende bei der ganzen Debatte ist, dass die Räte, wenn sie vor der Entscheidung stehen, sollen wir den Konzessionsver- trag althergebracht weiterlaufen lassen oder sollen wir ihn neu ver- geben, das sie das nicht einfach so durchwinken wie in der Vergangen- heit. Sondern es müssen Strategie-Debatten stattfinden, es muss eine Abwägung stattfinden. Und dann möge kommunale Selbstverwaltung entscheiden. Atmo Auto auf Kopfsteinpfaster Autor In Wolfhagen, wo die Stadt die Energiezukunft zusammen mit dem Stromnetz in die eigenen Hände genommen hat, kümmert man sich be- reits jetzt intensiv um die Stromverbraucher. Um ihre Energiespar- potentiale und ihr Verbrauchsverhalten. Und die Stadtwerke sind bereits dabei die Bürger auf eine Zukunft vorzubereiten, in der auch die Autos mit heimischen Strom fahren könnten. Schon im nächsten Jahr, wollen die Stadtwerke Wolfhagen eine erste öffentliche Stromtankstelle er- öffnen. In naher Zukunft könnte dann eine Versorgungs-Infrastruktur für Elektroautos entstehen. Sofern es dann solche Autos zu kaufen gibt. Atmo Elektroauto brummt heran Autor Immerhin ein Elektroauto gibt es schon: den Dienstwagen von Martin Rühl, dem Leiter der Stadtwerke. Ein alter, umgebauter Renault. Auf der Heckklappe kleben energisch voranschreitende Männchen. O-Ton Ja die lustigen Männchen sind unsere Energiefiguren, die ja noch mit einem Namen versehen werden sollen und eigentlich Aufbruch ein bi- sschen erzeugen sollen. Symbolisieren sollen sozusagen: In Wolfhagen geht's voran. Autor Bis alle Wolfhagener mit Elektroautos fahren und heimischen grünen Strom aus dem Netz der Stadtwerke tanken können, müssen allerdings noch einige Hürden genommen werden. Nicht nur bei der Automobil- industrie, auch in Wolfhagen selber: Zur Zeit droht eine Bürgerinitiative das wichtigste Projekt zu blockieren: Einen Windpark, den die Stadt auf einem bewaldeten Höhenzug errichten möchte. Ohne den Windstrom bleibt Wolfhagens grüne Energiezukunft allerdings nur ein Märchen. 1 13