COPYRIGHT Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt. Es darf ohne Genehmigung nicht verwertet werden. Insbesondere darf es nicht ganz oder teilweise oder in Auszügen abgeschrieben oder in sonstiger Weise vervielfältigt werden. Für Rundfunkzwecke darf das Manuskript nur mit Genehmigung von Deutschlandradio Kultur benutzt werden. Deutschlandradio Kultur Länderreport 28.2.2012, 13.07 Uhr Vom Herkommen & Hierbleiben Polen in Mecklenburg-Vorpommern und eine vietnamesische Familie in Eberswalde. Autorinnen Pelzel, Svenja (Beitrag 1- 8'11'') Wojcik, Nadine (Beitrag 2- 9'01'') Redaktion Stucke, Julius Es hätte nicht verwundert, wäre die Familie Nguyen damals aus Eberswalde weggezogen. Damals, als Rechtsradikale ihren Imbiss anzündeten. Doch sie blieben. Auch, weil bürgerschaftliches Engagement in Eberswalde etwas bewirkt hat. Es verwundert, dass viele Polen aus der Grenzregion nach Mecklenburg-Vorpommern ziehen, in Orte, in denen eine hohe NPD-Unterstützung nicht gerade für Fremdenfreundlichkeit spricht. Was begegnet ihnen - und wie begegnen sie den Menschen vor Ort? Ein Länderreport über das Kommen & Bleiben. Beitrag 1 - Vorbildliches Engagement: Das Beispiel Eberswalde (Svenja Pelzel) Eberswalde - die brandenburgische Kreisstadt liegt 50 km nordöstlich von Berlin. 41.000 Einwohner, 1.900 Studenten, einige Superlative: Eberswalde hat die grünste Hochschule und das ökologischste Behördenzentrum Deutschlands und den schönsten Kleinzoo der Republik. Und: den ersten Mord mit rechtsradikalem Hintergrund in einem ostdeutschen Bundesland. Am 6. Dezember 1990 ermorden Rechtsradikale den Angolaner Amadeu Antonio. Im Rathaus, direkt am Marktplatz arbeitet seit fünf Jahren Bürgermeister Friedrich Boginski. Als 1990 Amadeu Antonio getötet wird, leitet der heute 56jährige noch die Goethe Realschule. An die Zeit damals kann er sich noch gut erinnern. Vor 20 Jahren hatten die Rechtsradikalen eine ganz breite Ausdehnung in der Stadt Eberswalde. Ich war damals Schulleiter das hat sich bis in die Schulen hinein ergeben, dass sowohl in den Schulen als auch den Jugendclubs die Rechtsradikalen das Sagen hatten. Es war eine unerträgliche Situation, wo dann endlich so nach drei vier Jahren das Bürgertum aufgestanden ist und gesagt hat, so nehmen wir das nicht mehr hin. Politiker wie Friedrich Boginski, Professoren und Studenten der Fachhochschule, Polizisten, Lehrer, Sozialarbeiter und zahlreiche Bürger gründen gemeinsam das Netzwerk für ein Tolerantes Eberswalde. Sie veranstalten Demos, starten Aktionen für Zivilcourage, zeigen ständig offen und deutlich, dass sie gegen Rechtsextremismus sind. Mit Erfolg. Der Verein ,Opferperspektive Brandenburg' nennt Eberswalde heute ein Vorbild in Sachen Bürgerengagement. Hat sich etwas verändert - oder trauen sich die Menschen einfach nicht mehr, rechtsextreme Gedanken laut auszusprechen? Ich glaube, es verändert sich was in den Köpfen. Ich bin felsenfest davon überzeugt, das habe ich in diesen 15 Jahren Schulleiterdasein mitbekommen. Am Anfang hatten wir unheimlich viele Schüler, die es cool fanden, Hakenkreuze auf ihre Hefter zu malen. Und wir haben es geschafft durch viele Projekte, dass Schülerinnen und Schüler verstanden haben, was für Gräueltaten passiert sind und dass sie aus ihrem emotionalen Selbstverständnis heraus gesagt haben, so etwas darf nicht noch mal passieren. Trotz dieser Erfolge ist Boginski noch nicht zufrieden Es ist noch lange nicht zu Ende. Ich bin kein Bürgermeister, der sich hinstellt und sagt, also in Eberswalde ist jetzt die Welt wunderschön. Wir wissen sehr gut, dass es nicht nur in Eberswalde rechtsradikales - nicht nur - Gedankengut, sondern auch Aktivitäten gibt. Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir in unserem Kampf nicht nachlassen, sondern immer wieder dran sind. Für Bürgermeister Boginski ist dieses ,dran bleiben' kein bloßes Lippenbekenntnis. Stolz erzählt er, dass sie trotz knapper Kassen in den letzten Jahren keinen Cent im Jugendetat eingespart haben. Außerdem laufen gerade die Planungen für ein sehr provokantes Mahnmal, das nah am Marktplatz errichtet werden soll, dort wo einmal eine jüdische Synagoge stand. Über die richtige Art an Amadeu Antonio zu erinnern, diskutieren die Stadtverordneten im Moment noch. Dass es für die Stadt richtig ist, an dem Thema dran zu bleiben, zeigt das Beispiel der Familie Thanh Etwas abseits des eigentlichen Zentrums, vor einem Supermarkt steht die massiv gemauerte, weiß gestrichene Asia-Imbissbude von Nguyen Thanh. Hallo, einmal Ente kross die 12... Nguyen Thanh nickt kurz, schüttet Öl in die Pfanne, wirft Lauch dazu. Der Imbissbuden- Betreiber ist 42, verheiratet, Vater eines siebenjährigen und eines anderthalb jährigen Kindes. Er trägt zwei Tattoos an den Armen, Basecap und wattierte Steppweste zur Jeans. Seit 16 Jahren lebt und arbeitet der gebürtige Vietnamese in Eberswalde. Im September 2007 zünden Rechtsradikale seinen Imbiss an. Der Laden brennt völlig aus. (Thanh Nguyen und Dolmetscher) Ich versuche, diesen Fall als einen Unfall zu betrachten. Also ich lebe hier seit 16 Jahren und wenn jedes Mal zu etwas passieren würde und ich weg ziehen würde, geht das nicht weiter. Außerdem ich habe keine anderen Möglichkeiten. Als Ausländer ist es sehr schwer, einen Job zu bekommen. Thanh spricht mit seinen Kunden fließend Deutsch. Wenn es um den Brandanschlag geht, fehlen im aber die passenden Worte, deshalb hilft ein Dolmetscher aus. Thanh nennt die Täter von damals Jugendliche, redet nicht von Rechtsradikalen. Bei Gericht zeigt er sogar Großmut und verzichtet auf eine Schadenersatzklage. Ab und zu sieht er einen der Männer an seinem Imbiss vorbei laufen, ganz sicher ist er aber nicht. Er hat sich daran gewöhnt, dass es in Eberswalde noch immer Rechtsradikale gibt, Angst hat er keine mehr. Ob genau so etwas noch passieren wird in Eberswalde, weiß ich nicht, aber an meinem Imbiss wird ständig etwas kaputt gemacht. Die Tür wird ständig ausgehoben und die Jalousie wird ständig kaputt gemacht, alle ein, zwei Wochen. Obwohl sein Imbiss ständig beschmiert und zerstört wird, fühlt sich Thanh erstaunlicherweise sicher. Das liegt auch am Engagement der Eberswalder Bürger. Nach dem Brand sammeln sie in nur sechs Wochen über 4000 Euro Spenden für seinen neuen Imbiss, auch Bürgermeister Boginski kommt zur Einweihungsfeier. Einer, der damals ebenfalls mithilft, ist Kai Jahns. Kai Jahns steht an diesem Nachmittag- nicht weit von Thanhs Imbiss entfernt - mit zwei Frauen vor den Baracken des Jugend- und Kulturvereins Exil. In einer halben Stunde kommen 15 Jugendliche vorbei, wollen die Ausstellung in einer der Baracken über das KZ-Außenlager Ravensbrück ansehen, das hier einmal stand. Jahns hat die Ausstellung konzipiert. Der 42jährige ist seit 2004 Beauftragter der Stadt Eberswalde für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit. An den Überfall auf den Asiaimbiss vor vier Jahren kann er sich deshalb gut erinnern, auch an die ersten vorurteilsbeladenen Erklärungen. Naja es war so, wie man des so häufig hat, wie wir das auch grade wieder sehen bei den Morden. Erst mal hieß es so, najaaaa, der Laden lief schlecht, da steckt man die Hütte an, kassiert die Versicherung, bla, bla, bla. Und denn war aber irgendwann mal klar, dass es dieser rechtsextreme Hintergrund war. Während Jahns in der Küche auf die Jugendlichen wartet und sich einen Kaffee kocht, erzählt der gebürtige Eberswalder von den 90er Jahren. 1990, 91, 92, 93 in Eberswalde ein wildwütiger Mob von Rechtsextremen, der die Leute terrorisiert, der den Familien der Schwarzen die Türen eintritt, sie Zuhause überfällt, der ihre Frauen auf offener Straße verprügelt. Es werden Parteien gegründet, rechtsextreme Demonstrationen, die durch die Stadt gehen. Also so unfassbar, ja! Wenn so etwas nur im Ansatz heute in Eberswalde passieren würde, hätte man die Bürger auf der Straße. Dem Engagement der Eberswalder verdankt auch Kai Jahns einiges. Im Jahr 2000 ist die Stadt die erste in Brandenburg die einen hauptamtlichen Koordinator für Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit einstellt. Finanziert wird Jahns Stelle von Eberswalde und dem Landkreis Barnim gemeinsam. Wichtig war dabei halt, dass Brandenburg 97,98 mit dem Handlungskonzept Tolerantes Brandenburg, dass Potsdam auch ein Signal gegeben hat und auch Strukturen unterstützt hat und bis heute unterstützt. Das Handlungskonzept Tolerantes Brandenburg gibt es bis heute. Dass Geld fließt. Geld, Unterstützung, Anreize sind immer wichtig. Die Jugendlichen sind da. Während alle am langen Tisch im Museumsraum einen Platz suchen, ordnet Jahns noch schnell seine Unterlagen. Er wird den Mädchen und Jungs heute von der Nazi-Zeit in Eberswalde erzählen, aber auch über die Jahre direkt nach der Wende sprechen und über Rechtsradikale in Eberswalde heute. "Wir müssen immer wider drüber reden, das ist wichtig", findet Jahns. Keiner soll nachher sagen können, er habe nichts gewusst. Beitrag 2 - polnischer Zuzug trotz 20 Prozent NPD: Die Grenzstadt Löcknitz. (Nadine Wojcik) Ortsmitte Löcknitz. Neu renovierte Häuser mit hellem Anstrich stehen neben verfallenen Gebäuden, die noch auf den Aufschwung Ost warten. Ein Discounter, ein Blumenladen, ein gutbesuchtes bulgarisches Restaurant, dazwischen verwaiste Schaufenster, leerstehende Gewerbeimmobilien. Eine kleine Stadt, rund 3.000 Einwohnern. Aus deutscher Sicht liegt Löcknitz im vorpommerschen Niemandsland, bekannt für wenig Perspektive und hohe Arbeitslosigkeit. Aus polnischer Sicht gehört die Kleinstadt zum Speckgürtel der Großstadt Stettin. Löcknitz ist bekannt für billige Mieten und viele Möglichkeiten. Das zieht auch den Stettiner Waldemar Nowakowski hierher. Wir schlafen nur in Polen zur Zeit, und das macht keinen Sinn auf längere Zeit, dieses Hin- und Herfahren. Vielleicht wollen wir ein Haus bauen hier. Hier in der Stadtmitte sind Grundstücke zu verkaufen, und diese Grundstücke sind sehr billig im Vergleich zu Stettiner Preisen, um die Hälfte schätze ich. -Papa! -Was mein Schatz? Nur ein Kuss an meinen Sohn und der kann schon gehen. Tschüss. Täglich überqueren Vater Waldemar und Sohn Ernest mindestens zweimal die deutsch- polnische Grenze. Denn der fünfjährige Ernest besucht die deutsch-polnische Kindertagesstätte in Löcknitz - knapp 20 Kilometer von Stettin entfernt. Wenn sie merken, welche Polen hier eigentlich wohnen, welche eigentlich umgezogen sind - das sind zu 90 Prozent oder mehr junge Leute. Die Kinder sind dann zweisprachig, die haben bessere Chancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt in der Zukunft. Ältere Leute ziehen nicht um, wozu denn, nee? Rund 200 Polen wohnen mittlerweile in Löcknitz, also etwa acht Prozent der Einwohner. Dadurch ist die Gesamtzahl der Einwohner angestiegen - erstmalig seit 2004. Denn Deutsche zieht es eher weg als hin. Polen verwirklichen hier den Traum vom Eigenheim, der auf polnischer Seite rund um die boomende Hafenstadt Stettin kaum bezahlbar wäre. Im dünnbesiedelten Vorpommern sind die Immobilienpreise niedrig. Das polnische Interesse ist daher derart groß, dass die Löcknitzer Wohnungsverwaltung Konrad Modrzejeweski angestellt hat. Man hat mich dadurch dass die Polen hier hergezogen sind und unser Unternehmen hat ja auch einen polnischen Mitarbeiter gebrauchen können, eigentlich mit offenen Armen empfangen. NPD - man hört immer wieder davon, dass irgendwelche Demos veranstaltet werden, aber man merkt nichts davon. Wenn ich die Flugblätter und die Medienberichte nicht lesen würde, würde ich gar nicht wissen, dass NPD wirklich existiert. Die NPD existiert aber nicht nur, sie erreichte in Löcknitz bei den Wahlen im vergangenen Jahr über 20 Prozent. Im Wahlkampf hängte die rechtsextreme Partei Plakate mit Forderungen auf wie: ,Kriminelle Ausländer raus' oder ,Fremdarbeiter-Invasion stoppen!' Konrad Modrzejewski lassen die NPD-Parolen kalt. Er kennt die Grenzregion wie kaum ein zweiter: Aufgewachsen in Stettin, in Löcknitz die Schule besucht, hier dann anschließend auch eine Ausbildung abgeschlossen. Heute lebt er in einem aufwendig sanierten Haus in der Nähe von Löcknitz. Die meisten Leute, die hier wohnen von den polnischen Bürgern, der Großteil arbeitet in Polen, es ist nicht so, wie es mancher Politiker von der NPD verkündet hat: die Polen nehmen hier Arbeitsplätze weg oder so, das stimmt nun gar nicht, Einzelfälle, dass Polen hier arbeiten, mehr gründen sie Unternehmen. Ganz so gelassen sieht Lothar Meistring von der Partei DIE LINKE - der Bürgermeister von Löcknitz - die Situation nicht. Für ihn ist jede Stimme, die an die NPD geht, eine zu viel. Laut Meistring sind viele Löcknitzer mit der neuen geopolitischen Lage ihrer Kleinstadt einfach überfordert. Anders als beispielsweise an der deutsch-französischen Grenze, wurde das Zusammenwachsen der deutsch-polnischen Grenzregion erst mit dem Zusammenbruch des Ostblocks möglich. Und dass man ohne Pass und Kontrolle die Grenze überquert ist auch erst seit vier Jahren Alltag. Das hat viele Vorteile, schürt aber auch Ängste in der Bevölkerung - und die NPD weiß, wie sie diese für ihre Zwecke nutzen kann. Die rechtsextreme Fremdenfeindlichkeit richtet sich dabei auch gegen den sogenannten qualifizierten Zuzug aus Polen. Beispiel Gesundheitswesen: In Vorpommern fehlt es dringend an Ärzten. Bürgermeister Lothar Meistring: Wir haben ja jetzt einen polnischen Arzt, den wir glücklicherweise ansiedeln konnten, auch nach einigen Problemen, wo gerade die NPD dagegen geschossen hat mit Losungen wie Poleninvasion stoppen und Ähnlichem. Da wollte der Arzt von heute auf morgen nicht mehr kommen. Warum? Weil Freunde gesagt haben, dass er bloß nicht nach Löcknitz soll. Der ist jetzt hier. Der hat deutsche Patienten und polnische Patienten, ich kenne nicht einen, der nicht zufrieden ist und so wird sich das auch weiter entwickeln. Der Arzt selbst möchte kein Interview geben. Nicht mehr. Zu negativ seien die Erfahrungen mit der Presse, die seiner Meinung nach nur Konflikte abgedruckt sehen möchte. Er ist nicht der einzige. Mittlerweile ist es schwierig in Löcknitz Interviewpartner zu finden. Polen und Deutsche fühlen sich missverstanden: Ja, es gibt Polen, die nur nach Deutschland kommen, um staatliche Fürsorgegelder abzugreifen. Und ja, es gibt auch 20 Prozent NDP-Wähler. Aber es gibt eben auch 80 Prozent, die nicht NPD wählen und sich stattdessen mit Vereinen und Austauschprojekten für die deutsch-polnischen Beziehungen engagieren. Und viele Polen, die in Deutschland Unternehmen gründen und Arbeitsplätze schaffen. (Lothar Meistring) Es wird noch viel zu wenig darüber berichtet, was sich positiv entwickelt. Aber wenn es irgendwo mal Ärger gibt, dann sind die Medien präsent: Wenn berichtet wird über einen Fahrraddiebstahl, wenn berichtet wird über Einbrüche, das steht alles in der Zeitung. Ich spüre es nicht! Das war schon mit der Osterweiterung 2004 so, als Bürger bei mir waren, die gesagt haben, jetzt brauchen wir gar nichts mehr im Garten zu lassen, da wird alles geklaut - das ist überhaupt nicht eingetreten. Es gab mehrere Einbrüche. Diebstähle, wer wurde ermittelt? Es waren keine Polen, es waren Deutsche. Dieser Verschiebebahnhof Richtung Ausländer und Polen - da bin ich anderer Auffassung, weil das nicht realistisch ist. Für Lothar Meistring gehört das zur Realität: die neue deutsch-polnische Kita. "Randower Spatzen" so heißt der bunte Neubau, eine von der EU geförderte Kindertagesstätte für 150 Kinder, die zweitgrößte im ganzen Landkreis. Während das restliche Vorpommern ausstirbt und Kindergärten und Schulen geschlossen werden, steht in Löcknitz seit einem halben Jahr ein heller, freundlicher Rundbau mit Spielplatz und Garten. Dort passt gerade Jutta Mausolf auf die Kinder auf. Sie ist die Dienstälteste von 16 Erzieherinnen. Vor vielen Jahren hatte Löcknitz drei Kitas, ich bin durch alle Kitas gegangen und hatte immer die Aufgabe, eine Kita nach der anderen abzuwickeln, bin natürlich sehr froh, dass ich mein letztes Jahr, ich gehe nächstes Jahr in Altersteilzeit, in dieser wunderschönen Kita bin. Und die dank des jungen Zuzugs aus Polen gebaut werden konnte. Jutta Mausolf lernte 1991 das erste polnische Kind kennen. Heute ist in ihrer Gruppe fast die Hälfte der Kinder Polen. Einige sprechen akzentfrei deutsch, andere nur ein paar Sätze, ein Mädchen versteht noch gar nichts. Wir räumen jetzt auf. Nina, bring dein Blatt weg. Nina bleibt regungslos stehen. Ein deutsches Mädchen greift wortlos nach ihrer Hand und zeigt, was zu tun ist. Die Kinder helfen sich gegenseitig, ohne darüber nachzudenken. Halb Pole, halb Löcknitzer! Ich war gestern in Polen, habe Handschuhe gekauft. Da arbeitet mein Papa, der ist Busbegleiter. - Der ist polnisch? - Nein der ist deutsch. Deutsche-polnische Beziehungen sind hier - wie übrigens auch auf dem deutsch- polnischen Gymnasium - Alltag. Etwas, was Olaf Lejeune, der Leiter der Kindertagesstätte, auch auf Elternabenden immer wieder betont. Wenn es 21 Prozent NPD-Wähler gibt, wird es Eltern geben, die offen und ehrlich aussprechen, ich möchte nicht, und dann muss man das akzeptieren, aber wenn sie ihre Kinder in diese Einrichtung bringen, dann müssen sie wissen, dass das eine deutsch- polnische Einrichtung ist und dass auch ihre Kinder mit polnischen Kindern spielen. Und vielleicht keine Vorbehalte haben wie vielleicht die Eltern. - ENDE SENDUNG - 1