DEUTSCHLANDFUNK Sendung: Hörspiel/Hintergrund Kultur Dienstag, 25.11.2014 Redaktion: Hermann Theißen 19.15 ? 20.00 Uhr "Wir sind wie Götter und wir können genauso gut werden" Die Hippies und der Cyberspace Von Martina Groß Co-Produktion SWR/DLF URHEBERRECHTLICHER HINWEIS Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf vom Empfänger ausschließlich zu rein privaten Zwecken genutzt werden. Jede Vervielfältigung, Verbreitung oder sonstige Nutzung, die über den in §§ 45 bis 63 Urheberrechtsgesetz geregelten Umfang hinausgeht, ist unzulässig. © Deutschlandradio - Unkorrigiertes Manuskript - Atmo: Pazifik Musik: John Mayall: California Einspielung: Apollo Countdown 6, 5, 2, 3, 2, 1, 0 - all engines are running Übersetzer 3 Zitat Brand: Warum haben wir bisher kein Foto der ganzen Erde gesehen? O-Ton: Jay Baldwin Well, it is a spaceship. It?s going through the universe on its own power and with its own systems and apparently it is the minimum system. We need it all or it wouldn't be here. Übersetzer 4: Die Erde ist ein Raumschiff. Sie gleitet durch das Universum, aus eigener Kraft, mit eigenem System, und offenbar ist es das Mindestsystem. Wir benötigen alles davon. Wir brauchen die Erde ganz. Einspielung: Stewart Brand It did achieve change everything. The ecology movement took off in 1970 right after the first good pictures of the earth with the moon in the foreground, the Apollo program and then the Whole Earth Catalog was called the Whole Earth Catalog in this frame sort of reference. Übersetzer 3: Es veränderte alles. Die Umweltbewegung entstand 1970, direkt nach den ersten guten Fotos der Erde mit dem Mond im Vordergrund. Erst das Apollo Programm, und dann der Whole Earth Catalog. Die ganze Erde - das war der Bezug. O-Ton: Fred Turner Okay. Here is the opening passage, I love this, the purpose: We are as gods and we might as well get good at it. Übersetzer 2: Das hier ist die Einleitung. Die gefällt mir sehr. Und hier ist das Ziel: Ansage: ?Wir sind wie Götter und wir können genauso gut werden.? O-Ton: Fred Turner That?s just a beautiful opening, crazy but beautiful. Blättern. Ansage: Die Hippies und der Cyberspace Ein Feature von Martina Groß Sprecherin 30 Millionen You-Tube-Klicks für eine Ansprache. Die Rede des Apple-Gründers Steve Jobs 2005 vor Studenten der Stanford University. Einspielung: Steve Jobs ?When I was young, there was an amazing publication called The Whole Earth Catalog, which was one of the bibles of my generation. It was created by a fellow named Stewart Brand not far from here in Menlo Park, and he brought it to life with it?s poetic touch. This was in the late 1960?s, before personal computers and desktop publishing, so it was all made with typewriters, scissors, and Polaroid cameras. It was sort of like Google in paperback form, 35 years before Google came along: it was idealistic, overflowing with neat tools and great notions. Übersetzer 1: Als ich jung war, gab es ein großartiges Buch: den Whole Earth Katalog, das war eine Bibel meiner Generation, von einem Typen namens Stewart Brand in Menlo Park. Der hatte den Katalog herausgebracht - mit einer gewissen Poesie. Das war Ende der 60er, noch bevor es Personal Computer und Desktop Publishing gab. Alles entstand mit Hilfe von Schreibmaschine, Schere und Polaroids. Eine Art Google als Paperback, 35 Jahre vor Google. Es war ein idealistisches Projekt, prallgefüllt mit tollen Arbeitsmittel und großartigen Gedanken. Übersetzer 4 Die Welt verändern. Dafür arbeiten die Menschen. Einspielung Tim Cook Changing the world, these are things that people work for. Übersetzer 3 Was können wir tun, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen? Einspielung Eric Schmidt What can we do to make the world a better place? Übersetzer 4 Wir versuchen, Werkzeuge für die Menschen zu schaffen. Einspielung Steve Jobs We try to make tools for people. Übersetzer 1: Meine Lebensaufgabe ist es, die Welt offener zu machen, sie in Verbindung bringen und den Menschen die Kraft geben zum gegenseitigen Austausch. Einspielung Mark Zuckerberg For me, my life mission is to help make the world more open and connecting, to give people the power to share, so Einspielung 4: Eric Schmidt Empowering citizens, empowering women. We should define ourselves with a somewhat higher purpose. Why don?t - our industry -, the tech industry, figure out a way to solve these problems. ? Übersetzer 3: Informationsaustausch, Stärkung der Bürgerrechte, Stärkung der Frauenrechte. Wir sollten uns über höhere Ziele definieren. Und wenn uns Technologie dazu verhilft, diese Ziele zu erreichen? Sprecherin: Ein schöne Vorstellung, die Ex-Google-Chef Eric Schmidt da hat. Die Lösung politischer und sozialer Probleme durch digitale Technologien. Mir fehlt der kalifornische Glaube. Oder der kalifornische Optimismus? Mein Skeptizismus ist zu groß, um an digitale Medien als Instrument der Befreiung zu glauben. Mehr als zwanzig Jahre nach dem Ausruf der digitalen Revolution bin ich nach Kalifornien gereist, um zu verstehen, warum Technologie hier immer noch als Allheilmittel propagiert werden kann. Musik: Collage Sprecherin: Die Geschichte Kaliforniens und der San Francisco Bay ist von zwei großen Mythen geprägt: zum einen ist es die Frontier, das Grenzland - auch als Gebiet, wo alles möglich scheint, Reichtum und Fortschritt. Zum anderen ist es die Gegenkultur der sechziger und siebziger Jahre: Die Demonstrationen in Berkeley. Die Happenings im Golden Gate Park. Love and Peace, Drogen und Landkommunen. Seit den achtziger Jahren locken die Versprechungen der digitalen Hightech-Industrie. Outlaws als romantische Aussteiger? Romantische Aussteiger als Techies? Der Medienwissenschaftler Fred Turner hat sich mit diesen Widersprüchen beschäftigt. Sprecherin: Wir sind in seinem Büro an der Stanford University verabredet. O-Ton: Fred Turner Well, I had a moment of deep culture shock in the late 1990s. I had written a book that was published in 1996 about how Americans remember the Vietnam War. And in that book computers were everything that was wrong with the cold war American State. They were emblems of the military. I mean when people marched in 1964 for Free Speech Rights in Berkeley, they carried computer cards around their necks, that said: FSM for Free Speech Movement. Computers were the problem. Übersetzer 2: Ende der neunziger hatte ich einen schweren Kulturschock. Ich hatte ein Buch geschrieben über den Umgang der Amerikaner mit dem Vietnam-Krieg. Und da standen Computer für alles, was in den USA während des Kalten Kriegs falsch lief. Computer verkörperten das Militär. O-Ton: Fred Turner So in the late 1990s, actually 96 I went to graduate school for a PHD in California, I moved from Boston to California. Sprecherin: 1996 zieht Fred Turner nach Kalifornien. Da entdeckt er das Magazin ?Wired?. Eine Computerzeitschrift. O-Ton: Fred Turner And there was Stewart Brand who I have always thought was a counter culturist and an anti-war counter culturalist promoting computers as tools of countercultural change. And I sort of went, ha? Wait a minute. What is going on there? So I started rummaging back through Wired Magazine and I began seeing that many of the editors and writers of the Magazine had been together for about 30 years. Übersetzer 2: Und da stieß ich auf Stewart Brand, von dem ich immer dachte, er gehöre zur Gegenkultur und sei Kriegsgegner. Und der bewarb nun Computer als Werkzeuge gegenkultureller Veränderung. Ich dachte: Moment mal. Was ist denn hier los? Dann guckte ich ?Wired? genauer durch und sah, viele der Autoren und Redakteure waren schon seit 30 Jahren zusammen. Sprecherin: Stewart Brand. Geboren 1938 in Illinois, als Sohn eines Werbefachmanns. Studium der Biologie in Stanford. Hat ein Gespür für Neues und ein Talent für griffige Slogans. - Multimediakünstler, Hippie-Avantgardist, und - wie Fred Turner ihn bezeichnet - Netzwerk-Unternehmer und Akteur der Gegenkultur. O-Ton: Lee Felsenstein Now, Stewart Brand was a somewhat, lets see, he was a fairly straight person, he still is, he is still alive and very reserved, tiny bit aristocratic, but he found himself in SF taking LSD and exploring the counterculture. He was creating lightshows for dances and what they called Acid Tests. This was before LSD was illegal, so they would get together and everybody take LSD and had music and lights and so forth. He did the light shows, so he was kind of a technician in that regard. Übersetzer 1: Stewart Brand war eine ziemlich geradlinige Persönlichkeit, - ist es immer noch, er lebt ja noch, sehr scheu, ein wenig aristokratisch. Aber damals war er in San Francisco, nahm LSD und erforschte die Gegenkultur. Er entwickelte Lightshows zum Tanzen und für das, was man Acid Test nannte. Das war, bevor LSD illegal war. Man traf sich, nahm LSD und dazu gab es Lichter und Musik. Das machte er. In diesem Sinne war er eine Art Techniker. O-Ton / Atmo: Lee Felsenstein Alright, I am Lee Felsenstein at Menlo Park Train Station. Testing, one, two three. Right, this is the commuter train station at Menlo Park, California and we are walking to the central street at Menlo Park, Santa Cruz Avenue. And there is a building across our little Street which apparently is a set of storefront, I think that one, but I am not sure what we are looking at here. Sprecherin: Ich treffe Lee Felsenstein. An der Bahnstation in Menlo Park. Nur eine Haltestelle von Palo Alto und der Stanford University entfernt. Lee war aktiv am Free Speech Movement in Berkeley beteiligt. Aber als Student der Ingenieurwissenschaften war er da eine Ausnahme. Er ist ein früher Hacker. Ich stelle mir unter Hackern entweder blasse Nerds oder verwegen aussehende junge Männer vor. Lee ist Mitte 60, trägt eine Baseball-Cap und ein weißes T-Shirt mit einem Cartoon darauf: Der kleinwüchsige genialische Elektroingenieur und Erfinder Charles Proteus Steinmetz, Anfang des 20. Jahrhunderts Vorsitzender der amerikanischen Ingenieursvereinigung, legt den Hebel einer riesigen Maschine um. Wird sie funktionieren oder explodieren? Darunter steht ?Homebrew Computer Club?. Bei seiner Gründung 1975, hier in Menlo Park, war Lee Felsenstein eines seiner ersten Mitglieder. Zehn Jahre zuvor war die Kleinstadt, neben Berkeley und San Francisco, ein wichtiger Ort für die Gegenkultur. O-Ton: Lee Felsenstein This used to be the Portola Institute, which is where Stewart Brand published the Whole Earth Catalog. Well, the WEC started in 1968 and there is a story how about Stewart Brand had a revelation while taking LSD about the picture of the whole earth and he started to agitate for seeing a picture of the whole earth published by NASA and two years later this was done. That was on the cover of the first Whole Earth Catalogs. Übersetzer 1: Das da war das Portola Institut, wo Stewart Brand seinen Whole Earth Katalog herausbrachte. Die erste Ausgabe erschien 1968. Es heißt, Stewart Brand habe auf einem LSD-Trip eine Offenbarung gehabt, in der er ein Bild der Erde vom Weltraum aus sah. Und er forderte die NASA auf, das Foto zu veröffentlichen. Zwei Jahre später war es so weit. Es war auf dem Cover des ersten Whole Earth Katalogs. Einspielung Buckminster Fuller Atmo Space Lachen. And here is our spaceship earth and, who had human beings on board without knowing they were boarding for two millions years a ship, without knowing they were boarding a ship including yourselves, you are not thinking that way. But if you are to begin to realize that you are on this tiny ship, things are very, very different. Atmo Space Übersetzer 4: Und das ist unser Raumschiff Erde, das seit zwei Millionen Jahren Menschen an Bord hat, ohne dass sie wissen, dass sie an Bord eines Schiffes sind. Sie hier eingeschlossen. Aber sobald Sie das begreifen, verändert sich alles. Sprecherin: Buckminster Fullers Vorträge sorgen in den sechziger und siebziger Jahren für überfüllte Säle. Die Erde als Verkehrsmittel durchs All. Und jeder, der mitreist, ist mitverantwortlich. Die Erde als einzigartiges, universales, ökologisches System mit endlichen Ressourcen. Das Konzept vom Raumschiff Erde und ihr Bild, aufgenommen aus dem Weltraum, stehen am Anfang einer breiten Umweltbewegung. Fuller vertritt die Ansicht, es gäbe genug Ressourcen für alle auf der Welt, sie seien nur schlecht verteilt. O-Ton: Fred Turner And so what you should do is, you should take the industrial products around you and turn them toward some use that is personal meaningful to you. And in that way redistribute the resources of the realm. And you know, hippies took him very seriously, his geodesic domes became the basic houses on communes. And the notion of repurposing industrial technology became a whole tactic for the counterculture, for bohemia, later for punks, for a whole slew of people. And at the same time I think he brought into the counterculture a very technocratic imagination. An imagination that said, look, government is not really doing its job. So what we need is to take the technologies the industries has produced and use them for the jobs that we see as important. You hear that attitude now in Silicon Valley every day. Übersetzer 2: Die Idee war, vorhandene Industrieprodukte zu nehmen und für persönlich Sinnvolles zu nutzen, um auf diese Weise Ressourcen umzuverteilen. Hippies nahmen ihn sehr ernst. Seine geodätischen Kuppeln waren die wichtigste Baumform in den Landkommunen. Die Vorstellung, industrielle Technologie umzunutzen, wurde zur Taktik der Gegenkultur, für Künstler, später für Punks, für viele. Gleichzeitig brachte er eine sehr technokratische Phantasie in die Gegenkultur, die besagte: Pass auf, die Regierung erledigt ihre Aufgaben nicht, also müssen wir industrielle Technik für die Aufgaben nutzen, die uns wichtig sind. Diese Haltung ist im Silicon Valley heute weit verbreitet. Sprecherin: Mit dem Foto aus dem Weltraum, ermöglicht durch Technologien der NASA und umgedeutet durch die kalifornische Gegenkultur, ist die globale Perspektive nicht mehr allein den Göttern vorbehalten. Den ?Göttern? von Regierung, Wirtschaft, Bildung und Kirche. O-Ton: Lee Felsenstein Access to any tools and in fact that became Stewarts Brand?s slogan: Access to tools. The Whole Earth Catalog began to publish things by and about Buckminster Fuller and other social critics, especially when it is involved technology. And they took the view that people needed technology, people needed to control technology, they needed to know about it in order to do that. And so he would present technologies that he thought would be appropriate. It began to attract a lot of readers and people including myself. Übersetzer 1: ?Zugang zu allen Werkzeugen? - das wurde Stewart Brands Slogan. Der Whole Earth Catalog veröffentlichte Texte von und über Buckminster Fuller und von anderen Sozialkritikern, vor allem über Technologie. Sie vertraten die Ansicht, man braucht Technologie, aber man muss sie kontrollieren; und dafür muss man sie kennen. Also stellte Brand Technologien vor, die er für geeignet hielt. Das hat viele Leser begeistert; mich auch. O-Ton: Stewart Brand I was in the thrall of Buckminster Fuller who pretty much put out this idea that it is no use trying to change human nature. It?s been the same for a long time and if you want change behaviour don?t try to change human nature, don?t bother with politics, go after the tools. New tools make new practices and better tools make better practices. Übersetzer 3: Ich war regelrecht gefesselt von Buckminster Fuller, der die Idee vertrat, dass man die Natur des Menschen nicht ändern könne. Wenn du aber menschliches Verhalten ändern willst, befass? dich nicht mit Politik, befass? dich mit Werkzeugen. Neue Werkzeuge schaffen neue Gewohnheiten. Und bessere Werkzeuge, bessere Gewohnheiten. Sprecherin: Anfang der sechziger Jahre nimmt Brand an LSD-Experimenten im Veterans Administrations Hospital in Menlo Park teil. So wie tausend andere. Militär und FBI interessieren sich für die Wirkung von LSD als Wahrheitsdroge oder zur Steigerung der Kreativität. Übersetzer: 4 Bestehst du den Acid Test? O-Ton: Wavy Gravy: Phhh. Hm. Can you pass the Acid Test? Sprecherin: Wavy Gravy, Sozialaktivist, Gründer der Hippie-Kommune Hog Farm und Clown. Wenn er lacht, wird seine obere Zahnreihe sichtbar: in den Farben des Regenbogens. Er ist Ende 70. Und geht am Stock. Ein Rückenleiden. Von all den Polizeiknüppeln, sagt er. Mitte der sechziger Jahre war Wavy Gravy mit der Künstler- und Drogenaktivistengruppe ?Merry Pranksters? auf Tour, die in einem bunt bemalten Schulbus durch die USA fuhren, um Happenings zu veranstalten, bei denen sie sogenannte Acid Tests durchführten: LSD-Probiersessions für alle. O-Ton: Wavy Gravy I remember getting on the microphone and talking to the people and say: okay, pay attention here now, the cool aid on the right is the electric cool aid and the cool aid on the left is for the kids. Now, lets go over there. There cool aid on the right, the cool electric, the cool aid on the left for the kids. I did this may be twenty times, but people would be dancing to the Grateful Dead for a couple of hours and then they just come off the dance floor and just grab something wet which was about 200 micro grams to swallow. And so everybody started melting down. Übersetzer 4: Ich weiß noch: ich ging ans Mikrophon und sagte den Leuten: Okay, passt auf! Hier, das tolle Zeug rechts ist das elektrische tolle Zeug und das tolle Zeug links ist für Kinder. Jetzt hier rüber. Das hab? ich zwanzig mal gemacht. Und die Leute tanzten stundenlang zu Grateful Dead, dann gingen sie von der Tanzfläche runter, nahmen 200 Mikrogramm und dann fingen alle an wegzuschmelzen. Sprecherin: Haight Street, Ecke Ashbury Street. Zehntausende junger Amerikaner zieht es in diesem kurzen Summer of Love in das überschaubare Hippie-Ghetto von San Francisco. Die fragile alternative Infrastruktur bricht schnell zusammen. Für viele wird die Drogenerfahrung nicht zur erhofften Gemeinschaftsreise, sondern zum Trip in die Isolation. Stewart Brand zieht nach Sausalito, auf die andere Seite der San Franisco Bay, wo er bis heute auf einem Hausboot lebt. O-Ton: Lee Felsenstein Ahm, and he noticed that people - we are going this way - And he noticed that people - we are going this way. He noticed that people going out - push the button - here were go - he noticed that there were people going out to setup homesteads in rural areas for instance, intentional communities, back to the land. And these were all middle class urban people by upbringing and did not know anything about rural life and what you require. Übersetzer 1: Er merkte, dass es Leute gab, die wegzogen, um auf dem Land Farmen aufzubauen, Kommunen. Zurück aufs Land. Aber alle waren sie aufgewachsen als Angehörige der städtischen Mittelschicht. Sie hatten keine Ahnung vom Landleben, und was man dazu braucht. Sprecherin: Von 1966 bis 1973 entstehen zwischen 2- und 6.000 Kommunen in den USA. 100.000 junge Amerikaner sind auf der Suche nach Freiräumen für ein selbstbestimmtes Leben im Einklang mit der Natur. Eine Völkerwanderung! O-Ton: Fred Turner Now, if you are headed back to a commune, back to the land, back to a farm, what would you wanted to bring? Well. You might wanna bring a hose, you might wanna bring a tractor. Those were not the kind of things that were advertised by in large in the WEC. The WEC advertised books, computers, ideas, tools basically for the transformation of consciousness. Übersetzer 2 Also, wenn Du in eine Kommune willst, aufs Land, auf eine Farm, was würdest du da brauchen? Einen Schlauch vielleicht. Oder einen Traktor? Aber so etwas war im Whole Earth Katalog nicht zu finden. Da wurden Bücher beworben, Computer, Ideen, im Grunde also Werkzeuge für einen Bewusstseinswandel. Sprecherin: Dem Sicherheitsdenken ihrer Eltern stellen die Kommunarden individuelle Freiheit, kollektive, nicht entfremdete Arbeit und ein Leben in Gemeinschaft entgegen. Hierarchiefrei! Der Traum von der Gleichzeitigkeit individueller Autonomie und Gemeinschaft. O-Ton: Fred Turner So they were looking to live in and to build an alternative America. An America that would be outside politics. You know, many people of the generation of 68 believe that the American State had gone horribly wrong. The Vietnam War was evidence of that, but so too was racism and civil rights. So how do you deal with that? Well, the New Left wanted to change politics, they stayed with the political process, they believed that worked. Many folks from the communes said, no, politics themselves are the problem. We need to find another way to live, in order to find another way to live we have to find another place to live. So they headed mostly back to the land. They build geodasic domes and they built other kind of houses too. And in that space they thought to govern themselves by sharing their mindsets. By turning away from politics, by turning away from rules and laws, just being cool together, man. And as it turns out, that?s a terrible way to govern. what you get is what I think is the politics of cool. In which charisma really matters, cool really matters. So hey man, you should give us your money from your family for our commune, man. Otherwise you are not cool, man. Okay. The problem with that is inside cool are a whole series of stereotypes and norms. So the communes that I studied were very conservative in regard to their gender politics, not very comfortable for women. I have seen any number of pictures of barefoot, pregnant women carrying loads of hot bread to their men on communes. You know, and they were also places of racial segregation. No one ont a commune that I looked up would ever said, African Americans are not welcome here. But many of the people I?ve interviewed would say: well, you know, they are just not cool. Übersetzer 2: Sie wollten in einem anderen Amerika leben, und es aufbauen. Ein Amerika jenseits von Politik. Viele 68er waren der Überzeugung, dass in den USA alles schrecklich falsch lief. Das bewiesen der Vietnamkrieg, aber auch Rassismus und fehlende Bürgerrechte. Wie geht man damit um? Die Neue Linke wollte die Politik verändern, sie blieben im politischen Prozess. An den glaubten sie. Viele Leute aus den Kommunen aber sagten, nein, die Politik selbst ist das Problem. Wir müssen anders leben. Und um anders leben zu können, müssen wir einen anderen Ort finden. Also zogen sie auf?s Land. Sie bauten geodätische Kuppeln und andere alternative Behausungen. In diesem Raum glaubten sie, autonom sein zu können, mit einer gemeinsamen geistigen Haltung. Indem sie sich von der Politik abwenden, von Regeln und Gesetzen, einfach nur zusammen cool sein. Aber wie sich herausstellte, ist das ziemlich schrecklich. Es führt zu einer Politik des Coolseins, in der Charisma fast alles ist. So von wegen: hey Mann, du solltest uns das Geld deiner Familie für unsere Kommune geben, sonst bist du uncool. Das Problem dabei ist, dass cool sein eine ganze Reihe Stereotypen und Normen beinhaltet. Die Kommunen, die ich untersucht habe, waren in Hinblick auf ihre Geschlechter-Politik, was Frauen betrifft, sehr ungemütlich. Ich sah viele Bilder barfüßiger schwangerer Frauen, die für ihre Männer frisch gebackenes Brot herumschleppten. Es gab auch Rassentrennung. Niemand in den Kommunen, die ich mir angesehen habe, hätte gesagt, Afro-Amerikaner sind nicht willkommen. Aber viele, die ich interviewt habe, sagten: Na ja, die sind uncool. Übersetzer: Wir wollen helfen, ein planetarisches Bewusstsein zu fördern, Vertrauen in Ökologie und gute Technik. Sprecherin: Neben Stewart Brand arbeiten zwanzig Leute am Whole Earth Katalog mit. Er ist auf Zeitungspapier gedruckt. Schwarz auf Weiß. Jeder Zentimeter ist genutzt. Sägemühlen, Solarenergie. Gebrauchsanweisungen für das Gerben von Leder stehen neben Angeboten für Meditationskurse und Rechenmaschinen. Eine eklektische Mischung aus Werkzeugen der amerikanischen Pioniere, spirituell ost-asiatischen Einflüssen und High-Tech. Was unvereinbar scheint, im Whole Earth Catalog kommt es zusammen. Leser sind aufgerufen, eigene Anregungen und Rezensionen einzusenden. O-Ton: Fred Turner Gradually the Whole Earth Catalog became a map, not only of tools but of the communities that might be interesting to the people who wanted to go on to communes. ... So in that the WEC became a bit of a map, something a little bit like the internet. Übersetzer 2: Allmählich entwickelte sich der Whole Earth Catalog zu einer Landkarte, in der nicht nur Produkte und Dienstleistungen verzeichnet sind, sondern auch Gemeinschaften und Kommunen. Eine Art Landkarte, ein wenig wie das Internet. Sprecherin: 1971 erhält der Whole Earth Catalog den National Book Award. Ein Katalog! Da ist er auf über 400 Seiten angewachsen. Fast alles, was einmal aufgenommen wird, bleibt. Ein Overflow an Informationen. Verkaufte Exemplare der Ausgabe von 1971: Eine Million. Es ist das Opus Magnum der Gegenkultur. Es ist der Ausblick auf ein neues, mögliches Amerika. Sprecherin: Schon in der ersten Ausgabe des Katalogs empfiehlt eine Leserin ein Buch mit dem Titel ?Wir bauen unseren eigenen Computer?. Zur selben Zeit arbeiten in zwei Computerforschungslaboren im kalifornischen Stanford Wissenschaftler an unterschiedlichen Konzepten. Am Labor für Augmented Intelligence, AI, wird über künstliche Intelligenz geforscht, während ein Team am Stanford Research Institute an der Entwicklung interaktiver Kommunikation zwischen Mensch und Maschine arbeitet. In seinem 2005 erschienenen Buch ?What the Dormouse said? beschreibt John Markoff - New-York-Times-Korrespondent für das Silicon Valley -, die Beziehungen zwischen Computerforschern und der Gruppe um den Whole Earth Catalog. O-Ton: John Markoff Ah, it had influence on people like Alan Kay at Xerox Palo Alto Research Center who walked in with the Whole Earth Catalog and told the librarian to get all the books that were in that issue of the catalog. ... And so it just flowed out into the community as a real radical statement about how to publish and how to communicate. ? And at the same time people were, this is in the 60s and the 70s around the Bay Area participating in these personal growth movements. And there was convergence of both of the, in sort of using drugs to expand your mind, using these collective experimented processes, personal growth movement to expand your mind. And you had these technologists like Douglas Engelbart who was the man who invented the mouse and Engelbart had set out to use the technologies to basically augment human intelligence. And he thought that he could use computing to make it possible for small groups of people to learn more effectivley and do research more effecitvly. And all these things were swirling together and out of that came personal computung and out of that came the internet. Übersetzer 4: Leute wie Alan Kay am Xerox Palo Alto Research Center kamen mit einer Ausgabe des Whole Earth Catalogs ins Institut und sagten dem Bibliothekar, er solle alle Bücher anschaffen, die da verzeichnet sind. Der Katalog war ein radikales Statement, wie man veröffentlichen und kommunizieren sollte. Zur selben Zeit in den Sechzigern, Siebzigern machten viele Leute rund um die San Francisco Bay bei dieser Bewegung mit, wo es um Persönlichkeitserweiterung ging. Und beides lief zusammen: der Gebrauch von Drogen, diese kollektiven Experimente zur Persönlichkeitserweiterung einerseits. Und andererseits solche Technologen wie die von Douglas Engelbart, der die Maus erfunden hat. Engelbart ging es um Technologien zur Erweiterung menschlicher Intelligenz. Er dachte, Computer könnten helfen, effektiver zu lernen und zu forschen. All diese Sachen wirbelten zusammen und daraus entstanden der Personal Computer und das Internet. Einspielung: Stewart Brand There was also this tiny, tiny unknown subset of longhairs who were hanging out with computers who had nothing, had very little to do with politics, nothing to do with drugs, they had a way better drug and that their world was getting better and better and better. This was not true of drugs and it was not true of politics. And that was one of the reasons where I figured that?s where the action is gonna be. Übersetzer 3: Da gab es auch diese winzige unbekannte Gruppe Langhaariger, die an Computern rumhing. Sie hatten wenig mit Politik zu tun und nichts mit Drogen. Sie hatten eine viel bessere Droge, und ihre Welt wurde immer besser. Ohne Drogen, ohne Politik. Und da wurde mir klar, in diese Richtung wird es gehen. Einspielung Computer Museum Mountain View Sprecherin: Computer als individuelles Werkzeug gesellschaftlicher Veränderung? Ein individueller, ein ?Personal? Computer? 1972 schreibt Brand eine Reportage für den ?Rolling Stone?, direkt aus den Computerlaboren in Stanford. Der Titel: ?Spacewar - Besessenes Leben und symbolischer Tod bei den Computer-Gammlern?. Einspielung: Stewart Brand Ah ?Fanatic Life and Symbolic Death among the computer bums?, of which I meant Hackers mainly. And it was about things going on primarily at Xerox PARC and up here at Stanford AI lab. But that was late for me. Because when I came back from the army, here in 1962 for some reason I was getting a tour around the place and they showed me into the computation center, it was over there somewhere. And in the back room, computation center is all back room, there were a bunch of people gathered around a visual display, playing a game. Absolutely out of their bodies and they were playing Space War. This was just a few month after it had been invented by the hackers at MIT and what I saw was an epiphany for me that something really strange and different was going on. Well, this is well before most of the drug stuff. Übersetzer 3: Damit meinte ich die Hacker. Es ging um Sachen, die vor allem bei Xerox PARC und hier im AI Labor in Stanford vor sich gingen. Für mich kam das spät. Als ich 1962 von der Armee zurückkam, nahm ich an einer Führung durch das Rechenzentrum teil. In einem Hinterzimmer - Rechencenter sind immer Hinterzimmer - saßen ein paar Leute um einen Bildschirm und spielten. Vollkommen außer sich. Und sie spielten Space War. Das war ein paar Monate, nachdem es von Hackern am MIT entwickelt worden war. Was ich sah, war wie eine Erleuchtung, etwas wirklich Seltsames und Andersartiges ging vor sich. Und das war schon, bevor das mit den Drogen anfing. Einspielung: Computer Museum Mountain View O-Ton: John Markoff And there were another group of mostly young men, probably no more than 500 to a 1.000, who sort of had some glimpse of the power of that technology and they wanted to get access to it. They saw them as basically fantasy amplifiers. And as a result that was an industry that began as a hobbyist subculture. Übersetzer 4: Dann gab es noch eine andere Gruppe, meist junge Männer, vielleicht nicht mehr als 500 bis 1.000, die eine Ahnung von der Macht dieser Technologie hatten, und sie wollten Zugang dazu. Sie verstanden Technologie als Fantasieverstärker. Und daraus entstand in der Folge eine Industrie. Die begonnen hatte als Subkultur von Bastlern. Sprecherin: Lee Felsenstein gehört zu dieser Hobbyisten-Szene. Gemeinsam mit anderen arbeitet er in den siebziger Jahren daran, Computer aus den Hinterzimmern und Kellern der Universitäten und Großunternehmen zu holen und ein alternatives Netzwerk einzurichten. Als ?Informationswaffe? - wie er sagt - für einen friedlichen gesellschaftlichen Wandel. Sein Slogan: ?To change the rules, change the tools!? O-Ton: Lee Felsenstein And in 1970 I had reached the conclusion that the device we needed, the system we needed to empower the counterculture and to bring back the revolutionary times of the Free Speech Movement would be a network of computers. (?) I was the hardware engineer there and so in 1973 we were able to open a community memory system and discovered that we didn't need to get through countercultural organizations, it could be done direct hands on with people. That was the discovery. Übersetzer 1: 1970 kam ich zu dem Schluss, dass die Erfindung, das System, das wir brauchen, um die Gegenkultur zu stärken und die revolutionären Zeiten des Free Speech Movements zurückzuholen, dass das ein Computernetzwerk sein müsste. Ich war damals Hardware Ingenieur und 1973 konnten wir ein Community Memory System eröffnen. Wir stellten fest, wir brauchten dazu keine alternativen Organisationen, es konnte direkt mit den Leuten gemacht werden. Das war die Entdeckung. Atmo: Modem Sprecherin: Das Community Memory System ist eine Art digitale Pinnwand. Man kann Anzeigen aufgeben und nach Stichworten suchen. ?Lesen umsonst?, ?Schreiben 25 Cent?, steht an dem Holzkasten, der um den Monitor mit Tastatur gebaut ist. Das Gerät ist in einem Schallplattenladen in Berkely aufgestellt. O-Ton: Lee Felsenstein Now, I was worried that the students there would mostly regard it with suspicion at best and shock and disgust at most, but almost everybody lit up, you could see their face open up and they said: Oh boy, can I use it. Übersetzer 1: Ich hatte befürchtet, die Studenten würden im besten Fall misstrauisch sein, schockiert und empört, aber fast alle strahlten und sagten: Das kann ich brauchen. Einspielung: Werbung für Alto Xerox Sprecherin: Zur selben Zeit wird im Forschungslabor von Xerox PARC der erste Personal Computer entwickelt, der Xerox Alto. Doch als er drei Jahre später auf den Markt kommt, ausgestattet mit Monitor, Tastatur, Festplattengehäuse und Maus, will ihn niemand kaufen. Er ist zu teuer für den Hausgebrauch und für den professionellen Betrieb nicht leistungsstark genug. Xerox fährt die Forschungsgelder zurück und verpasst die Chance, PC-Geschichte zu schreiben. Das tun stattdessen die Hobbyisten. Als sich 1975 der Homebrew Computer Club gründet, ist Lee Felsenstein eines der ersten Mitglieder. Hier treffen sich professionelle Forscher und Amateure, um sich über mögliche Computer-Anwendungen auszutauschen. Während Visionäre wie Doug Engelbart Computer als dynamisches, Intelligenz verstärkendes Instrument betrachten, geht es der Gegenkultur um ein selbstregulierendes, Feedback-System. O-Ton: Lee Felsenstein I like to say that we opened the door into cyberspace and discovered that it was hospitable territory. Sprecherin: Während die meisten Kommunen bei der Umsetzung ihrer libertären Experimente an der Realität scheitern und sich nach ein, zwei Jahren auflösen, entsteht eine neue Frontier, eine Grenzerweiterung: Der Cyberspace. Vielleicht fehlten den Kommunarden bisher nur die richtigen Werkzeuge. Übersetzer: Wir haben das Tor zum Cyberspace geöffnet und stellten fest: es war ein gastfreundliches Territorium. Sprecherin: Gastfreundlicher als die Realität. 1981 wird der ehemalige Gouverneur Kaliforniens, der Republikaner Ronald Reagan, zum 40. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt. Die Zeit der großen Aufbrüche und sozialen Experimente scheint vorbei zu sein. Jedenfalls für die Gegenkultur. Der Whole Earth Catalog, in seiner ursprünglichen Form bereits 1972 eingestellt, erscheint in den achtziger Jahren unter verändertem Namen mit anderen Schwerpunktthemen - erst als ?The Next Whole Earth Catalog?, dann - bezeichnenderweise - als ?Whole Earth Software Catalog?. Herausgeber ist immer noch Steward Brand. Aber eine Legende ist der Katalog nicht mehr. O-Ton: Fred Turner But in 1984 he and some other folks had a conference to understand what have become of the counterculture and I have read the transcripts. They were very depressed, they said: we failed. We failed. Well, it?s right about that time that one of his editors, Kevin Kelly, brings Stewart Brand a copy of a book called ?Hackers? which lays out a picture of three generations of computer individualists, computer hackers and Brand says, aha, we should bring them together and have a conference. Übersetzer 2: 1984 organisierten er und einige andere eine Konferenz, um herauszufinden, was aus der Gegenkultur geworden ist. Ich kenne die Mitschriften. Sie waren ziemlich deprimiert, sie sagten: Wir sind gescheitert. Und da zeigte Kevin Kelly, einer seiner Redakteure, Stewart Brand ein Buch mit dem Titel ?Hacker?. Darin wird das Bild entworfen von drei Generationen von Computer-Individualisten, eben den Hackern, und Brand sagte, aha, die sollten wir mal auf einer Konferenz zusammenbringen. Musik: John Zorn: Poverty Übersetzer Zitat Brand: ?Ich glaube Hacker sind die interessantesten und effektivsten Intellektuellen seit den Vätern der amerikanischen Verfassung. Ich kenne keine andere Gruppe, die angetreten ist, um Technologie zu befreien und die damit so erfolgreich war. Gegen das aktive Desinteresse der Großunternehmen. Der Erfolg der Hacker zwang die Großunternehmen, es ihnen nachzumachen und das Individuum ins Zentrum des Informationszeitalters zu stellen. Durch Personal Computer. Damit haben Hacker wahrscheinlich die amerikanische Wirtschaft gerettet. Die Stillsten aus der Subkultur der sechziger Jahre sind hervorgetreten als die Innovativsten und Schlagkräftigsten - und als die, die den Mächtigen am verdächtigsten sind. Sprecherin: Ein schöner Heldenmythos. - 150 jener Outlaws des neuen Grenzlands Cyberspace kommen aus ihren Forschungslaboren, Bastelstuben und Clubs, um sich bei Stewart Brands Konferenz im Norden San Franciscos zu treffen. Brillante und idealistische Programmierer, die überzeugt sind, in den Algorithmen von Computern, Welten neuer Möglichkeiten entdeckt zu haben. O-Ton: Fred Turner: Hacker became the new Merry Pranksters. They became cool. And that work of marrying the cool of the counterculture to the tech scene here. That work what Stewart Brand and the WE network did. Übersetzer 2: Hacker wurden die neuen Merry Pranksters. Sie waren cool. Und diese Verbindung zwischen dem Coolen der Gegenkultur und der Techie Szene haben Stewart und das Whole Earth Netzwerk hergestellt. O-Ton: Lee Felsenstein For the organization of that, Stewart Brand had us used the EIES, Electronic Information System at the New Jersey Institute of Technology. ... We used that for organizing this conference. So at the end of that, they thought, well, what shall we do? Shall we keep the system going? It?s going to cost so much money to do it and how do we do this? So they came up with the idea for the WELL, Whole Earth Electronic Link. Übersetzer 1: Für die Organisation der Konferenz hatte Stewart Brand uns EIES nutzen lassen, das Elektronische Informations System vom New Jersey Institut of Technology. Und am Ende überlegten sie: Was fangen wir weiter damit an? Sollen wir es laufen lassen? Es wird teuer werden, und wie machen wir das? So kamen sie auf die Idee für The WELL. Whole Earth Electronic Link. Sprecherin: ?Die heldenhafte Saga von The WELL, der weltweit einflussreichten Online-Gemeinschaft. Es ist nicht AOL?, so wird die Titelstory des ?Wired Magazine? im Mai 1997 angekündigt. Auf dem Cover: vier verwegen aussehende Männer. O-Ton: John Coate I am on the left and the next to me is Larry Brilliant, Dr. Larry Brilliant, next to him is Stewart Brand and next to him to the right is Cliff Figallo. In the middle, Larry and Stewart were the two founders and Cliff and I were the managers, the workers, the people who did the work. Übersetzer 4: Ich bin links der, neben mir ist Larry Brilliant, dann Stewart Brand und Cliff Figallo. Die beiden Gründer Larry und Stewart sind in der Mitte. Cliff und ich waren die Manager, diejenigen, die die Arbeit gemacht haben. Sprecherin: Das Titelbild des ?Wired Magazine? hängt in John Coates Büro, in Filo, Nordkalifornien. Gleich neben dem Weltraumbild der Erde. John ist Geschäftsführer von KZYX, einem kleinen Community Radio. Nach 15 Jahren Kommuneleben ist er Mitte der 80er-Jahre zurück nach Kalifornien gekommen. Er sucht einen Job. Wie viele seiner Generation, die in den Achtzigern die Dreißig überschreiten und anfangen, sich Gedanken über ihren Lebensunterhalt zu machen. Viele finden Arbeit in den jungen Computerfirmen rund um San Francisco. Übersetzer 4: Als ich die Farm verließ, hatte ich keine Ahnung von Computern. O-Ton: John Coate When I left the farm I didn't know anything about computers. Sprecherin: Für Stewart Brands digitales Gemeinschaftsexperiment sind Johns Kommunenerfahrungen wichtiger als Computerkenntnisse. Inzwischen stehen die ersten PCs auf den Schreibtischen. The WELL hat am Anfang nur wenige Dutzend Mitglieder. Die meisten sind Selbständige, Programmierer, die allein von zu Hause aus arbeiten. Am Anfang sind es ein paar Dutzend Netzwerk-Pioniere, fasziniert von der Alchemie zwischen Mensch und Maschine. Das Büro von The WELL befindet sich auf Stewart Brands Hausboot in Sausalito. O-Ton: John Coate You could see who else was logged in, all these user ids. And I used to sit there and just looked at it and looked at it, hit that button and looked who is there, who is there, and one night I was just sort of like staring at it and thinking about it, and I realized, well, this is not the computer business, this is the relationship business. This is all about the relationships. And I thought, well, I know a lot about that. I know what and I just thought: that?s it! So what I am supposed to do is do what ever I have to do to make those relationships amongst those people stronger, in what ever way it works for them. For what ever they are for they can get that. It can be business or it can be personal or it can be what ever. But also knowing that they could discover new dimensions to the relationships at the same time. Übersetzer 4: Man konnte sehen, wer sich eingeloggt hatte, die ganzen Benutzer-Namen. Normalerweise saß ich da, drückte diese Taste und sah, wer da ist. Eines Nachts starrte ich nur so drauf und dachte nach und da wurde mir klar: das ist kein Computergeschäft, das ist das Beziehungsgeschäft. Es geht nur um Beziehungen. Und ich dachte, damit kenne ich mich aus. Das ist das, was ich machen muss. Beziehungen zwischen den Menschen stärken, egal wie. Egal zu welchem Zweck. Ob geschäftlich oder privat. Ich wusste, die Leute würden dabei auch eine neue Dimension von Beziehungen überhaupt entdecken. Sprecherin: Jeder kann zu Hause an seinem Computer sitzen und im Cyberspace Informationen mit anderen teilen. Zu allen erdenklichen Themen. Ein digitaler Whole Earth Catalog. O-Ton: Howard Rheingold The WELL was special because it was early and because Stewart Brand as Fred Turner wrote in his book, he was a network entrepreneur, he brought together a number of different networks. That the people who were interested in technology and people that were interested in alternative means of lifestyle, people interested in community, ecology, do it yourself, self reliance, all of those not particularly overlapping communities until the WELL brought them together. Journalists came, so that was a way that different networks could connect. And I think that was what ultimately was the power of the internet. It?s build into the name, it is an inter network, it?s a connection between different networks. Übersetzer 3: The WELL war etwas Besonders, weil es am Anfang stand. Und Stewart Brand, der ein Netzwerk-Unternehmer war, brachte verschiedene Netzwerke zusammen. Leute, die, sich für Technologie interessierten, für alternative Lebensstile, für Gemeinschaft und Ökologie. Do-it-Yourself, Selbständigkeit, all diese Bewegungen, die sich nicht unbedingt überschnitten. Das ist letztlich die Stärke des Internets. Das beinhaltet schon der Name: ?inter?, es verbindet, es ist eine Verbindung verschiedener Netzwerke. Sprecherin: Howard Rheingold, Autor, Soziologe und Redakteur von The Whole Earth Review, ein Magazin, das 1985 bis 2002 dem Whole Earth Catalog nachfolgt. Aus seinen Erfahrungen mit The WELL entsteht 1993 das Buch ?Virtual Communities. Homesteading on the Electronic Frontier?. Mindestens drei weitere Bücher und unzählige Artikel beschäftigten sich mit The WELL. Ziemlich viel für ein soziales Netzwerk, das nie mehr als 10.000 Mitglieder zählt. Geholfen hat dabei sicherlich der Gratiszugang für Journalisten, die über das Netzwerk schreiben. Auch die Titelstory im ?Wired Magazine? ist so entstanden. Eine Strategie, die sich durch die Geschichte des Whole-Earth-Netzwerks zieht: Beteiligte veröffentlichen journalistische Beiträge, über Geschichten, an denen sie selbst mitwirken. O-Ton: Howard Rheingold Well, it is certainly Steve Case got a lot of his ideas for AOL, from the WELL, Craig of craigs list got his idea for Craig?s list from the WELL, the Electronic Frontier Foundation grew from the WELL. The hackers conferences that brought together the people who made the first Macintosh was an outgrowth of the WELL and some of them are the most wellknown technology journalists, John Markoff of the New York Times, Steven Levy at The Wired. They were at the WELL in the early days. There was a particularity to it, is was a special thing. Übersetzer 3: Natürlich hat Steve Case, der Gründer von American Online, viele Ideen für AOL von The WELL, und Craig Newmark für seine Craigslist. Die Electronic Frontier Foundation ist auch daraus entstanden. Auch die Hacker-Konferenz, die die Leute zusammenbrachte, die den ersten Macintosh entwickelten, entstand aus The WELL. Einige der bekanntesten Technologie-Journalisten wie John Markoff von der New York Times, Steven Levy von ?The Wired?, sie waren am Anfang von The WELL dabei. Es war einzigartig, etwas ganz besonderes. Sprecherin: So wie viele andere aus dem Whole Earth Netzwerk beginnt Howard Rheingold Mitte der neunziger Jahre, für das neue Computer Magazin ?Wired? zu schreiben. Auf Hochglanzpapier gedruckt holt es die Computertechnologie aus der Nerd-Nische und den Forschungslaboren, versieht sie mit dem nötigen Glamour-Faktor, und katapultiert sie direkt in das Bewusstsein der Mainstreamkultur. Aus Tools - Werkzeugen - werden Gadgets ? technische Spielereien. O-Ton: Kevin Kelly We were saying, this is gonna be the big story, but at that time it was not the big story. It was considered very marginal, very nerdy, very off the side, not central and therefore people didn't, advertisers didn't necessarily want advertising in there and they didn't understand this and so the innovation that Wired did was to help make technology cool, to help bring the techno stuff to the center of the culture. Übersetzer 1: Wir sagten: das wird die nächste große Geschichte. Aber damals war es noch keine. Sie wurde als sehr randständig betrachtet, sehr nerdy, abwegig, nicht zentral und deswegen wollten Werbekunden keine Anzeigen schalten. Die Innovation von ?Wired? war, die Technologie cool zu machen, die Techno-Sachen in die kulturelle Mitte zu tragen. Sprecherin: Kevin Kelly ist Mitherausgeber des Wired Magazine. Seine Kritiker bezeichnen es als ?Zentralorgan der kalifornischen Ideologie?, in seinem unbedingten Glauben an die Informationstechnologie und ihre emanzipatorischen Kräfte. O-Ton: Fred Turner For folks of a countercultural orientation who are also familiar with cybernetics the entire world was basically a system of systems. And you know, if you look at computers, they circulate information and electricity systemically through the world. That circulation of systems, energy and information looked a lot like the system of money, the economic material. It also looked a lot like the system of energy and life force that seem to move through the organic world. And so they began to think, in the counter culturalist terms it?s all one, it is just one big system. And that?s something like LSD seemed to open for them, as it seemed to open a view on to the connection between these different world. Now, when that idea comes into the 80s and the 90s it takes a very different turn, because suddenly your legitimating certain styles of economic action as they were always natural. Suddenly you are very close to social Darwinism and that?s a very scary view. Übersetzer 2: Für Leute, die sich an der Gegenkultur orientieren und die sich mit Kybernetik auskennen, war die ganze Welt im Grunde ein System aus vielen Systemen. Betrachtet man Computer, dann lassen sie systematisch Informationen um die Welt zirkulieren. Dieser Kreislauf ähnelt sehr dem System des Geldes, der ökonomischen Substanz. Aber auch dem System von Energie und Lebenskraft, die durch die organische Welt zu fließen scheinen. In Begriffen der Gegenkultur ist das alles ein großes System. Und das ist ein Gedanke, der anscheinend durch das LSD aufkam. Und der auch den Blick geöffnet hat. In den achtziger und neunziger Jahren nimmt das dann eine neue Wendung. Plötzlich legitimiert man damit wirtschaftliche Handlungsweisen als seien sie immer natürlich gewesen. Plötzlich ist man sehr nah am Sozialdarwinismus, und das ist eine sehr beängstigende Aussicht. Sprecherin: Was bis in die neunziger Jahre Spielwiese für Wissenschaftler, Computer-Pioniere und Idealisten ist, löst mit der Entstehung des World Wide Web einen neuen Goldrausch aus. Verfechter einer neoliberalen Wirtschaftsideologie wie der Republikaner Newt Gingrich schreiben im ?Wired?. Libertäre, Marktliberale und Vertreter einer ausschließlich gewinnorientierten Computerindustrie, vereint in der Hoffnung auf eine digitale Revolution. Auf eine bessere Welt? O-Ton: Kevin Kelly That?s not was Wired was about. It was about having the conversation. So Wired was two things, it was trying to make stars and make discussions and news but also try to make news and so a lot of what it publishes like anything else is not necessarily that it believes but just things are things that we should hear about. And going back to your question about the hope. I think there was the believe that this technology would make the world better. Now, everybody had a different vision of how the world was better. And so there was the counterculture hippie types who to them better meant a more just world or more equable world, to others like myself it meant more choices and more possibilities. I am a possibilian. Übersetzer 1: Darum ging es nicht bei ?Wired?. Es ging um Austausch. ?Wired? war zweierlei: Es versuchte Stars zu schaffen und Diskussionen anzuregen und Neues vorzustellen, aber eben auch selbst eine Neuigkeit zu sein. Vieles, was publiziert wurde, war nicht unbedingt etwas, woran geglaubt wurde, sondern es waren Dinge, von denen man gehört haben sollte. Und was die Hoffnung betrifft: Es gab den Glauben, dass Technologie eine bessere Welt schaffen könnte. Aber jeder hatte eine andere Vorstellung davon. Es gab die Gegenkultur, die Hippies, für die besser gerechter bedeutete. Für andere wie mich bedeutete es mehr Auswahl und mehr Möglichkeiten. Sprecherin: Ende der achtziger Jahre zählt Stewart Brand zu den Mitbegründern des Global Business Network, das Zukunftsszenarios entwirft für globale Konzerne wie AT&T, Shell oder Vattenfall. Big Business und Gegenkultur schließen sich nicht aus. Im Gegenteil, ökonomischer Erfolg zeigt in den USA wenn nicht Gottgefälligkeit, dann wenigstens die Bestätigung, auf dem richtigen Weg zu sein. Stewart Brand gehört heute zu einer ökologischen Bewegung, die auf technologische Lösungen setzt. Dazu gehört die Wiederzüchtung ausgestorbener Tierarten ebenso wie dezentrale Atomkraftwerke. Persönliche Atomkraftwerke gewissermaßen. O-Ton: Kevin Kelly California is the place where is the least resistance to new ideas. So there is an optimism, there is a sense that the proper response to a problem caused by technology is to invent better technology. Okay. That it is not to have less technology, is to have better technology. Übersetzer 4: Kalifornien ist der Ort mit dem geringsten Widerstand gegenüber neuen Ideen. Da herrscht Optimismus. Und da herrscht die Ansicht, dass die richtige Reaktion auf ein technologisches Problem, die Entwicklung besserer Technologie ist. Also nicht weniger, sondern bessere. Sprecherin: Während meiner Recherche gibt es Augenblicke, in denen mich eine Sehnsucht nach kalifornischem Pragmatismus, Optimismus und Glauben packt. Dann folgt ein Moment der Klarheit und der Erkenntnis, dass die Hippiebewegung und ihre Utopien gescheitert sind. Erst in der Realität, dann im Cyberspace. Sie sind nicht nur gescheitert, sondern scheinen sich in ihr Gegenteil verkehrt zu haben. Noch nie wussten Staaten und Internetkonzerne so viel über ihre Bürger und ihre Nutzer wie heute. Und ich ? als Nutzerin ? bin selbst zum Produkt geworden. O-Ton: Fred Turner Yeah, I think the great idea of the internet as a tool of liberation prevents us from seeing the differences and also the different ways that we can organize it. I think also the folks connected with the WEC like Stewart Brand has done a very good job connecting the rise of computing to a series of ambitions for individual happiness, freedom, anti-bureaucratic lifestyle, that many of us share and had in place before the internet ever came along. What I think the counterculture did for computing was that it attached a series of devices to a series of ideas about what freedom could be. That we all wanted. We wanted those ideas. And if the machine are gonna bring it it us, sure we try the machines. I think we are learning now, that they are not actually bringing it to us. Do I think that cyberspace is a space of shared consciousness? No. And I think that?s a myth that the generation of 1968 has brought us. And I think it makes it very difficult for us to do the things we need to do about cyberspace, legislate, regulate, thinking about who is using it and who is getting what from it? Übersetzer 2: Die großartige Idee vom Internet als Werkzeug der Befreiung hält uns davon ab, die Unterschiede zu erkennen und die unterschiedlichen Möglichkeiten, damit umzugehen. Die Leute, die mit Stewart Brands Whole Earth Netzwerk verbunden sind, haben gute Arbeit geleistet, indem sie das Aufkommen von Computern mit bestimmten Vorstellungen verbunden haben: individuelle Zufriedenheit, Freiheit, antibürokratischer Lebensstil, den viele von uns geteilt haben, auch bevor es das Internet gab. Die Gegenkultur fügte einer Reihe von Methoden eine Reihe von Ideen hinzu, was Freiheit sein könnte. Und wenn Maschinen uns das ermöglichen, dann sollten wir es damit versuchen. Jetzt lernen wir, sie bringen uns nicht wirklich Freiheit. Ob ich glaube, dass der Cyberspace ein gemeinsames Bewusstseins schafft? Nein. Das ist ein Mythos, den wir von den 68ern haben. Und der Mythos erschwert uns zu tun, was zu tun ist: Gesetze und Regulierungen zu schaffen und nachzudenken: wer es benutzt und wer profitiert. Absage: ?Wir sind wie Götter und wir können genauso gut werden? Die Hippies und der Cyberspace Ein Feature von Martina Groß Mit Klaus Hemmerle, Volker Risch, Elmar Roloff, Michael Stiller und Anja Herden Ton und Technik: Martin Vögele und Claudia Peycke Regie: Iris Drögekamp Redaktion: Walter Filz Produktion: Südwestrundfunk mit dem Deutschlandfunk 2014. 1